soziologie heute August 2016
Das erste und einzige illustrierte soziologische Fachmagazin im deutschen Sprachraum. Wollen Sie mehr über Soziologie erfahren? www.soziologie-heute.at
Das erste und einzige illustrierte soziologische Fachmagazin im deutschen Sprachraum.
Wollen Sie mehr über Soziologie erfahren? www.soziologie-heute.at
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vernetzung<br />
Auf die Vielfalt kommt es an!<br />
von Lukas Hoffmann<br />
Der vorliegende Beitrag soll anhand eines studentischen StartUps aufzeigen, wie<br />
durch Vernetzung Perspektivenvielfalt erzeugt und so dem häufig vorzufindenden Berufspessimismus<br />
in geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen auf konstruktive<br />
Weise begegnet werden kann.<br />
Foto: <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong><br />
Das Studium der Geistes- oder Sozialwissenschaften<br />
ist von einer<br />
Breite und Vielfalt gekennzeichnet,<br />
die sich in wenigen naturwissenschaftlichen<br />
oder technischen<br />
Studiengängen wiederfi nden lässt.<br />
Freilich wird dieses Merkmal nicht<br />
immer als positive Eigenschaft angesehen.<br />
Selbst Studierende einer<br />
geistes- oder sozialwissenschaftlichen<br />
Disziplin schätzen häufi g ihre<br />
unmittelbaren Erfolgschancen in<br />
einem für sie geeigneten Beruf als<br />
gering ein. Negative Erwartungen<br />
hinsichtlich der Karrieremöglichkeiten<br />
von Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen<br />
scheinen sich in<br />
mancherlei Hinsicht zu bestätigen,<br />
schaut man sich Anzeigen für reguläre<br />
Stellen oder auch nur Praktika<br />
an. Für die wenigsten gut bezahlten<br />
Jobs in der freien Wirtschaft werden<br />
ausschließlich AbsolventInnen<br />
eines sozialwissenschaftlichen Studiums<br />
gesucht. Vielmehr gelten Studiengänge<br />
dieser Fachrichtungen,<br />
wenn überhaupt, neben mehreren<br />
anderen Studienrichtungen als Qualifi<br />
kation.<br />
Doch der Pessimismus ist unbegründet.<br />
Bei genauerer Betrachtung<br />
fi nden sich zahlreiche Berufsfelder<br />
für SoziologInnen. Zwar richten sich<br />
Stellenausschreibungen oft nicht<br />
ausschließlich an Absolventen dieser<br />
Fachrichtung, vielfach werden<br />
deren Kompetenzen aber durchaus<br />
geschätzt. Zudem schließt das Fehlen<br />
von Soziologie als Fachrichtung<br />
in einer Ausschreibung nicht aus,<br />
dass ein/e SoziologIn genommen<br />
wird. Bewusstes Überschreiten einer<br />
vermeintlichen Grenze in einer<br />
Stellenausschreibung kann durchaus<br />
erfolgversprechend sein.<br />
Die Qualität von Soziologie liegt in<br />
der Breite an möglichen Berufsund<br />
Tätigkeitsfeldern nach dem<br />
Studium. Voraussetzung für die<br />
Wahrnehmung dieser Qualität ist<br />
die notwendige Übersicht über die<br />
gebotenen Möglichkeiten. Dafür<br />
bedarf es einer Vernetzung, die es<br />
AbsolventInnen erlaubt, die Perspektiven<br />
anhand von persönlichen<br />
Erfahrungen geschildert zu bekommen.<br />
Gerade wenn AbsolventInnen<br />
sich hinsichtlich ihrer Zukunft nach<br />
dem Studium unsicher sind, ist der<br />
Austausch mit KommilitonInnen von<br />
Bedeutung, um neue, bisher nicht<br />
ins Auge gefasste Berufsperspektiven<br />
kennen zu lernen.<br />
Habitway soll die Berufsperspektiven<br />
aufzeigen und der Vernetzung<br />
von AbsolventInnen geistes- und<br />
sozialwissenschaftlicher Studiengänge<br />
dienen. Das Portal wurde im<br />
Februar <strong>2016</strong> von vier Sozialwissenschaftlern<br />
gegründet und wird als<br />
StartUp-Projekt nebenberufl ich betrieben.<br />
Die Gründer haben die persönliche<br />
Erfahrung gemacht, dass<br />
die Vielfalt ihrer Karriereoptionen<br />
viele Studierende eher zu überfordern<br />
scheint. Die Webseite soll daher<br />
auf die den Studiengängen inhärenten<br />
Stärken hinweisen, damit<br />
Studierende Letztere erkennen und<br />
als ‚Kapital‘ beispielsweise in einem<br />
Bewerbungsgespräch vermarkten<br />
können.<br />
Das Informationsangebot umfasst<br />
Blogbeiträge, Videointerviews mit<br />
MitarbeiterInnen verschiedener<br />
Organisationen und Unternehmen<br />
sowie E-Books. Des Weiteren werden<br />
Organisationen, Unternehmen,<br />
NGOs sowie staatliche Stellen aufgelistet,<br />
die Sozial- und GeisteswissenschaftlerInnen<br />
einstellen. Auf<br />
dem Vlog werden in Kurzinterviews<br />
Perspektiven und Berufsfelder vorgestellt,<br />
die sich aus verschiedenen<br />
geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />
Studiengängen ergeben. Des<br />
weiteren fasst habitway seine öffentlichen<br />
Aktivitäten anhand von<br />
Kurzvideos dort zusammen.<br />
In Zukunft sollen NutzerInnen der<br />
Webseite auch Gastbeiträge im Vlog<br />
Der Begriff habitway ist aus einer Wortkombination entstanden:<br />
habit (kurz für: Habitus)<br />
way (ist der Weg, den Du gehst, während Du Deinen Habitus entdeckst und<br />
entwickelst, um Deine beruflichen Ziele zu erreichen)<br />
<strong>August</strong> <strong>2016</strong> <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> 27