E_1935_Zeitung_Nr.079
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N« 79<br />
Diskusslonsecke<br />
Vergleichsmessungen an Standard- und<br />
Stromlinienwageri. Unter diesem Titel berichtete<br />
Oberingenieur P. Jaray in No. 56 und<br />
58 der «A. R.» über eine Anzahl von Messungen<br />
die z. T. bisher nicht veröffentlicht wurden.<br />
Die Ueberlegenheit der Stromlinienkarosserie<br />
für hohe Geschwindigkeit bedarf<br />
keines weiteren Beweises, die angeführten<br />
Massergebnisse erscheinen jedoch z.T. ungeeignet,<br />
die ebenso hohe Ueberlegenheit der<br />
Stromlinienkarosserie auch bei geringerer<br />
Geschwindigkeit zu beweisen, worauf der<br />
Verfasser besonderen Wert zu legen scheint.<br />
Wenn man es auch hinnehmen muss, dass<br />
manche Versuche mit ungleichen Wagengewichten,<br />
ungleichen Motorleistungen, ungleichen<br />
Vergasereinstellungen, ungleichen Uebersetzungen<br />
und über verschiedene Wegstrekken<br />
durchgeführt wurden und somit die<br />
exakten Vergleichsmöglichkeiten fehlen, kann<br />
doch die Bewertung der Messergebnisse etwas<br />
vorsichtiger und kritischer erfolgen. Einige<br />
Betrachtungen zu den obigen Messungen<br />
werden zeigen, dass eine Kritik berechtigt<br />
ist<br />
Die 'Aaslaufversuche Ley werden auf einer<br />
Berg- und Talbahn ausgeführt. Der geringste<br />
Unterschied des Laufwiderstandes von 2 Wagen<br />
würde z.B. theoretisch ausreichen, dass<br />
der eine vor der ersten Bodenwelle zum Stillstand<br />
kommt, während der andere immer<br />
wieder Schwung holend bis ans Ende der<br />
Welt läuft. Nun ziehe man Vergleiche!<br />
Ganz ungewöhnlich ist ferner das Verfahren<br />
in der Messtechnik, das Minimum einer<br />
Messreihe mit dem Maximum einer anderen<br />
Reihe zu vergleichen. Auf diese Weise werden<br />
60% Mehrleistung des Jaraywagens errechnet,<br />
während auf Grund der mittleren<br />
Geschwindigkeit ca. 24% Verbesserung durch<br />
die Stromlinienkarosserie erzielt wurden,<br />
woferne man überhaupt diesen Versuch anerkennen<br />
will.<br />
Aus der grossen Streuung ist schon ersichtlich,<br />
dass nur eine Vielzahl von Versuchen<br />
zu einigermassen brauchbaren Zahlenergebnissen<br />
führen. Wenn ferner diese Art<br />
der Vergleichsmessung — Beschleunigung im<br />
Gefälle — ausgeführt wird, sollte die Messung<br />
auf einem möglichst gleichbleibenden<br />
Gefälle erfolgen, also hier etwa z. B. auf den<br />
ersten 300 m Wegstrecke zum Abschluss<br />
kommen, durch Zeit oder Geschwindigkeitsmessung<br />
an der Endmarke der Messtrecke.<br />
Auslaufversuche Brüderlin. Die relativ geringsten<br />
Fehler bei Auslaufversuchen werden<br />
stets bei hoher Geschwindigkeit entstehen.<br />
Wird der Auslaufweg des Standardwagens<br />
mit S= 1022 m bei V = 93 km/St., dem Auslaufweg<br />
des Jaraywagens S = 1325 gegenübergestellt<br />
(wobei der Wert für V = 93<br />
km/St, durch Extrapolieren ermittelt wurde)<br />
dann ergibt dieser ein Plus 29,6%. Es ist<br />
selbstverständlich, dass bei Auslaufen aus geringerer<br />
Geschwindigkeit der relative Unterschied<br />
der Auslaufwege kleiner werden muss,<br />
da ja schliesslich nur der bei beiden Wagen<br />
gleich grosse Rollenwiderstand als verzögernde<br />
Kraft übrig bleibt. Dennoch ist die<br />
Ueberlegenheit des Jaraywagens bei V = 11<br />
Kilometer 32,8%, bei 20 km Sogar 36,2%, bei<br />
welcher Geschwindigkeit der Luftwiderstand<br />
praktisch bedeutungslos ist.<br />
Diese Messfehler sind offenbar durch Unebenheiten<br />
der Fahrbahn, die der Verfasser<br />
mit Wi % selbst erwähnt, hervorgerufen<br />
worden, Diese Fehlerquellen müssen bei derartigen<br />
Versuchen und ihrer Auswertung aber<br />
wohl beachtet werden, wie obiges Beispiel<br />
zeigt.<br />
Bei V=ll km/St, sind die Auslaufwege<br />
mit S = 48,6 m (Standard) und S = 64,5 m<br />
(Jaray) gemessen worden, was einer mittleren<br />
Verzögerungskraft von P = ll,7 kg<br />
bzw. P' = 8,83 kg entspricht. Ein zusätzliches<br />
Gefälle von nur 0,2% würde bereits genügen,<br />
um diese Messdifferenz zu erklären,<br />
die hier fälschlicherweise der Ueberlegenheit<br />
der Stromlinienkarosserie zugute gebracht<br />
wird.<br />
Genaue Auslauiversuche sind immer recht<br />
schwierig, weil eben keine Strasse ganz eben<br />
ist und auch die Rollverhältnisse wechseln.<br />
Die erhaltenen Messwerte streuen sehr<br />
stark wie z.B. auch die Messpunkte zeigen,<br />
die mit einem Chryslerwagen Abb. 15 erhalten<br />
wurde. Allerdings wurde diese Streuung<br />
durch einen graphischen Ausgleich beseitigt,<br />
die beiden Kurven stellen aber eine Verfälschung<br />
der Messwerte bzw. ihres möglichen<br />
Verlaufes dar. Die Vergrösserung des Auslaufweges<br />
mit der Stromlinienkarosserie beträgt<br />
bei V = 80 km/St, etwa 30% und müsste<br />
bei niedrigerer Geschwindigkeit abnehmen.<br />
Die Kurven zeigen jedoch bei 40 km zirka<br />
37%, bei 20 km zirka 40%, bei 10 km zirka<br />
50% Plus des Jaraywagens.<br />
R. Eberan-Eberharst, Versuchsingenieur.<br />
Oberlng. P. Jaray erwidert darauf folgendes:<br />
i. Von einer « ebenso hohen Ueberlegenheit» des<br />
Stromlinienwagens bei geringen Geschwindigkeiten<br />
ist in meinem Bericht nirgendwo die Rede. Der<br />
Bericht stellt lediglich fest, was die verschiedenen<br />
Experten bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten<br />
ermittelt haben. Da es sich um anerkannte Fachleute<br />
handelt, braucht ihre Glaubwürdigkeit nicht<br />
bewiesen zu werden. Dass die Stromlinienkarosserie<br />
der Kastenkarosserie, auch bei geringen Geschwindigkeiten<br />
überlegen ist; haben die Versuche<br />
eindeutig bewiesen. Von einer «ebenso hohen Ueberlegenheit»<br />
wie bei hohen Geschwindigkeiten ist im<br />
ganzen Bericht kein Wort gesagt.<br />
2. Man muss es keineswegs < hinnehmen », dass<br />
ungleiche Wagengewichte, ungleiche Motorleistungen<br />
usw. verwendet wurden, denn wo solche Ungleichheiten<br />
bestanden, sind sie in den Berichten ausdrücklich<br />
hervorgehoben. Ueberdies war bei diesen<br />
Ungleichheiten stets der Stromlinienwagen der leidende<br />
Teil, denn es wurde streng darauf gesehen,<br />
den Stromlinienwagen niemals zu begünstigen.<br />
« Verschiedene Wegstrecken », von denen der Verfasser<br />
spricht, sind niemals verwendet worden, vielmehr<br />
sind die jeweiligen Versuche stets auf den<br />
gleichen Wegstrecken ausgeführt worden. Dass der<br />
Stromlinienwagen bei den von Conrad überwachten<br />
Ley-Versuchen längere Wegstrecken zurückgebet<br />
hat, kann man ihm ja schliesslich nicht als Fehler<br />
anrechnen. Jedenfalls muss auch hier gesagt werden,<br />
dass alle Versuche von den betreffenden Experten<br />
so sorgfältig wie möglich vorbereitet und<br />
ausgeführt worden sind und dass ihre Berichte<br />
wörtlich wiedergegeben wurden.<br />
3. Die Ley-Auslaufstrecke ist keine Berg- und<br />
Talbahn, wie der Kritiker schreibt. Abgesehen von<br />
einer etwa 200 m langen horizontalen Strecke besteht<br />
vom Start in 432,5 m Höhe bis zum tiefsten<br />
Funkt in 411 m Höhe die ganze Fahrbahn<br />
aus Gefälle; der daran anschliessende bergaufgehende<br />
Teil ist von keinem der normalkarossierten<br />
Vergleichswagen erreicht worden. Dass diese Vergleichswagen<br />
gerade auf der 0,8% geneigten Strecke<br />
zum Stillstand kamen, beweist, dass hier eine Beschleunigung<br />
durch das Gefälle allein gar nicht<br />
mehr möglich war. Eine kleine Rechnung gibt den<br />
ziffernmässigen Beleg dafür: in dem Zustand, in<br />
dem sich die Strasse laut dem Bericht Conrads befand,<br />
verursachte sie einen Rollwiderstand von wenigstens<br />
15 kg/t Daraus ergibt'sich bei einem Gesamtgewicht<br />
— alle Wagen wurden für diese Versuche<br />
auf genau gleiches Gewicht gebracht! — von<br />
1350 kg ein Rollwiderstand von 20 kg. Das Gefälle<br />
von 0,8% verursachte dagegen eine Zugkraft von<br />
nur 11 kg. Bleiben also immer noch 9 kg als<br />
Bremswiderstand übrig, der ohne einen vor dem<br />
Gefälle noch vorhandenen Schwung gar nicht überwunden<br />
werden konnte. Dass die Versuchsergebnisse<br />
sich nicht auf Zufall oder Ungleichheiten zurückführen<br />
lassen, zeigen die dicht nebeneinander<br />
befindlichen Endpunkte der Fahrtstrecke einerseits<br />
der Stromlinienwagen, anderseits der Standardwagen.<br />
Was der Kritiker in dieser Hinsicht schreibt,<br />
ist also vollständig aus der Luft gegriffen.<br />
4. Bei den betreffenden Versuchen ist keineswegs<br />
das Minimum der einen Messreihe mit dem Maximum<br />
der andern verglichen worden. Ehe der Kritiker<br />
eine derartige Beschuldigung aussprach, hätte<br />
er sich an der Hand des Originalberichts, der ja<br />
leicht zugänglich ist, über die Einzelheiten vergewissern<br />
müssen. Es ist im Text lediglich erwähnt,<br />
wie gross der Unterschied zwischen Minimum und<br />
Maximum ist. Die von Conrad errechnete Mehr-t<br />
leigtung bezieht sich keineswegs auf die Unterschiede<br />
in der Fahrtstrecke allein, sondern er bestimmt<br />
aus der Steigleistung der Stromlinienwagen<br />
die Strecke, die sich ergeben würde, wenn sie horizontal<br />
verliefe. Die hierauf bezügliche Ableitung,<br />
die sich in der Zeitschrift « Der Motorwagen », Heft<br />
23/24 vom August 1923, befindet, blieb in der vorliegenden<br />
zusammenfassenden Darstellung weg. Da<br />
die Quelle angegeben wurde, kann jeder Interessent<br />
leicht auf das Original zurückgreifen.<br />
5. Auch die Auslaufversuche von Brüderlin sind<br />
so sorgfältig wie möglich gemacht worden. Es besteht<br />
gar kein Grund, an den gegebenen Zahlen zu<br />
zweifeln, zumal ja diese Ergebnisse durch die andern<br />
Versuche immer wieder bestätigt werden. Es<br />
ist auch nicht < selbstverständlich, dass beim Auslaufen<br />
aus geringerer Geschwindigkeit der relative<br />
Unterschied des Auslaufweges kleiner werden<br />
muss ». Wenigstens nicht, was die Geschwindigkeiten<br />
bis herunter zu etwa 20 km/St, betrifft, denn<br />
der Luftwiderstand ist bei einer Geschwindigkeit von<br />
20 km/St, keineswegs < praktisch bedeutungslos >,<br />
wie der Kritiker meint. Dass Messfehler immer<br />
vorhanden sind, ist selbstverständlich. Sie sind bei<br />
normal karossierten Wagen genau so gut vorhanden<br />
wie bei Stromlinienwagen; sie liegen aber nicht<br />
in der Grosse der hier nachgewiesenen Unterschiede.<br />
Um sie auszumerzen, macht man Versuchsreihen.<br />
Dass diese Reihen bei Landstrassenversuchen,<br />
wie sie hier vorliegen, nicht Hunderte von<br />
Fahrten umfassen können, ist selbstverständlich. Im<br />
übrigen streuen die Ergebnisse der Brüderlinschen<br />
Messungen keineswegs stärker als es bei ähnlichen<br />
Versuchen stets der Fall ist Die Auslaufkurven,<br />
Abb. 7, Seite 11, der « Automobil-Revue », Nr. 56,<br />
vom 12. Juli <strong>1935</strong>, zeigen dies sehr deutlich, denn<br />
die Gleichmässigkeit der Kurven, die sämtliche<br />
Messpunkte bis auf zwei verbinden, lässt kaum<br />
etwas zu wünschen übrig. Dass in den unteren Bereichen<br />
schon kleine Ungenauigkeiten grosse prozentuale<br />
Unterschiede ergeben, ist jedem bekannt,<br />
der etwas von Mathematik versteht. Im übrigen<br />
muss zu diesem Kurvenblatt noch gesagt werden,<br />
dass der Experte die Kurve des Standardwagens<br />
mit Absicht niedriger legte, um den Stromlinienwagen<br />
nicht zu begünstigen. Wäre die Kurve des<br />
Standardwagens so gelegt worden, wie es die Messpunkte<br />
verlangen, so wären die prozentualen Unterschiede<br />
im gesamten grösser und auch im Verlauf<br />
gegen den Nullpunkt. Dass die Werte bei 10 km/St.<br />
Geschwindigkeit ausserordentlich nah beisammenliegen,<br />
ist selbstverständlich; sie können also überhaupt<br />
nicht in der vom Kritiker angegebenen<br />
Weise ausgewertet werden. Sie sind in meiner Arbeit<br />
angeführt, weil der Expertenbericht diese Zahlen<br />
auch enthält und weil alle Zahlenwerte so wiedergegeben<br />
wurden, wie die Experten sie in ihren<br />
Berichten festlegten. Werturteile wurden von mir<br />
in keinem Falle gefällt. Zweck des Artikels war<br />
lediglich, der Fachwelt die Unterlagen zu geben, die<<br />
für eine sachgemässe Beurteilung des Stomlinienproblems<br />
nötig sind. Oberine. P. Jaray.<br />
Veranstaltungen.<br />
1. schweizerische Verkehrs-Ausstellung «Luva»,<br />
Luzern. Vom 21. September bis 5. Oktober <strong>1935</strong> beherbergen<br />
die Bäume des Luzerner Kursaals eine!<br />
sowohl in historischer Hinsicht, wie auch vom tou-;<br />
ristischen, technischen und vor allem vom verkehrspolitischen<br />
Standpunkt aus interessante<br />
Schau schweizerischer Verkehrsdokumente, welche<br />
die Entwicklung des Eisenbahn-, Strassen- und<br />
Luftverkehrs bis zur Gegenwart verkörpern.<br />
Im Parterre kann man sich am Stand der eidg.<br />
Postverwaltung die Unterschiede des Reisens mit<br />
dem achtplätzigen Coupe-Landauer. Baujahr 1889,<br />
und einem modernen Sechsrad-Alpenwagen vor<br />
Augen führen lassen. Eine Reihe alter Stiche geben<br />
Kenntnis von der beschwerlichen Art 'der<br />
Postreisen über die Schweizer Alpenpässe vor dem<br />
Bau der Schienenwege durch unsere Alpen. Zahlreiche<br />
Photographien vom heutigen motorisierten<br />
Alpenstrassen-Postverkehr dokumentieren vor allem<br />
die Wiederbelebung des nach dem Anbruch<br />
des Eisenbahnzeitalters immer mehr dem Dornröschenschlaf<br />
anheimfallenden Alpenstrassenverkehrs.<br />
Eine blumenbestickte Reisetasche, wie sie<br />
hat sich dem Städteverband zur Verfügung gestellt,<br />
um solche zweckmässig durchzuführen und<br />
zu Grossvaters Zeiten auf der Hochzeitsreise<br />
diente, lässt deutlich den Wandel in der Auffassung<br />
über den Umfang des Reisekomforts in Er-<br />
bereits besteht bei der Verkehrskommission des<br />
Völkerbundes die Absicht, durch ein besonderes<br />
scheinung treten. Früher reichte eine kleine Tasche<br />
aus, um für Wochen, ja sogar Monate, den<br />
Verkehrssignal Städte mit Hupverbot zu kennzeichnen.<br />
Die Verkehrsregelung in der Schweiz<br />
Besitzer als treuen Reisegefährten restlos zu befriedigen,<br />
während heute sogar nur für wenige<br />
wird auch international sehr beachtet und all<br />
musterhaft anerkannt. Kürzlich hat der Verbandssekretär<br />
an der Session der Verkehrskom-<br />
Tage ein Berg von Koffern mitgeschleppt wird,<br />
auch ein Zeichen des Ueberganges zum materialistischen<br />
Zeitalter! Der Publizitätsdienst der<br />
mission beim Völkerbund als Vertreter des internationalen<br />
Städteverbandes die internationale Beachtung<br />
des schweizerischen Verkehrswesen»<br />
S.B.B, z'eigt das von einem Berner Mechaniker erstellte<br />
Modell einer schweizerischen Bergbahnstrecke,<br />
und zwar handelt es sich um die eisen-<br />
feststellen können. Es steht zu erwarten, dasg die<br />
schweizerischen Ortstafeln, die den Beginn des<br />
bahntechnisch recht interessante Darstellung der<br />
Städteregimes (Vortritt des von rechts kommen^<br />
Entwicklung der Bahnanlagen bei Bergün. Die in<br />
den Fahrzeuges) anzeigt, international empfohlen<br />
naturgetreuem Modell dargestellte Strecke an der<br />
Albula-Linie hat an der diesjährigen Pariser<br />
Messe die besondere Aufmerksamkeit der Besucher-auf<br />
«ich gelenkt und sicherlich dazu beigetragen,<br />
das ausländische Interesse an unserem<br />
alpinen Eisenbahnbau zu wecken.<br />
Aber auch in Luzern ist-dieser Stand mit den<br />
vielen Kehren, Ueberführungen, Weichen und Tunnels<br />
stets umlagert. Das Modell der Nord-Ostbahn-<br />
Lokomotive «Aare», welche am 7. August 1847<br />
erstmals auf der Strecke Zürich—Baden verkehrte,<br />
begegnete verkehrsgeschichtlichem Interesse, wie<br />
auch die Bilder von Bahnreisen aus alter und neuer<br />
Zeit. An Hand eines Zugsmodells einer elektrischen<br />
SBB-Maschine 2 Co 1 und demjenigen des<br />
Schnelltriebwagens (roter Pfeil) lässt sich die neuzeitliche<br />
Entwicklung des Lokomotivbaus klar verfolgen,<br />
vor allem auch im Zusammenhang mit dem<br />
Modell einer Dampfschnellzugsmaschine von Mundwyler<br />
(Luzern). Die Lötschbergbahn ist mit ihrer<br />
4500-PS-Lokomotive vertreten. Modelle, von Bergbahnen<br />
(Pilatus, Vitznau-Rigi, Schwyz-Stoos, Fürigen,<br />
Luftseilbahn Gerschnialp-Trübsee) bieten<br />
auch einen Einblick in die in unserem Land besonders<br />
ausgebaute Technik des Bergbahnenbaus. Die<br />
Dampfschiff-Gesellschaft des Vierwaldstättersees<br />
ist mit 2 Modellen vertreten, und zwar mit dem<br />
Motorboot «Mythen» und der Drillings-Gleichstrom-<br />
Dampfmaschine des 1400-PS-Salon-Dampfers «Stadt<br />
Luzern». Die obern Räume des Kursaals sind vornehmlich<br />
dem Alpinismus, der Strasse und dem<br />
Flugwesen gewidmet.<br />
Instruktive Stände des T.C.S. und A.C.S. vermitteln<br />
einen Einblick in die gewaltige Arbeit, die<br />
diese beiden Organisationen, namentlich auf strassenverkehrspolitisohem<br />
Gebiet, leisten. Der T.C.S. stellt<br />
ein Fahrzeug seines motorisierten Strassenhilfsdienstes<br />
aus, der bekanntlich allen Strassenbenützern<br />
unentgeltlich zur Verfügung steht. CH-Touring,<br />
CH-Schweiz und der Alpenführer der Hallwag<br />
werben in diesem Stande, namentlich für den<br />
autotouristischen Gedanken. Der A.C.S. orientiert<br />
an natürlichen Modellen über die Einrichtung des<br />
SOS-Telephondienstes, wie auch über den Wasser-<br />
Hilfsdienst Der Schweiz. Autostrassenverein wirbt<br />
für den Gedanken des Autostrassenbaus in der<br />
Schweiz, und zwar mit einer Reihe interessanter<br />
Karten-Studien. Besonderem Interesse begegnet die<br />
projektierte Fernverkehrsstrasse Basel-Olten-Luzern<br />
mit den verschiedenen Varianten, dann das Schema<br />
des schweizerischen Fernverkehrsstrassennetzes und<br />
die instruktiven Bilder über den Ausbau der Südrampe<br />
der Gotthardstrasse.<br />
Ein Uebersichtsplan im Maßstab 1:1000 (Ins.<br />
Erni, Luzern) orientiert über die projektierte<br />
Linienführung der linksufrigen Vierwaldstättersee T<br />
strasse.<br />
Weitere Bilder orientieren über die schweizerische<br />
Verkehrswerbung im Ausland, dann über die<br />
Entwicklung des Flugverkehrs, mit reichhaltigem<br />
statistischem Zahlenmaterial (Aero-Club). Verschiedene<br />
Modelle moderner Verkehrsflugzeuge der<br />
Swissair und der Alpar und ein Original-Segelflugzeug<br />
W. F. 8, wie auch das Relief des projektierten<br />
Flugplatzes Luzern werben für die Aviatik.<br />
Das Modell eines Vermessungsflugzeuges der<br />
eidgen. Landestopographie bietet Einblick in ein<br />
allgemein wenig bekanntes, aber äussSrst interessantes<br />
Tätigkeitsgebiet.<br />
Unter dem Motto «Das neue Antlitz der Schweiz»<br />
ist die Schweizerische Verkehrszentrale mit 30 das<br />
typische schweizerische Landschaftsbild Verkörpernden<br />
Aufnahmen vertreten.<br />
Die Ausstellung vermittelt, im grossen und ganzen<br />
genommen, einen klaren Einblick über die Entwicklung<br />
des schweizerischen Verkehrswesens und<br />
verdient nicht nur von den direkt am Verkehrswesen<br />
interessierten Kreisen besucht, sondern namentlich<br />
auch von den Behörden berücksichtigt zu werden,<br />
weist sie doch Wege, die besonders für den Automobilismus<br />
von gebieterischer Notwendigkeit sind,<br />
will die Schweiz nicht noch mehr ins Hintertreffen<br />
geraten.<br />
Wy.<br />
Schweizerischer Städteverband. Am 28. Sept.<br />
sind in der Hauptstadt des Kt Wallis die Vertreter<br />
von 59 Schweizer Städten zusammengekommen.<br />
In Anwesenheit von rund 120 Delegierten wurde<br />
die 1. offizielle Sitzung durch den Sittener Städtpräsidenten<br />
eröffnet. Im Mittelpunkt des ersten<br />
Tages stand das glanzvolle Referat von Verbandssekretär<br />
Dr. G. von Schulthess (Zürich), über «Die<br />
Schweizer Städte in der Wirtschaftskrise.<br />
Der blaue Walliser Himmel hat viele Delegierte<br />
am Sonntag zu Exkursionen eingeladen, so dass<br />
die Verhandlungen an diesem Tage vor etwas gelichteten<br />
Reihen stattfinden mussten. Zur Diskussion<br />
stand das Thema «Marktorganisation in den<br />
Städten».<br />
Der dem Städtetag vorgelegte Geschäftsbericht,<br />
umfassend den Zeitraum vom 1. Juli 1934 bis<br />
30. Juni <strong>1935</strong> enthält wiederum eine Reihe den<br />
motorisierten Strassenverkehr interessierende Fragen.<br />
Vorerst konstatiert der Bericht, dass auf dem<br />
Gebiet des Strassenverkehrs im Berichtsjahr eine<br />
erfreuliche Zusammenarbeit mit dem eidg. Justizund<br />
Polizeidepartement ausgebaut werden konnte.<br />
Mit Genugtuung stellt der Vorstand fest, dass er<br />
in der Polizeikommission des Städteverbandes ein<br />
Instrument besitze, dessen Erfahrungen immer<br />
wieder von den massgebenden Bundesstellen herangezogen<br />
werden. Soeben hat diese eine Musterverordnung<br />
für den städtischen Strassej#erkehr<br />
fertiggestellt und dem Departement mit der<br />
Bitte eingereicht, dazu Stellung zu nehmen, bevor<br />
sie den Städten zur Einführung überlassen<br />
wird, hat sich doch der Bundesrat bekanntlich im<br />
Bedarfsfall den Erlass von einheitlichen Vorschriften<br />
über den Lokalverkehr laut M. F. G. Artikel<br />
69 vorbehalten. Der Bericht äussert sich weiter<br />
über die vom Städteverband seit Jahren eingeleiteten<br />
Massnahmen gegen die Lärmbekämpfung.<br />
Diese ist als das beste Mittel zur<br />
Erziehung sorgfältiger Fahrer und dadurch zur<br />
Vermeidung von Unfällen erkannt worden. Sogenannte<br />
Lärmbekämpf ungs- und Verkehrswochen<br />
in verschiedenen Städten hatten<br />
vorzügliche Erfolge zu verzeichnen. Der T. C. S.<br />
Wird. Neu Signaltafeln sollen das Verbot des<br />
Ueberholens und Kreuzens dort regeln, wo es behördlicherseits<br />
angeordnet wird, auch wenn Ueberholen<br />
und Kreuzen möglich wären. Schwierigkeiten<br />
geben bei der Förderung der automatischen<br />
Signale an Strassenkreuzungen,, weil hier<br />
immer noch technische Verbesserungen zu erwarten<br />
sind. Die Regelung dieser Frage ist leider bis<br />
heute von der Verkehrskommis'sion des Völkerbundes<br />
noch nicht durchgeführt worden. Deren Empfehlung<br />
an die Regierungen, das ein- oder dreifarbige<br />
Signal zu wählen, wurde bis jetzt nicht<br />
nachgelebt, weil noch immer nach technischen Verbesserungen<br />
und Vereinfachungen gesucht wird<br />
und weil namentlich die Fussgänger in irgendeiner<br />
Weise mit einbezogen werden sollten. Die<br />
ausserordentlich verschiedenen Verhältnisse an den<br />
einzelnen Standorten der Apparate lassen es fraglich<br />
erscheinen, ob deren weitgehendste Vereinheitlichung<br />
überhaupt möglich ist. Die weitern,<br />
mit dem eidg. Justiz- und Polizeidepartement behandelten<br />
Fragen betreffen: Breite der Strassenreinigungsmaschinen,<br />
Hinweistafeln auf Parkplätze,<br />
Vorfahr- und Kreuzungsverbote, Bezeichnung<br />
der Hauptverkehrsstrassen. Mit Bedauern<br />
hat der Vorstand davon Kenntnis genommen, dass<br />
die letzte Konferenz kantonaler Polzeidirektoren<br />
den Wegfall der Geschwindigkeitsmaxima imAutogesete<br />
seit dessen Einführung für die Y erme h"<br />
rung der Verkehrsunfälle verantwortlich macht<br />
Die städtischen Verkehrsunfallstatistiken beweisen<br />
das Gegenteil und tun dar, dass die grosse Mehrzahl<br />
der Unfälle auf die Nichtbeachtung bestehender<br />
Vorschriften zurückzuführen ist Die E i n -<br />
führug einer neuen Geschwindijkeitsmaxima<br />
würde bestimmmt keine<br />
Reduktion der Unfälle herbeifü'hren,<br />
weil feststeht, dass ihre Beachtung durch<br />
die Polizei nicht erzwungen werden kann und<br />
Radfahrer und Fussgänger in sehr erheblichem<br />
Masse an den Unfällen beteiligt sind. a<br />
Occasions- und Automobilmarkt vom 27.—29.<br />
September. Freitag, 9 Uhr, wurde in Zürich die<br />
Ausstellung eröffnet. In den Militär-Reithallen an<br />
der Gessner-Allee sind die benzinverdauenden Brüder<br />
der Hafermotoren eingekehrt und präsentieren<br />
sich glanzstrahlend den Augen der Besucher. Kein<br />
Mensch würde glauben, dass es sich hier um Automobile<br />
handelt, die als «Occasionen» zum Verkauf<br />
angeboten sind. In* der Tat sind auch die gebrauchten<br />
Wagen stark in der Minderzahl, fast alles sind<br />
vollwertige neue Typen, die noch nie Dienst getan<br />
haben und nur infolge Ueberholung durch die<br />
Mode im Preise herabgesetzt wurden. Dem Liebhaber<br />
bietet diese Ausstellung des Interessanten<br />
ebensoviel wie einer der jährlichen grossen Automobil-Salons.<br />
In den beiden Ausstellungshallen haben insgesamt<br />
ca. 84 Wagen Platz gefunden. Mit welcher<br />
Strenge das Komitee seines Amtes gewaltet hat, ist<br />
darauf zu ersehen, dass mehrere Wagen infolge gewisser<br />
Mängel von der Schaustellung zurückgewiesen<br />
wurden. Die namhaftesten in der Schweiz bekannten<br />
Marken sind vertreten und die Objekte<br />
zogen bereits in den frühen Vormittagsstunden zahlreiche<br />
Liebhaber an. Es zeigt seih, dass der Automobil-Händler-Verband<br />
mit dieser Ausstellung<br />
einem wesentlichen Bedürfnis entsprochen hat, die<br />
vom jährlichen Kalender der Veranstaltungen nicht<br />
mehr verschwinden darf. Viel Beachtung findet der<br />
von den Schaulustigen umlagerte Tombolatisch mit<br />
fast 250 Preisen im Totalwerte von über Fr. 3000.—.<br />
Für 30 Cts. kann der glückliche Gewinner eine<br />
Akkumulatorenbatterie, eine Autoheizung, ein Paar<br />
Scintilla-Scheinwerfer oder einen sonstigen wertvollen<br />
Gegenstand nach Hause tragen.<br />
Um 10 Uhr fand im Restaurationszelt der offizielle<br />
Empfang der Presse und der Behörden durch<br />
Dir. Häfliger, Präsident des Automobil-Händler-<br />
Verbandes, statt. Der Sekretär, Dr. Frei-Zamboni,<br />
orientierte in einer kurzen Rede die Anwesenden<br />
über Zweck und Ziel der Ausstellung. Dieselbe hat<br />
nicht nur Tein geschäftlichen Hintergrund, sondern<br />
besitzt auch eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung. Tausende von Gewerbe^<br />
treibenden und Geschäftsleuten vermissen in ihrem<br />
Betriebe die wertvolle Hilfe eines Automobils, teilweise<br />
aus übertriebener Vorstellung von Anschaffungs-<br />
und Betriebskosten eines derartigen Hilfsmittels.<br />
Tausende von Wagen finden auf diese Art<br />
keinen Käufer, Millionen Franken des schweizerischen<br />
Volksvermögens liegen brach, Staat und Kantonen<br />
entgehen ungeheure Summen an Verbrauchsr<br />
abgaben, Hunderten von Arbeitern des Autogewerbes<br />
könnte durch Inbetriebsetzung eines Teiles dieser<br />
stillstehenden Wagen Brot gegeben werden.<br />
Die Reichhaltigkeit und Schönheit der hier gezeigten<br />
Automobile, zusammen mit ihren niedrigen<br />
Preisen, werden hoffentlich manchen bisher noch<br />
Zurückhaltenden ermutigen, den Schritt zum praktischen<br />
Automobilisten zu wagen.