E_1935_Zeitung_Nr.029
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No 29<br />
II. Blatt<br />
BERN, 5. April <strong>1935</strong><br />
N« 29<br />
II. Blatt<br />
BERN, 5. Aprü <strong>1935</strong><br />
TT^ «§••»• Rundschau<br />
Bessere Automobilbeleuchtung.<br />
Je schneller und komfortabler die Automobile<br />
in den letzten Jahren geworden sind,<br />
um so stärker hat sich die Mangelhaftigkeit<br />
ihrer Beleuchtungsanlage bemerkbar gemacht.<br />
Wohl in keiner anderen Hinsicht lässt<br />
der moderne Wagen noch so viel zu wünschen<br />
übrig, wie in der Wirksamkeit und<br />
Wirkungsweise der Beleuchtung, obschon unbestreitbar<br />
auch in dieser Beziehung wesentliche<br />
Fortschritte zu verzeichnen waren.<br />
Als man seinerzeit von der Azetylen-Beleuchtung<br />
zur elektrischen Beleuchtung überging,<br />
glaubte man Licht in Hülle und Fülle<br />
zur Verfügung zu haben. Bei den fast um<br />
das Doppelte angewachsenen modernen<br />
Reisegeschwindigkeiten ist aber, trotz den<br />
Bremsverbesserungen, der Bremsweg unverhältnismässig<br />
stark angewachsen. Dementsprechend<br />
sind auch die Ansprüche an die<br />
Reichweite der Beleuchtung viel höher geworden.<br />
Bereits prüft man den Gedanken, die grossen<br />
Durchgangsstrassen mit eigener ortsfester<br />
Beleuchtung zu versehen. Wenn bei<br />
grosser Verkehrsdichte diese Beleuchtungsart<br />
auch das Gegebene ist, so darf im gleichzeitigen<br />
Interesse der Wirtschaftlichkeit und<br />
der Sicherheit die Weiterentwicklung der<br />
Automobilbeleuchtmig doch nicht vernachlässigt<br />
werden. Auf Strassen und in Gegenden<br />
mit kleiner Verkehrsdichte wird man sich<br />
den Luxus einer ortsfesten Beleuchtung niemals<br />
erlauben können. Zur Verminderung<br />
der Unfallgefahr ist man also nach wie vor<br />
auf die Verbesserung der Automobilbeleuchtung<br />
angewiesen.<br />
Die Verwendung stärkerer Scheinwerfer-<br />
Glühlampen allein führt nicht zum Ziel. Dagegen<br />
sollte durch Vervollkommnung der<br />
Scheinwerfer-Optik noch manches zu erreichen<br />
sein. Bei den gegenwärtigen Systemen<br />
wird der Fahrer sowohl durch sein eigenes<br />
Licht, wie auch durch das der anderen Motorfahrzeuglenker<br />
ständig gestört und im Erkennen<br />
von Gefahren behindert. Nicht eigentlich<br />
der Mangel an Lichtintensität ist es, der<br />
so störend in Erscheinung tritt, als vielmehr<br />
die mangelhafte Lichtverteilung.<br />
Beim Betrachten der Abbildung 1 erkennt<br />
man, dass nur ein verhältnismässig kleiner<br />
Teil des von der Glühlampe ausgestrahlten<br />
Lichtes durch den Scheinwerfer «behandelt»<br />
wird. In einem Winkel von 40 Graden werden<br />
vorerst alle Strahlen durch den Glühlampensockel<br />
abgefangen. In einem Winkel<br />
von je 55 Grad nach oben und nach unten<br />
gehen ausserdem alle Strahlen neben dem<br />
Parabolspiegel vorbei. Den Reflektor treffen<br />
von den ursprünglich 360 Graden ausgfestrahlten<br />
Lichtes nur noch 210 Grad. Bei besonders<br />
flachen Reflektoren sind es häufig<br />
noch viel weniger.<br />
Was geschieht nun mit den Strahlen, die<br />
im Bereich von 110 Grad neben dem Reflektor<br />
austreten? Eine nähere Untersuchung<br />
zeigt, dass der untere Teil von ihnen zwar<br />
die Nahbeleuchtung verbessert, dass aber<br />
dennoch der grösste Teil die Sicht nur be-<br />
Abb. 1.<br />
hindert. Die Strahlen bilden vor dem Wagen<br />
einen mehr oder weniger sichtbaren Schleier,<br />
auf den sich das Auge unbewusst einstellt<br />
und der dadurch die Sicht in die Ferne<br />
schwächt. Besonders deutlich zeigt sich diese<br />
Erscheinung bei Nebel. Durch die, wie in Abbildung<br />
2 dargestellt, schräg aufwärts verlaufenden<br />
Strahlen C entsteht dann vor dem<br />
Wagen vollends eine weisse Wand, die fast<br />
undurchsichtig ist. Jeder Automobilist weiss<br />
aus eigener Erfahrung, dass man in solchen<br />
Fällen, um doch noch in die Ferne sehen zu<br />
können, die Beleuchtung viel besser löscht<br />
oder stark abdämpft. Aber selbst schon bei;<br />
Abb. 2.<br />
Abb. 3.<br />
leichtem Dunst oder staubiger Luft wirken<br />
sich die aufsteigenden Strahlen auf die Fernsicht<br />
schädlich aus. Der Vorhang vor dem<br />
Wagen kann dann immer noch heller sein<br />
als es die Objekte in einiger Entfernung<br />
sind, so dass diese dem Auge gar nicht mehr<br />
bemerkbar werden.<br />
Anzustreben ist eine ScheinwerfeT-Optik,<br />
die, wie in Abbildung 3 skizziert, alle freien,<br />
aufwärts gerichteten Strahlen zurückhält<br />
oder horizontal oder abwärts abbiegi In<br />
Amerika wurden kürzlich Versuche mit derart<br />
in ihrer Wirkung abgeänderten Scheinwerfern<br />
vorgenommen. Anscheinend erbrächten<br />
sie zwar noch keine endgültige Lösung<br />
des Problems. Aber ihr Erfolg war dennoch<br />
deutlich genug.<br />
Abbildung 4 zeigt eine Anordnung, bei welcher<br />
eine spezielle Glühlampe verwendet<br />
wurde. Im Glaskolben der Glühlampe ist<br />
vor dem Glühfaden ein kleiner Metallfeflektor<br />
untergebracht, der einen Teil des nach<br />
vorn ausgestrahlten Lichtes durch seine sphärische<br />
Form gegen den Parabolspiegel zurückwirft.<br />
Es wird so nicht nur der ; grösste<br />
Abb. 4.<br />
Teil der nach vorn gerichteten Strahlen abgehalten,<br />
sondern auch noch eine bessere<br />
Lichtausbeute der Glühlampe erreicht. Dadurch,<br />
dass der kleine Reflektor in der Glühbirne<br />
nicht ganz kreisrund ist und in der<br />
Mitte eine kleine Öeffnung hat, wird eine für<br />
die Nahbeleuchtung noch genügende direkte<br />
Lichtstrahlung ermöglicht. Durch entsprechende<br />
Formung des kleinen Reflektors lässt<br />
sich überhaupt die Lichtverteilung weitgehend<br />
variieren. So kann z. B. die Nahbeleuchtung<br />
nach der rechten Strassenseite hin<br />
oder nach den beiden Wagenseiten hin, intensiver<br />
gestaltet werden als in der Richtung<br />
der Wagenmitte, wo sie mehr oder weniger<br />
zwecklos ist.<br />
Die folgenden Abbildungen zeigen Anordnungen,<br />
bei welchen gewöhnliche Glühlampen<br />
vorgesehen wurden und bei denen die<br />
bessere Lichtverteilung nur durch optische<br />
Aenderungen des normalen Scheinwerfersystems<br />
zustande kommt. So wurde im Fäll,<br />
den Abbildung 5 wiedergibt, ein spezielles<br />
Vorsatzglas mit einem daran befestigten<br />
Blechkonus angewandt. Wie man sieht, fängt<br />
der Konus T den grössten Teil der nach<br />
vorn gerichteten Strahlen ab. Für die direkte<br />
Nahbeleuchtung sind nur kleine^ Ausschnitte<br />
unten und seitlich im Konus vorgesehen.<br />
Das Vorsatzglas hat einen {zwar<br />
nicht unbedingt nötigen) Prismenschliff, der<br />
die vom Parabolspiegel herkommenden Strahlen<br />
noch fächerförmig über die Strasse ver-<br />
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