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E_1927_Zeitung_Nr.099

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Ein<br />

— 1»27 AUTOMOBIL-REVUE<br />

)«»ui*n«aSi*t «als Arbeite*<br />

Leuna «Werken<br />

in de<br />

15<br />

Fabrikbesichtigungen offiziellen Stils sind<br />

nicht immer befriedigend. Namentlch dann<br />

nicht, wenn man einen Riesenbetrieb, wie er<br />

die Ammoniakwerke von Leuna bei Mersebürg<br />

darstellt, einmal von unten sehen<br />

möchte. Nicht mit den Blicken eines Beschauers,<br />

der staunend mit glotzenden Augen<br />

und mit Bügelfalte und Gamaschen offiziel<br />

herumgeführt wird, sondern gewissermassen<br />

mit denjenigen eines Arbeiters...<br />

In Leuna, das eine Armee von 40,000 Arbeitern<br />

zählt, wird als Hauptprodukt Ammoniak<br />

und als Nebenprodukte Salpeter<br />

Düngesalze usw. produziert und seit diesem<br />

Frühjahr macht man Versuche zur fabrikmässigen<br />

Herstellung verflüssigter Kohle.<br />

Leuna ist der Name emes der grossen Zentren<br />

moderner Chemie.<br />

Doch hören wir, was ein Journalist, der als<br />

Arbeiter vermeidet, in den Leunawerken<br />

einige Zeit arbeitete, im Berliner Tageblatt<br />

von dem zu berichten weiss, was er sah und<br />

erlebte.<br />

« hs ist gar nicht so leicht, in den<br />

grossen Komplex aufgenommen zu werden.<br />

Der Wächter lächelt nur, als er mein Ansinnen<br />

hört, bestellt mich dann wieder. Der Betriebsleiter<br />

— Doktor, Ingenieur oder was er<br />

ist —, zu dem ich am nächsten Tage gebracht<br />

werde und vor dem der uniformierte Wächter<br />

(Leunasoldat oder Werkpolizei) leicht salutiert,<br />

macht ein noch skeptischeres Gesicht.<br />

Schliesslich kann ich mich wenigstens untersuchen<br />

lassen. Danach Verhör, längeres<br />

Notieren meiner früheren Arbeitsstätten — ob<br />

ich Soldat war — Gewerkschaftsangehörigkeit<br />

— (leises, aber nicht misszuverstehendes<br />

Anfragen nach meiner politischen Gesinnung),<br />

noch zwei Tage warten. Am dritten<br />

muss aber wohl alles in Ordnung sein. Ich<br />

werde photographierr, bekomme einen grünen<br />

Ausweis, muss eine lange Arbeitsordnung lesen<br />

und unterschreiben... und am fünften<br />

Tage nach meiner Anfrage soll ich endlich<br />

anfangen.»<br />

Der Arbeiter-Journalist muss natürlich irgendwo<br />

nachts sein Haupt hinlegen. Die Vororte<br />

sind alle überfüllt bis nach Halle und<br />

Merseburg. Erst in einem entfernt liegenden<br />

Nest findet er Unterkunft. Um 4 Uhr früh<br />

muss er schon aufstehen, um rechtzeitig zur<br />

Arbeit zu kommen:<br />

«Vier Uhr früh! Ich werde geweckt,<br />

trinke in der kalten, ungeheizten Küche meinen<br />

Kaffee, fülle mir die Flasche, nehme die<br />

Mütze vom Nagel und laufe los. Ich muss<br />

erst durch unseren kleinen Ort, stampfe über<br />

Wiesen und Felder, einen Waldrand entlang,<br />

durch ein Stück Holz — hinter dem Holz ist<br />

die Strasse. Wie hüpfende Krähen nehmen<br />

wir nächtlichen Wanderer uns aus — drei<br />

oder vier — ohne Zusammenhang — nur mit<br />

dem gemeinsamen Ziel: die Station.<br />

Die heranfauchenden Züge sind dunkel und<br />

ungeheizt. Was darin ist (meistens Männer)<br />

schnarcht oder versucht bei der ersten Morgendämmerung<br />

zu lesen. Der grösste Teil<br />

Appetitmangel,<br />

herrührend von Unrcgelmässigkeiten im<br />

Essen, Trinken usw., behebt in kurzer<br />

Zeit der ausgezeichnete, ärztlich empfohlene<br />

( In Restaurants, Apotheken und Handlungen erhaltlich. 7<br />

AUTO-<br />

UHLER-<br />

DECKEN<br />

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TelBw.2106 B E R N Eigerplatzß<br />

Bei Anfragen bitten wir um Angabe der Wagenlype<br />

dieser Schnarchenden ist gelb und zusammengefallen.<br />

Die Arbeitszeit, zwei Stunden<br />

Weg und Anfahrt, acht und neun Stunden<br />

schwere Arbeit, Waschen, die Rückfahrt, also<br />

14 bis 15 Stunden täglich im Takt der Füsse,<br />

der Eisenbahn, der Maschinen — machen alt<br />

und zerbrechen. Mit jeder neuen Station<br />

rücken sie näher zusammen, füllen sich die<br />

Bänke auf. Die meisten stehen schon. Stehen<br />

und schlafen weiter. Haben magere, hervorstechende<br />

Backenknochen, offene, nach<br />

unten gebogene Mundwinkel; sie zucken im<br />

Schlaf, und ihre Gesichter werden immer<br />

blasser und kalkiger.»<br />

Bei Fabrik-Eintritt und -Austritt herrscht<br />

strenge Kontrolle:<br />

.« Jeder Vierte oder Fünfte betritt die Kabinen.<br />

« Hände in die Höhe!» Der Mann wird<br />

abgetastet, muss seine Taschen zeigen, muss<br />

sich auf Verlangen ausziehen — eine Pflicht,<br />

der sich ausser den deutschen Leuna-Arbeitern<br />

und den Arbeitern von Leverkusen und<br />

Oppau nur noch die Schwarzen der südafrikanischen<br />

Diamantenfelder zu unterziehen<br />

haben.»<br />

Nachdem sich der Eindringling in einer<br />

kleinen Halle umgezogen hat, kommt er in<br />

einen Keller zu den Generatoren. Und die<br />

Arbeit beginnt:<br />

«Ueber uns die wie mit zierlichen Sägen<br />

ausgeschnittenen Gerüste dieser Gasfabriken.<br />

Grosse, luftige Bauten, Eisenkonstruktion.<br />

Verzweigt übernietet, verschlungen. Darin<br />

Generator neben Generator, schlank, wuchtig,<br />

wie eine Reihe nebeneinander aufgestellter<br />

Riesen.<br />

In unseren Kellern ist von ihrer Ueberschlankheit<br />

und Grosse allerdings wenig zu<br />

sehen. Wir werden die « Schlacker » oder<br />

« Schlammzieher » genannt. Oben zischt Luft<br />

durch die mit Koks angefüllten Generatoren<br />

der Anfang der Ammoniakproduktion —<br />

unten bei uns stürzt der durchgebrannte Koks<br />

n grosse viereckige Küsten. Wir reissen die<br />

riesigen Kästen auf, lassen die glühende<br />

Asche in kleine Karren fallen, die Karren ja-<br />

;en unter Wasserduschen, werden dann von<br />

anderen aufgefangen und auf eine Wage geschoben.<br />

Es ist eine harte Arbeit. Die Hitze<br />

60—70 Grad. Dazu stinkende, den Atem nehmende<br />

Asche, Kohlendämtpfe. Aber man kann<br />

nicht einmal die Jacken ausziehen. Denn von<br />

oben tropft heisses, klebriges Oel, stürzen<br />

:anze Staubkübel, glühende Koksreste — wir<br />

werden grau, werden schwarz; wenn wir unsere<br />

acht Stunden abgedient haben — herausund<br />

hinauftaumeln, sehen wir aus wie Neger.<br />

Ich bin « vorgerückt»: Von den Schlackern<br />

md Schlammziehern zu den «Transporteuren<br />

». Der schnelle Wechsel kam, weil ich<br />

zweimal zusammengebrochen war und mir<br />

das Mehranderluftarbeiten wieder auf diegefüllt und verlässt das Werk, der andere<br />

Beine helfen sollte.<br />

Teil wird noch mit Gips und Schwefelsäure<br />

Es ist eine höchst gefährliche Arbeit. Das gemischt und nach einem Wanderweg über<br />

anze Werk ist in ein Netz von Strassen eingeteilt;<br />

die von Süden nach Norden in die In diese Eindämpferei komme ich<br />

die Eindämpferei Düngesalz.<br />

nach<br />

Nummern 1 bis 11, die von Westen nach<br />

Osten in A, B bis J. Durch all diese Strassen<br />

ziehen sich Geleise, grosse, kleine — bis<br />

u sechs nebeneinander. Wir haben sogenannte<br />

« Pritschwagen » bekommen, gewöhnlich<br />

ein Partieführer und drei Mann — einen<br />

Auftrag: « Kessel vom Lager nach Bau 700<br />

ahren », nehmen den Auftrag an — alles trotz<br />

der Schwierigkeiten seit der Rationalisierung<br />

des gesamten Betriebes in Akkord — und<br />

fahren los. Wir haben den strikten Befehl,<br />

bei dem Nahen jedes Zuges — und ganz<br />

Leuna ist ja ein einziges Pfeifen und Anfauchen<br />

solcher Züge — auf sogenannten Drehscheiben<br />

uns zur Seite zu flüchten.<br />

Einer meiner Kumpane erklärt mir auch<br />

wenigstens so gut er es versteht — den Produktionsprozess,<br />

der durch dieses Gewirr der<br />

Röhren und der ungefähr 900 Bauten geht.<br />

Die Generatoren sind nicht ganz der Anfang.<br />

Vor ihnen stehen noch das Wasserwerk<br />

Daspip und die Ansauger, die die Luft heransaugen.<br />

In den Generatoren wird das angepumpte<br />

Wasser und die angesaugte Luft (die<br />

Urstoffe) durch den glühenden Koks zu Wasserstoff<br />

und Stickstoff verarbeitet. Von den<br />

Generatoren leitet man dann beide Stoffe mit<br />

Hilfe von Druck- und Pumpverfahren über<br />

Waschtürme in die Kontaktwasserstoffabrik<br />

grosse, hallenartige, kirchhofsstille Anlagen<br />

r on Röhren, Rieseltürmen, mechanischen<br />

3 umpen, die ganze Anlage nichts weiter als<br />

:in allgemeines Fliessen). Von der Kontaktwasserfabrik<br />

über die Kontaktöfen in die<br />

Hochdrucköfen, wobei sich endlich unter uneheurem<br />

Druck und einem immerwährendem<br />

Kreislauf der Gase die Vereinigung oder<br />

« Hochzeit» der beiden Stoffe vollzieht. Von<br />

den Hochdrucköfen der letzte Weg in die<br />

Absorptionsanlagen (Wasser wird In das am«<br />

moniakhaltige Gasgemisch gespritzt) — und<br />

das Endprodukt Ammoniakwasser ist gewonnen.<br />

Ein Teil dieses Wassers wird sofort in keselartige<br />

Eisenbahnwagen (Amrnoniakwagen)<br />

Das Schlüssel-Etui<br />

Wer geht heute ohno Schlüssel aus ? Bald liogen sie au<br />

einem Bund in der Damontasche oder hangen an oinem<br />

Schlüsselring in der Hosentasche. Jeder Schlüsselbund<br />

beschmutzt die Wäsche, die Kleider und die Ledertaschen.<br />

Auch ist es schwer, aus einem Schlüsselbund rasch den<br />

richtigen Schlüssel zu findon. Bei Nachtzeit besonders.<br />

All dem helfen unsere Buxton-Schlüssel-Etuis ab. Es<br />

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Haken gehängt, die mit einem sinnreichen Gelenk am<br />

Lcder befestigt sind. Durch diese Aufmachung kann jodor<br />

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Es ist ein dreistöckiger Stein- und<br />

Eisenbau. Der oberste Stock: Ventile, zischende<br />

Hähne, kleine Kübel. In der Mitte<br />

sechs Meter hohe und drei Meter breite,<br />

eiserne Kochkessel, die der ganzen Anlage<br />

den Namen geben: Die Eisendämpfer. In den<br />

Kesseln wird zusammengekocht. Durch ein<br />

Schauglas kann man den Prozess beobachten.<br />

Wenn sich Kristalle bilden, schaltet der Eindärrrpfer<br />

alles aus, klingelt... und die Masse<br />

rutscht und stürzt in die nächste Etage. Dort<br />

wird sie in riesigen Schüttelrinnen (badewannenartige<br />

Behälter) vor dem Zusammenlaufen<br />

und Ineinanderklumpen behütet; und<br />

nachdem durch diesen Prozess dem Gemisch<br />

wieder eine gewisse Beweglichkeit gegeben<br />

wurde, fällt es weiter in den nächsten Stock.<br />

Dort stehen Zentrifugen, die das Schütteln<br />

und Ineinanderrütteln fortsetzen, nur mit dem<br />

neuen Zweck, die Masse von den Flüssigkeiten<br />

zu trennen. Ein drittes Klingelzeichen<br />

— und das Ammoniak ist fertig und fällt in<br />

den Keller. Diesmal auf ein Transportband.<br />

Von dem Transportband geht es in den Elevator.<br />

Von dem Elevator durch ein Becherwerk<br />

nach oben. Oben über kleine, automatische<br />

Wagen, in denen es gewogen wird, auf<br />

ein zweites Transportband. Von diesem in<br />

die Silos. Von den Silos in die Eisenbahnwagen.<br />

Der gesamte Produktionsprozess —<br />

von der angesaugten Luft bis zum Sturz des<br />

fertigen Salzes in die Silos — dauert ungefähr<br />

zwei Stunden. 22,000 Wagen sind nötig,<br />

um die in einem Jahre hergestellte Menge von<br />

Ammoniaksalz aus dem Werk herauszufahren.<br />

Jeder dieser Wagen fasst 15 Tonnen.»<br />

Ueber die Arbeitsmethoden und einige<br />

Folgen der Rationalisierung weiss er folgendes<br />

zu berichten:<br />

'« Ueber die Strafen in Leuna wäre dazu etwas<br />

Allgemeines zu sagen. Leuna hat Werkpolizei.<br />

Ich habe sie schon als Torwache angedeutet.<br />

Diese Werkpolizei kontrolliert aber<br />

auch die einzelnen Betriebe. Nicht, dass eine<br />

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gewisse Kontrolle der chemischen Betriebe<br />

nicht notwendig wäre — es gibt Kontrollgänge<br />

innerhalb Leunas, die aus Gründen<br />

der Sicherheit täglich drei- oder viermal gemacht<br />

werden müssten. Mich aber hat man<br />

beim Waschen erwischt. Dazu wieder etwas<br />

Allgemeines. Unsere Grossbetriebe sind<br />

heute alle durchrationalisiert. Das heisst:<br />

Jeder Arbeiter ist so intensiv in den Produktionsprozess<br />

des gesamten Betriebes angegliedert,<br />

dass er — bis auf die offiziell gestatteten<br />

— keine Pausen mehr hat. Alle sozusagen<br />

persönlichsten (die Werkleitungen<br />

sagen: überflüssigen) Angelegenheiten werden<br />

dadurch auf ein Mindestmass eingeschränkt,<br />

und wo sie nicht durch Angebundensein<br />

an das laufende Band oder einen anderen<br />

maschinellen Arbeitsprozess von selbst<br />

fortfallen, werden sie in Strafen genommen.<br />

Leuna bestraft: Sprechen, zu langes Besuchen<br />

von Aborten, Waschen der Hände<br />

während der Arbeitszeit, Herumstehen. Die<br />

Strafen sind ziemlich hoch, zwei oder drei<br />

Mark. Abzug von zwei oder drei Stunden Arbeitszeit.<br />

Diese Arbeit verlangt aber meiner<br />

Meinung nach häufigeres Waschen der<br />

Hände. Also werden mir die Strafen — Wiederholungsfall!<br />

— verdoppelt... ich sehe<br />

mich langsam nach einem unauffälligen Abschied<br />

um.»<br />

Er ist froh, bald wieder draussen zu sein:<br />

«Die Ammoniakfabrik im Rücken! Ich<br />

gebe es gern zu: die Gifte waren mir doch zu<br />

nahe; und das Rostkratzen — den Quadratmeter<br />

Eisen säubern und wieder übermalen in<br />

drei Minuten — noch weniger angenehm.<br />

Ich bleibe aber noch einige Tage in der<br />

Nähe. Sehe mir die Zufahrtsmöglichkeiten<br />

dieses grossen Betriebes an. Seine Geleise.<br />

Seine Rangier- und Güterbahnhöfe. (Die Güterbahnhöfe<br />

von Berlin sind Provinzbahnhöfe<br />

egen den Gesamtkomplex der Leunaer Güterbahnhöfe.)<br />

Die unmittelbare Verbundenheit<br />

mit der Braunkohle (Eigentum von<br />

Leuna), dem Harzer Gips (augenblicklich<br />

bohrt man auch in der Nähe). Die sich<br />

stauenden Züge mit rheinisch-westfälischem<br />

Koks.<br />

Aber auch den Menschen betrachte ich<br />

noch eine Weile. Dieses gelbe, täglich ver-

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