E_1936_Zeitung_Nr.011
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N° 11 — FREITAG. 7. FEBRUAR <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 3<br />
Sportnachrichten<br />
Monte Carlo-Nachlese<br />
Diese grösste aller Sternfahrten hat kein<br />
Favorit gewonnen, kein französischer oder<br />
englischer Fahrer, kein französischer Wagen.<br />
Erster des Gesamtklassements ist vielmehr<br />
der junge Rumäne Cristea mit seinem Begleiter<br />
Zamfirescou auf Ford geworden. Ihr<br />
Plus gegenüber den auf dem zweiten und<br />
dritten Platz gelandeten Konkurrenten war<br />
ausserordentlich gering, wenn man das Ergebnis<br />
der Schlussprüfung und die Korrektheit<br />
der Durchführung erwägt: Mit 4/10 Sek.<br />
Vorsprung, also nicht einmal einer halben<br />
Sekunde vor dem De'ahaye-Fahrer Schell und<br />
dem Sieger des Vorjahres, Lahaye-Quatresous<br />
auf Renault, hat Cristea gewonnen.<br />
Die traditionelle Ankunft auf der wunderschönen<br />
Hafenpromenade von Monaco war<br />
diesmal in Regen gehüllt, den tags darauf bei<br />
der Schlussprüfung der gewohnte warme<br />
Sonnenschein ablöste. Aus den verschiedenen<br />
Startorten der Rallyekarte waren von den<br />
105 Gemeldeten und 92 zum Wettbewerb<br />
Aufgebrochenen 72 angekommen. Viele und<br />
namentlich aus den beiden in der Ausschreibung<br />
mit der höchsten Gutpunktzahl bedachten<br />
Startpunkten Athen, 3868 km, 506 Gutpunkte)<br />
und Tallinn (4000 km, 503 Gutpunkte)<br />
ohne jeden Strafpunkt. Palermo (4136 km)<br />
war wohl die längste Strecke, aber nicht die<br />
schwierigste, deshalb galten hier nur 501 den<br />
Fahrern gutgebrachte Punkte, während die<br />
weit schwierigere Tour aus Bukarest (3844<br />
Kilometer) jener aus Tallinn gleichgestellt<br />
war.<br />
Wie also aus den zwei Dutzend gleichbewerteten<br />
strafpunktfreien Fahrern den Sieger<br />
herausfinden ? In früheren Jahren geschah<br />
dies durch eine Regelmässigkeitsfahrt auf der<br />
Gebirgsstrecke des Col de Braus oder ein<br />
Bergrennen oberhalb Monaco; schliesslich<br />
durch Beschleunigungs- und Bremsprüfungen.<br />
Da all die Verfahren scharfe Kritik fanden,<br />
wurde eine gut ersonnene, formellose Schlussprüfung<br />
eingeführt, die alle mechanischen<br />
Eigenschaften des Tourenwagens: Beschleunigung,<br />
Einschlag, Bremsvermögen, leichte<br />
Lenkbarkeit usw., natürlich nicht minder die<br />
Fahrtüchtigkeit des Bewerbers erfasst Und<br />
nun zeigte es sich diesmal, dass diese zur<br />
Akrobatik gewordene Tüchtigkeit ausschlaggebend<br />
war. Die ungemein spannende Erprobung<br />
wurde zweimal durchgeführt, so dass<br />
beide Lenker ihre Kunst zeigen konnten. Hatten<br />
sie den vorgeschriebenen Streckendurchschnitt<br />
von 45 Kilometern und auf den letzten<br />
1000 km des Rallye einen solchen von 55 km<br />
zu halten vermocht, so galt es jetzt, in möglichst<br />
kurzer Zeit die Schlussprüfung nach<br />
den in der letzten Nummer der A.-R. erwähnten<br />
Bestimmungen zu erfüllen.<br />
Eine Reihe von Konkurrenten zeigten erhebliche<br />
Unruhe, vergassen teils, den Rücklauf<br />
zu schalten, teils die Achterschleife zu<br />
fahren, oder streiften die Sandsäcke, was 5<br />
Strafpunkte eintrug. Die erzielte Zeit wurde<br />
je 1 Punkt pro Sekunde oder 1/10 Punkt je<br />
Zehntelsekunde von der Streckengutpunktzahl<br />
in Abzug gebracht<br />
Die beste Zeit errang der rumänische Major<br />
Berlescu auf Ford in 1 Min. 3 Sek. Es ergab<br />
sich dabei aber folgendes: Er, wie der spätere<br />
Sieger und andere hatten eine Methode gebraucht,<br />
die in der Ausschreibung nicht verboten,<br />
aber auch nicht vorausgesehen war; sie<br />
warfen den Wagen, beim Wendepflock angelangt,<br />
um 180 Grad in die entgegengesetzte<br />
Fahrtrichtung, indem sie stark bremsten und<br />
bei gleichzeitigem Wiederloslassen der Bremsen<br />
das Lenkrad durch kreuzweises Fassen<br />
zum grössten Einschlag brachten. Während<br />
der Sieger Cristea das Schalten des Rückwärtsganges<br />
deutlich erkennen Hess, war dies<br />
nach Ansicht der Kommission bei Berlescu<br />
nicht der Fall, und sie diktierte ihm Strafpunkte<br />
zu. Sie stützt sich darauf, dass man<br />
eine wenn auch nur augenblickliche Rückwärtsbewegung<br />
der Hinterräder nicht habe<br />
feststellen können, während Berlescu behauptet,<br />
dass eine solche bei blitzartigem Schalten<br />
des Ganges nicht einzutreten brauche. Dies<br />
ist nun die grosse technische Diskussion des<br />
Tages.<br />
Die Schlussprüfung ergab in technischer<br />
Hinsicht weitere interessante Einzelheiten. So<br />
suchte einer der Konkurrenten das Herumwerfen<br />
des Wagens in die andere Fahrtrichtung<br />
dadurch zu erleichtern, dass er eine Zusatzbremse<br />
in der Weise angebracht hatte,<br />
dass die Bewegung der Spurstange das jeweils<br />
äussere Hinterrad durch einen Sei'zug<br />
blockierte. Der Gedanke ist nicht übel und<br />
könnte vielleicht, in weniger primitiver Form<br />
im Rennwagenbau Beachtung finden.<br />
Viele ,Fahrer hatten natürlich, um schnel'er<br />
zu sein, im Verlauf der letzten Etappe leichtere<br />
Reifen aufgezogen (sehr gut bewährt<br />
haben sich die gesommerten Englebertreifen<br />
des Opelwagens). Vielleicht liegt auch in dem<br />
dadurch bedingten Zeitverlust auf der letzten<br />
Strecke mit eine der Ursachen, dass zu allgemeiner<br />
Ueberraschung die bisher 'als leichtest<br />
angesehene französische Teilstrecke mit<br />
ihrem hohen Durchschnitt die meisten Ausfälle<br />
und auch Unfälle gebracht hat.<br />
In der Ausrüstung der Wagen konnte man<br />
diesmal weniger «Wintersportgeräte» als<br />
sonst wahrnehmen. Natürlich hatten fast alle<br />
die üblichen Schaufeln verstaut, auf den Kotflügeln<br />
oder auf dem Wagendach. Zwei Konkurrenten,<br />
Symons auf Wolseley und Berlescu<br />
auf Ford, hatten allerdings Schneekufen<br />
mit, der letztere sogar eine recht sinnreich<br />
angeordnete Vorrichtung eines Gummiraüpenbandes<br />
der Hinterräder, das unter Zuhilfenahme<br />
eines der Ersatzräder aufgelegt wurde.<br />
Zahlreich waren die Heizvorrichtungen der<br />
Windschutzscheibe, elektrisch oder behelfsweise<br />
durch Führung eines flexiblen Rohres<br />
vom Motorraum aus. Der Beleuchtung, namentlich<br />
den Nebellampen, war überall grösste<br />
Aufmerksamkeit geschenkt; manche der Wagen<br />
hatten bis zu acht Lampen und ausserdem<br />
einen Scheinwerfer hinten. Sehr gut der Komfort<br />
bei den englischen Sportwagen, mit Kopfstütze<br />
für den Fahrer. Die blonde Schwedin,<br />
Miss Molander, ihrerseits hatte an ihrem<br />
Lenkrad einen kleinen elektrischen Ventilator<br />
montiert.<br />
Am bequemsten aber fuhren wohl die aus<br />
Amsterdam im grossen Minervaautobus Gekommenen;<br />
auch dieser Wagen vollführte die<br />
Schlussprüfung, wenn auch, was begreiflich<br />
ist, in der dreifachen Zeit; aber er wendete<br />
auf der engen vorgeschriebenen Stelle, und<br />
zudem war er der Repräsentant des Dieselmotors,<br />
den man ja bei künftigen Rallyes<br />
wohl auch bei Personenwagen sehen wird.<br />
Diese klassische Sternfahrt, von den Veranstaltern,<br />
an ihrer Spitze der Generalkommissär<br />
A. Noghes, glänzend organisiert, dient<br />
ja in hohem Masse der Förderung des technischen<br />
Fortschrittes im Automobilbau! J<br />
Secjwüst<br />
kann zwar das Recht verdrehen,<br />
aber nicht das verwindungssttife<br />
Audi - Chassis.<br />
LIMOUSINE . . . .<br />
CABRIOLET, 2 Fenster<br />
CABRIOLET, 4 Fenster<br />
Zur Monte Carlo-Sternfahrt. Unser Bild zeigt den einzigen Schweizer Teilnehmer Dr. Bariffi auf<br />
Lancia (Mitte), der sich an 49. Stelle klassierte.<br />
Unfall beim Auto-Union-<br />
Training in Monza.<br />
Ersatzfahrer Heyder tödlich verunglückt.<br />
Am vergangenen Sonntagabend sind Rennleiter,<br />
Fahrer und Mechaniker der Auto-Union in Oberitalien<br />
eingetroffen, um sich auf deT Rennbahn von<br />
Monza einem eingehenden Training zu unterziehen<br />
und den Ersatz- und Nachwuchsfahrern Gelegenheit<br />
zu geben, sich mit den Wagen vertraut zu<br />
machen. Zu den Versuchen sind Stuck, von Delius,<br />
Hasse und Heyder erschienen, während Rosemeyer<br />
immer noch unpässlich ist und Varzi infolge<br />
einer Halsoperation fernbleiben musste.<br />
Im Laufe des Dienstags begann das Training,<br />
an welchem vorerst Stuck einige Runden drehte,<br />
worauf der unlängst als Ersatzfahrer bezeichnete<br />
23jährige Rudolf Heyder zu einigen Probeläufen<br />
antrat. Heyder war noch eine unbekannte Grosse;<br />
er hat an einigen Kleinwagenrennen teilgenommen<br />
und war an Geschwindigkeiten, die jenseits der<br />
lSO-r-140-Kilometergrenze lagen, noch nicht gewöhnt.<br />
Schon nach den ersten zwei Runden versuchte<br />
er aus seinem Rennwagen ein Maximum<br />
herauszuholen und legte sich derart forsch ins Zeug,<br />
dass- er in der dritten Runde auf der Höhe der<br />
Wegunterführung die Herrschaft über seine Maschine<br />
verlor und über die Piste hinaussauste.<br />
Beim Anprall des "Wagens an einen Baum wurde<br />
Heyder von seinem Sitz und gegen eine Mauer<br />
geschleudert, worauf er mit schweren Verletzungen<br />
liegen blieb. Trotz der sofortigen Ueberführung des<br />
Piloten ins Spital von Monza konnte die ärztliche<br />
Kunst nicht mehr rettend eingreifen, so dass<br />
Heyder seinen Verletzungen erlag. Nach Ansicht<br />
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von Stuck dürfte der Unfall einzig auf mangelnde<br />
Erfahrung Heyders zurückzuführen sein.<br />
Die Versuche wurden am Mittwoch fortgesetzt,<br />
wobei Stuck etwa 20 Runden absolvierte und dabei<br />
äusserst respektable Zeiten herausfuhr.<br />
Die deutsche Winterprüfungsfahrt.<br />
Für die diesjährige Winterprüfungsfahrt vom<br />
Harz in den Schwarzwald hatten sich 356 Konkurrenten<br />
einschreiben lassen, von denen sich am<br />
1. Februar deren 340 zur Wagenabnahme in Bad<br />
Harzburg einfanden. Sie setzten sich aus 64 Mannschaften<br />
und 146 Einzelfahrern zusammen (147<br />
Personenwagen, 45 Lastkraftwagen, 92 Motorräder<br />
und 56 Sidecars). Die Witterungsverhältnisse waren<br />
alles andere denn winterlich oder kann man<br />
das bei IQ Grad Wärme noch eine «Winter»-Prüfungsfahrt<br />
nennen?<br />
Die einzelnen Tagesetappen vom 3.—5. Februar<br />
waren: Harzburg-Bayreuth, Bayreuth-Heidelberg<br />
und Heidelberg-Titisee, wo im Anschluss<br />
die technischen Prüfungen stattfinden. Auf den<br />
einzelnen Strecken hatten die Konkurrenten Kontrollpunkte<br />
anzufahren, welche bis kurz vor dem<br />
Start verschwiegen gehalten wurden. An Hilfsmitteln<br />
war ihnen folgendes mitzunehmen erlaubt:<br />
Spezialreifen, jede Art von Schneeketten, Stricke,<br />
Schanzwerkzeuge, Abschleppseile, Unterlegbretter,<br />
Frostschutzmittel, chemische Einspritzmittel usw. ^<br />
Bei der Startprüfung am Montag morgen hat<br />
von den 340 erschienenen Fahrzeugen nicht ein<br />
einziges versagt, dies trotz löstündigen Parkens<br />
bei Wind und Regen auf Bad Harzburg. Eine<br />
Stunde vor dem Start wurde den Piloten die Kartenskizze<br />
mit den Kontrollpunkten überreicht. Die<br />
verschiedenen Wagenkategorien hatten im JJaufe<br />
des Tages rund 20 auswahlsweise zu passieren.<br />
Während es am Vortag noch tüchtig regnete, legte<br />
sich über Nacht eine ansehnliche Schneedecke<br />
über den Harz, so dass diejenigen Fahrer, die ein<br />
ungefähres Programm herausgeklügelt hatten, vollständig<br />
umdisponieren mussten. Gleich hinter Bad<br />
Harzburg trafen eie auf vereiste Strassen, die zur<br />
Vorsicht mahnten. Trotzdem waren alle Teilnehmer<br />
bei bester Laune und holten heraus aus ihren<br />
Maschinen, was herauszuholen war. Als sie abends<br />
in Bayreuth eintrafen, waren sich alle ziemlich<br />
darin einig, dass die Harzgegend mit ihren vereisten<br />
Strassenzügen die grössten Schwierigkeiten<br />
des Tages präsentiert hatte. Es gab viele Brüche<br />
und Stürze und wenn es mal vorkam, dass Automobile<br />
hinter Motorrädern und Sidecars dicht auffuhren,<br />
so hatten erstere die liebe Not, ihre Windschutzscheiben<br />
sauber zu halten, worin denn —•<br />
ausser dem Kartenlesen — auch ihre Haupttätigkeit<br />
bestand. In der Nacht vom Montag auf den<br />
Dienstag wurden die ersten Resultate bekannt:<br />
Von 64 Mannschaften lagen noch 50 im Treffen,<br />
während von den total 340 Gestarteten 43 ausgefallen<br />
warpn.<br />
Der Dienstag führte die Teilnehmer nach<br />
Heidelberg, eine Etappe, die ganz winterlichen Charakter<br />
trug, da es über Nacht weitere Mengen von<br />
Schnee hingelegt hatte. Für Personen- und Lastkraftwagen<br />
war eine Fahrzeit von 8 Stunden, für<br />
Motorräder und Sidecars eine solche von 6% Stunden<br />
vorgesehen. Laut Marschliste konnten die Personenautomobile<br />
19 Kontrollpunkte anfahren. Wer<br />
sie alle berühren wollte, musste zwischen den einzelnen<br />
Posten ganz gehörig aufdrehen und ein ziemliches<br />
Risiko auf sich nehmen. Dennoch wurde diese<br />
Teistung von Kohlrausch auf einem 2-LHer-Opel,<br />
Freiherr von Esloffstein auf einem 2-1.116^1$^.^.<br />
und einigen weitern Fahrern vollbracht. Die Motorräder<br />
hatten 22, die Lastkraftwagen 14 Kontrollen<br />
zu kassieren. Bei den letztern erwiesen eich vor<br />
allem die Opel-. Ford- und Hansa-Lastwagen als<br />
nrstaunlieh schnell. Im ganzen schieben am zweiten<br />
Fahrtag 18 Fahrzeuge aus: von 50 Mannschaften<br />
befanden sich noch 43 im Wettbewerb.<br />
Der Grosse Winfemrels von Norwegen verhoben.<br />
Der für den 9. Februar vorgesehene Grosse<br />
WiitPrpreis für Autnmobile von Norwe?en wurde<br />
auf den .nächsten Monat verschoben, da das Eis<br />
auf dem Semsvonnet-See beim Training nicht genügenden<br />
Widerstand leistete.<br />
Mitteilung<br />
betr. Abonnenten-Versicherung.<br />
(Zur Police legen J)<br />
Die Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft<br />
in Bern hat den Sitz ihrer Spezialabteilung<br />
für Abonnentenversicherung von Ölten nach<br />
Zürich verlegt. Todesfälle durch Unfall sind<br />
also inskünftig (telegraphisch) an folgende'<br />
Adresse zu melden: «Allgemeine,<br />
Abonnenten Versicherung Zürich<br />
Gotthardstr. 21». Ebenso sind dorthin<br />
alle übrigen Unfälle auf dem Postwege, und<br />
zwar innerhalb 10 Tagen, anzumelden.<br />
Verlag « Automobil-Revue ».