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PEOPLE<br />
BEATRICE WETTSTEIN,<br />
TENNISSPIELERIN:<br />
81 JAHRE<br />
UND KEIN<br />
BISSCHEN<br />
MÜDE von René Laemmel<br />
Oft dachte ich mir, wer denn diese schlanke und äusserst<br />
nette und stets gut gekleidete Dame sei, die neben mir<br />
auf dem Platz den Gegnerinnen die Bälle um die Ohren<br />
drosch. Damals, ich war noch nicht lange im TC Schlieren, kamen<br />
wir erstmals ins Gespräch. Sogleich war ich fasziniert von ihrer<br />
Einstellung zum Sport und zum Leben.<br />
Sie meinte, dass sie Tennis zelebriere, ja für den Tennissport lebe<br />
und noch viele internationale Turniere spielen möchte. Was sie in<br />
der Zwischenzeit auch erfolgreich getan hat. In der nationalen<br />
Rangliste (80+ Damen) belegt sie zwar «nur» Platz drei. Dies unterstreicht<br />
aber eher, wie stark das Schweizer Tennis im oberen<br />
Alterssegment vertreten ist. In der Weltrangliste 80+ wird Beatrice<br />
Wettstein auf Rang sechs geführt. Eine unglaubliche Leistung!<br />
Und im vergangenen Oktober noch war sie gar die Nummer<br />
fünf. Was für ein Aushängeschild für den Limmattaler Club!<br />
Viele Mitglieder wissen gar nicht, was für eine Ausnahmeerscheinung<br />
hier im Verein spielt.<br />
Ihr Lieblingsball – das habe ich schnell bemerkt – ist der Stoppball.<br />
Tatsächlich gewinnen ab einem gewissen Alter diejenigen die<br />
Spiele, die die besseren Stoppbälle setzen und läuferisch noch einigermassen<br />
mithalten können. 80+ ist schon ein Alter, wo viele<br />
Spielerinnen und Spieler vermehrt auf Taktik, Trickaufschläge und<br />
eben Stopps setzen.<br />
Angefangen hatte Beatrice Wettstein erst im hohen Tennisalter<br />
von 37 Jahren. Damals schlug sie die ersten Bälle im Club der ZKB,<br />
wo ihr Mann arbeitete. Schon damals gehörte sie zu den Schnellsten<br />
auf dem Court und gewann viele Spiele auch wegen ihrer Kondition.<br />
Die dreifache Mutter ist ein Bewegungstalent. Schnell stellten<br />
sich Fortschritte ein. Sie spielte Firmeninterclub und Turniere<br />
und bald gehörte sie zur nationalen Spitze. Wer sie bezwingen<br />
wollte, musste selbst dafür sorgen. «Es ist eher selten, dass ich<br />
über längere Zeit unter meinem Niveau spiele», kommentiert sie<br />
eine ihrer Stärken. Seit 1998 war sie fast immer für die Schweiz am<br />
Nationencup, meistens auch als Captain, dabei. Ein fünfter Platz<br />
mit dem Schweizer Team war ein toller Erfolg. Einmal wurde ihr<br />
vom amerikanischen Team sogar eine spezielle Medaille für ihren<br />
vorbildlichen Einsatz, K<strong>amp</strong>fgeist und Fairness überreicht.<br />
«Früher war der Vorhand-Crossball mein Paradeschlag. Nach einer<br />
Verletzung musste ich aber mein Spiel komplett umstellen»,<br />
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