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E_1935_Zeitung_Nr.074

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14" AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N» 74<br />

Luftfahrt<br />

Der Wolken-Segelflug.<br />

Deutsche Flieser haben den Segelflug,<br />

durch ihre verblüffenden Erfolge, zu einem<br />

internationalen Sport gemacht. Die praktischer<br />

empfindenden Nationen haben im Anfang<br />

über den Segelflug gelächelt. Was bedeutete<br />

es ihnen, mit einem solchen Flugzeug<br />

irgendeine hundert Kilometer lange Strecke<br />

zu durcheilen, derweil sie ja die Möglichkeit<br />

hatten, jederzeit mit dem Motorflugzeug dahin<br />

zu fliegen, wohin sie wollten. Es kam<br />

ihnen nie recht zum Bewusstsein, dass der<br />

deutsche Segelflug eine Notgeburt war, dass<br />

die durch den Versailler Vertrag unterbundene<br />

deutsche Fliegerei sich einen Ausweg<br />

suchen musste. Als aber. im Laufe weniger<br />

Jahre aus der Spielerei Ernst wurde, als im<br />

Jahre 1928 der Flieger Nehring im Auftrag<br />

des Forschungsinstituts der Rhön-Rossitten-<br />

Gesellschaft in Darmstadt eine in der Nähe<br />

des Flugplatzes befindliche Kumuluswolke,<br />

anflog, unter der Wolke den Motor abstellte,<br />

um im Segelflug weiterzufliegen,-da war mit<br />

dem Gelingen dieses Experimentes der Segelfliegerei<br />

• ein neues Gebiet - eröffnet, worden:<br />

der thermische Segelflug! Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt war man im motorlosen Flug<br />

fast ausschliesslich auf die Verwendung der<br />

aufsteigenden Luftströme an Gebirgen und<br />

Hängen angewiesen. Man kannte theoretisch<br />

den thermischen Aufwind, wusste aber nicht,<br />

ob seine Vertikalgeschwindigkeit grösser sei<br />

als die Sinkgeschwindigkeit des Flugzeuges.<br />

Nehring schuf hier Klarheit. Er blieb, obwohlsein<br />

kleines Motorflugzeug eine starke Sinkgeschwindigkeit<br />

hatte, ohne Höhenverlust 15<br />

Minuten unter der Wolke! Aus diesen Ergebnissen<br />

entwickelte sich logisch der Gedanke,<br />

die Segelflugzeuge durch Motorflugzeuge<br />

hochzuschleppen, damit sie sofort den Anschluss<br />

an diesen thermischen Aufwind erreichten.<br />

Aufsteigender Wind ist überhaupt die:<br />

Grundbedingung für jeden Segelflug, genau<br />

•wie für den Vogelflug, denn gerade die Vögel<br />

entnehmen die Energie zum Fliegen den natürlichen<br />

Kräften der Luft. Im Wolken-Aufwind<br />

aber äussert sich eine besonders wirksame<br />

Energiemenge, die von der bei der<br />

Wolkenbildung freiwerdenden Kondensationswärme<br />

herrührt. Diese Energie bewirkt, dass<br />

die Kumuluswolken bis in gewaltige Höhe<br />

emportreiben können und dabei Vertikalgeschwindigkeiten<br />

von mehr als 10 m/sek.<br />

Auch der Ford-V-Acht-Mofor wird als Flugmotor benützt. Um billig zu einer Kraftquelle zukommen,<br />

haben amerikanische Flugzeugkonstrukteure sGhon mehrfach in ihre Maschinen leichte, leistungsfähige<br />

Automobilmotoren eingebaut. Kürzlich brachten wir das Bild eines Flugzeuges mit Plymouth-Motor,<br />

vor längerer Zeit auch die Abbildung einer Maschine mit Terraplane-Motor. Bei der oben abgebildeten<br />

neuesten Konstruktion eines Tourenflugzeuges ist ein Ford-V-Achtzylinde'r-Motor eingebaut,<br />

der nach den vorliegenden Angaben dem Flugzeug eine Maximalgeschwindigkeit von 185 km/St, erteilt.<br />

erzeugen. Flieger wie Dittmar zum Beispiel,<br />

haben solche Wolken von der Basis bis zurrt<br />

Gipfel durchstossen und' auf diese Weise in<br />

Brasilien eine Weltrekord-Höhe von 4350 rri<br />

erreicht. Alle Höchstleistungen nach Höhe<br />

und Strecke hängen eng mit dem Wolkensegelflug<br />

zusammen, der vom Jahre 1928 ah<br />

dem motorlosen Flugzeug ganz, andere Bahnen<br />

wies. Es kam hinzu, dass praktische Erfahrung<br />

und wissenschaftliche erneute Forschung<br />

die «Luftwalzen», weitausgedehnte<br />

Wolkenstrassen, entdeckten. In ihnen stecken<br />

Energiemengen, die nicht aus europäischen<br />

Luftschichten stammen, sondern aus südlichen,<br />

tropischen Breiten. Höhenwinde führen<br />

sie heran.<br />

Diese Kenntnis und Erfahrungen, von denen<br />

auch der Laie wissen sollte, sind die<br />

Grundlage für die Segelflugwettbewerbe der<br />

letzten Zeit. Erstaunlich, wie die Ziffern d£t\<br />

Rekorde infolge der schnellen E.ntwicklujig'<br />

des thermischen «Rüstzeugs» aufwärtssprin-.<br />

gen. Welches Aufsehen * erregte es in fler<br />

s ganzen Welt, als ' Gröenhoff '220 JCi^-.<br />

meter zurücklegte. Das war im Jahre 193/.'<br />

Zwei Jahre später flog, Riedel 229 Kilometer<br />

(beide übrigens. ; auf dem «Fafrflr»)f 1934 er-<br />

•••* •••-*.• « •••• ~-..

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