E_1935_Zeitung_Nr.026
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Bern, Dienstag, 26. März <strong>1935</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 26<br />
ßet Alkohol fängt es an den Jxiq...<br />
De» QefäMkhe Wusty<br />
F E U I L L E T O N<br />
Mannequin.<br />
Roman von Fannie Hurst.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Die Nachtmähler in den billigen italienischen<br />
Restaurants, wo die Kellner dicke Suppen<br />
mit dem Daumen im Teller servierten,<br />
ekelten sie an. Weine wie rote Tinte. Die<br />
menschenerfüllten Untergrundbahnen zur<br />
Theaterzeit. Galeriesitze. Die runden Sessel<br />
in den Sodawasserläden. Dann nach Hause<br />
im Gedränge der Untergrund, wenn der Kopf<br />
des müden Nachbarn sich gerade noch genügend<br />
aufrecht halten konnte, um sich nicht<br />
auf ihre Schultern zu senken.<br />
Und die traurige Uebung, diese Männer, die<br />
ihr an solchen Abenden fragwürdige Zerstreuung<br />
verschafften, in jener Entfernung<br />
-tu halten, die aHein sie erträglich machte.<br />
So hatte sich in Orchfd während der Jahre<br />
harter Schulung in der Welt der einzigen<br />
Männer, die sie kannte, eine spröde Bitterkeit<br />
entwickelt.<br />
Es war ein Spiel, sie mit ihren eigenen<br />
Waffen zu schlagen.<br />
Etwas wie ein Frohlocken erfüllte sie dann,<br />
wenn sie die Türe ihres Wohnhauses einem<br />
Mann ins Gesicht schlagen konnte, der, die<br />
Schuhspitze dazwischen gestellt, glaubte,<br />
Wie • gefährlich wohlschmeckender Whisky<br />
werden kann, erfuhr in diesen Tagen der<br />
Australier George Steers, der als Boss einer<br />
aus fünfzehn Mitgliedern bestehenden Bande<br />
bisher ein schönes Leben in Frankreich geführt<br />
hatte. Unter seiner Leitung pflegten<br />
seine Leute englischen Provinzlern mit Aktienschwindeleien<br />
das Geld aus der Tasche<br />
zu ziehen. Hin und wieder arbeitete er selbst<br />
mit, wie in dem Falle Hansard, wo er diesem"<br />
Herrn unter allerlei Vorwänden zehntausend<br />
englische Pfund zu entlocken verstand.<br />
Da Mr. Steers das Klima der englischen<br />
Insel nicht zusagte, machte er sich in<br />
Paris ansässig und schickte sein Personal<br />
nach Deutschland, Italien und in die Schweiz<br />
auf Arbeit.<br />
So hätte er weiterhin das Leben eines geachteten,<br />
wohlhabenden Mannes führen können,<br />
wenn er nicht eine Vorliebe für geistige<br />
Getränke und gelegentlich auch für eine<br />
Prise Kokain gehabt hätte. George Steers<br />
wollte also wieder einmal sein Bankguthaben<br />
auffüllen und machte aus diesem Grunde auf<br />
einem Kanaldampfer die Bekanntschaft eines<br />
biederen Kapitäns, der gerade aus seiner<br />
englischen Heimat nach Italien unterwegs<br />
•war, um dort das Kommando eines Schiffes<br />
zu übernehmen. Steers Hess alle Künste seiner<br />
Konversation spielen, bezauberte den alten<br />
Seebär mit Scherzen und Hess auch<br />
' nicht locker, als sie in Dieppe den Zug nach<br />
Paris bestiegen.<br />
Kapitän Qranville hörte sich die Plaudereien<br />
des Fahrgastes noch eine Weile an und<br />
sprach auch dem ausgezeichneten Whisky<br />
zu, den der freundliche Herr immer wieder<br />
einschenkte, der selbst eine grössere Anzahl<br />
von Gläsern leerte, durch die er in eine<br />
sichtlich gute Stimmung versetzt wurde.<br />
Dann ermüdete aber der sturmgewohnte<br />
Seemann, sei es durch das Geschwätz, sei<br />
es durch den Whisky des Passagiers, er<br />
setzte sich in eine Ecke des Coupes und<br />
schlief ein. Steers schenkte sich endgültig<br />
•das fünfzehnte und letzte Glas ein, dann ging<br />
er an die Arbeit und zog dem schlafenden<br />
Kapitän die Brieftasche aus dem Rock, in<br />
der ein Kreditbrief auf die Mannschaftslöhne<br />
des Schiffes, das Granville übernehmen<br />
sollte, und sein Reisepass enthalten waren.<br />
Aber Steers war nicht mehr der alte. Eine<br />
.kleine Schwäche durchzuckte den grossen<br />
Mann, der gute Whisky tat ein Uebriges, und<br />
plötzlich lag er dem Schläfer auf der Brust.<br />
Dieser wachte sofort auf und erblickte den<br />
redseligen und splendiden Reisegefährten mit<br />
der offenen Brieftasche in der Hand. Augenblicklich<br />
war Granville munter und gab<br />
Steers einen Boxhieb gegen das Kinn. Der<br />
Australier sprang auf, zog einen Revolver<br />
und hieb mit dem Griff nach dem Kopf seines<br />
Gegners. Der Hieb glitt ab, sie rangen miteinander<br />
und währenddessen gelang es<br />
Granville, die Notleine zu ziehen. Als der<br />
Schaffner erschien, erklärte Steers, der alte<br />
Herr wäre betrunken, und der Kapitän behauptete<br />
dasselbe von Steers. Bei ihrer Ankunft<br />
in Paris untersuchte die Polizei auf jeden<br />
Fall das Gepäck beider Passagiere.<br />
Während die Koffer Kapitäns Granvilles in<br />
Ordnung waren, fand man bei Steers eine<br />
Anzahl gefälschter Dokumente und Kreditbriefe,<br />
ferner gebündelte Hundertpfundnoten,<br />
«Glauben Sie mir, Doktor», sagte Rodin<br />
leise, «— das ist das schwerste Erlebnis der<br />
Einsamkeit: dass man eine Frau hat und<br />
dennoch allein ist! Dass man nachts neben<br />
einem geliebten Menschen wach liegt, ihn atmen<br />
hört und seine Träume nicht weiss! Und<br />
ihm immer und immer so unendlich fremd<br />
bleibt »<br />
Dr. Wenk sagte nichts darauf. Manchmal<br />
zog er an seiner Zigarre, dann glühte im<br />
Dämmer das Feuer auf. Rodin konnte das<br />
Gesicht des anderen nicht sehen, aber er<br />
fühlte, dass ihn etwas bewegte, dass er nach<br />
Worten suchte — und Hess ihm Zeit.<br />
Es lag eine bedrückende Stille über dem<br />
Zimmer, in dem sich die beiden Männer gegenüber<br />
sassen. Leise bauschten sich die<br />
Gardinen der Balkontür im Winde und zeigten<br />
einen dunklen Himmel, der ohne Sterne<br />
war. Unruhig lief «Trix», die alte Dackelhündin,<br />
um die Beine der Schweigenden. Rodin<br />
strich ihr über die langen Hängeohren, die<br />
an den Enden so samtig waren wie die Flügel<br />
eines Schmetterlings.<br />
Da begann draussen ganz plötzlich mit<br />
dicken Tropfen dichter Regen zu rauschen.<br />
Es war wie eine Erlösung.<br />
Robert Wenk strich sich über die Stirn,<br />
als erwachte er aus einem tiefen Traum.<br />
Seine Stimme war belegt, sie zitterte unsicher.<br />
Er sprach erst zögernd, fast unwillig,<br />
dann hastig und impulsiy, als müsste ersieh<br />
endlich all die aufgespeicherte Qual vom<br />
Herzen spülen :<br />
«Einsamkeit? Was wissen Sie von Einsamkeit!<br />
Sie lieben Ihre Frau und werden wieder<br />
geliebt! Alle Ihre Zweifel sind Hirngespinste!<br />
Sie haben Kinder, ein Heim, einen<br />
Garten — überall ist Frieden und Glück!<br />
Aber ich — wollen Sie die Geschichte eines<br />
wahrhaft Einsamen hören — die kürzeste<br />
und unbedeutendste Geschichte der Welt?<br />
Sie ist altmodisch und wirkt banal und war<br />
doch stark genug, mein Leben für immer zu<br />
zertrümmern! Vergangenheit, Verlust, Tod<br />
und Erinnerung werden so leicht sentimental<br />
— aber es gibt Nächte ><br />
Wenk unterbrach sich einen Moment und<br />
nahm hastig einen Schluck aus dem Glase,<br />
das ihm der Hausherr gefüllt hatte. Dann<br />
begann er wieder:<br />
durch eine Table d'höte oder ein Nachtmahl<br />
berechtigt zu sein, ihr die Stiegen hinaufzufolgen.<br />
Gewöhnlich malte sich in Orchids von<br />
dunklen Wimpern verschleierten hellgrauen<br />
Augen eine anmassende Freude darüber, dass<br />
wieder einer die Rechnung ohne die Wirtin<br />
gemacht hatte.<br />
Idaleen gehörte zu jenen Mädchen, deren<br />
geschlechtliches Leben diese Dinge für Orchid<br />
zu rechtfertigen schien. Und auch Cora<br />
May, eine Kollegin Idaleens aus der Spitzenabteilung,<br />
die zu Hause lebte.<br />
Und wenn Orchid eine ebenso widerliche<br />
wie unvermeidliche Frechheit zurückwies,<br />
glaubte sie, dass sie auch im Namen von<br />
Idaleen und Cora May dem in Frage stehenden<br />
Mann gegenüber anmassend sein müsse.<br />
Idaleen und Cora May hätten bestimmt darüber<br />
gelacht. Miss Don Quixote im Kampf<br />
gegen Windmühlen — wenn die beiden gewusst<br />
hätten, dass sie es so bezeichnen konnten.<br />
Aber trotzdem empfand es Orchid kaum<br />
weniger bitter; im Namen aller Mädchen, die<br />
es nicht wagten oder denen nichts daran lag,<br />
wählerisch zu sein, lehnte sie ab.<br />
Eines Tages brach sich ein Mädchen mit<br />
dem erfundenen Namen Leland Deland den<br />
Knöchel. Es geschah im Französischen Saal<br />
des Titanic, am ersten Tage einer besonders<br />
gross angekündigten Modeschau von importierten<br />
Abendkleidern,<br />
echte und falsche gemischt. Steers gab sich<br />
für einen Bankiers aus London aus, der diese<br />
Werte in einer Pariser Bank anlegen wollte.<br />
Als man sein Gesicht mit den Porträts des<br />
Verbrecheralbums verglich, stellte sich heraus,<br />
dass man den langgesuchten Betrüger<br />
Steers gefangen hatte.<br />
3)&t MsdÜeds&estuA<br />
«Es war in Lugano, nachts auf der Promenade!<br />
Ich war aus Zürich gekommen und<br />
wollte für ein paar Stunden die süsse Luft<br />
des südlichen Frühlings kosten. Der letzte<br />
schmerzliche Walzer der Kurkapelle war<br />
verklungen und die Sterne standen so funkelnd<br />
am Himmel, wie ich es noch nie gesehen<br />
hatte.<br />
Da setzte sich ein junges Mädchen zu mir<br />
auf die Bank. Das Licht einer Laterne färbte<br />
ihr Gesicht geisterhaft, nur die Augen glänzten<br />
in dunklem Feuer. Es war still um uns;<br />
der Duft vieler Blumen berauschte wie süsser<br />
Wein. Als sie ein leichtes Tuch um ihre<br />
Schultern schlang, verlor sie ihr weisses<br />
Filzhütchen vom Schoss. Ich hob es auf und<br />
berührte dabei ihre Hände. Ihr Mund lächelte<br />
ein wenig. Wir sassen lange und sprachen<br />
kein Wort. Endlich beugte ich mich zu<br />
ihr — da legte sie ihren Kopf zurück und<br />
gab mir ihren Mund. Dabei schluchzte sie<br />
plötzlich bitterlich auf, dass ich mit ihren<br />
Küssen auch die Tränen trank. Und mir<br />
war, als flössen diese Tränen in mein Blut —<br />
Sie hiess — nennen wir sie Gabriele! Und<br />
sie war sehr krank; um zu sterben war sie<br />
nach Lugano gekommen. Als junges, blühendes<br />
Geschöpf fuhr sie mit mir zurück —<br />
denn der Liebe ist die Kraft des Wunders<br />
gegeben. Und wir liebten uns sehr. Es begann<br />
eine selige Zeit, ein Ueberschwang des<br />
Glücks, bis — ja, bis ich Margot kennenlernte.<br />
Margot war die Tochter meines Chefs.<br />
Sie war eine grosse, strahlende Frau, neben<br />
der alles andere verkümmerte. Erst hatte<br />
ich Mitleid mit Gabriele, dann aber fasste<br />
ich. doch den Entschluss, mit ihr zu brechen.<br />
Will, man Karriere machen, darf man sich<br />
nicht von Sentiments beirren lassen!<br />
Feige, wie ich war, schrieb ich ihr, dass<br />
wir uns trennen müssten, für immer ! Nach<br />
zwei Tagen erhielt ich ihre Antwort: sie<br />
war einverstanden. Nur wollte sie mich<br />
noch einmal besuchen, das allerletzte Mal.<br />
Es war ein bitterkalter Wintertag, an<br />
dem sie in der ersten Dämmerung .zu mir<br />
kam. Ich stand am Fenster und sah ihr entgegen.<br />
Sie trug das weisse Filzhütchen, das<br />
uns zusammengeführt hatte. Und ganz plötzlich<br />
musste ich an Lugano denken und an<br />
die ersten Küsse. Und ich fühlte, dass ich<br />
sei noch immer liebte und niemals aufhören<br />
würde, sie zu lieben. Wie war es überhaupt<br />
möglich gewesen, an einen Abschied zu<br />
denken? Was ist die schönste Karriere ohne<br />
Liebe? Ich Tor! Aber noch war es ja nicht<br />
zu spät, und alles musste gut werden.<br />
Ich wollte sie um Verzeihung bitten und<br />
ging ihr entgegen. Der Fahrstuhl kam mit<br />
leisem Surren empor, doch, die Tür blieb geschlossen.<br />
Sollte ich mich geirrt haben. Ich<br />
riss das Gitter zurück und fand sie<br />
Sie war in der puppenhaften Art der Mannequins<br />
eine kurze Treppe von drei mit rotem<br />
Teppich belegten Stufen hinuntergegangen;<br />
und zufällig, dass es fast so schien, als wäre<br />
sie kaum mehr als gestolpert, kippte ein Fuss<br />
in seinem kleinen geschmückten, stark ausgeschnittenen<br />
Schuh um, dass zwei Knochen des<br />
Sprunggelenkes brachen.<br />
' Für Orchid, die gerade ein Achtundneunzig-Cent-Nachtjäckchen<br />
unten in der Wäscheabteilung<br />
verkaufte, war dieses Unglück von<br />
folgenschwerer Bedeutung.<br />
Enggedrängte Frauen schauten über die<br />
Schultern der Vorstehenden in den Französischen<br />
Saal, um so etwas von der gross angekündigten<br />
Modeschau der für die neue Saison<br />
gerade angekommenen Modelle zu sehen.<br />
Natürlich meistens Frauen, die schliesslich an<br />
einem der Tische unten in der Halle eine<br />
Haushaltungsschürze für einen Dollar achtundneunzig<br />
Cent kauften^<br />
Leland Deland war das einzige Mädchen<br />
in der nicht allzu stark besuchten französischen<br />
Abteilung des grossen Warenhauses<br />
mit volkstümlichen Preisen, das Anspruch auf<br />
wirkliche Eignung als berufsmässiger Mannequin<br />
erheben konnte. Die beiden andern Mädchen,<br />
die von der Modell- und Kleiderabteilung<br />
beigestellt worden waren, mussten, wenn<br />
sie über die rosa Samttreppen hinunterstiegen,<br />
die Kleider um die Hüften zusammenstecken.<br />
hilfslos auf dem Boden liegend. Sie war von<br />
der Bank gesunken, rotes Blut tropfte auf<br />
das kleine, weisse Filzhütchen. Mir war es,<br />
als wären es glühende Tropfen, die zerstörend<br />
auf mein Herz fielen. Ein Revolver entfiel<br />
ihrer festgekrampften Hand, als ich sie<br />
ins Zimmer trug »<br />
Zwischen den beiden Männern war langes<br />
Schweigen. Der Regen hatte nachgelassen;<br />
die alte Fahnenstange knarrte im Winde.<br />
«Trix» war am Kamin eingeschlafen, ihr<br />
graues Schnäuzchen zitterte im Traume.<br />
Wenk stand auf: » Nun, Rodin, jetzt wissen<br />
Sie wohl, was Einsamkeit ist und können<br />
begreifen, warum ich allein geblieben<br />
bin, es immer bleibe — — ><br />
Rodin sagte nichts, aber er drückte ihm<br />
beide Hände. Dann sah er ihm noch lange<br />
nach, wie er seinen einsamen, späten Weg<br />
über die regennasse Strasse antrat, über der<br />
sich die kleinen Bäume im Winde bogen.-<br />
, R.H.K.<br />
&uHnewnye(t an die T)amen=<br />
Sternfahrt 2wüs:St.9laphaM<br />
Anfangs dieses Jahres wurde dem Schweizerischen<br />
Damen-Automobilclub durch den A. C. S.<br />
eine Einladung zum «7e Rallye feminin Paris-<br />
St Raphael> überreicht. Zwei Mitglieder der<br />
Sektion Bern entschlossen sich, mit ihren Wagen<br />
daran teilzunehmen. In der Qlubsitzung vom<br />
15. März wurden die heil Wiedergekehrten freudig<br />
begrüsst und Frau A. Glaser, eine der Teilnehmerinnen,<br />
Präsidentin des Schweizerischen<br />
Clubs, berichtete über ihre «Abenteuer» ungefähr<br />
folgendes:<br />
45 Wagen standen am 27. Februar in<br />
Paris-Orly, Vieille Poste, zum Start bereit,<br />
Frau A. Glaser, die Präsidentin des Schweizer.<br />
Damen-Automobil-Glubs, mit ihrem Wagen, dem<br />
sie bei der Damentourenprüfungsfahrt Paris—St.<br />
Raphael führte.<br />
Nach dem Zwischenfall des gebrochenen<br />
Knöchels begann ein eifriges und unnützes<br />
Herumtelephonieren.<br />
Einer der Kontrolleure, der Orchid jeden<br />
Tag auf seinem Weg zum Lunch durch ihre<br />
Abteilung bemerkt hatte, schlug sie vor. « Unten<br />
in der Wäscheabteilung haben wir ein<br />
wunderschönes blasses grauäugiges Mädel.<br />
Mit pechschwarzem Haar. Wie ein Teufel.<br />
Man könnte es mit ihr versuchen.»<br />
Zum erstenmal in ihrem Leben fühlte an<br />
diesem Nachmittag Orchid das angenehme<br />
Schmeicheln von blumenblattfarbenem Samt<br />
auf ihrem Fleische und sah, wie ein aus<br />
Frankreich importiertes Kleid nach dem andern<br />
über die Weisse ihrer Haut gläsizend<br />
niederfloss.<br />
Kränze und Girlanden...<br />
Es war seltsam, dass für Orchid die wichtige<br />
Woche ihrer Beförderung aus der Wäscheabteilung<br />
zu einer doppelten Eigenschaft<br />
als Verkäuferin und Mannequin im Französischen<br />
Saal auch die Woche ihres ersten Zusammentreffens<br />
mit Martin Innesbrook sein<br />
sollte. Seltsam, wie wichtige Dinge zusammentreffen.<br />
Wie in Rudeln.<br />
Die Frau eines einflussreichen Mitgliedes<br />
der Gesetzgebenden Körperschaft in Washington<br />
hatte gerade die herausfordernde<br />
Aeusserung getan, dass jede Amerikanerin<br />
für dreihundertfünfzig Dollar im Jahr gut<br />
angezogen sein könne. (Fortsetzung folgt.)