Zur Gesundheit 2018-01 Köln
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CHIRURGIE<br />
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DER SCHMERZSCHRITTMACHER<br />
STROM AM RÜCKENMARK<br />
Es gibt einen Weg aus dem Schmerztief. Eine moderne Therapie mit<br />
niedriger oder hochfrequenter Rückenmarkstimulation (SCS) gibt Patienten<br />
mit chronischen Schmerzen ein Stück Lebensqualität zurück.<br />
Etwa 11 Millionen Menschen leben in Deutschland<br />
mit chronischen Schmerzen, 20 Prozent davon therapierefraktär.<br />
Der Schmerz begleitet sie jeden Tag – 24<br />
Stunden lang, meist über mehrere Jahre. Ständige<br />
Schmerzattacken machen ein normales Leben unmöglich.<br />
Die Gefahr, sich aus dem aktiven Leben zurückzuziehen<br />
und depressiv zu werden, ist bei den Betroffenen<br />
sehr groß.<br />
Chronische Schmerzpatienten haben meist einen langen<br />
Leidensweg hinter sich. Sie waren bei Orthopäden,<br />
Physio- und Schmerztherapeuten. Jedoch konnte<br />
ihnen keine Therapie langfristig Linderung verschaffen<br />
oder eine weitere Operation wäre entweder nicht Erfolg<br />
versprechend bzw. zu risikoreich. Vielen Patienten<br />
helfen nicht einmal mehr starke Schmerzmedikamente<br />
oder Morphium. Der Grund dafür liegt darin, dass die<br />
Nerven im Rückenmark so stark gereizt sind, dass sie<br />
ständig Schmerzsignale aussenden.<br />
Mit dem Schmerzschrittmacher kann Menschen mit<br />
neuropathischen Beschwerden geholfen werden. Er<br />
wird überwiegend bei nervenbedingten Schmerzen<br />
nach Voroperationen an der Wirbelsäule, CRPS I, Gefäßerkrankungen<br />
in Armen und Beinen (z. B. bei pAVK),<br />
bei Schmerzen durch verengte Herzkranzgefäße (z. B.<br />
bei Angina Pectoris) oder Schmerzen in Kopf und Nacken<br />
angewendet.<br />
Bei dem minimalinvasiv eingesetzten System handelt<br />
es sich um schmale, permanent installierte Elektroden<br />
im Wirbelkanal, die die Schmerzinformationen der<br />
Nervenzellen modulieren. Die Elektroden nehmen<br />
eine systematische Umpolung der Zellen vor, um den<br />
Weg des Schmerzsignals durch die Aktivierung von<br />
schmerzhemmenden Bahnen zu unterbrechen und<br />
die krankhaft veränderte Aktivität der Nervenzellen zu<br />
normalisieren. Auf diesem Wege wird die Wahrnehmung<br />
von Schmerzsignalen verändert und Schmerzen<br />
werden in reduzierter Form, bestenfalls gar nicht mehr<br />
verspürt.<br />
Dr. Athanasios Koulousakis, Fachbereichsleiter der<br />
Funktionellen Neurochirurgie - Spastik und Schmerz<br />
an der Klinik für Stereotaxie und Neurochirurgie des<br />
Universitätsklinikums Köln, behandelt seit über 40 Jahren<br />
Schmerzpatienten. Jährlich implantiert er etwa 80<br />
bis 120 Patienten ein SCS-System. Das System setzt<br />
genau dort an, wo die Schmerzen entstehen: im Rückenmark.<br />
Das Einsetzten des SCS-System erfolgt in zwei<br />
Schritten:<br />
Durch einen minimalinvasiven Eingriff werden über einen<br />
maximal 5 Zentimeter großen Schnitt im Bereich<br />
der Lendenwirbelsäule eine oder zwei Elektroden in<br />
den Wirbelkanal positioniert. Die richtige Lage wird<br />
über eine Testsimulation festgestellt. Während der intraoperativen<br />
Testung soll der wache Patient ein Kribbeln<br />
derart spüren, so dass das komplette Schmerzareal<br />
abgedeckt wird. Die Elektroden werden aus dem<br />
Körper herausgeleitet und an einen externen Stimulator<br />
angeschlossen, der die Impulse steuert.<br />
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