E_1928_Zeitung_Nr.089
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N° 89 — <strong>1928</strong> AUTOMOBIL-REVUfc 15<br />
Dr. Kurbelan<br />
Die Geschichte einer Sprechsstundfe<br />
von Oscar Herbert Pfeiffer.<br />
Doktor Robert Ezechiel Balthasar Kurfoelan,<br />
ein robuster Lieferwagen, hatte seine<br />
Praxis in einer alten Grossgarage. Er war<br />
Spezialist für Getriebe und Motorkrankheiten<br />
und hielt Sprechstunden von 9—11 und 4—7.<br />
«Das mit den langen Sprechstunden gefällt<br />
mir nicht, oh! no,» murrte ein vornehmer<br />
Rolls-Royce, der wie alle Engländer sehr<br />
misstrauisch war. «Lange Sprechstunden kurze<br />
Kundschaft, sagt man. Berühmte Aerzte<br />
haben viel zu tun und keine Zeit für Sprechstunden.<br />
Oh yes, kenne das von Old England<br />
her.»<br />
«Was haben Ihre Lordschaft denn?» erkundigte<br />
sich neugierig ein kleiner Opel, der<br />
wegen Blutarmut dort wartete.<br />
« Habe Magenleiden schon von old England<br />
her unter den Stuarts. Very altes Magenleiden,<br />
oh yes.»<br />
«Ich finde, der Kerl sieht sehr verfressen<br />
aus», platzte ein Krupp-Fünftonner breit<br />
heraus. Man überging es taktvoll. Man wusste<br />
ja, er war Kommunist. Er hatte kein Verständnis<br />
für ein Magenleiden aus Old England<br />
unter den Stuarts. Ihm fehlte die Tradition.<br />
«Ein Magenleiden ist natürlich nur etwas<br />
für reiche Leute,» bemerkte ein kleines Agafräulein<br />
giftig. «Unsereins kann sich so etwas<br />
nicht leisten. Ich hab's bloss an den Ventilen.<br />
Die stehn immer falsch. Ich weiss nur nicht<br />
welche.»<br />
«Ja ja, wir sind sehr arm geworden»,<br />
seufzte ein Adlerphaeton. « Auch ich war früher<br />
gewohnt, internationalen Landstrassenstaub<br />
aufzuwirbeln. Und nun? Wochentags<br />
kriege ich hinten so'n Kastenbrett aufgeschnallt<br />
und kann Fleisch spazieren fahren;<br />
Gehacktes oder Kutteln und Oehrchen. Nur<br />
Sonntags, da fahre ich den Metzger mit sei-<br />
!er Tochter und manchmal noch den Ge-<br />
Ichtsvollzieher.»<br />
«Gerichtsvollzieher ? Mein Gott, was Sie<br />
nicht sagen», schrillte aus der Ecke die<br />
Stimme eines übernervösen N. A. G.-Sportwagens.<br />
«Es 1 sind schreckliche Leute, sie<br />
leiden an Kleptomanie. Schauen Sie an. Sieben<br />
oder acht von diesen Zugpflastern haben<br />
sie mir schon aufgeklebt. Vielleicht kann<br />
Dr. Kurbelan mir helfen. Die Dinger sind zu<br />
lästig. Man kann sie abspritzen wie man<br />
will, es kommen immer neue. Ich glaube es<br />
sind Kaninchen. Blamable Sache das Ganze.<br />
Manchem kann man ja weismachen, es wären<br />
Klubplaketten. Aber ein Schutzmann hielt<br />
mich neulich an, ich sollte die « Abziehbildchen»<br />
entfernen. Abziehbildchen! Hat der<br />
'ne Ahnung. Bildchen ja! Aber abziehen? Es<br />
ist überhaupt eine Frechheit, eine Unverschämtheit,<br />
eine...»<br />
« Ruhe da drinnen! » Die Türe wurde aufgestossen.<br />
Dr. Kurbelans grimmiger Spitzkühler<br />
überblickte misstrauisch die Patienten.<br />
«Ruhe, sonst gibt's was mit dem Hammer<br />
auf die Ventilchen.» Krach schlug er die<br />
Türe wieder zu und fort war er.<br />
« Das war er», ging ein Flüstern ringsum<br />
'durch die Kühler und manchem bubberten die<br />
[Ventile ängstlich unter der Haube.<br />
•«Er sah sehr energisch aus; eigentlich gar<br />
In der Hitze des Gefechtes: So Schatz, gib mir dein Händchen und wir wollen den grossen<br />
Sprung wagen.<br />
(London Opinion)<br />
nicht wie ein Arzt, dem man seine Leiden<br />
anvertrauen will», flüsterte der kleine Laubfrosch<br />
ängstlich.<br />
«Für aristokratische Wehwehchen ist der<br />
Herr Doktor auch nicht da,» brummte der<br />
bissige Krupp, «sondern nur für Volksleiden.»<br />
Man überging auch dies taktvoll. Man<br />
wusste ja, er war Kommunist, eine in Automobilkreisen<br />
noch nicht ganz garagenfähige<br />
Marke; zudem ertönte das Boschhorn aus<br />
dem Sprechzimmer, dass der Nächste kommen<br />
sollte. Das Agafräulein erhob sich und<br />
trippelte hinüber.<br />
«Guten Tag, mein sehr verehrter Herr<br />
Doktor. Ich bin ein kleiner Aga...»<br />
«Merke ich,» schrie Dr. Kurbelan grob,<br />
« steht ja an Ihrem Kühler. Ausserdem verfüge<br />
ich über eine langjährige Praxis und<br />
kenne meine Marken, Nummern und Nümmerchen.»<br />
Dabei blinzelte er frivol mit den<br />
Laternen, dass man annehmen konnte, das<br />
mit den « Nümmerchen » bezöge sich auf das<br />
Agafräulein. Pikiert begann diese:<br />
«Ich habe...»<br />
«Was Sie haben finde ich schon selber.<br />
Kühler auf!»<br />
Zitternd gehorchte die Kranke.<br />
« Sie leiden an internen Verrenkungen. Ihre<br />
Ventile stehen alle gleichzeitig still. Häufiges<br />
Leiden im vorgerückten Alter (das war eine<br />
Frechheit). Die sogenannte Nockenwellia<br />
kaputalis internia. Assistentin» — Kurbelan<br />
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winkte einen kleinen schicken Wanderer herbei<br />
— « Assistentin, schlagen Sie der Patientin<br />
mit dem Hammer kräftig auf die ungeraden<br />
Ventile.»<br />
« Sehr wohl, Herr Professor.» Bautz —<br />
bautz — bautz — bautz<br />
Beim letzten Ventil hielt es das kleine<br />
Agafräulein nicht mehr aus. Es sauste mit<br />
Vollgas im vierten Gang nach Hause.<br />
« Scheint wieder gesund zu sein », schmunzelten<br />
die Patienten im Wartezimmer und<br />
rieben vergnügt ihre Bremstrommeln. «Tüchtiger<br />
Arzt.»<br />
«Bitte der Nächste.» Der Rolls-Royce<br />
glitt ins Sprechzimmer.<br />
«Huabe ich die Ehre mit dem Professor<br />
der Medibenzin Doktor Robert Ezechiel Balthasar<br />
Kurbelan zu sprechen ? »<br />
« Maul auf!» kam es nur zurückgeschnurrt.<br />
Der Kranke darauf brüllend : « Huabe ich<br />
die Ehre...»<br />
« Nonsens, so meine ich das nicht. Sie sollen<br />
die Kühlerhaube hochklappen.»<br />
« Oh yes, very well. Kenne das von Old<br />
England her.»<br />
«0 je, o je, Mann, Lord, Sie sind schwer<br />
magen- und darmleidend. Wie können Sie<br />
überhaupt noch rumtöffeln ? Assistentin,<br />
pumpen Sie dem Herrn die Wanne aus.<br />
Akute wanna oleana verstopftica. Ihre Kurbelwelle<br />
muss auch glauben, sie müsse meerbaden.<br />
So! Ist Ihnen jetzt leichter? Wohler?<br />
Schön! Zeigen Sie, Assistentin. Kolossal dikkes<br />
Oel. Duftet auch gut, ganz gut. Aber —•<br />
aber — das ist ja — ist ja... Donnerwetter,<br />
Mensch, Kerl, Lord, Sie haben ja Apfelkraut<br />
in der Oelwanne.»<br />
«Hoho, köstlicher Witz, Apfelkraut, sehr<br />
lecker. Allright.»<br />
« Mein Lieber,» tobte Dr. Kurbelans Autoherz,<br />
« Sie haben die Fresssucht.»<br />
« Oh nix Rizinusöl, nix gut. Nur 40prozentiger<br />
Spiritus oder Whisky mit Sodawasser.»<br />
« Was ? Das wäre das Richtige. Frechheit<br />
geradezu. Trampelt auf seiner Gesundheit<br />
herum wie ein 50-Markchauffeur. Soll kuriert<br />
werden. Füllen Sie die Wanne mit Nithroglyzerin.»<br />
« Aber Herr Doktor ? !» dem kleinen Wanderer<br />
furchtklapperte das Getriebe. Es roch<br />
schon nach Explosion.<br />
«Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.»<br />
Zitternd wurde die Füllung vorgenommen.<br />
Auf einmal ereignete sich das Schreckliche.<br />
Rabautz — Knall —- puff — päuff — puff.<br />
Lüftewärts wirbelte die Garage, die Schwester,<br />
der Lord, die Patienten im Wartezimmer,<br />
die ganze Praxis.<br />
Nun war es geschehen um diesen Helfer<br />
der Kranken. Schade, er war auf dem besten<br />
Weg, eine Kapazität zu werden. Nun ist er<br />
tot und niemals mehr werdet ihr etwas hören<br />
vom Spezialisten für Getriebe- und Motorkrankheiten<br />
Herrn Dr. Ezechiel Robert Balthasar<br />
Kurbelan !<br />
Ein Bienenschwarm als Verkehrshindernis.<br />
Die Ursachen, welche in der modernen<br />
Stadt zu längeren Verkehrsstockungen führen,<br />
sind sicher recht vielfältig. Dennoch 1<br />
dürfte es zu den Seltenheiten gehören, dass<br />
einige Bienenvölker den gesamten Verkehr<br />
auf dem Marktplatz eines Städtchens während<br />
einigen Stunden lahmlegten, wie der<br />
nachstehende Bericht aus dem deutschen<br />
Weserstädtchen Rinteln meldet:<br />
Als die Bienen eines Imkers in Rinteln<br />
jüngst die Nase aus dem Bau steckten, fanden<br />
sie die Luft von wonniglichen Ambradüften<br />
gewürzt. Süsser Lockung widerstehen<br />
Bienen nie, und so sah man-alsbald<br />
mehrere Völker in dichter, brummender<br />
Wolke sich erheben, über den Dachfirst des<br />
Imkerihauses taumeln und sich auf den HSLhen<br />
Marktplatz niederlassen, allwo ein heulender<br />
Knabe und ein grosser (brauner Fleck<br />
auf dem Pflaster Kunde davon gaben, dass<br />
hier eine Flasche Sirup vorzeitig ausgelaufen<br />
war. Ungeachtet des lebhaften Verkehrs<br />
auf dem Platze umsahwärmten bald Tausende<br />
von Bienen den klebrigen Stoff. Der<br />
seltsame Zwischenfall rief eine derartiger<br />
Verkehrsstockung hervor, daiss die Polizei<br />
in Aktion treten musste, was auf die Bienem<br />
keinerlei Eindruck machte. Mit Gummiknüppeln<br />
gegen die geflügelten Demonstranten<br />
vorzugehen, erschien wenig ratsam, und<br />
so blieb nichts anderes übrig, als den Bürgersteig<br />
abzusperren und den Verkehr umzuleiten.<br />
Ein Verkehrspolizist hielt, umlagert<br />
von Neugierigen, als Wächter (bei dem<br />
schleckenden Bienenvolke aus, bis der gesamte<br />
Sirup vertilgt war, was über zwei<br />
Stunden in Anspruch nahm. Dann erhob<br />
sich der Schwärm endlich wieder in die<br />
Lüfte, und Rinteln hatte seine Ruhe wieder.<br />
„Frauenlob<br />
wie oft er sich schon über unzweckmäßige<br />
Unterwäsche geärgert, wie<br />
manchmal er unpassenden Schnitt<br />
schlechten Sitz.überflüssige Knöpfe<br />
imd andere Tücken verwünscht hat.<br />
Fragen Sie Ihn — und dann geben<br />
Sie ihm einmal „tsa"'Tricotwäsche.<br />
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