E_1928_Zeitung_Nr.094
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Von der Automobilstrasse<br />
Bern—Thun.<br />
Das «Initiativkomitee für eine Automobilstrasse<br />
Bern—Thun» in Bern hat kürzilicli<br />
eine Eingabe an den bernischen Regierungsrat<br />
gerichtet, worin im Sinne von<br />
Paragraph 3 des kantonalen Expropriationsgesetzes<br />
voim 3. September 1868 um die Bewilligung<br />
zur Vornahme der Absteckungen<br />
ersucht wird. Bezweckt wird die Ausarbeitung<br />
des baureifen Projektes einer Automobilstrasse<br />
von Bern nach Thun längs dem<br />
rechten Aareufer, ohne das ein weiteres Arbeiten<br />
auf praktischer Grundlage nicht mehr<br />
möglich ist.<br />
Es handelt sich bei dieser Eingabe zweifellos<br />
um einen weiteren Schritt zur Verwirklichung<br />
der besonderen Automobilstrasse<br />
in unserem Lande, obgleich sie noch vollständig<br />
in den Rahmen einer Studien- und<br />
nicht in denjenigen einer Baugesellschaft gehört.<br />
Das Ergebnis bleibt aber gleichwohl bemerkenswert,<br />
weil sich zum ersten Mal eine<br />
schweizerische Behörde — diesmal ist es der<br />
bernische Regierungsrat! —> offiziell auf ein<br />
Gesuch hin mit der Frage einer besonderen<br />
Automobilstrasse zu befassen hat.<br />
Die Eingabe weist darauf hin, dass der Gedanke,<br />
das bestehende Strassennetz durch<br />
spezielle Autostrassen zu unterstützen, überall<br />
dort mit Interesse aufgenommen wird,<br />
wo der Verkehr mit motorisierten Fahrzeugen<br />
unaufhaltsam zunimmt und zu Unzukömmlichkeiten<br />
für den Automobilverkehr,<br />
für die anderen Strassenbenützer und die<br />
Anwohner führt.<br />
Es ist klar, dass bei der Anlage einer solchen<br />
Strasse, die in hohem Masse die breite<br />
Oeffentlichkeit mitinteressiert, auch der Staat<br />
mitsprechen und dass ihm mindestens so<br />
weit als seine Gesetzgebung hierin schon<br />
reicht, ein Mitsprachrecht zuerkannt werden<br />
muss. Die Dinge liegen allerdings noch nicht<br />
so, dass der Kanton die ganze Sache selbst<br />
an die Hand nehmen kann. Es ist sozusagen<br />
fast aus der Natur der Sache privater Initiative<br />
und privatem Kapital vorbehalten, auf<br />
diesem Gebiet voranzugehen. Die Gründe<br />
welche dafür sprechen, sind verschiedener<br />
Art:<br />
Die Errichtung einer solchen Strasse ist<br />
eine kostspielige Sache, die wohl keinem<br />
schweizerischen Kanton mit Rücksicht auf<br />
seine Finanzlage zugemutet werden darf.<br />
Eine Strasse, die nicht dem gesamten, herkömmlidien,<br />
sondern nur dem motorisierten<br />
Verkehr dient, hätte ferner mit einem Widerstand<br />
gewisser Bevölkerungskreise zu rechnen,<br />
wenn deren Erstellung aus dem allgemeinen<br />
Steuersäckel bestritten werden sollte.<br />
Mit Bezug auf die Frage der Berechtigung<br />
der Taxerhebunig, die noch nicht abgeklärt<br />
ist, weist zudem der private Ersteller, dem<br />
der Bezug von Durchgangsgebühren auf der<br />
Automobilstrasse als Pivatunternehmen wohl<br />
nicht versagt werden kann, gegenüber dem<br />
Staate wesentliche Vorteile rechtlicher Natur<br />
auf.<br />
Die Vorteile, welche die Strasse Bern—<br />
Thun für eine erste schweizerische Automobilstrasse<br />
aufweist, sind allgemein anerkannt.<br />
Einerseits ist es der durch die bernische Verkehrszählung<br />
festgestellte, ausserordentlich<br />
dichte Verkehr auf dieser Durchgangsstrecke,<br />
der sich unter anderm in der Zahl der Verkehrsunfälle<br />
bemerkbar macht; sodann sind<br />
dio technischen Voraussetzungen für den<br />
Bau einer solchen Strasse geradezu ausgezeichnet:<br />
Niveauausgeglichenes Trasse ohne<br />
praktisch wesentliche Krümmungen, wobei<br />
ferner verhältnismässig wenig Kunstbauten<br />
und Erdbewegungen erforderlich sind und<br />
doch alle Anforderungen, welche heute an<br />
eine besondere Automobilstrasse gestellt<br />
werden müssen, erfüllt werden können. Nicht<br />
zuletzt darf hervorgehoben! werden, dass auf<br />
der ganzen Strecke ein Minimum an Kulturland<br />
in Anspruch genommen werden muss.<br />
Fast die ganze Strecke kommt auf unproduktives<br />
Schachenland zu stehen.<br />
Alles in allem kann von der genannten<br />
Strecke gesagt werden, dass begründete<br />
Aussicht dafür besteht, dass diese erste<br />
schweizerische Automobilstrasse finanziert<br />
und erbaut werden kann und dass damit<br />
wertvolle Untertagen für die weiteren Verbesserungen<br />
und die moderne Ausgestaltung<br />
der Verkehrsverhältnisse geschaffen werden.<br />
Das dem bernischen Regierungsrat eingereichte<br />
erwähnte Gesuch des Initiativkomitees<br />
wurde von verschiedenen Behörden und<br />
Verbänden des Kantons Bern sowie der ganzen<br />
Schweiz in befürwortetem Sinne mitunterzeichnet.<br />
Dabei sind vertreten unsere höchsten<br />
militärischen Organe, alle Gemeinden<br />
der zunächst interessierten Orte, Vertreter<br />
aus den Haupteinzugsgebieten, führende Verbände,<br />
welche sich allgemein mit der Förderung<br />
des Wirtschaftslebens befassen, sowie<br />
Vereine* und Verbände, welche sich im besonderen<br />
1 den Verkehrs- und Transportfragen<br />
widmen. Es ist dies nicht zuletzt ein Beweis<br />
dafür, dass ein öffentliches Interesse an der<br />
Automobilstrasse besteht.<br />
Sympathie-Adresse des A. C. S. Bernischer Kantonalverband<br />
an das Initiativkomitee für eine Automobilstrasse<br />
Bern—Thun.<br />
Der Bernische Kantonalverband des A. G. S.,<br />
zusammengesetzt aus sämtlichen A. C. S.-Sektionen<br />
des Kantons Bern, verfolgt mit eifrigem Interesse<br />
die Arbeiten zur Schaffung eines baureifen Projektes<br />
einer Autostrasse Bern—Thun.<br />
Man ist der Ansicht, dass die bestehende Staatsstrasse<br />
den Anforderungen des wachsenden Verkehrs<br />
immer weniger genügt, dass aber ihre Korrektion<br />
und Verbreiterung der hohen Kosten wegen nicht<br />
durchführbar ist.<br />
Eine Automobilstrasse allein kann dem herrschenden<br />
Bedürfnis dieser Strasse und ihres Einzugsgebietes<br />
dienen. Die Verwirklichung des Projektes<br />
wäre für die Verkehrsentwicklung unseres<br />
Kantons von grösstem Nutzen.<br />
Aus diesen Gründen erklärt sich unser Verband<br />
bereit, dem Projekt und allem, was zu seiner Ausführung<br />
dient, sein© moralische Unterstützung zu<br />
gewähren.<br />
Bern, im November <strong>1928</strong>.<br />
Namens des bern. Kantonalverbandes des A. G. S.:<br />
Präsident:<br />
Sekretär:<br />
sig.: Dr. Mende.<br />
sig.: E. Beck.<br />
Die unterzeichnete Sektion A. G. S., Sektion c Les<br />
Rangiers » des A. G. S., ist mit der Absendung obiger<br />
« Adresse» einverstanden.<br />
Delemont, le 26 octobre/2 novembr© <strong>1928</strong>.<br />
Au nom du Comite :<br />
Le Secretaire:<br />
Le President:<br />
sig.: P. Christen.<br />
sig.: Peter.<br />
Die unterzeichnete Sektion A. G. S., Sektion Seeland-Jura<br />
des A. G. S., ist mit der Absendung obiger<br />
« Adresse » einverstanden.<br />
sig.: Aug. Spychiger, Präs.<br />
Die unterzeichnete Sektion Bern des A. G. S. ist<br />
mit der Absendung obiger « Adresse » einverstanden.<br />
Automobil-Club der Schweiz, Sektion Bern:<br />
Der Präsident:<br />
Der Sekretär:<br />
sig.: Dr. Mende. sig.: Wagner.<br />
Die unterzeichnete Sektion Emmental des A. G. S.<br />
ist mit der Absendung obiger «Adresse» einverstanden.<br />
Automobil-Club der Schweiz, Sektion Emmental:<br />
Der Präsident:<br />
sig.: E. Beck.<br />
23. Oktober <strong>1928</strong>.<br />
Im Winter...<br />
Der Sekretär:<br />
sig.: Hugo Schnell, Fürspr.<br />
Ein weiterer Beitrag zur Bussenpraxis im Kanton<br />
Bern. Man schreibt uns: Am 15. September<br />
<strong>1928</strong> fuhr ich mit meinem Lieferungswagen leer<br />
Richtung Ölten und erhielt am 1. Oktober vom Gerichtspräsidenten<br />
Burgdorf ein. Strafmandat zugestellt<br />
im Betrage von Fr. 10.— und Fr. 4.20 Kosten<br />
wegen zu schnellen Fahrens in Höchstetten. Polizeilich<br />
festgestellte Geschwindigkeit 24 km. Die hiesige<br />
Polizei hat sich über die Busse aufgehalten<br />
und mir anheimgestellt, dieselbe zu bezahlen oder<br />
nicht, da hier eine Toleranz bis zu 30 km besteht.<br />
In Anbetracht des von Ihnen in der « Auto-Revue »<br />
publizierten Interviews mit Herrn Polizeidirektor<br />
Stauffer, der eine Toleranz von 35 km zugibt, kann<br />
man sich wirklich fragen, ob nicht die ganze Behandlung<br />
der Geschwindigkeitsfrage auf eine Schikane<br />
der untergeordneten Organe hinausläuft..<br />
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