E_1933_Zeitung_Nr.064
E_1933_Zeitung_Nr.064
E_1933_Zeitung_Nr.064
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
N°64 — 1935 AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
Tourismus<br />
Fahrten durch die Heimat<br />
Rorschach am Bodensee.<br />
Den Fürstäbten von St. Gallen verdankt Ält-<br />
Rorschach nicht nur sein typisches Gepräge wie<br />
Seehafen, Hafenplatz, Kornhaus, Mariaberg u. a.,<br />
sondern auch viel geistige und wirtschaftliche<br />
Förderung. Einen grossen Aufschwung erlebte die<br />
Ortschaft im neunzehnten Jahrhundert dur*<br />
Dampfboot und Eisenbahn und neu eingeführter<br />
Industrien, die Handel und Verkehr belebten. Aus<br />
der kleinen, ehemals bäuerlich-alemannischen<br />
Marktgenossenschaft Rorscachun (Ror = Schilf,<br />
Scachun = Wald) ist heute ein bedeutender Transitplatz<br />
und ein städtisches Gemeinwesen von<br />
strebsamer Lebhaftigkeit geworden.<br />
Die mancherlei Sehenswürdigkeiten der hübsch<br />
gebauten Stadt, die jetzt ca. 11.500 Einwohner<br />
zählt und die grösste Ortschaft des schweizeriechen<br />
Bodenseeufers ist, die Schönheiten der Umgebung<br />
im Wechsel von Berg und Ebene, von stolzer<br />
Gebirgsform und ruhig-stiller Wasserfläche,<br />
das günstige Sommerklima und die vorzüglichen<br />
Gelegenheiten für Wassersport (Schwimmen, Rudern,<br />
Motorboot; Dampferverhindung nach beiden<br />
Ufern) und Bergsport, schönen, genussreichen<br />
Autotouren und anderes mehr, machen Rorschach<br />
zum angenehmen Aufenthaltsorte für kürzere oder<br />
längere Zeit. Der Flugplatz Altenrhein befindet<br />
sich in nächster Nähe und ist bequem mit dem<br />
Automobil zu erreichen. Motorbootkurse verkehren<br />
zwischen Rorschach-Hafen, Staad und Alten-<br />
Thein-Strandbad.<br />
Von Zürich ißt Rorschach über Wjnterthur-<br />
St. Gallen 94 km entfernt, von Schaffhausen über<br />
Konstanz 82 km, von Chur über Ragaz-Sargans-<br />
Buchs-Altstätlen 100 km und von Lindau a. Bodensee<br />
32 km. Dia Hochsaison mit ihrem Bade- und<br />
Sportleben dauert von Mitte Juni bis anfangs September<br />
nnd die Nachsaison mit den klaren Herbstlandschaften<br />
und wunderbaren Seespiegelungen<br />
über September und Oktober.<br />
Automobilisten bieten sich' zahlreiche' Möglichkeiten<br />
für lohnende, genussreiche kleinere Touren.<br />
So empfiehlt sich eine Rundfahrt über St. Gallen<br />
nach Teufen und von hier entweder nach<br />
Speicher oder weiter nach Gais, Altstätten,<br />
Trogen und über Heiden und Rheineck<br />
nach Rorschach zurück.<br />
Sehr reizvol' ist auch eine Tour dem Seeufer<br />
entlang über Arbon. Romanshorn, Güttingen,<br />
Kreuzungen nach Konstanz (von hier ist der<br />
Besuch der Inseln Mainau und Reichenau sehr zu<br />
empfehlen) und weiter über Gottlieben und<br />
das hübsche Ermatingen am Schioss Arunenberg<br />
vorbei und über Steckborn uhd das malerische<br />
Glarisegg nach dem altertümlichen<br />
Stein am Rhein und von hier — je nach der<br />
zur Verfügung stehenden Zeit — noch nach Schaffhausen,<br />
Neuhausen und zum Rheinfall.<br />
Von Bern zur Grimsel.<br />
Eine Autofahrt von Bern zum Grimeelpass; Tiiit<br />
ihren vielen und lohnenden Abstechern und Abzweigungen<br />
zu den berühmtesten Kurorten des<br />
Berner Oberlandes, gehört unzweifelhaft zu einem<br />
der schönsten ToUrenerlebnisse in unserer Heimat.<br />
Nach 28 Kilometern ist schon das altertümliche<br />
Städtchen Thun erreicht. Von hier nach Inter-<br />
1 a k e n kann der Fahrer entweder die gute, aber<br />
schmale und ziemlich kurvenreiche Uferstrasse<br />
über die schön gelegenen Kurorte Obern ofen,<br />
Gunten (Abstecher nach Sigriswil, 3 km<br />
oberhalb Gunten) und Merligen wählen, oder<br />
die vielbefahrene Uferstrasse über Spiez, Fäulensee<br />
und Därligen.<br />
Von Spiez aus sind landschaftlich überaus lohnende<br />
Abstecher möglich. So über B o 11 i g e n<br />
zum Jaunpass oder nach Zweisimmen,<br />
und von dort ins Obersimmental nach Lenk oder<br />
„ über Saanenmöser nach S a a n e n und über<br />
den Col du Pülon nach A i g 1 e, oder (von Spiez<br />
aus) über Frutigen nach dem bplipbten Ädelboden<br />
oder durchs Kandertal am lieblichen Blausee<br />
vorbei nach Kandersteg. Die Rückfahrt<br />
könnte über den vielbesuchten Luftkurort Aeschi<br />
und von hier über Krattigen nach Interlaken<br />
erfolgen und von Interlaken aus könnten bei genügend<br />
Zeit wieder herrliche Touren ins Herz<br />
des Berner Oberlandes unternommen werden.<br />
Es empfiehlt sich vor allem die genussreiche<br />
Fahrt nach Zweilütschinen (als Variante<br />
sei die Fahrt über das idyllische Wilders wil<br />
erwähnt) und von hier nach Lauterbrunnen<br />
oder Grindelwald, zwei der herrlichsten Fahrten<br />
im Oberland, inmitten einer prachtvollen Gebirgslandschaft.<br />
Von Lauterbrunnon aus sollten die<br />
Trümmelbachfälle besucht werden. Lauterbrimnen,<br />
•wie Grindelwald sind Station der Jungfraubahn.<br />
Eine weitere Exkursion kann man von Interlaken<br />
aus auf den Bpatenberg ausführen. Eine kurvenreiche,<br />
nicht sehr breite Strasse führt durch<br />
prächtigen Tannenwald auf die Terrasse des Beatenbergs<br />
und bietet unterwegs einzigartige Ausblicke<br />
auf die Berner Alpen und den Thunersee.<br />
Weitere Ausflugsmöglichkeiten sind die Fahrten<br />
von Interlaken nach Habkern und die ebenfalls<br />
hervorragend schöne von Interlaken nach Iseltwald.<br />
Von Interlaken zum Grimselpass führt die<br />
3trasse weiter dem rechten Ufer des Brien^ersees<br />
entlang über Brienz (3 km oberhalb Brienz lohnende<br />
Abzweigung zum Giessbach und den<br />
Giessbachfällen) und Brienz wil er nach M'eiringen,<br />
von wo aus sich ein Abstecher zum Reichenbachfall<br />
und zum Rosenlauibad und dem<br />
Hotel Schwarzwaldalp empfiehlt, welche Strasse<br />
nun für den Automobilverkehr mit Wagen bis zu<br />
seohs Sitzplätzen kürzlich freigegeben wurde.<br />
Südöstlich von Meiringen befindet sich die<br />
Aareschlucht. Man sende den Wagen voraus zum<br />
oberen Ausgang der Schlucht vor Innertkirchen.<br />
Die Schlucht ist ein fast Wt km langer, mit Laufstegen<br />
versehener Felsspalt durch den die Aare<br />
sich Bahn gebrochen hat. Die Felswände sind bis<br />
110 Meter hoch, die Schlucht bis zu 1 m schmal.<br />
In der Schlucht oben links seitlich ein grosser<br />
Wasserfall.<br />
Von I n n e r t k Ire Ken über Guttannen gelangt<br />
man ztt dem schönen Handeckfall, gegenüber<br />
befindet sich der Gelmer Stausee.. Die Grimsolstrasse<br />
durchquert nun das weite Einzugsgebiet<br />
der Grimselkraftwerke, eines der grössten Elektrizitätswerke<br />
Europas, dessen grossärtige, dreistufige,<br />
technische Anlagen und Stauseen auf der<br />
Fahrt beobachtet werden können. An Stelle des<br />
alten Grimsel-Hospizes haben die Bernischen<br />
Kraftwerke ein neues, modernes Hospiz, dem<br />
Charakter der Landschaft bestens angepasst, erstellt.<br />
Die Strasse führt zwischen den Grimselseen<br />
hindurch in mehreren Kehren eteil hinauf zur<br />
Grimsel-Passhöhe, wo sich eine hervorragende Aussicht<br />
auf den Aaregletscher, das Finsteraarhorn,<br />
die Walliser Alpen, den Gries- und Rhonegletscfoer<br />
bietet. Auch die gegenüberliegende Furkastrasse<br />
und das Rhonetal lassen sich überblicken. In gewaltigen<br />
Schleifen mit prächtigem Panorama<br />
schlängelt sich die Strasse dann an der Maienwand<br />
steil hinunter zum Strassenechnittpunkt<br />
Gletsch. . Be.<br />
Die Riviera zwischen den Bergen.<br />
Eingebettet in die lieblichen Vorberge des Berner<br />
Oberlandes, umsäumt von Wäldern und Wiesen,<br />
überragt von hohen Sehneegipfeln, die vor<br />
rauhen Winden schützen, lockt der Thunersee zum<br />
Ferienaufenthalt. Nicht umsonst wird er die « Riviera<br />
des.Berner Oberlandes» genannt, denn hier<br />
gedeihen Trauben, Feigen, Edelkastanien und Lorbeer,<br />
während der frische Seewind auch an diesen<br />
schwülen Sommertagen übermässige Hitze nicht<br />
aufkommen lässt.<br />
Jetzt ist der Wassersport Trumpf. In allen<br />
Uferkurorten bietet sich reiche Gelegenheit zum<br />
Schwimmen und Wassersport. In Thun wimmelt<br />
das neu ausgebaute Strandbad von Gästen, die es<br />
sich bei 20 Grad Wassertemperatur wohl sein lassen<br />
und sich nachher auf der prächtigen Sportwiese<br />
tummeln. Wer dem Sport abhold ist, setzt<br />
sich auf Deck eines der Dampfer, und macht eine<br />
Rundfahrt den idyllischen Ufern entlang.<br />
Von Thun, am Ausgang der Aare aus dem See,<br />
•mit einem mittelalterlichen Stadtbild; gelangt man<br />
am Nordufer nach dem schön gelegenen Hilterfingen<br />
mit seiner interessanten Kirche — unweij; A d*r (<br />
von: folgt, in prachtvoller Bucht, Oberhofen,,'wM !<br />
gen, Stuttgart, 171 km; Backnang, Hall, MergentjfthemwWüraburg,<br />
341 km.<br />
seinem imposanten Schloss und einzigartigen''Rund- '<br />
f • Wtrrzburg, Münnerstadt, Meiningen, Wasungen,<br />
blick auf See und Berge. Von hier führt ein<br />
"Barchfeld, Eisenach, 156 km, Mülhausen, Keula,<br />
schattiger, 4 km langer Quai nach Gunten, das mit<br />
Pustleben, Nordhausen, 237 km, Illfeld, Hasselfelde,<br />
seiner südlichen Vegetation der trotzigen Niesenpyramide<br />
gegenüber liegt. Dag. Automobil verbindet<br />
Rübeland, Elbingerode, Wernigerode, 284 km.<br />
P.G.inZ.<br />
es mit dem idyllischen Bergdorf Sigriswil, auf<br />
800 Meter Höhe, am Fusse des Röthorn. Weiter<br />
östlich liegt der reizvolle Kurort Merligen mit der<br />
Beatenbucht, von .wo eine Drahtseilbahn nach der<br />
Höhenterrasse Beatenberg auf 1200 m Höhe führt.<br />
Bad Gurnigel.<br />
Der Kurbetrieb ist in vollem Gange. Neue Kurgäste<br />
treffen, täglich ein.; Das erste Hundert ist<br />
überschritten und für ein weiteres Hundert liegen<br />
Bestellungen vor. Der erste August wird, wie üblich,<br />
jedoch der Zeit entsprechend, gefeiert. Vom<br />
2. bis 8. und vom Ö. bis 16. August finden Konferenzen<br />
der Oxford-Bewegung statt, an welchen je<br />
300 Personen teilnehmen werden. Das Hotel Gurnigel<br />
wird während der ersten Hälfte August voll<br />
besetzt sein, man rechnet mit annähernd 500 Personen.<br />
Am 3. August beginnt das Gurnigel-Tennis-<br />
Tournier auf den modern angelegten Tennisplätzen,<br />
das in Anbetracht der vielen Besucher recht interessant<br />
zu werden verspricht.<br />
Verkeh rspropaganda<br />
Die Entstehung der Schweizer Alpen.<br />
Die schweizerische Oberpostdirektion lud kürzlich<br />
die Presse in Bern zu einem neuen schweizerischen<br />
Propaganda-Tonfilm ein, der auf neuartige,.<br />
Weise im In- und Ausland zum Besuche der Schweizer<br />
Alpen werben soll. Man mag vielleicht über den<br />
eigenartigen Titel erstaunt sein und sich fragen,<br />
weshalb ein geologischer Film über das Werden der<br />
Alpen unbedingt auch ein Propaganda-Film darstellen<br />
soll. In seinen einleitenden Worten wies<br />
Herr Dr. Max Senger vom Kursinspektorat der Generaldirektion<br />
der P. T. T. ebenfalls auf den merkwürdigen<br />
Titel hin und verriet, dass der Film nach<br />
einer Idee der Oberpostdirektion selbst hergestellt<br />
worden ist. In Wirklichkeit handelt es sich um<br />
eine populäre, aber nichtsdestoweniger wissenschaftlich<br />
gestützte und durch die Eigenart des Tonfilm<br />
anschaulich vermittelte Darstellung vom Werden<br />
und Wesen unserer Alpen weit. Die ausserordentlich<br />
interessante Entstehungsgeschichte des Gebirges, erläutert<br />
durch zahlreiche, wundervolle Bilder aus unserer<br />
Alpenwelt, dürfte die Aufmerksamkeit auf<br />
Oben: Wie sich ein erfinderischer Schlafwandler<br />
von seinem Leiden kurierte.<br />
Nebenstehend: Der Verkehrspolizist in den<br />
Sommerferien. («Präger Presse».)<br />
das Gebiet ziehen, das Schauplatz ungeheurer<br />
Evolutionen der Natur war. Wer sich den Film an-<br />
. gesehen hat, muss die Initianten zu dem Werke beglückwünschen,<br />
denn auf sehr originelle Weise<br />
,.wird das lebhafteste Interesse für unser schönes<br />
Alpengebiet geweckt.<br />
Das Werk wurde von der Praesens A.-G. in Zürich<br />
hergestellt und entstand unter der wissenschaftlichen<br />
Leitung von Herrn Prof. Dr. U. Wehrli<br />
in Zürich. Der erste Teil arbeitet stark mit sehr gelungenen,<br />
schematischen Darstellungen, mit denen<br />
das langsame Erkalten der einstmals glühenden<br />
Erdkugel und der langsame Schrumpfungsprozess<br />
veranschaulicht wird. Der zweite Teil des Filmes<br />
bedient sich fast ausschliesslich mit Aufnahmen aus<br />
den Schweizer Alpen, durch die auf die weitere Entwicklung<br />
des Gebirges hingewiesen wird. Selbstverständlich<br />
sind alle Aufnahlnen von grosser Schönheit.<br />
Der gelungene Film, dessen Werbekraft wir<br />
nicht unterschätzen, ist bereits nach Deutschland,<br />
Belgien, Frankreich und Latein-Amerika verkauft.<br />
Man möchte hoffen, dass er dazu beiträgt, unserer<br />
schwerringenden Fremdenindustrie neue Kräfte zuzuführen,<br />
bo.<br />
Touren-Sprechsaal .<br />
Touren-Antworten<br />
T. F. 924. Schaff hausen-Wernigerode. Nachstehende<br />
Route ist landschaftlich sehr schön, führt<br />
durch interessante alte Städte und ist auch zum<br />
grössten Teil in gutem Zustande:<br />
Schaffhausen, Donaueschingen, Rottweil, Tübin-<br />
Touren-Fragen<br />
T. F, 925. Von Colmar 12 Tage ins Rheinland.<br />
Ich bitte um Zusammenstellung eines Itinerars für<br />
eine schöne 12tägige Tour ins Rheinland. In diesen<br />
12 Tagen soll je ein Ruhetag in 3—4 verschiedenen<br />
schönen Ortschaften des Rheinlandes mitinbegriffen<br />
sein. Auch Seitentäler, wie das Moseltal, könnten<br />
berücksichtigt werden. Besten Dank zum voraus.<br />
Dr. Ch. in L. Gh.-de-F.<br />
Büchertisch<br />
Kleine Welt. Erzählungen von Hermann<br />
Hesse. 380 Seiten. S. Fischer-Verlag, Berlin. —<br />
In diesen vielen kleinen Novellen, die zum grossen<br />
Teil aus der Frühzeit des Verfassers stammen,<br />
erlebt man vor allem den meisterhaften Erzähler<br />
Hesse. Man kennt viele seiner Geschichten schon<br />
aus dem Bande • Diesseits >, mit der « Kleinen<br />
Welt» ist der Bestand an kleineren Erzählungen,<br />
die in die gesammelten Werke eingehen sollen,<br />
aufs schönste ergänzt worden. Man kennt sie<br />
schon, diese so überaus reizvolle Heine Welt Hesses,<br />
diese Schicksale des Alltags, die mit keinen<br />
Ambitionen, aber einer wunderbaren Sauberkeit<br />
des Stils und mit eingehender Liebe auf die<br />
Psyche der Hauptgestalten geschrieben sind. Es<br />
ist eine Welt der Schrullen und der kleinen Lächerlichkeiten,<br />
des bescheidenen Geistes und der<br />
gefesselten Seele. Der beengende Hauch kleinstädtischer<br />
Philistrosität strömt van ihr aus. Und<br />
doch, wie liebenswert sind diese Menschen, die<br />
trotz ihres geringen Formates die Erschütterungen<br />
des Lebens mit grosser Empfindsamkeit verspüren;<br />
etwa dieser Walter Kömpff, der sich ins<br />
Dunkle verirrte und den Weg zu sich nicht fand,<br />
dieser an den Aeusserlichkeiten des Lebens scheiternde<br />
Emil Kolb, oder der rührend schlichte, etwas<br />
lächerliche Andreas Ohngelt. Auch ihre kleinen<br />
Schicksale nehmen gefangen und erschüttern<br />
den LeseT, der sich willig der einzigartigen Erzähle.rmagie<br />
Hermann Hes.««s ergibt. Es ist viel<br />
stille Traurigkeit und Dunkel in diesem Buch, viel<br />
leise Klage um die Härte, Lieblosigkeit und<br />
Dummheit der Menschen, umso schöner aber berühren<br />
die Geschicke des Heimkehrers Schlotterbeck<br />
mit der stillen Frau Entriss, oder das Heimfinden<br />
des Dr. Reichardts aus wirren Weltreformer-Phantasien<br />
in die Anne einer edlen Frau.<br />
Hesses einzig-schöne Sprache, die in unauffälligem<br />
Fluss dahinzieht, überglänzt die Erzählungen und<br />
macht sie zu Edelsteinen der deutschen Prosa, bo.<br />
bo.<br />
«Was nicht im Bädecker steht.» Band: Schweiz,<br />
Nord und West. Von Hans Rudolf Schmid und<br />
Annemarie Schwarzenbach. Verlag R. Piper &<br />
Cie., München. — Die vom Piper-Verlag lancierte<br />
Idee, als Pendant zum ehrwürdigen «Bädecker»<br />
verschiedene Reisebücher herauszugeben, die eben<br />
gerade das behandeln, was ihr grosser Bruder links<br />
liegen gelassen hat, schlug überall mächtig ein.<br />
Schon sind zahlreiche Gebiete mit diesen «Nicht-<br />
Bädeckern» teilweise neu entdeckt und auf noch<br />
unbekannte Weise den Reisenden nahegebracht worden.<br />
Auch die Schweiz gehört dazu. Der erste<br />
Band «Ost und Süd», dem Eduard Korrodi ein unendlich<br />
witziges Vorwort mit auf den Weg gab, hat<br />
nun kürzlich seine Fortsetzung gefunden. Nun werden<br />
auch noch Nord und West der Schweiz abgegrast,<br />
allerdings, wie alles in diesen eigenartigen<br />
Reisebüchern, ohne strenges Schema und genaue<br />
Grenzen. Dieser Band, dem die beiden jungen<br />
Schweizer Schriftsteller Hans Rudolf Schmid und<br />
Annemarie Schwarzenbach zu Gevatter standen,<br />
will, wie Schmid einleitend sagt, «einen Blick hinter<br />
allerlei Fassaden und Zäune, in Töpfe und Chacheli,<br />
in Speicher und Trögli, in Geist und Seele<br />
des Schweizer Volkes werfen», denn dies ist ebenso<br />
verlockend und lohnend wie der Blick in die blühenden<br />
Täler voll Sonne. Das Buch möchte kein<br />
Handbuch, sondern ein Herzbuch sein, kein Reise-<br />
Führer, sondern ein Reise-Verführer. Dieses Programm<br />
ist sehr schön und klingt vielverheissend,<br />
aber es verlangt auch von den Verfassern sehr viel.<br />
Wir wollen es den beiden nicht abstreiten, dass sie<br />
es wirklich verstanden haben, in Töpfe und Chacheli<br />
des Schweizer Volkes zu gucken, und Dinge zu<br />
sagen, die noch nicht gedruckt und offiziell vermerkt<br />
standen. Vieles ist selbst für den Schweizer<br />
neu und überraschend, alles jedenfalls ungemein<br />
frisch und launig geschrieben. Manchmal kann man<br />
allerdings doch nicht ganz umhin, sich zu fragen,<br />
wo denn nun eigentlich der Blick ins wirkliche<br />
Wesen des Volkes und des Landes sein soll, dies<br />
immerhin nur an wenigen Stellen, wo das Buch<br />
eine gut geschriebene Geographie wird, aber nicht<br />
mehr. Sonst streifen die zwei mit offenen Augen<br />
im Lande umher, wissen viel Neues und Kluges zu<br />
berichten, das wirklich zum Reisen verführt. Die<br />
grösste Gefahr schien uns, in eine snobistische<br />
Haltung zu verfallen. Vielleicht, weil es Schweizer<br />
sind, tritt dieser Nachteil, der anderen «Nicht-<br />
Bädecker»-Bänden schon anhaftete, nicht hervor,<br />
denn alles ist mit grosser Ueberzeugung und Heimatliebe<br />
vorgetragen. Wer seine Heimat auf neuartige<br />
reizvolle Weise kennenlernen will, lasse sich<br />
vom Hans und der Annemarie durch das Land geleiten:<br />
sie werden ihm voll fröhlicher Miene vieles<br />
zeigen können. (Wir werden in der nächsten Nummer<br />
aus dem «Nicht-Bädecker» einen kleinen Abschnitt<br />
als Probe veröffentlichen.)<br />
bo.<br />
Atemlos hingen die Augen der Klasse an<br />
ihrem Mitschüler Fritz, der vorn vor dem<br />
•gestrengen Herrn Direktor stand.<br />
« Also.- >, sagte der eben grollend, « du<br />
bist also geständig, diese Aufschrift «Der<br />
Mathematikprofessor ist ein Esel» gemacht<br />
zu haben ?»<br />
« Jawohl!» gesteht Fritz zerknirscht.<br />
«Na ja...», meint der Direktor milde.<br />
€ Freut mich, dass du diesmal die Wahrheit<br />
gesagt hast!»<br />
Verantwortliche Redaktion des Autler-Feierabend:<br />
M. Bolliger.<br />
Beste Bedienung<br />
aus Küche und Koller.<br />
Separates LOKAL für<br />
Gesellschaften und<br />
Konferenzen etc.<br />
PARKPLATZ b. BAHNHOF<br />
Für A.C.S.-Damen<br />
heimeliges Cafe,<br />
Tea* Room.<br />
Telephon 335.<br />
Gebr. Witzln