E_1934_Zeitung_Nr.092
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N° 92 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUfc<br />
Unbelehrbare Utopisten. Unser Land krank<br />
nicht nur an chronischen Bundesbahndefr<br />
ziten, sondern auch die überwiegende Zahl<br />
unserer Privatbahnen hat unter grossen finanziellen<br />
Sorgen zu leiden. Dessen ungeachtet<br />
wird weiter projektiert, weiter gebaut<br />
und Defizite auf Defizite getürmt. Der<br />
kleine Halbkanton Baselland operiert sei'<br />
Jahren an der Elektrifikation der Walderv<br />
burgerbahn herum. Man scheint steh nun au<br />
ein Projekt geeinigt zu haben, wobei die alte<br />
Spurweite von nur 75 cm beibehalten und<br />
eine Fahrzeitreduktion von einigen wenigen<br />
Minuten erreicht wird. Das dafür abgegebene<br />
einseitige Expertengutachten beweg<br />
sich vollkommen im Gedankengange mittelalterlicher<br />
Verkehrspolitik und spricht z.B.<br />
dem Autobusbetrieb die technische Möglichkeit<br />
ab, im Winter über ein befriedigend<br />
funktionierendes Heizungssystem zu verfügen.<br />
Werfen wir einen Blick auf die Elektrifikatfonspläne<br />
unserer Privatbahnen, so zieh<br />
sich wie ein roter Faden durch alle zusammen<br />
die Behauptung, dass der elektrische<br />
Betrieb das einzig wahre und richtige se<br />
und dass diese Betriebsart allein, speziell in<br />
finanzieller Hinsicht, den Eisenbahnen das<br />
goldene Zeitalter bringen werde. Ueberal<br />
hat man elektrifiziert und die weisse Kohle<br />
nach Möglichkeit ausgenutzt. Die Defizite<br />
sind aber geblieben oder haben sich nur<br />
noch mehr erhöht. Keiner will aber für diese<br />
Entwicklung verantwortlich sein; man schiebt<br />
die Sanierung hinaus und glaubt, das Automobil<br />
immer wieder als Störenfried behandeln<br />
zu können. Solange diese Eisenbahnermentalität<br />
nicht einer objektiven Verkehrsauffassung<br />
Platz macht, solange werden wir<br />
auf Billetten und Frachttaxen indirekte Steuern<br />
zahlen müssen, bis auch die Wirtschaft<br />
sie nicht mehr tragen kann.<br />
Unlängst ist unter dem Vorsitz von Nationalrat<br />
Meyer. Pratteln, die landrätliche Kommission<br />
für die Verbesserung der Waldenburgerbahn<br />
mit Vertretern der interessierten<br />
Gemeinden zu einer Aussprache zusammengetreten.<br />
Es galt vor allem die Frage zu<br />
ventilieren, ob die Waldenburgerbahn elektrifiziert,<br />
der Dampfbetrieb ausgebaut oder<br />
ein Autobusverkehr eingeführt werden soll.<br />
Mehrheitlich sprachen sich die Talgemeinden<br />
und Langenbruck für das Projekt der<br />
Elektrifikation aus. Eine Sonderstellung<br />
nahm die Delegation der Gemeinde Liestal<br />
ein, die den Gedanken eines Ausbaues des<br />
Dampfbetriebes befürwortete. Für die Einführung<br />
eines Autobusbetriebes sprach sich<br />
kein einziger Votant aus. Eine weitere Rundfrage<br />
bezog sich auf die Stellungnahme der<br />
Gemeindevertreter zur Frage der Finanzierung,<br />
wobei 15 % der Gesamtsumme oder<br />
150.000 Fr. die interessierten Gemeinden<br />
aufzubringen haben. Der Betriebsleiter der<br />
Waldenburgerbahn sprach sich zum Schluss<br />
über die Vorzüge der elektrischen Traktion<br />
aus und glaubte, die Auffassung vertreten zu<br />
können, dass das elektrifizierte «Waldenburgerli»<br />
ein merkliche Verkehrssteigerung<br />
bringen werde.<br />
Wir hoffen, dass diejenigen, die sich so<br />
stark für die Elektrifikation einsetzen, welche<br />
bei den gegebenen Traceverhältnissen.<br />
den Strassenkreuzungen und anderer technischer<br />
Mängel ein wirtschaftlicher wie technischer<br />
Unsinn bedeutet, auch für einen Misserfolg<br />
verantwortlich gemacht werden können.<br />
Es ist zum grossen Teil der geduldige<br />
Steuerzahler, der die Beträge für die Elektrifikation<br />
aufbringen muss, während gleichzeitig<br />
der Kanton Baselland die der Bahn<br />
parallel gehende Strasse über den untern<br />
Hauenstein sowieso ausbauen muss. So wie<br />
die Meinungen einmal geformt wurden, hat<br />
es gar keinen Wert, gegen das Elektrifikationsprojekt<br />
Opposition zu machen. Man soll<br />
sich aber später daran erinnern, welche Versprechungen<br />
gemacht wurden und wie demgegenüber<br />
sich die effektiven Betriebsergebnisse<br />
gestaltet haben.<br />
Wy.<br />
Motorisierungspläne der Reichsbahn. Unabhängig<br />
von der Neuregelung des Güter-<br />
Fernverkehrs mittels Lastwagen ist die<br />
deutsche Reichsbahn bemüht, ein Netz von<br />
Kraftwagenlinien aufzuziehen, das teils mit<br />
eigenen Lastwagen, teils mit gemieteten<br />
Fahrzeugen bedient werden soll. Zwecks<br />
Realisierung dieses Projektes hat die Reichsbahn<br />
mit rund 400 Unternehmern sogenannte<br />
Beschäftigungsverträge abgeschlossen. Zurzeit<br />
dürften im Güterdienst mit Lastwagen<br />
etwa 750 Linien mit einer gesamten Kilometerlänge<br />
von 30.000 km betrieben werden.<br />
Schon während des ersten Halbiahres <strong>1934</strong><br />
erhöhte sich die Fahrleistung auf diesen Linien<br />
ungefähr um das Doppelte, indem die<br />
Zahl der Motorzug-Kilometer von 46.076 auf<br />
89,879 anstieg. Auf Grund • der Motorisierungspläne<br />
der Reichsbahn wird Ende <strong>1934</strong><br />
der im Güterdienst eingesetzte Fahrzeugbestand<br />
der Lastwagen etwa 2400 Einheiten<br />
betragen. Trotz dieser starken Zunahme<br />
bleibt dem Lastwagen auch in Zukunft ein<br />
weiter Betätigungsraum offen. Obschon sich<br />
von 1931 bis Mitte <strong>1934</strong> die Zahl der beförderten<br />
Gütertonnen mehr als vervierfach<br />
hat, so machen doch die im Lastwagenver<br />
kehr beförderten Gütermengen vorerst nu:<br />
etwas mehr als 8 % des gesamten Stück<br />
gutverkehrs auf der Schiene aus. -my<br />
Deutsche Kraftverkehrswirtschaft Nach dei<br />
neuesten Untersuchungen wird der Jahres<br />
Umsatz der deutschen Kraftverkehrswirt<br />
Schaft auf 4,2 Milliarden Rm. geschätzt. Ei<br />
setzt sich zusammen aus Umsätzen von Er<br />
zeugung, Handel und Verbrauch. Die stark«<br />
Verflechtung der Automobilmdustrie mit de<br />
verschiedenen Vor- und Hilfsindustrien is<br />
ebenso' vielgestaltig wie die Einflüsse de 1<br />
Motorfahrzeugbetriebes auf das Wirtschafts<br />
leben. Eine Belebung des Motorfahrzeugver<br />
kehrs bedeutet daher nicht nur einen Aufschwung<br />
der Automobilindustrie und de;<br />
Automobilhandels, sondern auch einen sol<br />
chen für die verschiedensten Wirtschafts<br />
zweige. Der Neuwagenhandel wird für da;<br />
laufende Jahr auf 120 Millionen Rm. ge<br />
schätzt. An Geldern für die Fahrerausbildung<br />
wurden 65 Mill. Rm. ausgegeben, während<br />
die Versicherungen rund 200 Mill. Rm<br />
beanspruchten. Für die Instandsetzung de<br />
Motorfahrzeuge wird mit einem Jahresbe<br />
trag von 235 Mill. Rm. gerechnet, währenc<br />
für die Wagenpflege rund 265 Mill. Rm. verausgabt<br />
werden dürften. An Löhnen beziehen<br />
die Fahrer und Beifahrer jährlich 900<br />
Mill. Rm., wogegen die im Strassenbau beschäftigten<br />
Arbeiter Lohnentschädigungen in<br />
der Höhe von 215 Mill. Rm. ausbezahlt erhal<br />
ten, der Altwagenhandel bringt 276 Mill. Rm.<br />
ein und der Reiseverkehr 300 Mill. Diese<br />
vom eigentlichen Motorfahrzeugbetrieb aus<br />
strahlenden Beschäftigungen mit der darau<br />
fussenden Arbeitsbetätigung bringt somii<br />
jährlich einen Betrag von 2576 Mill. Rm. ein<br />
Der Umsatz der Motorfahrzeugindustrie inkl.<br />
der Zuibehörindustrie wird auf jährlich 590<br />
Mill. Rm. geschätzt, wobei die Bezüge aus<br />
den Basisindustrien wie Hochöfen. Walzwerken,<br />
Metallschmelzen und Glasfabriken, Säge<br />
werken, Farben- und Lackfabriken, Lederund<br />
Leimfabriken sowie Webereien nich<br />
inbegriffen sind. Der Umsatz der Reifenfabriiken<br />
wird auf 160 Millionen Rm. geschätzt,<br />
während die Treibstoffwirtschaft mi<br />
einem solc* 1 "" von 850 Mill. Rm. beteiligt ist<br />
StWfilXS4Bn<br />
Stahlstrassenbau In der Schweiz. Bekanntlich<br />
hat man im Ausland verschiedentlich<br />
versucht, dem Eisen oder Stahl durch Verwendung<br />
im Strassenbau grössere Absatzmöglichkeiten<br />
zu verschaffen. Diesbezügliche<br />
Versuche sind bisher vor allem in Deutschand<br />
und Grossbritannien vorgenommen worden.<br />
Nun wagt man auch in der Schweiz das<br />
Experiment, um die sog. «eisernen Strassen»<br />
auszuprobieren, indem ein rund 300 m 2 umfassendes<br />
Strassenstück in Winterthur als<br />
Versuchsstrecke ausgebaut wird. Der Winterthurer<br />
Versuch stützt sich auf eine deutsche<br />
Erfindung, wobei die Armierung, d. h.<br />
die zu Rosten zusammengefassten sechsseitigen<br />
Gusseisenroste durch eine Holzträgerkonstruktion<br />
in die richtige Flächenlage<br />
gebracht und dann in einem Abstand von ca.<br />
1 cm vom chaussierten Boden mit Gussasphalt<br />
fixiert werden. Die wie Bienenwaben<br />
aussehende Scheiben erhalten alsdann eine<br />
Füllung von Walzasphalt. Mit dieser Konstruktion<br />
bezweckt man das WeMen und das<br />
ntstehen von Schlaglöchern im Asphalt zu<br />
verhindern. Trotz der stark reduzierten Belagdichte<br />
wird die Lebensdauer durch Stahleinlagen<br />
wesentlich erhöht, wobei die Gestehungskosten<br />
nicht viel grösser sein sollen<br />
als bei einer guten Asnhaltstrassendedke. Es<br />
kommt nicht von ungefähr, dass dieser Versuch<br />
gerade im Zentrum der schweizerischen<br />
Maschinen- und Metallindustrie ausprobiert<br />
wird, indem diese Strassenbautechnik für<br />
die einheimische Metallindustrie gewisse Arbeitsmöglichkeiten<br />
schafft, wurden doch z. B.<br />
die 15O0 eingebauten Gusseisenrohre für die<br />
Versuchsstrecke an der Schaffhauserstrasse<br />
von den Sulzerwerken hergestellt. Sollte sich<br />
dieser Versuch bewähren und auch die<br />
Ouadratmeterkosten sich in einem tragbaren<br />
Verhältnis bewegen, so dürfte sicherlich mit<br />
iner stärkern Anwendung dieser Bautechnik<br />
in der Schweiz gerechnet werden, welche<br />
speziell dort von Vorteil sein soll, wo<br />
die Strassenzüge unter einem starken Lastwagenverkehr<br />
zu leiden haben. a<br />
Die Sinserbrücke. Unter Führung des zugerischen<br />
Baudirektors fand kürzlich eine<br />
Besichtigung der für die neue Brücke in<br />
rage kommenden Baustellen statt. Von den<br />
3 in Vorschlag gebrachten Varianten wurde<br />
diejenige mit direkter Einmündung ins Dorf<br />
Sins einstimmig abgelehnt. Dagegen scheint<br />
Variante I, die eine Ueberbrückuntc der<br />
Reuss 30 m oberhalb der Jetzigen Brocke<br />
•orsieht, ernstlich erwogen zu werden. Es<br />
wurde beschlossen, dass sich der zugerische<br />
Regierungsrat mit den aargauischen Behörden<br />
in Verbindung setzen solle, um einen<br />
ngemessenen Beitrag für den neuen<br />
Brückenbau zu erhalten.<br />
Eine psse Ueberraschung für 1935<br />
Die grösste englische Firma bringt den neuen<br />
MORRIS „EIGHT"<br />
auf den Markt<br />
8/24 PS - 6 Steuer-PS - 7Liter Benzin und 50 Gramm Oel auf 100 km<br />
90 Stundenkilometer ohne Lärm und ohne Erschütterung<br />
Der neue<br />
RIS EIGHT"<br />
• Der Wagen, der nach den neuesten und modernsten<br />
Grundsätzen konstruiert ist. Ausführung aus nur<br />
ganz hervorragendem englischen Stahl; erstklassige<br />
Zubehöre. Aerodynamische Form. Am INTER-<br />
NATIONALEN AUTOMOBIL-SALON in PARIS<br />
- Oktober <strong>1934</strong> - war er die Sensation der ganzen Schau.<br />
* Der neue MORRIS EIGHT erringt damit den<br />
Erfolg, der ihm dank seiner vorzüglichen Qualität<br />
von selbst zukommt. Der schweizerischen Kundschaft<br />
bedeutet er die Verwirklichung einer längst<br />
* erwarteten Notwendigkeit.<br />
• Dieser Wagen, der speziell für Bergstrassen konstruiert<br />
ist, besitzt einen Hochleistungsmotor, ein<br />
äusserst starres, kreuzverstrebtes Chassis, eine durch<br />
Stossdämpfer ausgeglichene Federung, sehr stark<br />
wirkende, hydraulische Lockheed - Bremsen, sowie<br />
unabhängige Handbremsen.<br />
* Die Karosserle ist sehr sorgfältig ausgeführt und<br />
mit allen englischen Schikanen ausgerüstet. Sämtliche<br />
Scheiben aus „Triplex" - Sicherheitsglas,<br />
Schiebedach, besonders für bequeme Bergfahrten.<br />
Luxusausstattung, Celluloselackierung; sämtliche<br />
Zubehörteile verchromt.<br />
• Die Morris Eight - Chassis werden in 6 verschiedenen<br />
Karosserie-Typen geliefert:<br />
Spider, 2 Plätze, Gepäckkoffer, kompl. Verdeck<br />
Torpedo, 4 Plätze, Gepäckträger, komplett. .<br />
Innenlenker, 4 Plätze, 2 Türen<br />
Innenlenker, 4 Platze, 2 Türen, Schiebedach .<br />
Innenlenker, 4 Plätze, 2 Türen, Schiebedach .<br />
Fr. 3600.-<br />
Fr. 3700.-<br />
Fr. 3900.-<br />
Fr. 4000.-<br />
Fr.4200.-<br />
G e n e r a l a g e n t u r f ü r die S c h w e i z :<br />
Grand Garage Place Ed. Claparede S.A., Genf<br />
Telephon 41.244 Telephon 41.244<br />
CH. NIGG, ADMINISTRATOR