WIRTSCHAFT+MARKT 1/2018
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29. Jahrgang | Heft 1 | Januar/Februar 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
WIRTSCHAFT+
MARKT
EXKLUSIV
Michael Müller über
Milliardeninvestitionen
in Berlin
ZUKUNFTSORT
EUREF-Campus
in Schöneberg
REPORT
Autohandel
im Umbruch
RATGEBER
Klug aus der
Insolvenz kaufen
Digitalisierung
So managt der Osten auch diese Wende
Ihr Unternehmen.
Ihre Zukunft.
Ihr Magazin.
29. Jahrgang | Heft 1 | Januar/Februar 2018 | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €
WIRTSCHAFT+
MARKT
EXKLUSIV
Michael Müller über
Milliardeninvestitionen
in Berlin
ZUKUNFTSORT
EUREF-Campus
in Schöneberg
REPORT
Autohandel
im Umbruch
RATGEBER
Klug aus der
Insolvenz kaufen
Digitalisierung
So managt der Osten auch diese Wende
Titel_W+M_0118.indd 1 04.12.17 15:42
www.wirtschaft-markt.de
WIRTSCHAFT+
MARKT
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN
EDITORIAL | 3
Der Osten muss
Motor der digitalen
Wende werden
Karsten Hintzmann
Chefredakteur
kh@wirtschaft-markt.de
Foto: Torsten George, Titelfotos: Syda Productions/fotolia.com, spainter_vfx/fotolia.com
Was war das nur für ein Jahr, das
jetzt hinter uns liegt? Überall
Umbruch, Aufbruch, mitunter
Chaos und ungekannte Unberechenbarkeit.
Die Welt scheint aus den Fugen geraten
zu sein. Regionale Konflikte lassen
sich nicht eindämmen, auf der koreanischen
Halbinsel droht gar ein Krieg unkalkulierbaren
Ausmaßes. Und im Ranking
der Negativschlagzeilen wetteifern Staatschefs
wie Kim Jong-un, Donald Trump und
Recep Tayyip Erdogan seit Monaten Kopf
an Kopf um die Spitzenplätze.
In dieser nervösen Zeit schien Deutschland
lange der ruhende Fels in der Brandung
zu sein. Doch auch in unseren Landen
ist vieles in Bewegung geraten.
Spätestens seit der Bundestagswahl
im Herbst und der sich anschließenden
schwierigen Regierungsbildung. Die über
viele Jahre dominierenden Volksparteien
CDU und SPD wurden vom Wähler abgestraft
und (relativ) klein gemacht. Unter
den Deutschen rumort es, und sie haben
für ihren Protest ein neues Ventil gefunden
- die Alternative für Deutschland
(AfD), die mit 12,6 Prozent fulminant in
den Bundestag eingezogen ist.
Besonders in den neuen Ländern hat die
AfD viele Proteststimmen sammeln können.
Ein deutliches Zeichen dafür, dass im
Osten Deutschlands überdurchschnittlich
viele Menschen unzufrieden sind mit der
Bundespolitik der letzten Jahre. Auch 27
Jahre nach der deutschen Einheit liegen
die Einkommen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt,
viele Beschäftigungsverhältnisse
sind fragil oder ohnehin befristet
- das liegt auch am sehr kleinteiligen Mittelstand,
der die ostdeutsche Wirtschaft
dominiert. Die Menschen fragen sich, ob
die von der Politik bislang so oft versprochene
und noch längst nicht vollzogene
Angleichung der Lebensverhältnisse in
Ost und West eine ewige Fata Morgana
bleiben wird.
Das rückblickende Beklagen von Missständen
und Versäumnissen im Einigungsprozess
oder taktisch durchschaubare
gegenseitige Schuldzuweisungen
der politischen Akteure werden weder die
Unzufriedenheit der Bürger noch die eigentlichen
Ursachen der wirtschaftlichen
Defizite im Osten beseitigen. Das haben
wichtige Entscheider aus Politik, Wirtschaft
und Wissenschaft erkannt. Sie eint
die Überzeugung, dass es notwendig ist,
neue Wege zu gehen, um den alternativlosen
Aufholprozess Ostdeutschlands nachhaltig
anzukurbeln. Auf dem 2. Ostdeutschen
Wirtschaftsforum, das am 9. und
10. November in Bad Saarow stattfand,
wurden dazu konkrete Ideen entwickelt
und klare Handlungsfelder formuliert. Im
Kern geht es darum, dass die neuen Bundesländer
innerhalb Deutschlands zum
Motor der digitalen Wende werden müssen.
Das betrifft die Unternehmen genauso
wie die Schulen, die Wissenschaftseinrichtungen
und die Verwaltungen. Wenn
dieses ambitionierte gesamtgesellschaftliche
Digitalisierungsprojekt gelingt, hat
der Osten die Chance, endlich aufzuschließen.
Lesen Sie dazu unsere Titelgeschichte
(ab Seite 30).
W+M
VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft
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4 | W+M INHALT
W+M TITELTHEMA
Digitalisierung - so managt
der Osten auch diese Wende............30
W+M AKTUELL
Köpfe......................................................................... 6
Nachrichten ........................................................... 8
W+M LÄNDERSCHWERPUNKT BERLIN
Interview mit dem
Regierenden Bürgermeister Michael Müller............11
Berliner Zukunftsort:
EUREF-Campus in Schöneberg...............................16
Kreativer Aufbruch: Start-ups statt Tabakduft.........18
W+M LÄNDERREPORTS
Ostdeutschland:
Zu wenige Nachfolger für Ost-Unternehmen......... 20
Im Interview
11
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller
über die Wirtschaftskraft seiner Stadt, Investitionen
und seine Ziele als Bundesratspräsident
Sachsen-Anhalt:
Dessau – Bauhausstadt mit Zukunft....................... 22
Ostdeutschland: Autohandel im Umbruch.............. 24
Mecklenburg-Vorpommern:
Oranje an der Ostseeküste..................................... 26
Ostdeutschland:
Eliteschulen - Pauken unterm Schlossdach ........... 28
W+M TITELTHEMA:
DIGITALISIERUNG - SO MANAGT
DER OSTEN AUCH DIESE WENDE
Digitalisierung kann Aufholprozess
spürbar beschleunigen............................................ 30
OWF-Memorandum „M20siebzehn“..................... 33
„Davos des Ostens“ - Magnet
für Spitzenpolitiker und Führungskräfte.................. 38
56
Netzwerk
Deutsche Gründer- und Unternehmertage
mit „SpeedDating“ für innovative Ideen
Impressum
WIRTSCHAFT+MARKT
Das ostdeutsche Unternehmermagazin
Ausgabe: 1/2018
Redaktionsschluss: 08.12.2017
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH
Charlottenstraße 65, 10117 Berlin
Tel.: 030 505638-00
Fax: 030 505638-21
www.wirtschaft-markt.de
Herausgeber/Geschäftsführer:
Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55
fn@wirtschaft-markt.de
Chefredakteur: Karsten Hintzmann
Tel.: 030 505638-86, kh@wirtschaft-markt.de
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,
jp@wirtschaft-markt.de
Autoren: Rudolf Miethig, Matthias Salm, Thomas
Schwandt
Abo- und Anzeigenverwaltung: Christiane Schattner,
Tel.: 030 505638-74, cs@wirtschaft-markt.de
Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,
Tel.: 030 505638-72, kw@wirtschaft-markt.de
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und
Abonnementpreis:
Die Zeitschrift WIRTSCHAFT+MARKT erscheint
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins
Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M
Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)
60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,
www.moeller-mediengruppe.de
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Fotos übernehmen wir keine Haftung.
Fotos: W+M (oben), Jochen Kirch (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
W+M INHALT | 5
W+M POLITIK
Kommentar: Fördergelder klug einsetzen............... 40
Standpunkt: Ist es vertretbar,
VIP-Einladungen anzunehmen?...............................41
Umfrage:
Was sind Ihre wichtigsten Ziele für 2018?.............. 42
30
Titel
Spitzenpolitiker debattierten beim
Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow
über die Chancen der digitalen Wende
W+M RATGEBER
Büro: Tipps für gute Büroorganisation.................... 46
Management: Aus der Insolvenz kaufen................ 48
Management: Die Achtsamkeit und
ihre Wirkung auf Führungskräfte............................ 50
IT: Mit hoher Datenqualität
schneller erfolgreich sein........................................ 52
Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste
für Wirtschaftsliteratur............................................ 53
Auto: SUV - beliebte Kreuzung aus Limousine
und Geländewagen................................................. 54
W+M NETZWERK
Länderreport
Eliteschulen – Pauken unterm Schlossdach
28
Berlin: deGUT mit „SpeedDating“
für innovative Ideen................................................. 56
Leipzig: 11. enviaM-Energiekonvent....................... 57
Hoppegarten: Loulou‘s Jackpot gewinnt
Preis des WirtschaftsForums................................. 58
Bansin: Ball der Generationen................................. 59
Fotos: Ralf Succo (oben), Helge Lehmann KG (Mitte), Volvo Car Germany GmbH (unten)
Ratgeber
54
SUV - beliebte Kreuzung aus Limousine und Geländewagen
Warnemünde: Reichlich Glamour in Hohe Düne.... 60
Rostock: Branchentag zur Informationsund
Kommunikationstechnologie............................ 61
VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 62
Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64
W+M DIE LETZTE SEITE
Ausblick und Personenregister .............................. 66
W+M WEITERE BEITRÄGE
Editorial .................................................................... 3
Impressum .............................................................. 4
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
6 | W+M AKTUELL
1
2
3
1
Kati Wilhelm (41)
Schreibende Biathletin
Manche Köche verderben den Brei, indem
sie ihn immer exotischer und ausgefallener
machen. Diesen Lehrsatz hat sich die vielfache
Biathlon-Olympiasiegerin und Multi-
Unternehmerin aus Thüringen zu Herzen
genommen. In ihrem Heimatort Steinbach-
Hallenberg, wo sie auch Ehrenbürgerin ist,
betreibt sie seit 2014 das Lokal „Heimatlon“.
Erfolg bei einheimischen wie auswärtigen
Gästen hat sie, weil sie in der Küche
auf eine Balance zwischen Traditionellem
und Neuem vertraut. Verantwortlich dafür
ist ihr renommierter Koch Felix Hofmann,
der mit geschultem Blick und Kreativität
über den Tellerrand hinausblickt und Thüringer
Klassiker mit Pfiff anrichtet. Gemeinsam
mit Felix Hofmann hat Kati Wilhelm
jetzt das „Heimatlon-Kochbuch“ herausgebracht,
mit Rezepten für rund 100
Gerichte – für Gewürze und Pasteten, Suppen,
Eintöpfe, Brot und Gebäck, Aufstriche,
Konfitüren, Dressings, Fisch, Fleisch,
Beilagen und Kuchen.
2
Heiko Schmidt (50)
Prämierter Unternehmer
Wenn der studierte Diplomingenieur und
Bauherr durch Greifswald streift, begegnet
er an vielen Orten den Spuren seiner
Arbeit, eindrucksvollen Wohn- und Gewerbebauten.
In über 20 Jahren hat er unzählige
Projekte realisiert. Vom „Alten Fritz“
am Greifswalder Marktplatz über Kindertagesstätten-
und Schuleinrichtungen, die
Feuerwehr bis hin zum neuen Wohnpark
im Ummanzer Weg.
Ende November wurde Schmidt vom Unternehmerverband
Vorpommern als Unternehmer
des Jahres geehrt. Begründung:
„Als Geschäftsführer der Greifswalder Planungsgesellschaft
für Haus- und Stadterneuerung
PHS GmbH prägt er mit seinen
14 Mitarbeitern das Gesicht der Hansestadt
mit und schafft ein anspruchsvolles
soziales Umfeld für Familien und Unternehmen.“
Schmidt sei nicht nur geschäftlich
sehr erfolgreich, er bringe sich zudem aktiv
in die Gesellschaft ein. Heiko Schmidt
ist Mitglied im Lionsclub und Vorsitzender
des Vereins „Pommersche Heimat“, der
sich Kultur und Geschichte der Region verpflichtet
sieht. Der Verein hat bereits manches
historische Ausstellungsstück für das
Pommersche Landesmuseum erworben.
3
Stanislaw Tillich (58)
Langjähriger Landesvater
Am 13. Dezember zog er sich, wie zuvor
angekündigt, vom Amt des sächsischen
Ministerpräsidenten zurück, das er seit
2008 innehatte. Ab sofort ist er nur noch
„einfacher“ Abgeordneter des Sächsischen
Landtags. Da Tillich in den Jahren als
sächsischer Landesvater nie die Bodenhaftung
verlor und wegen seiner Unaufgeregtheit
und Volksnähe geschätzt wurde, dürfte
ihm der selbstgewählte Abstieg von der
Karriereleiter nicht allzu weh tun. Kurz vor
seinem Auszug aus der Staatskanzlei gab
er den Lesern der Leipziger Volkszeitung
einen Einblick in seine Gemütsverfassung:
„Ich habe sehr viel Post erhalten. Einerseits
von Menschen, die mir ihre Anerkennung
aussprechen, andererseits aber auch
von jenen, die das nicht tun. Das ist ganz
natürlich, da der Zuspruch bei Wahlen in
den vergangenen Jahren zwischen 30 und
40 Prozent lag. Zu wissen, dass die meisten
Leute mit mir nicht grollen, macht den
Abschied leichter. Und: Ich gehe schließlich
auch nicht im Groll. Das Land hat die
besten Voraussetzungen, seinen Weg weiter
zu gehen – nun ohne mich an der Spitze.
Nach fast 30 Jahren in der Politik finde ich
es ganz normal, nicht am Stuhl festkleben
zu wollen, sondern loszulassen.“
4
Michael Kretschmer (42)
Neuer Chef der Sachsen
Obwohl er bei der Bundestagswahl den
Wiedereinzug in den Bundestag verpasste,
weil er nicht über die Landesliste seiner
Partei abgesichert war, zählt der gebürtige
Görlitzer zu den politischen Aufsteigern
des Jahres. Am 13. Dezember wählte ihn
der Sächsische Landtag zum neuen Ministerpräsidenten
des Freistaates. Er beerbt
Stanislaw Tillich, der sich nach dem historisch
schlechten Abschneiden der sächsischen
CDU für einen Rückzug entschied.
Interesse an der Politik fand Kretschmer im
zarten Alter von 14 Jahren, im DDR-Wendeherbst
1989. Damals besuchte er mit
Freunden aus der Jungen Gemeinde die
Friedensgebete in seiner Heimatstadt. Bereits
mit 19 Jahren war er Stadtrat in Görlitz.
Ab 2002 gehörte er dem Bundestag
an, seit 2009 war er stellvertretender Vorsitzender
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
für Bildung, Forschung, Kunst, Kultur
und Medien. Der studierte Wirtschaftsingenieur
war seit 2005 Generalsekretär der
sächsischen CDU. Amtsvorgänger Tillich
ist von Kretschmers Qualitäten überzeugt:
Fotos: W+M, Anette Pröber, W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
W+M AKTUELL | 7
Fotos: Deutscher Bundestag, Anette Pröber
4
„Er ist Sachse mit Herz und Verstand, der
jung und doch erfahren ist. Es ist ein Gewinn,
dass Michael Kretschmer als Kreisrat
die Belange der kommunalen Familie
genauso gut kennt, wie er ein belastbares
Netzwerk aus Berlin mitbringt."
5
5
Jane Bothe (49)
Segelschiff-Kapitänin
Die Eignerin des in den warmen Monaten
zwischen Greifswald, Rügen und der
Insel Usedom kreuzenden Seglers „Weiße
Düne“ hat eine besonders erfolgreiche
Saison hinter sich – insgesamt 6.500
Gäste konnte sie in den zurückliegenden
Monaten an Bord begrüßen. Jetzt liegt
der über hundertjährige Segelschoner
im Winterquartier und wird generalüberholt.
Für Jane Bothe ist das Schiff ihr Leben.
Schon als 10-jährige Berliner Göre
sei es ihr Traum gewesen, am Steuer eines
Schiffes zu stehen und im Einklang
mit der Natur zu leben. In Holland, erzählt
sie, seien Frauen seit vielen Generationen
auch als Kapitäninnen unterwegs. Das hat
sie fasziniert. Trotzdem studierte sie zunächst
Kunst und wurde Grundschullehrerin.
Doch schon bald wollte sie nicht nur
„Basteltante“ sein. In ihrem Ehemann Detlef
fand sie einen Gleichgesinnten. Beide
heuerten in Holland als sogenannte Decksknechte
an und besuchten nebenher die
Seefahrtsschule. „Für das Kapitänspatent
sind regelmäßige, lange Fahrtzeiten wichtig“,
sagt sie. Mit drei Kindern sei es nicht
gerade leicht gewesen, diese zu erreichen.
„Wir hatten ein gutes familiäres Zeitmanagement.
Einer war immer bei den Kindern
und einer an Bord.“ 2005 kam die Familie
aus Holland nach Vorpommern, um
auf der „Weißen Düne“ anzuheuern. Seit
2011 ist das Schiff im Familienbesitz.
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8 | W+M AKTUELL
ZFM IST ÖKOFLÄCHENAGENTUR
Dresden. Der zum 1. Januar 2017 neugegründete
Staatsbetrieb Zentrales Flächenmanagement
Sachsen (ZFM) ist zuständig
für Veräußerungen und Verpachtungen von
staatlichen Immobilien sowie für Ankäufe
und die Bereitstellung von Immobilien für
staatliche Zwecke. Seit Oktober 2017 ist
der Staatsbetrieb ZFM auch als Ökoflächenagentur
des Freistaates beauftragt. Er ist
damit Ansprechpartner für alle öffentlichen
und privaten Vorhabenträger mit Kompensationsverpflichtungen.
Bei Baumaßnahmen
mit Eingriffen in den Naturhaushalt
müssen diese ausgeglichen oder ersetzt
werden. ZFM bietet in seiner neuen Funktion
sachsenweit Ökokontomaßnahmen an,
mit denen diese Kompensationsverpflichtungen
schuldbefreiend übernommen werden
können. Weitere Informationen:
www.zfm.sachsen.de.
ERZSCHÜRFER IN PÖHLA
Mittweida. Das Bergbauprojekt der Saxony
Minerals And Exploration AG (SME
AG) zum Abbau von Wolfram, Zinn und
Flussspat in Pöhla bei Schwarzenberg
geht in die erste Phase. Zum Jahresende
soll eine Pilotanlage in Betrieb gehen.
„Die Pilotanlage besteht aus einer Vorbrecheranlage,
einer Kugelmühle, Siebmaschinen,
mehreren Flotationszellen,
Eindickern, einer Trocknungsanlage sowie
einem Analyselabor“, so Matthias
Finder, Projektmanager der SME AG.
Zunächst werden in den ersten Wochen
zehn LKW-Ladungen Gestein aus
Pöhla angeliefert, anschließend aufbereitet
und dann untersucht. Auf diesem
Weg soll festgestellt werden, mit welchem
Verfahren sich Erze am besten aus
dem geförderten Gestein herauslösen
lassen.
BETEILIGUNG AN START-UP
Fürstenwalde. Die E.DIS AG beteiligt sich
am Start-up „b.ventus“. Das junge Unternehmen
bietet Geschäftskunden die Möglichkeit,
schnell, einfach und mit einem
Rundum-Service in die Produktion von
eigenem Windstrom einzusteigen. Kernstück
des Angebotes ist eine Windturbine,
die genau dafür optimiert ist. Mit knapp
30 Metern Höhe kann sie ohne aufwändige
Genehmigungsverfahren schnell errichtet
und in jede bereits vorhandene eigene
Energieerzeugung aus einem Blockheizkraftwerk
oder einer Photovoltaik-Anlage
integriert werden.
„Wir haben uns ‚b.ventus‘ bewusst als
Partner ausgesucht, da das Unternehmen
eine vielversprechende, innovative
Geschäftsidee entwickelt hat“, so E.DIS-
Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Montebaur.
EINTRITTSKARTE IN DIE WELT DER BUSINESS-CLUBS
Der Abschluss einer Young Executive
Membership ist im Alter von 21 bis
30 Jahren möglich. Die Mitgliedschaft
wird mit Vollendung des 30. Lebensjahres
automatisch in eine individuelle
Mitgliedschaft umgewandelt. Die Mitgliedschaft
ist nicht übertragbar.
Die Lounge des Berlin Capital Club.
Den optimalen Einstieg für Young Professionals
in die Welt der Business Clubs
bietet die Young Executive Membership
im Berlin Capital Club. Netzwerke aufund
ausbauen ist die Grundlage für jegliche
Geschäftsverbindungen. Starten Sie
jetzt durch und knüpfen Sie Ihre ersten
Clubkontakte als Clubmitglied beim traditionellen
Neujahrsemfang am 19. Januar
2018. Der Neujahrsempfang ist jedes
Jahr das erste Highlight des umfangreichen
Veranstaltungskalenders, wenn
über 500 Mitglieder gemeinsam das
neue Jahr begrüßen.
Eintrittskarte in die Welt der
Business-Clubs.
Der Berlin Capital Club wird von der
CCA Gruppe gemanagt und gehört
dem weltweiten IAC-Netzwerk an,
welches den Mitgliedern Zutritt zu
fast 250 Clubs in Metropolen weltweit
bietet.
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Fotos: Berlin Capital Club
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
W+M AKTUELL | 9
Foto: Finow Automotive GmbH
FINOW AUTOMOTIVE EXPANDIERT
Eberswalde. Der für seine zukunftsweisenden
Technologien bekannte Automobilzulieferer
Finow Automotive GmbH
aus Eberswalde hat 2017 nicht nur erneut
kräftig in die Modernisierung seiner
Anlagen investiert, sondern gleich noch
einen neuen Unternehmensstandort in
Thüringen eröffnet. „Mit der Expansion
nach Haynrode in Thüringen haben wir
auch geografisch unsere Möglichkeiten
erweitert“, erklärt Geschäftsführer Hagen
Hänelt. Rund fünf Millionen Euro investierte
die Finow Automotive bislang
in Haynrode, weitere zwei Millionen Euro
sollen 2018 in den Standort fließen. „Wir
sind in Thüringen mit derzeit 22 Mitarbeitern
bereits gut aufgestellt, wollen im
kommenden Jahr aber noch auf 60 Beschäftigte
wachsen“, kündigt Hänelt an.
Insgesamt zählt die Finow Automotive
rund 200 Mitarbeiter. Parallel zum neuen
Unternehmensstandort
wurde auch am Stammsitz
Eberswalde weiter
investiert. Insgesamt
rund sechs Millionen
Euro flossen 2016 und
2017 in neue Technik.
So wurden unter anderem
eine hochmoderne
Rohrprofilieranlage, eine
Freiformbiegemaschine,
3-D-Laserschneidanlagen
und eine neue
MBB-Schweißzelle angeschafft
und in Betrieb
genommen. Die Finow
Automotive GmbH konzentriert
sich seit ihrer Gründung im Jahr
1999 auf die Einführung und Weiterentwicklung
neuer, innovativer Fertigungsprozesse
zur Herstellung von Rohren und
Moderne Technik bei Finow Automotive.
Profilen für Fahrwerk, Struktur und Motor-Applikationen.
Die präzisen Bauteile
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10 | W+M AKTUELL
DIGITALE PROZESSE SETZEN
STRATEGISCHE RESSOURCEN FREI
Leipzig. Die Digitalisierung verändert
Prozesse im Einkauf nachhaltig. Durch
effizientere Nutzung von Vertriebswegen
und Beschaffungsvorgängen werden
vor allem kleinere und mittlere Unternehmen
in die Lage versetzt, Kosten
zu sparen und strategische Ressourcen
freizusetzen. Dies ist das wichtigste Fazit
der Studie „Indirekter Einkauf im Fokus“,
die in einer Kooperation der Hochschule
für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
mit der Mercateo AG entstand. Darin
wurde untersucht, welche Einflüsse die
Digitalisierung auf den Einkauf und die
Optimierung von Beschaffungsvorgängen
in Unternehmen hat, welche Vorteile
sich ergeben und welche Kostenersparnis
damit einhergeht.
Nach Angaben der befragten Betriebe
verschiedener Branchen ist die Beschaffung
von indirektem Material,
zum Beispiel Büromaterial oder
Produkten des Arbeitsschutzes,
in kleinen und mittleren Unternehmen
häufig nicht einheitlich geregelt
und oft ein manueller Vorgang. So umfasst
ein typischer Beschaffungsvorgang
unter anderem die Bedarfsanforderung,
die Anbietersuche, die Bestellung
und den Wareneingang, was etwa
drei Stunden Arbeitszeit bindet und somit
etwa 115 Euro Prozesskosten erzeugt.
Sobald dieser Prozess digitalisiert wird,
sinken die Prozesskosten auf etwa 67
Euro, denn der gesamte Beschaffungsvorgang
nimmt weniger als zwei Stunden
in Anspruch.
Digitale Werkzeuge helfen also, Prozesskosten
für einen Beschaffungsvorgang
um mehr als vierzig Prozent zu senken
Die Studie „Indirekter Einkauf
im Fokus“ erschien 2017.
und wertvolle Arbeitszeit zu sparen. Auf
diese Weise schafft ein digitalisierter Beschaffungsprozess
Freiraum für Einkäufer,
sich auf strategisch wichtige Projekte
zu konzentrieren und gestaltet gleichzeitig,
durch die gesunkenen Prozesskosten,
den Einkauf wirtschaftlicher.
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland im November 2017
OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT TROTZT DEM NOVEMBERGRAU
Die ostdeutschen Unternehmer stemmen sich gegen das
nass-kalte Novembergrau und bleiben insgesamt sehr positiv
gestimmt. Der ifo Geschäftsklimaindex der gewerblichen
Wirtschaft in Ostdeutschland stieg im November geringfügig
von 113,8 auf 114,0 Punkte. Die Befragungsteilnehmer korrigierten
ihre Lageeinschätzungen leicht nach oben, ihre Geschäftserwartungen
für das kommende halbe Jahr jedoch etwas nach
unten.
Auch die Beschäftigtenerwartungen der ostdeutschen Unternehmer
gaben spürbar nach. In Industrie, Bauhauptgewerbe
und Großhandel korrigierten die Befragungsteilnehmer ihre Personalpläne
nach unten, im Bauhauptgewerbe sogar sehr kräftig.
Hier dürften jedoch auch Besetzungsschwierigkeiten eine Rolle
spielen; abermals klagte knapp ein Viertel der ostdeutschen
Bauunternehmer über Arbeitskräftemangel.
Allerdings gaben die Geschäftserwartungen im Bauhauptgewerbe
insgesamt sehr kräftig nach. Dadurch trübte sich auch
das Geschäftsklima in diesem Bereich spürbar ein. In allen anderen
Bereichen der gewerblichen Wirtschaft – Verarbeitendes
Gewerbe, Groß- und Einzelhandel – hellte sich die Stimmung
hingegen auf. Dabei blickten alle drei Bereiche mit gestärktem
Optimismus ins kommende Jahr. Zugleich berichteten Industrie
und Großhandel von besseren Geschäften im November
als im Oktober.
ifo Geschäftsklima
Joachim Ragnitz und Michael Weber
Vormonat 19,5 November 20,0
ifo Beschäftigungsbarometer
Vormonat 6,2 November 4,2
Verarbeitendes Gewerbe
Vormonat 26,5 November 28,2
Bauhauptgewerbe
Vormonat 19,4 November 13,3
Groß- und Einzelhandel
Vormonat 5,1 November 7,7
* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.
Foto: Mercateo AG
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
SCHWERPUNKT BERLIN | 11
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD):
„Alles, was mit Wissenschaft und Digitalisierung
zu tun hat, findet in Berlin zunehmend ein Zuhause“
W+M: Herr Müller, als Ort für dieses Interview
haben Sie den EUREF-Campus
in Schöneberg ausgesucht. Welche Bedeutung
hat der Campus für den Wirtschaftsstandort
Berlin?
Michael Müller: Das ist einer unserer
ganz wichtigen Zukunftsorte. Einen Campus
mitten in der Stadt - das haben nicht
alle Metropolen zu bieten. Und hier kommen
mehrere Dinge zusammen – große
etablierte Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen
und die Start-up-Szene. Es
ist ein Glücksfall, gerade hier auch neueste
Entwicklungen in den Bereichen Energieeffizienz
und autonomes Fahren präsentieren
zu können.
W+M: Glaubt man einer jüngst veröffentlichten
Studie des Instituts der deutschen
Wirtschaft, ist es um die Berliner Wirtschaft
nicht gut bestellt. Im Gegensatz
zu anderen europäischen Hauptstädten,
die als Wirtschaftsmotoren in ihren Ländern
wirken, schmälert Berlin die deutsche
Wirtschaftskraft. Warum ist das so?
Foto: W+M
Michael Müller: Wir sind ohne Frage immer
noch in einer Aufholphase. Dafür gibt
es Gründe: Wir sind nicht zentralistisch
organisiert, wie in anderen Ländern, wo
sich alles auf die Hauptstädte fokussiert.
Bei uns konzentriert sich eben auch viel
auf München oder Frankfurt. Darüber hinaus
haben wir noch immer mit den Folgen
der Teilung zu kämpfen. Aus Berlin
ist viel Industrie abgewandert. Wir bemühen
uns aufzuholen. Das wird nicht
mehr nur durch die traditionellen Wirtschaftsbereiche
gelingen, so haben wir
eine ganz erstaunliche Entwicklung im
Bereich der Start-up-Szene, in der Digitalisierung
und im wissenschaftlichen Umfeld.
Wir konnten die Arbeitslosigkeit in
den letzten zehn Jahren halbieren. Insofern
sehe ich uns auf einem guten Weg.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller wählte für das W+M-Interview den
innovativen EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
12 | W+M SCHWERPUNKT
W+M: Seit knapp einem Jahr führen
Sie eine rot-rot-grüne Landesregierung.
Wie sieht Ihre wirtschaftspolitische Zwischenbilanz
aus?
Michael Müller: Die aktuellen Entwicklungen
zeigen, was unsere Themen sind.
Da gibt es den von Siemens geplanten
Stellenabbau. Wir müssen um jeden Industriearbeitsplatz
kämpfen. Nicht nur in
Berlin, sondern in ganz Ostdeutschland.
Das ist ein wichtiger Kampf, denn die Industrie
gehört ganz einfach zu einer gesunden
Wirtschaftsstruktur. Erfolgreich
sind wir nicht nur in den Bereichen Dienstleistungen
und Tourismus, sondern auch
in den wissenschaftsbasierten Bereichen,
wie auch der EUREF-Campus deutlich
macht. Alles, was mit Wissenschaft und
Digitalisierung zu tun hat, findet in Berlin
zunehmend ein Zuhause. Zwei Drittel des
deutschen Risikokapitals für Start-up’s
flossen im vergangenen Jahr nach Berlin.
W+M: In den aktuellen Umfragen schneidet
Ihr Senat eher schlecht ab. Viele
Menschen sind unzufrieden mit der Arbeit
der Berliner Landesregierung. Haben
Sie eine Erklärung dafür?
W+M: Sie haben von Investitionen gesprochen.
Um wie viel Geld geht es dabei
und in welche Vorhaben soll es prioritär
fließen?
Michael Müller: Wir haben den Investitionshaushalt
insgesamt wieder hochgefahren.
In den letzten sieben Jahren
von 1,3 Milliarden Euro auf zwei Milliarden
Euro. Zudem stehen uns angesparte
Haushaltsmittel im dreistelligen Millionenbereich
für diverse Investitionen
zur Verfügung, etwa für den Straßenbau
und notwendige Sanierungsmaßnahmen.
Dazu kommen Sonderprogramme.
Allein die Hochschulen erhalten in
den nächsten zehn Jahren zwei Milliarden
Euro. Für unsere allgemeinbildenden
Schulen geben wir in diesem Zeitraum
zusätzlich 5,5 Milliarden Euro aus.
W+M: Als es vor Jahresfrist zur Senatsbildung
kam, haben Sie sich dafür entschieden,
zusätzlich zu ihrem Amt als
Regierungschef auch die Verantwortung
für das Ressort Wissenschaft und Forschung
zu übernehmen. Was konnten
Sie auf diesem Gebiet in den vergangenen
Monaten bewegen?
Michael Müller: Der Wissenschaftsbereich
ist einer der Zukunftsbereiche unserer
Stadt. Deshalb halte ich es auch für
sinnvoll, dass die Zuständigkeit für dieses
Ressort beim Regierenden Bürgermeister
liegt. Neben den schon erwähnten Investitionen
sind uns in diesem Bereich
großartige Ansiedlungen von Instituten
gelungen, die auch überregional wirken.
Hierzu zählen das Deutsche Internetinstitut,
das Einsteinzentrum Digitale Zukunft
und das Institut für Migrationsforschung.
Darüber hinaus konnten wir das Berliner
Institut für Gesundheitsforschung mit Hilfe
des Bundes deutlich stärken.
W+M: Fragt man bei der Unternehmerschaft
nach, was ihnen am meisten unter
den Nägeln brennt, wird oft das Thema
schnelles Internet genannt. Wie weit
ist Berlin beim Breitbandausbau und bis
wann soll die Stadt mit schnellem Internet
versorgt sein?
Michael Müller: Wir haben eine Breitbandversorgung,
die bei über 90 Prozent
liegt. Trotzdem brauchen wir weitere In-
Michael Müller: Wir haben in Berlin traditionell
ein rustikales Umfeld. Auch Koalitionen
in anderen Farbgebungen hatten
damit schon zu kämpfen. Aber natürlich
spüren die Berliner bis heute die Auswirkungen
der harten Sparmaßnahmen
in den zurückliegenden zehn, fünfzehn
Jahren. Dass da ein Punkt erreicht ist, an
dem die Menschen eine deutliche Umkehr
erwarten, ist verständlich. Wir
haben das verstanden und umgesteuert.
Es wird wieder verstärkt investiert,
es werden neue Beschäftigte
eingestellt. Aber die Auswirkungen
dieser politischen Neuorientierung
werden erst schrittweise spürbar sein.
Insofern kann ich Unzufriedenheit verstehen.
Mir geht es zuweilen selbst so,
dass mir bestimmte Dinge nicht schnell
genug vorangehen. Aber man braucht für
Investitionen und Personalaufwuchs ein
bisschen Zeit.
Michael Müller vor einem autonom fahrenden
E-Bus, der auf dem Campus-Gelände verkehrt.
Foto: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
BERLIN | 13
vestitionen, um künftig eine noch höhere
Internetgeschwindigkeit zu ermöglichen.
W+M: Sie haben für ein Jahr das durchaus
einflussreiche Amt des Bundesratspräsidenten
übernommen. Beim Amtsantritt
kündigten Sie an, in den kommenden
Monaten bewusst auch Berliner Themen
voranzubringen. Welche Themen könnten
das sein?
Foto: W+M
Michael Müller: Wir haben eine große
Expertise in vielen Bereichen, die bundesweit
eine Rolle spielen. Etwa bei der
Migration. Auch das Thema wachsende
Stadt ist nicht nur für Berlin wichtig. Praktisch
alle Städte wachsen im Moment.
Alle müssen sich auseinandersetzen mit
Fragen zur Wohnraumversorgung, zu Bildungsangeboten
und Mobilität. Erwähnen
möchte ich auch unsere 50 Digitalprofessuren
und die vielfältige Start-up-
Szene. Diese Erfahrungen können wir
bundesweit einbringen.
Michael Müller mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).
W+M: Werden Sie die Bundesratspräsidentschaft
auch dafür nutzen, den
viel beschworenen Aufhol- und Angleichungsprozess
der ostdeutschen Länder
zu thematisieren?
Michael Müller: Gerade die Bundesratspräsidentschaft
bietet die Möglichkeit,
sich noch stärker auszutauschen
und zu vernetzen. Es gibt ja bereits die
Ost-Ministerpräsidenten-Konferenz als
unser netz verbindet
Zukunft mit Nach haltigkeit.
50Hertz sorgt für sicheren Anschluss an neue Energie.
Wir versorgen über unser Höchstspannungsnetz rund 18 Millionen Menschen
im Norden und Osten Deutschlands sicher und zuverlässig mit Strom. Immer
mehr davon stammt aus erneuerbaren Quellen, die das Klima nicht belasten.
Für diese umweltfreundliche Energie bauen wir unser Stromnetz aus. Dabei
nehmen wir Rücksicht auf die Menschen und minimieren Eingriffe in die
Natur durch ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.
www.50hertz.com
© jan pauls
14 | W+M SCHWERPUNKT BERLIN
Michael Müller: Es war damals ein
Kleinstunternehmen, zeitweise waren
wir nur zu fünft. Es gab sogar Phasen,
wo mein Vater ganz allein war. Besonders
gut erinnere ich mich auch an die
Phasen, wo es nicht so lief. Es begann
damit, dass ich keinen Kredit bekam, um
eine gebrauchte Maschine zu kaufen. Die
Banken sagten, ich könne jede Summe
für eine neue Maschine haben, aber die
10.000 Mark für die gebrauchte Maschine
wurden nicht bewilligt. Das zeigt, welche
Probleme gerade kleine Unternehmer
oft bei Finanzierungsfragen haben.
Es ging dann weiter mit der Frage, wie
man mit ungeschützten Gewerberaummieten
umgeht, die über Nacht plötzlich
verdreifacht wurden und zum Umzug
zwangen. Diese Erfahrungen habe
ich alle hautnah gemacht und sie fließen
ein in meine politische Tätigkeit.
W+M: Existiert die kleine Druckerei
noch?
Michael Müller sieht den EUREF-Campus als „Glücksfall“ für Berlin.
bewährte Institution. Aber wir merken
an so aktuellen Fällen, wie dem von Siemens
geplanten Stellenabbau, dass man
da auch dranbleiben muss. Viele Regionen
haben nach wie vor Strukturprobleme,
auch in Westdeutschland. Trotzdem
brauchen wir gerade für Ostdeutschland
weiter eine besondere Sensibilisierung
des Bundes, dass es hier zu weiteren Ansiedlungen
von Institutionen und Unternehmen
kommen muss.
In den 28 Jahren seit der Deutschen Einheit
haben wir viel geschafft. Dennoch
müssen wir uns damit auseinandersetzen,
dass es noch keine gleichen Lebensverhältnisse
gibt.
W+M: Durch die endlosen Verzögerungen
beim Bau des Großflughafens BER sind
Sie in eine Zwickmühle geraten: Die Berliner
wollen mehrheitlich, dass der Flughafen
Tegel auch nach einer BER-Inbetriebnahme
am Netz bleibt. Die Mitgesellschafter
Brandenburg und der Bund
sind dagegen. Wie gehen Sie mit dieser
Situation um?
Michael Müller: Der Berliner Senat hat
sich hier eindeutig positioniert. Wir haben
deutlich gemacht, dass wir sehr große
Risiken sehen, sollte Tegel dauerhaft
am Netz bleiben. Nach dem Volksentscheid
mussten wir zunächst bei den
anderen Gesellschaftern seriös ausloten,
ob es überhaupt einen Entscheidungsspielraum
gibt. Berlin allein kann
das nicht entscheiden. Nach den Gesprächen,
die wir geführt haben, stellen
wir fest, dass weder beim Bund noch
in Brandenburg eine Meinungsänderung
erkennbar ist. Wenn uns nicht noch der
beauftragte unabhängige Gutachter
neue Spielräume aufzeigt, sehe ich daher
kaum Möglichkeiten, diesem Votum
nachzukommen.
W+M: Abschließend zwei persönliche
Fragen. Sie waren früher unternehmerisch
tätig, haben mit Ihrem Vater eine
kleine Druckerei geführt. Gibt es aus
jener Zeit Eigenschaften und Erfahrungen,
von denen Sie heute noch profitieren?
Michael Müller: Mein Vater führte die
Druckerei bis zu seinem Tod im Jahr 2015
und nun führt sie – zu meiner Überraschung
– meine Mutter, die auch setzen
und drucken kann. Ich habe keinen unternehmerischen
Anteil daran. Aber natürlich
gibt es eine emotionale Bindung. Aus
Spaß drucke ich am Wochenende bisweilen
das Briefpapier für meine Tochter.
ZUR PERSON
Interview: Karsten Hintzmann
und Frank Nehring
Michael Müller wurde am 9. Dezember
1964 in Berlin geboren. Im Anschluss
an eine kaufmännische Lehre arbeitete
er von 1986 bis 2001 als selbstständiger
Drucker. 1981 trat Michael Müller in
die SPD ein. Von 2001 bis 2011 fungierte
er als Chef der SPD-Abgeordnetenhausfraktion.
Parallel dazu ist er – mit
einer Unterbrechung – seit 2004 Landesvorsitzender
der Berliner SPD. 2011
wurde er Stadtentwicklungssenator.
Seit Dezember 2014 ist er Regierender
Bürgermeister. Michael Müller ist verheiratet
und Vater zweier Kinder.
Foto: W+M
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
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www.fashion-week-berlin.com
16.–19.
JANUAR
2018
16 | W+M SCHWERPUNKT
Vom 80 Meter hohen Gasometer hat man einen atemberaubenden
Blick über den EUREF-Campus und den Bezirk Schöneberg.
Stadt der Zukunft
am Schöneberger
Gasometer
Seit 2008 entwickelt die EUREF AG den 5,5 Hektar großen EUREF-
Campus im Herzen von Berlin-Schöneberg zu einer intelligenten
Stadt für Arbeiten, Forschen, Bilden und Wohnen – ein Zukunftsort,
bei dem energetisch optimierte Gebäude, ein lokales „Micro Smart
Grid“ sowie geringe Betriebskosten durch Nutzung regenerativer
Energien im Mittelpunkt der Entwicklung stehen.
Von Karsten Hintzmann
Als der Stadtplaner und Architekt
Reinhard Müller das Areal am Gasometer
in Schöneberg vor knapp
zehn Jahren für rund eine Million Euro vom
Gasversorger „Gasag“ kaufte, brauchte es
eine gehörige Portion Fantasie, sich diese
Gegend als künftigen Zukunftsort vorzustellen.
Zunächst warteten auf Müller die
Mühen der Ebene. Das Campusgelände
des „Europäischen Energieforums“ (EU-
REF) sowie Teile des Gasometers mussten
von Altlasten befreit werden. Dafür
wurden sieben Millionen Euro fällig.
Und das in einer Zeit, als die globale Wirtschafts-
und Finanzkrise (2008/2009) auch
Deutschland in Zukunftsängste stürzte.
Wende durch Fukushima
Doch das Blatt wendete sich
im Jahr 2011. Die Atomkatastrophe
von Fukushima
veranlasste die Bundesregierung
unter
Kanzlerin Angela Merkel
(CDU), die Energiewende
auszurufen.
Und die brauchte dringend
und schnell Referenzprojekte.
Als
wichtiger Energiewende-Leuchtturm
entwickelte
sich fortan der
EUREF-Campus.
Vater und Entwickler des EUREF-Campus:
Reinhard Müller.
Heute haben sich neben der Technischen
Universität Berlin, die auf dem EUREF-
Campus vier Masterstudiengänge anbietet,
und Forschungseinrichtungen, wie
dem Mercator Research Institute on Global
Commons and Climate Change, dem
Climate-KIC und dem Wissenschaftszentrum
Berlin, zahlreiche Startups und international
renommierte Unternehmen
wie Cisco, Schneider Electric, WILO oder
die Deutsche Bahn angesiedelt.
Rund 100 Unternehmen
und Institutionen
forschen, entwickeln
und produzieren
mit ihren mehr als
2.000 Beschäftigten
am Rande des
Gasometers. In
einem engen Austausch
und mit
zahlreichen Partnerschaften
entwickelt
die innovative
Gemeinschaft
aus Global
Fotos: Karin Teichmann (oben), Andreas Schwarz (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
BERLIN | 17
Fotos: W+M (oben), Andreas Schwarz (unten links), Karin Teichmann (unten rechts)
Der Campus beheimatet eine der größten
Elektrotankstellen in der Region.
Playern, Start-ups sowie forschenden
und lehrenden Einrichtungen intelligente
Lösungen für die Stadt der Zukunft.
Daher bekommt auch nicht jeder einen
Mietvertrag von der EUREF AG. Wichtig
sind die Themenschwerpunkte Energie,
Mobilität und Nachhaltigkeit – und die
Lust an Austausch und Kooperationen.
Kocht vor Ort auf höchstem
Niveau: Sternekoch
Thomas Kammeier.
Der vollständig privat finanzierte EUREF-
Campus ist längst auch ein Referenzort
für die Smart City-Strategie des Landes
Berlin. Das Versorgungskonzept basiert
auf dem Grundgedanken, mit der Anwendung
von intelligenten Technologien
die benötigte Energie weitestgehend
klimaneutral zu erzeugen und effektiv zu
nutzen. Bereits seit Januar 2014 erreicht
der Campus die Klimaziele der Bundesregierung
für 2050. Wer mit offenen Augen
über das Campus-Gelände geht, erlebt
Technologien, die einen Ausblick auf
das Leben von morgen ermöglichen. Auf
den Straßen verkehrt ein autonom fahrender
Elektrobus, auch selbstfahrende
Straßenreinigungsmaschinen
sind im Einsatz.
Die Attraktivität des
Schöneberger Areals
will der „Vater“ und
Kopf des EUREF-
Campus, Reinhard
Müller, in den nächsten
Jahren weiter gezielt erhöhen. Aktuell
wird an einem neuen Bürogebäude
gearbeitet, das nächste ist schon in
Planung. Darüber hinaus soll ein Hotel
entstehen und das Gasometer ausgebaut
werden. Spätestens 2023 will Müller
mit allen Um-, Aus- und Neubauten
fertig sein. Dann wird er rund 600 Millionen
Euro in den EUREF-Campus investiert
haben – in eine Stadt der Zukunft,
mit Bürokapazitäten in einer Größenordnung
von 130.000 Quadratmetern und
Raum für 6.000 Jobs.
Sterneküche auf dem Campus
Der Schöneberger Zukunftsort ist weit
mehr als nur eine Arbeitsstätte für Forscher
und Entwickler. Die vorhandene
Event-Infrastruktur aus Restaurants,
Café, Konferenz- und Seminarräumen
und attraktiven Außenflächen macht unterschiedlichste
Veranstaltungsformate
möglich: Kongresse, Empfänge, Gala-Dinner,
Workshops, Firmen- und Produktpräsentationen,
private Feiern sowie
Presseveranstaltungen. Wer will, findet
hier Erholung, sportliche Betätigung – auf
einem Beachvolleyballfeld oder im Fitnessstudio
- und Gastronomie auf höchstem
Niveau. Seit Mitte 2015 ist Sternekoch
Thomas Kammeier als gastronomische
Leiter auf dem EUREF-Campus tätig.
Mit seinem Team bietet er im Café im
Wasserturm sowie auch in der Werkstatt
eine gesunde und regionale Küche für die
Campus-Community an. Von seinem Arbeitsumfeld
ist er begeistert: „1999 habe
ich den ersten Michelin-Stern für das Restaurant
Hugos im Hotel Intercontinental
erkocht. Heute schmücke ich mich
sehr gerne mit den 14 EUREF-Sternen.
Die Arbeit auf dem Campus verpflichtet
zu Nachhaltigkeit und Innovation.
Tag für Tag. Ich betreue
mit meinem Team große
Veranstaltungen
mit Hunderten von
Gästen, exklusive
Fine-Dinings und
natürlich vor allem
das tägliche Mittagsangebot
für die
EUREF-Community.
Gerne greifen wir dabei
auch EUREF-Themen auf.
Von ‚geretteten Lebensmitteln‘ über ‚Algen‘
finden sich zahlreiche der Ideen und
Innovationen unserer Unternehmen auch
in unseren Gerichten wieder. Die Kooperationen
auf dem Campus funktionieren,
sie machen Spaß - und in unserem Fall
schmecken sie am Ende sogar gut.“
Wenige Monate vor dem zehnjährigen
Jubiläum zieht EUREF-Schöpfer
Reinhard Müller gegenüber
WIRTSCHAFT+MARKT eine durchweg
positive Zwischenbilanz: „Ich habe im
Jahr 2008 mit meinem Team begonnen,
den EUREF-Campus zu einem intelligenten
Stadtquartier rund um die Themen
Energie, Nachhaltigkeit und Mobilität zu
entwickeln. Ich bin von Beruf Architekt
und interessiere mich seit meinem Studium
für das Themenfeld Energieeinsparungen.
Heute sind wir mit unserem komplett
privat finanzierten Standortkonzept
einer der zehn Zukunftsorte des Landes
Berlins. Gemeinsam mit Berliner Unternehmen,
Start-ups und der Technischen
Universität Berlin zeigen wir hier in Berlin-Schöneberg
Besuchern aus aller Welt,
wie die Energiewende bezahlbar umgesetzt
werden kann. Ich kann nur allen immer
wieder sagen: Es geht! Packen wir
es an!“
W+M
Der Gasometer ist das Wahrzeichen des
EUREF-Campus.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
18 | W+M SCHWERPUNKT BERLIN
Auf dem Gelände der alten Reemtsma-Fabrik entsteht in den nächsten Jahren ein attraktiver Gewerbestandort.
Start-ups statt Tabakduft
In einer Ex-Zigarettenfabrik entsteht ein Biotop
für Kreative und Gründer
Upper West, Waldorf Astoria, Cumberland,
Bikini Berlin – das sind nur
einige der Projekte, die sinnbildlich
für den Aufschwung der Berliner City-
West stehen. Während die Hochhäuser
am Alexanderplatz in der Planungsphase
feststecken, steht die neue Skyline
am Breitscheidplatz schon. Weitgehend
unbeeindruckt von dem Immobiliengetöse
am nahen Kurfürstendamm arbeitet
Stephan Allner an seinem Beitrag
für die City-West: Einem neuen Kreativund
Büroquartier, wie es kein zweites in
Berlin gibt. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur
hat mit seiner Firma „Die Wohnkompanie
Berlin“, einer Beteiligungsgesellschaft
der international tätigen Zech
Group aus Bremen, die rund 7,5 Hektar
umfassende ehemalige Reemtsma Zigarettenfabrik
erworben. Die Besucher, die
nach einer Einladung die schier endlosen
Flächen erkunden, wandern durch teils
mehrere hundert Meter lange Hallen, erklimmen
auf 25 Metern Höhe das stillgelegte
Hochregallager oder tauchen ab in
die Katakomben des unterkellerten Areals.
110.000 Quadratmeter umfassen die
Hallen, Lagerflächen und Büros, in denen
einst Millionen Zigaretten täglich hergestellt
wurden.
Doch das ist Vergangenheit: Derzeit wird
vor allem das Bürohaus genutzt. Auch „Die
Wohnkompanie“ hat hier ihren Sitz. In den
Hallen überwintern Boote, Oldtimer werden
restauriert und eine Lebensmittelkette
hat ein Kühllager errichtet. Auch der Caterer
Zeitgeist und die Filmschauspielschule
Berlin haben hier Quartier bezogen, dazu
kommen Filmgesellschaften und Eventfirmen.
Doch diese Nutzungen wird es so
nicht mehr lange geben, denn Stephan Allner
hat das Grundstück mit einer Vision
erworben: In den nächsten fünf bis sechs
Jahren soll an der Mecklenburgischen Straße
- nur wenige hundert Meter vom Berliner
Ring entfernt - ein neues Gewerbequartier
mit Büros und Spezialimmobilien
für nichtstörende Industrie und Gewerbe
entstehen. Rund 800 Millionen Euro werden
er und seine Partner dort investieren.
Allner greift dabei gleich mehrere Trends
auf: Das Gelände soll geöffnet werden, daher
gehören auch Restaurants, eine Theaterbühne
und zwei Hotels zu dem Konzept.
Dem Trend zu mehr Datensicherheit
trägt ein Rechenzentrum Rechnung und
die Nachfrage nach modernen Arbeitskonzepten
befriedigen ein Start-up Center und
die Co-Working-Lofts mit markantem Fabrikambiente.
Moderne Werkhöfe, die sich
an den Kreuzberger Originalen orientieren,
werden lärmschützend entlang der nahen
Autobahnabfahrt platziert.
Wohnraum, so hat es der Bezirk verfügt,
wird auf dem Reemtsma-Areal nicht entstehen.
Wer das Quartier umrundet und
dabei innehält, blickt über die benachbarte
Kleingartenkolonie, hört Vögel singen
und Kinder spielen – hier wäre der ideale
Ort zum Wohnen. „Beim Kauf des Grundstücks
haben wir schon daran gedacht,
auch Wohnungen zu errichten, aber angesichts
der bis zu fünfjährigen Verfahrensdauer
für die Änderung des Bebauungsplans
sind wir schnell davon abgerückt“,
sagt Allner heute und ergänzt: „Wir erleben
eine riesige Nachfrage nach modernen
Gewerbeflächen.“ Und so kann sich
der Bauherr ganz auf die Entwicklung eines
Gewerbequartiers der Zukunft konzentrieren,
das dank intelligenter Mobilitäts-
und Energiekonzepte auch in ökologischer
Hinsicht vorbildhaft wird, etwa durch
die Nutzung der Abwärme aus dem Rechenzentrum
zum Heizen und Kühlen oder
mittels autonomer Elektrofahrzeuge. „Go
West“ lautet selbstbewusst der Arbeitstitel
für dieses Projekt – klingt so, als würde
der Ruf erhört.
W+M
Foto: Die Wohnkompanie
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
SAVE THE DATE
8. + 9.
NOVEMBER
2018
WIR DANKEN
UNSEREN PARTNERN
UND SPONSOREN
Institut
Niederlassung Dresden
20 | W+M LÄNDERREPORT OSTDEUTSCHLAND
Zu wenige Nachfolger
für ostdeutsche Unternehmen
In Ostdeutschland werden Unternehmensnachfolgen, getrieben
durch die demografische Entwicklung, ein immer bedeutenderes
Thema. Bis 2025 stehen rund 27.800 Unternehmen mit mehr als
zehn Mitarbeitern zur Übernahme an, wovon insgesamt über 1,6
Millionen Arbeitsplätze betroffen sind. Das geht aus Berechnungen
der HypoVereinsbank auf Basis von Daten der Statistischen Ämter
des Bundes und der Länder hervor.
„Wir erleben, dass sich insbesondere Unternehmer
aus der Gründergeneration der
frühen 90er Jahre verstärkt Gedanken um
ihre Nachfolge machen“, sagt Jörg Frischholz,
Leiter des Firmenkundengeschäfts der
HypoVereinsbank in der Region Ost. Dabei
sind erfolgreiche Unternehmensübergaben
nicht nur für Übergeber, Nachfolger und das
betroffene Unternehmen wichtig, sondern
auch für die zukünftige Wirtschaftskraft der
Region. Zumal der großen Anzahl von Unternehmen
eine viel kleinere Auswahl an
möglichen Nachfolgern gegenübersteht.
Das Durchschnittsalter deutscher Unternehmer
liegt bei über 50 Jahren, 40 Prozent
sind sogar älter als 55. Mit dem demografischen
Wandel hat sich das Verhältnis
von übergabereifen Unternehmen und
potenziellen Nachfolgern laut Report des
Deutschen Industrie- und Handelskammertags
aus dem Jahr 2016 nahezu umgekehrt.
Viele Unternehmen haben daher Probleme,
einen passenden Nachfolger zu finden. Die
Nachfolgeplanung wird dadurch oft zu einer
zentralen Herausforderung.
Doch eine ungeklärte Nachfolgesituation,
die zudem häufig auf die lange Bank geschoben
wird, kann sich negativ auswirken:
Es droht ein Investitionsstau bis hin
zum Substanzverlust des Unternehmens
und im schlimmsten Fall die Schließung –
verbunden mit negativen Konsequenzen für
Mitarbeiter, Kapitalgeber sowie Städte und
Kommunen. Umso wichtiger ist es aus Sicht
der Experten, die Planung von Nachfolge
und Übergabe frühzeitig in Angriff zu nehmen.
Für eine Nachfolge sollte ein mehrjähriger
Vorlauf eingeplant werden, auch dann,
wenn Unternehmen in der Familie übergeben
werden – was bei rund 50 Prozent der
Fall ist.
Oft zeigen sich Probleme erst nach einer
Übergabe, beispielsweise wenn der Nachfolger
den Investitions- oder gar Restrukturierungsbedarf
unterschätzt hat. Deshalb
sollte der Übergabeprozess strategisch geplant
werden. „Wichtig hierbei ist eine ganzheitliche
Betrachtung: Von der Finanzierung
der Übernahme oder Nachfolge, über eine
M&A-Beratung bis hin zur Investition des
Verkaufserlöses“, erläutert Jörg Frischholz.
Wurde ein Unternehmen erfolgreich übergeben
oder verkauft, stellt sich für die abgebende
Partei letztlich auch die Frage der
Mittelverwendung aus etwaigen Verkaufserlösen
und somit auch die Strategie zur privaten
Vermögensnachfolge. „Viele Kunden
möchten mit ihrem Privatvermögen auch
gesellschaftliche Verantwortung übernehmen
– zum Beispiel durch die Gründung
einer Stiftung oder durch Zustiftung zu einer
bestehenden Stiftung. Kernaufgabe der
Zusammenarbeit ist es, langfristig für eine
wirtschaftlich gesunde Basis von Stiftungen
zu sorgen, immer mit dem Ziel, den
Stiftungszweck kontinuierlich zu verwirklichen
und in der Regel auch das Kapital langfristig
zu erhalten“, sagt Alexander Appel,
Leiter Private Banking der HypoVereinsbank
in der Region Ost.
W+M
ZUR ÜBERNAHME ANSTEHENDE UNTERNEHMEN* IN OSTDEUTSCHLAND
IN DEN NÄCHSTEN 10 JAHREN
Unternehmen in Tsd.
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Anzahl Betriebe ab 10 Beschäftigte davon ca. 1/3 von Nachfolge betroffen
* ab 10 Mitarbeiter
83.300
Jörg Frischholz, Leiter des
Firmenkundengeschäfts der
HypoVereinsbank in der Region Ost.
27.800
Fotos: Robert Kneschke/fotolia.com (oben), HVB (Mitte), Quelle Schaubild: HBV
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
Gesundheitsversorgung des
21. Jahrhunderts erfordert moderne Biologika
Verbesserte Gesundheit für
Mensch und Tier
Weltweit ist die IDT Biologika ein gesuchter
Partner im Kampf gegen schwere Infektionskrankheiten
bei Menschen und zur Unterstützung
der Eindämmung von Krankheiten,
die von Tieren auch auf Menschen übertragen
werden können.
Globale Aktivitäten der
IDT Tiergesundheit
Die IDT Tiergesundheit vertreibt global eigene
innovative Impfstoffe, die Krankheiten
vorbeugen und vermeiden. Von Forschung,
Entwicklung, Zulassung und Herstellung bis
zum Vertrieb liegen alle Schritte in der Hand
des Unternehmens. Weltweit können so
einzigartige Produkte Tierärzten und Tierzüchtern
zur Verfügung gestellt werden. Die
Innovationen der IDT werden prämiert und
intensiv in vielen Ländern nachgefragt.
Spezialist für Humanimpfstoffe
Im Auftragsgeschäft machen die Kompetenzen
der IDT bei bakteriellen und viralen
Impfstoffen das Unternehmen zum gesuchten
Partner für die großen Pharmaunternehmen
dieser Welt. Die IDT leistet namhafte
Beiträge, um gefährliche Infektionskrankheiten
wirkungsvoll bekämpfen zu können.
Kontinuierliche Investitionen
in die Zukunft
Heute forscht und fertigt die IDT Biologika in
Deutschland, UK, USA und Kanada. Kontinuierliche
Investitionen in Kompetenzen und
Kapazitäten stellen auch zukünftig die Beiträge
der IDT zur verbesserten Gesundheit
von Mensch und Tier sicher.
IDT Biologika GmbH
Am Pharmapark
06861 Dessau-Roßlau
www.idt-biologika.com
22 | W+M ADVERTORIAL
Bauhaus Dessau.
Die Bauhausstadt mit Zukunft
Von der Wiege der modernen Architektur zum erfolgreichen
Wirtschaftszentrum in Mitteldeutschland
Die einstige Fürsten- und Residenzstadt
in Sachsen-Anhalt befindet
sich in Bewegung und hat den
Glanz und die Wirtschaftskraft vergangener
Tage zurückgewonnen. Vom Zentrum
der Aufklärung und Wiege der zivilen
Luftfahrt unter Prof. Hugo Junkers hat
sich Dessau-Roßlau zu einem modernen
Dienstleistungszentrum und biopharmazeutischen
Spitzencluster entwickelt und
gilt mittlerweile als kleine „Perle“ unter
den Oberzentren in Ostdeutschland.
Die positive Entwicklung des Standortes
erkennt man vor allem am Erfolg der ansässigen
Wirtschaft. In Dessau -Roßlau
hat sich ein stabiler und krisenfester mittelständischer
Branchenmix ausgebildet,
welcher mit Weltmarktführern, innovativen
Gründern und Start-ups, dem modernsten
Schienenfahrzeugprüfzentrum
Europas und dem global agierenden Bio-
PharmaPark Dessau ergänzt wird, der unter
anderem hochwirksame Tier- und Humanimpfstoffe
erforscht und produziert.
Der besondere Standortvorteil von Dessau-Roßlau
ist die Kombination der positiven
Standortfaktoren. Dadurch sowie
durch unternehmerisches Engagement
ist es gelungen, aus einst von der Treuhand
als „nicht sanierungsfähig“ eingestuften
Betrieben erfolgreiche Unternehmen
mit internationalen Absatzmärkten
und die größten Arbeitgeber der Region
zu entwickeln.
Diese positive Entwicklung bestätigt
unter anderem Dr. Sybille Werner, Geschäftsführerin
der Octapharma Dessau
GmbH: „Dank umfangreicher Investitionen
gewinnt der Dessauer Standort zunehmend
an Bedeutung und setzt die Tradition
einer Region inmitten Sachsen-Anhalts
fort, in der seit Jahrzehnten innovative
Pharmaunternehmen zu Hause sind.“
Biopharmazeutischer Spitzencluster am Wirtschaftsstandort.
Mit einer Vielzahl von gewerblichen und
touristischen Investitionen in die Infrastruktur,
wie der Errichtung der innerstädtischen
Flaniermeile „Kavalierstraße“,
dem im Bau befindlichen Bauhausmuseum
sowie der Errichtung eines modernen
Tagungs- und Kongresszentrums
in der Innenstadt, werden die Standortbedingungen
bis zum 100-jährigen Bauhausjubiläum
im Jahr 2019 weiter optimiert
und zukunftsfähig gestaltet. Auch aktuelle
Großprojekte, wie die Erweiterung
des Industriehafens Roßlau und der Breitbandausbau
im Stadtgebiet, werden dann
schon abgeschlossen sein und schaffen
Fotos: Stadt Dessau-Roßlau (oben), Octapharma Dessau GmbH (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
ADVERTORIAL | 23
weitere Optionen für erfolgreiche Unternehmensansiedlungen
und Erweiterungen.
Die Wirtschaftsförderung Dessau-
Roßlau begleitet Unternehmer und Gründer
als Full-Service-Agentur und erster
Ansprechpartner kompetent und kreativ
auf ihrem Weg. Auch bietet der Standort
noch Kapazitäten für unternehmerische
Entwicklung zu fairen Konditionen und mit
optimalen Fördermöglichkeiten.
Wesentliche Pluspunkte sind die zentrale
Lage von Dessau-Roßlau zwischen
Berlin und Leipzig innerhalb der Europäischen
Metropolregion Mitteldeutschland
sowie eine erstklassige Verkehrsinfrastruktur.
Diese gewährleistet den ansässigen
Unternehmen sowie Berufspendlern
eine optimale Erreichbarkeit. Der
Interkontinentalflughafen Leipzig/Halle ist
von Dessau-Roßlau in kürzester Zeit erreichbar
und ermöglicht einen schnellen,
weltweiten Personen- und Warenverkehr.
Zudem verfügt die Stadt über einen modern
ausgestatteten Verkehrslandeplatz
für Geschäftsreisende und Privatflieger.
Über das „Trimodale Logistikzentrum“ ist
Dessau-Roßlau per Wasserstraßennetz
mit den Überseehäfen Hamburg und Rotterdam
verbunden. Über das bestehende
Universitätsdreieck Halle-Leipzig-Magdeburg
und die ansässige Hochschule Anhalt
können Unternehmen vor Ort schnell ihre
zukünftigen Fachkräfte akquirieren und
finden zugleich Partner für Forschungsund
Entwicklungsvorhaben.
Neben den harten Standortfaktoren, die
für eine Ansiedlung sprechen, bietet Dessau-Roßlau
vor allem eines – einen Ort
der Kultur und Natur. Fachkräften und ihren
Familien werden neben hervorragenden
Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
auch facettenreiche Freizeitmöglichkeiten
geboten. Renommierte Kultureinrichtungen
wie das „Anhaltische Theater“
und eine ausgeprägte Vereinslandschaft
bieten Freizeitangebote, die man an anderen
Orten vergeblich sucht. Das Biosphärenreservat
„Mittlere Elbe“ und die Dichte
an UNESCO-Stätten sind europaweit
einzigartig. An keinem anderen Ort der
Welt kann man auf so kurzen Wegen im
Welterbe wandeln – sei es auf den Spuren
der architektonischen Meister, Reformatoren
und der Fürsten zu Anhalt oder
in den idyllischen Elbe- und Muldeauen.
Im Vergleich zu anderen Städten zeichnet
sich Dessau-Roßlau insbesondere durch
ein vielfältiges Angebot an bezahlbarem
Wohnraum sowie beste Kinderbetreuungsmöglichkeiten
aus. Auch bietet die
Stadt im Vergleich zu den anderen Oberzentren
in Mitteldeutschland immer noch
ausreichend Platz für Unternehmen, Investoren,
Existenzgründer und Fachkräfte
sowie deren Familien. Insgesamt präsentiert
sich Dessau-Roßlau als moderner
Wirtschaftsstandort, an dem es sich
lohnt, zu investieren, zu wohnen und zu
arbeiten.
W+M
Foto: XXX
KOMM IN DIE BAUHAUSSTADT
www.dessau-rosslau-wirtschaft.de
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
24 | W+M LÄNDERREPORT
Thomas Koch und Tochter Jenny führen ein erfolgreiches Familienunternehmen – die Koch Automobile AG.
Ostdeutschlands Autohandel
im Umbruch
Der Konzentrationsprozess im Autohandel setzt sich fort. Auch in
Ostdeutschland befinden sich kleine, familiengeführte Autohäuser
auf dem Rückzug. Derweil rüsten sich regionale Händlergruppen für
die neuen Herausforderungen in der Branche. Von Matthias Salm
Einst waren sie ein Sinnbild der Wiedervereinigung.
An den Ausfallstraßen
ostdeutscher Städte reihten
sich neu errichtete Autohäuser wie an
einer Perlenkette aneinander – die automobile
Aufrüstung der Ostdeutschen verhieß
für Hersteller und Händler gleichermaßen
Goldgräberstimmung.
Darauf mag auch Ion Tiriac, heute fast
schon vergessener, aber einst omnipräsenter
Manager des Tennisstars Boris
Becker gezielt haben, als er seinem
Schützling riet, für die Zeit nach der aktiven
Karriere in den Autohandel einzusteigen.
Drei Mercedes-Autohäuser in Stralsund,
Ribnitz-Damgarten und Greifswald
firmierten fortan unter dem Namen des
Wimbledon-Siegers.
Anfang des Jahres fand Beckers Karriere
als Autohändler an der Ostsee nun ihr
Ende. Die Brinkmann GmbH mit Sitz in
Güstrow übernahm die drei Autohäuser
der Autohaus Boris Becker GmbH & Co.
KG mit rund 160 Mitarbeitern. Den einstigen
Weltstar hatte dasselbe Schicksal
ereilt, dem zuvor schon viele Autohändler
im Osten Deutschlands Tribut zollen
mussten – es war die Einsicht, dass kleinere
Autohäuser wenig Chancen haben,
sich in einem zunehmend schwierigen
Marktumfeld zu behaupten.
Der Trend ist nicht neu: Schon seit geraumer
Zeit sinkt die Zahl der Autohäuser
in Deutschland. Den Zahlen des Instituts
für Automobilwirtschaft (IFA) an
der Hochschule Nürtingen-Geislingen
zufolge konkurrierten im Jahr 2014 noch
7.800 selbständige Automobilhändler in
Deutschland. Ende 2015 waren es nur
noch 7.400. Seit dem Jahr 2000 (18.000
Autohäuser) hat sich die Zahl der Wettbewerber
bereits mehr als halbiert. Bis
2020 sagen die Experten sogar einen
Rückgang auf gerade noch 4.500 stationäre
Händler voraus.
„Es sind mehrere Faktoren für den Konsolidierungsprozess
verantwortlich“,
weiß auch IFA-Chef Prof. Dr. Willi Diez.
„Da ist zum einen der anhaltende starke
Preis- und Rabattdruck, der die Margen
der Händler schmälert. Mitverantwortlich
ist auch die wachsende Zahl
von Schnäppchen-Angeboten im Internet.“
Darüber hinaus nehme die Kostenbelastung
im Handel durch die ständig
steigende Zahl von Modellen dramatisch
zu. So müssten die Händler immer mehr
Ausstellungs-, Lager- und vor allem Vorführwagen
vorhalten. Und schließlich, so
Diez, gäbe es hierzulande schlicht zu viele
Autohäuser: „In den USA verkauft ein
Foto: Koch Automobile AG
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
OSTDEUTSCHLAND | 25
Fotos: Autohaus Liebe (unten), Institut für Automobilwirtschaft (oben)
Händler über 1.000 Neuwagen im Jahr,
in Deutschland sind es etwas mehr als
400.“
Mega-Dealer im Trend
Seine Prognose daher: „Die Strukturen
im Automobilhandel werden sich in den
nächsten Jahren immer stärker denen
des klassischen Einzelhandels angleichen:
Große Handelsketten, sogenannte
Mega-Dealer, werden mit einem weit
gestreuten Netz an eigenen Filialen den
Markt beherrschen.“ Eine Zukunft für das
familiengeführte Autohaus sieht Diez im
ländlichen Raum: „Es muss vor allem auf
den ertragsstarken Service setzen und
mit persönlicher Betreuung punkten.“
Denn mittlerweile konkurrieren kleine Autohäuser
nicht mehr nur mit den regionalen
Händlergruppen. Auch Global Player
der Branche drängen auf den Markt. So
gingen vor eineinhalb Jahren die Daimler-Niederlassungen
in Ostdeutschland
an die Stern Auto GmbH, die deutsche
Tochtergesellschaft der Lei-Shing-Hong-
Group (LSH) mit Sitz in Hongkong. LSH
ist die weltweit größte Handelsgruppe
für Mercedes-Benz-Pkw. Dieser Eigentümerwechsel
betraf Niederlassungen
etwa in Leipzig, Dresden, Magdeburg,
Schwerin und Rostock. Insgesamt betreibt
Stern Auto 18 Standorte mit knapp
1.400 Mitarbeitern in den ostdeutschen
Bundesländern.
Autohaus Liebe ist führender Škoda-Partner in Mitteldeutschland.
So setzt sich gegenwärtig
ein tiefgreifender
Bereinigungsprozess
in der Branche
fort, der in Ostdeutschland
schon
zur Jahrtausendwende
begann.
„Andererseits hat
das aber auch dazu
geführt, dass die
Betriebe, die überlebt
haben, heute
sehr professionell
geführt werden – manchmal wesentlich
professioneller als Westbetriebe“, urteilt
IFA-Institutsdirektor Diez. Beispiele seien
etwa die Thüringer Autohaus-Peter-
Gruppe, die 1990 mit einer Mercedes-
Benz-Werkstatt in Nordhausen startete
und heute mit neun Marken an 24 Standorten
in drei Bundesländern präsent ist sowie
die Liebe-Gruppe aus Sangerhausen,
nach eigenen Angaben führender Škoda-
Partner in Mitteldeutschland. Nach W+M-
Recherchen spielt in dieser Liga auch die
Koch Automobile AG, die 1993 von Thomas
Koch gegründet wurde, bis heute eigentümergeführt
ist und an zehn Standorten
in Berlin und Brandenburg 22 Filialen
betreibt. Bei Koch kann der Kunde unter
sechs Marken wählen – Volvo, Mazda,
Škoda, Citroen, SEAT und Honda. Zudem
wird nunmehr auch VW-Service angeboten.
Pro Jahr verkauft die Koch-Gruppe
Prof. Dr. Willi Diez, Direktor des Instituts
für Automobilwirtschaft.
mit rund 400 Beschäftigten
8.000 Fahrzeuge,
gut die Hälfte
sind Neuwagen. Damit
behauptet sich
das Unternehmen
seit Jahren stabil unter
den „Top 100“ im
deutschen Autohandel.
Vorstandsvorsitzender
Thomas Koch
sieht den zu erwartenden
Marktveränderungen
relativ gelassen
entgegen: „Unsere Branche ist
seit jeher von Veränderungen geprägt.
Wir fühlen uns gut aufgestellt, weil wir flexibel
sind und schnell reagieren.“ Erst im
letzten Jahr wurde sein Unternehmen von
einem der wichtigsten Branchenmagazine
mit dem „Internet Sales Award“ geehrt.
Ein Indiz dafür, wie erfolgreich Koch neue
Vertriebskanäle zu nutzen weiß.
Hoher Investitionsbedarf
Das Škoda Autohaus Liebe, 1954 als KfZ-
Werkstatt von Otto Liebe in Riestedt gegründet,
wird heute in dritter Generation
von Thomas Peckruhn geleitet und expandiert
nach dem Ausbau der Marktstellung
in Sachsen-Anhalt (vier Standorte)
sowie Thüringen (drei Standorte) gegenwärtig
nach Sachsen. „Im Frühjahr
2018 eröffnet unser erstes Autohaus in
Leipzig“, erklärt Peckruhn zur Investition
in Höhe von rund fünf Millionen Euro an
der „Leipziger Automeile“ nahe der Alten
Messe. Peckruhn prophezeit schwierige
Zeiten für die kleineren Händler. Und
dies nicht nur wegen des hohen Margendrucks.
„Auch das Kaufverhalten hat sich
stark gewandelt. Der Kunde verfügt heute
auch durch das Internet über einen viel
höheren Informationsstand.“ Zudem sind
die Fahrzeuge erklärungsintensiver. Für
die Autohändler bedeute dies höhere Investitionen
in die Mitarbeiterausbildung.
Auch die Ausgaben für die Digitalisierung
und für neue Präsentationsformen stellen
eine finanzielle Herausforderung dar,
die kleinere Händler immer weniger leisten
könnten. Zudem leide die Branche in
Ostdeutschland auch unter einem Nachfolgeproblem,
da immer mehr Gründer
aus der Wendezeit ausschieden. W+M
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26 | W+M LÄNDERREPORT
Das Resort Linstow an der Autobahn A19 ist das
weltweit größte Ferienresort der Van-der-Valk-Gruppe.
Oranje an der Ostseeküste
Die Niederlande sind traditionell eng mit Mecklenburg-Vorpommern
verbunden. Bis ins Königshaus Oranje-Nassau reichen die Bande.
Vielfältig sind die wirtschaftlichen Beziehungen. Sie spiegeln
sich in einem regen Handelsaustausch. Zudem tragen zahlreiche
niederländische Investoren in MV zum gedeihlichen Miteinander bei.
Von Thomas Schwandt
Das Stralsunder Unternehmen Ostseestaal ist spezialisiert auf die 3D-Kaltverformung von
Stahlblechen.
Der gelbschnabelige Tukan-Vogel,
das populäre Symbol des niederländischen
Hotel- und Urlaubsresort-
Konzerns Van der Valk, ist von der Autobahn
A19 in Richtung Norden nahe der Abfahrt
Linstow gut zu erkennen. Übergroß
thront der Tukan über dem Eingangsportal
zum Van der Valk Resort Linstow. Die
im Mai 2001 eröffnete Freizeitanlage ist
nach Firmenangaben das weltweit größte
Van-der-Valk-Resort. Zum niederländischen
Familienunternehmen gehören international
rund 90 Hotels, Resorts und
Restaurants. Von den 14 Beherbergungsund
Freizeitbetrieben in Deutschland befinden
sich fünf in Mecklenburg-Vorpommern.
Neben dem Resort Linstow betreibt
Van der Valk das Golfhotel Serrahn, das
Naturresort Drewitz, das Landhotel Spornitz
und das alpincenter Wittenburg. Damit
zählt Van der Valk in Mecklenburg-Vorpommern
zu den größten Investoren aus
dem Königreich der Oranjes.
Die Monarchie in den Niederlanden ist familiär
eng verbandelt mit dem deutschen
Nordosten. Väterlicherseits reichen die
Wurzeln von König Wilhelm Alexander
bis nach Vorpommern. Des Königs Vater
Claus von Amsberg war ein ferner
Nachfahr eines Schmiedemeisters aus
Fotos: Van der Valk (oben), Thomas Schwandt (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
MECKLENBURG-VORPOMMERN | 27
Fotos: DFV (oben), CB (unten)
Schwichtenberg bei Demmin, dessen Familienzweig
im 18. Jahrhundert in den
Adelsstand rankte. So trägt König Wilhelm
Alexander zusätzlich zur Krone offiziell
den Titel eines Jonkheer von Amsberg.
Aber auch mütterlicherseits besteht
eine Verbindung nach Mecklenburg-Vorpommern.
Die niederländische Königin
Wilhelmina heiratete im Jahr 1901 den
Herzog Heinrich von Mecklenburg.
Im Unternehmen Van der Valk wird diese
royale Traditionslinie geschätzt, wie
Volker Wünsche, Sprecher von Van der
Valk Deutschland, betont. Doch waren es
nach der Jahrtausendwende ganz handfeste
geschäftliche Interessen, die die
Hotelbetreiber veranlassten, in Mecklenburg-Vorpommern
zu investieren. „Das
Bundesland ist eine exzellente Urlaubsdestination,
die hervorragend zum Konzept
von Van der Valk passt, den Gästen
eine große Vielfalt an Erholungs- und
Freizeitmöglichkeiten zu bieten.“ In Linstow
wurden seit Eröffnung des Resorts
mehr als fünf Millionen Übernachtungen
gezählt. Die Anzahl der Mitarbeiter verdoppelte
sich seit 2001 auf aktuell mehr
als 250.
Größte Vielfalt soll nach Aussage von
Wünsche den unternehmerischen Erfolg
auch im alpincenter Wittenburg langfristig
sichern. Die Skihalle mit einer 30.000
Quadratmeter großen Piste gehört seit
dem Jahr 2010 zum Imperium Van der
Valk. Laut Wünsche passieren jährlich
„100.000 Besucher die Drehkreuze“ des
nur 80 Kilometer von Hamburg gelegenen
alpincenters. Derzeit plant das Unternehmen,
den Skihallen-Komplex zu erweitern.
Insgesamt sollen 75 Millionen
Euro investiert werden und mindestens
750 neue Arbeitsplätze entstehen.
In den zurückliegenden zweieinhalb
Jahrzehnten hat sich „eine ganze Reihe
niederländischer Unternehmen oder
Tochterunternehmen von den Standortvorteilen
Mecklenburg-Vorpommerns
überzeugt und hier investiert“, hebt Wirtschaftsminister
Harry Glawe (CDU) hervor.
Angesiedelt hätten sich vor allem Firmen
des verarbeitenden Gewerbes, so
der Minister. Sie kommen vorrangig aus
der Metall- und Holzbranche sowie der
Ernährungswirtschaft. Glawe beziffert
das bisherige Investitionsvolumen von
Firmen aus den Niederlanden auf rund
300 Millionen Euro. In der Folge entstanden
landesweit ca. 3.000 Arbeitsplätze.
So errichtete der niederländische Fischerei-
und Fischhandelsriese Parlevliet &
van der Plas auf der Insel Rügen Europas
modernstes Fischwerk. Seit 2003
werden am Standort Mukran Port in der
Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH
jährlich 50.000 Tonnen Fisch, vorwiegend
Hering, zu Filets und Marinaden-
Erzeugnissen verarbeitet. Rund 90 Millionen
Euro flossen in die 14.000 Quadratmeter
große Produktionsanlage und
in ein Kühlhaus für 20.000 Tonnen Fischware.
Euro-Baltic beschäftigt etwa 200
Mitarbeiter. Überdies unterhält die Parlevliet
& van der Plas-Gruppe sechs von
den gegenwärtig acht in Deutschland registrierten
Hochseefang- und Verarbeitungsschiffen.
Im Jahr 2010 ergänzte der europaweit
agierende Backwaren-Konzern Continental
Bakeries mit Hauptsitz im niederländischen
Dordrecht sein Produktportfolio
um eine legendäre Leckerei aus dem
Norden – Grabower Schokoküsse. Continental
Bakeries übernahm die Grabower
Süsswaren GmbH. In dem traditionsreichen
Betrieb im 6000-Einwohner-
Städtchen Grabow südlich von Schwerin
werden pro Jahr bis zu zwei Milliarden
Schaumküsse in verschiedenen Varianten
produziert, informiert Simone Koltzau,
Werkmanagerin der Grabower Süsswaren
GmbH.
Allseits beliebt: Grabower Schokoküsse.
In der Euro-Baltic Verarbeitungs GmbH in
Sassnitz-Mukran auf der Insel Rügen werden
jährlich bis zu 50.000 Tonnen Fisch verarbeitet.
Wie in den Niederlanden, so zählt auch in
Mecklenburg-Vorpommern der Schiffbau
zu den prägenden Wirtschaftsbranchen.
Das bewog die Central Industry Group
(CIG) aus Groningen vor Jahren, eine
Fertigungsstätte in unmittelbarer Nähe
zur einstigen Stralsunder Volkswerft anzusiedeln.
Der niederländische Firmenverbund
ist unter anderem in der maritimen
Industrie und auf dem Sektor der
Erneuerbaren Energien engagiert. In der
Ostseestaal GmbH & Co. KG, die im Jahr
2000 in Stralsund den Betrieb aufnahm,
wurden anfänglich vor allem 3D-kaltverformte
Stahlbleche für den Schiffbau produziert.
Mit der heraufziehenden Werftenkrise
vor gut zehn Jahren begann das
Unternehmen, neue Geschäftsfelder zu
erschließen. Zum Beispiel fertigte Ostseestaal
mit dem Partnerbetrieb Formstaal
spektakulär geformte Fassadenteile
für architektonisch außergewöhnliche
Gebäude, darunter Luxushotels und andere
Prestigebauten auf der arabischen
Halbinsel. Seit einigen Jahren sorgen die
zwei Spezialfirmen aber auch mit dem
Bau von Elektro-Solarschiffen für die Berufsbinnenschifffahrt
für Furore.
Neben den größeren Investments niederländischer
Unternehmen haben auch
viele kleine Gewerbetreibende aus dem
Land der Tulpen den Nordosten Deutschlands
für sich entdeckt und sich hier angesiedelt.
Mehr als 700 gebürtige Niederländer
sollen derweil in Mecklenburg-
Vorpommern leben und arbeiten. W+M
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28 | W+M LÄNDERREPORT
Pauken unterm
Schlossdach
Hervorragender Ruf: Das private Internatsgymnasium Schloss Torgelow in Mecklenburg.
Internate, Hochbegabtenklassen, internationale Schulen – auch
in Ostdeutschland suchen immer mehr Eltern für ihre Kinder
Bildungsangebote jenseits der öffentlichen Schulen. Insbesondere
die Zahl der privaten Schulen wächst. Von Matthias Salm
Damit hatte Manuela Schwesig nicht
gerechnet. Als im Spätsommer
durchsickerte, dass Mecklenburg-
Vorpommerns frisch gebackene Ministerpräsidentin
ihren Sohn zur fünften Klasse
auf eine Schweriner Privatschule schickt,
hagelte es Kritik nicht nur vom politischen
Gegner. Der Tenor: Die Ministerpräsidentin
traue offenbar selbst nicht der Qualität
des von der SPD stets propagierten staatlichen
Schulsystems. Die nachgeschobene
Begründung, das Kriterium für die Wahl sei
der günstige Schulweg für das Kind, konnte
den Unmut kaum lindern.
Die Penne als Politikum – Schwesigs Entscheidung
sorgte nicht zuletzt deshalb für
Wirbel, weil Schulen in privater Trägerschaft
auch in Ostdeutschland immer noch der
Hauch des Elitären anhaftet. So unterstellte
das Wissenschaftszentrum Berlin vor
rund einem Jahr in einer Studie den Bundesländern
eine mangelnde Kontrolle des
Privatschul-Sektors. Demzufolge werde das
verfassungsmäßige Gebot, dass Schulen in
freier Trägerschaft allen Kindern, unabhängig
von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
der Eltern, offenstehen müssten, vielfach
unterlaufen.
ZAHL DER PRIVATSCHULEN WÄCHST
In fast allen ostdeutschen Bundesländern wächst die Zahl der Privatschulen kontinuierlich.
Privatschulen im Aufwind
Die steigende Beliebtheit von Lehrangeboten
jenseits der örtlichen Gymnasien oder
Gesamtschulen mindern solcherlei Einwände
nicht. Öffneten im Schuljahr 2011/12 in
Sachsen beispielsweise 191 allgemeinbildende
Schulen in privater Trägerschaft ihre
Pforten, so waren es 2016/17 bereits 216.
In Berlin stieg die Zahl im selben Zeitraum
beispielsweise von 108 auf 126.
Es könnten sogar noch mehr sein. In Berlin
etwa scheitern weitere Neugründungen
gegenwärtig an fehlenden Immobilien, der
Lehrerknappheit und den gegenwärtigen
Zuschussregeln des Landes, betont Andreas
Wegener, Vorstandsvorsitzender des
Berliner Landesverbands im Verband Deutscher
Privatschulverbände. Auch Manja
Bürger, Landesgeschäftsführerin des Lan-
2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17
Berlin 108 114 117 121 122 126
Brandenburg 129 131 133 136 142 142
Mecklenburg-Vorpommern 74 73 75 75 75 75
Sachsen 191 193 195 198 203 216
Sachsen-Anhalt 91 95 98 101 101 105
Thüringen 93 95 95 97 96 100
Foto: Helge Lehmann KG, Quelle Schaubild: Landesämter für Statistik Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Bildungsministerium Brandenburg,
Senatsverwaltung für Bildung Berlin.
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OSTDEUTSCHLAND | 29
desverbands Sachsen-Thüringen bestätigt,
dass die Nachfrage der Eltern das Angebot
weit übersteige. Vor allem die Unzufriedenheit
mit dem Zustand der öffentlichen Schulen,
beispielsweise mit den hohen Ausfallzeiten
beim Unterricht, treibe die Nachfrage,
so Bürger.
Schloss Torgelow als Vorreiter
Für gute Bildung sind Eltern daher auch
bereit, tief in die Tasche zu greifen. So haben
sich mittlerweile teure Elite-Internate
auch in den ostdeutschen Ländern ein
hohes Renommee erworben. Beispielsweise
das Private Internatsgymnasium
Schloss Torgelow: Gelegen in der kleinen
Gemeinde Torgelow am See nahe Waren
lockt der gute Ruf der Schlossschule mittlerweile
Schüler weit jenseits der Landesgrenzen
in die mecklenburgische Abgeschiedenheit.
Internate müssen allerdings nicht immer
in privater Hand geführt werden. Prominentes
Beispiel: Das Sächsische Landesgymnasium
für Hochbegabte St. Afra in
Meißen. Rund 300 Schüler besuchen
das Landesgymnasium. Da alle Schüler
auf Grund des Schulkonzepts Internatspflicht
haben, auch jene, die aus Meißen
kommen, entspricht dies auch der Kapazität
der Schule. „Die Bewerbungen für die
höheren Klassenstufen 8-10 haben erheblich
zugenommen“, bestätigt Jakob Polak,
zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit
der Schule. Der Kostenbeitrag für Unterkunft
und Ernährung liegt in St. Afra bei
ca. 400 Euro monatlich, für Landeskinder
gibt es eine Förderung von rund 165 Euro.
Schulwesen wird international
Gründeten sich anfangs vor allem freie
Schulen mit alternativen pädagogischen
Konzepten, wie Waldorf- oder Montessori-Schulen,
hat sich das ostdeutsche
Schulwesen immer weiter ausdifferenziert.
Hinzugekommen sind mit der Globalisierung
der ostdeutschen Wirtschaft
INTERNATE & CO
Eine Auswahl von Schulen mit besonderem Profil in Ostdeutschland
beispielsweise internationale Schulen.
In Dresden, wo mit den ersten internationalen
Ansiedlungen auch die Nachfrage
nach entsprechenden Lehrangeboten
wuchs, wurde so bereits 1996 die Dresden
International School (DIS) eröffnet.
Neben Kindern aus den USA, Japan oder
Australien besuchen auch deutsche Kinder
die DIS, die in Schulvergleichen Spitzenplätze
einnimmt. Die internationale
Ganztagsschule versteht sich als Privatschule
mit internationalem Lehrplan in
englischer Sprache für über 500 Schüler
aus rund 50 Nationen. Statt des Abiturs
wird hier das International Baccalaureate
Diplom erworben.
W+M
Gegründet vom gebürtigen Heidelberger
Mario Lehmann, der Schloss Torgelow
von der Treuhand erwarb, startete die
mehrfach ausgezeichnete Privatschule
1994 mit rund 100 Schülern. Heute besuchen
das Internat 250 Kinder, die in kleinen
Klassen bis zu zwölf Schülern lernen
und von mehr als 80 außerschulischen Angeboten
profitieren. Die exklusive Ausbildung
hat allerdings ihren Preis – zwischen
32.000 und 35.000 Euro im Jahr.
Schloss Torgelow gilt als Ostdeutschlands
Vorzeige-Internat. Doch es ist bei weitem
nicht mehr das Einzige. Im thüringischen
Kyffhäuserkreis etwa wird an der Klosterschule
Roßleben seit 200 Jahren das Abitur
abgenommen. Eine Knabenschule gab
es hier schon 1554. Seit 2008 ist die Schule
wieder im Besitz einer privaten Stiftung.
Zur Klosterschule gehört auch ein Internat
für rund 110 Schüler mit Kosten zwischen
22.000 und 23.500 Euro pro Schuljahr.
Privates Internatsgymnasium Schloss
Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern)
Träger: Helge Lehmann KG
Kosten: 32.540 bis 34.798 Euro/Jahr
Abschluss: Abitur
www.schlosstorgelow.de
Klosterschule Roßleben (Thüringen)
Träger: Stiftung Klosterschule Roßleben
Kosten: 22.200 bis 23.400 Euro/Jahr (Internat)
Abschluss: Abitur
www.klosterschule.de
Seeschule Rangsdorf (Brandenburg)
Träger: Seeschule Rangsdorf e.V.
Kosten: 5.400 Euro; 17.400 Euro
(Wocheninternat für auswärtige Schüler)
Abschluss: Abitur
www.seeschule.de
Internatsschule Hadmersleben
(Sachsen-Anhalt)
Träger: Internatsschule Hadmersleben
gGmbH
Kosten: rund 1.500 Euro monatlich
(Internat)
Abschluss: Abitur/Realschulabschluss
www.privatgymnasium.de
Gymnasium im Stift Neuzelle (Brandenburg)
Träger: Dr. P. Rahn & Partner Schulen
Kosten: 1.470 Euro monatlich (Internat)
Abschluss: Abitur
www.gymnasium-neuzelle.de
Sächsisches Landesgymnasium
Sankt Afra zu Meißen
Träger: Freistaat Sachsen
Kosten: 400 Euro monatlich (für sächsische
Schüler Zuschuss von 165 Euro) für
das Internat
Abschluss: Abitur
www.sankt-afra.de
Landesschule Pforta
Träger: Land Sachsen-Anhalt
Kosten: 2.500 Euro jährlich für Landeskinder/3.500
für Schüler aus anderen
Bundesländern für das Internat
Abschluss: Abitur
www.landesschule-pforta.de
Dresden International School (DIS)
Träger: DIS Dresden International School
gGmbH
Kosten: rund 7.300 bis 12.000 Euro
Schulgeld
Abschluss: International Baccalaureate
Diplom
www.dresden-is.de
Berlin Brandenburg International School
Kleinmachnow
Träger: BBIS Berlin Brandenburg International
School GmbH
Kosten: keine Angaben
Abschluss: International Baccalaureate
Diplom
www.bbis.de
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30 | W+M TITEL
Spitzenpolitiker aus den neuen Ländern diskutierten in Bad Saarow über die Chancen der Digitalisierung: Christian
Pegel, Armin Willingmann, Michael Müller, Martin Dulig, Christian Görke (v.l.n.r.).
2017
2. Ostdeutsches Wirtschaftsforum in Bad Saarow
Digitalisierung kann Aufholprozess
Ostdeutschlands spürbar beschleunigen
„Wird Ostdeutschland zum Vorreiter der digitalen Wende?“ – dieser Frage stellten sich kontrovers und
leidenschaftlich rund 150 Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Zweiten
Ostdeutschen Wirtschaftsforum (OWF) im brandenburgischen Bad Saarow, darunter Berlins Regierender
Bürgermeister Michael Müller (SPD), die Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD, Thüringen), Prof.
Dr. Armin Willingmann (SPD, Sachsen-Anhalt), Albrecht Gerber (SPD, Brandenburg), Harry Glawe (CDU,
Mecklenburg-Vorpommern) und Martin Dulig (SPD, Sachsen) sowie Brandenburgs Vize-Ministerpräsident
und Finanzminister Christian Görke (Die Linke) und Mecklenburg-Vorpommerns Infrastrukturminister
Christian Pegel (SPD). Von Matthias Salm
Die Ostdeutsche Wirtschaft als
Schrittmacher der digitalen Revolution
– diese kühne Vision hatte im
Vorfeld des Spitzentreffens der ostdeutschen
Wirtschaft ein hochkarätig besetzter
OWF-Thinktank in seinem Memorandum
„M20siebzehn“ ausgerufen. Anhand
von sieben konkreten Forderungen an Politik
und Wirtschaft haben die OWF-Macher
darin einen Bauplan für eine erfolgreiche
digitale Wende in den neuen Bundesländern
skizziert und damit auf dem Ostdeutschen
Wirtschaftsforum für lebhafte Diskussionen
gesorgt.
Bei allen Risiken des digitalen Umbaus der
Gesellschaft – die mutig formulierten Ziele
des Memorandums „M20siebzehn“ fanden
auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum
in Bad Saarow einhellige Unterstützung.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister
Prof. Dr. Armin Willingmann brachte es
in der Runde der Spitzenpolitiker am zweiten
Tag des OWF auf den Punkt: „Die Ostdeutschen
sind wendeerfahren. Wir werden
auch die digitale Wende meistern.“
Christian Pegel, Digitalisierungsminister
in Mecklenburg-Vorpommern, sekundierte:
„Unsere Ziele dürfen mutig sein. Mut
steht uns gut zu Gesicht.“ Für ihn eröffnet
die Digitalisierung bisher ungeahnte
neue Marktchancen für ostdeutsche Unternehmen.
Auch Brandenburgs Finanzminister
Christian Görke begrüßte, dass
das Ostdeutsche Wirtschaftsforum das
Thema Digitalisierung in den Fokus der
Öffentlichkeit gerückt hat.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael
Müller betonte die Vorzüge der Digitalisierung
für die Hauptstadt: „Die digitale
Wende ist da. Sie bietet eine Rie-
Foto: Ralf Succo
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
TITEL | 31
Foto: Ralf Succo
senchance, die Zukunftsfragen zu beantworten.
Diese Chance sollten wir
nutzen.“ Müller verwies als Beispiel darauf,
dass nur digitale Angebote die Mobilität
in der rasant wachsenden Metropole
zukünftig gewährleisten könnten. Er
kündigte an, dass das Land Berlin weiter
massiv in den Digitalbereich, etwa
in den Ausbau der Infrastruktur, investieren
werde.
Für Sachsens Staatsminister für Wirtschaft,
Arbeit und Verkehr, Martin Dulig,
sind die jüngsten Ansiedlungserfolge im
Freistaat, etwa von Bosch oder Daimler,
eng mit Zukunftsthemen wie der Elektromobilität
verbunden. Mit den Digital-
Hubs in Dresden und Leipzig will Sachsen
das Umfeld für Investitionen in die
digitale Wirtschaft künftig weiter aufwerten.
Er forderte zugleich, die digitale Ausstattung
der Schulen zu verbessern und
den Mittelstand noch stärker für die Notwendigkeit
der Digitalisierung zu sensibilisieren.
Tim Hartmann, Vorstandsvorsitzender der enviaM AG, erläuterte Thesen zum Internet der Energie.
Auch wenn Dulig dafür plädierte, die Sorgen
vieler Menschen vor dem Tempo der
Digitalisierung und dem Ausmaß der gesellschaftlichen
Veränderungen ernst zu
nehmen, überwog doch die optimistische
Sicht auf die künftige Entwicklung der
ostdeutschen Wirtschaft. Deshalb richtete
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang
Tiefensee auch einen flammenden
Appell an die Teilnehmer des OWF, sich
Ihr Einkauf kann mehr zum Erfolg beitragen –
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32 | W+M TITEL
noch mehr für eine positive Außendarstellung
der ostdeutschen Bundesländer
zu engagieren: „Wir dürfen unsere Erfolge
nicht kleinreden“, so Tiefensee. Als
Beispiel hob er die hohe Zahl an Weltmarktführern
im thüringischen Mittelstand
hervor. Sein Brandenburger Amtskollege,
Wirtschaftsminister Albrecht
Gerber, betonte die zentrale Lage Ostdeutschlands
in Europa als Standortvorteil
und Prof. Dr. Armin Willingmann wies
Im angeregten Gespräch: ILB-Chef Tillmann
Stenger (r.) und Thomas Braune, Leiter
Landesmarketing in Brandenburg.
darauf hin, dass die Zustimmungsquote
für Industrieansiedlungen in der ostdeutschen
Bevölkerung weit höher sei als unter
den Westdeutschen.
Auch in Ostdeutschland haben zumindest
einzelne Branchen in der Digitalisierung
schon erhebliche Fortschritte erzielt.
So beispielsweise die Gesundheitswirtschaft,
die in Mecklenburg-Vorpommern
als Jobmotor erheblich zum Aufschwung
beiträgt. Harry Glawe, Wirtschaftsminister
des Landes, erinnerte daran, dass jeder
siebte Euro an Ostsee und Müritz in
der Gesundheitsbranche erwirtschaftet
werde. Damit habe sie einen weit höheren
Anteil am Bruttoinlandsprodukt als
in anderen Bundesländern. Mit der Telemedizin
biete die Digitalisierung nun
neue Möglichkeiten für die ärztliche Versorgung
auch außerhalb der städtischen
Zentren.
Einen breiten Raum nahm auf dem OWF
der Ausbau der digitalen Infrastruktur
ein. Einhelliger Tenor: Hier besteht noch
Nachholbedarf, insbesondere beim Ausbau
der Breitbandnetze. Über den richtigen
Weg wurde aber durchaus kontrovers
gestritten. So forderte Prof. Reint
E. Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts
für Wirtschaftsforschung Halle, beim
weiteren Ausbau Prioritäten zu setzen:
„Jeder Euro kann schließlich nur einmal
ausgegeben werden.“ Dem widersprach
Mecklenburg-Vorpommerns Infrastrukturminister
Christian Pegel, der das Land
in der Verpflichtung sieht, auch in dünner
besiedelten Regionen für eine ausreichende
Versorgung mit schnellem Internet
zu sorgen. So bestünden Chancen,
Menschen in die Randregionen des Landes
nahe den Metropolen Hamburg und
Berlin zu locken.
Erläuterte die Erfahrungen seines Landes mit
der Digitalisierung der Verwaltung: Estlands
Botschafter William Mart Laanemäe.
Nils Seger, Gründer des Beratungsunternehmens
RCKT GmbH & Co. KG, schilderte
schließlich die Digitalisierung aus
der Sicht der Start-up-Community. Er kritisierte,
dass Deutschland zu wenig Kapital
für langfristig skalierende junge Unternehmen
bereitstelle. Die Forderung nach
mehr Wachstumskapital unterstützte
auch Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender
der Investitionsbank des Landes
Brandenburg (ILB). Er appellierte zugleich
an die Politik, bestehende Förderrichtlinien
und Gesetze stärker auf Investitionen
in die Digitalisierung auszurichten.
Auf den folgenden Seiten dokumentieren
wir den Wortlaut des OWF-Memorandums
„M20siebzehn“. Die dort aufgeführten
Handlungsfelder sind ein Wegweiser
dafür, wie es Ostdeutschland gelingen
kann, mit Hilfe einer konsequent
vorangetriebenen Digitalisierung die bestehende
Kluft zwischen alten und neuen
Bundesländern - hinsichtlich der Wirtschaftskraft
und der Lebensverhältnisse
- spürbar zu verringern. W+M
Wie zwischen Ostsee und Erzgebirge der
Weg ins digitale Zeitalter gelingen kann,
zeigt das Beispiel Estland. Der baltische
Nachbar gilt als Musterland der Digitalisierung
in Europa. Estlands Botschafter
William Mart Laanemäe präsentierte
die Erfolge des Landes auf diesem Gebiet
am Beispiel der digitalen Verwaltung.
Direkt neben der OWF-Bühne wurden die wichtigsten Ergebnisse der Tagung in Echtzeit grafisch
dokumentiert.
Fotos: Ralf Succo
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
TITEL | 33
Memorandum
M20siebzehn
PROLOG
Vor 27 Jahren vollzog sich die
friedliche Revolution in Ostdeutschland.
Mit der Wende
entstanden fünf neue Bundesländer
und ein geeintes Berlin. Die
Veränderungen in Gesellschaft, Politik,
Verwaltung und Wirtschaft waren
erheblich, ohne historische Vorbilder,
und wurden dennoch bis heute
gut gemeistert. Ein Transformationsprozess
dieses Ausmaßes sucht
seinesgleichen. Entstanden ist ein
Wirtschaftsraum Ostdeutschland,
der mit Stolz auf das Erreichte zurückblicken
kann.
Allerdings ist der Annäherungsprozess
seit einigen Jahren ins Stocken
geraten und Ostdeutschlands Wirtschaftskennzahlen
liegen weiterhin
im Mittelwert um 25 Prozent unter
dem Bundesdurchschnitt.
Die im Jahr 2016 begründete Initiative
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft
widmet sich aus diesem Grund den
Zukunftsperspektiven der ostdeutschen
Gesellschaft mit neuen Ideen
für die politische Agenda und Impulsen
für Wissenschaft und Wirtschaft.
Die Initiative ist ein Netzwerk
für alle strategisch am Thema Interessierten.
Die Relevanz und das Interesse, sich
diesen Zukunftsperspektiven zu widmen,
zeigte das erste Ostdeutsche
Wirtschaftsforum am 20. und 21.
Oktober 2016, welches mit seinen
hochkarätigen Referenten und Gesprächspartnern
aus Wirtschaft, Politik
und Wissenschaft bei den Teilnehmern
und in der Presse starken
und positiven Widerhall fand.
Angesichts des insgesamt Erreichten
und der großen gesamtgesellschaftlichen
Herausforderungen besteht
für die ostdeutsche Wirtschaft
eine besondere Notwendigkeit und
zugleich auch die herausragende
Chance für einen weiteren Entwicklungsschub.
Die noch jungen Bundesländer
sind transformationserfahren
und haben die Fähigkeit, Polepositions
in den Themen Digitalisierung,
Energiewende, E-Mobility,
Digital Health und auf weiteren Gebieten
einzunehmen. Nun geht es
darum, strategische Themen mit
konkreten Handlungsempfehlungen
zu verknüpfen. Dazu wurde Anfang
2017 ein Thinktank mit namhaften
Persönlichkeiten ins Leben gerufen,
zudem wurden zahlreiche bilaterale
Treffen sowie regionale Unternehmerforen
durchgeführt. Entstanden
ist das Memorandum M20siebzehn
mit sieben Handlungsfeldern.
Ziel ist es, entscheidende Zukunftsthemen
zu definieren und mit neuen
Denk- und Umsetzungsansätzen die
spezifischen Potenziale Ostdeutschlands
zu diskutieren und voranzubringen.
Es geht um die inhaltliche Debatte
über Parteigrenzen und Wahlzyklen
hinweg. Es geht aber auch und
vor allem um ein positives Zukunftsimage
für Ostdeutschland, das identitätsstiftend
nach innen wirkt und
attraktiv für Fachkräfte, Manager,
Unternehmer und Investoren aus
aller Welt ist.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
34 | W+M TITEL
HANDLUNGSFELDER
Wie kann Ostdeutschland zum Vorreiter der digitalen Wende werden?
1. DIE DIGITALE WENDE
BEWUSST MIT VORRANG
VOLLZIEHEN
oder besser:
Die Ostdeutschen Bundesländer
übernehmen die Führung der
digitalen Wende in Deutschland.
Das Thema wird in den Ländern
Chefsache. Jedes Bundesland
entwickelt 2018 eine digitale
Vision 2030 und koordiniert
diese mit den Nachbarländern.
Transformation ist hier zuhause
Die Bestimmung klarer Ziele auf
Landesebene vorantreiben und
einen Stärken- und Aufgabenabgleich
mit den Nachbarländern
organisieren. Dies ermöglicht die
Entwicklung einer gemeinsamen
Vision, die zur Meisterung der
digitalen Wende beiträgt und ein
attraktives Image der neuen Bundesländer
nach innen und außen
bewirkt.
2. DIE DIGITALE INFRA-
STRUKTUR KONSEQUENT
UND GEZIELT AUSBAUEN
oder besser:
Die flächendeckende Versorgung
mit Breitband ist Voraussetzung
für die digitale Wende. Die
Länder entwickeln eine digitale
Agenda mit mutigen Zielen
und ambitionierten Terminen.
Fördergelder werden nach
Prioritäten vergeben.
Die Potenziale sind hier enorm
Die Regionen haben sich in Ostdeutschland
in den letzten Jahren
erheblich unterschiedlich entwickelt.
Dies wird vor allem im Vergleich
zwischen ländlichen und
städtischen Gebieten ersichtlich.
Ebenso zeigt sich dies auch darin,
dass viele Regionen Ostdeutschlands
bis heute nicht mit ausreichender
Breitband-/Gigabit-Infrastruktur
ausgestattet sind. Dabei
ist die digitale Infrastruktur Grundlage
für das wirtschaftliche Leben
der nächsten Dekaden.
3. DIE DIGITALE BILDUNG
IN DEN SCHULEN NACH-
HALTIG ETABLIEREN
oder besser:
Verpflichtende digitale Ausund
Fortbildung für Lehrer
und Eltern, Neuausrichtung der
Volkshochschulen, Vereinfachung
der Bürokratie und
schnelle Ausstattung der
Schulen mit WLAN und
modernster Technik.
Die digitale Schule ist das Maß
Nach wie vor werden Schüler in
Deutschland für eine analoge Welt
ausgebildet. Dies gilt für Deutschland
insgesamt. Mit entsprechender
digitaler Infrastruktur hat Ostdeutschland
die Chance, gerade im
Bereich der Bildung eine Vorreiterrolle
einzunehmen und daraus einen
Standortvorteil zu erzielen.
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
TITEL | 35
6. DURCH DIGITALISIERUNG
ZU MEHR INNOVATION UND
WACHSTUM
oder besser:
Memorandum
M20siebzehn
Digitale Geschäftsmodelle
haben Vorrang und werden
über innovative Kooperationsund
Finanzierungsangebote
angeregt und unterstützt.
4. HOCHSCHULEN ZU
PARTNERN DER DIGIATLEN
WENDE MACHEN
oder besser:
Mehr Geld für Spitzenqualität
in den Hochschulen. Mehr unternehmerisches
Engagement
und verstärkte Kooperation mit
der Wirtschaft. Eine ostdeutsche
Hochschule wird bis 2025
unter den TOP 100 der Welt sein.
Exzellente Ausbildung für die
hellsten Köpfe
Universitäten und Fachhochschulen
sind die Einrichtungen, die junge
Menschen mit klugen Köpfen aus
dem In- und Ausland anziehen und
ins eigene Bundesland kommen lassen.
Ostdeutsche Hochschulen sind
im internationalen Vergleich unterfinanziert.
Die besten Studenten und
Professoren wandern zurzeit in die
USA und zunehmend nach Asien ab.
Die günstige Finanzlage sollte genutzt
werden, um die Grundfinanzierung
der Hochschulen deutlich zu erhöhen
und international konkurenzfähige
Wissenschaftsleuchttürme
zu schaffen.
5. DURCH DIE DIGITALISIE-
RUNG GRÜNDERGEIST NEU
BEFÖRDERN
oder besser:
Die Digitalisierung schafft neue
Möglichkeiten für Gründer und
kann das Unternehmertum qualitativ
befördern. Dazu braucht
es die digitale Verwaltung, die
in den Ländern konsequent eingeführt
und umgesetzt werden
muss.
Humboldt grüßt Wirtschaft
Schon Humboldt wollte autonome,
aufgeklärte und unternehmerische
Bürger bilden. Der Gründergeist
ist das Wesen des humboldtschen
Bildungsideals. Unternehmertum
hat eine lange Tradition. Viele
große Unternehmen, wie beispielsweise
Siemens, haben ihre Wurzeln
hier. Und gerade nach der politischen
Wende 1990 haben sich viele
Bürger aufgemacht, in den neuen
Bundesländern und Berlin die Gesellschaft
als Unternehmer zu gestalten.
Die Digitalisierung verändert
Geschäftsmodelle. Der Mut zu
gründen muss unterstützt und auch
ein mögliches Scheitern darf nicht
geächtet werden.
Blühende Landschaften müssen
wachsen
Der Wachstumsprozess bei ostdeutschen
Unternehmen wird nicht nur
aufgrund der kleinteiligen Strukturen
gebremst, es fehlt auch an einer
grundsätzlichen Wachstums- und
kontinuierlichen Innovationsorientierung
bei vielen Unternehmern. Überschattet
wird dies durch einen vorhandenen
Fachkräftemangel. Mit den
Chancen der Digitalisierung kann dieser
Prozess positiv gedreht werden.
7. NEUE ALLIANZEN FÜR DEN
DIGITALEN FORTSCHRITT
BEGRÜNDEN
oder besser:
Bestehende Netzwerke werden
auf Zukunftstauglichkeit überprüft.
Digitale Erneuerung ist
Voraussetzung für den Bestand.
Kooperation neu definiert
Die Digitalisierung setzt neue Möglichkeiten
der Zusammenarbeit frei,
aber auch voraus. Verharren in bestehenden
Strukturen wird zunehmend
zu einem Bremsklotz. Kritisches
Hinterfragen bestehender
Kooperationen gehört auf die Tagesordnung.
Groß mit klein, Start-up
mit Mittelstand schafft völlig neue
Sichtweisen, aus denen auch die
kleinteilig aufgestellte Unternehmensstruktur
in Ostdeutschland
durchaus Vorteile generieren kann.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
36 | W+M TITEL
Ostdeutschland – Ein Land für gute Ideen und mutige Ziele
Unsere Idee:
Ostdeutschland wird Vorreiter
der digitalen Wende
Die Digitalisierung verändert komplett die Art und Weise,
wie wir uns gesellschaftlich organisieren und wie
Wertschöpfung in allen Sektoren erzielt wird. Die Potenziale
dieses Transformationsprozesses gilt es hier besonders
schnell zu nutzen. Wenn dies gelingt, wird Ostdeutschland
eine Vorreiterrolle in Deutschland einnehmen.
Memorandum
M20siebzehn
OWF . Thinktank
Die Mitglieder
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
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Iris Gleicke
Parlamentarische Staatssekretärin und Bundesbeauftragte
für die neuen Bundesländer,
für Mittelstand und Tourismus
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Frank Nehring
Sprecher der Initiative
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft,
Initiator des OWF.ZUKUNFT und
Verleger von WIRTSCHAFT+MARKT
Dr. Burkhardt Greiff
Präsident
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.
Dr. Jens-Uwe Meyer
Innovationsexperte und Geschäftsführer
Innolytics GmbH
Prof. Reint E. Gropp
Präsident
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
Halle (IWH)
Christian Pegel
Minister
Ministerium für Energie, Infrastruktur und
Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern
Tim Hartmann
Vorstandsvorsitzender
envia Mitteldeutsche Energie AG
Prof. Dr. Joachim Ragnitz
Stellvertretender Leiter
ifo Institut Niederlassung Dresden
Hans-Peter Hiepe
Leiter Referat Regionale
Innovationsinitiativen, Neue Länder
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Prof. Dr. Dr. Mario Tobias
Hauptgeschäftsführer
Industrie- und Handelskammer Potsdam
Karsten Hintzmann
Chefredakteur
WIRTSCHAFT+MARKT
Prof. Dr. René Sadowski
Engagement Leader
Egon Zehnder International GmbH
EBC Hochschule
Andrea Joras
Senior Advisory
Innovationsmanagement und
internationale Projektentwicklung
Boris Schucht
Vorsitzender der Geschäftsführung
50Hertz Transmission GmbH
Rolf Kammann
Geschäftsführer
Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH
Tillmann Stenger
Vorsitzender des Vorstands
Investitionsbank des Landes Brandenburg
Prof. Dr. Christoph Meinel
Institutsdirektor und CEO |
Hasso-Plattner-Institut gGmbH
Dekan | Digital Engineering Fakultät |
Universität Potsdam
Prof. Dr. Holger Wassermann
Wissenschaftlicher Leiter
KCE KompetenzCentrum
Entrepreneurship & Mittelstand
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
38 | W+M TITEL
Ostdeutsche Wirtschafts- und Digitalisierungsminister unter sich: Wolfgang Tiefensee, Martin Dulig,
Albrecht Gerber, Harry Glawe, Armin Willingmann, Christian Pegel (v.l.n.r.).
Martin Buhl-Wagner,
Geschäftsführer der
Leipziger Messe.
Unter dem Dach
des A-ROSA
Forums fand das
OWF statt.
Das OWF erfreute sich auch 2017 einer großen Resonanz.
Thinktank-
Mitstreiterin und
Moderatorin
Andrea Joras.
Sprach über den Strukturwandel in der Lausitz:
Dr. Helmar Rendez, Vorstandschef der LEAG.
Gefragter Interviewpartner: Berlins
Regierender Bürgermeister Michael Müller.
Engagiertes Mitglied im OWF-Thinktank
und Moderator: Prof. René Sadowski,
Egon Zehnder International GmbH.
Fotos: Ralf Succo
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
TITEL | 39
„Davos des Ostens“ - Magnet für
Spitzenpolitiker und Führungskräfte
Prof. Reint E.
Gropp, Präsident
An zwei Tagen erlebten die rund 150 Teilnehmer
aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft
und Gesellschaft beim 2. Ostdeutschen
Wirtschaftsforum (OWF) in Bad
Saarow einen abwechslungsreichen Dreiklang
aus Vorträgen, Diskussionsrunden
und Netzwerkarbeit.
Neben Spitzenpolitikern aus den neuen
Ländern, darunter Berlins Regierender
Bürgermeister Michael Müller (SPD)
und alle ostdeutschen Wirtschaftsminister,
gaben sich Unternehmenslenker und
renommierte Forscher beim „Davos des
Ostens“ die Klinke in die Hand. Die Länder
Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-
Vorpommern und Thüringen präsentierten
Branchen und Einzelprojekte, in denen
die Digitalisierung bereits erfolgreich
Einzug gehalten hat. Zum Höhepunkt
des OWF-Dinners am Ende des ersten
Konferenztages avancierte die
Auszeichnung des überzeugendsten
Imagefilms im Rahmen des OWF-
Filmfestivals „Image Zukunft“. Den Preis
für den besten Film konnten Vertreter
Thüringens entgegennehmen.
Frank Nehring, Initiator des Ostdeutschen
Wirtschaftsforums und Herausgeber des
Magazins WIRTSCHAFT+MARKT, konnte
am Ende zufrieden resümieren: „Hier in
Bad Saarow wurde überzeugend herausgearbeitet,
dass es Ostdeutschland gelingen
kann, mit Hilfe der Digitalisierung den
Rückstand in Sachen Wirtschaftskraft gegenüber
den alten Bundesländern mittelfristig
zu verringern.“
W+M
Thomas Kralinski, Chef der
Brandenburger Staatskanzlei.
des Leibniz-
Instituts für
Wirtschaftsforschung
Halle.
Führten
durch die
zweitägige
Veranstaltung:
Moderatorin
Rommy Arndt und
OWF-Initiator Frank Nehring.
Präsidenten und Geschäftsführer
ostdeutscher Unternehmerverbände mit
OWF-Macher Frank Nehring (r.).
Fotos: Ralf Succo
Gruppenbild mit
ostdeutschen IHK-Chefs.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
40 | W+M POLITIK
RAGNITZ KOMMENTIERT
Fördergelder
klug einsetzen
Das Zeitalter des „Aufbau Ost“ ist
endgültig vorbei: Im Jahre 2019
wird der Solidarpakt II unwiderruflich
auslaufen, mit dem den ostdeutschen
Ländern für die Erneuerung ihrer
Infrastruktur überproportionale Zahlungen
des Bundes gewährt wurden. Auch
bei der Wirtschaftsförderung im
engeren Sinne wird es dann
keine Sonderprogramme
für Ostdeutschland
mehr geben. Das ist
auch richtig so: Ein
„teilungsbedingter
Nachholbedarf“ ist
30 Jahre nach dem
Mauerfall nun wirklich
nicht mehr auszumachen,
und obwohl
die meisten
Regionen in Ostdeutschland
nach
wie vor als strukturschwach
gelten
müssen, unterscheiden
sie sich inzwischen
nur noch wenig von altindustriellen
oder ländlich geprägten Regionen
in Westdeutschland. Eine gesamtdeutsch
orientierte Förderpolitik, die nach Bedarfen
(und nicht „nach Himmelsrichtungen“)
differenziert, ist insoweit überfällig.
Das heißt aber nicht, dass ostdeutsche
Regionen dann mit ihren Problemen allein
gelassen werden: Gerade weil der
Bedarf an Unterstützungsleistungen
hier nach wie vor hoch ist, werden die
meisten Gebiete auch im Rahmen einer
Prof. Dr. Joachim Ragnitz
ist Stellvertretender Leiter
des ifo-Instituts Dresden.
gesamtdeutschen Regionalpolitik Förderung
erhalten. Lediglich die bisherige
Bevorzugung Ostdeutschlands gegenüber
westdeutschen Regionen mit
ähnlichen Problemlagen wird abgebaut;
etwas anderes wäre auch niemandem
mehr zu vermitteln, selbst wenn die
ostdeutschen Ministerpräsidenten
immer noch eine Förderpräferenz
für ihre Bundesländer
einfordern. Den Blick
nach vorne zu richten,
heißt deshalb, sich zu
überlegen, wofür die
Fördergelder künftig
eingesetzt werden
sollen.
Die bisherige Förderpolitik
war vor allem
auf die Schaffung zusätzlicher
Beschäftigungsverhältnisse
ausgerichtet – was
in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit
in den
strukturschwachen Regionen auch geboten
war. Bei zunehmender Arbeitskräfteknappheit
kann es jedoch nicht
mehr darum gehen, mehr Arbeitsplätze
zu schaffen, vielmehr muss die Stärkung
der Wirtschaftskraft – also die Qualität
der vorhandenen Arbeitsplätze – im
Vordergrund stehen. Es geht also darum,
die regionale Produktivität zu erhöhen,
denn produktivere Arbeitsplätze führen
zu einer höheren wirtschaftlichen Leistung
und damit auch zu einer verbesserten
Gewinnsituation der Unternehmen
und höheren Einkommen für die Beschäftigten.
Es kann als eines der gesicherten
Erkenntnisse der ökonomischen Theorie
gelten, dass eine höhere Produktivität am
ehesten durch eine höhere technologische
Leistungsfähigkeit erreicht werden
kann, also durch Innovationen in Produkte
und in Prozesse. Betriebliche Innovationen
wiederum entstehen durch die Anwendung
neuer Ideen – und diese können
durch eigene Forschung, aber auch
durch Übernahme erfolgversprechender
Forschungsergebnisse aus anderen Teilen
der Welt entstehen.
Genau hieran sollte die künftige Politik
für strukturschwache Regionen in Ostdeutschland
und in Westdeutschland ansetzen.
Tatsächlich bewegt sich die Politik
auch in diese Richtung; schon in der
vergangenen Legislaturperiode wurde
begonnen, die Instrumente der Regionalförderung
stärker auf die Förderung
von Innovationen hin auszurichten und
zwischen den Ressorts besser zu verzahnen.
Dieser Weg sollte auch von der
neuen Bundesregierung fortgesetzt werden.
Klug wäre es, wenn man auch eine
verbesserte Abstimmung zwischen den
verschiedenen föderalen Ebenen erreichen
könnte.
Aber vielleicht ist das alles auch nur Träumerei,
denn der Erfolg der Regionalpolitik
besteht gerade darin, dass sie sich
selbst überflüssig macht – was manch
einer vielleicht gar nicht will. Wäre das
nicht ein Ziel, das sich die neue Bundesregierung
setzen könnte?
W+M
Foto: ifo Dresden
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
VIP
POLITIK | 41
STANDPUNKT Ist es vertretbar, VIP-Einladungen anzunehmen?
Foto: privat (unten)
Immer wieder wird in der Öffentlichkeit
kontrovers darüber debattiert,
ob Politiker, Manager oder sonstige
Führungskräfte VIP-Einladungen für
Sport- oder Kulturveranstaltungen annehmen
dürfen. Lesen Sie nachfolgend
den Standpunkt des Berliner CDU-Politikers
Dr. Frank Steffel, Obmann der
Unionsfraktion im Sportausschuss des
Deutschen Bundestages und
Präsident des Handball-
Bundesligisten Füchse
Berlin:
Ohne Sponsoring wären
Breiten- und Leistungssport
genauso
wie Kulturveranstaltungen
in Deutschland
undenkbar. Viele dieser
Unternehmen engagieren
sich dabei über viele Jahre
Dr. Frank Steffel.
hinweg kontinuierlich und ermöglichen somit
den Betroffenen eine verlässliche Planung.
Das ist das Fundament für eine starke
Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen
und für unseren nationalen Spitzensport.
Dabei geht es den wenigsten Sponsoren
zunächst um eine öffentliche Wahrnehmung.
Sie treten vielmehr oftmals als
Mäzenen auf ohne eine echte Refinanzierung
über Werbung. Die überwältigende
Anzahl dieser Unternehmen
sind zum großen
Teil kleine und mittelständische
Unternehmen,
die sich in ihrer
Heimatregion engagieren.
Für diese
Unternehmen muss
Rechtssicherheit geschaffen
werden, weil sonst in Zukunft
der Rückzug dieser Unternehmen droht –
mit allen Konsequenzen für die Finanzierung
von Sport und Kultur.
Die Selbstverpflichtungserklärung des DFB
aus dem Jahr 2011 stellt eine gute Grundlage
im Umgang mit VIP-Karten dar. Klar
ist, mit der Annahme von Karten kann und
darf es keine damit verbundene Erwartung
an künftige Entscheidungen geben. Die Kriminalisierung
von Sponsoren ist schädlich
für den Sport. Neben der steuerlichen Klarheit
ist auch die Rechtssicherheit für Sponsoren
sowie Gäste im Interesse des Sports.
Für Kultur- und Sportpolitiker ist die Annahme
von Karten neben der generellen Repräsentationspflicht
von Abgeordneten oftmals
auch eine Dienstpflicht. Die Menschen können
zu Recht von ihren gewählten Volksvertretern
erwarten, dass Sie sich im Rahmen
ihrer fachlichen Zuständigkeit mit den unterschiedlichen
Akteuren austauschen. W+M
Sie bauen –
wir kompensieren
Für Vorhabenträger mit Kompensationsverpflichtungen
bieten wir sachsenweit Ökokontomaßnahmen an. Für eine
schuldbefreiende Übernahme Ihrer Kompensationspflichten
sprechen Sie uns an.
ZFM: Jetzt auch Ökoflächenagentur Sachsen.
www.zfm.sachsen.de
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
42 | W+M POLITIK
Was sind Ihre wichtigsten
Ziele für 2018?
Wir blicken auf ein turbulentes
Jahr 2017 zurück. Politisch begann
es mit der Vereidigung des
umstrittenen US-amerikanischen Präsidenten,
führte über Wahlen in Frankreich
und Österreich bis hin zu den deutschen
Bundestagswahlen im September und den
gescheiterten Jamaika-Sondierungen. Die
Brexit-Verhandlungen und die Unabhängigkeitsbestrebungen
Kataloniens stellen die
Europäische Union auf eine schwere Probe
und auch der Abgasskandal, die Fipronil-Eier
und die Insolvenz von Air Berlin beherrschten
monatelang die Schlagzeilen.
Aber die deutsche Wirtschaft blickt optimistisch
auf das neue Jahr und rechnet
mit einem Wirtschaftswachstum von zwei
Prozent für 2018 sowie erstmals seit der
Wiedervereinigung mit einem Rückgang
der Arbeitslosigkeit auf unter 2,5 Millionen
im Jahresschnitt. WIRTSCHAFT+MARKT
hat sich in der Führungsetage der ostdeutschen
Wirtschaft und Wissenschaft umgehört,
welche Ziele und Wünsche es für
das neue Jahr gibt.
Martin Buhl-Wagner,
Geschäftsführer der
Leipziger Messe.
Als international ausgerichteter Veranstalter
für Publikums-, Fach- und
Zukunftsthemen werden wir auch
2018 Innovationsimpulse setzen. Deshalb
treiben wir neben unserem Geschäft
am Standort auch die Aktivitäten im Ausland
konsequent voran. Insbesondere in
den Themenfeldern Medizin, Denkmalpflege
und Kosmetik hat sich die Leipziger
Messe eine Expertise angeeignet, die
sie mit erfolgreichen Veranstaltungen wie
der denkmal Russia - Moscow und der
HPI in China auch international beweist.
2018 veranstalten wir mit der OTWorld
Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender
Präsident des Ostdeutschen
Sparkassenverbandes (OSV).
erneut die Weltleitmesse im Bereich der
Orthopädie- und Rehatechnik in Leipzig,
während wir mit der CosmeticBusiness
in München und in Polen aktiv werden.
Im Fokus steht für uns zudem das Vorantreiben
der Digitalisierung in unserer
Unternehmensgruppe – denn nur so können
wir unsere Innovationskraft und hohe
Servicequalität langfristig sichern.
Die Sparklassen und ihre kommunalen
Träger werden weiterhin für ihre
Kunden da sein und Partner des Mit-
Fotos: Leipziger Messe (links), OSV (rechts)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
POLITIK | 43
Fotos: LBBW (links), Commerzbank AG (oben), HPI/Kay Herschelmann (unten), E.DIS AG (rechts)
telstandes sowie Hausbank der Ostdeutschen
bleiben, trotz der Belastungen
aus der Niedrigzinsphase und
der Brüsseler Regulatorik. Wir werden
auf das geänderte Kundenverhalten mit
einer modernen und veränderten Filialstruktur
reagieren und die Ansprechbarkeit
um weitere Onlinedienste ergänzen.
Digitalisierung soll für uns kein Schlagwort
sein. Wir setzen uns zum Ziel, sie für
unsere Kunden mit Leben zu füllen. Natürlich
werden wir auch 2018 einen Beitrag
leisten, um unsere Heimat lebenswert
zu gestalten durch Mitarbeit in den
vielfältigsten kommunalen Netzwerken
sowie durch Spenden und Sponsoring.
Oliver Fern,
Vorstand der
LBBW Sachsen Bank.
Wir haben den Anspruch, die beste mittelständische
Universalbank zu sein.
Dafür haben wir als regional verwurzelte
Bank aufgrund unserer Kundennähe
sehr gute Voraussetzungen. Künftig
wollen wir außerdem unsere kompakte
Größe noch stärker nutzen, um im Sinne
unserer Kunden Entscheidungswege zu
verkürzen und die Zusammenarbeit zwischen
unseren Einheiten zu verbessern.
Unser Ziel lautet: Mehr Agilität, und zwar
sowohl in der Organisation als auch bei jedem
einzelnen Mitarbeiter. Als Vorbild dienen
uns dabei unsere mittelständischen
Kunden. Außerdem forcieren wir mit Blick
auf den technologischen Wandel die Digitalisierung
– in unseren eigenen Prozessen
und in unserem Leistungsangebot.
Bei Produkten, bei denen wir Marktführer
sind, wie etwa Schuldscheindarlehen,
wollen wir auch Innovationsführer sein.
Michael Kotzbauer,
Bereichsvorstand Firmenkunden
Mitte und Ost der Commerzbank AG.
Wir wollen den Kurs, den wir seit Jahresbeginn
eingeschlagen haben, erfolgreich
fortsetzen. Bundesweit haben
wir bereits über 4.000 neue Firmenkunden
gewonnen, davon alleine
über 700 Neukunden im Osten. Unser
Kreditgeschäft wächst – im laufenden
Jahr bundesweit mit bislang rund einer
Milliarde Euro an neuen Darlehen für
Mittelstand und Großkunden. Diese beiden
Themen haben wir auch 2018 stark
im Fokus. Daneben helfen wir unseren
Kunden, das große Thema Digitalisierung
erfolgreich zu bewältigen – und investieren
selbst stark in Digitalisierung: 2018
führen wir die digitale Kreditvergabe für
Firmenkunden ein. Künftig wollen wir unsere
IT-Systeme mit denen unserer Kunden
verbinden – um damit „analog“ und
„digital“ intelligent zu kombinieren.
Prof. Dr. Christoph Meinel,
Direktor und Geschäftsführer
des Hasso-Plattner-Instituts (HPI).
Auch 2018 steht das Thema Cybersicherheit
wieder ganz oben auf der
Agenda von Projekten, die ich im neuen
Jahr voranbringen möchte. Die steigende
Zahl von Hackerangriffen auf deutsche
Unternehmen und Regierungsnetze
ist alarmierend und zeigt, dass Unternehmen
künftig noch stärker in den Schutz
ihrer IT-Infrastruktur investieren müssen.
Hersteller von IoT-Geräten müssen
zu grundlegenden Sicherheitsstandards
für Hard- und Software verpflichtet werden,
denn Cybersicherheit ist für den Erfolg
der Digitalisierung eine wesentliche
Voraussetzung. Das HPI wird sich daher
auch 2018 wieder mit Konferenzen wie
der Potsdamer Konferenz für nationale
Cybersicherheit, Forschungsprojekten,
kostenlosen Online-Kursen sowie Workshop-Angeboten
für eine stärkere digitale
Aufklärung und Bildung einsetzen und
dazu beitragen, das öffentliche Bewusstsein
für digitale Bedrohungen zu schärfen.
Dr. Alexander Montebaur,
Vorstandsvorsitzender E.DIS AG,
Fürstenwalde/Spree.
Als Energienetzbetreiber in Brandenburg
und Mecklenburg-Vorpommern
wollen wir in 2018 erneut auf hohem
Niveau in unsere Netze investieren, um
die Versorgungszuverlässigkeit weiter
zu erhöhen und die Einbindung von immer
mehr Grünstrom-Erzeugungsanlagen
in unser Verteilnetz zu sichern. Mit
diesem Ziel wollen wir auch unseren erfolgreichen
Pilotversuch mit intelligenten
Zählern auf der Insel Rügen in weiteren
Regionen fortsetzen. Ebenso haben wir
uns vorgenommen, die Digitalisierung in
der gesamten E.DIS-Gruppe weiter voran-
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
44 | W+M POLITIK
Die Energiewende wird auch 2018 ein zentrales
Thema für die neuen Bundesländer darstellen.
zutreiben. Auch beim Thema Elektromobilität,
insbesondere dem Ausbau der Ladeinfrastruktur
wollen wir gemeinsam mit
unseren kommunalen Partnern in 2018 ein
kräftiges Stück vorankommen.
Dr. Ulrich Müller,
EWE-Generalbevollmächtigter.
In 2018 steht für EWE weiterhin die
Energiezukunft im Fokus. Wir wollen
das Projekt "brine4power" vorantreiben
und die größte Batterie der
Welt bauen. Wenn alles funktioniert,
können wir damit den Regelenergiemarkt
grundlegend verändern. Denn
die Strommenge, die ein Speicher dieser
Art beinhaltet, reicht aus, um Berlin für
eine Stunde mit Strom zu versorgen. In
der Region Brandenburg/Rügen setzen wir
seit einigen Jahren auf Wärme- und Kältelösungen
mit hocheffizienten Technologien.
Für uns ist dies ein Kern der Energiewende,
an dem wir konsequent festhalten.
Insgesamt arbeitet EWE weiter daran, den
Kunden nicht nur Strom und Gas, sondern
Lösungen wie Wärme, E-Mobilität oder
selbst erzeugte Sonnenenergie aus Stromspeichern
anzubieten. Unser Anspruch ist
es, unseren Kunden die Welt der dezentralen
Energie mit Service und Qualität so
einfach wie möglich zu machen.
Thomas Murche,
Technischer Vorstand
der WEMAG AG.
Als technischer Vorstand will ich Effizienz
und Nachhaltigkeit in Prozessen
fördern und das wirtschaftliche
Wachstum der WEMAG als gesundes
Unternehmen voranbringen.
Die WEMAG Unternehmensgruppe hat
ein breites Angebot, das am Markt sehr
gut angenommen wird. Digitalisierung,
Energiewende und Infrastrukturdienstleistungen
bieten Chancen, die es im Interesse
der Region und unserer Kunden
zu nutzen gilt. Ich möchte die WEMAG
als Lösungsanbieter in Zusammenarbeit
mit Partnern für unsere Kunden weiterentwickeln,
indem wir die Energiewende
durch weitere grüne Erzeugungsanlagen
stützen sowie den Netzausbau fortsetzen.
Dazu gilt es im Jahr 2018 auch, eine
Unternehmenskultur mit Mut für Innovationen
zu fordern und fördern sowie die
Unternehmensstrategie auf diese neuen
Anforderungen auszurichten.
Steigende Geburtenzahlen und der
Zuzug junger Familien in unsere Stadt
sind die größte Chance und gleichzeitig
die größte Herausforderung für Meißen
in den kommenden Jahren. So sind für
mich die Erschließung neuer Wohnmöglichkeiten,
aber vor allem eine noch bessere
Betreuungs- und Bildungssituation zentrale
Themen. Auch 2018 steht wieder ganz
im Zeichen von Kita- und Schulhausbau. Ich
bin überzeugt: Jede Investition in Familienfreundlichkeit
zahlt sich später doppelt
Fotos: Winfried Mausolf (links), Michael Bach (rechts)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
POLITIK | 45
weiterhin unsere aktuellen Geschäftsbereiche
optimieren und ausbauen sowie
zusätzlich neue Geschäftsfelder besetzen.
Eine wichtige Handlungsmaxime
wird dabei auch sein, gewissenhaft und
sparsam mit unseren Kosten und Ressourcen
umzugehen.
Olaf Raschke,
Oberbürgermeister der Stadt Meißen.
Tillmann Stenger,
Vorsitzender des Vorstandes der ILB.
Fotos: Stadt Meißen (oben links), VNG AG (unten), HTW Berlin (Mitte), ILB/Sabine Engels (oben rechts)
und dreifach aus. Meißens Standortvorteile
als lebenswerter Wohn- und Arbeitsort
für alle Generationen und attraktives Reiseziel
vor den Toren Dresdens möchte ich
2018 noch stärker in den Blickpunkt rücken
und zeigen: Die Porzellan- und Weinstadt
bietet beste Voraussetzungen für Innovationen
und Ideen.
Bodo Rodestock,
Vorstand Finanzen/Personal
der VNG – Verbundnetz Gas AG.
Ziel ist und bleibt es, dass die VNG im
Erdgasmarkt wettbewerbsfähig und
erfolgreich aufgestellt ist. Erfolgreich
heißt: wirtschaftliches Wachstum mit einem
nachhaltig gesteigerten EBIT. Mit
unserer Strategie VNG 2030+ sind wir
im Jahr 2017 einen deutlichen Schritt in
diese Richtung gegangen. Dazu gehört
auch, dass wir langfristig Gas und die
Gasinfrastruktur „vergrünen“ und zu einem
nachhaltigen Bestandteil des Energiesystems
der Zukunft machen wollen.
2018 knüpfen wir hier an. Wir werden
Prof. Dr. Klaus Semlinger,
Präsident der HTW Berlin.
Als Präsident der HTW Berlin, einer
der größten Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften in Deutschland,
die sich explizit zu ihrem Auftrag
der praxisorientierten Lehre und
Forschung bekennt, würde ich mich
freuen, wenn wir 2018 noch mehr Resonanz
für unser Transfer- und Kooperationsangebot
bei unseren Gegenüber
in der Praxis fänden. Als forschungsstarke
Hochschule mit breitem
Fächerspektrum sind wir insbesondere
für kleine und mittlere Unternehmen ein
konstruktiver Entwicklungspartner nicht
zuletzt bei den Innovationstreibern Digitalisierung
und Design. Gerade in diesen
Bereichen streben wir auch mehr Ausgründungen
aus der Hochschule an. Ach
ja, und regelmäßig Sport treiben steht
auch auf der Liste.
Für das kommende Jahr verfolgen wir
drei wesentliche Ziele. Wir möchten
zum einen den Ausbau der brandenburgischen
Infrastruktur voranbringen. Dazu
zählen insbesondere die Förderung von
Kitas und Schulen sowie des flächendeckenden
Breitbandausbaus. Außerdem
sollen Digitalisierungsvorhaben stärker
unterstützt werden, denn die Zukunftsfähigkeit
unserer Wirtschaft – gerade auch
in den ländlichen Regionen – ist von großer
Bedeutung. Zum Dritten werden wir
einen verstärkten Fokus auf die Wohnungsbauförderung
setzen. Bezahlbaren
Wohnraum am Rande von Berlin zu
schaffen ist im aktuellen Marktumfeld
ein sehr wichtiges Thema, bei dem wir
als Brandenburgs Förderbank deutliche
Impulse setzen müssen. Nur so können
auch weiterhin viele Menschen vom anhaltenden
Boom der Hauptstadtregion
profitieren.
W+M
In 2018 sollen die Wissenschaft und
der ostdeutsche Mittelstand noch enger
zusammenarbeiten.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
46 | W+M RATGEBER
Ordnung ist das halbe Leben
Ein aufgeräumter Schreibtisch ermöglicht effizientes und ablenkungsfreies Arbeiten.
Die physische Organisation des Büroarbeitsplatzes tritt durch
die Digitalisierung mehr und mehr in den Hintergrund. Dies führt
allerdings nicht zu größerer Übersichtlichkeit und weniger Stress,
ganz im Gegenteil. Der Vormarsch der digitalen Kommunikation hat
für eine Informationsflut gesorgt, die viele nicht mehr beherrschen.
Mit diesen Tipps kommen Sie entspannter durch den Arbeitsalltag.
Rituale vor der Arbeit
Nehmen Sie sich genügend Zeit vor der
Arbeit. Es gibt nichts Schlimmeres, als
morgens gehetzt oder verschwitzt zu
sein, weil Sie zu spät aufgestanden sind.
Eine wiederkehrende Reihenfolge von
Tätigkeiten am Morgen schafft Routine
und gibt Kraft und Sicherheit für den Tag:
Nach dem Duschen einen Kaffee, Frühstück
mit Zeitung, dann den Tag planen.
Morgendliche Rituale am Arbeitsplatz
Was für zu Hause gilt, lässt sich auch
auf den Arbeitsplatz übertragen. Begrüßen
Sie zuerst den Chef, dann alle Kollegen,
legen Sie die Jacke ab, verstauen
Sie Ihre Tasche, trinken einen Kaffee,
lesen E-Mails. Die Reihenfolge ist beliebig.
Jeden Morgen dieselben Rituale im
Büro durchzuführen, strukturiert den Arbeitstag.
Ziele setzen
Um sich Rituale, wie morgens kalt zu duschen
oder vor der Arbeit Sport zu treiben,
anzugewöhnen, ist ein starker Wille
nötig. Setzen Sie sich Ziele. Wenn Sie
eine solche Aufgabe 30 Tage durchhalten,
pushen Sie nicht nur Ihr Ego und das
Wohlbefinden. Nach 30 Tagen sollten Ihnen
die Rituale in Fleisch und Blut übergegangen
sein.
Zentrale Terminverwaltung
Es ist sinnvoll, geschäftliche (und private)
Termine, wichtige Notizen, Nachrichten
und Vorgänge nicht auf verschiedenen
Anwendungen (Outlook, Browserlesezeichen,
Word-Dokument, Schmierzettel)
zu sichern. Nutzen Sie stattdessen eine
Software, die alle Funktionen vereint.
Die richtigen Prioritäten setzen
Zu viele Aufgaben und keine Prioritätenstruktur
bei der Bewältigung führen ins
Chaos, egal ob bei Teamarbeit oder bei
Einzelkämpfern. Wo anfangen und womit
weitermachen? Abhilfe können Organisationsmethoden
wie etwa das Eisenhower-Prinzip
schaffen. Das Eisenhower-Prinzip:
Diese Methode teilt alle Aufgaben in
(vier) Felder ein, deren einzige Kriterien
Foto: Pexels
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
BÜRO | 47
Wichtigkeit (wichtig und unwichtig) und
Dringlichkeit (eilig und nicht eilig) sind.
Jede Aufgabe des Arbeitstages lässt sich
in eines von vier möglichen Feldern (eilig
und wichtig, eilig aber unwichtig, nicht eilig
aber wichtig sowie nicht eilig und unwichtig)
einordnen, wodurch die Prioritäten
der entsprechenden Aufgabe sofort
zugeordnet und effizienter abgearbeitet
werden können.
Ordnung im Büro
Strukturieren Sie Ihre Büroeinrichtung
übersichtlich: Vermeiden Sie Stolperfallen
auf dem Weg zum Kopierer, ordnen
Sie den Aktenschrank alphabetisch,
beschriften Sie Regale. Sorgen Sie dafür,
dass Ihre Ablagen nicht überquellen.
Verwenden Sie statt vielen nur einen
übersichtlichen Kalender. Als besonders
effektives Konzept zur Ordnung in
Büroräumen hat sich die „5S-Kaizen-Methode“
etabliert. Die fünf S stehen für
Sortieren, Systematisieren, Säubern,
Standardisieren und ständig verbessern.
Ordnung im Stauraum
Für viele Dokumente im Büro gibt es
Aufbewahrungsfristen (Verträge, Rechnungen,
Lohnbelege usw.), und auch
die Korrespondenz mit wichtigen Geschäftspartnern
sollte nicht sofort beseitigt
werden. Eine übersichtliche Sortierung
in entsprechenden Ordnern ist
unabdingbar. Die Beschriftung der Ordner
muss präzise sein, am besten gleich
mit der entsprechenden Verjährungsfrist
auf dem Etikett. Auch hier gilt aber:
Was nicht unbedingt aufgehoben werden
muss, kann getrost in den Aktenvernichter.
Eine solche Organisation der
Ordner sollte abteilungsübergreifend
stattfinden und nicht nur von einzelnen
Kollegen durchgeführt werden.
Ordnung auf dem Schreibtisch
Kreatives Chaos ist eine Ausrede! Ein unaufgeräumter
Schreibtisch lenkt nur ab
und große Papierstapel sorgen schlicht
für längere Suchzeiten. Schon wenige
Ablagekörbe reichen, zum Beispiel
Posteingang, To-do und Postausgang.
Der Posteingangskorb sollte regelmäßig
geleert werden. Sonst wissen Sie nie genau,
was gerade Neues dazugekommen
ist. Machen Sie keinen übermäßigen Gebrauch
von Haftnotizen. Ein Schreibtisch
voller Post-its sorgt immer für optische
Unruhe. Und packen Sie das Smartphone
weg, wenn es nicht zu Ihren Arbeitsmitteln
gehört. Es lenkt Sie ab und hindert
nur Ihren Arbeitsfluss.
Ordnung auf dem Desktop
Ein ordentlicher, aufgeräumter Desktop
erleichtert auch die digitale Arbeit erheblich.
Generell gilt: je weniger auf dem
Startbildschirm, desto besser. Alles Unwichtige
sollte gelöscht werden oder in
Unterordnern verschwinden, und alles,
was bereits abgearbeitet wurde, in entsprechenden
Verzeichnissen abgelegt
werden.
E-Mail-Flut beherrschen
Lassen Sie eingehende E-Mails nicht Ihren
Arbeitstag regieren. Löschen Sie alles,
was für Sie nicht relevant ist. Was
von jemand anderem zu bearbeiten ist,
leiten Sie direkt weiter. Nutzen Sie die
Fünf-Minuten-Regel: Wenn die Aufgabe
innerhalb von fünf Minuten zu erledigen
ist, tun Sie es sofort. Wenn die Bearbeitung
der E-Mail länger als fünf Minuten
dauert, legen Sie sie auf Termin.
Organisation vor dem Urlaub
Um entspannt in den Urlaub gehen und
diesen auch genießen zu können, sollten
einige Punkte beachtet werden.
Wichtige Vorgänge sollten vor dem Urlaub
abgeschlossen werden. Achten Sie
dabei trotzdem auf möglichst stressfreie
letzte Arbeitstage. Erstellen Sie ein
Übergabeprotokoll: Wer soll was tun? Wo
sind Ihre Passwörter, Daten usw.? Eine
E-Mail-Abwesenheitsnotiz mit den wichtigsten
Daten ist sinnvoll, also: Wann stehen
Sie wieder zur Verfügung und wer
(Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer)
ist Ihre Vertretung?
Foto: Pexels
Hier fehlt ganz offenkundig eine ordnende Hand.
Der Notfall-Ordner
Fällt der Geschäftsführer oder ein leitender
Angestellter kurzfristig für längere
Zeit aus, kann schnell blankes Chaos
herrschen. Denn es gibt häufig keine
Vertretungen, die in alle Prozesse involviert
sind. Für diese Fälle sollte ein Notfall-Ordner
angelegt werden, über dessen
Standort und Inhalt ein oder zwei
Personen informiert sind. Der Ordner
sollte mindestens Folgendes enthalten:
Verträge, Vollmachten, Passwörter,
Nachweise über Zweitschlüssel, Notfallanweisungen
und Vertretungsregelungen,
Arbeitsplatzbeschreibungen der
Mitarbeiter, Versicherungen und wichtige
Adressen.
In Zusammenarbeit mit dem
Magazin Das Büro.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
48 | W+M RATGEBER MANAGEMENT
Aus der Insolvenz kaufen
Wer aus der Insolvenz kauft, meint häufig, es sei billig. Wer aus der
Insolvenz erwirbt, kauft „die Katze im Sack“. Der Insolvenzverwalter
kennt das, was er verkauft, häufig wenig bis gar nicht. Er kann das
Verkaufsgut daher nur so verkaufen, „wie es steht und liegt“, also
ohne jede Gewährleistung und Garantie. Das drückt gelegentlich
den Preis. Von Florian Stapper
Der Käufer sollte daher die Beschaffenheit
des Kaufgegenstandes präzise
prüfen. Das gilt insbesondere
für Immobilien. Insolvenzverwalter haben
die Aufgabe, das Vermögen des Insolventen
zu versilbern. Verkauft der Insolvenzverwalter
nicht zu angemessenen Preisen,
haftet er der Masse auf die Differenz zwischen
Kaufpreis und tatsächlichem Wert.
Haftungsfälle von Insolvenzverwaltern haben
gerade in letzter Zeit deutlich zugenommen.
Das Verkaufte ist selten neu, sondern
meistens gebraucht. Der für den Käufer
vermeintlich gute Preis ergibt sich
auch daraus. Dem Käufer ist aber häufig
gleichgültig, ob der gekaufte Gegenstand
neu oder schon gebraucht ist. Wenn er
das Verkaufsgut einsetzt, ist es ohnehin
nicht mehr neu.
In der Praxis verkaufen Insolvenzverwalter
auch über
sogenannte Verwertungsgesellschaften,
die im Auftrag des Insolvenzverwalters
verkaufen
oder versteigern.
Der Käufer erwirbt dann
von der Verwertungsgesellschaft,
die den Kaufpreis
nach Abzug ihrer
eigenen Kosten an den
Insolvenzverwalter weiterleitet.
Insolvenzverwalter geben
Vermögensgegenstände
aus der Masse frei, wenn sie aus
der Verwertung keinen positiven Beitrag
für die Masse erwarten, etwa weil die
laufenden Kosten bis zum Verkauf zu
hoch sind oder weil eine wertausschöpfende
Belastung mit Fremdrechten vorliegt.
In diesem Fall kann der Insolvente
den Vermögensgegenstand selbst und
rechtssicher verkaufen, auch wenn über
sein Vermögen das Insolvenzverfahren
eröffnet wurde.
Viele Vermögensgegenstände sind finanziert
und der Insolvenzverwalter bekommt
für seine Masse von dem Verkaufserlös
nur einen kleinen Teil. Es
Prof. Dr. Florian Stapper ist Fachanwalt
für Insolvenz- und Steuerrecht und
Inhaber der STAPPER Insolvenz- und
Zwangsverwaltung.
kann daher sinnvoll sein, als Kaufinteressent
mit dem Sicherungsgläubiger (das
ist häufig eine Bank oder eine Leasinggesellschaft)
zu verhandeln und dem Insolvenzverwalter
dann einen Kaufpreis
zu bieten, der mit dem Sicherungsgläubiger
schon abgestimmt ist.
Insolvenzverwalter führen insolvente Betriebe
häufig fort, weil sie hoffen, die Aktivseite
der Bilanz dann zu Fortführungswerten
verkaufen zu können. Der Erwerber
– das ist häufig auch ein Konkurrent
– wird dann mit dem Insolvenzverwalter
vereinbaren, dass er die Sonderkündigungsrechte
des Insolvenzverwalters
nutzt, um zu sanieren, und
kauft dann im Rahmen einer sogenannten
übertragenden Sanierung
den betriebsnotwendigen
Teil der Aktivseite der
Bilanz vom Insolvenzverwalter
und übernimmt die Belegschaft.
Richtig strukturiert und verhandelt,
kann der Kauf aus der Insolvenz
für den Käufer und auch
für den Insolvenzverwalter ein
vorteilhaftes Geschäft sein.
W+M
Fotos: Florian Stapper (oben), iridi66/fotolia.com (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
OFFICE-ROXX.DE
D e r a m t l i c h e B ü r o B l o g
DER BLOG, DER ROCKT!
50 | W+M RATGEBER
Die Achtsamkeit
und ihre Wirkung
auf Führungskräfte
Woran denken Sie, wenn Sie das Wort „Achtsamkeit” hören?
Fallen Ihnen Begriffe wie Meditation, Bewusstseinszustand,
Buddhismus oder Psychologie ein? Wenn von Achtsamkeit die
Rede ist, geht die Diskussion oft in Richtung Esoterik. Dabei kann
und ist Achtsamkeit so viel mehr – gerade im Businessalltag.
Von Annett Schulz
Produkt- und Prozesszyklen, immer häufigere
Umstrukturierungen, Steigerung
von Leistungs- und Erfolgsdruck durch
mehr Konkurrenz weltweit, ständige Veränderungen
und Anpassungen, Konflikte
und Krisen in unterschiedlichen Bereichen
haben die Folge, dass der Stress
und die Anspannung zunehmen.
Achtsamkeit ist eine von vielen Methoden
der Prävention. Achtsamkeit
bedeutet, hellwach im Hier
und Jetzt zu sein, Geschehnisse und die
Mitmenschen in der Umwelt bewusster
wahrzunehmen und bewusst zu handeln.
Gehen Sie also stets mit offenen Augen
durchs Leben. Blenden Sie nicht einfach
Dinge aus, weil Sie sie vermeintlich schon
kennen. Es gibt immer etwas Neues zu
entdecken. Nehmen Sie sich ein Beispiel
an Kindern. So waren Sie auch einmal.
Neugierig, voller Entdeckerfreude, offen
für Neues, naiv und leicht in ihrem Handeln
– eben achtsam und bewusst.
Führungskräfte sind in einer Sandwichposition.
Auf der einen Seite tragen sie
die Verantwortung für positive Ergebnisse
und den Erfolg eines Projektes. Dies
erreichen sie nur mit Hilfe anderer Menschen,
wie Kollegen, Mitarbeitern, Vorgesetzten
oder Kunden. Parallel dazu müssen
sie die entsprechenden Partner für
sich und die Sache gewinnen, entsprechend
führen und leiten. Mit Jedem müssen
sie einen konstruktiven Dialog führen
und eine Umgebung kreieren, in der vor
allem ihre Mitarbeiter oder Dienstleister
motiviert und zielorientiert arbeiten und
sich wohlfühlen. Diese Aufgabe ist ziemlich
komplex, erfordert in jedem Moment
eine neue Einschätzung, ein aktives Handeln,
eine richtige Entscheidung. Für all
das bleibt immer weniger Zeit in einer
globalen Wirtschaft, in der Geschwindigkeit
gefühlt in Licht-Sekunden gemessen
wird. Mehr Arbeit durch Verkürzung von
Stress nicht entstehen lassen
Viele Führungskräfte versuchen, den erlebten
Stress abzubauen. Oft in Form
von extensiv betriebenem Sport wie Joggen,
Mountainbiken, Tennis – Hauptsache
auspowern. Doch damit wird der entstandene
Stress nur temporär abgebaut.
Nachhaltiger ist es dafür zu sorgen, dass
Stress möglichst erst gar nicht entsteht.
Wer wirklich etwas an seinem Stress, der
sich im Inneren aufbaut, verändern will,
muss seine automatischen Routinen im
Denken, Fühlen und Handeln erkennen
sowie reflektieren. Das ist nicht über den
rationalen Verstand – mit dem wir meist
im Alltagsbewusstsein sind – zu erreichen.
Dazu braucht es Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist ein Bewusstseinszustand,
bei dem die Aufmerksamkeit bei
Foto: Pixabay
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
MANAGEMENT | 51
Foto: Privat
sich selbst und bewusst auf das Umfeld
gerichtet ist. Sie ist passiv, hellwach, offen,
neugierig und versucht, das Jetzt
wertfrei zu beobachten. Die meisten
Menschen funktionieren im Alltagsbewusstsein
routinemäßig, suchen nach
Bestätigung für ihre Ansichten und mentalen
Modelle. Sind wenig offen für Neues
und reflektieren sich selbst eher selten.
Achtsamkeit ist ein Weg, aus den
„Alltagstrancen“, also jenen unbewussten,
gewohnheitsmäßigen und automatischen
Mustern, auszusteigen.
Eine Führungskraft ist im Berufsalltag
nicht nur fachlich voll gefordert, sie muss
sich dazu selbst reflektieren
und zeitgleich auch das
Verhalten ihrer Mitarbeiter
richtig einschätzen,
um diese
dann entsprechend
leiten zu können.
Der renommierte
amerikanische Sozialwissenschaftler
und Philosoph Gregory
Bateson (1904 –
1980) schrieb einst, dass
ein lebendes System
selbstorganisierend,
selbststeuernd
und
selbstkorrigierend
ist, wenn alle seine
Teile innerhalb
des Ganzen miteinander
richtig verbunden
sind. Gerät
jedoch ein System
aus der Balance,
egal ob es
ein Mensch, eine
Familie, ein Arbeitsteam
oder
die Welt ist, dann
hat das immer damit
zu tun, dass die
einzelnen Teile des
Systems nicht miteinander
verbunden
sind. Als ein
solches System
muss man sich die
Führungskraft und
das ihr zugeordnete Team verstehen. Die
Führungskraft hat dafür Sorge zu tragen,
dass das System funktioniert.
Annett Schulz arbeitet als
Entspannungstrainerin und
Balance Coach.
Achtsamkeit lernen
Die Methode der Achtsamkeit zu lernen,
ist leicht. Sie können es überall tun. Zu
Hause, im Büro, in der U-Bahn, im Park.
Die üblichste Methode ist: Sie setzen oder
legen sich hin und schließen die Augen.
Dabei atmen Sie ruhig und tief durch die
Nase ein und durch den Mund wieder aus.
Das Schließen der Augen hilft Ihnen, Ihre
Aufmerksamkeit nach innen zu sich selbst
zu richten. Danach richten Sie Ihre Aufmerksamkeit
auf ihren Körper (Was können
Sie von ihm spüren?), ihre Gefühle
(Nehmen Sie wahr, in
welcher Stimmung Sie gerade
sind.), ihre Gedanken
(Das ist der wichtigste,
für manche der schwierigste
Teil. Denken Sie nicht, sondern seien
Sie der Zeuge Ihrer Gedanken. Beobachten
Sie, wie dauernd Gedanken kommen,
und lassen Sie sie wieder gehen.).
Führungskräfte können erheblich davon
profitieren, wenn sie das Prinzip der Achtsamkeit
verstanden haben und bewusst
anwenden. Durch das genaue Beobachten
der eigenen inneren Vorgänge gelingt es
mit der Zeit, Zusammenhänge zwischen
äußeren Ereignissen (belastenden Situationen),
dem eigenen Verhalten und den Auswirkungen
auf die Mitarbeiter zu erkennen.
Eigene Reaktionen lassen sich so in positiver
Weise verändern. Achtsamkeit hilft,
sich in andere Menschen hineinzuversetzen,
und ermöglicht den Führungskräften,
sich auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern
zu begeben und diese entsprechend so
wertzuschätzen. Achtsamkeit hilft auch,
eigene Theorien und Modelle zu hinterfragen
und diese weniger für die „absolute
Wahrheit“ zu halten.
Auch bei dem heiklen Thema „Narzissmus“
hilft Achtsamkeit. Einige Führungskräfte
sind auch aufgrund ihres narzisstischen
Potenzials in ihre hohe Position gelangt,
einem Mix aus starkem Charisma,
Machtstreben, Verleugnung eigener Grenzen
und einem hohen Geltungsbedürfnis.
Eigenschaften, die Schattenseiten aufweisen,
wie Überempfindlichkeit bei Kritik,
das Unvermögen, sich für Fehler zu
entschuldigen, das Fehlen von ausreichender
Empathie und Fehlen von Eigenverantwortung.
Mit Achtsamkeit lässt sich der
eigene Narzissmus beherrschen und auf
ein vernünftiges Maß eindämmen.
Sie brauchen kein Buch zu lesen, keinen
Kurs besuchen. Mit einfachen Techniken
können Sie sofort anfangen, die Achtsamkeit
im Umgang mit Ihren Mitarbeitern zu
üben: Gehen Sie auf Ihre Mitarbeiter ein.
Kommunizieren Sie in der Ich-Form. Sprechen
Sie Wünsche aus anstatt Erwartungen.
Fragen Sie Ihre Mitarbeiter nach deren
Einschätzung. Schließen Sie Kompromisse.
Begeben Sie sich auf Augenhöhe
mit Ihren Mitarbeitern. Zeigen Sie Interesse
und Anerkennung für deren Arbeit. Finden
Sie gemeinsam Lösungen für die Bewältigung
von Problemen. W+M
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
52 | W+M RATGEBER IT
Mit hoher Datenqualität
schneller erfolgreich sein
Ein Customer Relationship Management kann Sie dabei unterstützen,
Ihre Kundenbeziehung effizient zu steigern. Die vorhandenen
Informationen bilden die Basis für kundenorientiertes Handeln. Dabei
gilt: Je besser die Datenqualität, desto mehr können Sie von den
Vorteilen einer CRM-Lösung profitieren. Gerade in Hinblick auf die
bevorstehende EU-Datenschutz-Grundverordnung sollten Sie ohnehin
auf eine hohe Datenqualität achten. Von Petra Bond
sich um personenbezogene Daten. Ab dem
25. Mai 2018 muss die EU-DSGVO nach
einer zweijährigen Umsetzungsfrist angewendet
werden. Die Rechtslage wird erheblich
verschärft, weshalb viele Unternehmen
nun vor strukturellen und organisatorischen
Herausforderungen stehen. Deshalb sollten
Sie die nächsten Monate unbedingt dafür
nutzen, unternehmensinterne Prozesse
zu überprüfen und – wo nötig – an die
Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung
zur Datenspeicherung anzupassen.
Bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder bis
zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des
weltweiten Jahresumsatzes.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor:
Im Rahmen einer Treueaktion möchten
Sie Ihre Kunden per Post über die
Aktion informieren. Da Sie alle Kundendaten
in Ihrer CRM-Software gespeichert haben,
können Sie im Handumdrehen einen
personalisierten Serienbrief erstellen. Sind
die Namen jedoch nicht sorgfältig eingetragen,
entstehen schnell Briefe mit falscher
Anrede – Ihr Kunde wird es bemerken und
wenig begeistert sein. Auch veraltete oder
schlecht gepflegte Adressen führen zu Problemen:
Umzüge, Mitarbeiterwechsel oder
auch Sterbefälle sorgen dafür, dass Ihr Mailing
nicht zugestellt werden kann. Sie sehen
also, dass eine schlecht gepflegte Datenbank
viel Geld und Nerven kosten kann.
Je besser die Datenqualität, desto mehr kann
man von den Vorteilen einer CRM-Lösung
profitieren.
Zudem wächst der Konkurrenzdruck und es
wird zunehmend schwieriger, den Kunden
an das eigene Unternehmen zu binden, da
er bei Unzufriedenheit problemlos wechseln
kann. Es ist also wichtig, den Kunden regelmäßig
zu kontaktieren und mit den richtigen
Botschaften zu versorgen. Eine starke Kundenbindung
lässt sich meist nur durch kundenorientierten
Service sichern, also individuelle
Beratung und passgenaue Angebote.
Dafür benötigen Sie die richtigen Informationen
über Ihre Kunden.
Deshalb ist es empfehlenswert, innerhalb
des Unternehmens Richtlinien für die Erfassung
von Adressen festzulegen und einen
Datenqualität-Verantwortlichen zu definieren.
Mit den richtigen Einstellungen kann
Sie eine CRM-Software ebenfalls bei der
Erhaltung einer guten Datenqualität unterstützen.
Es ist beispielsweise möglich, Auswahllisten
statt fehleranfällige Freitext-Felder
zu verwenden.
Auch die EU-Datenschutz-Grundverordnung
(EU-DSGVO) ist ein wichtiger Anlass,
sich intensiv mit Ihren Kundendaten
zu beschäftigen – denn dabei handelt es
Die meisten Unternehmen unterliegen strengen
Dokumentationspflichten: Das bedeutet,
dass Sie unter anderem nachweisen
müssen, dass eine Person Ihre Einwilligung
in den Erhalt des Newsletters erteilt hat.
Mangelnde Datenqualität kann Ihnen hier
zum Verhängnis werden. Wurde zum Beispiel
Herr Meier als Herr Maier abgespeichert,
kann es schnell Probleme beim Finden
wichtiger Nachweisdokumente geben.
Dabei ist die EU-Datenschutz-Grundverordnung
nur für diejenigen ein Problem, die
sich nicht rechtzeitig mit den rechtlichen Vorgaben
auseinandersetzen. Sie kann sogar
eine neue Chance im Wettbewerb sein, um
sich von Ihrer Konkurrenz abzuheben. Nutzen
Sie ein CRM-System, um schneller erfolgreich
zu werden. Werden die Daten in
Ihrem CRM-System sorgfältig und sauber
gepflegt, können Sie nicht nur Ihre Kundenbeziehung,
sondern auch den Datenschutz
2018 optimal managen. W+M
EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE DATENQUALITÄT
Es gibt zahlreiche Faktoren, die einen Einfluss auf die Datenqualität haben.
Datenqualität
Äußere Faktoren (Markt) Innere Faktoren (Prozesse)
Änderungen von
Adressen oder
Straßennamen
Merkmalsänderungen
Sterbefälle
Betriebsaufgaben und
-zusammenschlüsse
Import
ungeprüfter Daten
Mangelnde
Systemunterstützung
Fehlende Regelwerke
Fehlender
Geschäftsbezug
Faktor „Mensch“
Zeit
Foto: cobra – computer‘s brainware GmbH, Quelle Schaubild: cobra – computer‘s brainware GmbH
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
RATGEBER LITERATUR | 53
Wirtschaftsliteratur
Die ostdeutsche
Bestsellerliste
1
2
3
Die ostdeutsche Bestsellerliste für
4
Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von
W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer
Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.
6
5
JETZT NEU
MIT 58 THALIA-FILIALEN
Beteiligt haben sich:
Thalia-Filialen in
Bautzen
Berlin (7x)
Bernburg
Brandenburg
Chemnitz (3x)
Cottbus
Dallgow-Döberitz
Leuna
Löbau
Lutherstadt Wittenberg
Magdeburg (2x)
Meißen
Neubrandenburg
Pirna
Dessau
Plauen
Dresden (7x)
Radebeul
Eisenach
Riesa
Eisleben
Röhrsdorf
Freital
Rostock (2x)
Gera
Rudolstadt
7
Görlitz
Gotha
Saalfeld
Schwedt/Oder
Großenhain
Weimar
8
Halle
Hoyerswerda
Jena (2x)
Wildau
Zittau
Zwickau
9
Leipzig (2x)
(www.thalia.de)
sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in
Frankfurt (Oder) (www.hutten-ffo.de).
10
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen
jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine
E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
54 | W+M RATGEBER
Volvo XC 40: Praktisch,
hochwertig, sicher.
SUV stehen hoch im Kurs
Beliebte Kreuzung aus Limousine
und Geländewagen
SUV haben auf deutschen Straßen
seit einigen Jahren Konjunktur. Daher
gibt es kaum einen Hersteller,
der sich noch nicht auf das bei den Kunden
beliebte Fahrzeugsegment eingeschossen
hat. Die drei Buchstaben SUV stehen für
die Abkürzung des aus dem Englischen
übernommenen Begriffs „Sport Utility Vehicle“.
Laut Wikipedia spricht man auch
von Geländelimousinen. Dabei handelt es
sich um Personenkraftwagen mit einem
einer Limousine ähnlichen Fahrkomfort,
einer erhöhten Geländegängigkeit sowie
einer Karosserie, die an das Erscheinungsbild
von Geländewagen angelehnt ist.
Aktuell drängen etliche neue Modelle auf
den Markt. Allein der Volkswagen-Konzern
hat auf der jüngsten Internationalen
Autoausstellung drei brandneue SUV präsentiert.
Junge Käufer im Visier
Der T-Roc ordnet sich in der Volkswagen-
Familie zwischen dem Golf und dem Tiguan
ein. Schon aus der Entfernung
fällt der Neue von VW auf – durch seine
Zweifarbenlackierung und große Räder
unter den breiten Radläufen. Die Linien
sind klar und die Kanten gewohnt
scharf. Dazu eine nach vorn geneigte C-
Säule und ringförmige Tagfahrleuchten.
Die markante Front wirkt bullig. Ganz offenkundig
spricht VW mit dem T-Roc
einen jüngeren Käuferkreis an. Von der
Fahrzeughöhe abgesehen, entsprechen
die äußeren Abmessungen ungefähr dem
Golf-Format. Der Innenraum bietet allerdings
etwas weniger Platz. Von Vorteil
ist jedoch, dass im T-Roc auch die Mitfahrer
auf der Rücksitzbank über ausreichend
Kopffreiheit verfügen. Der Kofferraum
ist mit 445 Litern großzügig bemessen,
er kann auf bis zu 1.290 Liter erweitert
werden. Grundsätzlich ab Werk sind
City-Notbremsassistent mit Fußgänge-
Fotos: Volvo Car Germany GmbH (oben), Skoda (unten links), Volkswagen AG (unten rechts)
Seat Arona: Dachreling ist serienmäßig.
VW T-Roc: Zweifarbig und mit scharfen Kanten.
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
AUTO | 55
Fotos: Renault Deutschland AG (oben), Seat (unten)
rerkennung, Multikollisionsbremse und
Spurhalteassistent integriert.
Preis: ab 20.390 Euro
Škoda Karoq: Kleines Raumwunder.
Tschechischer Pfeil
Der Karoq ist ein völlig neuer Kompakt-
SUV der tschechischen Traditionsmarke.
Der Name und seine Schreibweise
entstammen der Sprache der Alutiiq,
ein Eingeborenenstamm auf einer
Insel nahe der Südküste Alaskas.
Der Name Karoq ist eine Kombination
aus den Begriffen „Kaa’raq“ (Auto) und
„Ruq“ (Pfeil). Der Karoq bietet ein außergewöhnliches
Platzangebot, sowohl
in der Kabine als auch im Gepäckraum
(521 Liter). Dazu neu entwickelte Fahrerassistenzsysteme,
Voll-LED-Scheinwerfer
und erstmalig in einem Škoda
ein frei programmierbares, digitales Instrumentenpanel.
Kunden können zwischen
fünf Motorvarianten wählen, die
Leistungsspanne reicht von 85 kW bis
140 kW. Daneben findet man clevere
Ausstattungsfeatures wie die VarioFlex-
Rückbank oder das virtuelle Pedal zum
berührungslosen Öffnen der Heckklappe.
Besonders lange Gegenstände lassen
sich komplett im Innenraum transportieren
– möglich macht dies der umklappbare
Beifahrersitz.
Preis: ab 24.300 Euro
Schnieke gekleideter Dressman
Der Arona baut im Prinzip auf dem Seat
Ibiza auf. Er ist zwar vier Zentimeter schmaler,
dafür aber acht Zentimeter länger
und zehn Zentimeter höher als sein spanischer
Bruder. Neben mehr Bodenfreiheit
und einer erhöhten Sitzposition bietet
der Arona ein großzügigeres Raumgefühl
und mehr Kopffreiheit. Im Vergleich
zu den VW-Geschwistern T-Roc (VW) und
Škoda Karoq gilt der Seat Arona als der
„schnieke gekleidete Dressman des Trios“,
wie die „Berliner
Morgenpost“
in einem Autotest
befand. Die dreidimensionale
Front
wirkt schnittig,
die scharfen Kanten
an Front, Seiten
und Heck verleihen
dem Arona
Eleganz und
zugleich eine gewisse
Härte. Das
Heck zeigt die
dreidimensionalen
Leuchten, wie sie
von Seat bekannt
sind. Für den typischen Offroadlook sorgen
schwarz gehaltene Kunststoffbeplankungen.
Das konturierte Dach trägt serienmäßig
eine Reling. Über der Heckscheibe
thront ein Dachkantenspoiler. Basistriebwerk
ist ein Einliter-Dreizylinder-Benziner
mit Turboaufladung und 95 PS, der an ein
manuelles Fünfgang-Getriebe gekoppelt
ist. Darüber hinaus stehen weitere Benzin-
aber auch Dieselmotoren zur Auswahl.
Preis: ab 15.990 Euro.
Agiler Schwede
Mit dem XC 40 steigt Volvo in die Klasse
der Kompakt-SUV ein. Dieser Volvo basiert
als erstes Modell auf der kompakten
Modular-Architektur. Laut Hersteller
verbindet er „ein agiles Fahrverhalten mit
fortschrittlicher Sicherheitstechnik und
wegweisenden Infotainment- und Bedienlösungen,
die Volvo in der 90er Top-
Baureihe eingeführt hat.“ Das Innenraum-
Konzept mit vielen praktischen Stau- und
Ablagemöglichkeiten setzt Maßstäbe im
Segment der kompakten Premium-SUV.
Diverse Farb- und Materialkombinationen
für Exterieur und Innenraum bieten
zahlreiche Möglichkeiten zur Personalisierung
des gewünschten Fahrzeugs. Zum
Verkaufsstart im September 2017 bot Volvo
das neue Modell in zwei Motorisierungen,
jeweils in Verbindung mit Allradantrieb
und Geartronic Achtgang-Automatikgetriebe,
an. Der Kunde kann zwischen
einem Vierzylinder-Dieselmotor (190 PS)
und einem Turbo-Benzindirekteinspritzer
(247 PS) wählen. Im kommenden Frühjahr
erweitert Volvo die Antriebspalette.
Preis: ab 31.350 Euro
Fährt ohne Schlüssel
Der neue Renault Koleos steht seit dem
Marktstart im Juni 2017 in den drei Ausstattungen
Life, Intens und INITIALE PA-
RIS zur Wahl. Schon die Einstiegsversion
Koleos Life hat Komfortdetails, wie eine
2-Zonen-Klimaautomatik, ein schlüsselloses
Zugangs- und Startsystem und die
Einparkhilfe hinten, an Bord. Zum Serienumfang
zählt ferner ein Online-Multimediasystem
mit 7-Zoll-Touchscreen, inklusive
Navigationssystem und Radio mit Digitalempfang.
Außerdem ist die komfortable
Smartphone-Integration über Apple
CarPlay und Android Auto möglich. Die Sicherheitsausstattung
umfasst Notbremsassistent,
Spurhalte-Warner und Verkehrszeichenerkennung.
Die Optik prägen
17-Zoll-Leichtmetallräder, Tagfahrlichter
und Rückleuchten in LED-Technik
sowie die Aluminium-Dachreling. Der Koleos
Intens bietet zusätzlich unter anderem
Fernlichtassistent, Toter-Winkel-Warner,
360-Grad-Einparkhilfe und Rückfahrkamera.
Hinzu kommen Voll-LED-Scheinwerfer,
18-Zoll-Leichtmetallräder und eine
dunkle Tönung von hinteren Seitenscheiben
und Heckscheibe.
Preis: ab 30.900 Euro
Karsten Hintzmann
Koleos – der neue SUV aus dem Hause Renault.
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56 | W+M NETZWERK
Gründer unter sich.
Deutsche Gründer- und Unternehmertage
„SpeedDating“ für innovative Ideen
Berlin/Potsdam. Bereits zum 33. Mal
fanden die Deutschen Gründer- und Unternehmertage
(deGUT) statt. Auch in diesem
Jahr wurden sie ein voller Erfolg. Die
Investitionsbank Berlin (IBB) und die Investitionsbank
des Landes Brandenburg (ILB)
als Veranstalter freuten sich über 6.000 Teilnehmer.
Zwei Tage lang tauschten Gründer, Unternehmer,
Experten, Förderer, Mentoren
und Berater Wissen, Ideen und Erfahrungen
aus. Nahezu 140 Aussteller und Berater
waren vor Ort, viele erfolgreiche Gründerinnen
und Gründer berichteten aus ihrer
unternehmerischen Praxis. Die Besucherinnen
und Besucher nutzten die zahlreichen
kostenfreien Seminar- und Workshopangebote
und hatten die Möglichkeit, im Beraterforum
bei Experten und Coaches individuellen
Rat einzuholen. Ein Höhepunkt
war das vom Business Angels Club Berlin-
Brandenburg e. V. veranstaltete „SpeedDating“:
In je acht Minuten stellten Gründer
den Business Angels und Messebesuchern
ihr Konzept vor.
Der Termin für die nächste deGUT steht bereits
fest: Sie findet am 12. und 13. Oktober
2018 in der ARENA Berlin statt. W+M
Die Investitionsbank des Landes
Brandenburg ist Veranstalter der deGut.
Junge Existenzgründerinnen berichteten über ihre
Erfahrungen.
140 Aussteller und Berater nahmen an der
Messe teil.
Fotos: André Wagenzik (oben, Mitte), Jochen Kirch (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
GESELLSCHAFT | 57
11. enviaM-Energiekonvent
Das Internet der Energie und
die Mobilität der Zukunft
Überzeugte mit einem spannenden Vortrag: Martin Randelhoff, Verkehrsexperte und
Betreiber des Blogs „Zukunft Mobilität“.
Die von Rommy Arndt moderierte
Runde: Dr. Gerd Landsberg,
Hauptgeschäftsführer des Deutschen
Städte- und Gemeindebundes,
Verkehrsexperte Martin Randelhoff, Tim
Hartmann, Vorstandsvorsitzender enviaM
und Björn Heinemann, Geschäftsführer
der Robotron Datenbank-Software GmbH
(v.l.n.r).
Leipzig. Die Weiterentwicklung der Energiewende
war das Thema des 11. enviaM-Energiekonvents
am 23. Oktober
2017 in Leipzig. Unter der Überschrift
„Das Internet der Energie – wie Strom,
Wärme und Verkehr in Zukunft vernetzt
werden“ diskutieren namhafte Experten,
wie die Energieversorgung von morgen
zu gestalten ist.
Die Energiewende ist bislang lediglich
eine Stromwende. Das reicht jedoch
nicht aus, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Denn rund 80 Prozent des Energieverbrauchs
und der damit verbundenen
Emissionen entfallen auf den Wärme-
und Verkehrsbereich. Deshalb muss
die Energiewende auch zu einer Wärmeund
Verkehrswende weiterentwickelt
werden.
Die Ostdeutschen sehen die Erfolgsaussichten
dafür jedoch eher skeptisch. Etwa
45 Prozent der Bürger glauben, dass sich
der Klimaschutz verbessern wird, wenn
sie künftig mit Strom aus erneuerbaren
Energien heizen und fahren werden. Allerdings
meint nur jeder Fünfte, dass der
Energieverbrauch auf diese Weise sinken
(18 Prozent) und die Energieversorgung
für ihn komfortabler (20 Prozent)
und sicherer (15 Prozent) werden wird.
Demgegenüber befürchten zwei Drittel
(71 Prozent) weiter steigende Kosten. Zu
diesem Ergebnis kommt eine repräsentative
Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts
YouGov Deutschland
GmbH im Auftrag von enviaM. Die
Mehrheit der Ostdeutschen sieht in den
kommenden Jahren keine Veranlassung,
ihr Verhalten durch die Wärme- und Verkehrswende
zu verändern. Lediglich acht
Prozent der Bürger sind bereit, ihre Öloder
Gasheizung zu modernisieren. Nur
sieben Prozent können sich vorstellen,
ein Elektrofahrzeug anzuschaffen.
W+M
Etwa 300 Teilnehmer zählte die Veranstaltung.
Fotos: enviaM/Michael Setzpfand
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58 | W+M NETZWERK
4. Brandenburg-Renntag in Hoppegarten
Loulou‘s Jackpot siegt
Die VIP-Tribüne mit der
Hoppegarten-Lounge.
Den Preis des WirtschaftsForums gewann Jockey Nicola Sechi (Mitte)auf Loulou‘s Jackpot.
Hoppegarten. Beim Brandenburg-Renntag
auf der Galopprennbahn Hoppegarten
war das WirtschaftsForum Brandenburg
Mitinitiator. Die mit knapp 4.000 Pferdesportfreunden
gut besuchte Veranstaltung,
die nun schon zum 4. Mal stattfand,
stand unter der Schirmherrschaft
von Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident
Brandenburgs. Über 50 Gäste des
WirtschaftsForums erlebten einen interessanten
Tag mit einer speziellen Führung
hinter die Kulissen und sehr guter
Versorgung auf der Tribüne.
Das letzte Rennen der Hoppegartener
Rennsaison gewann der fünfjährige Wallach
Loulou‘s Jackpot mit dem Italiener
Nicola Sechi im Sattel. Er wurde mit dem
„Preis des WirtschaftsForums Brandenburg“
geehrt.
W+M
Der geschäftsführende Gesellschafter der Rennbahn, Gerhard Schöningh, Brandenburgs
Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger und Dr. Milos Stefanovic, Präsident des
WirtschaftsForums Brandenburg (v.l.n.r.).
Fotos: WirtschaftsForum Brandenburg
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
GESELLSCHAFT XXX | 59
Infrastrukturminister Christian Pegel
(r.) erhielt von Unternehmerverbands-
Präsident Gerold Jürgens einen Bauhelm.
Der Ballsaal im Hotel zur Post
war gut gefüllt.
13. Ball der Generationen
Ein Bauhelm für den Infrastrukturminister
Rund 230 Gäste feierten auf dem 13. Ball
der Generationen im Hotel zur Post im
Seebad Bansin. Der Unternehmerverband
Vorpommern e.V. hatte dazu eingeladen.
Schirmherrin war die Ministerpräsidentin
des Landes, Manuela Schwesig (SPD).
Aus der Landeshauptstadt Schwerin reisten
der Minister für Energie, Infrastruktur
und Digitalisierung, Christian Pegel (SPD),
und der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium,
Dr. Stefan Rudolph, auf die Insel.
Höhepunkt des Abends war die Ehrung
des „Unternehmers des Jahres 2017“. Die
begehrte Auszeichnung für regionale Leistungsträger
ging an Diplomingenieur Heiko
Schmidt, Geschäftsführer des Planungsbüros
PHS Greifswald. Als „Jungunternehmerin
2017“ wurde Kapitänin Jane Bothe
geehrt (siehe auch S. 6 und 7). Für Minister
Pegel hatte Unternehmerverbands-Präsident
Gerold Jürgens eine Überraschung
mitgebracht: einen Bauhelm für die Autobahn
A20. Damit sich die genaue Ursache
für den verheerenden Abbruchschaden bei
Tribsees bald finden lasse. Eine Anspielung
darauf, wie sehr die Sperrung der Autobahn
Touristikern und Unternehmern der Region
schadet. Minister Pegel, der beim Bau der
Autobahn noch keine politische Verantwortung
trug, nahm es humorvoll. Es werde alles
unternommen, die Probleme zu beseitigen,
aber bis zur Wiederherstellung der
Fahrbahn sei einige Zeit erforderlich.W+M
Fotos: Anette Pröber
Netzwerker unter sich: Gerd Hascher, Gerold Jürgens, Dr. Stefan Rudolph und Bernd Feißel
(v.l.n.r.).
Die George Jackson Band aus Berlin sorgte
für gute Stimmung.
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60 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT
Der festliche Ballsaal in der Yachthafenresidenz Hohe Düne. Landtagsvizepräsidentin Beate Schlupp ließ sich durch die kleine
Schmuckschau im Ballsaal führen.
Unternehmerball 2017
Reichlich Glamour in Hohe Düne
Warnemünde. Der Unternehmerverband
Rostock-Mittleres Mecklenburg e.V. lud
auch in diesem Jahr zum traditionellen Unternehmerball
ein. Nach den vielen Bällen
im Warnemünder Neptun-Hotel wurde
diesmal zur Hohen Düne übergesetzt.
Das Kongresszentrum der Yachthafenresidenz
Hohe Düne mit seinem schönen
Ballsaal überzeugte die Gäste, die diesmal
sogar die Smoking-Quote auf etwa
50 Prozent anhoben. Die Gäste ließen es
sich gut gehen und tanzten zur Musik der
Show- und Galaband Dayami & Company
und des DJ Dirk Scheffelmeier. Politischer
Ehrengast des Abends war Beate Schlupp
(CDU), Vizepräsidentin des Landtages in
Mecklenburg-Vorpommern. W+M
Man(n) trug wieder Smoking.
Charmante Gastgeber: Manuela Balan und Frank
Haacker, Geschäftsführerin und Präsident des
Unternehmerverbandes Rostock-Mittleres Mecklenburg.
Fotos: Angelika Heim
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
Zahlreiche Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern folgten der Einladung zum 5. UV-Branchentag.
5. UV-Branchentag Mecklenburg-Vorpommern
IKT: Herausforderungen für Unternehmer
Rostock. Der 5. UV-Branchentag der
Unternehmerverbände Norddeutschland
Mecklenburg-Schwerin, Rostock-
Mittleres Mecklenburg und Vorpommern
stand ganz im Zeichen der Informationsund
Kommunikationstechnologie (IKT).
Zusammen mit der IT-Initiative Mecklenburg-Vorpommern
entwickelte der UV
Rostock ein Veranstaltungskonzept, welches
zahlreiche Unternehmer branchenübergreifend
ansprach. Begrüßt wurden
Staatssekretär Dr. Stefan Rudolph vom
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und
Gesundheit des Landes Mecklenburg-
Vorpommern, der einen aufschlussreichen
Einblick in den Stand und die Zielstellung
der Digitalisierung gab. Polizeioberrat
Jörg Bruhn vom Dezernat Cybercrime
des Landeskriminalamtes Mecklenburg-
Vorpommern gab Präventionstipps zur
Abwehr von Gefahren für Unternehmen.
Die Schwerpunktthemen des Branchentages
„Datensicherheit und Globalisierung“,
„Herausforderungen der Digitalisierung“
und „Digitale Agenda der Bundesregierung“
wurden in drei Workshops erörtert.
Die Workshops wurden stets mit Fokus
auf die Unternehmerschaft Mecklenburg-
Vorpommerns betrachtet. Ziel war es, zu
lokalisieren, welche Maßnahmen ergriffen
werden können und wie das Wirtschaftswachstum
im Land durch technologische
Anpassungen realistisch vorangetrieben
werden kann.
W+M
Pamela Buggenhagen (l.) und Manuela Balan (r.).
Austausch unter den Teilnehmern in den drei
angebotenen Workshops.
Fotos: UV Rostock
Staatssekretär Dr. Stefan Rudolph sprach über den Stand der
Digitalisierung in MV.
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62 | W+M NETZWERK
Big Images im Großformat
Vinyl, letzteres für Anwendungen im Freien.
Mit seinem Translight Magic, einem
mit zwei verschiedenen Motiven auf der
Vorder- und Rückseite bedruckten Baumwollgewebe,
erreicht Big Image einen besonderen
Tag- und Nacht-Effekt. Bei Einschaltung
des Rücklichts erscheint unerwartet
ein Motiv von der Rückseite, etwa
ein Mond am Nachthimmel.
Neben Bühne und Film liefert Big Image
seine Planen, Banner, Wanddekorationen,
Bodenbeläge, Megaposter und Lichtkästen
an Musikgruppen, Messen und Ausstellungen,
Flughäfen, Kaufhäuser, Museen.
Ein Herz für Kinder zeigte die Firma in
den Sommerferien 2016. Die Erzieher der
Berliner Kita am Spektesee hatten Fußund
Handabdrücke und von den Kindern
gemalte Bilder eingeschickt. Big Image
verteilte die Bilder auf einem Wandfries
aus weißem Vinyl und hängte es an den
Zaun des Spielplatzes.
Rudolf Miethig (VBIW)
Auf der Bühne und im Film wird getrickst.
Nicht immer erkennt der Zuschauer, dass
der Bühnenhintergrund nur auf Leinwand
gemalt oder gedruckt ist. Der VBIW hat
den Marktführer gedruckter Großformate
besucht, die Big Image Systems Deutschland
GmbH in der Medienstadt von Potsdam-Babelsberg.
Er kann Bühnendekorationen
und Hintergründe bis zu einer Größe
von 12 x 50 Meter nahtlos in einem
Stück drucken. Das schafft der vom Firmengründer
entwickelte, weltweit größte
Drucker, Infinitus genannt. Das Unternehmen
war 1987 von einem Deutschen,
Werner Schäfer, in Schweden gegründet
worden. 1995 eröffnete Schäfer eine Niederlassung
in Stahnsdorf, die vor vier Jahren
nach Babelsberg umzog.
Auch vor der Zeit des Digitaldrucks wurden
Hintergründe auf Vorhängen abgebildet,
durch Projektion oder handgemalte
Bilder. Schäfers großformatiger Digitaldruck
erreicht aber eine höhere Auflösung
und liefert, von den Kunden hoch geschätzt,
vor allem nahtlose Vorhänge. Gedruckt
wird auf Baumwollmaterialien oder
Infinitus 2, der weltweit größte Digitaldrucker.
EINLADUNG
ACHTUNG: GEÄNDERTER TERMIN & GEÄNDERTER ORT!
Alle Mitglieder sind herzlich zur Jahreshauptversammlung eingeladen!
Sie findet – anders als angekündigt – schon am Samstag, den
20. Januar 2018, in Frankfurt (Oder) statt.
Tagungsort: Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium,
Friedrich-Ebert-Str.52, 15234 Frankfurt (Oder)
Beginn: 10:00 Uhr
Einlass: 9:15 Uhr
Traditionsgemäß wird die Jahreshauptversammlung im Januar des
Jahres durchgeführt, das auf das Jahr folgt, über das Bilanz gezogen
wird. Es geht also um die Jahreshauptversammlung für das
Jahr 2017.
Wie üblich, hören wir zu Beginn der Jahreshauptversammlung den
Vortrag eines renommierten Wissenschaftlers. Prof. Dr. Gerhard
Banse spricht zu dem Thema: „Wie unsicher ist sicher genug?".
Der Wissenschaftsphilosoph Prof. Banse ist Präsident der Leibniz-
Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und forscht auch am Institut
für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher
Institut für Technologie (KIT). Die Technikfolgenabschätzung ist einer
seiner Forschungsschwerpunkte. Nach dem Vortrag folgen die
vereinsinternen Rechenschaftslegungen und Abstimmungen.
Der Vorstand
Verein Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler e.V.
Fotos: Big Image Systems
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
VBIW | 63
Historisches Wahrzeichen der
Ingenieurbaukunst in Potsdam
Das historische Dampfmaschinenhaus
in Potsdam.
Am 19. Oktober 2017 wurde an das Pumpwerk
für die Fontänen von Sanssouci der
Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst
in Deutschland" verliehen.
An dieser Veranstaltung konnte ich auf Einladung
der Bundesingenieurkammer und
der Brandenburgischen Ingenieurkammer
teilnehmen. Das historische Dampfmaschinenhaus,
das seit 175 Jahren dem
Betrieb der Fontänen im Park Sanssouci
dient, ist damit das 21. Bauwerk, das diesen
Titel erhielt. Die feierliche Tafelenthüllung
wurde vom Präsidenten der Bundesingenieurkammer,
Hans-Ullrich Kammeyer,
und dem Präsidenten der Brandenburgischen
Ingenieurkammer, Matthias Krebs,
vorgenommen. Beide würdigten die Leistungen
der Erbauer der Anlage.
Dr. Heinz Berg, Direktor der Generalverwaltung
und Ständiger Vertreter des Generaldirektors
der Stiftung Preußische
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg,
nannte das Dampfmaschinenhaus als eines
der reizvollsten Bauwerke in Potsdam.
In einem anschließenden Vortrag würdigte
Prof. Dr. Andreas Kahlow, Fachhochschule
Potsdam, die technischen Besonderheiten
des Dampfmaschinenhauses. Insbesondere
ging er auf die 81,4 PS starke Dampfmaschine
ein, gefertigt von Johann Carl
Friedrich August Borsig in Berlin, die großen
Einfluss auf die Gebäudeform hatte.
Am 23. Oktober 1842 ging diese Maschine
erstmalig in Betrieb. Nach Vorgaben des
orientbegeisterten Königs Friedrich Wilhelm
IV. sollte das Maschinenhaus nach
der Art türkischer Moscheen mit einem
Minarett als Schornstein gestaltet werden.
Ludwig Persius als ausführender Baumeister
übernahm jedoch maurische Stilelemente
der Moschee von Cordoba und
der Alhambra-Burg von Granada in Spanien
sowie der Emir-Jacour- und Ibrahim-
Aga-Moschee von Kairo (Ägypten).
Dr. Norbert Mertzsch
(Vorsitzender VBIW)
Links halten – nicht nur mit dem Auto
Fotos: Dieter Brügmann/Wikimedia Commons (oben), Clemensfranz/Wikimedia Commons (unten)
Hinweise an Londons
Besucher vom Kontinent.
Links fahren auf der Landstraße – kein
Problem. Ein Besucher, der die Insel mit
dem Auto besucht, sollte sich aber vorher
die kritischen Verkehrssituationen vor Augen
führen: 1. Beim Rechtsabbiegen auf
die gegenüberliegende Seite der querenden
Straße fahren. 2. Beim Linksabbiegen
eng auf der linken Seite bleiben. 3. In
den Kreisverkehr natürlich nach links einbiegen,
aber nach rechts schauen - wer
von dort kommt, hat Vorfahrt. Der Kreisverkehr
ist in Großbritannien meist mehrspurig
ausgebildet, und die äußerste linke
Spur nimmt man erst dann, wenn man an
der nächsten Ausfahrt abfahren will.
Vielen Touristen ist zudem nicht gleich bewusst,
dass sie auch als Fußgänger vom
Linksverkehr betroffen sind. Beim Überqueren
der Straße werden sie von Autos
überrascht, die von rechts kommen. Auf
dem Gehweg, in Tunneln, auch in Restaurants
sollten sie links gehen. Viele deut-
sche Touristen wollen dort den Rechtsverkehr
einführen, natürlich unbewusst. Die
Kellner mit ihren Tabletts in der Hand geben
meist nach, sind es gewöhnt, dass ihnen
Gäste rechts entgegen kommen. Auch
muss man sich von links an einen Schalter
anstellen, sonst wird man übergangen.
In rund 64 Ländern herrscht noch Linksverkehr.
In Europa sind es: Großbritannien
mit seinen Inseln, ganz Irland, Malta und
ganz Zypern.
VBIW – Verein Brandenburgischer
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.
Landesgeschäftsstelle:
Fürstenwalder Str. 46,
15234 Frankfurt (Oder)
Tel.: 0170 9856578
E-Mail: vbiw-ev@t-online.de
Internet: www.vbiw-ev.de
Rudolf Miethig (VBIW)
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64 | W+M NETZWERK
UV Brandenburg-Berlin
20 Jahre Arbeitskreis Innovative Technologien
Potsdam. Seit über 20 Jahren gibt es im
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin
den Arbeitskreis Innovative Technologien.
Die kontinuierliche, erfolgreiche Arbeit
ist ein Verdienst des Leiters Lothar
Starke. Er hat die Aufgabe bereits bei der
Gründung des Arbeitskreises übernommen
und mit der ersten Veranstaltung am
11. März 1997 bei ADtranz in Hennigsdorf
begonnen.
Ein entscheidendes Anliegen des Arbeitskreises
besteht darin, das Wissenschaftspotenzial
der Region Brandenburg-Berlin
für die Nutzung durch die dort
ansässige Wirtschaft zu erschließen. Das
seit 20 Jahren bewährte Arbeitsprinzip
besteht darin, dass der Arbeitskreis keine
festen Mitglieder hat, sondern die Teilnehmer
entscheiden je nach Thema über
ihre Teilnahme an den Veranstaltungen.
Diese finden grundsätzlich jeweils bei einem
Institut oder Unternehmen statt, das
für das gewählte Thema über Kompetenz
und Erfahrungen verfügt.
Jüngst traf sich der Arbeitskreis Mitte
Oktober bei der IAV GmbH in Berlin
zum Thema Entwicklung emissionsarmer
Motoren und Antriebe. IAV ist ein international
tätiges Unternehmen mit rund
6.850 Mitarbeitern zur Entwicklung von
Fahrzeugen und Antrieben. Als weltweit
drittgrößter Ingenieurdienstleister arbeitet
IAV für die Fahrzeughersteller und deren
Zulieferer.
Die Teilnehmer des Arbeitskreises Innovative Technologien Mitte Oktober zu Gast bei der IAV
GmbH in Berlin.
UV Sachsen
SACHSEN Sail 2017
In diesem Jahr ging es für die Segler auf der
Santa Maria Manuela von Porto nach Lissabon.
Leipzig. In diesem Jahr zog es die knapp
80 Teilnehmer der SACHSEN Sail Ende
Oktober vor die portugiesische Atlantikküste.
Auf dem Viermaster Santa Maria
Manuela segelte sie von Porto nach Lissabon.
Zehn Jahre nach Abschluss des
Vertrags von Lissabon bot sich als Thema
der Reise „Leben und Arbeiten in
Europa“ an. Mit an Bord waren die Referenten
Prof. Dr. Peter Joehnk (JoehnkConsulting),
Alexander Eschenbach
(Eschenbach GmbH) und Christian Mallmann
(mymuesli) unter der Moderation
von Wolfgang Brinkschulte vom mdr.
Am Vorabend der Abreise nutzen einige
Teilnehmer die Gelegenheit, sich in Porto
das Fußballspiel zwischen RB Leipzig
und FC Porto in der UEFA Champions
League anzuschauen.
Fotos: UV Brandenburg (oben), PIXAPOOL (unten)
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65
Foto: PIXAPOOL
UV Sachsen
9. Leipziger Personalforum
Die Teilnehmer eines Workshops auf dem 9. Leipziger Personalforum.
Leipzig. Welche Auswirkungen hat die
neue Arbeitswelt auf die Personalarbeit?
Wie lassen sich zusätzliche Ressourcen
und Mitarbeiter-Potenziale erschließen?
Wo und wie finden Unternehmen potenzielle
Mitarbeiter? Das 9. Leipziger Personalforum
stellte Mitte November neue
Entwicklungen, Ideen und Praxisbeispiele
für eine erfolgreiche Personalarbeit vor
Digitalisierung im Gespräch
und brachte Führungskräfte mittelständischer
Unternehmen und Personalexperten
zusammen. Rund 100 Teilnehmer besuchten
das Personalforum im Zentrum
für Aus- und Weiterbildung (ZAW) in Leipzig,
welches vom Unternehmerverband
Sachsen und der IHK zu Leipzig in Zusammenarbeit
mit dem ZAW Leipzig und der
Agentur gala royale organisiert wurde.
Leipzig. Gemeinsam mit dem VDI Landesverband
Sachsen informierte der UV
Sachsen Ende Oktober seine Mitglieder
über das Thema Digitalisierung und die
damit verbunden Chancen und Risiken
für den Mittelstand. In vier Vorträgen gaben
zunächst Prof. Dr. Ralph Riedel vom
Institut für Betriebswissenschaften und
Fabriksysteme (IBF) an der Technischen
Universität Chemnitz und Dr. Thomas
Sowa, VDI Düsseldorf Technik und Wissenschaft/Digitale
Transformation, einen
Überblick über das Thema. Danach stellten
Dr. Daniel Voigt mit seinem Vortrag
"Digitalisierung in der Produktion: Kostenminimierung
durch Predictive Maintenance"
und Dr. Langer vom Fraunhofer
IWU Chemnitz, Hauptabteilungsleiter
Smarte Fabrik - Digitalisierung und Automatisierung,
mit dem Modulbaukasten
für Digitalisierung konkrete Anwendungsbeispiele
vor. In den anschließenden Diskussionsrunden
und beim Get-together
gab es genug Gesprächsstoff, um über
den Hype oder die Notwendigkeit für das
eigene Unternehmen zu sprechen.
GESCHÄFTSSTELLEN
Unternehmerverband Berlin e. V.
Präsident: Armin Pempe
Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin
Tel.: +49 30 9818500
Fax: +49 30 9827239
E-Mail: mail@uv-berlin.de
Internet: www.uv-berlin.de
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff
Geschäftsführer: Steffen Heller
Hauptgeschäftsstelle
Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam
Tel.: +49 331 810306
Fax: +49 331 8170835
E-Mail: potsdam@uv-bb.de
Internet: www.uv-bb.de
Geschäftsstelle Berlin
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin
Tel.: +49 30 2045990
Fax: +49 30 20959999
E-Mail: berlin@uv-bb.de
Geschäftsstelle Cottbus
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus
Tel.: +49 355 22658
Fax: +49 355 22659
E-Mail: cottbus@uv-bb.de
Unternehmerverband Norddeutschland
Mecklenburg-Schwerin e. V.
Präsident: Rolf Paukstat
Hauptgeschäftsstelle
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin
Tel.: +49 385 569333
Fax: +49 385 568501
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de
Internet: mecklenburg.uv-mv.de
Unternehmerverband Rostock-Mittleres
Mecklenburg e. V.
Präsident: Frank Haacker
Hauptgeschäftsstelle
Geschäftsführerin: Manuela Balan
Wilhelm-Külz-Platz 4
18055 Rostock
Tel.: +49 381 242580
Fax: +49 381 2425818
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de
Internet: www.uv-mv.de
Unternehmerverband Sachsen e. V.
Präsident: Hartmut Bunsen
Geschäftsführer: Lars Schaller
Hauptgeschäftsstelle
Bergweg 7, 04356 Leipzig
Tel.: +49 341 52625844
Fax: +49 341 52625833
E-Mail: info@uv-sachsen.org
Internet: www.uv-sachsen.de
Geschäftsstelle Chemnitz
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz
Tel.: +49 371 49512912
Fax: +49 371 49512916
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org
Geschäftsstelle Dresden
Semperstraße 2b, 01069 Dresden
Tel.: +49 351 8996467
Fax: +49 351 8996749
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.
Präsident: Jürgen Sperlich
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs
Geschäftsstelle Halle/Saale
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau
Tel.: +49 345 78230924
Fax: +49 345 7823467
Unternehmerverband Thüringen e. V.
Präsident: Jens Wenzke
Geschäftsführer: Friedrich W. Schmitz
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt
Tel.: +49 361 786599-70
Fax: +49 361 4930826
E-Mail: info@uv-thueringen.de
Internet: www.uv-thueringen.de
Unternehmerverband Vorpommern e. V.
Präsident: Gerold Jürgens
Geschäftsführer: N. N.
Geschäftsstelle
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald
Tel.: +49 3834 835823
Fax: +49 3834 835825
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de
Internet: vorpommern.uv-mv.de
www.wirtschaft-markt.de WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
66 | W+M DIE LETZTE SEITE
Ausblick auf die nächste Ausgabe
Wir können Maschinen
Zu den starken Branchen in gleich
mehreren neuen Bundesländern
gehört der Maschinenbau. Zahlreiche
dieser oft hoch spezialisierten Firmen
haben sich in den vergangenen Jahren zu
Weltmarktführern entwickelt. In unserer
Titelgeschichte zeichnen wir ein umfassendes
Bild des ostdeutschen Maschinenbaus.
Wir stellen Mittelständler mit
Tradition, Leuchttürme und auch Startup’s
vor. Wir zeigen, auf welchen Leitmessen
und Kongressen sich die Maschinenbauwirtschaft
trifft und sprechen mit
dem Chef des Verbandes Deutscher Maschinen-
und Anlagenbau e. V. über die
Perspektiven des ostdeutschen Maschinenbaus.
Seit knapp zwei Jahren führt Ministerpräsident
Dr. Reiner Haseloff (CDU) eine
„Kenia-Koalition“ in Sachsen-Anhalt, in
der Christ- und Sozialdemokraten sowie
Grüne gemeinsam die Regierungsgeschäfte
ausüben. Das Interview mit dem
Landesvater steht im Zentrum eines Länderschwerpunktes
über das Land zwischen
Salzwedel und Naumburg an der
Saale. Mit dem Ministerpräsidenten besuchen
wir einen für die Wirtschaft und
Wissenschaft wichtigen Zukunftsort und
berichten über die ambitionierten Vorhaben
der neu aufgestellten landeseigenen
Wirtschaftsförderungsgesellschaft IMG.
Neben hintergründigen Nachrichten und
Reportagen aus den neuen Bundesländern
lesen Sie wie gewohnt einen umfangreichen
Ratgeberteil mit interessanten
Tipps für Unternehmer und Führungskräfte
mittelständischer Unternehmen.
Die nächste Ausgabe von
WIRTSCHAFT+MARKT erscheint am
22. Februar 2018.
PERSONENREGISTER
Allner, Stephan 18
Appel, Alexander 20
Arndt, Rommy 38, 57
Balan, Manuela 60, 61
Becker, Boris 24
Bothe, Jane 7, 59
Braune, Thomas 32
Brinkschulte, Wolfgang 64
Bruhn, Jörg 61
Buggenhagen, Pamela 61
Buhl-Wagner, Martin 38, 42
Bürger, Manja 28
Diez, Dr. Willi 24
Dobelli, Rolf 53
Dulig, Martin 30, 38
Erdogan, Recep Tayyip 3
Ermrich, Dr. Michael 42
Eschenbach, Alexander 64
Fern, Oliver 43
Ferris, Timothy 53
Finder, Matthias 8
Frischholz, Jörg 20
Gerber, Albrecht 32, 38
Glawe, Harry 27, 32, 38
Gleicke, Iris 37
Görke, Christian 30
Greiff, Dr. Burkhardt 37
Gropp, Prof. Dr. Reint E. 32, 37, 39
Haacker, Frank 60
Hänelt, Hagen 9
Hartmann, Tim 31, 37, 57
Haseloff, Dr. Reiner 66
Heinemann, Björn 57
Hiepe, Hans-Peter 37
Joehnk, Prof. Dr. Peter 64
Jong-un, Kim 3
Joras, Andrea 37, 38
Jürgens, Gerold 59
Kahnemann, Daniel 53
Kammann, Rolf 37
Kammeier, Thomas 17
Koch, Jenny 24
Koch, Thomas 24
Koltzau, Simone 27
Kotzbauer, Michael 43
Kralinski, Thomas 39
Kretschmer, Michael 6
Laanemäe, William Mart 32
Landsberg, Dr. Gerd 57
Lehmann, Mario 29
Liebe, Otto 25
Mallmann, Christian 64
Meinel, Prof. Dr. Christoph 37, 43
Meyer, Dr. Jens-Uwe 37
Montebaur, Dr. Alexander 8, 43
Murche, Thomas 44
Müller, Dr. Ulrich 44
Müller, Michael 11, 30, 38
Müller, Reinhard 16
Peckruhn, Thomas 25
Pegel, Christian 30, 37, 38, 59
Polak, Jakob 29
Ragnitz, Prof. Dr. Joachim 37, 40
Randelhoff, Martin 57
Raschke, Olaf 45
Rendez, Dr. Helmar 38
Riedel, Prof. Dr. Ralph 65
Rodestock, Bodo 45
Rudolph, Dr. Stefan 61
Sadowski, Prof. Dr. René 37, 38
Schäfer, Bodo 53
Schlupp, Beate 60
Schmidt, Heiko 6, 59
Schöningh, Gerhard 58
Schucht, Boris 37
Schulz, Annett 50
Schwesig, Manuela 28, 59
Sechi, Nicola 58
Seger, Nils 32
Semlinger, Prof. Dr. Klaus 45
Sowa, Dr. Thomas 65
Stapper, Prof. Dr. Florian 48
Starke, Lothar 64
Stefanovic, Dr. Milos 58
Steffel, Dr. Frank 41
Stenger, Tillmann 32, 37, 45
Strelecky, John 53
Sunstein, Coss R. 53
Thaler, Richard H. 53
Tiefensee, Wolfgang 31, 38
Tillich, Stanislaw 6
Tiriac, Ion 24
Tobias, Prof. Dr. Dr. Mario 37
Trump, Donald 3
Vogelsänger, Jörg 58
Voigt, Dr. Daniel 65
Wagenknecht, Sahra 53
Wassermann, Prof. Dr. Holger 37
Wegener, Andreas 28
Werner, Dr. Sybille 22
Wilhelm, Kati 6
Willingmann, Prof. Dr. Armin 30, 38
Winter, Alexander 39
Woidke, Dr. Dietmar 58
Wünsche, Volker 27
Foto: KUKA
WIRTSCHAFT+MARKT | 1/2018
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Foto: © ILB/Leo Seidel
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Wann? 12.04.2018 von 10.00 bis 14.00 Uhr
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