E_1934_Zeitung_Nr.086
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N»86 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Weitere Massnahmen gelten ferner dem in<br />
der Kabine hin und her reflektierten, für das<br />
Ohr unter Umständen sehr unangenehmen<br />
Lärm. Polsterung der Sessel und die Kleider<br />
der Passagiere selber wirken hier zwar bis<br />
zu einem gewissen Grade schallabsorbierend,<br />
immerhin scheint es oft notwendig ?u<br />
sein, verschieden stark gespannte besondere<br />
Reflektoren vorzusehen.<br />
Als grössten Erfolg bucht die Sperry Gyroscope<br />
Co. zurzeit die in der Kabine des<br />
bekannten grossen amerikanischen Schnellverkehrsflugzeuges<br />
Douglas DC-2 erzielte<br />
Schalldämpfung. In dieser Kabine soll bei<br />
einer Reisegeschwindigkeit von 320 km/St.<br />
nur noch ein Schall von im Mittel 70 Decibel<br />
vorhanden sein, so dass eine Konversation<br />
auf 2,5 m Distanz ohne Anstrengung möglich<br />
ist. Für ein Verkehrsmittel dieser Geschwindigkeit<br />
in der Tat eine anerkennenswerte<br />
Leistung, welche auf die Frequenz der mit<br />
dieser Maschine beflogenen Luftverkehrslinien<br />
nicht ohne Einfluss bleiben wird.<br />
Die Swissair beabsichtigt, ihren Flugzeugpark<br />
für das Jahr 1935 durch den Ankauf<br />
von vier dieser Douglas DC-2-Flugzeugen zu<br />
modernisieren. So wird den Reisenden, welche<br />
die von der Schweiz ausgehenden Luftverkehrslinien<br />
benutzen, eine durch Zuhilfenahme<br />
aller Hilfsmittel moderner Physik,<br />
Technik und Materialkenntnis erzielte Steigerung<br />
an Reisekomfort geboten werden Letzten Samstag fand in Ölten eine ausserordentliche<br />
Generalversammlung der Aspa statt.<br />
können.<br />
Ed. Amstutz.<br />
Rund 200 Verbandsmitglieder haben an dieser Tagung<br />
teilgenommen, um sich über den Stand der<br />
Strassen<br />
Verhandlungen über das Verkehrsteilungsgesetz<br />
Eine Autostrasse Nuglar-Gempen. Zwi-orientiereschen Nuglar und Gempen, zwei wohlhaben-<br />
Einsetzung einer Spezialkommission Bahn - Auto<br />
zu lassen. Bekanntlich hatte die Generalversammlung<br />
vom 3. März dieses Jahres die<br />
den Dörfern im nördlichsten Zipfel des Kantons<br />
Solothurn, ist eine neue Staatsstrasse und Behörden etwelche Verbesserungen in der ge-<br />
verlangt, um in weitern Besprechungen mit Bahnen<br />
gebaut worden, die bereits am 23. September<br />
dem Verkehr übergeben werden konnte. dieser Spezialkommission, Dr. Brügger, Chur, skiz-:<br />
setzlichen Regelung der Verkehrsteilung zwischen<br />
Schienen und Strasse zu erreichen. Der Vorsitzende<br />
Dadurch erhalten auch die beiden grossen zierte in einem klaren, von Detailproblemen unbelasteten<br />
Expose den Gang der einzelnen Unterhand-<br />
Ortschaften Liestal und Dornach eine direkte<br />
Verbindung, während bisher der grosse Umweg<br />
über Muttenz oder Seewen gemacht Spezialkommission nichts weiteres erzielen könne.<br />
lungsaktionen, um festzustellen, dass auch das<br />
Zentralkomitee über den vorliegenden Status der<br />
werden musste. Die neue Strasse hat eine<br />
Breite von 6 Metern und brachte für die<br />
Dauer von 2 Jahren bis zu 60 Arbeitslosen<br />
Beschäftigung.<br />
lz.<br />
Festlegung der Linienführung der bayrischen<br />
Alpen-Autostrasse. Nachdem die Vorarbeiten<br />
für die deutsche Alpen-Autostrasse<br />
beendet sind, konnte der endgültige Verlauf<br />
dieser, vor allem dem Fremdenverkehr dienenden<br />
Transversale endgültig festgelegt<br />
•werden. Unter Berücksichtigung der. wirtschaftlich<br />
wie 'touristisch günstigen Verhält-<br />
Lästiges Quietschen?<br />
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nisse wird -die bayrische Alpenstrasse eine<br />
Länge von 480 km aufweisen. Sie führt von<br />
Lindau über Oberstaufen nach Sonthofen,<br />
von dort der österreichisch-deutschen QrenZe<br />
entlang führend nach Garmisch-Partenkirchen,<br />
weiterhin dem Walchen- und Tegernsee<br />
folgend nach Bayrisch-Zell und wiederum<br />
parallel der Grenze bis Ruppojding, um<br />
über Reichenhall und Berchtesgaden den Königsee<br />
zu erreichen. Die Baukosten dieser<br />
Queralpenstrasse werden auf 135,5 Millionen<br />
Rm. veranschlagt.<br />
*«§•«»<br />
N«4i<br />
Für den Strassenbau. Die Sektion Zürich<br />
des A. C. S. hat der Liga der Strassenverkehrsinteressenten<br />
des Kantons Zürich angeregt,<br />
in Zürich eine öffentliche Versammlung<br />
abzuhalten, an der die schweizerische Alpenstrasseninitiative<br />
und die Walenseetalstrasse<br />
zur Behandlung gelangen sollen. Da die AIpenstrasseninitiative<br />
auch den Ausbau der<br />
Gotthardstrasse und der Lenzerheide-Julierstrasse<br />
in sich schliesst, dürften damit an<br />
dieser Tagung zwei für Zürich wichtige<br />
Strassenprobleme zur Behandlung gelangen.<br />
V<br />
Kampf<br />
um das Verkehrsteilungsgesetz.<br />
Nach Konstituierung dieser Kommission am 23.<br />
März hiess es schnellstens die gesamte Materie<br />
einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, wobei<br />
sich die Lastwageninteressenten von vorneherein<br />
darüber klar sein mussten, sich einer nicht nur<br />
rechtlichen, sondern auch tatsächlich schwierigen<br />
Situation gegenübergestellt zu sehen, da einerseits<br />
das vom Verband mit 271 gegen 241 Stimmen formell<br />
genehmigte Abkommen mit den S. B. B. und<br />
anderseits die in parlamentarischer Behandlunt befindliche<br />
Gesetzesvorlajre einer materiellen Neuregelung<br />
im Wege standen. Nachdem, der Referent die<br />
einzelnen Richtlinien des Uebereinkommens in Er-,<br />
innerunr rerufen hatte, war gleichzeitig jene Situation<br />
erklärt, von der die Arbeiten der Spezialkom-'<br />
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mission ihren Ausgangspunkt nehmen mussten, und<br />
voa der aus sich aHein daa Erreichte würdigen<br />
lässt. Die mit den Organen der S. B. B. geführten<br />
Verhandlungen zeigten, dass am Zweckgedanken der<br />
Verkehrsteilung im Sinne der Einschränkung der<br />
gewerbsmässigen Transporte nicht vorbeizukommen<br />
war. Der Gang der Gesetzesmaschinerie war auch<br />
schon soweit fortgeschritten, dass an die Ausarbeitung<br />
akzeptabler Gegenvorschläge ebenfalls nicht<br />
gedacht werden konnte. Einen Begriff von der nicht<br />
gerade beneidenswerten Situation der Unterhändler<br />
im Kampf um die Milderung gewisser Gesetzeshärten<br />
erhielten die Verhandlungsteilnehmer durch<br />
das Verlesen einzelner Voten im Parlament, vor<br />
allem durch Auszüge aus den Erklärungen des<br />
ständerätlichen Kommissions-Präsidenten Keller<br />
und solcher des Vorstehers des Eidg. Post- und<br />
Eisenbahndepartementes. Der Referent glaubte der<br />
Auffassung Kellers in diesem Sinne beipflichten zu<br />
können, bei der Verkehrsteilung es doch mit einem<br />
Gesetz zu tun zu haben, das nicht durch spätere<br />
Ausführungs-Bestimmungen "umgangen werden<br />
könne, denn dafür biete schon die mitberatende<br />
Kommission, in die 4 Vertreter der Lastwageninteressenten<br />
zu sitzen kommen, genügenden Schutz.<br />
Dr. Brügger vermittelte alsdann einen Ueberblick<br />
über die Hauptzüge des Konzessionse^stems. Seine<br />
Ausführungen Hessen auch erkennen, dass überall<br />
die Auffassung vorherrsche, in weitgehendem Masse<br />
der gegenseitigen Verständigung, gegenüber dem<br />
starren Zwang den Vorzug zu geben.<br />
Im Verlaufe der Vorhandlungen Hess sich eine<br />
angemessene Abänderung der Strafbestimmungen<br />
erreichen, indem neben der Buesenfällung, für<br />
leichte Uebertretungen auch Warnungen möglich<br />
sind. Damit hatte der Referent die zukünftige Ordnung<br />
zwischen Bahn und Automobil kurz skizziert,<br />
um im folgenden die schwerwiegende Frage der<br />
Entschädigungspflicht anzuschneiden. Aber auch<br />
hier soll es sich gezeigt haben, dass überall der Wille<br />
vorherrsche, daß Entscbädigungsproblem loyal zuerfüllen.<br />
Die Kommission hatte besonders diesen<br />
Fragenkomplex als Schlüsselstellung in ihrer Eingabe<br />
behandelt und die Zusicherung erhalten, dass.<br />
die gestellten Entschädigungsansprüche durch die<br />
beratende Kommission geregelt werden sollen. Vorarbeiten<br />
für diesbezügliche Beschlüsse liegen noch<br />
keine vor. "<br />
Gestützt auf seine Ausführungen überliess es der<br />
Referent jedem Einzelnen, eich ein Bild über die<br />
Tunlichkeit der Referendumsergreifung zu machen.<br />
Wohl stehen alle unter dem Einfluss, dass das Verkehrsteilungsgesetz<br />
mit dem in der Verfassung verankerten<br />
Grundsatz der Gewerbe- und Handelsfreiheit<br />
breche, und es sei vollauf begreiflich, wenn<br />
weite Kreise gegen eine kampflose Hingabe ihrer<br />
verbrieften Rechte opponieren, anderseits sei aber<br />
zu berücksichtigen, dass die aus dem Kriege herausgewachsenen<br />
weltwirtschaftlichen Verhältnisse<br />
der Entwicklung normaler Wirtschaftsbeziehungen<br />
hindernd im Wege stehen. Wegen den überall sich<br />
auftürmenden Schutzmaßnahmen ertöne anderseits<br />
auch immer energischer der Ruf nach einer Einschränkung<br />
der Handels- und Gewerbefreiheit.<br />
Im weitern gab der Referent zu bedenken, dase<br />
der Vorstand der lArpa als solcher an der Aufstellung<br />
des Verkehrsteilungsgesetzes mittewirkt und<br />
den Grundlinien zugestimmt habe. Zudem habe «ich,<br />
die Versammlung vom 15. Juli 1933 in dieser Hinsicht<br />
vertraglich gebunden, wobei nur bei wesent-<br />
"Echen ~Vertragsänderungen ein Rücktritt möglich<br />
Anfertigung<br />
von Automobil-<br />
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sei. Nach Auffassung Brüggers habe die Minderheit<br />
weder-durch einen eindeutigen Protest noch<br />
durch einen Austritt aus.dem Verband ihre Opposition<br />
geltend machen wollen und somit nach auseen<br />
hin den Entscheid stillschweigend akzeptiert Wenn<br />
auch die Vorlage keineswegs befriedige, so finde<br />
sie doch Anerkennung bei den grossen Volksmassen.<br />
Gefährlich sei es, die eigene Kraft zu unterschätzen,<br />
noch gefährlicher aber, auf die Kraft anderer zu<br />
vertrauen. Zudem sei durch das Entgegenkommen<br />
der S. B.B. Vieles erreicht worden, und wenn den<br />
Behörden ein Kampf aufgezwungen werde, so begeben<br />
sich die Lastwagen-Interessenten in eine gefährliche<br />
Situation hinein. Eindringlich warnte der<br />
Referent die Versammlung vor der Einleitung des<br />
Referendumskampfes, denn diejenigen Männer, welche<br />
dazu berufen seien, den toten Buchstaben des<br />
Gesetzes Leben zu verleihen, werden keinen Millimeter<br />
vom gegebenen Worte abweichen.<br />
In der anschliessenden und recht rege benützten<br />
Diskussion kamen vor allem die Auffassungen der<br />
Gesetzesgegner zum Wort, wobei sich durchwegs<br />
eine scharfe Opposition gegen alles, « was von Bern<br />
kommt», geltend machte. Von mehreren Votanten<br />
wurde dringend gebeten, den Referendumskampf<br />
aufzunehmen,' wobei die Frage der Rechtmassigkeit<br />
des Gesetzes, volkswirtschaftliche Gründe, Entschädigungsprobleme<br />
u.a.m. tangiert wurden. Es ist<br />
vollkommen verständlich, wenn sich die gewerbsmässigen<br />
Transporteure zur Wehr setzen, denn<br />
wie ein Appenzeller richtig bemerkte, lassen speziell<br />
im Gebiete der Nebenbahnen die Herrscherallüren<br />
einiger Privatbahndirektoren nichts Gutes voraussehen.<br />
Wenn die Appenzeller-Bahn eine Entschädigung<br />
von rund 1000 Fr. für die Bewilligung, 300 t<br />
Eisenkonstruktionen auf 10 km per Lastwagen<br />
transportieren zu dürfen, ausschlägt, und starrköpfig<br />
auf dem Eisenbahntransport verharrt, dann<br />
allerdings ist schärfste Gegnerschaft verständlich.<br />
Leider kam auch bei den Voten einzelner Opponenten<br />
eine nicht auf vollkommener Höhe stehende<br />
Sachkenntnis und eine oberflächliche und vor<br />
allem mehr gefühlsmässige Beherrschung der Materie<br />
zum Ausdruck. Wenn zum Schlu«6 Kantönsrat<br />
Hafner (Zürich) zu bedenken gab, vor allem die<br />
politische Konstellation zu berücksichtigen, dann<br />
hat er vielleicht noch manchem Gegner die Augen<br />
über das Aussichtslose eines Kampfes geöffnet. Zu<br />
Bedenken dürfte auch die Tatsache Anlass bieten,<br />
dass die Feinde des Automobils, die Eisenbahner,<br />
die Einleitung eines Referendums begrüssen würden.<br />
In Würdigung der gegenwärtigen Situation und<br />
in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Spitzenverbände<br />
Behörden und Politikern gegenüber die<br />
Stange halten und darüber wachen, dass die abgegebenen<br />
Versprechungen auch eingehalten werden,<br />
wurde seitens des Zentralvorstandes die Ergreifung<br />
des Referendums abgelehnt. Mancher dürfte<br />
bei einem richtigen Abwiegen der Vor- und Nachteile<br />
zur Ueberzeugung gelangen, dass bei der Wahl<br />
von zwei Uebeln das Verkehrsteilungsgesetz in seiner<br />
heutigen Formation doch, noch das kleinere<br />
Uebel repräsentiert, das wenigstens zu angemessenen<br />
Tarifen ein erträgliches Auskommen sichert<br />
und mit vielfach zu beachtenden Konkurrenzmethoden<br />
abfährt. Die vom 21. Oktober bis 3. November<br />
unter den Aspa-Mitgliedern zur Durchführung gelangende<br />
Urabstimmung über die eventuelle Ergreifung<br />
eines Referendums wird bald Klarheit<br />
darüber bringen, wie die Würfel noch rollen sollen.<br />
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