VSAO JOURNAL Nr. 1 - Februar 2018
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Wunder brauchen Ausdauer<br />
Regenerative Therapien beruhen durch die Wiederherstellung funktionsgestörter Zellen, Gewebe<br />
und Organe auf dem Prinzip der Heilung. Sei es durch biologischen Ersatz oder durch die Anregung<br />
körpereigener Regenerations- und Reparaturprozesse. Zelltherapien z.B. sollen abgestorbene Zellen<br />
bzw. geschädigte Gewebe ersetzen und so die grundsätzliche Funktionalität wiederherstellen.<br />
Dr. rer. nat. Steffen Michael Zeisberger, Wyss Zurich, Universität Zürich und Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)<br />
Prof. Dr. med. Simon Philipp Hoerstrup, PhD, Institut für Regenerative Medizin (IREM), Universität Zürich; Wyss Zurich, Universität<br />
Zürich und Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)<br />
Dank regenerativen Therapien sind heute<br />
Erfolge möglich, die vor einigen Jahrzehnten<br />
noch ins Reich der Fantasie gehörten.<br />
Neben sehr vielversprechenden Aussichten<br />
für die Zukunft gibt es jedoch nicht zu<br />
unterschätzende Herausforderungen. Zu<br />
den biomedizinischen und physiologischen<br />
Hürden gesellen sich ökonomische<br />
und politische. Deshalb wird eine der<br />
grundsätzlichen Herausforderungen für<br />
das zukünftige erfolgreiche Umsetzen von<br />
neuen Therapien in der Regenerativen<br />
Medizin darin bestehen, dass neue, sehr<br />
kostenintensive und behördlich regulierte<br />
Herstellungsverfahren im Verbund von<br />
akademischen, kommerziellen und behördlichen<br />
Entscheidungsträgern etabliert<br />
werden müssen.<br />
Um dieser Entwicklung proaktiv auch<br />
infrastrukturell einen Schritt näherzukommen,<br />
hat z.B. unter der Leitung von<br />
Prof. Simon P. Hoerstrup das Institut für<br />
Regenerative Medizin (IREM) der Universität<br />
Zürich 2010 eine universitäre Reinrauminfrastruktur<br />
etablieren können.<br />
Dies erleichtert es bereits heute ganz entscheidend,<br />
potenzielle zellbasierte Anwendungen<br />
in der Regenerativen Medizin aus<br />
der präklinischen in die so wichtige wie<br />
zugleich schwierige klinische Phase überführen<br />
zu können. Diese zentrale universitäre<br />
Dienstleistungseinheit mit einem<br />
angeschlossenen Qualitätskontroll- und<br />
Qualitätsmanagementsystem ist in ihrer<br />
Struktur für den Forschungsstandort<br />
Schweiz sowohl einzigartig als auch richtungsweisend<br />
für zukünftige Investitionen<br />
in diesem Bereich für potenzielle weitere<br />
Standorte.<br />
Fundamentaler<br />
Durchbruch<br />
In der Regenerativen Medizin stellen<br />
Stammzellen durch ihre Eigenschaft zur<br />
Selbsterneuerung und der Möglichkeit<br />
zur Differenzierung in andere Zelltypen<br />
eine Kerntechnologie dar. Die Möglichkeit,<br />
aus patienteneigenen Körperzellen<br />
pluripotente Stammzellen herzustellen<br />
und damit personalisierte, zell-basierte<br />
regenerative Therapien zu realisieren,<br />
stellt eine der wichtigsten Innovationen<br />
für die Regenerative Medizin der Zukunft<br />
dar und wird die heutige Medizin fundamental<br />
verändern.<br />
Sogenannte induzierte pluripotente<br />
Stammzellen (iPSC) wurden von Prof.<br />
Shinya Yamanaka von der Universität<br />
Kyoto (Japan) im Jahre 2006 durch die<br />
Reprogrammierung somatischer Zellen<br />
mittels vier embryonaler stammzellspezifischer<br />
Genprodukte erstmals beschrieben<br />
(Takahashi und Yamanaka, 2006; Takahashi<br />
et al. 2007). Das schwedische Nobelpreiskomitee<br />
erkannte umgehend die<br />
biomedizinische Tragweite dieser Errungenschaft<br />
und vergab gerade einmal sechs<br />
Jahre später, im Jahre 2012, Yamanaka für<br />
seine bahnbrechende Entdeckung den<br />
Medizinnobelpreis.<br />
Die iPSC-Technologie eröffnet geradezu<br />
eine neue Ära in der Zellbiologie. Diese<br />
neue Technik bietet enormes Potenzial<br />
für die Modellierung von Krankheiten,<br />
die Entwicklung neuer Medikamente, die<br />
Etablierung neuer Toxizitätstests für Medikamente<br />
oder für die Zelltherapie. Somatische<br />
Zellen von Patienten können zu<br />
iPSC reprogrammiert und weiter in eine<br />
Vielzahl verschiedener Zelltypen differenziert<br />
werden, welche eine essentielle Bedeutung<br />
für die Diagnostik und Therapie<br />
unterschiedlichster Krankheiten haben.<br />
Insbesondere erhofft man sich für die<br />
nahe Zukunft neue Ansätze für regenerative<br />
Therapien als auch vollkommen<br />
neue Möglichkeiten für die Entwicklung<br />
von Krankheitsmodellen basierend auf<br />
Pa tien tenzellen. Im Gegensatz zu der<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
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