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Neuroarchitektur

978-3-86859-468-3 https://www.jovis.de/de/buecher/details/product/neuroarchitektur.html

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64<br />

Mobilität<br />

Körper − Distanz − Leib<br />

Lange bevor der Begriff der Barrierefreiheit als Norm in die Bestimmungen<br />

öffentlichen Bauens aufgenommen worden ist, wird mit dem Begriffspaar<br />

des Lebendigen und des Gegenständlichen eine Unterscheidung praktiziert, deren<br />

Herleitung in größere Zusammenhänge gestellt wird. 122 Ein Beispiel von Merleau-Ponty<br />

zeigt, wie es sich mit einem geworfenen Stein verhält. „Das Phänomen<br />

der Bewegung selbst, bzw. die Bewegung von ihrer theoretischen Seite<br />

zeigt, dass z. B. der geworfene Stein nicht ein Identisches ist, dem die Bewegung<br />

äußerlich wäre, sondern dass er diese Bewegung selber ist. Die Dinge<br />

bestimmen sich in erster Linie durch ihr Verhalten, nicht durch statische Eigenschaften.<br />

Dass die aller Theorie zugrundeliegende und vorausgehende Erfassung<br />

der Bewegung selbst Sache eines Denkens eigener Art, nicht einer Institution<br />

ist, wird in weiteren philosophischen Erklärungen der Gegenwart betont.“ 123<br />

Damit wird deutlich, dass Bewegung weniger abstrakt beschrieben werden<br />

kann, sondern dass sie vielmehr immer im Zusammenhang mit Körpern als ein<br />

Phänomen erscheint, das in seiner Gesamtheit erfasst werden sollte. Mit dieser<br />

Setzung gelingt es Merleau-Ponty in Erinnerung zu rufen, dass Bewegung etwas<br />

Ursprüngliches ist und in den einzelnen Lebensphasen unterschiedliche Ausprägungen<br />

zeigt. Bedeutsam für die Kognitionsforschung sind wissenschaftliche<br />

Quellen, die Merleau-Ponty auf dem Stand der frühen 1950er Jahre aus der<br />

Entwicklungspsychologie sowie medizinischer Forschung in das Feld der Phänomenologie<br />

integriert. Fragen der Leiblichkeit werden Grundlage zielgerichteter<br />

theoretischer Bewegungen, was auch in psychomotorische Bereiche führt. Die<br />

Trennung zwischen Mensch, Raum und Umgebung wird überwunden und der<br />

Leib des Menschen an den Anfang gesetzt. „Nicht also dürfen wir sagen, unser<br />

Leib sei im Raume, wie übrigens ebenso wenig in der Zeit. Er nimmt Raum und<br />

Zeit ein.“ 124 Bewegungen hinterlassen Spuren und schreiben sich in die Erinnerungen<br />

ein, die sogar in den Gliedmaßen eingelagert werden. Das Bild der denkenden<br />

Hand, das der Anthropologe der Architektur Juhani Pallasmaa als eine<br />

Kulturgeschichte erarbeitet hat, 125 macht deutlich, dass Hände und Füße wie<br />

Organe wirken. Unser Körper ist nach Pallasmaas Verständnis in verschiedene<br />

Zonen untergliedert, die im regen Austausch miteinander stehen, ohne dabei

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