28.02.2018 Aufrufe

E_1934_Zeitung_Nr.042

E_1934_Zeitung_Nr.042

E_1934_Zeitung_Nr.042

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gerausches vom Motor des Panzerautos. Nach<br />

ein paar Minuten Aufenthalt nahm das Bataillon<br />

seinen Marsch wieder auf. Man zog an<br />

einem sehr grossen Eingebornendorf vorbei,<br />

das vor kurzem in Brand gesteckt worden<br />

war. In der weissglühenden Luft schien es<br />

noch zu brennen. Nur die Hunde der Eingeborenen,<br />

die wie Katzen niemals ihre Wohnungen<br />

im Stich lassen, waren dort geblieben<br />

und heulten in die Wüste hinein.<br />

Der Weg stieg allmählich an einem Hügel<br />

empor und schmiegte sich all seinen Vor-<br />

$prüngen und Ausbuchtungen an. An einem<br />

dieser Vorsprünge sprangen die Mokhaznis<br />

vom Pferd, machten die Gewehre schussbereit<br />

und versteckten sich hinter Felsen. Das Bataillon<br />

hielt sofort an. Das grosse Schweigen,<br />

das folgte, wurde nur vom Ticktack der<br />

Schüsse unterbrochen.<br />

Die Kolonne wurde von einer Schar Ait Yafelmans<br />

angegriffen, die auf einem Hügel gegenüber,<br />

der die Strasse beherrschte, aufgestellt<br />

war. In voller Ruhe, als handle es sich<br />

um ein einfaches Manöver auf dem Exerzierplatz,<br />

aber sehr schnell und bestimmt, hatte<br />

sich das Bataillon um die Maschinengewehre<br />

und das Panzerauto gruppiert.<br />

Unterdessen erklomm die erste Abteilung<br />

Maschinengewehre, von zehn Mann mit aufgepflanztem<br />

Bajonett begleitet, den Hügelkamm,<br />

von dem die Schüsse gefallen waren.<br />

Aber dieser Angriff auf den Kopf der Kolonne<br />

war nur eine Finte gewesen, um den Ueberfall<br />

einer andern Schar Ait Yafelmans auf das<br />

Ende des Bataillons zu erleichtern. Und wirklich,<br />

kaum hatte die Maschinengewehrabteilung<br />

den Gipfel des Hügels erreicht, da tauchte<br />

von einem andern Grat her die Schar von<br />

schwarzen Burnussen auf und stürzte sich auf<br />

die Nachhut.<br />

Der Kommandant hatte diesen Angriff vorausgesehen.<br />

Die Läufe aller Maschinengewehre<br />

waren auf einen Uebergang, der überschritten<br />

werden musste, gerichtet, die genau<br />

eingestellten Schüsse warfen einen um den<br />

andern der Angreifer nieder.<br />

In weniger als einer Viertelstunde konnte<br />

das Bataillon den Marsch fortsetzen. Nach<br />

200 Metern trennte sich eine Maschinengewehrabteilung<br />

von der Gruppe und nahm auf<br />

dem Kamm des nächsten Hügels Aufstellung,<br />

um die Mannschaften zu decken, die weiter<br />

als erste abrückten. Unter dem schützenden<br />

Feuer dieser Abteilung zog sich die erste in<br />

guter Ordnung zurück und besetzte den Kamm<br />

eines andern Hügels. Und so wechselte allmählich<br />

jede Abteilung von einem zum nächsten<br />

Hügel in vollkommener Ordnung hinüber,<br />

indem sie den Rücken der andern deckte und<br />

für die Sicherheit des Bataillons sorgte.<br />

Ein solches Manöver heisst im Jargon des<br />

Kolonialkrieges decrochage. Der Marsch des<br />

Bataillons war bis nach Bu-Malem eine einzige<br />

dauernde decrochage.<br />

Man kann sich leicht vorstellen, was für ein<br />

Vergnügen unser Marsch war. Immerhin waren<br />

die Verluste gering: vier Leichtverwundete<br />

und acht Vermisste.<br />

(Schhiss tolgU<br />

„Djateste<br />

Eine kleine Geschichte von der Frauen List.<br />

Um die Geschichte, die hier erzählt werden<br />

wird, zu verstehen, muss man wissen,<br />

dass in Arabien ein Spiel — auch bei uns<br />

ist es bekannt, und zwar unter der Bezeichnung<br />

« J'y pense » — « Ich denke daran » —<br />

im Gebrauch ist, welches in einer Wette be-<<br />

steht, nichts von dem anderen anzunehmen,,<br />

ohne dabei das Wort « diäteste » auszusprechen.<br />

Solch ein Scherzspiel dauert oft<br />

Wochen hindurch, denn beide Teile strengen<br />

nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sondern auch<br />

ihren Scharfsinn an, um einander zu überraschen<br />

und so den Gegenspieler zu verleiten,<br />

ohne an «diäteste» zu denken, etwas anzunehmen<br />

und damit die Wette zu verlieren.<br />

Bin Sufis, der als Philosoph in Dchidda<br />

lebte, hatte — nun ja, er war hübsch, lebensfroh<br />

und nicht unempfindlich gewesen —<br />

jahrelang dem weiblichen Geschlecht gehuldigt,<br />

doch als mit dem Alter der Verstand<br />

gekommen, nahm sich Bin Sufis vor, klüger<br />

und vorsichtiger werden zu wollen. Er<br />

schrieb daher über der Frauen List und<br />

Ränke ein Buch, das er stets auf seinen<br />

Reisen bei sich führte, um sich bei jeder<br />

Gelegenheit daraus Rat holen zu können.<br />

Eines Tages kam Bin Sufis an einem<br />

Beduinenlager vorüber. Am Eingang des<br />

Zeltes hockte eine wunderschöne, gutgewachsene<br />

und junge Frau, die den gebotenen<br />

Gruss freundlich erwiderte und den Fremdling<br />

gastfrei einlud, sich im Zelte auszuruhen.<br />

Der Philosoph hatte kaum Platz<br />

genommen, da fühlte er sich von dem Zauber,<br />

der von dem liebenswerten Weibe ausging,<br />

gefesselt. Da ihn dieses Gefühl nicht<br />

angenehm deuchte — denn ihm .bangte um<br />

die Festigkeit seiner Philosophie —, so nahm<br />

er Zuflucht zu seinem Buch, las und las und<br />

schlug die Augen nicht mehr auf.<br />

Den andächtig Lesenden störte die Frau:<br />

«Es ist wohl ein treffliches Buch, in das<br />

du dich vertiefst?»<br />

«Allerdings,» gab der Philosoph zur Ant-*<br />

wort, «viele Geheimnisse enthält dieses<br />

Buch...»<br />

«Die du mir nicht offenbaren willst?» fiel<br />

ihm mit schmollenden Tönen die Frau in<br />

die Rede.<br />

«Es enthält,» belehrte er sie, «das vollständige<br />

'.eichnis aller Künste schlauer.<br />

Frauen. Du~a da du aus diesem Buch, nichts<br />

Neues lernen könntest, so. dürfte • esÄfk<br />

kaum belustigen.»<br />

«Und bist du wirklich sicher,» lächelte die<br />

Araberin, «dass alle Frauenlisten darin enthalten<br />

sind?»<br />

«Gewiss!» versicherte der Weise, «schrieb<br />

ich doch selbst jene Zeilen. Seite für Seite<br />

nach meinen Erfahrungen...»<br />

«Erfahrungen!» jubelte die schöne Frau.<br />

«Ach, ich bitte dich, erzähle ein wenig aus<br />

deinem Leben.»<br />

Da vergass der Philosoph sein Buch und<br />

alle seine Weisheit. Je kühner er sprach, je<br />

feuriger er erzählte, um so stiller, versonnener<br />

und liebreizender wurde die schöne<br />

Frau. Beider Herzen entflammten. Plötzlich<br />

AUTOMOBIL-REVUE<br />

sah die junge Frau ihren Mann vom Felde<br />

heimkehren.<br />

«Um Allahs Willen! Wir sind verloren!»<br />

rief sie aufs höchste erschrocken. «Wenn<br />

mein Gemahl dich sieht, ermordet er uns<br />

beide — schnell, verbirg dich in dieser<br />

Kiste!»<br />

Der knieschlotternde Philosoph besann sich<br />

nicht lange und schlüpfte in den leeren<br />

Kasten, den die Frau hastig verschloss. Dann<br />

lief sie ihrem Gatten entgegen.<br />

«Allah sei Dank, mein Gebieter!» sprach<br />

sie ihn erregt an. «Du kommst gerade zur<br />

rechten Zeit. Ein Fremdling besuchte mich,<br />

ein Philosoph, der ein dickes Buch geschrieben<br />

hat, das von der Frauen List handelt —<br />

jedoch der Mann schien nicht nur weise zu<br />

sein, denn bald wurde er verwegen und redete<br />

zu mir nur von Liebe.»<br />

Die eifersüchtige Wut, in die der Beduine<br />

bei den Worten seines Weibes geriet, war<br />

gering, gemessen an der Todesangst des<br />

Philosophen, der in seinem Versteck jedes<br />

Wort wie einen Dolchstoss fühlte.<br />

«Wo ist der Elende!» schrie der Sohn der<br />

Wüste. «Wo ist der räudige Hund, den ich<br />

mit meinen Händen erdrosseln will?»<br />

«Hier in diesem Kasten,» entgegnete die<br />

Frau und reichte dem Tobenden den Schlüssel.<br />

Mit Tönen, die wie das Brüllen eines verwundeten<br />

Löwen klangen, stürzte sich der<br />

Wütende auf die Kiste — da lachte sein<br />

junges Weib hellauf, lachte und lachte, dass<br />

der Gatte ganz verdutzt zurückschreckte.<br />

«Gewonnen! Gewonnen!» rief sie, vergnügt<br />

in die Hände klatschend, «du nahmst den<br />

Schlüssel, ohne .djateste' zu sagen!»<br />

Da Hess der Mann die Arme fallen und<br />

knickte zusammen.<br />

«0, Weib,» sagte er leise, «gewonnen hast<br />

du — doch du Böse hättest mir den Schreck<br />

ersparen können.»<br />

Artig gab er den Schlüssel zurück und verliess<br />

— ein besiegter Ehemann — das Zelt.<br />

Als er ausser Sicht, zog die junge Frau<br />

den halbtoten Philosophen aus der Kiste<br />

hervor.<br />

«Tiefgelehrter, weiser Herr,» sprach sie<br />

mit feinem Lächeln, «ziehe ruhig deiner<br />

Strasse, aber vergiss nicht, dieses kleine<br />

Stückchen ebenfalls in dein Buch einzutragen.»<br />

P. P.<br />

Bunte Chronik<br />

Das Glück von Edenhall zerbricht.<br />

Das Schloss von Edenhall, dessen junger<br />

Lord einst das Schicksal herausgefordert<br />

hat, ist tatsächlich jetzt dem Abbruch verfallen.<br />

Jahrhundertelang war es die Heimat<br />

der Familie Musgrave, die zu den allerältesten<br />

Geschlechtern Englands gehört. Ihre<br />

Vorfahren sind schon in den Urkunden erwähnt,<br />

die über die Schlacht von Hastings<br />

im Jahre 1066 vorhanden sind, Unter König<br />

Jakob I. erhielten die Musgraves den Grafentitel.<br />

Edenhall war immer wegen seiner<br />

glanzvollen Einrichtung bekannt. Aber noch<br />

bekannter ist der Becher, der von Uhland<br />

besungen worden ist. Es ist ein alter Glasbecher<br />

sarazenischer Herkunft, der wohl aus<br />

den Kreuzzügen stammt und jetzt in der<br />

Bank von England aufbewahrt wird. Vor<br />

Jahrhunderten soll ein Bedienter nachts an<br />

einer heiligen Quelle Wasser geschöpft haben.<br />

Als er sich der Quelle näherte, tanzten<br />

um ihn herum Feen, die beim Anblick des<br />

Menschen schleunigst auseinanderstoben. Der<br />

Diener konnte rasch das wundervolle Glas<br />

ergreifen, aus dem die Feenköniein trank.<br />

Das Glas wurde seitdem in der Familie d«r<br />

Besitzer von Edenhall sorgsam aufbewahrt,<br />

damit sich der Fluch der Feenkönigin nicht<br />

erfüllen sollte. Es handelt sich um einen Becher,<br />

der fast 20 cm hoch und 10 cm breit<br />

ist; er gehört zu den feinsten Trinkgefässen,<br />

die aus dem Mittelalter erhalten sind. Aber<br />

wenn er auch erhalten ist. so hat sich, wie<br />

«Daily Telegraph» berichtet, an Edetihall<br />

doch das Schicksal erfüllt. Das Land ist verkauft<br />

worden, da aber kein Liebhaber für<br />

das Landschloss sich gefunden hat, wird es<br />

jetzt abgebrochen werden.<br />

Vernichtungsfeldzug gegen Tauben.<br />

Die Stadt Asrram hat erst kürzlich «ine<br />

sogenannte «Entrattungswoche» durchgeführt,<br />

der jetzt eine « Enttaubungswoche »<br />

folgen soll. Die Tauben von Agram haben<br />

sich, ähnlich wie die von Venedig, zu einer<br />

wahren Landplage entwickelt, ohne dass sie,<br />

wie in der italienischen Stadt, besonders geschätzt<br />

würden. Ihr Fleisch ist ungen'essbar,<br />

da es nach — Benzin schmecken soll!<br />

Ein Fisch, der sich totkitzeln lässt.<br />

Im Golf von Mexiko lebt ein Stachelfisch<br />

Corbina, welcher sich aufbläht, wenn man<br />

ihn unterm Bauche streichelt. Die Kinder<br />

der Indios machen sich ein Vergnügen daraus,<br />

den Fisch so lange zu kitzeln, bis er<br />

platzt und zusammensinkt.<br />

Erdbeben erschllesst zwei Gasauellen.<br />

Rumänien ist in den letzten Wochen von<br />

mehreren kleinen Erdbeben heimgesucht<br />

worden, die ziemlich viel Unheil anrichtetr"\<br />

der Gemeinde Turan aber Segen brachten.<br />

In unmittelbarer Nähe des Ortes öffneten<br />

sich nämlich Erdspalten, von denen zwei<br />

Gas ausströmten, das industriell nutzbar gemacht<br />

werden kann. Die Bauern, auf deren<br />

Feldern die Erdspalten sich aufgetan haben,<br />

dürften durch die Gasquellen zu Millionären<br />

geworden sein.<br />

Was heisst « blitzschnell» ?<br />

Durch zahlreiche photographische und filmische<br />

Aufnahmen in einem komplizierten<br />

Apparat stellte man fest, dass die Geschwindigkeit<br />

des Blitzes zwischen 20.000—100,000<br />

Kilometer in der Sekunde beträgt.<br />

Handels-'<br />

<strong>1934</strong> — *NM2<br />

idemaim<br />

Eine neue<br />

Erika!<br />

Modell 6 mit vollwertigem<br />

Sei z* ab»« i a-<br />

lor. 44 Tasten, Stechwalze,<br />

normalbreite<br />

Walze, dem wunderbar leichten Anschlag und<br />

allen anderen konkurrenzlosen „Erika

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!