E_1935_Zeitung_Nr.029
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der Wanderwege bestmöglich zu unterstützen.<br />
Bereits sind folgende Wanderrouten in<br />
Aussicht genommen:<br />
1. Baden - Lägern - Dielsdorf; - Heitersberg -<br />
Bremgarten und - Zürich; Baden - Würenlos -<br />
Höngg; - Zurzach; - Brugg; - Lenssburg.<br />
2. Zurzach - Baden; - Kaiserstuhl; - Brugg;<br />
- Laufenburg.<br />
3. Laufenburg ausser den in 1 und 2 genannten:<br />
über Frick nach Aarau.<br />
4. Brugg - Höhenweg; - Laufenburg; - Scherzberg<br />
- Wildegg; - Gebensdorfer Hörn; - Mellingen<br />
- Maiengrün - Bremgarten.<br />
5. Bremgarten- Seetal - Hallwylersee;,- Muri;<br />
- Lenzburg.<br />
6. "Wynen- und' Seetal: Aarau - Luzern.<br />
Aarau - Homberg. Hallwylersee - Luzern. Hallwylersee<br />
- Lenzburg - Lindenberg - Eichberg.<br />
Um den Hallwylersee und nach Zofingen - Sursee.<br />
7. Rheinfelden - gegen den Kanton Baselland;<br />
- Mumßf - Stein - Laufenburg; - Sonnenberg -<br />
Aarau; -Vamsburg - Aarau; - Frick - Benken -<br />
Aarau; - Kaiseraugst - Nusshof - Färnsburg.<br />
8. Aarau nimmt die zuführenden Routen ab<br />
und sieht weitere vor nach Ölten, Zofingen und<br />
nach dem Höhenweg.<br />
0. Bereits wurden auch die Verbindungen zwischen<br />
den aargauisch-zürche rischen<br />
Grenzgebieten vom Rhein bis ins Freiami<br />
vereinbart.<br />
In engster Fühlungnahme mit dem aargauischen<br />
Kantonalkomitee steht der Schweiz.<br />
Juraverein, der se.it Jahrzehnten in vorbild-s<br />
Iicher Weise den Jura-Höhenweg von Brugg<br />
bis Neuenburg markiert und unterhält. Er<br />
hat an die Kosten von Wanderwegen, die<br />
zum Jura weg führen, Beiträge bis zu 50%<br />
zugesichert. Ferner beabsichtigt er, die Organisation<br />
des Kantons Solothurn an die<br />
Hand zu nehmen.<br />
Eine erste Aussprache der schweizerischen<br />
Interessenten fand am 15. Dezember 1934<br />
in Zürich statt. Sie war von 40 Delegierten<br />
besucht, die 7 Behörden, und 24 Verbände aus<br />
den Kantonen Aargau, Basel, Bern, Graubünden,<br />
Luzern, St. Gallen, Solothurn, Zug<br />
und Zürich vertraten. Eine weitere Anzahl<br />
Vertreter aus anderen Kantonen waren am<br />
Erscheinen verhindert, gaben aber ihrer<br />
Sympathie für die Bewegung Ausdruck und<br />
wünschten über den weiteren Verlauf orientiert<br />
zu werden.<br />
Unter dem Vorsitz des Zürcher Präsidenten<br />
O. Binder und nach einem orientierenden<br />
Referat des Geschäftsführers erklärte die<br />
Versammlung den Zusammenschluss in einer<br />
Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für<br />
Wanderwege (S.A.W.). Sie legte den einheitlichen<br />
Wegweisertypus fest, deri jedoch nach<br />
kantonalen Wünschen variiert werden kann,<br />
und beauftragte den Zürcher Vorstand mit<br />
der vorläufigen Führung der Geschäfte. Um<br />
die Markierung mit den bestehenden, eidgenössischen<br />
Verkehrsvorschriften in Ueber-<br />
im Lichtkreis der kretonbeschirmten Lampe •<br />
dasass. Oder Martin, der am liebsten seine<br />
Artikel laut verfasste, diktierte einen Teil<br />
seiner nächstwöchigen Leitartikel; bis Orchids<br />
Finger durch die Hast, sie in Kurrentschrift<br />
zu Papier zu bringen, steif geworden<br />
waren.<br />
«Orchid, ich habe eine Idee für einen Aufsatz<br />
über Gefängnisreform'. All dieses Gerede<br />
über Isolierung der Verbrecher, Zellenhygiene,<br />
Todesstrafe heisst das Pferd von<br />
hinten aufzäumen. Nun ich habe folgende<br />
Idee.» i : .i •• i<br />
Oder: «Was halten Sie von der Idee, Orchid?<br />
Ich habe unlängst irgendwo gelesen,<br />
dass die Intelligenz des DurchschnittsTKinobesuchers<br />
in diesem Lande angeblich die<br />
eines elfjährigen Kindes ist. Das bedeutet<br />
praktisch, dass die Intelligenz dieses.Landes,<br />
die man aufs Korn zu nehmen hat, die eines.<br />
zurückgebliebenen Erwachsehen ist. Was<br />
soll geschehen, um das Uebel bei der Wurzel<br />
zu packen? Bei Gott, wenn ich den Artikel<br />
schreibe, werde ich danach trachten, dass<br />
Tante Em einen Abzug meinem Onkel an<br />
vierzehn aufeinanderfolgenden Tagen unter<br />
seine Frühstücksserviette legt.»<br />
Oder: «Die <strong>Zeitung</strong> ist die Hochschule des<br />
arbeitenden Menschen. Sie wissen, dass ich<br />
sehe Bahn haben ebenfalls die von der<br />
Strasse abzweigenden Wege markiert durch<br />
gelbe Blechtafeln rnjt schwarzer Schrift.<br />
Eine Karte mit 200 eingezeichneten Wegen<br />
ist in einer Auflage von 20,000 Exemplaren<br />
bereits vergriffen.<br />
Inzwischen haben sich auch die Kantone<br />
St. Gallen und Appenzell zu gemeinsamen<br />
Vorgehen entschlossen, wie es durch die<br />
geographischen Verhältnisse gegeben ist.<br />
Auf Anregung von Herrn Max Frischknecht<br />
tagte anfangs März eine Versammlung von<br />
Vertretern der Behörden und Verbände aus<br />
beiden Kantonen. Ein provisorischer Arbeitsausschuss,<br />
dem ausser dem Initianten die<br />
HH. Dr. Guggenheim-Zollikofer, Dr. Probst<br />
und Mettler von St. Gallen, sowie Herr<br />
Moor, Kantonsingenieur-Bureau Appenzell<br />
A.Rh. angehören, besorgt die Führung der<br />
Geschäfte.<br />
In Luzern bekundete von Anfang an der<br />
Verkehrsverein der Stadt lebhaftes Interesse<br />
für die Bewegung. In nächster Zeit wird die<br />
Baudirektion einer Versammlung der Gemeindeammänner<br />
die Angelegenheit unterbreiten,<br />
um auf diese Weise Mitarbeiter im<br />
ganzen Kanton zu gewinnen.<br />
Von den schweizerischen Verbänden, die<br />
an der Bewegung direkt beteiligt sind oder<br />
sie doch mit lebhafter Anteilnahme verfolgen,<br />
sind zu nennen:<br />
Schweiz. Bund für Jugendherbergen,<br />
Automobilklub der Schweiz,<br />
Touringklub der Schweiz,<br />
Schweiz. Alpenklub,<br />
Verein der Naturfreunde,<br />
Schweiz. Verkehrszentrale,<br />
Schweiz. Vereinigung für Heimatschutz,<br />
Schweiz. Bund für Naturschutz,<br />
Schweiz. Radfahrer- und Motorradfahrer-Bund.<br />
Die Nord- und Ostschweiz ist damit in<br />
einem geschlossenen Gebiete zusammengefasst;<br />
entweder ist die Markierung bereits<br />
im Gange, oder sie kann auf Grund der Vorarbeiten<br />
in kurzer Zeit beginnen. Es besteht<br />
wohl kein Zweifel darüber, dass die übrigen<br />
Kantone sich über kurz oder lang ebenfalls<br />
der Bewegung anschliessen werden, sobald<br />
die praktischen Erfolge sichtbar sind und die<br />
geeigneten Persönlichkeiten und Verbände<br />
gefunden werden, die sich der Sache annehmen.<br />
J. J. Ess<br />
Zur Botschaft des Bundesrates betr.<br />
Alpenstrasseninitiative.<br />
1<br />
Fortsetzung von Seife 1. :<br />
Dass neben dem eigentlichen Zweck dieser<br />
ganzen Aktion, Arbeit zu schaffen, auch"<br />
gleichzeitig in der Gebirgsgegend den "Arbeitslosen<br />
Vorteile, in hygienischer Beziehung<br />
erwachsen, sei nur nebenbei erwähnt. Durch<br />
eine solche Arbeitsbeschaffung kommen, ausser<br />
dem auf zirka 60 % geschätzten Anteil<br />
für Löhne an Arbeitslose,' auch zirka 15 %<br />
der Gesamtkosten für das Transporfgewerbe<br />
in Frage.<br />
Die benötigten Materialien, wie Zement,<br />
Teer, Kaltasphalt für Beläge, sowie mannigfaltige<br />
verschiedene andere Materialien beschäftigen<br />
ebenfalls grössere Kontingente von<br />
Arbeitern, bzw. können auch hierfür neu Einzustellende<br />
aus dem Arbeitslosenbestand* berücksichtigt<br />
werden. Daraus ist zu ersehen,<br />
in wie weitgehendem Masse solche Arbeiten<br />
auch auf die Volkswirtschaft im allgemeinen<br />
sich auswirken werden. Auch in bezug auf<br />
Steuereingänge werden diese Einkommensverbesserungen<br />
weiter Kreise nicht ohne Einfluss<br />
bleiben, was ebenfalls einen gewissen<br />
Aktivposten für den Staat darstellt.<br />
Wie oben angeführt, legten wir Wert darauf,<br />
nicht nur durch allgemeine Hinweise die<br />
Bedeutung und den weiten Umfang einer produktiven<br />
Arbeitslosenbeschäftigung hervorzuheben,<br />
sondern an Hand eines<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N°29<br />
einstimmung zu bringen, waren Besprechungen<br />
mit dem Justiz- und Polizeidepartement<br />
notwendig. Es besteht aber alle Aussicht<br />
für eine Regelung, die den verkehrstechnischen<br />
Erfordernissen entspricht. Der<br />
vom Arbeitsausschuss ausgearbeitete Statutenentwurf<br />
der S.A.W. wird im Mai einer<br />
Delegierten- und definitiven Gründungsversammlung<br />
vorgelegt. Ausser in den bereits<br />
erwähnten Kantonen hat die Bewegung<br />
auch in einigen anderen Fuss gefasst, sei<br />
es, dass bereits bestehende Anfänge ausgebaut<br />
oder die Grundlagen neu geschaffen<br />
werden.<br />
Das Tiefbauamt des Kantons Bern hat<br />
schon in den Jahren 1932/33 an rund 100<br />
kürzeren Wegen 228 Wegweiser aufgestellt.<br />
Es sichert einer im Kanton noch zu gründenden<br />
Organisation seine Unterstützung in der<br />
Weise'zu, dass es auch weiterhin die Kosten<br />
der Wegweiser in den Fällen übernimmt,<br />
wo es sich um Abzweigungen von der<br />
Staatsstrasse handelt.<br />
Verkehrsverein Graubünden und Rhätipraktlschen<br />
Beispiels,<br />
das bis in alle Details durchgearbeitet wurde,<br />
sollen die Vorteile, die der Bau von Alpenstrassen<br />
für die Arbeitsbeschaffung usw. mit<br />
sich bringt, gezeigt werden. In der Botschaft<br />
des Bundesrates wird bereits das Ausbauprojekt<br />
für die Strasse Chur—Lenzerheide—<br />
Julier—Castasegnä' erwähnt, das wir dem<br />
Bund als baureifes Projekt eingereicht haben.<br />
In diesem ist der Ausbau der Julierstrasse als<br />
einer im Sommer und Winter offenen Nord-<br />
Süd-Verbindung Deutschlands durch die<br />
Schweiz mit Italien im Detail erläutert. Nachdem<br />
die genauen" Vermessungen und die<br />
Pläne der bestehenden Strasse angefertigt<br />
waren, konnten die Projekte der vorzunehmenden<br />
Korrektionsarbeiten für Verbreiterung<br />
und Umbau der neuen Strasse, sowie<br />
die erforderlichen Kostenanschläge angefertigt<br />
werden. Auf Grund dieser genauen<br />
Unterlagen wurde nun ein Arbeitsprogramm<br />
aufgestellt, bei dem die weiter oben entwikkelten<br />
Gesichtspunkte besondere Berücksichtigung<br />
fanden. Die gesamte Strecke wurde in<br />
vier Arbeitsabschnitte (Baulose) geteilt; die<br />
Ausführung der einzelnen Arbeiten auf die<br />
Winter- und Sommermonate ausgeschieden<br />
und daraus ein Schichtenplan aufgestellt, aus<br />
dem die erforderliche Anzahl von Arbeitern<br />
für die betreffende Zeit und für die betreffende<br />
Strecke zu ersehen ist. Aus dieser Detailbearbeitung<br />
hat sich nun. folgendes ergeben:<br />
Im Bereich des 1. Baufoses Chur-Tiefenkastel<br />
sind für die Arbeiter als Unterkunftsräume vorgesehen:<br />
Chur 100 Mann, Kreuz-Malix 80 Mann, Malix<br />
200 Mann usw. (unter anderm war es auch<br />
nötig, eine Baracke zwischen Lenzerheide und Lenz<br />
für 150 Mann vorzusehen). Je nachdem nun- die<br />
Arbeitslosigkeit grösser oder kleiner sich gestaltet<br />
und Jahreszeit und Witterung es als nötig erscheinen<br />
lassen, können mehr oder weniger Arbeitslose<br />
für die Arbeiten eingestellt werden. Insgesamt sind<br />
allein auf dieser Strecke vorgesehen: Sommertagewerke<br />
75 592, Wintertagewerke 66 135, somit zusammen<br />
141 727 Tagewerke, was bei einer Beschäftigung<br />
von beispielsweise 100 Mann 1417 Arbeitstagen =<br />
zirka 5 Jahren entsprechen würde, oder bei einer<br />
Beschäftigung von 500 Mann = 300 Arbeitstagen<br />
,= zirka 1 Jahr. Die Möglichkeit in bezug auf Arbeiterzahl<br />
und Beschäftigungsdäuer zu variieren, ist<br />
aus diesem Beispiel leicht ersichtlich.<br />
Die Verhältnisse des 2. Bauloses: Tiefenkastel-Mühlen<br />
sind analog denjenigen des 1. Bauloses,<br />
nur dass hierbei 30 000 Sommertagewerke und<br />
40 000 Wintertagewerke in dem Bauprogramm vorgesehen<br />
worden sind. Man beachte, dass hier sogar<br />
mehr Wintertagewerke als Sommertagewerke<br />
für dieses Baulos möglich werden. Bei einem Total<br />
der Tagewerke von 70 000 kommen demzufolge bei<br />
!700 Mann = 100 Arbeitstage oder bei 300 Mann<br />
*= 235 Arbeitstage =F zirka 1 Jahr in Frage.<br />
•' Für das 3. B a u 1 o s : Mühlen-Julier-Silvaplana<br />
sind die Verhältnisse entsprechend; der höhern Lage<br />
der Strasse über Medr folgende: Sommertägewerke<br />
70 000, Wintertagewerke 25 000, zusammen 95 000<br />
Tagewerke, was bei einem Arbeiterstand von 100<br />
Mann 950 Arbeitstage oder bei einem Arbeiterstand<br />
von 40O Mann- 235 Arbeitstage = zirka 1 Jahr ausmacht.<br />
Das 4. B a u 1 o s : Silvaplana-Maloja-Castasegna<br />
erfordert: Sommertage werke .10 000, Wintertagewerke<br />
15 000, zusammen also'zirka 25 000 Tagewerke, was<br />
bei 100 Arbeitern 250 L Arbeitstage, oder bei 200 Arbeitern<br />
125 Arbeitstage bedingt. .,<br />
Zusammengefasst ergeben sich für die 4 Baulose:<br />
Sommertagewerke 190 000, Wintertagewerke<br />
142 000, zusammen 332 000 Tagewerke, die beispielsweise<br />
bei einer angenommenen Bauzeit von 2 Jahren,<br />
im Winetr zirka 710 Mann und im Sommer<br />
•zirka ,639/ Mann -oder, jm-; Mittel 670 Mann Arbeit<br />
geben wurden.<br />
Eine entsprechende Verlängerung der Bauzeit<br />
von 2 auf $-Jahre- würde feiaer geringere Anzahl<br />
Arbeiter/ dafür aber diese auf längere Zeit beschäftigen.<br />
f ,<br />
In bezug auf Verteilung" der sich ergebenden Kosten<br />
auf Löhne, Transporte 1 (Bahnfrachten, Autound<br />
Pferdetransporte) und Verschiedenes (Materialien<br />
sowie Betriebsstoffe, Bauleitung, Projektierung<br />
usw.) ergeben sich folgende Prozentsätze: Löhne<br />
58%, Transporte 14,8%, Materialien und ^Verschiedenes<br />
27,2%, zusammen 100%.<br />
Wie schon oben ausgeführt, bietet die produktive<br />
Arbeitslosenbeschäftigung, wenn<br />
richtig organisiert, trotz den erforderlichen<br />
Kapitalinvestierungen, doch auch andererseits<br />
gewisse finanzielle Erleichterungen ge-*<br />
genüber dem System der Bezahlung von<br />
von einem volkstümlichen Standpunkt ausgehe,<br />
Orchid. Ich bin ein geborener Normalmensch.<br />
Ich denke in Ausdrücken der einfachen<br />
Sprache des Volkes. Wenn ich nun<br />
jemals eine <strong>Zeitung</strong> mein eigen nenne...»<br />
«Das werden Sie, Martin, viele. Das werden<br />
Sie!»<br />
«Ich werde, wenn richtiger Antrieb auch<br />
nur das geringste damit zu tun hat. Orchid,<br />
wenn ich aufhöre darüber nachzudenken, Siewissen<br />
doch worüber? Nun ist folgendes:<br />
wenn diese Sonntagsleitartikel zu irgend<br />
einer Bedeutung erwachsen, habe ich Ihnen<br />
dafür zu danken. Sie waren mit Ihrer Teilnahme<br />
und Ihrer Empfänglichkeit wie ein<br />
Baustein. Sie sind geradezu die Inspiration!»<br />
«Unsinn, Martin! Sie sind Bildung für<br />
mich.»<br />
«Was halten Sie von der Idee? Nehmen<br />
Sie zum Beispiel die öffentlichen Spielplätze<br />
in dieser Stadt. Es mü,sste Mittel und Wege<br />
geben, die Bevölkerung zum Verständnis zu<br />
bringen, dass unser? Elendsviertel ständig<br />
fprtfahren werden, unternormale Menschen<br />
hervorzubringen, wenn sie sich der Bedürfnisse<br />
ihrer Kinder nicht sofort bewusst werden.<br />
Die Eltern selbst müssten laut nach<br />
mehr Parkanlagen und nach sonnigen Plätzen<br />
verlangen und nicht von den Bestrebungen<br />
ein paar philanthropischer Gesellschaften<br />
abhängen wollen. Nun, ich habe folgende<br />
Idee...»<br />
«Nun, ich habe folgende Idee.» Es muss<br />
allerdings zugegeben werden, dass Gedanken,<br />
die er in diesen Tagen schöpferischen<br />
Geistes mit der Vehemenz eines Donnersturmes<br />
herauszuwirbeln imstande war,<br />
auch wie eine feuchte Rakete in nichts zerstieben<br />
konnten. Doch hatte er immer mehr<br />
herauszuwirbeln. Immer mehr. Aber alles in<br />
allem gab es genug guten, gesunden Sprengstoff<br />
in jeder Packung, der ihn sogar in diesen<br />
frühen Jahren erstaunlich machte.<br />
Und manchmal, es ist wahr, hatte auch<br />
Orchid tätigen Anteil an solchen Ideen. Einmal<br />
sogar hervorragenderweise, als sie<br />
einen Reformvorschlag über Berufsbildung in<br />
öffentlichen Schulen machte, bei dem sie es<br />
nicht nur durchsetzte, dass ihre endgültige<br />
Fassung angenommen wurde, sondern der<br />
auch für Martin einen Auftrag für drei nachfolgende<br />
Aufsätze über dasselbe Thema<br />
brachte.<br />
«Nun, ich habe folgende Idee.» Der Hebe<br />
Martin. Oftmals überkam Orchid in diesen<br />
frühen Tagen, ehe s.ie es ganz erfasste, 4ass<br />
es Liebe war, was sie fühlte, ein Gefühl<br />
leiser Mütterlichkeit für ihn.<br />
Arbeitslosenunterstützungen ohne Beschäftigung,<br />
ganz abgesehen von der grossen moralischen<br />
Wirkung der Arbeitsbeschaffung<br />
auf die Arbeitslosen.<br />
Es werden weiter die Einkommensverhältnisse<br />
grosser Kreise durch diese Arbeitslosenbeschäftigung<br />
gebessert, wodurch, wie<br />
schon bemerkt, die Steuereingänge sich entsprechend<br />
heben werden.<br />
Hervorzuheben ist ferner, dass die Ersparnisse<br />
an direkten Ausgaben an Arbeitslosenunterstützungen<br />
bei uns in weitgehenderem<br />
Masse ins Gewicht fallen, als in anderen<br />
Ländern bei gefingeren Unterstützungssätzen.<br />
Bei uns kann an Arbeitslosenunterstützung<br />
mit einem Mittel von Fr. 5.— bis Fr.<br />
6.— pro Arbeitsloser und pro Tag gerechnet<br />
werden. Bei Annahme, dass 80 Prozent der<br />
zu leistenden Tagewerke von Arbeitslosen<br />
ausgeführt werden, würden bei 332,000 Tagewerken<br />
im Projekt für den Ausbau der<br />
Strecke Chur-Julier-Castasegna 265,000 Arbeitslosentagewerke<br />
sich ergeben, was zirka<br />
Fr. 1,500,000.— als Einsparung an Arbeitslosenunterstützung<br />
gleichkommt. Allein diese<br />
Summe wird bei einem Totalkostenbetrag<br />
für diese Arbeiten von 6% Millionen Fr. schon<br />
23 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.<br />
Abgesehen hiervon kommen ja auch noch für<br />
die Beschäftigung im Transportgewerbe ca,<br />
Fr. 955,000.—, und für Materiallieferung, verschiedene<br />
Auslagen, Bauleitung u.s.w. zirka<br />
Fr. 1,800,000,— hinzu, worin ebenfalls ganz<br />
erhebliche Beträge für Arbeitslosenbeschäftigung<br />
enthalten sind.<br />
Von besondere Bedeutung dürfte es deshalb<br />
sein, dass mit Rücksicht auf die ständig<br />
wachsende Ziffer der Arbeitslosen, die Inangriffnahme<br />
der Arbeiten des Ausbaues der<br />
Alpenstrassen baldmöglichst erfolgt. Wenn<br />
eine Finanzierung des Ausbaues der Alpenstrassen<br />
gemäss Vorschlag des Bundesrates<br />
durch bescheidene Erhöhung des Benzinzolles<br />
unverzüglich erfolgt, könnte auch eine<br />
sofortige Beschäftigung der Arbeitslosen eingeleitet<br />
werden.*) Verzögern sich aber die<br />
Verhandlungen, so dürften die zirka Franken<br />
7,000,000.—, die aus der Benzinzollerhöhung<br />
bereits für dieses Jahr sich ergeben<br />
könnten, unbenutzt verloren gehen, zum<br />
Schaden unserer Arbeitslosen, zum Schaden<br />
unserer Fremdenindustrie, und nicht zuletzt<br />
zum Schaden der ganzen schweizerischen<br />
Wirtschaft.<br />
Eine event. grössere Beschleunigung des<br />
Ausbaues der Alpenstrassen und deren Zufahrtsstrassen,<br />
als wie vom Bundesrat vorgesehen,<br />
ist deshalb nicht empfehlenswert,<br />
weil bei Uebernahme von Vz der Kosten durch<br />
den Bund und H durch die Kantone die<br />
jährlichen Aufwendungen mit ca. Franken<br />
10,000,000.—auf die 3 Gebiete: Westschweiz,<br />
Zentralschweiz und Ostschweiz verteilt, genügen<br />
dürften. Grössere jährliche Bausummen<br />
vorzusehen, wäre schon deshalb nicht<br />
zweckmässig, weil ohne Störung des Verkehrs,<br />
namentlich in der Hauptfremdenzeit in<br />
der Schweiz, umfangreichere Arbeiten nicht<br />
ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden<br />
könnten. Ebenso wäre ein Forcieren der Arbeiten<br />
auch vom volkswirtschaftlichen<br />
Standpunkt aus nicht von Vorteil Die Ansichten<br />
der verschiedenen Landesteile und<br />
Fachleute decken sich in dieser Hinsicht, so<br />
dass wohl mit dem Vorschlag des Bundes<br />
das Richtige in Bezug auf jährliches Ausführungsprogramm<br />
getroffen sein dürfte.<br />
*) Anmerkung der Red.: Trotzdem werden<br />
sich die Motorfahrzeughalter auch mit der « bescheidenen<br />
» Zollerhöhung nicht einverstanden erklären<br />
können. Wie der Verfasser zutreffend ausführt,<br />
ist der Strassenbau als Mittel der Arbeitsbeschaffung<br />
und Entlastung des Arbeitsmarktes sowie<br />
wegen der dadurch möglichen Einsparungen an<br />
unproduktiver Unterstützung von nationaler Bedeutung.<br />
Warum aber ausgerechnet eine einzige Klasse<br />
von Bürgern hiefür aufkommen soll, ist deswegen<br />
nicht besser erfindlich.<br />
Jeder Tag bei Drecotte war, obwohl Arme<br />
und Beine manchmal sich ganz starr in der<br />
Uebermüdung des langen Probierens und<br />
Paradierens im Vorführungsraum anfühlten,<br />
erfüllt von einer besonderen Freude.<br />
Die Freude, Schachtel um Schachtel, die<br />
aus dem Zollamt kamen, aus ihren glatten<br />
Seidenpapierumhüllungen auszupacken. Kleider<br />
herauszunehmen. Brokate. Ganze Stücke<br />
von Atlas, Musselin, zart und doch steif genug,<br />
um allein stehen zu können. Spitzen.<br />
Sonnenschirme. Hüte. Schmuckfedernfächer<br />
in glänzenden tropischen Farben. Parfümsachets.<br />
Spinnwebdünne Taschentücher.<br />
Schlafgewänder aus gefälteltem CrSpe de<br />
Chine mit Spitzen-Achselspangen.<br />
Bei Drecottes hatten die Modellkleider<br />
Namen. Törichte Albernheiten. Minette.<br />
Seraph. Betty Brown. Jonquille. Ambra. Nazimova.<br />
Godiva. Opal. Für Orchid hatten sie<br />
den Schimmer von Blumenblättern.<br />
Den ganzen Tag, wenn sie nicht gerade<br />
in dem malvenfarbenen, spiegelgeschmückten<br />
Salon vorführte, pflegte sie mit den anderen<br />
Mädchen in dem kahlen Probierzimmer<br />
herumzustehen. Dort wurden, bei dem<br />
ununterbrochenen Geschwirr der Nähmaschinen,<br />
Modelle an ihr gesteckt.<br />
(Fortsetzung folgt.)