E_1929_Zeitung_Nr.012
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8 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong><br />
Schema des selbsttätigen Wagenhebers und seiner<br />
"Wendevorrichtung. A Antrieb des Heber-Parallelogramms,<br />
G Hilfsgetriebe, P Parallelogramm, T<br />
Tragplatto, M Motorwolle, H Hüfsstütze, F Rückholfeder,<br />
Z Verzahnung der Wendevorrichtung, W<br />
Wendevorrichtung, S Schraubengewinde. Die<br />
Skizze unten rechts zeigt die Hebevorrichtung im<br />
Ruhezustand.<br />
Standfestigkeit zu verleihen, sind an jeder<br />
Achse zwei Hilfsstützen mit Rollen angebracht,<br />
die durch Drahtseilkabel automatisch<br />
gesenkt werden, wenn die Räder den Boden<br />
verlassen. Beim Herabwinden des Wagens<br />
vollziehen sich alle Vorgänge in umgekehrter<br />
Reihenfolge.<br />
Eine besondere Vorrichtung erlaubt das<br />
Wenden des Wagens an Ort und Stelle, was<br />
z. B. in engen Garagen von Nutzen sein kann.<br />
Die Grundplatte des Parallelogramms ist zu<br />
diesem Zweck drehbar am Parallelogramm<br />
befestigt. Durch eine Verzahnung, ein Ritzel<br />
und eine biegsame Welle ist sie zudem derart<br />
mit dem schon erwähnten Getriebe verbunden,<br />
dass auch die Drehungen mt Maschinenkraft<br />
ausgeführt werden können.<br />
Im Ruhezustand ist der ganze Hebemechanismus<br />
so weit vom Boden abgehoben, dass<br />
auch beim Ueberfahren von Bodenunebenheiten<br />
kein Anschlagen befürchtet werden muss.<br />
at.<br />
T«dh<br />
s»<br />
Frage 7063. Befestigung der Batterie Der Batterie<br />
meines Wagens war vor einiger Zeit der Strom<br />
ausgegangen. Ich fuhr den Wagen in die Akkumulatorenfabrik,<br />
welche eine Erneuerung der positiven<br />
Platten vornehmen wollte. Ich erhielt für die<br />
Zwischenzeit eine Leihbatterie.<br />
Nach einigen Tagen bemerkte ich gelegentliches<br />
Aussetzen des Starter.* sowie Flackern der Lampen,<br />
die echliesslich vollkommen versagten. Ich fuhr zur<br />
Reparaturwerkstatt!}, um den Schaden beheben zu<br />
lassen, wo mir sofort der Elektromonteur nach kurzer<br />
Untersuchung erklärte, dass das Massekabcl<br />
locker sei. Aus diesem Grunde hätte telegentlich<br />
der Starter versagt, und weiterhin wären dadurch<br />
die Lampen durchgebrannt. Das #Ganze wäre auf<br />
eine Nachlässigkeit des Monteurs* zurückzuführen-<br />
Gleichzeitig wäre es mir sehr interessant, von<br />
Ihnen zu erfahren, wieso es kommt, dass man bei<br />
einer Batterie die positiven Platten so rasch erneuern<br />
muss. P. F. in B.<br />
Antwort: Vom Standpunkte des Kundendienstes<br />
aus hat die Akkumulatorenfabrik zweifellos<br />
unrecht, wenn sie Ihnen den Ersatz der<br />
Reparatur verweigert. Die Anbringung der Batterie<br />
geschah auf Grund eines Werkvertrages und<br />
waren Sie zunächst nur berechtigt, bei dar Akkumulatorenfabrik<br />
die Nachbesserung der mangelhaften<br />
Ausführung zu verlangen. Erst wenn diese<br />
sieb auf Grund einer befristeten Aufforderung geweigert<br />
hätte, den Mangel zu beseitigen, waren<br />
Sie berechtigt zur Selbsthilfe zu greifen und Schadenersatz<br />
zu verlangen.<br />
Der Ersatz der positiven Platten einer Batterie<br />
nach einem Jahre ist eine durchaus normale Angelegenheit.<br />
In der Batterie wird der Strom durch<br />
einen chemischen Vorgang erzeugt, der zur chemischen<br />
Veränderung der positiven Platten führt. Sie<br />
müssen die Erneuerung der positiven Platten nicht<br />
als Reparatur betrachten, sondern ala Ausgabe für<br />
Betriebsmittel. Je grösser die Batterie im Verhältnis<br />
zu der von ihr verlangten Leistung ist, um so<br />
länger werden die Platten reichen. Die Pflege der<br />
Batterie und vor allem das Nachfüllen, ist eine<br />
Angelegenheit, die genauer Sorgfalt bedarf und<br />
diese Sorgfalt auch wert ist.<br />
wlt.<br />
Frage 7084. Schläge in der Ueberiragung. Ich<br />
besitze einen sehr guten europäischen Vierzylinder,<br />
Modell 1927. Vor einiger Zeit zog er nicht mehr<br />
recht Ich Hess die Ventile kontrollieren und einschleifen,<br />
nachher ging der Wagen besser, ohne jedoch<br />
die von der Fabrik angegebenen Maxiraalgeschwindigkoiten<br />
zu erreichen. Bald jedoch liess<br />
die Kraft wieder nach, es zeigten sich Ermüdungserscheinungen,<br />
besonders bergauf, ohne andere<br />
Merkmale als Kraftabnahme. Noch etwas beunruhigt<br />
mich aber mehr (ob es mit dem vorigen zusammenhängt,<br />
weiss ich nicht): Ich höre hie und<br />
da metallische Schläge unter mir. die sich von vorn<br />
nach hinten verpflanzen. Manchmal, wenn der<br />
Wagen noch nicht sehr warm ist. bei einem Tempo<br />
bis gegen 40 km, sonst nur von 15—30 Meist<br />
verschwindet das Phänomen beim Gasteeben, dagegen<br />
tritt es sehr gerne auf. wenn man von grösseren<br />
Geschwindigkeiten allmählich auf niedere<br />
kommt. Der Schlag ähnelt dem Rupfen, ist aber<br />
doch nicht dasselbe. Ich hatte früher einen Wagen<br />
derselben Marke, über SÜ Jahre, bei dem ich<br />
nie etwas ähnliches beobachtete. Mein Mechaniker<br />
bestritt, dass es sich um Kardan, Kreuzgelenk oder<br />
etwas ähnliches handeln könnte. Was halten Sie<br />
von dieser Sache? Irgendwie muss sie doch dem<br />
Wagren schaden durch diese Schläge. A G. in Z<br />
Antwort: Eine bestimmte Diagnose kann<br />
hier nicht gegeben werden. Es ist möglich, dass<br />
das schlechte Ziehen des Motors mit den Schlägen<br />
zusammenhängt, ebensogut ist aber denkbar, dass<br />
die beiden Erscheinungen nichts miteinander zu<br />
tun haben. Genau könnten wir die Sachlage nur<br />
nach einer Besichtigung des Wagens beurteilen<br />
Hier müssen wir uns darauf beschränken, einige<br />
Möglichkeiten zu erwähnen.<br />
Es ist möglich, dass die Schläge in der Uobertragung<br />
von einem unrejelmässigen Laufen de3<br />
Motors herrühren, das dann auch das schlechte<br />
Ziehen verursachen würde. An einem solchen unregelmässigen<br />
Laufen könnte eine zu benzinreiche<br />
Vergasereinstellung, das Aussetzen der Zündung<br />
oder das Hängenbleiben eines Ventils schuld sein<br />
Wenn Sie auf das Auspuffgeräusch des Motors<br />
achten, kommen Sie vielleicht einem solchen Mangel<br />
auf die Spur. Da die Schläge in der Uebortragnng<br />
mit der Temperatur des Motors zusammenhängen,<br />
ist auch ein Zusammenhang zwischen<br />
dem schlechten Ziehen und den Schlägen ziemlich<br />
wahrscheinlich.<br />
Möglich wäre aber auch, dass die Schläge durch<br />
eine lose Keilverbindung in der Uebertragunz oder<br />
durch ein nicht genügend angezogenes Rad verursacht<br />
werden. Das Geräusch tritt dann oft an<br />
einem ganz andern als dem Entstohunssort auf.<br />
Was das schlechte Ziehen des Motors verursacht,<br />
müsste dann besonders untersucht werden.<br />
Wenn es nicht von einer Verrussunu der Zylinder<br />
oder der Auspuffleitung herrührt, wäre zu untersuchen,<br />
ob die Einstellung der Zündung des Vergasers<br />
nnd der Ventile stimmt. at.<br />
Frage 7065. Auspufftöpfe. Auf dem Automobilmarkte<br />
erscheinen neuerdings Spezialauspufftöpfs<br />
nach untenstehender Skizze. Könnte mir vielleicht<br />
ein Leser Auskunft geben, wer Lieferant solcher<br />
Auspufftöpfe ist. G. Seh. In W.<br />
Frage 7066. Schwieriges Schalten. Ich besitze<br />
einen amerikanischen Sechszylinder, der sich vom<br />
ersten in den zweiten Gang nur sehr schlecht schalten<br />
lässt, namentlich wenn es aufwärts geht und<br />
der Wagen schwer beladen ist. In der Steigung<br />
kann ich den zweiten Gang fast nicht schalten, ohne<br />
dass der Wagen still steht, und dann macht es mir<br />
jedesmal Schwierigkeiten, bis er wieder angezogen<br />
hat. Auch verklemmt sich der erste Gang gerne,<br />
so dass ich gewöhnlich Gewalt anwenden muss, um<br />
den Hebel in Leerlaufstellung zu bringen.<br />
M. G. in L.<br />
Antwort* Sind Sie sicher, dass nicht Sie<br />
selbst, sondern der Wagen schuld ist? Vielleicht<br />
kuppeln Sie zu stark oder zu schwach aus? Normalerweise<br />
sollte man nur gerade soviel auskuppeln,<br />
dass der betreffende Gang therausgenommen»<br />
werden kann Wartet man dann aber, bis die Motortourenzahl<br />
sich dem neuen Gang angepasst bat,<br />
so kann dieser bei gleicher Stellung der Kupplung<br />
mühelos zum Eingriff gebracht werden.<br />
Es ist aber immerhin auch möglich, dass die<br />
Einstellung der Kupplung irgendwie nicht stimmt<br />
und echliesslich wäre es dankbar, daas sich auf<br />
den Wellen des Getriebes Gräte gebildet haben, die<br />
eine Vorschiebung der Zahnräder behindern. Ein<br />
tüchtiger Mechaniker wird Ihnen nach Besichtigung<br />
des Wagens rasch genaueren Aufschluss erteilen<br />
können.<br />
th.<br />
s»<br />
No 12<br />
Anfrage 730. Schadenshaftung. Kürzlich fuhr,<br />
ich in W auf einer geraden Hauptstrasse im dritten<br />
Gang mit einem Tempo von zirka 25 km. Signale<br />
gab ich nicht, weil der Motor im dritten<br />
Gang so viel Lärm macht, daas allo Fussgänger<br />
auswichen. Plötzlich tauchte vor mir ein Auto auf;<br />
es kam von einem verbotenen Seuensträssehen in<br />
die Hauptstrasse, an unübersichtlicher Stelle. Ich<br />
konnte noch stoppen, aber ein Zusammenstoß war<br />
unvermeidlich, weil der andere statt zu bremsen<br />
Gas gabl<br />
Es entstund geringer Materialschaden. Es wurde<br />
pin Polizeirapport aufgenommen. Nun soll mir ein<br />
Teil der Schuld beigemessen werdon, weil ich mehr<br />
als lö km gefahren sei I Auf dieser Strasse verkehren<br />
täglich Dutzende von Motorfahrzeugen in<br />
Tempi bis 40 km, ohne dass sie beanstandet werdon.<br />
Habe ich nun weniger Recht als andere,<br />
oder was halten Sie von der Angelegenheit ? Was<br />
kann ich VOJ der Versicherung bzw. vom Urheber<br />
des Schadens verlangen ? Für meine Reisetätiijkeit<br />
musate icb die Bahn benützen, bis mein Wagen<br />
wieder hergestellt war, was 14 Tace dauerte. Der<br />
Vorgang spielte sicii nachmittags 4/4 Uhr ab. Der<br />
mir begegnete Automobilist ist ein alter Arzt, der<br />
auf dem Heimweg war, aber an diesem Strässchen<br />
keine Patienten hatte, weil dort keine Häuser sind;<br />
er ist als unvorsichtiger Fahrer bekannt und hat<br />
erst kürzlich einen ähnlichen Unfall verursacht.<br />
A. K. in W.<br />
Antwort: Gemäss Konkordat darf in einer<br />
Ortschaft nur mit 18 km Geschwindigkeit gefahren<br />
werden. Es spielt dabei keine Rolle, in welchem<br />
Gange Sie gefahren sind und wie die Hauptstrasso<br />
im einzelnen beschaffen ist. Wenn nun aus irgsnd<br />
einem Grunde eine Kollision erfolgt, so trifft Sie<br />
daran, sobald Ihrerseits ebenfalls eine Widerhandlung<br />
gegen die Automobilvorschriften vorliegt,<br />
gleichfalls ein Verschulden. Selbstverständlich ist<br />
es in erster Linie Pflicht des von der Seitenstra?«o<br />
in die Hauptstrasse einfahrenden Wagens, Vorsichtsmassregeln<br />
zu treffen. Umgekehrt ist aber der<br />
Fahrer auf der Hauptstrasso verpflichtet, seinerseits<br />
die Vorschriften innezuhalten. Im vorliegenden<br />
Falle trifft somit beide Fahrer ein Verschulden.<br />
Es handelt sich nun darum, abzuwägen, wie<br />
sich das Verschulden auf den einzelnen verteilt,<br />
d. h. ob gleichmässig oder zum grössern Teil zu<br />
Lasten des Fahrers auf der Seitenstrasse etc. Beide<br />
Fahrer müssen die Kollision ihrer Versicherungsgesellschaft<br />
anmelden, und es wird dann Sache<br />
der Versicherungen sein, untereinander die Verschuldensfrage<br />
abzuwägen und gestützt darauf die<br />
gegenseitigen Schadenersatzbeträge auszubezahlen.<br />
Kann eine Einigung auf diesem Wege nicht erzielt<br />
werdon, müsste die Verteilung der Versehuldensund<br />
Schadensfrage durch den Richter erfolgen. *<br />
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