E_1934_Zeitung_Nr.073
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N° 73 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUb<br />
Sportnachrichten<br />
Am Vorabend von Monza<br />
Am Sonntag : Grosser Preis von Italien.<br />
Grosskampf in Monza.<br />
Kaum ist der erste gewaltige Eindruck<br />
vom schweizerischen Grand Prix in Bern<br />
vorüber, und schon wird wieder fieberhaft<br />
auf einen neuen Kampf gerüstet. In Monza<br />
tritt am kommenden Sonntag der grösste<br />
Teil der internationalen Elite, die auf der<br />
Bremgarten-Rundstrecke zu sehen war, zum<br />
Grossen Preis von Italien an, der über eine<br />
klassische Tradition verfügt, und im internationalen<br />
Autosport eine ganz besondere<br />
Stellung einnimmt. Wiederum wird also<br />
Monza der Ort eines erbitterten Kampfes<br />
sein, trotzdem genau vor einem Jahre sich<br />
dort eine neue Katastrophe abspielte, die<br />
drei hervorragenden Rennfahrern das Leben<br />
kostete. Doch unsere schnellebige Zeit kann<br />
vor solchen Rückschlägen nicht stillstehen,<br />
und so herrscht schon jetzt in den Vortagen<br />
wieder lebhafter Betrieb auf dieser berühmten<br />
europäischen Rennbahn. Bekanntlich ist<br />
diese auf das sonntägliche Rennen hin besonders<br />
umgebaut und bedeutend langsamer<br />
gemacht worden. Wir kommen an anderer<br />
Stelle dieses Blattes in Wort und Bild noch<br />
eingehender auf die Charakteristiken und<br />
den Umbau der Bahn zu sprechen, so dass<br />
wir uns hier nicht mehr näher damit zu befassen<br />
brauchen. Einer der bemerkenswertesten<br />
Vorteile der umgeänderten Piste wird<br />
darin bestehen, dass der Circuit von den<br />
Tribünen aus mehr als zur Hälfte beauem<br />
übersehen werden kann,<br />
Wie schon in der letzten Nummer ausgeführt<br />
wurde, kommt dem diesjährigen<br />
Grossen Preis von Italien eine ganz besondere<br />
Bedeutung zu, da die neuen deutschen<br />
fennwagen mit den französischen und italienischen<br />
Spitzenprodukten am Sonntag<br />
eine weitere Auseinandersetzung auf einem<br />
besonders hindernisreichen Circuit zu bestehe«<br />
haben. Die deutschen Maschinen, die<br />
sich vor allem in den Spitzengeschwindigkeiten<br />
sehr auszeichneten, haben in Monza<br />
noch den Beweis abzulegen, dass sie auch<br />
hinsichtlich der Leistung ihrer Bremsen<br />
und des Getriebes, sowie auch des Anzugsvermögens<br />
und der Wendigkeit gleich vorzüglich<br />
sind. Die italienischen und französischen<br />
Firmen haben gegenüber den deutschen<br />
den Vorteil voraus, über eine jahrelange<br />
Erfahrung zu verfügen, die sie in willkommener<br />
Weise an ihren Wagen verwerten<br />
konnten. Deshalb besitzen auch Alfa Romeo.<br />
Bugatti und Maserati in Monza mehr<br />
Aussichten, als beispielsweise in Bern, dessen<br />
Circuit in jeder Hinsicht das gerade Gegenteil<br />
der umgeänderten italienischen Bahn<br />
arstellt. So darf man wohl sagen, dass noch<br />
m vor einem Grossen Preis dieses Jahres<br />
die Chancen offener waren, als gerade diesmal,<br />
und es musste an Vermessenheit grenzen,<br />
eine eindeutige Prognose stellen zu<br />
wollen.<br />
Auch die Besetzung des Monza-Rennens<br />
haben wir bereits in der letzten Nummer genannt.<br />
Wie in Bern starten für die Auto-<br />
Union Hans Stuck. Momberger und Prinz zu<br />
Leiningen, für Mercedes-Benz Caracciola,<br />
Fagioli und von Brauchitsch, und für die<br />
Scuderia Ferrari Varzi, Chiron. Graf Trossi<br />
und eventuell Comotti. Als Einzelfahrer konkurriert<br />
ferner Brivio mit einem der neuen<br />
Bugatti 3500 cem. Nuvolari wird in Monza<br />
einen neuen Maseratiwagen erstmals erproben,<br />
an dem bis zum Augenblicke noch fieberhaft<br />
gearbeitet wird. Es soll sich dabei<br />
um einen neuen schnellen 6-Zylinder mit einem<br />
Zylinderinhalt von 3500 cem handeln,<br />
von dem man jedoch nicht ohne weiteres<br />
gleich eine Meisterleistung erwarten darf,<br />
da die Maschine am Sonntag erst eine Art<br />
Probefahrt zu bestehen hat. Mit einem Maserati<br />
3000 cem startet als offizieller Vertreter<br />
der Bolosrneser Firma auch Zehender,<br />
während der Schweizer Ruesch und der<br />
Amerikaner Whitney Straight als Maserati-<br />
Einzelfahrer ins Rennen eingreifen. Lord<br />
Howe versucht sein G'ück in Monza mit einem<br />
der bekannten Bugatti 2300-ccm-Modelle.<br />
Die ersten Traininestaee.<br />
Der Trainingsbetrieb auf der umgebauten Rundstrecke,<br />
die sich nun in fertigem Zustande als eine<br />
äusserst interessante Piste erweist, hat bereits<br />
am letzten Montag rege eingesetzt. Den Fahrern<br />
sollte eine möglichst rechtzeitige Fühlungnahme<br />
mit dem neuen Circuit ermöglicht werden. Gleich<br />
von Anfang an wurde denn auch die Bahn zum<br />
Schauplatz eines sehr lebhaften sportlichen Lebens.<br />
Die Deutschen, die auch hier ihre bekannte<br />
Gründlichkeit nicht verleugnen, rückten sofort mit<br />
ihren Maschinen auf. Unter der Ueberwachung des<br />
Rennleiters, Oberingenieur Walb. drehte Sebastian<br />
auf einem Auto-Union-Wagen gleich einige Runden.<br />
Er kam dabei auf die Spitzenzeit von 2 Min.<br />
22 Sek., was einem Durchschnitt von ca. 109 km<br />
entspricht. Auch Alfa Romeo erschien am Nachmittag,<br />
und der Chefmechaniker Marinoni legte<br />
einige erste Runden zurück. Interessanterweise lud<br />
die Auto-Union auch die Fahrer von Mercedes-<br />
Benz und Alfa Romeo ein, sich einmal auf ihren<br />
Maschinen zu versuchen. Chiron, Caracciola und<br />
Varzi machten von 'diesem Angebote Gebrauch. Als<br />
Erster versuchte sich Geier auf einem Mercedes-<br />
Benz und erreichte die Spitzenzeit von 2 Min. 33<br />
Sek. Bedeutend schneller war Caracciola, der bis<br />
auf 2 Min. 25 Sek. kam, was einem Durchschnitte<br />
von 107,2 km/St, entspricht. Da die Gerade vor<br />
den Tribünen 1000 Meter misst, so erreichton die<br />
Wagen auf dieser Strecke dennoch Durchschnitte<br />
von 180 km/St.<br />
Am Dienstag wurde noch bedeutend reger trainiert,<br />
und nun war auch die Auto-Union mit ihren<br />
Fahrern vollständig anwesend. Die Piloten legten<br />
zahlreiche Runden zurück, ohne die Wagen jedoch<br />
zu forcieren. Offensichtlich kam es der technischen<br />
Leitung darauf an, das richtige Uebersetzungsverhältnis<br />
herauszufinden. Auch Ing. Walb<br />
drehte einige Runden. Caracciola und Fagioli waren<br />
an diesem Tage gleichfalls sehr fleissig. Der<br />
Deutsche stellte mit der Zeit von 2 Min. 20 Sek.<br />
das beste Resultat auf (Durchschnitt 110,8 km/St.),<br />
und Fagioli erreichte die Zeit von 2 Min. 22 Sek. Er<br />
hatte im übrigen einen leichten Unfall, der jedoch<br />
glücklich ablief. Die schnellste Runde erreichte<br />
Marinoni mit 2 Min. 21 Sek. 2 Min 2ö 1 ls Sek. erzielte<br />
Whitney Straight. Varzi, Chiron und Comotti<br />
begnügten sich mit einer blossen Inspizierung<br />
der Strecke und etablierten keine nennenswerten<br />
Mittel. Auch Zehender und Ruesch befanden<br />
sich auf der Bahn, um sie einer ersten Besichtigung<br />
zu unterziehen.<br />
Ausserordentlich lebhaft war der Betrieb auf<br />
der Bahn vor allem am Mittwoch. Der Publikumserfolg<br />
übertraf bereits alle Erwartungen, so dass<br />
in grösster' Eile ein provisorischer Bewachungsdienst<br />
organisiert werden musste. Wieder waren<br />
die Deutschen besonders aktiv, und sie erregten<br />
denn auch das grösste Interesse bei den Zuschauern.<br />
Erstmals versuchte sich am Mittwoch auch<br />
Henne mit einem Mercedes-Benz auf der neuen<br />
Piste. Er erzielte dabei als beste-Rundenzeit 2 Min.<br />
und 26 Sek. Der Deutsche ist als eventueller Ersatzfahrer<br />
für die Untertürkheimer Firma gemeldet.<br />
Sehr tüchtig schlug sich auch Fagioli, der immer<br />
mehr aufdrehte und die schnellste Runde in<br />
2 Min. und 20/-5 Sek. zurücklegte. Am meisten<br />
Aufsehen erregte jedoch die Auto-Union, die wiederum<br />
mit allen drei Piloten das Training bestritt<br />
und ganz ausgezeichnete Zeiten aufstellte. Stuck<br />
kam nach einigen ersten Proborunden, während<br />
denen er die Piste gewissermassen «abtastete», auf<br />
Zeiten von 2 Min. 17 Sek. und schliesslich auf<br />
2 Min. 16 Sek., was einem Durchschnitt von 114,09<br />
km/St, entspricht und jedenfalls bis zum Mittwochabend<br />
den Rekord der neuen Strecke darstellte.<br />
Auch Momberger, Sebastian und Prinz Leiningen<br />
waren wieder zu sehen, wobei der letztere ebenfalls<br />
auf die gute Zeit von 2, Min. und 19 Sek.<br />
kam. Am Vormittag, absolvierte Chiron einige<br />
Der Panhard ist ein individueller<br />
Wagen. Er ist in seiner<br />
äussern Gestaltung vollendet<br />
und besitzt alle Finessen des<br />
«Wagens von morgen». Durch<br />
eine Spezialkonstruktion ist<br />
der Ausblick unbehindert. Alle<br />
Fahrmanöver lassen sich bei<br />
jeder Geschwindigkeit lautlos<br />
u, ohne Schaltung durchführen.<br />
blosse Rekognoszierungsrunden mit einem Alfa<br />
Romeo-Ersatzwagen. Besonders lebhaft wurde in<br />
•der Boxe der Scuderia Ferrari gearbeitet, wo mit<br />
grösster Sorgfalt die Bremsen, das Verhalten der<br />
Pneus, die Federung und die Uebersetzungen geprüft<br />
wurden. Die Fahrer dieses Rcnnstalles verhieltens<br />
ich offensichtlich zurückhaltend. Varzi, Comotti<br />
und Graf Trossi waren am Mittwoch gleichfalls<br />
an der Arbeit, dabei erzielte der besonders aktive<br />
Varzi Rundenzeiten von 2 Min. 24 Sek. Da dieser<br />
Grosse Preis voraussichtlich in den Kurven entschieden<br />
wird, wo es um Sekundenbruchteile geht,<br />
bemühte sich Varzi- besonders darum, alle Finessen<br />
der Bahn zu studieren.<br />
Am Spätnachmittag tauchte noch ein Alfa Romeo<br />
mit abgeänderten Vorderradbremsen auf, auf<br />
dem der Chefmechaniker Marinoni einige Versuchsrunden<br />
fuhr. Die Abänderungen der Bremsen bezwecken<br />
eine grössere Kühlung der Bremsbacken<br />
und bestehen aus Luftfängern und Perforationen<br />
der Bremstrommeln. Im übrigen konnte man beobachten,<br />
dass bei den Alfa Romeo-Wagen die Hinterradbremstrommeln<br />
kleiner gewählt worden sind,<br />
wahrscheinlich deshalb, weil man die Beanspruchungen<br />
der Antriebsorgane, die die empfindliche<br />
Stelle dieser 3-Liter-Wagen bilden, vermindern<br />
will.<br />
Den letzten Grossen Preis von Italien gewann<br />
am 10. September 1933 Fagioli auf Alfa Romeo in<br />
2 Std. 51 Min. 41 Sek. (Std-Mittel 174,74 km/St.).<br />
Es sei noch darauf hingewiesen, dass das 500 km<br />
lange Rennen, das über 116 Runden führt, am<br />
Sonntag vormittag um 11 Uhr beginnen wird.<br />
Die Startreihenfolge:<br />
2 4 6<br />
Caracciola Varzi Brivio<br />
(Mercedes-Benz) (Alla Romeo) (Bugatti)<br />
8 10<br />
Nuvolari<br />
Stuck<br />
(Maserati) (Auto-Union)<br />
12<br />
Fagioli<br />
14<br />
Trossi<br />
16<br />
Lord Howe<br />
(Mercedes-Benz)<br />
18<br />
(Alta Romeo)<br />
20<br />
(Bugatti)<br />
Zehendcr Mombcrner<br />
(Maserati) (Auto-Union)<br />
22 24 26<br />
Brauchitsch Chiron Straight<br />
(Mercedes-Benz) (Alta Romeo) (Maserati)<br />
28 30<br />
Leiningen X<br />
(Auto-Union) 32 (AHa Romeo)<br />
Rtieseh<br />
(Maserati)<br />
Das 1. Rundstreckenrennen<br />
von Biella.<br />
Absoluter Erster: Graf Trossi. — Gruppensiege<br />
von Trossi, Nuvolari und Varzi.<br />
Die Stadtrundstreckenrennen sind seit einiger<br />
Zeit zur grossen Mode geworden. Monte Carlo<br />
hat mit dieser Art sportlicher Konkurrenz innert<br />
verhältnismässig kurzer Zeit Schule gemacht. Nach-<br />
dem -'dieses Jahr bereits in Montreux, Vichy und<br />
Nizza solche Rennen stattfanden, hat nun am letz-<br />
Generalvertretung:<br />
Garage Montchoisy S.A.<br />
GENF<br />
Rue Montchoisy 68-70 Tel. 54.714<br />
13 PS 21 PS 24 PS<br />
ten Sonntag auch Italien sein erstes ausgesprochenes<br />
Stadtrundstreckenrennen erhalten. Die kleine<br />
Stadt Biella in Piemont wagte den Versuch und<br />
stellte innert kurzer Frist eine interessante Prüfung<br />
auf die Beine. Noch acht Tage vorher waren<br />
die Organisatoren ganz im unklaren darüber, ob<br />
sie das Rennen überhaupt von Stapel lassen<br />
konnten. Einige Bureaukratenseelen drohten dem<br />
Anlass Hindernisse in den Weg zu legen. Zu dieser<br />
Unsicherheit kam dann noch plötzlich die<br />
Wahrscheinlichkeit einer Absage von Varzi und<br />
Nuvolari. Schliesslich wurde Varzis Erscheinen sichergestellt,<br />
doch Nuvolari hatte keinen Wagen zur<br />
Verfügung. Neue Komplikationen, neue Befürchtungen<br />
— bis dann schliesslich die Scuderia Subalpina<br />
dem Mantuaner einen Alfa Romeo zur Verfügung<br />
stellte.<br />
In sportlicher Hinsicht "wurde dieses Rennen,<br />
das für die italienischen Fahrer eine Art Vorprobe<br />
für Monza bildete, zu einem überraschend grossen<br />
Erfolg. Die Rundstrecke erwies sich als ebenso interessant<br />
wie schwierig und dürfte hinsichtlich<br />
ihrer Kompliziertheit wohl an der Spitze aller<br />
Stadtcircuitis stehen. Wenn sich während des Rennens<br />
auch keine ausgesprochenen Unfälle ereigneten,<br />
so wurden die Tücken der Piste doch in zahlreichen,<br />
gefährlich aussehenden Schleuderbewegungen<br />
der Wagen offenbai<br />
Bekanntlich zerfiel das Rennen in drei Vorläufe<br />
und ein Finale. Die zwei bestklassierten Piloten<br />
jeder Gruppe sowie der absolute beste Dritte<br />
wurden zu dem Schlusslauf über 88 km zugelassen,<br />
während die einleitenden Läufe sich nur über 55<br />
Kilometer erstreckten.<br />
Zum ersten Vorlaufe starteten Graf Trossi (Alfa<br />
Romeo 3000 cem), Biondetti (Maserati 2600 cem),<br />
1 Minozzi (Alfa Romeo 2600 cem), Premoli (Maserati<br />
2300 cem) und Oasareto (Maserati 2500 cem).<br />
Die erste Runde führte Premoli an, der jedoch<br />
seinen Elan schon kurz nachher teuer bezahlen<br />
musste. Sein Wagen geriet in einer Kurve stark<br />
ins Schleudern und schoss über die Fahrbahn hinaus.<br />
Der Fahrer konnte 'das Rennen, nun stark<br />
zurückgefallen, trotzdem fortsetzen. Minozzi hielt<br />
darauf bis zur 5. Runde die Spitze, um diese<br />
dann Graf Trossi abtreten zu müssen. Auch Casereto<br />
fuhr in einer Kurve über die Bahn hinaus<br />
und musste aufgeben. Trossi fand sich bis zum<br />
Schluss unangefochten an der Spitze und beendete<br />
den ersten Vorlauf mit 40 Sek. Vorsprung vor<br />
Minozzi.<br />
Der 2. Vorlauf gab Nuvolari endlich wieder<br />
einmal die Gelegenheit, sich erfolgreich durchzusetzen.<br />
'Er ging sofort nach dem Start mit dem<br />
ihm « gepumpten » Alfa Romeo 2300 cem in Führung,<br />
gefolgt von Farina (Maserati 1500 cem), Balestrero<br />
(Alfa Romeo 2600 cem), Comotti (Alfa Romeo<br />
3000 com), Castelbarco (Maserati 1500 cem)<br />
und Pages (Alfa Romeo 2300 cem). Farina erwies<br />
sich mit seinem Maserati, der erst kürzlich die<br />
Bologneser Fabrik verlassen hat, als ein hervorragender<br />
Könner. Lange Zeit vermochte er sogar<br />
den Angriffen Comottis standzuhalten. Dieser kam<br />
noch kurz vor Schluss des Rennens ebenfalls gefährlich<br />
ins Schleudern und hatte einige Mühe,<br />
den Motor wieder in Gang setzen zu können. Er<br />
verlor damit seine Chancen und fiel auf den 4.<br />
Platz zurück. Farina — die Offenbarung des Tages<br />
— blieb hinter Nuvolari Zweiter und Balestrero<br />
Dritter. Castelbarco verlor seine Chancen wegen<br />
eines notwendigen Pneuwechsels.<br />
Zum dritten und letzten Vorlauf traten Varzi<br />
(Alfa Romeo 3000 cem), Brivio (Bugatti-Sportwagen<br />
2300 cem), Cornaggia (Alfa Romeo 2300 cem), Graf<br />
Lurani (Maserati 1500 cem), Bianchi (Bugatti<br />
1500 cem) und Rovere (Alfa Romeo 2600 cem) zum<br />
Starte an. Varzi hatte keine grosse Mühe, gegen<br />
seine Konkurrenten aufzukommen. Er sicherte sich<br />
ebenfalls gleich von Beginn an die Spitze und beherrschte<br />
die Situation bis zum Schluss. Zu seinem<br />
gefährlichsten Gegner wurde Brivio, der selber<br />
aus Biella stammt und der sich trotz seiner Benachteiligung<br />
mit seinem Bugatti-Sportwagen ausgezeichnet<br />
schlug. Zwischen Graf Lurani und Cornaggia<br />
entwickelte sich ein interessantes Duell, in<br />
das später auch noch Rovere eingriff, der schliesslich<br />
den dritten Platz belegen konnte.<br />
Zum Schlusslauf wurde unter grösster Anteilnahme<br />
des lebhaften Publikums gestartet. Der in<br />
vorderster Linie gelegene Minozzi übernahm zuerst,<br />
gefolgt von Varzi und Farina, das Kommando.<br />
In der 2. Runde wurde er bereits von Varzi nach<br />
hinten gedrängt, und auch Graf Trossi schaffte sich<br />
schnell nach vorn. Nuvolari schien schon von Anfang<br />
an erledigt zu sein, da sich seine Pneus für<br />
diese Strecke nicht gut eigneten und zudem ein<br />
vorderer Stossdämpfer gebrochen war. Er fiel<br />
rasch zurück und musste nach einiger Zeit das<br />
aussichtslos gewordene Rennen aufgeben. In der<br />
5. Runde hatte auch Trossi Minozzi erreicht und<br />
war nun bereits Zweiter geworden. Von dem Augenblicke<br />
an, da die zwei Scuderia Ferrari sich<br />
ungefährdet an der Spitze befanden, setzte zwischen<br />
ihnen ein regelrechtes Katz- und Mausspiel<br />
ein, bei dem jeder Pilot ein solches Mass an Ritterlichkeit<br />
an den Tag legte, dass man sich wahrlich<br />
fragen durfte, ob hier wirklich immer nur der<br />
Stärkere tonangebend war. In der 12. Runde Hess<br />
sich Varzi von Trossi schnappen, und nur zwei<br />
Runden später hatte Varzi wieder Trossi überholt,<br />
während im hinteren Felde der tapfere Farina<br />
Minozzi erreichte. Wenig später musste dann der<br />
letztere wegen Maschinendefektes gleichfalls aufgeben.<br />
In der 25. Runde ging Trossi erneut nach<br />
vorn und nur drei Runden später lag wieder<br />
Varzi an der Spitze. Es dauerte eine Runde, und<br />
wieder war Trossi Erster. Varzi begnügte sich nun<br />
damit, den 2. Platz innezuhalten und überliess<br />
Trossi — der selber ein Sohn Biellas ist — die<br />
Führung. Dieser bremste angesichts des Zieles nach<br />
der letzten Runde ab und wartete, bis auch Varzi<br />
mit ihm auf gleicher Höhe lag. Mit etwas mehr als<br />
einer Radlänge Vorsprung überfuhr dann Trossi<br />
das Ziel als Sieger... So war das Rennen gegen<br />
den Schluss hin mehr zum Spiel geworden, und<br />
die Veranstaltung, bei der es um keine weittragenden<br />
Entscheidungen ging, durfte den Anspruch<br />
darauf erheben, einen Rekord an bewiesener Höflichkeit<br />
und Ritterlichkeit unter den Konkurrenten<br />
erbracht zu haben.<br />
Wir veröffentlichen im folgenden der Genauigkeit<br />
halber noch die folgenden Resultate des Rennens:<br />
Schlusslauf.<br />
1. Trossi (Alfa Romeo 3000), 1 Std. 02' 57" K,<br />
Std.-Mittel 83,871 km/St. 2. Varzi (Alfa Romeo<br />
3000) in 1 Std. 02'57"%; 3. Farina (Maserati<br />
1500) in 1 Std. 03'44" %; 4. Brivio (Bugatti 2300)<br />
in 1 Std. 04' 10" %\ 5. Balestrero Renato (Alfa<br />
Romeo 2600).<br />
Schnellste Runde: Trossi in 1' 29" % (Std.-Mittel:<br />
88,14 km/St.).