E_1928_Zeitung_Nr.009
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Transkontinentale Dnrcligangsstrassen.<br />
Ihre Abhängigkeit von der Grossgliederung Europas.<br />
Jahrmillionen ist's her! Der alte afrikanische<br />
Kontinent erwachte aus seinem seit Urzeit<br />
dauernden Schlafe. Es hielt ihn nicht<br />
mehr in beschaulicher Ruhe. Bewegung musste<br />
er haben und deshalb fing er an zu wandern;<br />
aber er wanderte nicht dorthin, wohin<br />
es Menschengeist so oft zieht, nach Süden —<br />
nein, er wanderte der Kälte, der Nacht entgegen<br />
— nach Norden.<br />
Dort lag die Thetys — das alte Mittelmeer<br />
— an dessen Qrund sich seit Jahrmillionen<br />
Schicht auf Schicht abgelagert hatte, als Sediment<br />
des Meeres. In ungestörter Ruhe hatte<br />
sich dieser Vorgang abgewickelt, so dass wie<br />
die Bretter eines Holzstappelplatzes, Gesteinsfolge<br />
auf Qesteinsfolge horizontal abgelagert<br />
ward.<br />
Noch nördlicher als die Thetys lag der<br />
eurasische Kontinent, eine steife, unbewegliche<br />
Masse, nicht daran denkend, wie sein<br />
südlicher Vetter auf Reisen zu gehen. Aber<br />
der Wandertrieb des andern weckte zuletzt<br />
auch ihn aus gigantischem Schlafe. Zuerst<br />
aus ihrer Ruhe gestört aber wurden die horizontalen<br />
Schichten der Thetys; sie konnten<br />
dem gewaltigen Druck des afrikanischen Kontinentes<br />
nicht widerstehen, sie bäumten sich<br />
auf, wussten aber nicht wohin ausweichen.<br />
Denn im Norden stemmte sich ihnen das<br />
starre Europa entgegen; so wurden sie wie<br />
in einem Schraubstock immer mehr zusammengedrückt,<br />
bogen sich auf zu mächtigen<br />
Gewölben, legten sich in Falten, prallten an,<br />
an den Massiven Europas, wussten nicht mehr<br />
ein und aus und brandeten schliesslich über<br />
die sich ihnen in den Weg stellenden Hindernisse<br />
hinweg. So türmte sich, ohnmächtig<br />
gegenüber dem Drucke Afrikas, Falte auf<br />
Falte, zuletzt einen mächtigen Wall bildend<br />
— die Alpen.<br />
So und ähnlich entstanden auch die andern<br />
Kettengebirge Europas, die Pyrenäen und<br />
Karpathen..<br />
Wieder'ahdere Gebirge verdanken ihre Entstehung<br />
freigewordenen und bis an dje Oberfläche<br />
gedrungenen vulkanischen Kräften des<br />
Erdinnern. Meereseinbrüche erzeugten Buchten<br />
und Meerbusen, Flüsse gruben sich durch<br />
die scheinbar unangreifbaren Felsmassen.<br />
Teile Europas sanken ein, andere hoben sich.<br />
'Gewaltige Eismassen überfluteten den geplagten<br />
Kontinent und überschütteten ihn mit<br />
riesigen Mengen von Schutt und Moräne, zogen<br />
sich dann wieder zurück, eine trostlose<br />
Oede hinterlassend, die langsam, langsam<br />
erst wieder zu blühendem Leben erwachte.<br />
Aber Jahrtausende — Hunderttausende —<br />
Millionen brauchte es für all dies Geschehen.<br />
Erst aus der Summe der Ereignisse entstand<br />
das heutige vielgliedrige und abwechslungsreiche<br />
Europa.<br />
In der Kurve<br />
von Eva von Bandissin.<br />
i. I'ortsetzniia<br />
« Dein Geschmack ist nicht schlecht.»<br />
«Ich nehme nur einmal täglich eine grössere<br />
Mahlzeit, aber die muss gut sein.»<br />
« Nun, das lässt sich doch in einem Haushalt<br />
nicht durchsetzen. ><br />
« Das gute Essen? » Sie verstand ihn sofort.<br />
« Wenn das auch nicht, aber du wirst doch<br />
auch an den andern Mahlzeiten teilnehmen? »<br />
Seine Stimme wurde ganz weich. «Du<br />
kannst doch deinen lieben Gatten nicht einsam<br />
vor seinem Teller sitzen lassen. ><br />
«Wir werden einen Kompromiss schliessen<br />
müssen, wie in manchem andern,»<br />
schloss sie seufzend.<br />
Der Wirt kam heran: er habe die Ehre,<br />
dass so viele deutsche Herrschaften bei ihm<br />
einkehrten. Ein elegantes Paar habe übernachtet.<br />
Gertrud wurde blass, der Doktor<br />
stellte es mit einem sonderbaren Gefühl fest,<br />
sie besähen nun wohl den palazzo ducale und<br />
den reizenden Sommer-Palazzo del re, an<br />
dem ja kein Fremder vorüberginge<br />
«Sie kommen hierher zurück?» fragte<br />
Doktor Lewaldt, ohne sein Gegenüber anzusehen.<br />
Nein! Die Herrschaften hatten sich wohl<br />
schon verabschiedet? Die Kellner bejahten es.<br />
Gertruds Herz klopfte so stark, dass es ihr<br />
den Atem versagte: zu dumm! Weshalb<br />
regte sie sich so auf? Sie wollte nur ihr<br />
So fanden es im grossen und ganzen scholl<br />
die ersten Menschen, denn winzig klein jm<br />
Verhältnis zum Weltgeschehen ist der Zeitraum,<br />
der vergangen ist seit dem Entstehen<br />
des Menschengeschlechtes.<br />
Mit der vorhandenen Grossform des Kontinents,<br />
mit den Einzel- und Kleinformen der<br />
Natur musste der Mensch sich abfindender<br />
musste versuchen, sein Leben in die ihn umgebende<br />
Natur einzugliedern, es in Abhängigkeit<br />
von ihr so günstig wie möglich zu gestalten,<br />
kurz in allem sich ihr anzupassen.<br />
In dieser Abhängigkeit und im Bestreben<br />
des sich Anpassens haben auch je und je die<br />
Menschen ihre Verbindungswege angelegt.<br />
Verschiedene Gegenden waren prädestiniert<br />
als Durchgangsräume, nicht nur für den Einzelnen,<br />
sondern auch für ganze Völker.<br />
Haupthindernisse des Verkehrs bildeten<br />
immer die Gebirge. Das typische Beispiel dä-r<br />
für sind die Alpen. Zuerst sei aber noch an<br />
den trennenden Einfluss. der Pyrenäen err<br />
innert. Gute, immer benutzbare Verbindungsstrassen<br />
finden sich nur am Ost- und. Westende,<br />
wo zwischen Meer und Gebirge ein flacher<br />
Küstenstrich die Kommunikationen erleichtert.<br />
Die Pyrenäen haben so dem Verkehr<br />
nur zwei Durchgangsmöglichkeiten gelassen,<br />
die von alters her benützt wurden, sei es von<br />
der Strasse, sei es von der Eisenbahn. Der<br />
ganze Verkehr, der Spanien mit dem übrigen<br />
Europa verbindet, ist auf diese zwei Linien<br />
beschränkt.<br />
Mauern gleich schliessen die Alpen in<br />
mächtigem Halbkreis Italien vom übrigen<br />
Kontinent ab. Einzig wieder der Küste entlang,<br />
der Riviera, besteht eine natürliche Verbindung<br />
mit Frankreich; Aber die Notwendigkeit<br />
zwang auch, Wege durch und über-die<br />
Alpen zu suchen. Bahnbrechend schon waren<br />
die Römer. Dort wo tiefsöhlige Täler sich bis<br />
weit hinein ins Gebirge zogen und relativ<br />
niedrige Einsattelungen einen einlgermassea<br />
iufen Uebergang gestatteten, legten sie ihre<br />
Strassen an, die hinüber nach Gallien und<br />
Germanien die Verbindung herstellen sollten.<br />
In erster Linie aus strategischen Gründen<br />
"gebaut, um leicht grosse Truppenschiebungen<br />
vornehmen zu können, sind sie immer mehr<br />
und mehr auch die Hauptwege des Handels<br />
geworden. Aus der grossen Zahl solcher<br />
Strassen sei nur an den Grossen Sankt Bernhard,<br />
Septimer und Julier erinnert. Diese<br />
Passübergänge bilden noch heute Kulminations-<br />
und Schlüsselpunkte grosser kontinentaler<br />
Durchgangsstrassen, zu denen heute<br />
noch eine grosse Zahl anderer, wie Gotthard<br />
oder Brenner etc., gekommen sind. Im Winter<br />
aber sind diese Alpenstrassen verriegelt<br />
und setzen auch dem Durchgangsverkehr<br />
Recht, ihren Besitz, ehe er ihn am Ende dieser<br />
Marie Kattern schenkte. Sie hatte ja<br />
gewusst, dass sie ihm Aug' in Aug' gegenüberstehen<br />
würde. Nur dass es heute schon<br />
sein würde, gerade jetzt, in ein paar Minuten<br />
vielleicht —. Sie sammelte sich, beugte sich<br />
über den Tisch und fragte leise: «Was sollen<br />
wir tun, Alois? Aufsteigen und ihnen zum<br />
Palazzo del Re nachfahren? Sie werden doch<br />
so viel Mut haben, sich uns zu stellen — »<br />
«Ich bin ja noch gar nicht mit meinem<br />
Frühstück fertig,» antwortete er, als wollte<br />
er auch Zeit gewinnen. « Wenn sie erst hier<br />
sind, haben sie scheinbar keine Eile, sondern<br />
reisen wie kultivierte Menschen und lassen<br />
sich nichts entgehen. Marie fängt nämlich<br />
an, richtiges Kunstverständnis zu bekommen.<br />
» Inzwischen ass er beschleunigt und<br />
in grossen Bissen weiter.<br />
Sie war nicht imstande dazu und musste<br />
es geschehen lassen, dass Alois sowohl den<br />
Rest der Languste wie das unberührte Huhn,<br />
trotzdem es noch warm war, einwickeln<br />
liess: das gab eine nette kleine Jause an<br />
einem hübschen Punkt...<br />
Gertrud zahlte, was den Wirt und die Kellner<br />
mit Verwunderung erfüllte: deutsche<br />
Sitte war das doch nicht! Sie hatten eben<br />
gerade das Gegenteil erlebt. So ritterlich<br />
war der andere Herr gewesen, gar nicht wie<br />
sonst Ehemänner.<br />
Der Resedafarbene stand nicht mehr direkt<br />
vor der Tür. Der junge Angestellte erklärte<br />
mit unerhörten Gesten und einem unwiderlegbaren<br />
Redeschwall, der Wagen habe<br />
den Verkehr behindert und ein Polizist gefordert,<br />
ihn an diese stillere Ecke zu bringen.<br />
Gertrud sah sich um, von einem Schutzbeamten<br />
war nichts mehr zu sehen, wohl aber<br />
hatte sich die Schar der Buben vermehrt und<br />
erörterte mit grosser Sachkenntnis den Typ<br />
III. Blatt der „Automobit'Revue*<br />
Hindernisse in den Weg, die z. B. die Autos<br />
zum Verladen auf die Bahn zwingen.<br />
Aber es besteht ,die Möglichkeit eines Umfahrens<br />
des Alpenwalles, und zwar hat auch<br />
wieder die Natur selber den Weg dafür gewiesen.<br />
Zwischen Alpen und Jura, wo im<br />
Mitteiland eine Menge internationaler Strassen<br />
zusammenlaufen, wendet sich ein Strassenast<br />
südwestwärts, um dort, wo die Rhone<br />
den Jura durchdringt, in der Nähe Genfs,<br />
auch ' durchzustossen. Weiter verläuft die<br />
Strasse durch das breite Flusstal der Rhone<br />
nach/Süden hinunter bis ans Meer.<br />
Noch eine andere Umgehung der Alpen<br />
haben die Völker schon im Altertum gekannt.<br />
Ob sie vom Süden oder Norden kamen, sie<br />
wichen dem Jura Und den Alpen aus, umgingen<br />
1 die Schweiz durch die breite Senke der<br />
burgundischen Pforte zwischen Vogesen und<br />
Jura.' Dies war und ist ein Durchgang von<br />
ausserordentlicher Bedeutung, dessen Wichtigkeit<br />
von der Kriegsgeschichte aller Zeiten<br />
deutlich illustriert wird.<br />
Wir haben schon erwähnt, wie die Strasse<br />
von Genf aus dem Flusstal der Rhone als<br />
natürlichem Trasse folgt. Auch die Ost-West-<br />
Verbindung Mittelmeer und Atlantischer<br />
Ozean, quer durch Frankreich, folgt in erster<br />
Linie Talsohlen. Von Narbonne erst dem Aude<br />
nach aufwärts, dann längs der Depression,<br />
die'auch der Canal du Midi benützt, ins Quellgebiet<br />
der Garonne und in deren Tal weiter<br />
bis "Bordeaux.<br />
Beispiele für internationale Durchgangsstrassen,<br />
die Hauptflusstälern folgen, gibt es<br />
ungezählte. Als besonders typisch sei das<br />
Rheihtal von Basel abwärts erwähnt. Der<br />
Einbruch des Gebietes zwischen Schwarzwald<br />
und Vogesen, der sogenannte Rheintalgrabenbruch,<br />
ist für die Flussrichtung massgebend<br />
geworden und somit auch für den Verlauf der<br />
Strasse.'Im Osten folgt ein Strassenzug, der<br />
Donau; und wo-diese durch die transsilvanischen<br />
Alpen beim,eisernen Tor durchgebrochen<br />
ist, benutzt auch die Strasse diesen Weg<br />
!<br />
mit.<br />
•<br />
! - !i<br />
Jn .Peutsclilanä sind; es die alten, .heute<br />
trockenen Üistfömtäler, die entgegett~dem<br />
Verlauf der recenten Flüsse von Ost nach<br />
West ziehen und auch' zur vorgezeichneteri<br />
Bahn des Durchgangsverkehrs geworden<br />
sind.<br />
Aus den paar nur angedeuteten Beispielen<br />
lässt sich leicht ableiten, dass für den Verlauf<br />
der "internationalen Durchgangsstrassen<br />
vor allem die Losung gilt, dort durchzugehen,<br />
wo geringste Hindernisse sich in den Weg<br />
ihres Wagens und der modernen Einrichtungen.<br />
Woher sie das alles wussten, sie amüsierte<br />
sich über das technische Verständnis,<br />
auch der Kleinsten. Aber Italien ist ja nicht<br />
umsonst so reich an Auto-Industrien, das Interesse<br />
wird scheinbar mit den Kindern geboren<br />
Aus der Ferne klang es kurz, lang — und<br />
noch einmal — sin winkte Alois mit beiden<br />
Händen: schnell doch, schnell! Hier, direkt<br />
vor dem Feinde, war ihr Mut wieder da —<br />
vorwärts — ihnen entgegen — oder ihnen<br />
unmittelbar auf den Fersen nach<br />
Auch der Doktor sah wohl ein, dass Eile<br />
geboten war — er stieg ohne besondere Vorkehrungen<br />
für ein bequemes Sitzen ein, und<br />
sie sprang vor den Wagen und kurbelte an.<br />
Die Jungen rundherum brachen in ein unbändiges<br />
Gelächter aus, das sicher dem galt,<br />
dass sich der Herr ruhig in den Wagen setzte<br />
und die Dame die Arbeit tat — das war man<br />
in dem ritterlichen Italien noch nicht gewohnt,<br />
und auch sie empfand es im Augenblick<br />
fast als Kränkung — es ging ihr alles<br />
nicht schnell genug. Aber nun sass sie am<br />
Steuer und fühlte das köstliche Vibrieren<br />
des Motors vorm Anspringen — und sie<br />
wollte gleich um die Ecke, damit sie nach<br />
rechts und links sehen könne — der Wagen<br />
rollte an, schwerfällig und irgendwo<br />
schnarrte es wieder — und nach zwei, drei<br />
Radumdrehungen stand er still! Das Geschrei<br />
und die Wonne der Jungen verdoppelte<br />
sich — kaum hörte sie durch all den<br />
Lärm das näherkommende kurz, lang — er<br />
war es, Hans, kein Zweifel mehr — sie riss<br />
am Steuer, trat abwechselnd die Pedale, bewegte<br />
sinnlos die Hebel nach vorn und wieder<br />
zurück — ihre Verzweiflung wuchs, denn<br />
näher und näher kam das bekannte Signal,<br />
das sie aufreizte zum Wahnsinnigwerden —<br />
stellen. Dafür fallen heute in erster Linie<br />
Flusstäler (Talstrassen) in Betracht, und<br />
zwar die Sohlen derselben. Diese Behauptung<br />
ist aber nicht immer ganz ohne Beschränkung<br />
richtig. Früher, als man noch<br />
nichts von Flüsskörrektionen wusste, da mögen<br />
zu Hochwasserzeiten die Talsohlen überflutet<br />
gewesen sein. Der Verkehr wurde temporär<br />
unterbunden; deshalb findet man heute<br />
noch oft die Strassen auch in breiten Tälern<br />
nicht an der tiefsten Stelle, sondern sie laufen<br />
etwas erhöht am Berghang.<br />
Weiter sind die flachen Küstengebiete,<br />
auch wenn sie nur ganz schmale Streifen darstellen,<br />
für Strassenanlagen günstig (Kästenstrassen).<br />
Ungünstig für jeden Strassenbau<br />
sind die Gebirge (Bergstrassen); neben grossen<br />
Erstellungskosten haben, diese Strassen<br />
den Hauptnachteil, nur während eines Teiles<br />
des Jahres benützt werden zu können.<br />
Bei der Verfolgung aller Fragen die Strassenführung<br />
betreffend wird man sich immer<br />
wieder mit der. Gestaltung der Erdoberfläche<br />
befassen müssen. Ob man neue Strassen projektiert,<br />
ob man bei bestehenden ihren Einfluss<br />
auf Handel und Verkehr festlegen will,<br />
ob man mehr historisch ihre Entstehung untersucht,<br />
immer stellt sich als erster Punkt<br />
die Frage nach der Art ihres Verlaufes als<br />
Funktion der Oberflächengestaltung.<br />
Es gibt allerdings als Ausnahme auch<br />
Strassenanlagen, die scheinbar und wirklich<br />
ohne Anpassung an die Natur verlaufen. Wer<br />
sich aber die Mühe nimmt, auf einer physikalischen<br />
Karte Europas die hauptsächlichsten<br />
Durchgangsstrassen von Ost nach West<br />
und von Nord nach Süd in groben Strichen<br />
einzuzeichnen, wird die Abhängigkeit des<br />
Verlaufes derselben von der, GrossgHederung<br />
und den Kleinformen unseres Kontinentes an<br />
Hunderten von Beispielen beweisen können.<br />
Talismane.<br />
hu.<br />
Fast unzählbar ist die Menge der Talismane,<br />
der Mascots, der Amulette, welche<br />
sich der Mensch von jeher zur Sicherung des<br />
Glückes und des Erfolges dienstbar machte.<br />
Einer Zusammenstellung F. Fargas in -,• der<br />
«Neuen Freien Presse»' entnehmen wir naclifolgende<br />
Zeilen, welche über die geschichtliche;<br />
Entwicklung und die Art der Talismane<br />
Aufschluss geben: . w<br />
Es ist ein,se|tsam©s Gebiet, dasdje Talismane<br />
beherrschen» unerforscht, an. Aberglauben<br />
streifend, ausserhalb der , Kpnfessionen<br />
liegend. Ein Talisman ist an bestimmte Gesetze<br />
gebunden, um dem Träger zu »nützen,<br />
er untersteht geheimnisvollen planetarischen<br />
Einflüssen, die dem unrechrmässigen Besitzer<br />
schaden können. Die einzelnen Religionen haben<br />
Talismane nicht verbannt, sogar das<br />
Christentum hat sie geduldet. Die Kirchenväter<br />
haben die Talismane ihren Zwecken<br />
dienstbar gemacht als Reliquien, geweihte<br />
Medaillen, Skap'uliere. Aber ihr Ursprung geht<br />
auf drei Jahrtausende vor Christus zurück;<br />
als ältester Talisman gilt der chaldäische<br />
«Thau», der eine dreifache Wirkung verbürgt:<br />
Gesundheit, Glück und Erfolg.<br />
Später kamen das Pentagramm, das Siegel<br />
Salomons, der göttliche Knoten der zweiund-<br />
gewiss kamen sie an dieser Strassenkreuzung<br />
vorüber — und sie sass hier, ohnmächtig,<br />
umtanzt von diesen Schlingeln, die ihr Dämonen<br />
der Hölle glichen in ihrer masslosen<br />
Schadenfreude und fanatischem Geheul —<br />
sie hob die Faust und drohte jenem Jungen,<br />
dem sie ihr Vertrauen geschenkt und gegen<br />
Alois'Rat noch ein Extratrinkgeld —sein Gewissen<br />
war doch wohl nicht ganz rein, dena<br />
er wandte sich sofort ab und rannte davon,<br />
die ganze Herde schreiend, als sässe ihnen<br />
schon das Messer an der Kehle, hinter ihm<br />
drein...<br />
In diesem Augenblick erschien an der<br />
Strassenecke ein grosses, elegantes Auto,<br />
musste vor den blindlings über den Damm<br />
stürzenden Kindern kurz Halt machen und<br />
glitt ausweichend noch ein paar Räderdrehungen<br />
Gertruds Wagen zu. Sie schrie<br />
auf, nicht eigentlich aus Furcht, überrannt zu<br />
werden, mehr um zu zeigen, dass sie nicht<br />
ausweichen könne... Es war Hans. Mit kurzem<br />
Blick überschaute er ihre Lage, sah<br />
auch den Doktor, wusste, dass sie ihm gefolgt<br />
war, wie er gehofft hatte er hob<br />
die Hand an die Mütze und grüsste, begann<br />
dabei aber sofort, seinen Wagen vorsichtig<br />
nach rückwärts zu steuern.<br />
«Schnell,» stiess Gertrud mit gepresster<br />
Stimme aus. « reden Sie ihn an, Doktor,» —<br />
sie wusste nicht, dass sie plötzlich das Du<br />
aufgegeben hatte — « rufen Sie ihm zu, dass<br />
er hält — ich will —» und sie riss die Tür<br />
auf, um aus dem Auto zu springen —<br />
Da hörte sie den Doktor rufen: « Marie —<br />
Marie —,» und als sie sich entsetzt umwandte,<br />
sah sie ihn mit ausgestreckten Armen<br />
der kleinen Dame zuwinken...<br />
Marie Kattern rührte sich nicht, sie-mochte<br />
sich in einem innern Zwiespalt befinden —<br />
auf alle Fälle, machte sie melancholische