E_1930_Zeitung_Nr.096
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S6 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE 5<br />
Höhenflüge bei Junkers<br />
1928—1929.<br />
(Fortsetzung.)<br />
st<br />
Mit zunehmender Höhe wuchs die Schwierigkeit,<br />
den Führer vor Sauerstoffmangel und<br />
Kälte zu schützen. Diesen Schwierigkeiten<br />
wurde auf folgende Weise Rechnung getragen<br />
:<br />
a) Der Führerraum wurde so abgedichtet.<br />
Üass kein Luftzug den Führer belästigen<br />
konnte, jedoch nicht überdacht, da diese<br />
Ueberdachung vereisen und die Sicht verschlechtern,<br />
wenn nicht ganz nehmen konnte.<br />
Von einer heizbaren Kleidung, die Defekt-<br />
Tnöglichkeiten enthält, wurde abgesehen, da<br />
die Pelzkleidung bei der Kürze der Flüge<br />
genügend Schutz gewährte. Grosse Schwierigkeit<br />
machte zu Beginn der Flüge die<br />
Schutzbrille. Wenn eine niedrige Temperatur<br />
von etwa 40 Qrad erreicht wurde, vereisten<br />
die Brillengläser durch den ausgeatmeten<br />
Wasserdampf. Versuche mit verschiedenen<br />
Einreibemitteln, wie Seife usw.,<br />
hatten keinen Erfolg. Der schon erwähnte<br />
Schutz vor Luftzug ermöglichte es aber, ohne<br />
Brille zu fliegen.<br />
b) Dem Sauerstoffmangel wurde durch ein<br />
Höhenatmungsgerät von der Firma Dräger,<br />
mit Leichtmetall-Sauerstoff-Flaschen, erfolgreich<br />
begegnet. Hierbei wurde das Atemmundstück<br />
am Mund festgebunden, um das<br />
Herunterfallen des Schlauches zu verhindern;<br />
denn ihn wiederzufinden und in den<br />
Grössere physische Anstrengungen In Höhe<br />
Mund zu nehmen, ist in der bewegungshindernden<br />
Pelzbekleidung so zeitraubend und tige Bewusstlosigkeit auslösen, wenn der<br />
von 10 000 Meter und darüber, können sofor<br />
anstrengend, dass diese am Boden so ein-Sauerstoffache Manipulation in der sauerstoffarmen Daher ist es, wie schon eingangs erwähnt, not-<br />
nicht mehr reichlich vorrätig ist.<br />
Höhe den Führer höhenkrank werden, d. h. wendig, ein eigenstabiles und leicht steuerbares<br />
Flugzeug zu verwenden, um den Füh-<br />
einschlafen lässt.<br />
c) Meistens wurde bei den Höhenflügen rer so weit wie möglich zu entlasten, damit<br />
zur Niederschrift der Beobachtungen ein er sich nur mit der Orientierung und Regulierung<br />
des Motors zu beschäftigen braucht.<br />
zweiter Führer mitgenommen, wodurch er-<br />
Das Denkvermögen ist in diesen Höhen stark<br />
stens gefährliche Situationen infolge Bewusstlosigkeit<br />
des einen Führers verhindert<br />
wurden, zweitens das Verhalten eines Höhenkranken<br />
beobachtet werden konnte.<br />
Ueber die Durchführung der Höhenflüge<br />
und die dabei gemachten Erfahrungen ist<br />
noch folgendes zu sagen:<br />
Ueber der Wolkengrenze.<br />
Bei gutem, klarem Wetter wurde in etwa<br />
10,000 Meter Höhe eine Fernsicht erreicht,<br />
die beim Stand über Dessau ein Blickfeld auf<br />
Magdeburg, Halle, Leipzig, Torgau und über<br />
den Fläming hinaus ermöglichte, so dass die<br />
Orientierung keine Schwierigkeiten machte<br />
Diese Grenze war durch den Dunst gezogen.<br />
Der Höhe entsprechend, hätte ein weiterer,<br />
grösserer Umkreis sichtbar sein müssen. Nur<br />
bei stark bewölktem Himmel und schrägstehender<br />
Sonne war bisweilen die Orientierung<br />
nach der Erde sehr schwer, manchmal<br />
unmöglich. Dann versuchten die Piloten, sich<br />
nach den Wolkenformationen zu orientieren.<br />
Die oberste Wolken screnze selbst lag in etwa<br />
9000 Meter. Darüber herrschte stets klares<br />
Wetter.<br />
War die Atmosphäre mit Feuchtigkeit<br />
übersättigt oder wolkenlos, so bildete sich<br />
ein langer Wolkenschwanz hinter dem Flugzeug,<br />
verursacht durch den im Auspuff enthaltenen<br />
Kondensationskern, der von unten<br />
aus den Flugzeugstand festzustellen ermöglichte,<br />
ohne dass man das Flugzeug selbst<br />
sehen konnte.<br />
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Höhe *<br />
Leistungscharakteristik des Bristol-Jupiter VII-<br />
Motors.<br />
Auffälligerweise wurden mitunter, wenn<br />
auch selten, in Höhen von etwa 9000 Mete<br />
oder auch von 11000 Meter Böen-Schichten<br />
angetroffen, die allerdings in ihrer Stärke<br />
nicht die der unteren Schichten bis 1000 Meter<br />
Höhe erreichten. Die Ursache dieser Böen<br />
dürfte in der Grenzschicht zwischen zwe<br />
verschiedenen Luftströmungen liegen. Be<br />
den Höhenflügen im März-April 1929 wurde<br />
beobachtet, dass der normale Temperatur<br />
abfall mit etwa 10 000 Meter Höhe plötzlich<br />
aufhörte. Diese Temperatur blieb dann mi<br />
etwa min. 55 Grad C konstant bis zum Ab<br />
bruch des Höhenfluges in etwa 11500 Meter,<br />
Beim Höhenrekord ohne Nutzlast wurde<br />
keine Temperaturrrtiessungen mehr vorge<br />
nommen, da der Führer allein flog und seine<br />
Aufmerksamkeit nur dem Flugzeug zu wid<br />
men hatte.<br />
1<br />
ftie in Dessau gesammelten<br />
darüber, wie der Flugzeugführer selbst auf<br />
inen Höhenflug reagiert, stimmen im allgemeinen<br />
überein mit den anderorts gemachicn.<br />
Um einen Höhenflug einwandfrei durchführen<br />
zu können, muss der Führer vollkommen<br />
frisch und ausgeruht sein. Vorteilhaft<br />
vorhergehende Mässigung im Alkoholnd<br />
Tabakgenuss. Mit zunehmender Höhe<br />
ritt infolge der Sauerstoffarmut eine Enerieverminderung<br />
ein, die bei zunehmender<br />
tälte den festen Entschluss, den Flug nicht<br />
abzubrechen, in hohem Masse erschwert. Das<br />
Wichtigste ist gleichmässiges, tiefes Armen,<br />
das in mehreren Flügen sorgfältig geübt werden<br />
muss; denn wenn der Führer nur kurze<br />
Zeit zum Ablesen eines Instrumentes oder<br />
zur Feststellung des Standortes seinen Atem<br />
anhält, wie man es am Boden im allgemeinen<br />
zu tun pflegt, rächt sich dies "sofort durch<br />
tarke Ermüdung.<br />
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\-Mutiert Stratosphären- - -Srenze<br />
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t Temperatur<br />
AufhaJa der Mittelwerte,<br />
vermindert, so dass manchmal einfache Gedankenschlüsse<br />
nicht mehr durchzuführen<br />
sind. So ist es zum Beispiel vorgekommen,<br />
dass der Flugzeugführer trotz guter Sicht<br />
ntgegen seiner Absicht die Elbe abwärts<br />
flog und erst nach längerer Zeit den Irrtum<br />
entdeckte.<br />
Höhenkrankheit.<br />
In drei Fällen trat Bewusstlosigkeit ein<br />
die auf nicht richtige Handhabung des Sauerstoffgerätes<br />
zurückzuführen war. Der Bewusstlosigkeit<br />
ging nur das Gefühl starker<br />
Kälte und stark zunehmender Ermüdung voran.<br />
Der Beobachter, d. h. in diesem Fall der<br />
zweite Führer, berichtete, dass der Pilot mit<br />
leicht angehobenen Händen, steif wie eine<br />
Wachspuppe, dagesessen hätte,, und keine<br />
Stösse u. ä. hätten ihn wieder aufgeweckt,<br />
Erst in etwa 6000 Meter Höhe war der Führer<br />
wieder erwacht, als der Sauerstoffgehalt<br />
der Luft wieder genügte, ihn aus der Bewusstlosigkeit<br />
zu lösen. Beim ersten Versuch,<br />
den Höhenrekord zu brechen, wurde<br />
Neuenhofen infolge Sauerstoffmangels in et<br />
wa 9000 Meter Höhe bewusstlos, da der etwas<br />
zu kurze Schlauch zerriss. Die Hände Hessen<br />
das Steuer los und damit den Unterbrecherknopf,<br />
der Motor wurde abgestellt, und<br />
als er in etwa 5000 Meter Höhe wieder erwachte,<br />
lag das Flugzeug in leichtem Kur<br />
vengleitflug, eine Auswirkung seiner Eigen<br />
Stabilität. Beim Wiedererwachen lag die<br />
Müdigkeit noch bleischwer in den Gliedern<br />
aber mit zunehmender Luftdichte verschwand<br />
auch diese, und nach der Landung war der<br />
Führer wieder vollkommen frisch. Die Zei<br />
der Bewusstlosigkeit währte durchschnittlich<br />
zehn Minuten. Nach diesem Höhenflug fühlti<br />
der Führer sich 5 bis 6 Stunden frisch, dann<br />
überkam ihn grosse Müdigkeit, ohne dass e><br />
jedoch schlafen konnte.<br />
Dass unter den heute gegebenen Verhält<br />
nissen die Höhe von etwa 13 000 Meter di<<br />
ungefähre Grenze des physisch Möglichen<br />
ist, steht ausser Frage.^ Die Schwierig'<br />
keit liegt ja nicht nur in der grossen Kalt<br />
von etwa 60 Grad, die schliesslich durch<br />
eine Heizung mittels Auspuffwärme ode<br />
ähnliches bekämpft werden könnte, sondern<br />
auch in dem Luftdruck von nur etwa 140 mm<br />
Quecksilbersäule, der den Sauerstoffpartial<br />
druck am Boden unterschreitet, wodurch die<br />
Sauerstoffzufuhr unter den Minimalbedarf de<br />
Menschen sinkt, was der Körper auszuhalten<br />
nicht mehr imstande sein dürfte.<br />
Es ist also unerlässlich, die Besatzung in<br />
einer luftdicht abgeschlossenen Kabine un<br />
terzubringen, deren Innenluft durch eine 1<br />
Kompressor auf einem normalen Druck ge<br />
halten und ausserdem geheizt werden mus<br />
sollten grössere Höhen zu Forschung!<br />
zwecken untersucht und zur Erzielung grös<br />
serer Geschwindigkeiten dem Höhenluftver<br />
kehr erschlossen werden.<br />
Beim Neuenhofen-Rekordflug fiel die Grenz<br />
des phvsisch Möglichen mit der des tech<br />
nisch Möglichen zusammen, was auch au<br />
der ßewjjchtsverteilung kervorgehij, wenn<br />
m<br />
est enfin trouv^e gräce ä la<br />
nouvelle coneeption de la<br />
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