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ALLGÄU Running 2017

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Erlebnisbericht<br />

70<br />

Kühe, Ziegen und Affen auf der Strecke<br />

Triathlon: Thomas Haibel vom TSV Moosbach bewältigt bei 42 Grad in Malaysia die Ironman-Distanz<br />

Die Trainingsvorbereitung für seinen achten Triathlon über<br />

die Ironman-Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren,<br />

42,195 km Laufen) war für Thomas Haibel vom TSV Moosbach<br />

zwar hart, aber auch etwas ganz Besonderes: Sie fand in Asien,<br />

auf der Insel Sumatra statt. „In der indonesischen Pampa<br />

habe ich mit Hitzeläufen versucht, mich auf die extremen<br />

Temperaturen vorzubereiten. Dabei musste ich aufpassen,<br />

keine Ziegen anzurempeln. Das Schwimmen am Hausriff vor<br />

der Unterkunft war ein Traum – ich war mitten unter bunten<br />

Fischen und Schildkröten mit Blick auf Korallen.“<br />

Vor zehn Jahren war Haibel durch Studium und Praktikum das<br />

erste Mal in Asien, auf der Insel Langkawi in Malaysia, und<br />

hatte seitdem den Traum, in seiner „zweiten Heimat“ einmal<br />

den Langdistanz-Triathlon zu absolvieren.<br />

Ende Oktober ging es für den 33-jährigen Duracher, der<br />

mittler weile in Regensburg wohnt und arbeitet, mit Freundin<br />

Kathrin und Schwester Carolin (ehemalige Ski-Langläuferin)<br />

los. Nachdem auch der organisatorische Aufwand, das ganze<br />

Triathlon-Equipment nach Asien zu bringen, gemeistert war,<br />

verbrachte er zur Akklimatisierung noch einige Zeit in Nordsumatra,<br />

bevor es auf die Insel Langkawi weiter ging. Nach den<br />

letzten Trainingseinheiten gab es vor dem Wettkampf statt<br />

der sonst üblichen Nudelparty eben landes typisch Nasi Goreng<br />

(gebratener Reis) zum Auffüllen der Energie speicher.<br />

Sprung in die warmen Fluten<br />

Dann kam der große Tag. „Mit meinem „Fanclub“ – meiner<br />

Freundin Kathrin, meiner Schwester Carolin und Michelle, einer<br />

Freundin aus Singapur – ging es um fünf Uhr Morgens mit dem<br />

Motorroller zum Strand. Als die Sonne hinter den Bergen aufging<br />

sprang ich beim Start in die warmen Fluten. Das Schwimmen<br />

war ein Traum“, blickt Haibel zurück, auch wenn er es<br />

im Salzwasser ohne einen unterstützenden Neopren-Anzug<br />

doch als sehr ungewohnt empfand. Zudem machten mehrere<br />

Begegnungen mit Quallen den Auftakt schmerzhaft. Dennoch<br />

war Haibel mit seiner Schwimmleistung zufrieden: „Ich bin gut<br />

durch meine schwächste Disziplin gekommen“. Die 3,8 km absolvierte<br />

er in 1:06 Stunden.<br />

Sein eigener<br />

kleiner „Fanclub“<br />

feuerte<br />

Thomas Haibel<br />

mit Kuhglocke<br />

und im Dirndl<br />

an (von links):<br />

Freundin Kathrin,<br />

Schwester<br />

Carolin und<br />

Michelle aus<br />

Singapur<br />

Fotos (2): oh<br />

„Das Radfahren auf<br />

der Insel ist etwas ganz<br />

anderes als beim Wettkampf<br />

zu Hause“, weiß<br />

Haibel. Linksverkehr,<br />

viele Lastwagen, Autos<br />

und Motorroller auf der<br />

Strecke, schlechte Straßen<br />

mit Schlaglöchern<br />

und immer wieder Kuhoder<br />

Ziegen herden, die<br />

die Straßen kreuzen.<br />

„Es gab auch mehrere<br />

„Monkeyzonen“, in denen<br />

man nichts essen<br />

und trinken durfte, da<br />

einem sonst die Affen<br />

am Straßenrand nachgerannt<br />

wären“, erzählt<br />

Haibel. Das größte Hindernis<br />

war die Hitze:<br />

Bei schwülen 42 Grad<br />

Nach strapaziösen zehn Stunden erreichte<br />

Triathlet Thomas Haibel auf der<br />

Insel Langkawi das Ziel über die Ironman<br />

Distanz und landete in der Gesamtwertung<br />

auf Rang 42.<br />

habe das Abkühlen des Körpers und der literweise Konsum<br />

von isotonischen Getränken und Spezialgels oberste Priorität<br />

gehabt. Mit 5:18 Stunden für die 180 Radkilometer war Haibel<br />

schneller unterwegs als erwartet und kämpfte sich bis auf<br />

Platz 71 nach vorn.<br />

Der abschließende Marathon wurde zur Tortur und die fing<br />

schon in der Wechselzone an. „Diese war klimatisiert, als ich<br />

dann in die schwüle Hitze rausgelaufen bin, blieb mir fast der<br />

Atem weg.“ Aber Haibel hatte sich vorgenommen, in der prallen<br />

Sonne so schnell wie möglich zu laufen und dafür bei jeder<br />

Versorgungsstation zu trinken und sich mit Eis abzukühlen.<br />

„Das hat mich zwar viel Zeit gekostet, war aber überlebensnotwendig.“<br />

Zwischen Kilometer 30 und 35 kam dann ein tropisches<br />

Gewitter. Der Starkregen war zwar eine willkommene<br />

Erfrischung, die überfluteten Straßen erschwerten das Laufen<br />

aber enorm. Teilweise stand das Wasser 15 Zentimeter hoch.<br />

„Wir fühlten uns wie in einer Sauna“<br />

Die Wetterkapriolen setzten sich fort: „Am Ende kam die<br />

Sonne wieder raus und wir fühlten uns wie in einer Sauna“, erzählt<br />

Haibel, der sich über seine Marathonzeit von 3:29 freut<br />

und sie als „sensationell gut“ bezeichnet. Mit der Gesamtzeit<br />

von 10.03 Stunden blieb Haibel eine Stunde unter seinem geplanten<br />

Ziel. Er erreichte unter 1 300 Startern den 42. Platz<br />

in der Gesamtwertung, Rang acht in der Altersklasse 30 bis<br />

34 und Platz 28 bei den Amateuren. „Am schönsten war der<br />

Zieleinlauf, bei dem mich meine Freundin Kathrin im Dirndl,<br />

meine Schwester Carolin und Michelle begrüßten und mit<br />

Kuhglocken anfeuerten. Das war auch für die Asiaten eine<br />

Premiere“, sagt Haibel und schmunzelt.<br />

Hannes Nägele

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