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E_1935_Zeitung_Nr.042

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2 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> -NM2<br />

lieh Schäden zeigten und uns gar nicht mehr<br />

so recht gefallen wollten.<br />

Auch den Wagen betrachten wir jetzt mit<br />

einemmal mit kritischeren Augen — zumal<br />

dann, wenn so ein blitzblanker Autoneuling<br />

(und wieviele gibt es davon gerade jetzt im<br />

Frühjahr!) vorbeifährt. Da kommt sicher<br />

jedem die Erkenntnis, also jetzt aber einmal<br />

gründlich an eine Ueberholung zu gehen.<br />

Zunächst das Aeussere:<br />

Häufiger als im Winter wird man sich dazu<br />

entschliessen, jetzt den Wagen zu waschen<br />

und ihm mit einem Spezialpflege-Präparat<br />

Hochglanz zu verleihen. Beim Wagenwaschen<br />

sollte man es vermeiden, den Wasserstrahl<br />

senkrecht und unter zu starkem<br />

Druck auf den Lack zu senden, weil dieser<br />

dadurch beschädigt werden kann. Der Wasserstrahl<br />

vielmehr soll in spitzem Winkel<br />

und durch eine feine Brause auf die zu säubernden<br />

Teile gelenkt werden, um so den<br />

Sand und Schmutz fortzuschwemmen, ohne<br />

Schrammen zu erzeugen. Die Stromlinienform,<br />

die sich mehr und mehr im Wagenbau<br />

durchgesetzt hat, hat ja auch das Waschen<br />

sehr erleichtert, jedenfalls dann, wenn es<br />

eine echte Stromlinie ist. Nach dem Abspritzen<br />

muss mit weichen sauberen<br />

Schwämmen nachgeholfen werden (niemals<br />

aber trockene Tücher oder Bürsten verwenden<br />

!), und schliesslich ledert man dann den<br />

Wagen gründlich mit einem Wildleder ab.<br />

Den letzten Schliff erhält der Wagen durch<br />

die nun folgende Nachbehandlung, wofür<br />

eine grosse Anzahl erstklassiger Autopflegemittel,<br />

wie Polierpasten, Polierwässer,<br />

Schleifpasten, Metallputzmittel, Lederkonservierungsmittel<br />

usw. zur Verfügung stehen.<br />

Vorteilhaft kann man das Aeussere des<br />

Wagens auch noch heben, wenn man hier<br />

und da einige Teile neu vernickeln oder<br />

verchromen lässt. Aber wichtiger als aller<br />

äussere Qlanz ist ja schliesslich doch die<br />

innere Beschaffenheit. Auch für das Auto gilt<br />

die alte Weisheit: «Es ist nicht alles Gold<br />

was glänzt! », und besonders alte Landstrassenpraktiker<br />

sind viel stolzer auf eine<br />

tadellose Beschaffenheit der maschinellen<br />

Einrichtungen ihres Fahrzeuges, auf höchste<br />

Wirtschaftlichkeit im Fahrbetrieb, Sie werden<br />

bei der Frühjahrsüberholung mehr «in<br />

die Tiefe gehen», auf den Motor und das<br />

Fahrgestell ihre besondere Aufmerksamkeit<br />

lenken.<br />

Da ist der « Bauch » des Automobils. Hier<br />

müssen jetzt die Federn, Bremsgestänge und<br />

Rollen unter dem Wagen gründlich gereinigt<br />

und neu geölt werden; am besten geschieht<br />

dies mit einer sogenannten Absprühpistole<br />

(Oel-Petroleum-Getnisch). Besonders zu achten<br />

ist nach dieser Generalreinigung darauf,<br />

ob etwa verborgene Schäden unter der<br />

'Schmutzkruste zum Vorschein gekommen<br />

sjnd, damit diese abgestellt werden können,<br />

bevor sie grösseres Unheil anrichten.<br />

Dann kommt das «Herz» : der Motor.<br />

Man reinigt den Motorblock zunächst einmal<br />

gründlich mit Petroleum, Benzin oder Benzol.<br />

Es gibt daneben allerdings chemische<br />

Spezial-Reinigungsmittel, die sich ebenfalls<br />

gut bewährt haben und den Vorzug der<br />

Feuerungefährlichkeit haben.<br />

Auf die Bedeutung des Frühiahrs-Oelwechsels<br />

haben wir schon in einem besonderen<br />

Aufsatz hingewiesen, Lediglich zu warnen, ist<br />

immer wieder vor einem Durchspülen des Motors<br />

mit Petrol, ein Fehler, den man immer<br />

noch hier und da findet. Eine Petrolspülung<br />

Folgen einer Steuerreduktion.<br />

Am 7. Mai <strong>1935</strong> waren in Wien 35,892<br />

Motorfahrzeuge angemeldet oder 1813 mehr<br />

als im Vergleich zum Vorjahre. In der Woche<br />

vom 30. April bis 7. Mai übersteigen allein<br />

die diesjährigen Anmeldungen diejenigen der<br />

vorjährigen Parallelperiode um nicht weniger<br />

als 1204. Die übrigen österreichischen<br />

Länder melden eine ähnliche Entwicklung<br />

als Folge der am 1. Mai <strong>1935</strong> aufgehobenen<br />

Motorfahrzeugabgaben. Wann dämmert es<br />

in unseren schweizerischen Ratsstuben?<br />

Ertrag der deutschen Motorfahrzeugsteuer.<br />

Das Aufkommen an Motorfahrzeugsteuern<br />

war im Finanzjahr vom 1. April 1934 bis<br />

31. Dezember <strong>1935</strong> um 66J MM. RM. kleiner<br />

als in der vorjährigen Rechnungsperiode. Dieses<br />

Minderaufkommen an Steuergeldern ist<br />

in erster Linie auf die Befreiung der erstmalig<br />

zugelassenen Personenwagen von der<br />

Kraftfahrzeugsteuer zurückzuführen, daneben<br />

aber auch darauf, dass viele Automobilisten<br />

im Vorjahr von der Steuerablösungsmöglichkeit<br />

Gebrauch gemacht haben.<br />

Polnische Strassenbauprojekte.<br />

Zur Zeit finden im polnischen Verkehrsministerium<br />

Verhandlungen mit der italienischen<br />

Strassenbaufirma Puricelli statt, denen<br />

die Erstellung einer 260 km langen Autostrasse<br />

zugrunde liegen. Die projektierte<br />

Strecke soll von Radom nach Kielce und<br />

Krakau führen. Es ist vorgesehen, die Bezahlung<br />

der 4 Jahre dauernden Arbeiten<br />

durch Lieferung polnischer Industrieerzeugnisse<br />

auf dem Wege eines Kompensationsabkommens<br />

durchzuführen.<br />

Ist deswegen besonders gefährlich, weil<br />

Reste des Petrols im Motor und in den Bohrungen<br />

zurückbleiben, die später das Frischöl<br />

stark verdünnen und so Schäden im Gefolge<br />

haben können. Zweckmässig ist es<br />

deshalb, zum Durchspülen ein spezielles<br />

Spülöl zu verwenden oder aber eine leichte<br />

Markenölsorte.<br />

Falls die Leistung des Wagens im Laufe<br />

der Zeit fühlbar nachgelassen hat. so sollte<br />

man jetzt im Frühjahr einmal prüfen, ob<br />

eventuell die Kolben und Ventile neu eingeschliffen<br />

werden müssen oder ob vielleicht<br />

ein npuer Zündkerzensatz einzusetzen ist.<br />

(Die Kerzenfabriken empfehlen einen Zündkerzenwechsel<br />

nach 6000 km.) Auf jeden<br />

Fall sollte man die Kerzen einmal herausschrauben<br />

und die Pole vorsichtig säubern.<br />

Ein Leistungsabfall kann auch jetzt während<br />

der wärmeren Tage hervorgerufen werden<br />

durch ungenügende Kühlung des Motors.<br />

Die Kühlwassertemperatur sollte bekanntlich<br />

stets um 80 Grad herum sein. Wenn der<br />

Motor — besonders bei Gebirgsfahrten —<br />

leicht zu warm wird, ist es zweckmässig,<br />

einmal den Kühler gründlich mit einem der<br />

bekannten Kühlerreinigungsmittel zu behandeln,<br />

damit vor allem der Kesselstein entfernt<br />

wird, der das Kühlsystem verengt und<br />

verstopft.<br />

Warme Luft ist dünner als kalte Luft; das<br />

bedeutet, dass im Sommer die Gemischverhältnisse<br />

im Vergaser anders beschaffen sind<br />

als im Winter. Es kann deshalb der Vergaser<br />

istischer<br />

Die Belebung des Automobilhandels durch<br />

Winterpreise.<br />

Die Opel-Werke führten einen Versuch<br />

durch, das Geschäft während der verkaufsarmen<br />

Winterszeit durch besonders • ermässigte<br />

Winterpreise zu beleben. Die Auswirkung<br />

dieser Massnahme konnte nun zahlenmässig<br />

festgestellt werden. Der Gesamtabsatz<br />

aller Fabriken an Personenwagen stieg in der<br />

im Sommer mit einer kleineren Düse ausgerüstet<br />

werden, damit das Gemisch nicht zu<br />

fett wird. Ausserdem ist der Gemischvorwärmer<br />

abzustellen. Überhaupt ist es zweckmässig,<br />

den Wagen jetzt im Frühjahr einmal<br />

neu einregulieren zu lassen, damit ein sparsamer<br />

und wirtschaftlicher Fahrbetrieb gewährleistet<br />

ist. Nicht zu vergessen ist auch<br />

ein Abschmieren aller jener Nebenstellen, die<br />

man gemeinhin leicht übersehen kahn. Hierzu<br />

gehören z.B. der Ventilator, der ja im<br />

Sommer eine besonders wichtige Funktion,<br />

ausüben soll; weiterhin das Vergasergestänge<br />

oder auch die Lichtmaschine. Letztere<br />

kann allerdings sehr leicht überölt werden,<br />

und man überlässt ihre Wartung daher<br />

am besten einem Fachmann, da ohnehin die<br />

wenigsten Fahrer das hierfür vorgeschriebene<br />

Knochenöl besitzen.<br />

Aber nicht nur unter der Motorhaube befinden<br />

sich lebenswichtige Teile des Wagens,<br />

sondern auch z.B. unter dem Führersitz des<br />

Wagens: die meistens noch recht schwer<br />

zugängliche Batterie hat zwar im Sommer<br />

einen leichteren Dienst als im Winter, sollte<br />

aber trotzdem einmal gründlich jetzt zum<br />

Frühjahr überholt werden, indem der Säurestand<br />

geprüft, frisches •destilliertes Wasser<br />

aufgefüllt wird usw. Stromregelnde Lichtmaschinen<br />

sind auf kleinere Ladestärken<br />

einzustellen. Die Bremsen müssen gleichmassig<br />

wirken, dürfen nicht verölt sein (ev.<br />

auswaschen und gegen Oelzutritt neu abdichten),<br />

und auch die Reifen sollen sich in<br />

einem verkehrssicheren Zustand befinden.<br />

Diese brauchen übrigens im Sommer weniger<br />

stark aufgepumpt zu sein als im. Winter,<br />

weil sie sich beim Fahren stärker erwärmen<br />

und dadurch der Luftdruck automatisch<br />

steigt. Nicht vergessen darf man auch die<br />

Schmierung des Differentials oder des Ausgleichsgetriebes.<br />

Hier können durch mangelhafte<br />

Schmierung teure Schäden verursacht<br />

werden, weshalb man beiden Teilen seine<br />

besondere Aufmerksamkeit zuwenden sollte.<br />

In der Fahrschule wird gelehrt, dass man<br />

sich vor Antritt jeder grösseren Fahrt von<br />

der Betriebssicherheit des Wagens überzeugen<br />

soll. Wenn dies in der Praxis leider sehr<br />

häufig unterbleibt, so sollte man wenigstens<br />

Zeit vom 1. November bis 28. Februar 1934J35<br />

die Frühjahrsüberholung dazu benutzen, einmal<br />

alle Schrauben nachzuprüfen und nachzuziehen.<br />

Auch das kann dazu helfen, Unkosten<br />

und Reparaturen rechtzeitig zu vermeiden.<br />

H. F. B.<br />

gegenüber dem Vorjahre fast auf das Doppelte.<br />

An dem Mehrumsatz war allein die Firma<br />

Opel mit 61 Prozent beteiligt, während<br />

sich der Rest von 39 Prozent auf die übrigen<br />

deutschen Firmen mit Jahrespreisen verteilte.<br />

Opel hat nach eigenen Angaben in dev Vergleichszeit<br />

einen Mehrabsatz von über 5000<br />

Wagen zu verzeichnen, was vorab auf die<br />

eingeführten Winterpreise zurückgeführt werden<br />

darf.<br />

Ein königlicher Wagen.<br />

Anlässlich des 25jährigen Regierungsjubiläums<br />

des englischen Königs bauten die<br />

Daimler-Werke einen riesigen Spezialwagen<br />

für den Gebrauch der königlichen Familie.<br />

Als Motor wurde ein V-förmiger Zwölfzylinder<br />

mit Schiebersteuerung eingebaut, der bei<br />

3500 Touren 140 PS leistet. Radstand vier<br />

Meter, Spurweite 1,60 Meter. Die Karosserie<br />

ist mit blauem Leder ausgeschlagen. In der<br />

Mitte der Karosserie sind zwei besondere<br />

Sessel vorgesehen, die vom Königspaar bei<br />

offiziellen Gelegenheiten eingenommen werden,<br />

während der Adjudant und der Hofmar.<br />

schall in diesem Falle auf den Rückensitzen<br />

placiert werden.<br />

>«M«t»i»i<br />

•»^<br />

lieber die Gewährung des bedingten Strafvollzuges<br />

bei Strafen für Verkehrsvergehen<br />

äussert sich der Bundesrat in seinem zweiten<br />

Bericht über die Begnadigungsgesuche<br />

im Zusammenhang mit einem zu entscheidenden<br />

Fall wie folgt:<br />

« Unserseits beantragen "wir aus grundsätzlichen<br />

Erwägungen Abweisung. Das urteilende Geritht,<br />

dem die Möglichkeit des bedingten Strafvollzuges<br />

offen etand, hat sich für eine unbedingte Freiheitsstrafe<br />

entschieden und spricht sich, in Festhaltun?<br />

seines Standpunktes, gegen die Begnadigung aus.<br />

Der Bundesgesetzgeber hat inzwischen der kriminalpolitischen<br />

Forderung des bedingten Strafvollzuges<br />

entsprochen: « Die Verantwortung, ob eine Gefängnisstrafe<br />

unbedingt oder bedingt erfolgen solle, ist<br />

darnach heute von Gesetzes wegen dem Strafrichter<br />

Überbunden, und die Begnadigung verliert insoweit<br />

die Eigenart eines weitgehend anwendbaren Notbehelfes,<br />

der zugegebene Härten eines überalterten<br />

Strafrechts ausgleichen soll. Wir möchten allerdings<br />

daraus nicht folgern, dass der gnadenweise oder<br />

bedingte Erlass von auf Grund des Motorfahrzeuggesetzes<br />

erkannten Gefängnisstrafen gänzlich ausgeschlossen<br />

sei. Das aber erachten wir als notwendig,<br />

dass die Begnadigung insoweit als Eingriff der Staatsgewalt<br />

in die Rechtspflege nachdrücklich auf ihre<br />

wesentliche Funktion zurückgeführt werde, -wonach<br />

die Begnadigung urteilsmässige Straffolgen aus<br />

Gründen der Gerechtigkeit dann beseitigt, wenn der<br />

Richter diese Gründe übersehen hat oder infolge<br />

seiner Gesetzesgebundenheit nicht beachten konnte.<br />

Ganz besonders muss fortan vermieden werden,<br />

dass die bedingte Begnadigung gleichsam in Konkurrenz<br />

tritt zum richterlich zulässigen, bedingten<br />

Straferlass und dass, falls dieser verweigert wird,<br />

jene ihn regelmässisr ersetzt. »<br />

Im Zusammenhang damit beziehen wir uns heute<br />

des weitern auf Art. 247, Abs. 3, der neuen Bundes-<br />

Strafrechtspflege betreffend die Oberaufsicht des<br />

Bundes über den Strafvollzug. Wir ersuchen die<br />

Begnadigungskomimission und die Bundesversammlung:,<br />

sich ausdrücklich damit einverstanden zu erklären,<br />

dass die Bundesanwaltschaft fortan, sofern<br />

das urteilende Gericht den bedingten Strafvollzug<br />

versagt hat, einem Begnadigungsgesuch die straf-<br />

•vollzugsaufschiebende Wirkung aberkennt, vorbehalten<br />

solche Fälle, in denen sich ausnahmsweise<br />

die Vorlage an die Bundesversammlung aufdrängt.<br />

Betreffend Freiheitsstrafen wegen Führens eines<br />

Motorfahrzeuges in angetrunkenem Zustand hat die<br />

Bundesanwaltschaft den Aufschub des Strafvollzuges<br />

bereits in einer Reihe von Angelegenheiten<br />

abgelehnt; diese neue Uebung musss aber notwendigerweise<br />

verallgemeinert werden, wenn die nunmehrigen<br />

Massnahnien zur möglichsten Einschränkung<br />

der Begnadigung durchgreifen sollen. In einer<br />

gewissen, teilweisen Anlehnung an Art. 418 d«t<br />

schweizerischen Strafgesetzentwurfes über die Zulässigkeit<br />

der Begnadigung könnte allenfalls so vorgegangen<br />

werden, dass die Bundesanwaltschaft zur<br />

Ablehnung der strafvollzugsaufschiebenden Wirkun*<br />

eines Begnadigungsgesuches befugt sein soll, wenn<br />

das Urteil auf eine unbedingte Freiheitsstrafe von<br />

nicht mehr als einem Monat lautet »<br />

Ueberempfindlich. Tatsächlich, es war genug,<br />

um einem auf die Nerven zu gehen, dass<br />

zwei junge Leute, die ein Gartenfest verlassen,<br />

in eine Tragödie hineinlaufen, wenn dieses<br />

Gartenfest zufällig das eigene ist!<br />

Aber doch nicht genug, um in Selene eine<br />

Geistesstörung hervorzurufen, ein Aufgehen<br />

ohne Sinn noch Verstand! Oder zum erstenmal<br />

nach mehr als siebzehn Jahren laute<br />

Worte zwischen ihnen hervorzurufen!<br />

Selene wagte es, dabei zu beharren, in seiner<br />

Verhandlung zu sitzen. Mit ihm in Ausdrücken<br />

von Willensfreiheit zu reden. Die<br />

alten Streitanlässe zwischen .ihnen, die für<br />

die ersten paar Jahre, da sie sich ihr gemeinsames<br />

Leben einrichteten, kennzeichnend<br />

waren. Willensfreiheit. Das Gericht ist<br />

öffentlich. Wahnsinn.<br />

«Selene, das ist schmählich. Ich schäme<br />

mich deiner.»<br />

«Ich will bei diesem Fall dabei sein, John<br />

Lester. Du kannst mir. die Freiheit des Gerichtes<br />

ebensowenig als irgendeinem anderen<br />

amerikanischen Bürger verbieten.»<br />

«Dji sprichst wie eine Verrückte.»<br />

«iMag sein, dass ich es ein wenig bin.»<br />

«Gut denn, aber es ist eine schwierige und<br />

verantwortungsvolle Sache für dich, meine<br />

Nerven derart anzuspannen. Wenn du so<br />

sehr an dem Ausgang dieses Falles beteiligt<br />

bist, dann solltest du besser dazusehen, dass<br />

mein Kopf klar bleibt und meine Nerven nicht<br />

allzusehr in Anspruch genommen werden.»<br />

«John. John, das will ich ja. Schrecklich.<br />

Nur gibt es in diesem Falle Dinge, John, die<br />

mir, John, die ich — ich in meinem Herzen<br />

zu erkennen scheine. Wenn du mich nur reden<br />

Messest.»<br />

«Ich will keine Meinungen hören.»<br />

«Aber John^ dies...»<br />

«Wenn es durch dich notwendig wird, Selene,<br />

werde ich mir ein Zimmer in einem<br />

Hotel nehmen oder in einen Klub gehen und<br />

während der ganzen Verhandlung nicht nach<br />

Hause kommen.»<br />

«Das will ich nicht, John. Es tut mir leid.<br />

Ich werde nichts sagen. Ich verspreche es.<br />

Nur, John, wenn du mich liebst, wenn ich<br />

dir leid tue, John, wenn du mich davor bewahren<br />

willst, dass ich die — die alte werde<br />

— ich — John, ich verspreche dir, während<br />

der ganzen Verhandlung nicht ein Wort an<br />

dich zu richten — nur lass mich dabei sein.<br />

Das ist nicht viel verlangt, John. Man braucht<br />

mich dort. Ich meine, ich will nur dort sitzen,<br />

ruhig. Wie irgendein anderer im Gerichtssaal.<br />

Ganz ruhig, John. Und nie ein<br />

Wort zu dir des A'bends. Weder so noch so.<br />

Ich weiss, Lieber. Ich weiss, dass das Auge<br />

der Oeffentlichkeit mehr als ie auf dich gerichtet<br />

ist. Ich weiss, ich weiss, wieviel davon<br />

abhängt, dass du deinen Kopf klar und<br />

offen hältst. Und du wirst es. Du wirst ihn<br />

offen erhalten dieses Mal. Mehr noch als je,<br />

John, nicht wahr, Liebster? Ich verspreche<br />

es dir, John. Niemals auch nur ein Wort an<br />

dich zu richten. Bloss lass mich bei den Verhandlungen<br />

dabei sein. Wenn du mich lieb<br />

hast, wenn du Mitleid mit mir hast, John,<br />

lass mich zu den Verhandlungen kommen.»<br />

Der Anblick, sie vor sich auf den Knien zu<br />

sehen, die Arme um seine Knie geschlungen<br />

und das tränenüberströmte Gesicht zu seinem<br />

emporgehoben, machte ihn um sie besorgt.<br />

«John, wenn du es nicht tust, wenn du<br />

mich nicht, lässt, kann ich es nicht ertragen.<br />

Ich werde es nicht ertragen. Ich will dabei<br />

sein. Ich muss bei diesen Verhandlungen dabei<br />

sein.»<br />

Er war um sie besorgt.<br />

«Gut, Liebste, gut. Seh, seh, es gibt ja<br />

nichts zu weinen. Gut. Gut»<br />

Ah, da waren Toto und Cyd und Denise<br />

und Clarice und Mr. Mandel und Myrrh. Einer<br />

nach dem anderen im Zeugenstuhl. Gewöhnlich<br />

bloss für einen Augenblick. Ein<br />

«Ja». Ein «Nein». Ein «Ich weiss nicht». Ein<br />

«Ich habe sie nie gesehen, bis sie zu Drecotte<br />

kam». «Nach meinem besten Wissen<br />

und Gewissen, Sir.» «Danke, das genügt.»<br />

«Nein, Sir.» «Ja, Sir.» «Nein, Euer Ehren.»<br />

«Ja, Euer Ehren.»<br />

... Alle ausser Toto. Toto schien mehr sagen<br />

zu wollen. Toto schien helfen zu wollen.<br />

Und der Staatsanwalt wollte nicht, dass<br />

sie helfe.<br />

«Sie sagen,-dass Sie sie dem Verstorbenen<br />

vorgestellt hätten?»<br />

«Ja, am Tage der Ambassador-Modeschan<br />

sagt er zu mir, sagt er...»<br />

«Ja oder nein?»<br />

«Ja — Sir...»<br />

«Waren Sie bei dieser Abendgesellschaft<br />

in der Wohnung der Beschuldigten am Abend<br />

des zweiten April anwesend?»<br />

«Sehen Sie, das war so. Mein Freund sagt<br />

zu mir, sagt er...»<br />

«Ja oder nein?»<br />

«Nun, er braucht mich nicht so anzufahren<br />

Euer Ehren. Nicht wahr?»<br />

«Beantworten Sie die an Sie gestellten<br />

Fragen, Miss, in möglichst direkter Weise.»<br />

«Ja, Euer Ehren. Natürlich war ich anwesend.<br />

Sehen Sie, es war so...»<br />

«War die Beschuldigte Ihre Gastgeberin,<br />

an diesem Abend?».<br />

«Ja, sehen Sie...»<br />

«Gab es alkoholische Getränke?»<br />

«Jaa, aber...»<br />

«Um wieviel brach die Gesellschaft auf?»<br />

«Ich — erinnere mich nicht...»<br />

«Vier Uhr morgens?»<br />

«Nein, es war nicht mehT als...»<br />

«Drei?»<br />

«Nein.»<br />

«Zwei?»<br />

(Fortsetzung folgtJ

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