E_1934_Zeitung_Nr.042
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gerausches vom Motor des Panzerautos. Nach<br />
ein paar Minuten Aufenthalt nahm das Bataillon<br />
seinen Marsch wieder auf. Man zog an<br />
einem sehr grossen Eingebornendorf vorbei,<br />
das vor kurzem in Brand gesteckt worden<br />
war. In der weissglühenden Luft schien es<br />
noch zu brennen. Nur die Hunde der Eingeborenen,<br />
die wie Katzen niemals ihre Wohnungen<br />
im Stich lassen, waren dort geblieben<br />
und heulten in die Wüste hinein.<br />
Der Weg stieg allmählich an einem Hügel<br />
empor und schmiegte sich all seinen Vor-<br />
$prüngen und Ausbuchtungen an. An einem<br />
dieser Vorsprünge sprangen die Mokhaznis<br />
vom Pferd, machten die Gewehre schussbereit<br />
und versteckten sich hinter Felsen. Das Bataillon<br />
hielt sofort an. Das grosse Schweigen,<br />
das folgte, wurde nur vom Ticktack der<br />
Schüsse unterbrochen.<br />
Die Kolonne wurde von einer Schar Ait Yafelmans<br />
angegriffen, die auf einem Hügel gegenüber,<br />
der die Strasse beherrschte, aufgestellt<br />
war. In voller Ruhe, als handle es sich<br />
um ein einfaches Manöver auf dem Exerzierplatz,<br />
aber sehr schnell und bestimmt, hatte<br />
sich das Bataillon um die Maschinengewehre<br />
und das Panzerauto gruppiert.<br />
Unterdessen erklomm die erste Abteilung<br />
Maschinengewehre, von zehn Mann mit aufgepflanztem<br />
Bajonett begleitet, den Hügelkamm,<br />
von dem die Schüsse gefallen waren.<br />
Aber dieser Angriff auf den Kopf der Kolonne<br />
war nur eine Finte gewesen, um den Ueberfall<br />
einer andern Schar Ait Yafelmans auf das<br />
Ende des Bataillons zu erleichtern. Und wirklich,<br />
kaum hatte die Maschinengewehrabteilung<br />
den Gipfel des Hügels erreicht, da tauchte<br />
von einem andern Grat her die Schar von<br />
schwarzen Burnussen auf und stürzte sich auf<br />
die Nachhut.<br />
Der Kommandant hatte diesen Angriff vorausgesehen.<br />
Die Läufe aller Maschinengewehre<br />
waren auf einen Uebergang, der überschritten<br />
werden musste, gerichtet, die genau<br />
eingestellten Schüsse warfen einen um den<br />
andern der Angreifer nieder.<br />
In weniger als einer Viertelstunde konnte<br />
das Bataillon den Marsch fortsetzen. Nach<br />
200 Metern trennte sich eine Maschinengewehrabteilung<br />
von der Gruppe und nahm auf<br />
dem Kamm des nächsten Hügels Aufstellung,<br />
um die Mannschaften zu decken, die weiter<br />
als erste abrückten. Unter dem schützenden<br />
Feuer dieser Abteilung zog sich die erste in<br />
guter Ordnung zurück und besetzte den Kamm<br />
eines andern Hügels. Und so wechselte allmählich<br />
jede Abteilung von einem zum nächsten<br />
Hügel in vollkommener Ordnung hinüber,<br />
indem sie den Rücken der andern deckte und<br />
für die Sicherheit des Bataillons sorgte.<br />
Ein solches Manöver heisst im Jargon des<br />
Kolonialkrieges decrochage. Der Marsch des<br />
Bataillons war bis nach Bu-Malem eine einzige<br />
dauernde decrochage.<br />
Man kann sich leicht vorstellen, was für ein<br />
Vergnügen unser Marsch war. Immerhin waren<br />
die Verluste gering: vier Leichtverwundete<br />
und acht Vermisste.<br />
(Schhiss tolgU<br />
„Djateste<br />
Eine kleine Geschichte von der Frauen List.<br />
Um die Geschichte, die hier erzählt werden<br />
wird, zu verstehen, muss man wissen,<br />
dass in Arabien ein Spiel — auch bei uns<br />
ist es bekannt, und zwar unter der Bezeichnung<br />
« J'y pense » — « Ich denke daran » —<br />
im Gebrauch ist, welches in einer Wette be-<<br />
steht, nichts von dem anderen anzunehmen,,<br />
ohne dabei das Wort « diäteste » auszusprechen.<br />
Solch ein Scherzspiel dauert oft<br />
Wochen hindurch, denn beide Teile strengen<br />
nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sondern auch<br />
ihren Scharfsinn an, um einander zu überraschen<br />
und so den Gegenspieler zu verleiten,<br />
ohne an «diäteste» zu denken, etwas anzunehmen<br />
und damit die Wette zu verlieren.<br />
Bin Sufis, der als Philosoph in Dchidda<br />
lebte, hatte — nun ja, er war hübsch, lebensfroh<br />
und nicht unempfindlich gewesen —<br />
jahrelang dem weiblichen Geschlecht gehuldigt,<br />
doch als mit dem Alter der Verstand<br />
gekommen, nahm sich Bin Sufis vor, klüger<br />
und vorsichtiger werden zu wollen. Er<br />
schrieb daher über der Frauen List und<br />
Ränke ein Buch, das er stets auf seinen<br />
Reisen bei sich führte, um sich bei jeder<br />
Gelegenheit daraus Rat holen zu können.<br />
Eines Tages kam Bin Sufis an einem<br />
Beduinenlager vorüber. Am Eingang des<br />
Zeltes hockte eine wunderschöne, gutgewachsene<br />
und junge Frau, die den gebotenen<br />
Gruss freundlich erwiderte und den Fremdling<br />
gastfrei einlud, sich im Zelte auszuruhen.<br />
Der Philosoph hatte kaum Platz<br />
genommen, da fühlte er sich von dem Zauber,<br />
der von dem liebenswerten Weibe ausging,<br />
gefesselt. Da ihn dieses Gefühl nicht<br />
angenehm deuchte — denn ihm .bangte um<br />
die Festigkeit seiner Philosophie —, so nahm<br />
er Zuflucht zu seinem Buch, las und las und<br />
schlug die Augen nicht mehr auf.<br />
Den andächtig Lesenden störte die Frau:<br />
«Es ist wohl ein treffliches Buch, in das<br />
du dich vertiefst?»<br />
«Allerdings,» gab der Philosoph zur Ant-*<br />
wort, «viele Geheimnisse enthält dieses<br />
Buch...»<br />
«Die du mir nicht offenbaren willst?» fiel<br />
ihm mit schmollenden Tönen die Frau in<br />
die Rede.<br />
«Es enthält,» belehrte er sie, «das vollständige<br />
'.eichnis aller Künste schlauer.<br />
Frauen. Du~a da du aus diesem Buch, nichts<br />
Neues lernen könntest, so. dürfte • esÄfk<br />
kaum belustigen.»<br />
«Und bist du wirklich sicher,» lächelte die<br />
Araberin, «dass alle Frauenlisten darin enthalten<br />
sind?»<br />
«Gewiss!» versicherte der Weise, «schrieb<br />
ich doch selbst jene Zeilen. Seite für Seite<br />
nach meinen Erfahrungen...»<br />
«Erfahrungen!» jubelte die schöne Frau.<br />
«Ach, ich bitte dich, erzähle ein wenig aus<br />
deinem Leben.»<br />
Da vergass der Philosoph sein Buch und<br />
alle seine Weisheit. Je kühner er sprach, je<br />
feuriger er erzählte, um so stiller, versonnener<br />
und liebreizender wurde die schöne<br />
Frau. Beider Herzen entflammten. Plötzlich<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
sah die junge Frau ihren Mann vom Felde<br />
heimkehren.<br />
«Um Allahs Willen! Wir sind verloren!»<br />
rief sie aufs höchste erschrocken. «Wenn<br />
mein Gemahl dich sieht, ermordet er uns<br />
beide — schnell, verbirg dich in dieser<br />
Kiste!»<br />
Der knieschlotternde Philosoph besann sich<br />
nicht lange und schlüpfte in den leeren<br />
Kasten, den die Frau hastig verschloss. Dann<br />
lief sie ihrem Gatten entgegen.<br />
«Allah sei Dank, mein Gebieter!» sprach<br />
sie ihn erregt an. «Du kommst gerade zur<br />
rechten Zeit. Ein Fremdling besuchte mich,<br />
ein Philosoph, der ein dickes Buch geschrieben<br />
hat, das von der Frauen List handelt —<br />
jedoch der Mann schien nicht nur weise zu<br />
sein, denn bald wurde er verwegen und redete<br />
zu mir nur von Liebe.»<br />
Die eifersüchtige Wut, in die der Beduine<br />
bei den Worten seines Weibes geriet, war<br />
gering, gemessen an der Todesangst des<br />
Philosophen, der in seinem Versteck jedes<br />
Wort wie einen Dolchstoss fühlte.<br />
«Wo ist der Elende!» schrie der Sohn der<br />
Wüste. «Wo ist der räudige Hund, den ich<br />
mit meinen Händen erdrosseln will?»<br />
«Hier in diesem Kasten,» entgegnete die<br />
Frau und reichte dem Tobenden den Schlüssel.<br />
Mit Tönen, die wie das Brüllen eines verwundeten<br />
Löwen klangen, stürzte sich der<br />
Wütende auf die Kiste — da lachte sein<br />
junges Weib hellauf, lachte und lachte, dass<br />
der Gatte ganz verdutzt zurückschreckte.<br />
«Gewonnen! Gewonnen!» rief sie, vergnügt<br />
in die Hände klatschend, «du nahmst den<br />
Schlüssel, ohne .djateste' zu sagen!»<br />
Da Hess der Mann die Arme fallen und<br />
knickte zusammen.<br />
«0, Weib,» sagte er leise, «gewonnen hast<br />
du — doch du Böse hättest mir den Schreck<br />
ersparen können.»<br />
Artig gab er den Schlüssel zurück und verliess<br />
— ein besiegter Ehemann — das Zelt.<br />
Als er ausser Sicht, zog die junge Frau<br />
den halbtoten Philosophen aus der Kiste<br />
hervor.<br />
«Tiefgelehrter, weiser Herr,» sprach sie<br />
mit feinem Lächeln, «ziehe ruhig deiner<br />
Strasse, aber vergiss nicht, dieses kleine<br />
Stückchen ebenfalls in dein Buch einzutragen.»<br />
P. P.<br />
Bunte Chronik<br />
Das Glück von Edenhall zerbricht.<br />
Das Schloss von Edenhall, dessen junger<br />
Lord einst das Schicksal herausgefordert<br />
hat, ist tatsächlich jetzt dem Abbruch verfallen.<br />
Jahrhundertelang war es die Heimat<br />
der Familie Musgrave, die zu den allerältesten<br />
Geschlechtern Englands gehört. Ihre<br />
Vorfahren sind schon in den Urkunden erwähnt,<br />
die über die Schlacht von Hastings<br />
im Jahre 1066 vorhanden sind, Unter König<br />
Jakob I. erhielten die Musgraves den Grafentitel.<br />
Edenhall war immer wegen seiner<br />
glanzvollen Einrichtung bekannt. Aber noch<br />
bekannter ist der Becher, der von Uhland<br />
besungen worden ist. Es ist ein alter Glasbecher<br />
sarazenischer Herkunft, der wohl aus<br />
den Kreuzzügen stammt und jetzt in der<br />
Bank von England aufbewahrt wird. Vor<br />
Jahrhunderten soll ein Bedienter nachts an<br />
einer heiligen Quelle Wasser geschöpft haben.<br />
Als er sich der Quelle näherte, tanzten<br />
um ihn herum Feen, die beim Anblick des<br />
Menschen schleunigst auseinanderstoben. Der<br />
Diener konnte rasch das wundervolle Glas<br />
ergreifen, aus dem die Feenköniein trank.<br />
Das Glas wurde seitdem in der Familie d«r<br />
Besitzer von Edenhall sorgsam aufbewahrt,<br />
damit sich der Fluch der Feenkönigin nicht<br />
erfüllen sollte. Es handelt sich um einen Becher,<br />
der fast 20 cm hoch und 10 cm breit<br />
ist; er gehört zu den feinsten Trinkgefässen,<br />
die aus dem Mittelalter erhalten sind. Aber<br />
wenn er auch erhalten ist. so hat sich, wie<br />
«Daily Telegraph» berichtet, an Edetihall<br />
doch das Schicksal erfüllt. Das Land ist verkauft<br />
worden, da aber kein Liebhaber für<br />
das Landschloss sich gefunden hat, wird es<br />
jetzt abgebrochen werden.<br />
Vernichtungsfeldzug gegen Tauben.<br />
Die Stadt Asrram hat erst kürzlich «ine<br />
sogenannte «Entrattungswoche» durchgeführt,<br />
der jetzt eine « Enttaubungswoche »<br />
folgen soll. Die Tauben von Agram haben<br />
sich, ähnlich wie die von Venedig, zu einer<br />
wahren Landplage entwickelt, ohne dass sie,<br />
wie in der italienischen Stadt, besonders geschätzt<br />
würden. Ihr Fleisch ist ungen'essbar,<br />
da es nach — Benzin schmecken soll!<br />
Ein Fisch, der sich totkitzeln lässt.<br />
Im Golf von Mexiko lebt ein Stachelfisch<br />
Corbina, welcher sich aufbläht, wenn man<br />
ihn unterm Bauche streichelt. Die Kinder<br />
der Indios machen sich ein Vergnügen daraus,<br />
den Fisch so lange zu kitzeln, bis er<br />
platzt und zusammensinkt.<br />
Erdbeben erschllesst zwei Gasauellen.<br />
Rumänien ist in den letzten Wochen von<br />
mehreren kleinen Erdbeben heimgesucht<br />
worden, die ziemlich viel Unheil anrichtetr"\<br />
der Gemeinde Turan aber Segen brachten.<br />
In unmittelbarer Nähe des Ortes öffneten<br />
sich nämlich Erdspalten, von denen zwei<br />
Gas ausströmten, das industriell nutzbar gemacht<br />
werden kann. Die Bauern, auf deren<br />
Feldern die Erdspalten sich aufgetan haben,<br />
dürften durch die Gasquellen zu Millionären<br />
geworden sein.<br />
Was heisst « blitzschnell» ?<br />
Durch zahlreiche photographische und filmische<br />
Aufnahmen in einem komplizierten<br />
Apparat stellte man fest, dass die Geschwindigkeit<br />
des Blitzes zwischen 20.000—100,000<br />
Kilometer in der Sekunde beträgt.<br />
Handels-'<br />
<strong>1934</strong> — *NM2<br />
idemaim<br />
Eine neue<br />
Erika!<br />
Modell 6 mit vollwertigem<br />
Sei z* ab»« i a-<br />
lor. 44 Tasten, Stechwalze,<br />
normalbreite<br />
Walze, dem wunderbar leichten Anschlag und<br />
allen anderen konkurrenzlosen „Erika