E_1929_Zeitung_Nr.036
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36 - <strong>1929</strong> AUTOMOBTL-REVUE<br />
SPORTLICHES<br />
Eine Genier Autavia findet zum ersten Mal<br />
während der zweiten Serie des Genfer Salons<br />
am Montag, den 29. April statt. Ausgangspunkt<br />
ist der Flugplatz Cointrin. Der<br />
Start erfolgt um 10 Uhr. Die Veranstaltung<br />
äst ausschliesslich den Sektionen Genf und<br />
Waadt des A. C. S. reserviert<br />
Das Chantepoulet-Bergrennen, vorletzten<br />
Sonntag über 1200 m ausgetragen, wurde von<br />
Tersen auf Bugatti gegen die scharfe Konkurrenz<br />
von Bussienne auf Sizaire und Montier<br />
auf Montier-Spezial entschieden. Mit<br />
I'IIVB" stellte er einen neuen Streckenrekord<br />
auf.<br />
Neuer 200 Meilen-Rekord. Der Rekordfahrer<br />
Kaye Don hat in Brooklands mit<br />
einem Sunbeam für die 200 Meilen-Distanz<br />
die neue Zeit von 1 St. 43 Min. 28 63/100<br />
Sek. aufgestellt. Stnndenmittel 115,96 km.<br />
Gleichzeitig fuhr er 260 km in 1 St. 4 Min.<br />
4020/100 Sek., was 115,29 Stundenkilometern<br />
entspricht.<br />
Segrave's Verzicht Major Segrave, dei<br />
sich nunmehr Sir Henry Segrave nennt, teilt<br />
seinen endgültigen Entschluss mit, keine Rekordfahrten<br />
mehr zu unternehmen. «Zweimal<br />
habe ich Glück gehabt,» erklärte er der<br />
Presse, «ich habe das Gefühl, dass mir beim<br />
dritten Mal etwas passiert.» Den schrecklichen<br />
Tod seines Rivalen Lee Bible führt<br />
er darauf zurück, dass der Amerikaner den<br />
Fuss zu schnell vom Accelerator genommen<br />
und dadurch die Gewalt über das Fahrzeug<br />
verloren habe. Der Prinz von Wales hob<br />
anlässlich des grossen Festbankettes des<br />
Royal-Automobilclubs in seiner Rede besonders<br />
hervor, dass kein Mensch sich auch<br />
nur annähernd ein Bild machen könne von<br />
den Gefahren, die bei einer derartigen Rekordfahrt<br />
im Verborgenen lauern. Die Geschwindigkeit<br />
war so gross, dass selbst die<br />
Kameraleute mit ihren Spezialapparaten dem<br />
Fahrzeug nicht mehr folgen konnten.<br />
Bradley, der Repräsentant der Rennbahn<br />
von Indianapolis in Europa erklärte dieser<br />
Tage, dass für das diesjährige 500-Meilen-<br />
Rennen, dem grössten Preis des amerikanischen<br />
Automobilkalenders, ein Lot von 40<br />
Konkurrenten gemeldet sei. Es befinden s'ich<br />
zwei Europäer darunter: der Franzose Chiron<br />
auf Delage und der Italiener Comotti auf<br />
Talbot. De Paolo soll sich, entgegen der<br />
Meldung in der Freitagnummer, mit einem<br />
iMillerwagen beteiligen, ebenso Durant mit<br />
einem neuen Rennwagen. Die 40 Konkurrenten<br />
sollen in einem Vorlauf auf 33 ausgeschieden<br />
werden. Die 500 Meilen werden<br />
dieses Jahr zum letzten Mal unter der 1500-<br />
ocm-Formel ausgefahren. Vom nächsten<br />
Jahr an wird eine neue Sportwagenformel<br />
regieren.<br />
Captain Campbell hat am Freitag, wie von<br />
Kapstadt gedrahtet wird, am Verneuk-Pan-<br />
See eine erste Probefahrt auf der für ihn<br />
eigens hergerichteten Weltrekordpiste unternommen<br />
und eine Schnelligkeit von 345,930<br />
Kilometer erzielt. Campbells Wagen «Blue<br />
Bird» hat dabei seine volle Kraft noch nicht<br />
ausgegeben, so dass die Bedienungen für den<br />
Sturz des neuen Weltrekordes von Segraves,<br />
lautend auf 372 Kilometer, nicht ungünstig<br />
sind.<br />
Wie gemeldet wird, entging Campbell bei<br />
seiner Versuchsfahrt einem Unglück. Als der<br />
Wagen mit 210 Std./Meilen über die Strecke<br />
jagte, stiess er plötzlich auf eine Unebenheit<br />
und wurde brüsk aus der Bahn geschleudert.<br />
Campbell hatte jedoch die Geistesgegenwart,<br />
die Schleuderbewegung abzufangen und den<br />
Wagen wieder auf die Strecke zu bringen.<br />
Trotz dieses Vorkommnisses erklärte Campbell,<br />
mit der Bahn im allgemeinen zufrieden<br />
zu sein (was sich schon aus der erreichten<br />
Geschwindigkeit ergibt).<br />
Der erste Rekordangriff.<br />
Wie wir kurz vor Redakionsschluss erfahren,<br />
unternahm Campbell am letzten<br />
Samstagnachmittag, nachdem am Vormittag<br />
ein starker Wind jeden erfolgreichen Versuch<br />
verunmöglichte, die erste offizielle Rekordfahrt.<br />
Er erreichte in der Hinfahrt eine Geschwindigkeit<br />
von 361,345 km, im Rücklauf<br />
indessen nur 341,928 km. Das Mittel von<br />
351,631 km steht also noch beträchtlich unter<br />
der Leistung Segraves von 372 Stundenkilometern.<br />
Da der Abbruch der Rekordversuche<br />
nicht gemeldet wird und es wenig wahrscheinlich<br />
ist, dass Campbell nach den ge-<br />
Gurnigel-Rennen. Freitag, den 19. April<br />
fand unter dem Vorsitz des Herrn Thommen<br />
die erste Sitzung des Organisations-Komitees<br />
für das Gurnigel-Rennen statt, das bekanntlich<br />
am 30. Juni durchgeführt wird.<br />
Das Komitee erledigte so weit möglich die<br />
ersten organisatorischen Fragen und besprach<br />
die Arbeit des weiteren Vorgehens<br />
für die Vorbereitungen des Rennens. Ein<br />
ziemlich gerütteltes Mass von Arbeit wartet<br />
des Präsidenten und seiner Mitarbeiter. Die<br />
vorzügliche Organisation des Rennens im<br />
Jahre 1927 aber lässt uns auch für dieses waltigen und kostspieligen Vorbereitungsarbeiten<br />
von der Verfolgung seines Zieles ab-<br />
Jahr einen vollen Erfolg voraussehen,<br />
besonders da die Herren, die sich in Hebenswürdiger<br />
Weise dem Komitee zur Ver-<br />
Versuchen zu rechnen. Die günstigen Resulsehen<br />
wird, ist in nächster Zeit mit weiteren<br />
fügung stellten, alle Gewähr für ein gutes tate des Trainingslaufes lassen, wie wir schon<br />
Gelingen bieten. L. erwähnten, unbedingt auf bessere Zeiten<br />
schliessen. Bekanntlich spielen bei so grossen<br />
Schnelligkeiten die geringsten Beeinflussungen<br />
eine entscheidende Rolle. Dass Campbell<br />
mit besonders schwierigen klimatischen<br />
Verhältnissen zu rechnen hat, ist bereits früher<br />
hervorgehoben worden. v.<br />
50 Nennungen für Indianapolis.<br />
Schlägt Campbell Segrave?<br />
«Le Tour de France.» Letzten Samstag<br />
morgen fand in der Bannmeile von Paris<br />
der Start zur « Tour de France» des Motocycle-Club<br />
de France statt. An dieser Zuverlässigkeitsfahrt<br />
ran etwa 4200 km nehmen<br />
sowohl Motorräder wie Automobile teil. Unter<br />
den insgesamt 90 Konkurrenten (Automobile<br />
und Motos) sind von den französischen<br />
Automobilmarken insbesondere Amilcar, Peugeot,<br />
Dormier und Citroen zu nennen, während<br />
Amerika durch Essex, Chrysler, Graham-<br />
Paige, Deutschland durch zwei Mercedeswagen<br />
vertreten sind.<br />
Die Etappen der Fahrt sind, so eingeteilt,<br />
dass zwischen zwei Fahrtagen Je ein Ruhetag<br />
liegt. Die Tagesstrecken betragen durchschnittlich<br />
500 km. Die erste Tagesfahrt geht<br />
von Paris nach Nancy (292 km) und von<br />
Nancy nach Colmar (214 km). Für die verschiedenen<br />
Klassen sind folgende Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
festgesetzt worden<br />
: 1. Motorräder bis 175 cem, Beiwagen<br />
bis 50 cem, Automobile bis 500 cem : 40 km;<br />
2. Motorräder bis 250 cem, Beiwagen bis 600<br />
cem, Autos bis 750 cem : 44 km; 3. Motorräder<br />
bis 350 cem, Beiwagen bis 1000 cem,<br />
Autos bis 1100 cem : 49 km; 4. Motorräder<br />
bis 500 cem, Beiwagen über 1000 cem, Autos<br />
1500 cem und darüber • 50 km.<br />
Ein Ideenwettbewerb für de« Bahnhofausbau?<br />
Wie in einer Sitzung des Zürcher Ingenieur-<br />
und Architektenvereins bekanntgegeben<br />
wurde, ist dieser Verband mit dem<br />
Vorschlag an die Behörde gelangt, einen<br />
Ideenwettbewerb für den Bahnhofumbau auszuschreiben,<br />
der eventuell neue Gesichtspunkte<br />
und Vorschläge zeitigen würde. Es<br />
besteht alle Aussicht, dass dieser Proposition<br />
stattgegeben wird. So verdienstvoll das Interesse<br />
ist, das der vorgenannte Verein an<br />
der ganzen Angelegenheit nimmt, so scheint<br />
es uns doch fraglich, ob wirklich noch grundlegende<br />
Neuerungen und Varianten durch<br />
diesen Wettbewerb zutage gefördert werden<br />
könnten, ganz abgesehen von der Möglichkeit<br />
einer weiteren Verschleppung des Entscheides.<br />
Die bereits bekannten Projekte der<br />
SBB und von Professor Guhl sind derart ausgearbeitet<br />
und weitreichend, dass das eine<br />
von ihnen sicher als Grundlage dienen kann<br />
und es sich nach einmal getroffener Entscheidung<br />
nur noch darum handeln könnte, gewisse<br />
Details abzuändern. Neue Ausschreibungen<br />
werden nur zu neuen Diskussionen<br />
führen und. vielleicht weiter vom Ziel wegführen<br />
als dies bereits beim heutigen Stand der<br />
Dinge der Fall ist Z.<br />
Das Atitomobil-Abzahlangsgeschätt in Zürich.<br />
Ueber die mit Eigentumsvorbehalt getätigten<br />
Abzahlungsgeschäfte geben die Zürcherischem<br />
Statistischen Nachrichten regelmässig<br />
Auskunft. Das letzte Bulletin, das<br />
sich mit dem letzten Quartal 1928 befasst,<br />
weist inbezug auf die Zahl der Geschäfte<br />
keine Besonderheiten auf. Es waren 128 Verträge<br />
eingetragen gegenüber 118 im Vorjahre,<br />
wovon 108 Personenautos und nur 20 andere<br />
Automobile betreffen. Die Forderungsbeträge<br />
für Personenautos belaufen sich auf total<br />
710,100 Fr., was einer durchschnitlichen Forderung<br />
von 6667 Fr. entspricht. Es ist dies<br />
gegenüber der Vergleichsperiode des letzten<br />
Jahres ein bedeutender Mehrbetrag, bezifferte<br />
sich doch damals der Durchschnitt auf<br />
rund 5580 Fr. pro Wagen. Ein ähnliches Verhältnis<br />
zeigt sich auch bei den übrigen Automobilen,<br />
wo die Forderung von durchschnittlich<br />
10,865 auf 12,830 Fr. anstieg. Die Erklärung<br />
dafür findet sich leicht, wenn man die<br />
Geschäfte betrachtet, welche in den einzelnen<br />
Preiskategorien getätigt worden sind.<br />
Alle Verkäufe mit Forderungen bis zu 5000<br />
Fr. sind zahlenmässig geringer als das letzte<br />
Jahr. Dagegen stellen die Geschäfte mit höheren<br />
Forderungen pro viertes Quartal 1928<br />
67 Prozent aller Transaktionen dar, gegenüber<br />
nur rund 50 Prozent im Vorjahre. Der<br />
Kredit wird also mehr und mehr für den<br />
Ankauf neuer Wagen in Anspruch genommen,<br />
währenddem Occasionsgeschäfte wahrscheinlich<br />
wieder mehr zu Barzahungen führen,<br />
wenn kein Umtausch damit verbunden<br />
ist Die geleisteten Anzahlungen stellen über<br />
29 Prozent der Forderungen dar. Das Abzahlungsgeschäft<br />
bewegt sich demnach auf<br />
sehr solider Basis und stehen diese Anzahlungen<br />
merklich über dem Ansatz, der in andern<br />
Ländern üblich ist. Da auch die Periode,<br />
über welche sich die Abzahlungen verteilen,<br />
eine verhältnismässig kurze ist, sind die Risiken<br />
zweifelsohne keine bedeutenden, und<br />
das ganze Geschäft kann als sehr konsolidiert<br />
betrachtet werden. Die Automobilgeschäfte<br />
stellen, was die Beträge anbetrifft,<br />
etwa einen Drittel sämtlicher Abzahlungsverkäufe<br />
dar, machen aber der Zahl nach<br />
nur etwa 7 Prozent aller Transaktionen aus.<br />
Umbau<br />
des Berner Bahnhofplatzes.<br />
Zurzeit sind im neuen Berner Gymnasium<br />
die 67 Projekte des Wettbewerbes zur Neugestaltung<br />
des Bahnhofplatzes ausgestellt.<br />
Nach dem Urteil der Juri kommt für den Ankauf<br />
lediglich ein einziges Projekt in Betracht<br />
Wegleitend für den Umbau sind die<br />
Erfordernisse des neuzeitlichen Verkehrs. Die<br />
Das spezielle Plakat des Flug-Salons.<br />
Strassenbahn- und Autobuslinien sollen konzentriert<br />
werden, der Durchgangsverkehr aui<br />
bestimmte Adern verwiesen und der Fussgängerverkehr<br />
auf besondere neu zu erstellende<br />
Ring - Trottoirs und Schutzinseln geleitet<br />
werden. Selbstverständlich hat die<br />
Solothurn - Bern - Bahn, die aus dem gegenwärtigen<br />
Bahnhofplatz ein Manöverierungsfeld<br />
für ihre Wagen gemacht hat, zu verschwinden.<br />
Ebenso Tramhäuschen und Denkmal<br />
auf dem Bubenbergplatz. (Für Historiker<br />
und «Kunstfreunde»: Das Denkmal wird<br />
ein Plätzchen in einer ruhigeren Gegend zugewiesen<br />
erhalten!), Eine Kritik des Projektes<br />
ist heute noch verfrüht. Auf alle Fälle erhält<br />
man die Ueberzeugung, dass die Sache grosszügig<br />
aufgefasst wird. Immerhin wäre es vor<br />
der definitiven Festlegung des Gestaltungsplanes<br />
begrüssenswert, die Verkehrsverbände,<br />
namentlich unserer automobilistischen<br />
Sektionen des A. C. S. und T. C. S. in beratendem<br />
Sinne herbeizuziehen. v.<br />
Klein<br />
Der bernische Grosse Rat, der am 13. Mai<br />
zur ordentlichen Frühjahrsession zusammentritt,<br />
wird unter aoderm auch die Dekretsentwürfe<br />
über das Strassenverkehrsamt zu<br />
behandeln haben. Ohne den Verhandlungen<br />
vorgreifen zu wollen, darf jedoch betont werden,<br />
dass die Schaffung eines solchen Amtes<br />
nicht mehr länger auf sich warten lassen<br />
sollte. Es ist deshalb zu hoffen, dass der<br />
Grosse Rat sich über die Schaffung dieser<br />
neuen Amtsstelle wird einigen können, -t<br />
A, C. S,<br />
Das Zentralkomitee des A. C. S. beschloss<br />
in seiner Samstagsitzung in Lausanne' die<br />
Propagandaaktion der Strassenliga zu Gunsten<br />
der Verkehrinitiative mit allen gesetzlichen<br />
Mitteln zu unterstützen und nicht nur den<br />
Mitgliedern des A. C. S. zu empfehlen, Ja zu<br />
stimmen, sondern sie zu veranlassen, für die<br />
Annahme der Initiative persönliche Propaganda<br />
zu betreiben.<br />
Das Zentralkomitee studierte und genehmigte<br />
das Redaktionsreglement des offiziellen<br />
Organs, das von der Zentralleitung und<br />
der Firma Hallwag A.-G. unterbreitet worden<br />
war. Des weitern wurde der Rechnungsbericht<br />
des Geschäftsjahres 1928 genehmigt<br />
Schlussendlich ist das Programm der nächsten<br />
in Zürich am 26. Mai stattfindenden und<br />
mit dem 25. Jubiläum der Sektion Zürich des<br />
A. C. S. zusammenfallenden Delegiertenversammlung<br />
in grossen Zügen entworfen worden.