E_1935_Zeitung_Nr.029
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29 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
den Üanlon«<br />
Zürcher Verkehrsgesetz. Der Zürcher Kantonsrat<br />
hat am 25. März die Vorlage für das<br />
neue kantonale Verkehrsgesetz zu Ende beraten.<br />
Nach Vornahme einiger Aenderungen<br />
an den Strafbestimmungen des Gesetzes<br />
wurde Art. 65 betreffend Blutentnahme wie<br />
folgt neu redigiert: « Die Polizei- und Untersuchungsbehörden<br />
sind berechtigt, bei jeder<br />
an einem Verkehrsunfall beteiligten Person,<br />
die als angeschuldigt oder als geschädigt in<br />
Betracht kommt, bei Verdacht der Angetrunkenheit<br />
durch einen Arzt eine sofortige Blutentnahme<br />
anzuordnen. »<br />
Einer regen Diskussion rief ein Wiedererwägungsantrag<br />
dar Bauernpartei, wonach die<br />
Einnahmen aus Motorfahrzeugsteuern und<br />
Gebühren sowohl vom Kanton wie von den<br />
Städten Zürich und Winterthur nur für<br />
die Strassen erster Klasse Verwendung finden<br />
dürfen. Die Vertreter der Städte setzten<br />
sich für die vom Rat früher beschlossene Fassung<br />
dieses Artikels ein, wonach diese die<br />
Erträgnisse auch für Strassen II. Klasse verwenden<br />
dürften. In der Abstimmung wurde<br />
der Antrag der Bauernpartei mit grossem<br />
Mehr abgelehnt, was dann in der Schlussabstimmung<br />
dazu führte, dass die Bauernfraktion<br />
das Gesetz verwarf und wohl auch<br />
in der Volksabstimmung der Vorlage Opposition<br />
ansagen wird. — Auf Antrag von Herrn<br />
M. Gassmann, Vizepräsident des A. C. S., kam<br />
man noch auf Art. 63 zurück, wobei seinem<br />
dringenden Postulat der protokollarischen<br />
Einvernahme des Führers oder Halters vorgängig<br />
des Entzuges des Führerausweises, in<br />
der Weise entsprochen wurde, dass dem Entzug<br />
eines Ausweises der Halter bzw. Führer<br />
> durch die kantonale Polizeidirektion auf Verlangen<br />
ein Protokoll aufzunehmen sei, wobei<br />
dieses Begehren innert drei Tagen nach Mitteilung<br />
des vorläufigen Entzuges zu stellen<br />
ist<br />
In der Schlussabstimmung wurde die Vorlage<br />
mit 121 zu 50 Stimmen angenommen.<br />
Damit ist nun das neue kantonale Verkehrsgesetz,<br />
welches in den letzten zwei Jahren<br />
einen solch grossen und langen Leidensweg<br />
zurückzulegen hatte, vorläufig vom Kantonsrat<br />
genehmigt worden. Es soll auf den<br />
1. Januar 1936 in Kraft treten, selbstverständlich<br />
"vorbehaltlich der Zustimmung des Zürcher<br />
Volkes. Die zürcherischen Verkehrsinteressentenverbände<br />
sehen sich nun vor die<br />
ziemlich heikle Aufgabe gestellt, ob sie das<br />
Gesetzeswerk, welches zugegebenerfnassen<br />
Was SIE suchen, finden SIE in der<br />
ihren berechtigten Postulaten nur, zu einem<br />
kleinen Teil Rechnung trägt, annehmen wollen<br />
oder nicht. Es ist zu bedauern, dass besonders<br />
die finanziellen Verlangen der Verkehrsinteressenten<br />
unberücksichtigt geblieben<br />
sind. Wenn auch eine allgemeine Reduktion<br />
der Verkehrssteuern aus finanziellen Erwägungen<br />
für den Kanton heute nicht tragbar<br />
ist, so wäre es bei gutem Willen doch möglich<br />
gewesen, gewissen finanziellen Erleichterungen<br />
zuzustimmen, ohne dass die Kantonsfinanzen<br />
dadurch zu sehr in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden wären. Wenn einmal<br />
all die Steueransätze im Gesetz verankert<br />
sind, wird es ausserordentlich schwer halten,<br />
sie später ändern zu können. Man wird dann<br />
vielleicht zu spät einsehen, dass es zweckmässiger<br />
gewesen wäre, gewisse finanzielle<br />
Erleichterungen zu gewähren und sa die Motorfahrzeuge<br />
im Verkehr zu halten, wodurch<br />
das ganze Wirtschaftsleben besser alimentiert<br />
worden wäre. Nachdem nun dies nicht geschehen<br />
ist, wird in den kommenden Jahren<br />
die Ausserbetriebsetzung zahlreicher Motorräder<br />
und Autos andauern; und der Leidtragende<br />
wird dabei der Kanton sein, indem<br />
er weniger Verkehrssteuern bezieht, dagegen<br />
um so mehr Arbeitslose durchzuhalten hat. V<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Die Alpenstrasseninitiative und der bundesrätliche<br />
Gegenvorschlag vor dem Nationalrat. In seiner<br />
Sitzung vom 1. April behandelte der Nationalrat<br />
die Alpenstrasseninitiative und den bundesrätlichen<br />
Gegenvorschlag, nachdem der Ständerat bekanntlich<br />
letztern unter Ablehnung der Initiative<br />
angenommen hatte.<br />
Ueber dieses Geschäft referierten namens der<br />
nationalrätlichen Kommission Hardegger (St. Gallen)<br />
und Dr. Rochat (Lausanne). Sie beantragt<br />
ebenfalls Ablehnung der Initiative] unter Genehmigung<br />
des bundesrätlichen Gegenvorschlages und<br />
unter Zustimmung zu den kleinen redaktionellen<br />
Aenderungen und der Erweiterung der Geltungsdauer<br />
des Bundesbeschlusses von 10 auf 12 Jahre,<br />
wie die Vorlage aus der Behandlung des Ständerates<br />
hervorging. Als Hauptgründe gegen die Jnitiative<br />
führten die Kommissionsreferenten aus, dass'<br />
diese den Bau der Alpenstrassen, statt den Kantonen,<br />
dem Bunde überbinden wolle. Die Initiative<br />
gehe auch zu weit, wenn sie den Ausbau der Alpenstrassen<br />
und der Zufahrtsstrassen verlangte. Es<br />
müssten sich in der Praxis zweifellos Schwierigkeiten<br />
ergehen, indem mehr oder weniger jede<br />
Strasse des Flachlandes eine Zufahrtslinie zu einer<br />
Alpenstrasse darstelle. Bei Berücksichtigung der<br />
zur Verfügung stehenden Mittel müsse auf den<br />
gleichzeitigen Ausbau der Zufahrtsstrassen verzichtet<br />
werden. Ganz unannehmbar sei auch die<br />
Höhe der aufzuwendenden Mittel und der Weg,<br />
auf dem diese Aufwendungen gemäss der Initiative<br />
beschafft werden sollen. Die Kommission ist der<br />
Ansicht, dass sich ein Zuschlag auf den Benzinzoll<br />
noch rechtfertige und begründet dies mit den ungleich<br />
höheren Benzinpreisen des Auslandes. Immerhin<br />
soll im Interesse des Fremdenverkehrs darauf<br />
Bedacht genommen werden, dass unser Benzinpreis<br />
auch weiterhin beträchtlich unter den ausländischen<br />
Ansätzen stehe.<br />
In der allgemeinen Umfrage ergriff als erster<br />
Votant Dr. Stadler (Uster), Präsident des Initiativkomitees,<br />
das Wort. Er hält den vom Bundesrat<br />
beantragten jährlichen Beitrag von Fr. 7 Mill. als<br />
ungenügend. Die. Strassenlasten werden auf diese<br />
Weise noch zu viel auf die Automobilisten abgewälzt.<br />
Ueberhaupt gehe die bundesrätliche Botschaft<br />
zu sehr davon aus, dass hauptsächlich die Automobilisten<br />
die Nutzniesser der Strasse seien. Ein jährlicher<br />
Beitrag von Fr. 7 Mill. sei zu bescheiden für<br />
die Verbindung dieser Arbeiten mit einer grosszügigen<br />
Arbeitsbeschaffung. Besonders für die Bergbevölkerung,<br />
die verhältnismässig wenig von den<br />
landwirtschaftlichen Stützungsaktionen profitiere,<br />
würde dies eine willkommene Hilfe bedeuten.<br />
Schliesslich spricht die militärische Bedeutung des<br />
Ausbaues der Alpenstrassen für eine grössere Beitragsleistung.<br />
Andere Länder machen für den Ausbau<br />
der Alpenstrassen ungleich höhere Aufwendungen.<br />
Der Redner empfiehlt deshalb Annahme<br />
der Initiative.<br />
Der Vorsitzende schreitet hierauf zur Beratung<br />
des bundesrätlichen Gegenvorschlages über den<br />
« Ausbau der Strassen und des Strassennetzes im<br />
Alpengebiet».<br />
Dr. Stadler beantragt hierzu, den jährlichen Beitrag<br />
von Fr. 7 auf 10 Mill. zu erhöhen. — Vonmoos<br />
(Graubiinden) beantragt Erhöhung auf 8 Mill.<br />
und ist der Ansicht, dass der Bund dadurch auf<br />
dem Gebiet der Arbeitslosenfürsorge entlastet werde.<br />
— Dr. Meuli (Chur) ist ebenfalls für Fr. 8 Mill.<br />
jährliche Beitragsleistung und betont, dass der kommende<br />
Benzinzollzuschlag für den Bund bei einer<br />
Erhöhung von 3 Rp. pro Liter Fr. 8,4 Mill. ausmache.<br />
— Demgegenüber weist Baumann (.Aargau)<br />
darauf hin, dass dem Bund etwas mehr als die regulären<br />
7 Mill. zur Verfügung stehen müssen, damit<br />
er den in der Vorlage vorgesehenen Bestimmungen<br />
auf ausnahmsweise Erhöhung der Beiträge<br />
für finanzschwache Kantone nachkommen könne.<br />
Man sollte'es deshalb bei den 7 Mill. bewenden lassen.<br />
— Bundesrat Etter teilt mit, dass der Bundesrat<br />
ursprünglich nur Fr. 6 Mill. vorgesehen hatte;<br />
auf seinen Antrag wurden dann 7 Mill. bewilligt,<br />
aber nur mit Stichentscheid des Vorsitzenden; ein<br />
höherer Beitrag würde deshalb vom Bundesrat<br />
kaum akzeptiert werden.<br />
In der Abstimmung entscheidet sich der Nationalrat<br />
mit grosser Mehrheit, in TJebereinstimmung<br />
mit Bundesrat und Ständerat, für einen Jahresbeitrag<br />
von Fr. 7 Mill., nachdem Dr. Stadler seinen<br />
Antrag auf 10 Mill. zugunsten des Antrages auf<br />
8 Mill. zurückgezogen hatte. — In der Schlussabstimmung<br />
wird die ganze Vorlage mit 82 Stimmen<br />
ohne Gegenstimme angenommen.<br />
Der Antrag Dr. Stadler auf Annahme der Initiative<br />
wird mit 77 gegen 9 Stimmen abgelehnt und<br />
mit 77 Stimmen ohne Gegenstimme gemäss der bundesrätlichen<br />
Vorlage über die « Begutachtung der<br />
Alpenstrasseninitiative » beschlossen. Volk und Ständen<br />
-idie Verwerfung zu beantragen. -<br />
Der Ständerat beschloss anlässlich der Bereinigung<br />
der Differenzen in seiner Sitzung vom 3. April<br />
Festhalten an der Geltungsdauer des Bundesbeschlusses<br />
von zehn Jahren, entgegen dem Beschluss<br />
des Nationalrates, der die Geltungsdauer<br />
von 10 auf 12 Jahre erweitert hat, was im Gesamtkredit<br />
14 Millionen mehr ausmacht<br />
Der Nationalrat hielt aber seinerseits an einer<br />
Geltungsdauer des Bundesbeschlusses von 12 Jahren<br />
fest. Das Geschäft kam also nochmals vor den<br />
Ständerat. Die ständerätliche Kommission beantragte<br />
nunmehr Zustimmung zum nationalrätlichen<br />
Beschluss, da dadurch ein eventueller Rückzug der<br />
Initiative am ehesten gegeben sei. In seiner Donnerstag-Sitzung<br />
stimmte der Ständerat dem Kommissionsantrag<br />
zu und nahm in der Schlussabstimmung<br />
die so aus der Beratung hervorgegangene<br />
Vorlage mit 28 Stimmen gegen diejenige Sondereggers<br />
an.<br />
ae.<br />
Errichtung einer Postgarage in St. Moritz. Die<br />
bundesrätlicbe Botschaft an die Bundesversammlung<br />
über den Ankauf eines Bauplatzes und die Errichtung<br />
einer Postgarage in St. Moritz verlangt<br />
einen Kredit von 396.000 Fr., um den fehlenden Üaterkunftsmöglichkeiten<br />
für 6—7 Wagen im Sommer<br />
und 1—2 im Winter abzuhelfen. Die projektierte<br />
Garage wird zwischen St. Moritz-Bad und St. Moritz-Dorf<br />
zu stehen kommen und enthalten: einen<br />
Garagetrakt mit Waschraum und Werkstätte, in<br />
dem 8 Postautos eingestellt werden können, einen<br />
Magazintrakt mit Bureau, 2 Garagen, Telephonmagazin,<br />
Toiletten- und Garderobenanlagen, der<br />
Raum für 2 Post- und 3 Dienstwagen bietet, sowie<br />
einen Wohnhaustrakt. In der Botschaft wird<br />
auf die Verkehrsentwicklung auf den Bündner<br />
Strassen hingewiesen und dass zur Bewältigung<br />
des gesamten Postautoverkehrs neue Massnahmen<br />
ergriffen werden müssen. Wenn schon die bisherigen<br />
Verhältnisse die Errichtung einer neuen<br />
Garage samt Werkstatt in St. Moritz rechtfertigen,<br />
so dränge sich eine rationelle Lösung auch im<br />
Hinblick auf die in den nächsten Jahren zu erwartende<br />
Verkehrsentwicklung auf. Der Betrieb auf<br />
den Kursstrecken Maloja und Julier sei in ständiger<br />
Zunahme begriffen. Die Oeffnung der Julierstrafise<br />
während der Wintersaison erschließe<br />
dem Sportbetrieb neue Betätigungsgebiete und<br />
weise dem Postauto vermehrte Aufgaben zu. Ferner<br />
sehe man mit grossem Interesse der Eröffnung der<br />
im Bau begriffenen Gandrjastrasse entgegen, die<br />
als letztes Teilstück der direkten Autoverbindung<br />
St. •Moritz-Lugano dazu angetan sein werde, die<br />
beiden grossen Fremdenzentren einander näher zu<br />
bringen. Aus diesen Gründen ersucht der Bundesrat<br />
die Bundesversammlung, dem Kreditbegehren<br />
von 396.000 Fr. die Zustimmung zu erteilen. a<br />
Autobusbetrieb der Stadt Schaffhausen. Im März<br />
<strong>1935</strong> wurden auf der 4,4 km langen Autobiisstrecfee<br />
48.913 Personen gegenüber 49.759 in der entsprechenden<br />
Periode des Vorjahres befördert, woraus<br />
Einnahmen in der Höhe von 10.732 (11.006) Fr.<br />
resultierten. In den ersten 3 Monaten dies'es Jahres<br />
wurden insgesamt 146.343 (144.118) Passagiere<br />
transportiert, die Einnahmen im Betrage von Fr.<br />
31643. (31.349) erbrachten, denen aber Fr. 38.066<br />
(37.887) betragende Ausgaben gegenüberstehen, so<br />
dass sich die Mehrausgaben im I. Quartal <strong>1935</strong> auf<br />
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