E_1929_Zeitung_Nr.002
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Albrecht -Schlapfer & Cie.<br />
neben Hotel<br />
an die Fensterscheibe. Draussen lag kein<br />
Schnee mehr, nur Wasserlachen standen auf<br />
der Wiese, und die Sonne bunkerte drin wie<br />
Gold. An den schwarzen Bäumen sassen<br />
überall helle, grüne Spitzen, und meine FlüdoParc<br />
ZÜRICH<br />
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ZÜRICH<br />
Rost. Da plötzlich schlägt die Flamme aus<br />
dem Ofen zurück und fast wäre die Aermsto<br />
verunglückt, hätte schwere Brandwunden<br />
im Gesicht davongetragen. Und nun gar die<br />
Petroleumkanr.e! 0 je, o je! Ich darf gar<br />
nicht daran denken ! Ein Betätigungsfeld<br />
für Struwelpeters «Minz und Mauz die<br />
Katzen»: «Miau, mio, miau, mio, stell's<br />
fort, sonst brennst du lichterloh !»<br />
Eisschränke und Kälteapparate mit Gas<br />
oder Elektrizität kommen heute immer<br />
mehr und mehr in Gebrauch. Lieber alter<br />
Kochherd mit deinem heimeligen Holz- oder<br />
Kohlenfeuer, du wirst bald deinen Schwanengesang<br />
singen können. Wie lange wird<br />
es noch dauern, bis man dich nur noch<br />
in kulturhistorischen Museen wird finden<br />
können, bis eifrige Antiquitätensammler<br />
wild nach dir fahnden! Es scheint, dass<br />
der « moderne Mensch » — männlichen und<br />
weiblichen Geschlechts — nicht mehr so<br />
viel Wert darauf legt, wie in der « guten<br />
alten Zeit», ein gemütliches, behagliches<br />
Daheim zu haben. Alles muss in erster<br />
Linie «praktisch» sein: Schlafzimmer,<br />
Wohnstube, Küche und Keller, alles, alles !<br />
« Rationalisierung » ist auch hier Trumpf!<br />
Die moderne Hausfrau oder Köchin will<br />
nichts von einer Küche wissen, in der sie<br />
nicht alles sozusagen «in einem Eckchen »<br />
beisammen hat, alles, was sie für die Zubereitung<br />
und ... Konservierung der Speisen<br />
nötig hat. So ist der « Ofen als Eisschrank<br />
» das Ideal! Er passt so recht in<br />
die moderne, « rationalisierte» Zwei- oder<br />
Vierzimmer-Wohnung.<br />
N u 2<br />
Ein Hebelumlegen, ein Druck auf den<br />
Knopf führt von Hitze zur Kälte, von Kälte<br />
zur Hitze, vom Kochen zum Frieren, vom<br />
Frieren zum Kochen. Der Apparat hat sozusagen<br />
keinen Eigenwillen mehr, er wird<br />
charakterlos: bald so, bald so! Der alto<br />
Kochherd wollte brennen oder... er wollte<br />
es eben nicht! Dann rauchte or zum Protest!<br />
Dass er aber auch hätte « frieren »<br />
können : einen solchen gänzlichen Mangel<br />
an Gesinnungstüchtigkeit traute ihm — mit<br />
Recht — niemand zu. Ihm nicht, so wenig<br />
wie dem Eisschrank das Kochen ! Ein « kochender<br />
Eisschrank »! Man denke... Das<br />
war damals, zu Grossmutters (nein, seien<br />
wir ehrlich, noch zu Mütterchens) Zeiten!<br />
Und heute! Da ist alles mechanisch, alles<br />
praktisch ! Da verlangt man von einem Ofen<br />
oder Eisschrank keine Charakterfestigkeit:<br />
wenn er nur « gut funktioniert»! Ja, ja, auf<br />
das « gute Funktionieren » wird dem « mcM<br />
dernen Menschen » bald alles ankommen!<br />
Auch bei sich, dem Menschen, selber! Der<br />
grosse französische Arzt und Naturphilosoph<br />
Julien Offroy de la Mettrie schrieb zu<br />
Anfang des 18. Jahrhundeiis sein aufsehenerregendes<br />
Buch « L'homme machine ». Der<br />
Mensch eine Maschine! Ich glaube nicht,<br />
dass er es damals, zu Anfang des «Jahrhunderts<br />
der Aufklärung», schon war!<br />
Aber ich bin sicher, er wird es noch werden<br />
! Es wird der Tag kommen, an dem<br />
ein « Apparat» zur rechten Zeit den Men-<<br />
sehen weckt und... aus dem Bett wirft.<br />
Ein zweiter Apparat kleidet ihn an, ein drifw<br />
ter bereitet ihm automatisch sein Frühstück,<br />
ein vierter fährt ihn ins Geschäft... und<br />
so weiter und so weiter.<br />
Und alle diese Apparate, Automaten und<br />
Maschinen werden « vorzüglich funktionier<br />
ren » (so wie heute schon der « Ofen als<br />
Eisschrank »). Und der Mensch, den sie bedienen,<br />
wird gleichfalls «vorzüglich funk-«<br />
tionieren », denn er ist ja selbst ein Auto-*<br />
mat, eine Maschine geworden. T.<br />
Jede Tochter<br />
leistet ihrem Vater einen<br />
grossen Dienst, wenn sie<br />
ihm über den Antobetrieb<br />
Buch führt. Ohne<br />
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kleinen und grossen Fahrten alle Vorteile<br />
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möglichst sparsamen Betrieb hinzielen.<br />
In einer Autler - Familie aufgewachsen,<br />
weiss sie, wie auch anscheinend Unwichtiges<br />
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Autobudget belastet. Der neue Automobilkalender<br />
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die Ausgaben auf das unumgänglich<br />
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Notiz- und Nachschlagebuch enthält zudem<br />
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ftLS ICH EINE WINTERFLIEGE WAR<br />
Vor sehr langer Zeit war ich eine kleine<br />
Winterfliege. Ihr braucht nicht lachen, liebe<br />
Kinder, ich erinnere mich ganz wohl, dass<br />
ich an hohen Fensterscheiben auf- und abkroch<br />
und draussen die schwarzen Bäume<br />
und den weissen Schnee sah. Zuerst- hatte ich<br />
noch Gesellschaft, eine lahme Brummfliege,<br />
die im Frühling geboren war und mir von<br />
ihm erzählte. Die schwarzen Bäume hatten<br />
da lauter weiche, grüne Blätter gehabt, und<br />
vor dem Hause, wo jetzt der Schnee lag,<br />
war alles bunt und leuchtend gewesen, voll<br />
Blumen und Gräser und Duft und Honig. Die<br />
blauen Wasserjüngferchen hatten in der Luft<br />
geschaukelt wie lebendige Blüten, und die<br />
Sonne hatte einem bis ins Herz geschienen.<br />
Und ich sehnte mich nach dem Frühling.<br />
Die alte Fliege wurde immer schweigsamer;<br />
sie mochte nicht mehr leben und fiel<br />
eines Morgens tot auf's Fensterbrett. Ich<br />
musste nun allein an ihren Frühling denken,<br />
und ob er wohl wiederkäme. Das Zimmer, in<br />
dem ich flog, war hoch und warm. Es waren<br />
blanke Holzrahmen da und dunkle Schnitzereien,<br />
in denen man gut herumklettern<br />
konnte; an Nahrung fehlte es mir auch nicht,<br />
das Herumfliegen machte mir aber keine<br />
Freude, ich wartete immer.<br />
Die alte Dame im Lehnstuhl wartete auch,<br />
ich fühlte es. Sie hatte immer ein braunes<br />
Kleid an; in der Woche ein wollenes, am<br />
Sonntag ein seidenes. Ich kroch gern daran<br />
in die Höhe und setzte mich auf die weissen<br />
Spitzenmanschetten. Da konnte ich lange<br />
sitzen und den alten, dünnen Fingern zusehen,<br />
die emsig an wollenen Männerstrümpfen<br />
strickten. Manchmal hatte sie auch eine<br />
<strong>Zeitung</strong> in der Hand und las halblaut vor sich<br />
hin, meist von Schiffen, die ankommen sollten;<br />
manchmal guckte sie auch still und<br />
lange aus dem Fenster, und ich dachte oft,<br />
sie müsse wohl auch auf den Frühling warten.<br />
Eines Tages bekam sie einen grossen<br />
Brief, den las sie immer wieder. Ich sass gerade<br />
auf dem hölzernen Löwenkopf an ihrem<br />
Lehnstuhl. «Siehst du, kleine Winterfliege»,<br />
sagte sie, «siehst du, jetzt kommt mein Junge,<br />
mein Konrad», u. sie sah ganz rot u. glücklich<br />
aus. Von diesem Tage an trug sie immer<br />
das braune, seidene Kleid und sass noch viel<br />
mehr an dem Fenster. Sie holte das alte Silberzeug<br />
aus dem Glasschrank und rieb es<br />
blank, und das Dienstmädchen machte reine,<br />
weissc Gardinen an.<br />
So verging ein Tag nach dem andern und<br />
immer noch warteten, wir, die alte Dame auf<br />
ihren Sohn und ich auf den Frühling. Endlich<br />
kam er. Ein junger, brauner Mann riss die<br />
Tür auf. «Muttel, Mutti, Mutterchen», rief<br />
er; die alte Dame aber weinte bloss und<br />
sagte gar nichts und streichelte immerfort<br />
sein Haar.<br />
An der Tür stand ein junges Mädchen mit<br />
hellen Augen und einem weissen Gesicht,<br />
das nahm der junge Mann bei der Hand und<br />
sagte: «Dies ist Susanne, meine Braut, nun<br />
wirst du auch eine Tochter haben und eine<br />
liebe dazu!»<br />
Di© alte Dame konnte immer noch nichts<br />
sagen; sie setzte sich auf das Sofa zwischen<br />
die jungen Menschen und streichelte ihnen<br />
abwechselnd die Hände. Dann wurde der<br />
Kaffee gebracht, ich setzte mich auf ein<br />
Stück Zucker, und die Brautleute bekamen<br />
die schönen silbernen Tassen. Nun konnte<br />
die Mutter endlich sprechen und sie erzählte<br />
von ihrer Brautzeit, und dass sie an ihrem<br />
Hochzeitstage mit ihrem Manne aus den<br />
Tassen getrunken habe und am Tauftage ihres<br />
Konrad wieder, und dass sie die Tassen<br />
nun ihren Kindern schenken wolle, wie sie sie<br />
auch von ihrem Vater bekommen hätte. Der<br />
junge Mann sprach von seinen Reisen über<br />
das Weltmeer und das junge Mädchen von<br />
ihrer Heimat und ihren kleinen Geschwi-<br />
,stern, und wie lieb sie nun den Konrad hätte.<br />
Die alte Dame sah immer selig von einem<br />
zum andern und griff sich von Zeit zu Zeit<br />
nach der Brust. Ich bekam auf einmal wieder<br />
Sehnsucht nach dem Frühling und flog<br />
Besnohen Sie ans, bitte, bei Ihrer<br />
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