E_1929_Zeitung_Nr.012
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N° 12 - <strong>1929</strong> ÄITTOMOBIL-REVUE 15<br />
Maskenplauderei.<br />
Februar — Maskenball — Konfetti —<br />
Kater — schon jetzt treiben diese Worte<br />
tollen Spuk.<br />
Kasten und Schubladen werden durchsucht,<br />
alles um und um gedreht, probiert. Wer<br />
weiss, ein Hut oder ein origineller Stoff können<br />
oft die ganze Idee für ein Maskenkostüm<br />
hervorzaubern!<br />
Jede Frau weiss ja am besten selbst, was<br />
zu ihr passt, hat sie sich doch in die Rolle<br />
hineinzuleben, die ihr das Kostüm vorschreibt.<br />
Erst darin kann der Schabernack der Rolle<br />
zu ihrer zweiten Natur werden (wenn es<br />
nicht, ja, ihre eigentliche Natur ist, die sich<br />
austobt!).<br />
geschmeidiger, quecksilbriger Boy mit roten,<br />
goldbetressten Atlas- oder Tuchhosen, ärmelloser<br />
Taille, vorn geschlossen und mit Goldknöpfen<br />
besetzt. In den wirbligen Locken ein<br />
keckes rotes Käppi, alles fesch, verführerisch<br />
und naiv zugleich.<br />
Am meisten reizen wohl fremdländische,<br />
bizarre Kostüme.<br />
Eine Mexikanerin, Charakteristisch ist der<br />
grossrandige Hut, der oben eng und spitz<br />
zusammenläuft. Die grossen runden, unvermeidlichen<br />
Ohrringe. Der Jupe ist beliebig<br />
bunt, muss aber sehr weit und kurz sein,<br />
vielleicht mit Blenden garniert. Eine Schärpe<br />
fällt über Rücken und Taille, die weisse,<br />
Karneval in Nizza. Ein Riesenhummer im Festzöge. Ein Produkt des Mittelmeeres, das aber in<br />
Nizza durch seinen MLligoa Preis auch den weniger Bemitteltea nicht versagt ist.<br />
Dass ein lustiges Mädchen nicht in eine<br />
Krinoline hineinsteige! Ebenso wird sich die<br />
gesetzte Dame hüten (wenn sie überhaupt ein<br />
Maskenfest besucht!), in einem koketten<br />
Kleidchen zu erscheinen.<br />
Oft können körperliche Vor- oder Nachteile<br />
zum glänzenden Erfolge beitragen. Denn<br />
was kann zu einer Frau mit herrlichem slawischen<br />
Augenschnitt besser passen als ein<br />
exotisches Prunkgewand? Bitte, Madame,<br />
schauen Sie sich einmal darauf hin an- Vielleicht<br />
haben Sie die kleine kokette Nase und<br />
zierliche Gestalt einer Rokokodame. Vielleicht<br />
besitzt ihr Gesicht den streng-adeligen<br />
Schnitt, nm von der hohen spanischen<br />
Spitzenhaube umrahmt zu werden.<br />
Traum eines sehnenden Mädchenherzens,<br />
selbst einen Abend lang ein Boy zu sein, ein<br />
Kennen Sie Skijöring? Wenn nein — warum<br />
nicht? Skijöring hinter dem Auto oder Motorrad<br />
ist etwas unbedingt Gesundes und obendrein<br />
Lustiges. Es ist gesund wegen der<br />
reinen Luft, die wir in einer tiefverschneiten<br />
Landschaft atmen dürfen und lustig zu gleichen<br />
Teilen für den, der sich vom Auto ziehen<br />
lässt und noch mehr für den Zuschauer, der<br />
besonders dann oft lachen muss, wenn es sich<br />
um einen Skijöringsäugling handelt; denn dieser<br />
fällt und rutscht, schreit oder jauchzt. Auf<br />
Brettern ist es glatt. Aber der Schnee ist ja<br />
weich Bird die Skihose reiss- und wasserdicht.<br />
Wer den Trick des Slchziehenlassens noch<br />
nicht so ganz heraus hat, der purzelt nicht<br />
wenig im Schnee herui;i. Uebrigens ist auch<br />
das Falkn auf Skiern eine Kunst, die gelernt<br />
sein will. Nach vornüber und hinten geht es<br />
schwerlich, also wähle man mit Geschick die<br />
rechts ode: die linke Seite, je nach der politisclien<br />
Einstellung.<br />
Wie, Sie verstehen nichts vom Skilaufen?<br />
Sie können deshalb nicht «skijören» hinter<br />
dem Auto ? Wenn Sie nichts von dieser<br />
reizvollen Sportart verstehen, so müssen Sie<br />
sich einige Kenntnisse aneignen.<br />
Zum Skijöring hinter dem Auto gebrauchen<br />
wir allerlei. Zunächst ein Auto und jemand,<br />
der es lenkt. Dann ein© lange, dicke Wäscheleine,<br />
ein bissei Energie und die Bretter eben<br />
jene Bretter, die im Winter die Welt bedeuten.<br />
Nun einiges über die Skiausrüstung. Das<br />
wichtigste sind die Stiefel; feste, wasserdichte<br />
Stiefel mit derber, durchgehender<br />
Sohle und gekehltem Absatz. Dieser Absatz<br />
hat den Zweck, den Hinterriemen der Bindung<br />
zu halten; wäre er glattverlaufend wie<br />
am gewöhnlichen Strassenschuh, so würde<br />
der Bindungsriemen abrutschen und wir hätten<br />
noch weniger Halt auf unseren Schneeschuhen.<br />
Will man Bergstiefel oder gewöhnliche»<br />
schwere Autoschuhe verwenden, so<br />
kaufe man sich in einem Sportgeschäft<br />
einen Absatzsporn, der die Kehlung ersetzt;<br />
er kostet ein paar Rappen.<br />
ärmellose Bluse mitfassend. Und dann die<br />
geheimnisvollen Apachinnen und verlockenden<br />
Revuegirls (Beine!). Wer geschickt mit farbigem<br />
Bast umzugehen versteht, kann sich<br />
in ein Hawaigirl verwandeln — ein Bastgewebe<br />
mit Ornamenten, sich dem Körper<br />
anschmiegend, an den Hüften leicht gebauscht,<br />
in langen Fransen über den braunen<br />
Beinen ausrieselnd, Bastringe und Korallen<br />
um Ann- und Fussgelenke — o unerschöpfliche<br />
Möglichkeiten! Moden aller Zeiten,<br />
Trachten aller »Bräuche und Rassen, Gewänder<br />
aller Träume!<br />
Lassen wir unsern Geschmack und unsere<br />
Phantasie Triumphe feiern — Selbsterfinden<br />
und Schaffen verhelfen zum unerwarteten<br />
Erfolg! Maskenball, Konfetti, Kater — tolle,<br />
herrliche Zeit!<br />
H.S.<br />
Auto-Sk ijdring.<br />
Was wurde da eben von Bindung gesprochen?<br />
Was ist denn das nun wieder? Sehr,<br />
einfach: sie fesselt unseren Schuh resp.<br />
Fuss an den Ski, und zwar mit Hilfe von<br />
eisernen Backen und Lederzeug. Es gibt<br />
Dutzende von verschiedenen Bindungen —<br />
wir werden gut tun, die einfache, zweckmässige<br />
Huitfeld - Bindung zu wählen, die<br />
ganz genau nach dem Schuhumriss montiert<br />
werden muss. Ist die Bindung schlecht angepasst,<br />
so wackelt der Schuh beim Bewegen<br />
von rechts nach links und das darf er nicht.<br />
Wir werden jedenfalls so nie richtig laufen<br />
lernen.<br />
Jetzt kommt der Schneeschuh, «dera<br />
Lattn«, wie der Bayer sagt. Seine Länge<br />
richtet sich nach der Grosse und Schwere<br />
des Läufers. Man muss die Spitze des<br />
Schneeschuhes mit hocherhobener Hand —<br />
ohne sich auszustrecken — greifen können,<br />
dann ist die Länge richtig. Es gibt naturlackierte<br />
und mit Teer imprägnierte Hölzer;<br />
die letzteren sind mehr zu empfehlen.<br />
Es ist natürlich schön und gut, wenn man<br />
einen sportgerechten blauen Anzug aus<br />
Gabardine oder Skitrikot besitzt. Vor allen<br />
Dingen muss er weit gearbeitet sein und<br />
.weitest© Bewegungsfreiheit gestatten; die<br />
Hosen sollten ebenfalls weit und lang, mit<br />
einem Ueberfall am Knöchel, sein. Alle Vorteile<br />
vereint ein Anzug nach Norwegerart.<br />
Ist mau nicht Besitzer eines Skianzuges, so<br />
wird es ein© normale Sportaufmachung, wi