E_1931_Zeitung_Nr.075
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N»75<br />
II. Blait<br />
BERN. 11. September 1031<br />
N°75<br />
II. Blatt<br />
BERN, 11. September <strong>1931</strong><br />
Grundsätzliches<br />
vom Geschwindigkeitsmesser.<br />
Man kann wohl behaupten, dass der Geschwindigkeitsmesser<br />
zu den meist beachteten<br />
Apparaten des Fahrzeuges gehört. Er<br />
ermöglicht die Kontrolle der Fahrgeschwindigkeit<br />
und darüber hinaus die ständig notwendige<br />
Ueberwachung des Fahrzeuges auf<br />
Wirtschaftlichkeit (Brennstoff- und Reifenverbrauch,<br />
Abnutzung und Verschleiss der<br />
Kolben, Kolbenringe, wie überhaupt der ganzen<br />
Maschine). Dies ergibt sich aus der Vereinigung<br />
von Geschwindigkeitsmesser und<br />
Kilometerzähler, die konstruktiv aber auf<br />
verschiedenen Prinzipien beruhen. Bei manchen<br />
Fahrzeugen kommt noch dazu ein Tourenzähler<br />
(bei Sport- und Rennmaschinen ist<br />
es notwendig, die Motordrehzahl zu überwachen).<br />
Das Tachometer ist also ein wesentliches<br />
Zubehörteil eines modernen Fahrzeuges.<br />
Trotzdem klagen sehr viele Motorfahrer<br />
über unrichtiges Anzeigen, und man kann<br />
bei gewissen Wagenmarken sogar von vornherein<br />
mit einem lOprozentigen Voreilen dieses<br />
Instrumentes bei höheren Geschwindigkeiten<br />
rechnen. Das sollte aber und braucht<br />
nicht zu sein. Es liegt auch meist nicht am<br />
Apparat selbst und seinen Antriebsteilen,<br />
sondern an falschen technischen Unterlagen<br />
oder unrichtiger Montage. Die daraus entstehenden<br />
Fehlerquellen lassen sich leicht<br />
beseitigen, wenn man ihre wirklichen Ursachen<br />
kennt.<br />
Grundprinzip : Der Geschwindigkeitsmesser<br />
wird proportional der Raddrehzahl angetrieben.<br />
Die Drehgeschwindigkeit der Antriebswelle<br />
wirkt auf eine Zeigereinrichtung,<br />
die auf einer Skala unmittelbar die gefahrenen<br />
Geschwindigkeiten anzeigt, bzw. die zurückgelegte<br />
Kilometerzahl aufweist.<br />
Systeme : Die verschiedenen Systeme unterscheiden<br />
sich meist nur durch die Art der<br />
Uebertragung zwischen Tachometerwelle<br />
und Zeiger. Alle möglichen physikalischen<br />
Uebertragungssysteme sind dabei denkbar.<br />
Für das Motorfahrzeug kommen in Betracht<br />
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nische Uebertragungsprinzip, das aerodynamische,<br />
das elektrische und das elektromagnetische.<br />
90 Prozent aller Geschwindigkeitsmesserfabrikate<br />
sind nach dem Wirbelstromprinzip<br />
konstruiert. Hier ist der Grundvorgang<br />
eine Induktionserscheinung : Durch<br />
ein rotierendes permanentes Magnetfeld<br />
werden in einer Bremsscheibe aus Kupfer<br />
oder Aluminium Foucaultsche Ströme (Wirbelströme)<br />
erzeugt, die dem erzeugenden<br />
Kraftfelde entgegen wirken. Ist die Bremsscheibe<br />
frei beweglich, so wird die Scheibe<br />
mitgeschleppt und rotiert im Sinne der Bewegung<br />
des Kraftfeldes. Beim elektromagnetischen<br />
System sind ein oder mehrere Hufeisen-<br />
oder Glockenmagneten vorhanden, sowie<br />
ein leichtbeweglicher Aluminiumanker,<br />
der an der Umdrehung durch eine Feder gehindert<br />
ist. Mit ihm ist ein Zeiger verbunden.<br />
Die durch die Rotation der Magneten erzeugten<br />
Wirbelströme drehen Scheibe und<br />
Zeiger gegen die Federkraft. Der entstehende<br />
Ausschlag ist direkt proportional der Umdrehungsgeschwindigkeit.<br />
Zwischen Zeiger<br />
und Welle gibt es keine mechanische Verbindung.<br />
Vielfach verwendete Apparate-Typen sind<br />
die Zeigerapparate, die einen normalisierten<br />
Durchmesser von 80 odeT 60 mm haben. Der<br />
Anschluss verläuft senkrecht zum Zifferblatt.<br />
Trommelapparate haben keinen Zeiger, sondern<br />
die Aussenseite des Anzeigesystems ist<br />
zum Aufdruck der Geschwindigkeitszahlen<br />
verwendet worden. Diese Trommelapparate<br />
baut man überall dort ein, wo hinter dem<br />
Apparat verhältnismässig wenig Platz vorhanden<br />
ist, aber Wert auf einwandfreie Verlegung<br />
des Antriebes gelegt wird.<br />
Bei fast allen modernen Motorwagen erfolgt<br />
der Antrieb direkt vom Getriebe aus.<br />
Es ist aber auch möglich, ihn von allen in<br />
einem konstanten Drehzahlverhältnis mit den<br />
Fahrzeugrädern umlaufenden Wellen abzunehmen,<br />
also z. B. von der Kardanwelle,<br />
vom Kardan oder den hinteren Bremstrommeln.<br />
Doch findet man diese Konstruktionen<br />
seltener. Die Lebensdauer des Antriebes<br />
hängt wesentlich von den Drehzahlen ab, die<br />
er zu übertragen hat. Aus diesem Grunde<br />
baut man bei Wirbelstromtachometern passende<br />
Winkellager für Links- oder Rechts-<br />
- drehriehtune ein. Bei richtiger Wahl<br />
Tanken und Radwechseln bei Rennwagen. Unser Bild zeigt einen Moment aus dem Grossen PreM<br />
von Belgien. Nuvolari tankt selbst Brennstoff, während zwei Mechaniker die Räder wechseln. Mit<br />
einem Bock wurde der Vorderteil des Wagens in wenigen Sekunden gehoben, worauf das Radwechseln<br />
mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen eine Kleinigkeit war.<br />
sich dann stets die notwendige Drehrichtung.<br />
Diese Winkellager besitzen meist eine Untersetzung<br />
von 2 :1, so dass die flexible Welle<br />
nur mit der halben Drehzahl umläuft.<br />
Wegdrehzahlen : Ein wichtiger Begriff bei<br />
der Berechnung und Nachprüfung von Geschwindigkeitsmessern<br />
ist die Wegdrehzahl.<br />
Sie gibt an, wieviel Umdrehungen die Tachometerwelle<br />
bei 1 Meter Fahrzeugweg macht.<br />
Diese Zahl ist meist auf dem Zifferblatt des<br />
Apparates angegeben. Die Wegdrehzahlen<br />
und die Messbereiche der Geschwindigkeitsmesser<br />
sind genormt (leider geht die Motorfahrzeugindustrie<br />
erst in wenig Fällen darauf<br />
ein, diese Normen auch tatsächlich anzuerkennen,<br />
so dass noch mit einer ganzen<br />
Menge anormaler Wegdrehzahlen und Messbereiche<br />
gerechnet werden muss). ebenso<br />
wie die Drehrichtung des Zeigers im Uhrzeigersinne,<br />
die Anschlussmasse und Ueberwurfmuttern.<br />
Man ist bestrebt, die verschiedenen<br />
Wegdrehzahlen auf eine zu beschränken.<br />
Sie schwankt bei Personenwagen und<br />
Motorrädern zwischen 1,0 und 1,5, bei Lastkraftwagen<br />
zwischen 1,5 und 2,4.<br />
NUT wenn die Wegdrehzahl mit den Umdrehungen<br />
der Tachometerwelle pro Meter-<br />
Weg übereinstimmt, zeigt das Instrument<br />
richtig an. Jeder Motorfahrer kann das selbst<br />
nachprüfen : Er schiebt sein Fahrzeug 10 m<br />
vorwärts und zählt genau, wieviel Umdrehungen<br />
der Antriebsstummel oder die Geschwindigkeitsmesserwelle<br />
innerhalb dieser<br />
Strecke macht. 10 Umdrehungen auf 10 m<br />
entsprechen der Wegdreh-<br />
Fahrzeugweg<br />
zahl 1.<br />
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