E_1933_Zeitung_Nr.028
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Luftfahrt<br />
Piccards dritter Stratosphärenflug. Ueber<br />
den dritten Stratosphärenflug Professor Piccards,<br />
der laut Beschluss der Direktion des<br />
belgischen Nationalfonds für wissenschaftliche<br />
Forschungen finanziert werden wird und in<br />
Kürze vor sich gehen soll, werden nunmehr<br />
sensationelle Einzelheiten bekannt. Danach<br />
wird der Assistent Piccards beim letzten<br />
Stratosphärenflug, Ingenieur Cosyns, zum<br />
Chef der Expedition ernannt werden und ein<br />
junger Physiker der Brüsseler Universität<br />
zum Begleiter ausersehen. Cosyns hat bereits<br />
die Ueberprüfung verschiedener neuartiger<br />
Apparate zur Messung der kosmischen Strahlen<br />
beendet und wird sie in die neue Aluminiumgondel,<br />
die sich in Arbeit befindet, nach<br />
ihrer Fertigstellung einmontieren.<br />
Der Aufstieg soll im Süden Belgiens von<br />
einem windgeschützten Talkessel aus erfolgen,<br />
da die ganze Aktivität während des<br />
Fluges in keiner Weise mit den früheren Versuchen<br />
vergleichbar sein soll. Von besonderem<br />
Interesse ist ein neu ausgearbeiteter<br />
Plan Professor Piccards, nach dem ein zweiter<br />
gewöhnlicher Ballon von 2200 Kubikmeter<br />
Inhalt unterhalb des eigentlichen Stratosphärenballons<br />
befestigt werden soll. Dadurch<br />
soll möglich gemacht werden, den<br />
Stratosphärenballon auf gewissen Höhen zu<br />
halten, um längere Messungen zu gestatten.<br />
Bisher waren die wissenschaftlichen Ergebnisse<br />
verhältnismässig mager, weil die Gelehrten<br />
durch den Aufstieg und das Manövrieren<br />
stark in der Arbeit behindert waren.<br />
Nunmehr wird ihnen das Manövrieren abgenommen,<br />
da diese Arbeit nach telephonischen<br />
Kommandos vom Stratosphärenballon aus<br />
von dem Führer des anderen Ballons ausgeführt<br />
werden soll.<br />
heit nach Möglichkeit vermieden werden<br />
muss. Die Luftfahrt-Versuchsanstalten haben<br />
deshalb schon seit Jahren umfangreiche Arbeiten<br />
rechnerischer und experimenteller-Art<br />
durchgeführt, wodurch.Mittel und Wege gefunden<br />
werden sollen, diese Schwingungsgefahr<br />
auszuschalten. Diesen Bestrebungen<br />
hat sich auch die Flugzeugindustrie angeschlossen,<br />
und als erste deutsche Flugzeugfirma<br />
hat die Focke-Wulf-Flugzeugbau A-Q.<br />
in Bremen eine eigene Prüfanlage geschaffen,<br />
mit der ganze Flugzeuge Schwingungsuntersuchungen<br />
unterworfen werden können.<br />
Diese Prüfanlage bedeutet feinen gewaltigen<br />
Fortschritt, da jetzt'kein Flugzeug mehr die<br />
Werkstatt zu verlassen braucht, ohne dass<br />
festgestellt worden ist, ob an ihm gefährliche<br />
Schwingungen aufreten können.<br />
Was England für die Luftfahrt ausgibt. Die<br />
kürzlich mitgeteilten Zahlen des englischen<br />
Luftfahrthaushalts zeigen bei einem Gesamtbetrag<br />
von 17,426,000 Pfund eine Zunahme<br />
von 26,000 Pfund gegenüber dem Vorjahr.<br />
Der Luftfahrtminister führt jedoch in einer<br />
Denkschrift über den Haushalt aus, dass es<br />
sich tatsächlich um eine Verminderung der<br />
Ausgaben um fast 340,000 Pfund handelt, da<br />
Ausgaben in Höhe von über 360,000 Pfund,<br />
die bisher der Haushalt für Kolonien getragen<br />
habe, auf den Luftfahrthaushalt überschrieben<br />
worden seien. 50,000 Pfund werden<br />
allein dadurch eingespart, dass das vorige<br />
Jahr ein Schaltjahr war und infolgedessen<br />
einen Lohntag mehr hatte. Weitere<br />
starke Einsparungen Hessen sich durch genaue<br />
Ueberprüfung auch der kleinsten Ausgaben<br />
machen. Auch wurde zur Herabsetzung<br />
der Ausgaben eine der vier Flugschulen<br />
geschlossen.<br />
Der Minister erklärt weiter, dass trotz der<br />
wachsenden Bedeutung der Flugkräfte für<br />
das Britische Reich mit seiner sich über<br />
weite Gebiete erstreckenden Verantwortlichkeit<br />
die englischen Flugstreitkräfte zurzeit<br />
an Stärke erheblich unter denen der andern<br />
grossen Nationen stünden. Die Stärke der<br />
Luftstreitkräfte blieb weiterhin auf 75Vfe reguläre<br />
Staffeln, dabei die Marinestreitkräfte<br />
auf 13% Staffeln.<br />
Sechszehn Privatflieger erhalten eine Unterstützung<br />
durch'die Regierung im Gesamtbetrag<br />
von 21,000 Pfund. Die Zahl der privaten<br />
englischen Flieger beträgt zurzeit etwas<br />
über 400 gegenüber 80 vor fünf Jahren.<br />
Die Imp'erial Airway- Gesellschaft erhält für<br />
ihren Personenverkehr eine Unterstützung<br />
von .365,000 Pfund. Die Denkschrift enthält.<br />
In 10 000 m Höhe wird der zweite Ballon<br />
abgekoppelt, und der Stratosphärenballon<br />
•wird dann allein weiter hochsteigen, um wenn<br />
möglich über die im August 1932 erreichte<br />
Höhe von 16500 m hinauszufliegen. +<br />
Verzrösserte Sicherheit durch Schwintungsuntersuchungen.<br />
Der neuzeitliche Flugzeugbau<br />
erblickt neben der Erreichung grösserer<br />
Geschwindigkeiten in der Verfeinerung<br />
der Konstruktion des Flugzeugs eine seiner<br />
Hauptaufgaben. Da Verfeinerung hier leichterer<br />
Bau bedeutet, bringt die Entwicklung<br />
es mit sich, dass gewisse Flugzeueteile unter<br />
Umständen durch Schwingungen gefährdet<br />
werden können, was aus Gründen der Sicherr<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N°28<br />
eine Befürwortung der in Genf vorgebrachten<br />
englischen Abrüstungsvorschläge für<br />
Luftstreitkräfte, wovon eine erhebliche Einsparung<br />
an Ausgaben und die Abwendung<br />
der'Gefahren des Wettrüstens erwartet wird.<br />
Der fliegende Lautsprecher. Vor einiger<br />
Zeit landete auf dem Flughafen Tempelhof<br />
eine Junkers W-33-Maschine, die mit einer<br />
eigenartigen, von dem Flugzeugkonstrukteur<br />
Dr. Slabating erfundenen Einrichtung versehen<br />
war : das Flugzeug besass eine Lautsprecheranlage,<br />
die zu dem Zweck eingebaut<br />
ist, Mitteilungen und Nachrichten aus der<br />
Luft auf die Erde hinabzusenden. Auf jede<br />
Tragfläche des Flugzeuges ist ungefähr in<br />
der Mitte zwischen Flugzeugrumpf und<br />
Ende der Tragfläche ein dynamischer Lautsprecher<br />
gesetzt worden.<br />
Während die Lautsprecher senkrecht auf den<br />
Tragflächen stehen, führen die Schalltrichter<br />
im Bogen nach vorn bis in die Kanten der<br />
Tragfläche, wo sie sich gegen die Erde öffnen.<br />
Die zum Antrieb verwandte Kraftverstärkeranlage<br />
ist im Flugzeugrumpf untergebracht<br />
und hat eine Ausgangsleistung von<br />
etwa 60 Watt. Mit dieser verhältnismässig<br />
geringen Energie ist es möglich, aus Höhen<br />
bis zu 800 Meter klar und verständlich<br />
zur Erde hinunterzusprechen, und zwar ist<br />
die Bodenfläche, die auf diesem Raum von<br />
oben besprochen werden kann, je nach den<br />
Schwieriger ist es, der Luftkrankheit beizukommen,<br />
da sie weniger eine Folge körper-<br />
Windverhältnissen zwischen 100.000 und einer<br />
Million Quadratmeter gross. Die Einrichtung<br />
hat vor allem grosse reklametechnische<br />
Bedeutung. +<br />
Aerzte über Flugzeugausrüstung und Luftkrankheit.<br />
Frühzeitig sind die Aerzte mit<br />
der Luftfahrt in Verbindung getreten, schon<br />
zu der Zeit, als die wissenschaftlichen Fahrten<br />
zur Erforschung der freien Lufthülle einsetzten<br />
und es sich herausgestellt hatte, dass<br />
der Mensch nicht so ohne weiteres in grossen<br />
Höhen verweilen kann. Die Aussicht, in der<br />
grossen Höhe der Stratosphäre für einen<br />
schnellen Luftverkehr besonders günstige<br />
Verhältnisse anzutreffen, hat seit einigen<br />
Jahren die Aerzte veranlasst, sich eifrigst<br />
wieder mit der Erforschung der Höhen- und<br />
der Luftkrankheit zu beschäftigen und zu<br />
klären, welche Arbeit die Führer bei der<br />
Steuerung zu leisten haben. In den meisten<br />
Luftministerien der Grossstaaten befinden<br />
sich Aerzte, denen nicht nur die Untersuchung<br />
der Fliegeranwärter auf körperliche Eignung<br />
untersteht, sondern die auch heilwissenschaftliche<br />
Lehrgänge einzurichten haben. Die Forschung<br />
ist jetzt so weit gediehen, dass den<br />
Flugzeugbauern die Art und Weise vorgeschlagen<br />
werden kann, wie die Führersitze<br />
und die Steuerungshandhaben auszugestalten<br />
sind, um die Führer gegen vorzeitige Ermüdung<br />
zu schützen. Das ist nicht nur für<br />
Militärflugzeuge, sondern auch für den Langstreckenflugverkehr<br />
von grosser Bedeutung.<br />
Gelegentlich eines Sprechabends der deutschen<br />
wissenschaftlichen Gesellschaft für<br />
Luftfahrt wurde dieses Thema behandelt.<br />
Danach muss der Führersitz so hergerichtet<br />
sein, dass der Flugzeugführer längere Zeit<br />
unter einem Sitzwinkel von 120 Grad sitzen<br />
kann, ohne die Muskelgruppe der Schultern<br />
und Arme zu ermüden. Auch die Kopfstütze<br />
ist zur Schonung der Nackenmuskeln erforderlich.<br />
Weiter wird gefordert, die Messgeräte<br />
so' anzubringen, dass man sie ohne grosse<br />
Kopfbewegungen übersehen kann. Die Entfernungen<br />
der Steuervorrichtungen zur Bedienung<br />
durch Hand und Fuss müssen der<br />
Körpergrösse des Führers angepasst werden.<br />
Diese Forderungen sind, wie Professor Hoff,<br />
der Leiter der Deutschen Versuchsanstalt für<br />
Luftfahrt, mitteilte, leicht zu erfüllen, und, es<br />
wird nicht mehr nötig sein, eine Mindestgrösse<br />
der Fliegeranwärter von 1,70 m zu<br />
verlangen, wie es bis jetzt manchenorts der<br />
Fall ist, um die Bedienung der nicht verstellbaren<br />
Führersitzeinrichtung zu gewährleisten.<br />
licher Widerstandslosigkeit als vielmehr seelischer<br />
Einbildung ist. An Beispielen wies<br />
Dr. Koschel nach, dass Personen, die schon<br />
viel geflogen waren, ohne luftkrank geworden<br />
zu sein, plötzlich infolge eines Erlebnisses aus<br />
Angst oder, wie Koschel es ausdrückt, aus<br />
«Erwartung» der Luftkrankheit verfielen.<br />
Gute Lüftung der Kabine, die bei den neuesten<br />
grossen Verkehrsflugzeugen der Lufthansa<br />
so eingerichtet ist, dass jeder Fluggast<br />
sich von aussen durch Schläuche frische Luft<br />
zuführen kann, ist ein gutes Vorbeugungsmittel<br />
gegen das unangenehme Uebelwerden.<br />
Ferner soll man sich von seiner « Erwartung ><br />
ablenken durch Lesen und Betrachten der*<br />
Landschaft, nicht aber der Tragflächen, die<br />
in Böen hin und her schwanken. Bei den<br />
neuesten Schnellflugzeugen, in denen man mit<br />
250 bis 300 km Stundengeschwindigkeit dahinsaust,<br />
ist die Luftkrankheit selten aufgetreten.<br />
In den Alpenverkehrsflugzeugen ist für Zuführung<br />
von Sauerstoff gesorgt. Wenn das<br />
Gespenst der Luftkrankheit überwunden sein<br />
wird, dann wird der Flugreiseverkehr sicher<br />
sehr stark zunehmen.<br />
<strong>1933</strong><br />
Der Riley-Motor ist für eine grosse Kraft*<br />
leistung bei geringem Benzinverbrauch<br />
konstruiert: Ein- und Auslassventile<br />
werden von zwei verschiedenen Nokkenwellen<br />
getrieben, die Ventile selbst<br />
sind breit und obengesteuert, der Zylinderkopf<br />
hat eine Form, die eine besonders<br />
gute Verbrennung des Benzingemisches<br />
gestattet, die Kolben sind aus<br />
Spezialleichtmetall gefertigt, der ganze<br />
Zylinderkopf ist leicht abnehmbar. Damit<br />
übereinstimmend ist die Kurbeiwelle<br />
überdimensioniert und sechsfach<br />
gelagert.<br />
Riley-Wagen sind hervorgegangen aus<br />
den Erfahrungen in grossen touristischen<br />
Fahrten und im Rennsport. Es<br />
sind schnelle, wendige, mit allen Finessen<br />
ausgestattete Automobile, die<br />
sicher auf der Strasse liegen und wenig<br />
Benzin brauchen. Die Riley-Wagen<br />
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