E_1936_Zeitung_Nr.058
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TRE1TAG, 17. JULI <strong>1936</strong><br />
Sparsamer Fahren — aus Solidarität<br />
Die herausfordernde Unverfrorenheit, mit<br />
der man daran geht, das Defizit der Alkoholverwaltung<br />
auf die breite Masse der Automobilisten<br />
und das Automobilgewerbe abzuwälzen,<br />
kennt dn der Geschichte unseres<br />
Staatswesens wenig Parallelen. Am ehesten<br />
ist sie noch vergleichbar mit dem andern<br />
Vorschlag, das ebenfalls aus Misswirtschaft<br />
entstandene Defizit der Bundesbahnen teilweise<br />
auf den breiten Buckel der Steuerzahler<br />
abzuladen, um nachher mit rasch erleichtertem<br />
Gewissen ruhig weiterwursteln zu<br />
können. Von den ständigen Steuererhöhungen<br />
und Spezialsteuern schon gar nicht zu<br />
sprechen, deren widernatürliche Aufblähung<br />
zwar auch auf ungesunden Zuständen beruht,<br />
die aber nicht so frei und offen zutage treten<br />
wie in den obgenannten beiden Fällen.<br />
Diesen unglaublichen Zumutungen gegenüber<br />
gilt es, in Zahlen schwarz auf weiss zu<br />
beweisen, dass den Leuten, die uns dermassen<br />
unter den Daumen zu nehmen und<br />
auszuquetschen versuchen, nicht nur das Be-<br />
•wusstsein für Recht und schreiendes Unrecht<br />
abhanden gekommen ist, sondern noch viel<br />
mehr, nämlich die Fähigkeit, wirtschaftlich<br />
und kaufmännisch zu denken.<br />
Man kann beim Automobil niemals geltend<br />
machen, dass es selber schuld sei an diesen<br />
Zuständen, weil es irgendwelche Verstösse<br />
gegen eine gesunde Entwicklung auf dem<br />
Gewissen habe.<br />
Es kann aber auf keinen Fall schaden, jeden<br />
Automobilisten über die Möglichkeiten<br />
aufzuklären, wie er die Betriebskosten soweit<br />
reduzieren kann, dass die* Erhöhung des<br />
Benzinpreises nicht allzu stark fühlbar wird.<br />
Die Betriebskosten<br />
eines Wagens setzen sich zusammen aus den<br />
festen und den beweglichen Kosten. An den<br />
festen Kosten, die Amortisation, Verzinsung,<br />
Steuern, Versicherung und Garagemiete einschliessen,<br />
lässt sich wohl so schnell nicht<br />
viel ändern, es sei denn, dass der Staat gelegentlich<br />
zu einem neuen Beutezug in Form<br />
einer «Anpassung» der Autömobilsteuern<br />
ausholt.<br />
Dagegen lassen sich die beweglichen<br />
Kosten ganz erheblich drosseln. Sie schliessen<br />
die Ausgaben für Benzin, Oel, Reifen und<br />
Reparaturen (nebst den davon an den Staat<br />
fallenden Quoten!) in Sich. Viel kann man<br />
diesbezüglich durch<br />
Veränderung der Fahrwelse<br />
erreichen, von der die Totalausgaben in<br />
wesentlichem Masse abhängen. Wir bringen<br />
nachstehend zur Erläuterung eine graphische<br />
Darstellung der Betriebsausgaben eines Wagens<br />
in Abhängigkeit von der Fahrgeschwin-<br />
30 40 SO 60 70 SO 90 100 110 120 130 MO 150<br />
Km/Std<br />
EHE)<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Die Kosten des Automobilbetriebes in Abhängigkeit<br />
von der Befahrenen Geschwindigkeit. Die Zahlenunterlagen<br />
entsprechen amerikanischen Verhältnissen,<br />
denn bei uns fallen selbstverständlich die<br />
entsprechenden Ausgaben bedeutend hoher aus. Dagegen<br />
gilt das Gesetz der Zunahme der Kosten in<br />
gleicher Weise für unsere Verhältnisse.<br />
digkeit. (Fig.) Die dieser Graphik zugrunde<br />
liegenden Angaben stammen aus amerikanischen<br />
Quellen und haben deshalb für uns<br />
nur vergleichsweise Richtigkeit, weil sie uns<br />
das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Betriebskosten<br />
und Fahrgeschwindigkeit deutlich<br />
illustrieren. Alle Kosten, hauptsächlich<br />
aber die Ausgaben für den Brennstoff, nehmen<br />
bei uns ganz andere Dimensionen an.<br />
Darüber, dass mit zunehmender Verkehrsgeschwindigkeit<br />
eine gewisse Erhöhung der<br />
Kosten verbunden ist, mag sich wohl ein je-<br />
"der im Klaren sein. Immerhin hat mancher<br />
nicht die richtigen Vorstellungen über das<br />
Mass dieses Einflusses. Wenn man nämlich<br />
sein Tempo von 65 auf 100 km/St, erhöht, so<br />
muss man schon beinahe eine Verdoppelung<br />
der beweglichen Betriebskosten in Kauf<br />
nehmen!<br />
Das .erste Rezept zur Verminderung der<br />
Ausgaben lautet also: Herabsetzung der<br />
Geschwindigkeit auch auf offenen Strecken.<br />
Man überschreite die 70- oder höchstens 80-<br />
km-Grenze nur in Ausnahmefällen und auch<br />
dann lediglich für ganz kurze Zeit.<br />
Um eine Energie-, d. h. Brennstoffverschwendung<br />
zu vermeiden, tut man im weitern<br />
gut daran, sich beim häufigen Beschleunigen<br />
des Wagens im Stadtverkehr etwelche<br />
Zurückhaltung aufzuerlegen. Damit schönt<br />
man gleichzeitig die Reifen und den ganzen<br />
Wagen überhaupt. Vor allen Dingen aber<br />
kostet eine nervöse Fahrweise viel Geld. Der<br />
dauernde Wechsel zwischen allen Stellungen<br />
des Gas- und Bremspedals von Vollgas bis<br />
zum Notstop bedeutet für den Wagen nichts<br />
anderes als eine Schinderei. Es gilt also im<br />
praktischen Stadtbetrieb zu beachten, dass<br />
man weder zu rasch beschleunigt, noch allzusehr<br />
pressiert, sintemal man ja doch bei der<br />
übernächsten Ecke wieder bremsen muss.<br />
Dabei nimmt man zweckmässig schon weit<br />
vor der betreffenden Kreuzung den Fuss<br />
vom Gaspedal weg und lässt den Wagen<br />
möglichst lange ausrollen.<br />
Das Mittel heisst also in der Stadt wie auf<br />
dem Lande: Möglichst gleichmässig fahren.<br />
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt,<br />
dass zum sparsamen Betrieb auch eine<br />
Mässigung des Tempos in Kurven gehört,<br />
wofür sich die Reifen dankbar zeigen w _rden,<br />
möglicherweise ebenso das Konto für<br />
unvorhergesehene Reparaturen! An<br />
technischen Möglichkeiten<br />
zur Verminderung der Betriebskosten besteht<br />
kein Mängel. Die beste Gewähr für einen<br />
niedrigen Anteil der Brennstoff- und Sohmierkosten<br />
gibt einem neben der sparsamen Fahrweise<br />
der gute Zustand des Wagens in allen<br />
Teilen. Grösste Aufmerksamkeit verdient in<br />
diesem Zusammenhang der Motor.<br />
Vorbedingung für einen massigen Benzinverbrauch<br />
ist eine richtige Vergasereinstellung<br />
auf höchste Wirtschaftlichkeit, die allerdings<br />
mit seiner Einstellung auf beste Maximalgeschwindigkeit<br />
nicht verwechselt werden<br />
darf. Sie bedingt nicht nur eine Veränderung<br />
der Düsen, sondern auch das Auswechseln<br />
des Lufttrichters, falls der Motor<br />
bisher auf hohe Geschwindigkeiten eingestellt<br />
war. Es lohnt sich wohl, in der heutigen<br />
Lage ein paar Franken für das Einstellen zu<br />
riskieren, die man auf der andern Seite durch<br />
Verminderung des Verbrauchs wieder hereinholt.<br />
Gleichzeitig unterstützt man damit<br />
das solide Garagegewerbe, das gleichfalls<br />
solidarisch unter den Angriffen des nimmersatten<br />
Staatssäckels auf das Automobil zu<br />
leiden hat.<br />
Ein Motor, dessen Kolben klappern, dessen<br />
Kolbenringe in ihren Nuten zu viel Spiel<br />
haben und damit zum Oelpumpen und vermehrten<br />
Oelverbrauches führen, dessen Auspuffsystem<br />
verstopft ist und dessen Zündung<br />
eine richtige Einstellung vermissen lässt,<br />
frisst unweigerlich zu viel Benzin. Eine<br />
Ueberholung durch den Fachmann schafit<br />
auch hier Abhilfe und verringert in den<br />
meisten Fällen den Brennstoffverbrauch ganz<br />
beträchtlich.<br />
Die Werkstätte wird dafür Sorge tragen,<br />
dass die Frisch- und Abgase im Motor ungehindert<br />
zirkulieren können und weder<br />
durch vorstehende Dichtungen noch durch<br />
Kanten rund um die Ventilsitze am natürlichen<br />
Flusse verhindert sind, dass die Ventile<br />
durch korrekte Einstellung ihres Stösselspiels<br />
rechtzeitig öffnen und schliessen, dass<br />
ein gut eingestellter Vergaser eine rasche<br />
Verrussung des Verbrennungsraumes verhindert<br />
und der Motor in allen Teilen dicht<br />
hält.<br />
Bei älteren Motoren lässt sich vielfach<br />
durch Erhöhung des Kompressionsverhältnisses,<br />
verbunden mit dem Einbau von<br />
Leichtmetall-Kolben, der Brennstoffverbrauch<br />
um 5 bis 10 Prozent vermindern unter gleichzeitiger<br />
Verbesserung der Motorleistung, wie<br />
wir kürzlich in einer ausführlicheren Abhandlung<br />
über dieses Gebiet dargelegt haben.<br />
Und erst vor ganz kurzer Zeit (Nr. 52<br />
der A.R.) erwähnten wir als weitere Möglichkeit<br />
die Verbesserung der Vergaserfunktion<br />
durch Anbau eines speziellen Brennstoffreglers,<br />
der die Ueberströmspitzen beim<br />
Loslassen des Gaspedals abschneidet und damit<br />
im Stadtverkehr besonders grosse Vorteile<br />
bietet, weil dort die Drosselstellung<br />
ständig wechselt.<br />
Damit haben wir die hauptsächlichsten<br />
technischen Möglichkeiten zur Einschränkung<br />
des Benzinverbrauchs erschöpft. Wenn sie<br />
allgemein befolgt werden, so besteht begründete<br />
Aussicht darauf, dass auch die<br />
neuen, als ungerecht empfundenen Mass-<br />
Auf zum Kampf gegen die Krise....<br />
ahre<br />
Verdoppeln Sie die Zahl Ihrer Fahrten, lassen<br />
Sie Ihre Kundschaft häufiger besuchen, aber ...<br />
erhöhen Sie Ihre Unkosten nicht allzu sehr.<br />
Eine gute Anlage in dieser Beziehung ist der<br />
Einbau eines<br />
Zündkerzen einst und jetzt . . . kleine, aber<br />
bezeichnende Marksteine des technischen Fortschritts.<br />
Um die Jahrhundertwende entstand<br />
die erste BOSCH-Flanschkerze mit Speckstein-<br />
Isolator und Stern-Elektroden. Heute sind die<br />
BOSCH-Kerzen genormt, hochwertiger Isolator-<br />
Werkstoff ermöglicht genaue Wärmewert-Abstufung<br />
und damit Anpassung an jeden Motor.<br />
Wo es um höchste Leistung geht, wo die<br />
schnellsten Rennwagen und Motorräder die Weltrekorde<br />
brechen, bewähren sich<br />
BOSCH-KERZEN<br />
Ihre Zuverlässigkeit auch im Alltagsgebrauch ist kennzeichnend für alle<br />
Erzeugnisse von<br />
BOSCH<br />
Vergasers mit Starter, „Düsensystem 20 c<br />
Ihre Motore.<br />
Dieses neue Düsensystem reduziert den Brennstoffverbrauch<br />
und verleiht Ihrem Motor ein<br />
kräftigeres und weicheres Anzugsvermögen,<br />
sogar bei niedrigster Drehzahl.<br />
Ersuchen Sie Ihren Garagisten, einen Ihrer Motore<br />
versuchsweise und ohne Verbindlichkeit für Sie<br />
mit einem solchen zu versehen.<br />
Ist Ihr jetziger Vergaser ein Modell BF, so lassen<br />
Sie ihn einfach auf das „Düsensystem 20" umändern.<br />
Auskünfte bei der<br />
Generalagentur für die Schweiz:<br />
Henri Bachmann<br />
Biel Genf Zürich<br />
12b, ruede l'Hopflal 3,rDe deFriboorg Löwenstrasse 31<br />
Tel. 48.42 TeL 26.343 Tel. 58.824<br />
48.43 58.825<br />
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