E_1928_Zeitung_Nr.010
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N'JO —<br />
Automobilsteuer und die<br />
Gemeindestrassen.<br />
In der bernischen Grossratssitzung vom<br />
31. Januar wartete Nationalrat Gnägi mit einer<br />
Interpellation auf, die darauf hinauszielt,<br />
aus dem Ertrag der Automobilsteuer einen<br />
Beitrag an die Unterhaltungskosten der Gemeindestrassen<br />
auszuscheiden. Nach kurzer<br />
Würdigung der allgemeinen Aufwendungen<br />
im heute allgemein gesprochen vorbildlichen<br />
Strassenwesen des bernischen Staatshaushaltes,<br />
kam der Interpellant auf die stiefmütterlich<br />
behandelten und mit ihren Strassen<br />
schwer belasteten abgelegenen Gegenden<br />
zu sprechen. Die Gemeinden müssttn,<br />
um ihre Strassen dem intensiven Automobilverkehr<br />
offenhalten zu können, grosse Auiwendungen<br />
machen und deshalb entscaieden<br />
darauf dringen, einen Anteil aus dem Ertrag<br />
der Automobilsteuer zu erhalten, selbst auf<br />
die Gefahr hin, dass dadurch das Programm<br />
der kantonalen Baudirektion etwas beeinträchtigt<br />
werde. Bei diesen «Brosamen, die<br />
vom Tisch des Herrn fallen» würde es sich um<br />
verhältnismässig geringe, Summen handein<br />
(3-4000 Fr. pro Kilometer) und dies nur bei<br />
Strassen zwischen zwei politischen Gemeinden.<br />
Alles in allem stellte Herr Natioaalrat<br />
Gnägi seine Forderung auf einen Drittel der<br />
Automobilsteuer! Die Begründung der Interpellation<br />
klang mit dem schönen Satz aus,<br />
dass der Staat die Pflicht habe, den Gemeinden<br />
zu ermöglichen, am modernen Verkehr<br />
teil zu nehmen. Der Starke darf dem Schwachen<br />
kein Unrecht zufügen!<br />
Baudirektor Bösiger war anderer Meinung.<br />
Die Verteilung würde eine Komplizierung mit<br />
sich bringen, die eine kostspielige Apparatur<br />
erfordern müsse (ungefähr wie beim Benzinzoll!).<br />
Der Staat erfülle seine Pflicht gegenüber<br />
den Qemeinden: 400,000 Franken fliessen<br />
alljährlich in die Kassen der Gemeindeverwaltungen.<br />
Der Kanton hätte in erster<br />
Linie an die Staatsstrassen zu denken, was ja<br />
letzten Endes auch wieder den Gemeinden<br />
zugute komme. Durch die Erfüllung des<br />
von Herrn Nationalrat Gnägi geäusserten<br />
Wunsches, käme das vom Grossen Rat genehmigte<br />
Strassenprogramm in Rückstand;<br />
beim Ausbau der Haupt- und Durchgangsstrassen<br />
würden ja auch Verbesserungen der,<br />
Ortsdurchfahrten, die im Interesse der Gemeinden<br />
liegen, vorgenommen! Kurz, der<br />
langen Rede Sinn war: Erst die Staatsstrassen,<br />
dann die Gemeindestrassen!<br />
Die Interpellation Gnägi könne in abseh-<br />
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barer Zeit wieder auf Herz und Niere geprüft<br />
werden. Die Gemeinden des Kantons<br />
Bern hätten sich keineswegs zu beklagen, in<br />
andern Kantonen müssten die Gemeinden an<br />
den Unterhalt der Staatsstrassen direkte Beiträge<br />
liefern. Also: erst das Eine, dann das<br />
Andere. Zwiefaches Vorgehen zersplittert<br />
die besten Kräfte!<br />
Nationalrat Onägi erklärte nach der überzeugenden<br />
Widerlegung des Baudirektors<br />
Bösiger, von der Antwort ganz und gar<br />
nicht befriedigt zu sein, weshalb er sich den<br />
Motionsweg vorbehalten müsse. — Womit<br />
das Intermezo seinen einstweiligen Abschluss<br />
fand. v.<br />
Eine wohlverdiente Strafe.<br />
Ein ganz bedenklicher Geselle stand kürzlich<br />
vor dem Zürcher Bezirksgericht unter<br />
der Anklage fahrlässiger Körperverletzung.<br />
Der Angeklagte hatte ohne im Besitze einer<br />
Fahrbewilligung zu sein eine Probefahrt<br />
ohne Wissen oder Erlaubnis seines Arbeitgebers<br />
zu einer eigentlichen Strolchenfahrt<br />
ausgedehnt, in deren Verlauf er einen Passanten<br />
überfuhr und sich nach dem Unfälle<br />
aus dem Staube machte. Das Gerichtskonto<br />
dises Burschen ist bereits mit neun Vorstrafen<br />
belastet, zudem war ihm ein Vierteljahr<br />
vor diesem Unfall die Führerbewilligung auf<br />
Grund eines anderweitigen Gerichtsentscheides<br />
entzogen worden. Der Angeklagte hatte<br />
die Stirne, sein rücksichtsloses Verhalten an<br />
dem betr Unglückstag mit seiner damaligen<br />
Trunkenheit zu entschuldigen, was das Gericht<br />
aber mit Recht als strafverschärfend<br />
wertete.<br />
Der Antrag der Bezirksanwaltschaft auf<br />
vier Wochen Gefängnis stand in Anbetracht<br />
all dieser Umstände u. E. in keinem Verhältnis<br />
mit der Schwere des Vergehens. Das<br />
Gericht scheint der nämlichen Auffassung gewesen<br />
zu sein und verurteilte den Schuldigen<br />
zu vier Monaten Gefängnis. Gewiss werden<br />
alle wahren Automobilisten diesen Entscheid<br />
nur billigen, und hätte man sicherlich<br />
die Ausfällung einer Strafe, wie sie vom<br />
Staatsanwalt vorgeschlagen war, in diesem<br />
Falle als eine unbegründete Nachsicht ansehen<br />
müssen.<br />
Der Unglücksfall hat seinerzeit verstand-,<br />
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licherweise in der Presse ordentlich Staub<br />
aufgeworfen. Dieses Beispiel zeigt aber<br />
neuerdings, wie vorsichtig derartige Mel-"<br />
düngen abzufassen und wie. skeptisch. ,sie<br />
vom Publikum aufgenommen werden sollten,<br />
in der Tagespresse wurde der Fall je<br />
nach der Einstellung vielfach dahin kommentiert,<br />
es handle sich um einen rücksichtslosen<br />
Automobilisten. Auf diese Weise ist<br />
zweifelsohne eine gewisse Empörung im<br />
Publikum geschürt worden, welches einer<br />
Missstimmung gegen die Automobilisten im<br />
allgemeinen Vorschub leistete. Einen Autodieb,.dem<br />
zudem gerichtlich bereits die Fahrbewilligung<br />
entzogen wurde, der in strafbarer<br />
Weise das Vertrauen seines Patrons<br />
missbraucht und dadurch für wenige Stunden<br />
über ein Auto verfügen kann, wird wohl<br />
niemand im Ernst als Automobilist im eigentlichen<br />
Sinne des Wortes bezeichnen.<br />
Auf alle Fälle würden sich sämtliche anständigen<br />
Fahrer dagegen verwahren, mit einem<br />
derartigem Individuum associert zu werden.<br />
Redet man aber, wie dies in einzelnen<br />
Presse-Mitteilungen der Fall war, ganz allgemein<br />
von einem Automobilist, so fällt bestimmt<br />
auch etwas von dem ungünstigen<br />
Eindruck auf die Gesamtheit der Automobilfahrer<br />
ab. Derartige Parasiten, welche mit<br />
dem Automobilisten nach landesüblichen Begriffen<br />
nichts gemeinsam haben, verdienen<br />
ganz exemplarisch gestraft zu werden, weshalb<br />
der oben erwähnte Entscheid allgemeine<br />
Anerkennung finden wird. B.<br />
A. C. S. SEKTION BERN. Die nächste Monatszusatnmenkunft<br />
wird, wie bereits gemeldet, Montag<br />
den 6. Februar, 20 Uhr, im Clublokal stattfinden.<br />
Ein Vortrag von Herrn Paul Tribolet. Bern « Von<br />
Finnland nach Skandinavien » wird den Anwesenden<br />
lebhafte Erinnerungen an Gebiete vermitteln,<br />
die den Autofahrer jederzeit interessieren werden.<br />
Donnerstag den 16. Februar, um 21 Uhr, beginnt<br />
im Bürgerratssaal des Kasinos der Tanzabend der<br />
Sektion. Die Einladungen sind bereits versandt.<br />
Nicht nur Kostüme werden vom Ba-llkomitee für<br />
die Verschönerung des Abends als erwünscht betrachtet,<br />
sondern auch Veränderungen des Kopfbildes<br />
sollen die Festfreude verschönern helfen.<br />
Dabei mag eine Perücke oder ein Schnurrbart, oder<br />
eine falsche Nase genügen, um das lieh zu verschleiern.<br />
Wer zu Hause nichts findet, um sein<br />
Konterfei zu verändern, wird am Saaleingang verschiedeno<br />
käufliche Dekorationen vorfinden.<br />
Ein rassiges Spanierorchester beginnt ran 21<br />
Uhr die Stimmung im Saal zu heben. Alte und<br />
neue Tänze sollen die Teilnehmer jeglicher Gesin-<br />
• nung erfreuen. Bürgerratssaal und Foyer werden<br />
• für diesen Abend festlich dekoriert sein. Dass das<br />
•J5est an einem Donnerstag statt an einem Samstag<br />
stattfindet, war eine Klippe, die der Vorstand nicht<br />
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umschiffen konnte. Niemand soll sich aber auf<br />
diesem Grunde abhalten lassen, am Abend teilzunehmen.<br />
Die Scktiomkasso wird einen erheblichen Beitrag<br />
leisten, um den Mitgliedern den Abend zu<br />
einem vollen Gonuss zu gestalten. Wir machen nochmals<br />
darauf aufmerksam, dasä die Freikarten aui<br />
dem Sekretariate bis zum 15. Februar zu beziehei;<br />
sind.<br />
Am Freitag den 24. Februar, 20 Uhr. im Clublokal,<br />
wird Herr Graf Almeida vom Bayrischen<br />
Automobil-Club, der letztes Jahr eine Clubreise nacl<br />
Spanien mitmachte, über seine «Automobilfahrter.<br />
in Spanien» berichten.<br />
lt.<br />
A. C. S. SEKTION THURGAU. Bereits sind füi<br />
den Maskenball, der am 11. Februar stattfinden soll,<br />
oino schöne Anzahl Anmeldungen registriert. Dei<br />
Ball wtrd in den grossen Räumen des Hotels Bä]<br />
in Arbon vor sich gehen. Eine Ballmusik von 6C<br />
Mann soll den Abend zu einem hervorragenden Genuss<br />
gestalten. Das Sekretariat erwartet einen Massenbesuch<br />
und bittet die Mitglieder der Sektion, ihn<br />
Anmeldungen frühzeitig abzugeben. Das schmissigi<br />
Programm, die hervorragenden artistischen Kraft;<br />
und das raffinierte BallreKlement werden sicherlich<br />
den Entschluss zur Teilnahme leicht gestallten.<br />
Wer seine Anmeldekarte verlegt oder verloren hat.<br />
sende dio Mitteilung kurzerhand per Postkarte ai<br />
das Sekretariat des A. C. S. Kreuzungen, Haupt<br />
strasse 56.<br />
go.<br />
A. C. S. SEKTION FREIBURG. Die Generalvet<br />
Sammlung der Sektion wird vom 6. auf den 16. Februar<br />
verschoben. Die Traktanden sollen in eine<br />
der nächsten Nummern bekanntgegeben worden, li<br />
A.C.S. SEKTION ZÜRICH. Die Sektion Zu<br />
rieh des Automobil-Club der Schweiz veranstalte<br />
nächsten Dienstag den 7. Februar <strong>1928</strong>. 20.00 Uni<br />
im Zunfthaus zur « Schraiedstubc », Markteasse 2ü<br />
in Zürich, gemeinsam mit dem Zürcher Ineenieuiund<br />
Architektenverein einen Lichtbildervortrag, a;<br />
dem Herr Dr. Ing. Georg Müller (Berlin) übe:<br />
« Grossgaragen » referieren wird. Herr Dr. Mülle<br />
ist erst kürzlich von einer Studienreise nach Nord<br />
amerika zurückgekehrt und besitzt einen Vorzug<br />
liehen Ruf als Autorität in allen Fragen des Ga<br />
ragewesens. Dom Lichtbildervortrag vom 7. Februa<br />
dürfto auch aus dem Grunde besonderes Interess:<br />
zukommen, als es das erste Mal ist, dass in de'<br />
Schweiz über das immer wichtiger werdendo Pro<br />
blem des Grossgaragobaues durch einen Facbman;<br />
orientiert wird. Da für den Vortrag eine ziemlic!<br />
starke Beteiligung von Mitgliedern der beiden Ver<br />
eine zu erwarten ist. werden zum Vortras nur Sei<br />
tionsmitglieder zugelassen. Die Einführung voi<br />
Gästen und Angehörigen kann aus dem genannte!<br />
Grunde leider nicht gestattet werden. n.<br />
A. C. S. SEKTION WALLIS. Die ausserordent<br />
liehe Generalversammlung wird am 12. Februa'<br />
stattfindet. Auf der Traktandenliste stehen u. a.-<br />
Anpassung der Statuten an die neuen A. C. S.-Statuten<br />
und Wahlen der Sektionsorgane.<br />
In Zukunft werden die Sektionen die Beiträge<br />
selbst fixieren, so dass auch der Beitrag unser« t<br />
Sektion sich etwas realüzieTen'Iass€-" " '•""" '.'HCiT*<br />
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