E_1936_Zeitung_Nr.048
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12 Automobil-Reyiie —<br />
Soap- Box-Derby<br />
Ein Autorennen<br />
mit 50,000 Startenden<br />
Soap-Box-Derby, auf Deutsch Seifenkistenrennen<br />
— was das wohl eigentlich ist? Es ist das<br />
grösste Autorennen der Welt, das im vergangenen<br />
Jahr 50,000 Startende sah und vor*3 Millionen<br />
Zuschauern sich abspielte. Dieses Derby ist eines<br />
der ulkigsten und dabei interessantesten Dinge,<br />
die man sich nur denken kann und findet .alljährlich<br />
in den USA statt.<br />
Der Traum eines Jeden Jungen ist, ein autoähnliches<br />
Vehikel zu haben. Auf den Motor wird<br />
nicht weiter Wert gelegt. Die Hauptsache ist,<br />
dass das Ding äusserlich einem Auto ähnlich sieht.<br />
Doppelt schön, wenn man sich.'so ein Fahrzeug<br />
selbst gebastelt hat. Zum Zusammenbau wird natürlich<br />
alles verwendet, was in die Reichweite der<br />
Hände kommt, wobei ausgediente Kisten als besonders<br />
wertvolles Material für den Karosseriebau<br />
geschätzt werden. Diese Tatsache hat in Amerika<br />
dazu geführt, dass die von den Jungens aus Holzteilen<br />
zusammengebauten Wagen als Soap-Box-<br />
Cars (Seifenkistenautos) bezeichnet werden. Der<br />
Sport, sich einen fahrbaren Untersatz zu basteln,<br />
ist bei den Jungens von USA so ausserordentlich<br />
weit entwickelt, dass vor zwei Jahren ein amerikanischer<br />
Bildberichterstatter, namens Myron E.<br />
Scott, auf den Gedanken kam, einen richtiggehenden<br />
Wettbewerb für solche Fahrzeuge ins Leben<br />
zu rufen, an dem möglichst alle Jungens der Vereinigten<br />
Staaten teilnehmen können.<br />
Die Idee fand also rege Unterstützung, sowohl<br />
seitens einer Reihe von grossen Tageszeitungen als<br />
auch seitens führender Automobil-Konzerne Amerikas.<br />
Das erste Derby dieser Art fand im Jahre<br />
1934 statt und wurde zu einem unbeschreiblichen<br />
Erfolg. Schon ein Jahr später, also 1935, meldeten<br />
sich nicht weniger als 50000 Jungens mit ihren<br />
selbst gebastelten Wagen, die sich in 50 Städten<br />
der USA zu den Ausscheidungskämpfen einfanden.<br />
Die Sieger dieser Vorläufe gingen in Akron,<br />
im Staate Ohio, vor mehr als 90,000 Zuschauern in<br />
den Endkampf. Sieger wurde ein 13 Jahre alter<br />
Junge, dem als erster Preis wohl die schönste<br />
Belohnung für sein frühes technisches Verständnis,<br />
ein kostenloses vierjähriges Hochschulstudium<br />
winkte, abgesehen von einer wertvollen Silbertrophäe,<br />
die er mit nach Hause nehmen konnte.<br />
Dieses Rennen soll keine Gefahrenmomente bieten.<br />
Aus diesem Grunde werden Fahrzeuge mit<br />
irgendwelchem Antrieb nicht zugelassen; Teil- •<br />
nahmeberechtigt sind vielmehr nur Wagen, die<br />
ohne Antrieb sind, aber unbedingt eine sichere<br />
Lenkung und irgendeine Bremse haben müssen.<br />
Der Wettbewerb geht auf einer besonders guten<br />
und breiten Betonstrasse vor sich, deren erster Teil<br />
ein ziemlich erhebliches Gefälle aufweist, deren<br />
Zielgerade aber schon in der Ebene liegt. Bei<br />
gleichzeitigem Start wird der Wagen jeweils Sieger,<br />
der als Erster das Zielbgnd passiert.<br />
Gerade dieser Charakter des Wettbewerbs<br />
stellt die Jungens vor nicht ganz leichte Aufgaben,<br />
denn sie müssen ihre Wagen so entwerfen, dass<br />
diese möglichst wenig Widerstände finden, also<br />
vor allem einen geringen Rollwiderstand am Boden<br />
als auch einen geringen Luftwiderstand. Hinzu<br />
kommt noch, dass die Reibung auf ein Mindestmass<br />
beschränkt und die Lenkung sehr sicher sein muss.<br />
Rosenrot verflammt der Tag...<br />
Rosenrot verflammt der Tag —<br />
Wir schwanken trunken<br />
Zu Amselschlag<br />
Und Hirtenflötenton,<br />
Gesang von Unken<br />
Heimwärts schon.<br />
Schafe scharen sich zur Ruh. —<br />
Die Winde wellen<br />
Der Heimat zu.<br />
Schon starb das letzte Lied. —<br />
Leis murmeln Quellen<br />
Durch das Ried.<br />
Setzen uns zu Schafen hin —<br />
' ' Sanft einzuschlummern.<br />
••—•- Du Schäferin,<br />
Ich Hirt und Hund bewach<br />
Vor bösen Brummern<br />
•*"•'• Dich gemach.<br />
Ludwig Helmhäuser<br />
damit der Wagen gut im Kurs gehalten wird. Was<br />
so ein moderner Junge alles kann, dafür zeugt,<br />
dass der Siegerwägen im Gefälle mit einer Spitzengeschwindigkeit<br />
von fast 80 Stundenkilometer gemessen<br />
wurde.<br />
Es ist kaum glaublich, was sich halbwüchsige<br />
Jungens nicht alles zusammenbauen. Richtige<br />
Stromlinienwagen, sogar als Innenlenker, gebaut,<br />
gingen im vergangenen Jahr über die Strecke,<br />
Vollschwirigachser waren dabei, Fahrzeuge mit<br />
Zentralkastenrahmen und dergleichen Dinge mehr,<br />
die letzte Errungenschaften der wirklichen Automobiltechnik<br />
sind. Die Jungens werden aber auch<br />
mit fast schon wissenschaftlichem Ernst auf die Aufgabe<br />
vorbereitet. Das ganze Jahr hindurch erscheinen<br />
in den grossen amerikanischen Magazinen,<br />
die in populärer Weise technisches Wissen<br />
vermitteln, sehr gut bebilderte Artikel führender<br />
Automobijkonstrukteure, die den Jungens genau<br />
auseinandersetzen, worauf es vor 1 allem beim<br />
Bauen ankommt, und wie man zweckmässig mit<br />
den geringsten Mitteln ein Fahrzeug zusammenbauen<br />
kann, so dass man mit Aussicht auf Erfolg<br />
an diesem Autorennen teilnehmen kann! William<br />
Stout, der Konstrukteur des neuzeitlichsten amerikanischen«'<br />
Wagens,-