E_1933_Zeitung_Nr.100
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N° 100 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
EDEDP<br />
HDUOt<br />
Vorweihnachtliche Betrachtung.<br />
Vor ein paar Tagen betrat ich ein Ge-geschäft, als sein Inhaber eben damit beschäf-<br />
alle wieder zu Kindern. Jedes Pakettigt<br />
war, Weihnachtsdekorationen auszusuchen.<br />
Was für ein Zauberkasten müsste<br />
diese Kollektion für Kinder sein! Silberbestäubte<br />
Watte gab es und gekörntes Silberpapier,<br />
glattes und solches, das schon<br />
Blattformen bildete, Zweige und Ranken.<br />
Dazu Sterne und Herzen aus Silberblech,<br />
kleine Vögel und schwebende Engel. Da fiel<br />
mir auf einmal ein, dass trotz des strahlenden<br />
Spätherbsttages bald Weihnachten<br />
sei. Und ich dachte mir Tannzweige zu<br />
dem Silber und Weiss, erlebte den Lichterglanz<br />
in den Schaufenstern. Und sah die<br />
Menschen vor mir, die Strasse auf, Strasse<br />
ab eilen, um weihnachtliche Einkäufe zu<br />
machen.<br />
Geheimnisse weben durch die Welt. Es<br />
gibt bald wieder besondere Schubladen, die<br />
schwer verschlossen bleiben. Leise werden<br />
von paketbela denen Leuten Türen auf getan,<br />
•und auf den Zehen schleichen sie zu ihrem<br />
Versteck, wenn etwa der zu Beschenkende<br />
gerade zu Hause sein sollte. In manchen<br />
Küchen beginnt ein lebhaftes Tun. Nach<br />
Backwerk duftet es in vielen Häusern,<br />
Berge davon, von denen aber keiner vorerst<br />
etwas nehmen soll, türmen sich auf Tischen.<br />
In abgelegenen Gastzimmern, manchmal<br />
auch in ungeheizten Visitenstuben, werden<br />
die Herrlichkeiten aufbewahrt. Besonders<br />
«putznestige» Hausfrauen nehmen gerne<br />
den Vorwand des Festes wahr, um mindestens<br />
vierzehn Tage lang, vor dem Fest, eifrig<br />
putzen und scheuern zu lassen. Soweit<br />
sie die übrigen Vorbereitungen nicht daran<br />
hindern.<br />
Mit alledem hat die wahre Kunst des<br />
Schenkens nicht viel zu tun. Es wird leider<br />
sehr viel nach Schablone geschenkt. Planlos,<br />
zufällig und vielfach ohne Verständnis<br />
für die wahren Bedürfnisse des Empfängers.<br />
Vergessen wir eines nicht. Wir machen<br />
doch im Grunde nur dann einem andern<br />
wirklich Freude, wenn wir ihn durch<br />
Erraten eines Wunsches oder durch bewusste<br />
Erfüllung eines solchen in einen Zustand<br />
wirklichen Entzückens versetzen. Der<br />
Beweis unserer Aufmerksamkeit wiegt fast<br />
so viel wie das.Geschenk.<br />
Weihnachten ist doch die Zeit, in der wir<br />
irgend etwas Wunderbares erwarten. In<br />
dieser Hinsicht werden wir in diesen Ta-<br />
S UE B XT E<br />
ER >0ft HU<br />
Kunst des Schenkens<br />
chen in der Hand von Passanten wird zum<br />
Geheimnis. Und der Postbote erscheint uns<br />
als Bringer ungeahnter Herrlichkeiten.<br />
Wie sollen wir schenken? Vor allem<br />
nicht bloss nach unsern eigenen Ideen und<br />
Wünschen, vielmehr nach denen der Empfänger.<br />
Wir müssen erraten, was den andern<br />
Freude macht, feinhörig sein im Gespräch,<br />
durch Beobachtungen feststellen,<br />
was den andern fehlt, was ihnen wirkliche<br />
Erleichterung oder wahre Freude bringen<br />
könnte. Ein Geschenk soll etwas bringen,<br />
was sich der Empfänger vielleicht nicht<br />
selbst erlaubt oder anschaffen kann, was er<br />
aber vielleicht sehnlichst wünscht.<br />
Es wird heute sehr mit dem Kaufen zurückgehalten,<br />
auch in Kreisen der Bevölkerung,<br />
die dies gar nicht tun müsste.<br />
Allgemein klagen die Geschäfte. Diese Erscheinung<br />
wirkt sich ungünstig für die gesamte<br />
Volkswirtschaft aus. Wenn sich die<br />
Herbstvorräte nicht rasch verringern, erhält<br />
die Industrie keine Nachbestellungen.<br />
Damit kommt es zu Betriebseinschränkung,<br />
zu neuer Arbeitslosigkeit. Und diese wirkt<br />
sich auch wieder auf den Bezug lebensnotwendiger<br />
Bedarfsgüter aus. Trifft Landwirtschaft<br />
und Ernährungsgewerbe. Darum<br />
wenigstens bei Weihnachtseinkäufen nicht<br />
zurückhalten oder sie gar da und dort sistieren.<br />
Wer weniger geben kann, soll eben<br />
seine Geschenke bescheidener ausrichten.<br />
Und es schadet auch gar nichts, wenn wir<br />
einmal selber an eigenen Bedürfnissen etwas<br />
abzwacken, um andern, die vielleicht<br />
noch weniger ausgeben können als wir, eine<br />
Freude 2u bereiten.<br />
E. Seh.<br />
Weihnachtsgeschenke<br />
für Kinder<br />
Das ganze Jahr über freuen sich die Kinder<br />
auf die Weihnachtszeit. Schon die Erwartung<br />
zu erleben, Geheimnisse zu erraten,<br />
macht sie lebhafter noch als sonst.<br />
Welches Vergnügen bereitet das Ausfüllen<br />
eines Wunschzettels oder ein Brief an das<br />
Christkind, den manche Mütter ihren Kindern<br />
zu inspirieren verstehen.<br />
Diese Wunschzettel sind oft recht aufschlussreich<br />
über die Denkweise mancher<br />
Kinder; daraus erkennen wir vielfach ihre<br />
Anlagen, ihre Eindrücke und Einflüsse aus<br />
ihrer Umgebung. Technische Spielsachen<br />
und Sportgeräte dürften zu den von Buben<br />
meistbegehrten Gegenständen gehören, neben<br />
Büchern und wohl auch Esswaren.<br />
Seltener werden sie Kleidungsstücke, ausser<br />
sportlichen, verlangen. Anders im allgemeinen<br />
die Mädchen. Es gibt einzelne,<br />
die schon als Erstklässler sich um Kleider<br />
mit einem drolligen Ernst kümmern und<br />
selbst über die Toiletten ihrer Umgebung,<br />
ihrer Mütter ganz ernsthaft urteilen.<br />
Was schenken wir nun den Kindern?<br />
Es gibt für Buben praktische Anzüge, Pullover,<br />
Mützen und Schuhe, auch Handschuhe<br />
und vor allom Wollschals, wofür<br />
manche eine ziemliche Aufmerksamkeit bekunden.<br />
Auch Strümpfen sind sie gar nicht<br />
so unfreundlich gesinnt. Es hat natürlich<br />
keinen Sinn, Kindern, die im Wachsen begriffen<br />
sind, zuviel Kleidungsstücke als Geschenke<br />
zu geben. Besonders wo wenig<br />
Kinder sind und sie die Sachen nicht voneinander<br />
übernehmen können. Auch eigentlich<br />
luxuriöse Dinge sind nicht angebracht.<br />
Der gute Mittelgenre wird da am Platze<br />
sein. Ausnahmen mögen Kleider und andere,<br />
für besondere Anlässe bestimmte<br />
Dinge machen.<br />
Die heutige Mode versteht es ausgezeichnet,<br />
modische Züge mit kindlichen Formen<br />
in Einklang zu bringen. Reizvoll sind jene<br />
leichten Woll- oder Seidenkleidchen englischen<br />
Genres in gerader Form, mit sorgfältig<br />
gearbeiteten Passen, die mit Nid<br />
d'abeilles oder Smock verziert sind. Geschmackvoll<br />
bestickte Kinderkleider gibt es<br />
wenige. Wir greifen deshalb zu diesen englischen<br />
Typen oder auch zu Modellen mit<br />
Durchbrucharbeit. Beide sind als Sonntagskleidchen<br />
oder für Einladungen sehr<br />
kleidsam und bequem. Grössere Mädchen<br />
können ganz gut Samtkleidchen tragen aus<br />
Waschsamt in sportlichen Fassonen; aus<br />
weicherem, feinerem Material, mit weiteren<br />
Aermeln, mit Schleifen verziert, werden<br />
Modelle für grössere Kinder, zu allerlei Anlässen<br />
bestimmt, angefertigt. Die Kinderkonfektion<br />
in der Schweiz ist ausgedehnt,<br />
geschmackvoll und bringt überdies Trikotbekleidung<br />
für jeden Zweck, in Farben, die<br />
den Kindern stehen.<br />
Mäntelchen liegen verlockend in den<br />
Schaufenstern. Es gibt weichblaue und rote<br />
als Haupttypen. Manchen Kindern stehen<br />
Kamelhaartöne und Beige ausgezeichnet.<br />
Weiss gilt eigentlich nur für die ganz Kleinen.<br />
Weiche Pelzbesätze oder solche aus<br />
Plüsch, Fassonen mit Pelerinen machen<br />
diese Mäntel ansprechend. Ein kleiner<br />
Muff sieht lustig dazu aus und weckt stürmische<br />
Freude. Mädchen freuen sich immer<br />
über schöne Strümpfe, sie lieben hübsches<br />
Schuhwerk, laufen gerne in warmen<br />
Hausschuhen herum. Begeistern sich früh<br />
für Schlafanzüge und kleine Schlafröcke<br />
oder einen ihrer Grosse angepassten Bademantel.<br />
Neben den wärmenden Wollhandschuhen<br />
tragen sie mit einer gewissen<br />
Wichtigkeit ihre festlichen Glaces. Und ein<br />
gefütterter Lederhandschuh macht sie ganz<br />
glücklich. Sie probieren gern Hüte, stülpen<br />
sich aber noch lieber ein Mützchen über<br />
den Kopf, das eigens für sie gestrickt wird.<br />
Uebrigers erzählen Kinder häufig, mit einer<br />
gewissen Feierlichkeit, dass man manche<br />
Dinge eigens für sie anfertigt, sie damit<br />
für wichtig genommen hat. Kinder<br />
lieben schöne Wäschestücke, freuen sich<br />
über farbige Ketten, über kleine Armbänder,<br />
ein Ringlein oder auch eine Uhr. Sie<br />
lieben nicht bloss Süssigkeiten, vielmehr<br />
auch wohlriechende Seife, kleine Parfümflacons,<br />
kindlich aussehendes Schreibpapier.<br />
Bei ihnen ist es wesentlich, wie<br />
Geschenke verpackt sind; schon einen goldenen<br />
Faden, ein Silberband beachten sie,<br />
und Geschenkpackungen gehören für sie zu<br />
den begehrenswerten Dingen. Es muss ein<br />
wenig Zauber und Illusion dabei sein, womit<br />
sich das Fest den Kindern vergoldet;<br />
sie sind wichtiger als teure Geschenke, kalt<br />
geboten.<br />
=ss.<br />
Mode und Eislaufsport<br />
Die Zürcher und die Berner Kunsteielaufbahn<br />
haben bereits ihre Betriebe eröffnet, und jung und<br />
alt tummelt sich freudig auf der spiegelglatten<br />
Fläche. Auch Basel bemüht sich, bis Ende dieses<br />
Jahres seine Bahn fertig zu erstellen. Während<br />
man früher in der ganzen Saison (ausser an den<br />
Wintersportplätzen) oft nur 4—