E_1929_Zeitung_Nr.106
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DONNET-<br />
ZEDEL<br />
schule, dem-Stand der Automobiltechnik entsprechend,<br />
den Unterricht fortschrittlich gestalten.<br />
Die übrigen Unterrichtsfächer müssen, wo<br />
immer möglich und sofern die nötige Anzahl<br />
Automechaniker vorhanden ist, zu Spezialklassen<br />
zusammengefasst werden. In diesem<br />
Sinne müsste z. B. die .Elektrotechnik durch<br />
' ein Spezialfach für Autoelektrizität den Autotnechanikeni<br />
die • Grundzüge dieses heute so<br />
wichtigen Gebietes beibringen.<br />
Alle diese Fächer organische Hand in Hand<br />
mit der praktischen Lehre in der Garage-<br />
Reparaturwerkstätte würden nach unserer<br />
Auffassung eine sichere Gewähr bieten für<br />
eine Heranbildung von tüchtigen Automechanikern.<br />
,Da Staat, Garagisten und Automobilverbände<br />
in gleicher Weise an diesem Problem<br />
interessiert sind; sollte es nicht schwer fallen,<br />
hier/eine fruchtbare und positive Lösung herbeizuführen.<br />
.<br />
Schweizerchampions <strong>1929</strong><br />
berichten über die Saison<br />
Die Redaktion der Automobil-Revue hat an<br />
die Inhabet der Schweiz. Meisterschaft <strong>1929</strong> die<br />
Bitte gerichtet, den Lesern der Automobil-Revue<br />
über ihre Erlebnisse und Erfahrungen in ihren<br />
erfolgreichen Rennen zu erzählen. Interessant<br />
ist es, was Meister Gigor (Martini), Champion<br />
der Tourenwajren, von seinen Trainingvorbereitunzen<br />
zu erzählen weiss.<br />
Gedanken zum Meisterschaftstitel.<br />
Sie wollen wissen, wie ich zum Meisterschaftstitel<br />
kam und was ich mir darüber<br />
denke? Der gewöhnliche Sterbliche kann den<br />
Titel nur erringen durch Arbeit, durch viele<br />
und strenge Arbeit! Ich habe mir die Meisterschaft<br />
«erfahren» in sieben Rennen:<br />
Kriens-Eigenthal, Marchairuz, Rheineck-Walzenhausen,<br />
Gurnigel, Klausen, St. Moritz-<br />
Kilometer-Lance und schliesslich Bernina.<br />
AUTOMOBII.-REVUE<br />
Ueber diese Rennstrecken und die Rennen<br />
selbst ist von berufenerer Seite genugsam<br />
geschrieben worden. Meinem persönlichen<br />
Empfinden nach war das letzte, das Bernina-Rennen,<br />
das interessanteste von allen;<br />
die Strecke ist jedenfalls schwerer und gefährlicher<br />
als alle übrigen. Die aufgestellten<br />
Totenkopftafeln sollten dem zusehenden Publikum<br />
wohl das Grausen lehren, für die konkurrierenden<br />
Fahrer kamen sie höchstens<br />
beim ersten Probegalopp in Betracht."<br />
Nur wenige machen sich eine Vorstellung,<br />
wieviel Zeitaufwand für jedes einzelne Rennen<br />
nötig ist. Mancher meint — die paar<br />
Stunden.Fahrt! Gerade hier tritt der Unter?<br />
schied zwischen den nationalen Rennen und<br />
den grossen internationalen so recht in Erscheinung.<br />
An den internationalen Rennen<br />
beteiligen sich Berufsfahrer oder solche Herrenfahrer,<br />
welche finanziell Unabhängig über<br />
ihre Zeit frei verfügen können. Diese fahren<br />
schon viel früher mit einem, oft mit : zwei<br />
Wagen an die Rennstrecke und probieren<br />
nun durch wiederholte Versuchsfahrten die<br />
notwendige Fahrtechnik und die Uebersetzung<br />
in der Brücke richtig aus. An solchen<br />
Rennstrecken sieht man oft an den Randsteinen,<br />
an Bäumen etc. geheimnisvolle Zeichen,<br />
welche Fahrer als Erinnerungsbehelf<br />
angebracht haben.<br />
Der durchschnittliche Bewerber um die<br />
nationale Meisterschaft hat aber meist noch<br />
eine sehr wichtige Nebenbeschäftigung, seinen<br />
Beruf, der ihn derart in Anspruch nimmt,<br />
dass er oft kaum die Möglichkeit findet, so<br />
rechtzeitig zu kommen, dass er noch einige<br />
Male über die Rennstrecke gehen kann. So<br />
fuhr ich zum Rennen auf den Col du Marchairuz<br />
Freitag abend ab; fast die ganze<br />
Nacht durch; nach kurzer Rast wurde die<br />
Rennstrecke sorgsam durchfahren, dann einige<br />
Stunden der Ruhe zum Ausgleich der<br />
Anstrengungen der durchfahrenen Nacht,<br />
worauf der Wagen sorgfältig revidiert und<br />
zur Fahrt bereitgemacht werden musste; damit<br />
war der. Abend gekommen und am Sonntag<br />
morgen das Rennen.<br />
Ein ernster Fahrer muss daher den Mangel<br />
an Trainingsfahrten durch ein anderes Training<br />
ersetzen, durch ein Training daheim<br />
beim Schreibtisch. Ich verschaffte mir „von<br />
jeder Rennstrecke lange vorher die bestmöglichsten<br />
Karten; mit Hilfe derselben wurde<br />
die ganze Piste 'genau studiert, die Verteilung<br />
der Steigungen und vor allem die Anzahl<br />
der Kurven festgelegt und die ganze<br />
Strecke genau kilometriert. Auf Grund dieser<br />
Unterlagen berechnete ich nun die mutmasslich<br />
beste Fahrzeit, unter Berücksichtigung<br />
der Zeitverluste an jeder Kurve und an<br />
jeder Steigung* Ich verglich die Resultate<br />
bei Verwendung verschiedener Brückenübersetzungen<br />
und wählte dann die günstigste<br />
aus. Der Tag gehört dem Geschäft. Diese<br />
Vorarbeiten einmal beendigt, wurden die<br />
weiteren Abende dazu verwendet, die gewählte<br />
Brücke einzubauen, den Wagen zu<br />
revidieren und, wie es schon geht, diese<br />
oder jene: Neuerung auszuprobieren.<br />
Durch diese Vorbereitung war es möglich,<br />
bei. der ersten Trainingfahrt den entworfenen<br />
Streckenfahrplan, zu kontrollieren, event. zu<br />
korrigieren und dann auch beim zweiten Versuch<br />
eine richtige Probefahrt zu absolvieren.<br />
Diese sorgfältigen Vorstudien mussten mir<br />
die fehlenden Tramingfahrten ersetzen.<br />
Sieben Rennen, infolge unseres alpinen<br />
Klimas auf einige Monate zusammengedrängt,<br />
ergab also für die Abende der ganzen Zeit<br />
ununterbrochene Arbeit, teils durch das Kar-<br />
Jenstudium, teils durch die Wagenrevisionen.<br />
Alles dies aber leistet man gerne, wenn<br />
man dann den Erfolg sieht ,und anerkennt<br />
auch dankbar die Arbeit der Funktionäre und<br />
Veranstalter. Ich kann nicht umhin, ganz<br />
besonders zu betonen, dass die Organisation<br />
der Rennen, und speziell die Streckenüberwachung,<br />
grösstenteüs tadellos geklappt hat<br />
und hierdurch, wie auch durch den stets sehr<br />
reichen Gabentisch, der Fahrer seinen Aufwand<br />
an Zeit und Mühe belohnt sah. Ich<br />
glaube im Sinne aller Sportkameraden den<br />
Veranstaltern und Funktionären die grösste<br />
Anerkennung und Dank an dieser Stelle aussprechen<br />
zu dürfen.<br />
Dass auch bei der besten und umsichtigsten<br />
Organisation kritische Momente eintreten<br />
können, dies liegt in der Natur eines<br />
Rennens; jedenfalls muss sich jeder Konkurrent<br />
immer vor Augen halten, dass im Zeitintervall<br />
von Sekunden ein anderer im Renntempo<br />
hinterher kommt und mit freier<br />
Strasse rechnet und rechnen muss. Trotzdem<br />
die Rennen Gefahren bergen, so darf<br />
doch der hohe Wert derselben für die Industrie<br />
nicht verkannt werden. Nicht umsonst<br />
ist die Beteiligung der europäischen Marken<br />
an Bergrennen sjhr rege. Die stete Verbesserung<br />
der Rasse des Automobiles, die Möglichkeit,<br />
mit demselben immer höher und<br />
weiter zu kommen. Die Erhöhung der Betriebssicherheit,<br />
die Verminderung des Benzin-<br />
und Oelverbrauches danken wir doch<br />
nur den Rennen, welche den Konstrukteuren<br />
stets neue. Anregungen und schwierige Nüsse<br />
zum Knacken geben.<br />
Zürich, den 17. November <strong>1929</strong>.<br />
O. Giger.<br />
Parkiere den Wagen in Städten nur an den<br />
dafür offiziell bezeichneten Stellen. Triff beim<br />
Parkieren an geneigten Plätzen Massnahmen,<br />
dass der Wagen bei einem Nachlassen der<br />
Bremsen nicht davonrollt. Parkiere so, dass<br />
auch andere Fahrzeuge noch zukommen oder<br />
wegfahren können.<br />
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