E_1935_Zeitung_Nr.079
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N° 79 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
«k«<br />
Die Verjährung im MFG.<br />
Aus dem Bundesgericht.<br />
• Das eidg. Automobilgesetz (MFQ) enthält<br />
eine Reihe von Strafbestimmungen, stellt<br />
aber keine ausdrückliche Vorschrift über die<br />
Verjährung bei Uebertretung der fahrpolizeilichen<br />
Regeln auf. Ein Entscheid des bundesgerichtlichen<br />
Kassationshofes vom 23. September<br />
hat nun hierüber Klarheit geschaffen.<br />
Ein Autofahrer, der in Zürich am 6. April<br />
1934 von der Stadtpolizei wegen Widerhandlung<br />
gegen Art. 20 und 25 MFG verzeigt<br />
worden war, wurde am 4. Juni 1934 deswegen<br />
vom Polizeirichteramt Zürich mit 20 Fr.<br />
gebüsst; er verlangte die gerichtliche Beurteilung<br />
und das Bezirksgericht, dem das<br />
Begehren am 8. März <strong>1935</strong> übermittelt wurde,<br />
hob die Busse wegen Verjährung auf. Es<br />
wandte dabei in Ermangelung von Verjährungsbestimmungen<br />
in MFG das Bundesgesetz<br />
von 1849 betreffend das Verfahren bei<br />
Uebertretungen fiskalischer und polizeilicher<br />
Bundesgesetze an. Dieses «Fiskalstrafgesetz<br />
> lässt in Art. 20 b die Verjährung eintreten<br />
« nach 4 Monaten, vom Tage an gerechriet,<br />
an welchem das Protokoll oder der<br />
Bericht erstattet worden ist, wenn die Klage<br />
während, dieser Frist bei dem kompetenten<br />
Gerichte nicht angebracht wird». Danach<br />
wäre im vorliegenden Falle die Verjährung<br />
vier Monate nach der von der Polizei erstatteten<br />
Anzeige, d. h. am 6. August 1934, eingetreten;<br />
hätte man unter subsidiärer Anwendung<br />
zürcherischer Prozessvorschriften<br />
angenommen, die Verjährungsfrist sei durch<br />
die Bussenverfügung des Richteramtes unterbrochen<br />
worden, so wäre die Verjährung am<br />
4. Oktober 1934 abgelaufen. In beiden Fällen<br />
wäre also die Frist bei der Behandlung der<br />
Angelegenheit durch das Bezirksgericht<br />
schon abgelaufen gewesen.<br />
Auf die vom Polizeirichteramt Zürich dagegen<br />
eingereichte Kassationsklage hat jedoch<br />
der Kassationshof des Bundesgerichts<br />
das Urteil aufgehoben und die Sache zu<br />
neuer Beurteilung an das Bezirksgericht zurückgewiesen.<br />
Allerdings kann beim Fehlen von Verjährungsvorschriften<br />
im MFG nicht etwa auf<br />
kantonalrechtliche Verjährungsbestimmungen<br />
abgestellt werden, denn nach früheren bundesgerichtlichen<br />
Entscheiden erfordert die<br />
gleichmässige Handhabung bundesstrafrechtlicher<br />
Bestimmungen — und um solche handelt<br />
es sich bei den Vorschrifte» des MFG<br />
— auch eine einheitliche Ordnung der Verjährung.<br />
Muss demnach Bundesrecht herangezogen<br />
werden, so kann es sich dabei aber<br />
nicht um das Fiskälstrafgesetz handeln, weil<br />
dieses nach der bundesgerichtlichen Rechtsprechung<br />
nur auf solche Vergehen anwendbar<br />
ist, bei denen der Bund direkt geschädigt<br />
wird. Massgebend ist vielmehr die Verjährungsvorschrift<br />
im Bundesgesetze über<br />
das Bundesstrafrecht von 1853. Das MFG<br />
erklärt selber in Art. 65 den ersten Abschnitt<br />
dieses Gesetzes als anwendbar und in diesem<br />
Abschnitt, d.h. in den allgemeinen Bestimmungen<br />
des BStR, findet sich auch die<br />
Vorschrift (Art. 34c .BStR), wonach die Strafklage<br />
bei den nicht mit Zuchthaus bedrohten<br />
Delikten in drei Jahren verjährt. Gegen die<br />
Anwendung.dieser Vorschrift kann hier nicht<br />
etwa geltend gemacht werden, dass sie nicht<br />
auf die Uebertretung polizeilicher Vorschriften<br />
von Spezialgeseföen zugeschnitten sei,<br />
denn-das MFG selber verweist auf das Bundesstrafgesetz,<br />
ohne dabei einen Vorbehalt<br />
für Tatbestände zu machen, die sich nicht als<br />
Vergehen, sondern als blosse Polizeiübertretungen<br />
kennzeichnen. Somit ist im vorliegenden<br />
Falle die Verjährung noch nicht eingetreten.<br />
Wp.<br />
ZÜMhe» N«»«iz«n<br />
Was geht mit dem Zürcher Verkehrsgesetz?<br />
Die Zürcher Verkehrsinteressentenverbände<br />
sind es sich zwar zur Genüge gewohnt,<br />
dass man sie in den letzten Jahren<br />
in dieser Verkehrsgesetzfrage von Regierungsratsseite<br />
aus stets unorientiert im Dunkeln<br />
tappen lässt, um dann plötzlich eine<br />
äusserst knapp gefasste Frist zur Vernehmlassung<br />
zu stellen, so dass es fast nicht möglich<br />
ist, die Vorlage richtig durchzuarbeiten,<br />
während sich der Gesetzgeber stets geraume<br />
Zeit lässt zu seinen Studien und Arbeiten.<br />
Das Resultat dieses unverständlichen Vor-<br />
Strassenverkehr wurde 1934 an der Strasse<br />
Zürich-Winterthur bei der Glatt-Kreuzung<br />
festgestellt, nämlich 2078 Personenautos,<br />
341 Lastwagen und 1600 Handwagen, Fahrräder<br />
und Motorräder, wobei es sich bei<br />
auszuarbeiten, die die Be-diesen Zahlen um die Mittel der Zählungsergebnisse<br />
an drei nicht aufeinanderfolgen-<br />
gehens, das nach einer völligen Kaltstellung<br />
der Verkehrsinteressentenverbände tendiert,<br />
ist zwar bekannt, das verworfene Verkehrsgesetz<br />
war die < Totgeburt » dieses unzweckmässigen<br />
und unakzeptablen Vorgehens.<br />
' '<br />
Man hätte wohl annehmen dürfen, dass<br />
man auch im Kaspar-Escherhäus hieraus<br />
die nötigen Erfahrungen sammelt und Konsequenzen<br />
zieht. Der Weg war wohl gewiesen<br />
: Durch Einberufung einer gemischten<br />
Kommission aus Vertretern • der Behörden<br />
des Kantons, der Bezirke und Städte einerseits<br />
und der Verkehrsinteressenten anderseits<br />
hätte es möglich sein sollen, eine Gesetzesvorlage<br />
zeichnung Verkehrsgesetz auch verdient und<br />
die beim Kantonsrat und beim Volk Zustimmung<br />
resp. Annahme gefunden hätte.<br />
Statt dessen herrscht immer noch grösstes<br />
Stillschweigen und alles deutet darauf<br />
hin, dass man sich in Regierungskreisen<br />
selbst noch nicht bewusst ist, ob man eine<br />
neue Gesetzesvorlage ausarbeiten oder auf<br />
dem Verordnungswege die dem Staat genehmen<br />
Gesetzesbestimmungen in Kraft setzen<br />
will. Eines steht wohl aber fest: Man<br />
will die Sache möglichst hinausschieben,<br />
will den bisherigen Status, d.h. das Inkraftbleiben<br />
des alten Automobilgesetzes vom<br />
Jahre 1923 noch möglichst lange «beibehalten,<br />
um dem Fiskus die alten Verkehrssteueransätze<br />
auch für 1936 zu sichern um ja keine<br />
finanziellen Erleichterungen einräumen zu<br />
müssen. Werden sich die Verkehrsinteressenten<br />
diese Absicht gefallen lassen oder<br />
selbst die Initiative in die Hand nehmen? Es<br />
ist wohl vorauszusehen, dass die kommenden<br />
Wochen wichtige Entscheide bringen<br />
werden.<br />
V<br />
*•!»<br />
den Wochentagen jeweils von 6—20 Uhr<br />
handelt.<br />
V<br />
Thurgauischer Strassenbau im Jahre 1934.<br />
Im Thurgau hat man frühzeitig die verkehrspolitische<br />
Notwendigkeit der Modernisierung<br />
des Strassennetzes erkannt. Sie steht in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit dem gewaltigen<br />
Aufschwung des Automobilwesens. Im<br />
Jahre 1934 konnte das Bautempo etwas verlangsamt<br />
werden; es sind in diesem Jahr<br />
laut dem regierungsrätlichen Rechenschaftsbericht<br />
für den Unterhalt und den Ausbau<br />
der Staatsstrassen Fr. 1,710,524 verausgabt<br />
worden, bei einer Gesamtlänge dieser Strassen<br />
von 795,5 km. Diesen Ausgaben steht<br />
eine Nettoeinnahme von 1,513,000 Fr. gegenüber.<br />
Für die im Jahre 1925 gebauten Betonstrassen*<br />
lief die fünfjährige Garantie ab. An<br />
Stelle der verlängerten Garantie für weitere<br />
fünf Jahre hat das thurgauische Strassendepartement<br />
mit der schweizerischen Betonstrassenbau<br />
A.G. ein Unterhaltsvertrag auf<br />
weitere zehn Jahre abgeschlossen. Der Unterhalt<br />
wird von der Gesellschaft übernommen<br />
per Quadratmeter und Jahr um 2 Rp.<br />
Es macht also per km und Jahr 120 Fr. Nach<br />
Ablauf der zehn Jahre sind die Strassen in<br />
tadellosem Zustand abzugeben. Der Unterhaltsvertrag<br />
kommt also einer Verlängerung<br />
der Garantie von 5 auf 15 Jahre gleich.<br />
In verschiedenen Gemeinden sind zur<br />
Staubbekämpfung Abfallöle verwendet worden,<br />
womit man aber schlechte Erfahrungen<br />
gemacht hat. Gegen den Herbst hin bilden<br />
sich schmutzige Verschlammungen und dementsprechende<br />
Verkehrsgefährdungen, spe-<br />
Zürcher Strassenwesen. Der Kanton Zürich<br />
hat 1934 Fr. 3,238,625.50 für Unterhalt<br />
und Ausbau der Strassen I. und II. Klasse<br />
(ohne Hauptverkehrsstrassen) verausgabt,<br />
gegenüber Fr. 3,483,761.05 im Vorjahr, wobei<br />
die Hauptposten auf Pflasterungen,<br />
Teerungen und Beläge mit Fr. 1,111,919.10<br />
und gewöhnlicher Unterhalt und Walzarbeiten<br />
mit 780,202.75 entfallen. Dass bei diesen<br />
Strassenausgaben des Kantons auch die Verwaltung<br />
und Aufsicht eine massgebende<br />
Rolle spielen, geht daraus hervor, dass 1934 ziell für Velofahrer, Pferdefuhrwerke und<br />
nicht weniger als Fr. 783,190.05 für diezum Teil auch für Autos. Die Verwendung<br />
Strassenwärter und Fr. 123,925.60 für dievon Abfallöl erforderte auch vermehrte Abschlammung<br />
und nachträgliche Bekiesung.<br />
Aufsicht verausgabt wurden. — Von den<br />
356 km Hauptverkehrsstrassen waren Ende Das Departement hat daher Abfallöl verboten.<br />
W.<br />
1934 333 km = 93,5 %, von den 1108 km<br />
gewöhnlichen Strassen 1. Klasse 170 km =<br />
15,4 %, von den 713 km Strassen 2. Klasse<br />
33 km = 4,6 % mit einer verbesserten<br />
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