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E_1936_Zeitung_Nr.092

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N° 92 — Automobil-Revue 11<br />

M a r g r e t<br />

Halm:<br />

Ein Herr in grosser Verlegenheit<br />

« Ein Herr Dr. «Holzapfel wünscht den Herrn<br />

Direktor zu sprechen, » meldete die Sekretärin<br />

ins Privatbureau des Chefs einer Uhrenfabrik,<br />

«Holzapfel? Kenne ich nicht! Was will<br />

er? » fragte der Chef.<br />

« Er komme in einer dringlichen Angelegenheit,<br />

» erwidert die Sekretärin. «Er ist sehr<br />

aufgeregt, es scheint, als ob etwas »<br />

« Na, da lassen Sie ihn herein, wir werden<br />

ja hören. »<br />

Wenige Minuten später steht ein sehr gut<br />

gekleideter Herr mit ausgezeichneten Manieren<br />

vor dem Chef des Hauses, sichtlich bemüht,<br />

einer starken Erregung Herr zu werden.<br />

« Womit kann ich »<br />

« Holzapfel ist mein Name. Dr. Holzapfel!<br />

Ich habe die Ehre mit Herrn Direktor ? »<br />

«Jawohl, der bin ich, doch ich entsinne<br />

mich nicht — — »<br />

« Ganz richtig, ganz richtig, das glaube ich<br />

gern! Dafür wird sich einer Ihrer Vertreter<br />

um so besser erinnern können, wem er heute<br />

vormittag den Mantel und Brieftasche mit<br />

vierhundertfünfzig Franken gestohlen hat.<br />

Jawohl, ich denke, der Herr weiss das genau!»<br />

« Wie bitte — ich glaube, Sie müssen sich<br />

da in einem grossen Irrtum befinden —, das<br />

heisst —, ich glaube Ihnen selbstverständlich<br />

gern, und was Sie da erzählen, ist furchtbar!<br />

Aber einer meiner Vertreter — —, das ist<br />

wohl ausgeschlossen! » ><br />

Der Chef der Firma hatte sich schon während<br />

der Erzählung des Fremden hoch aufgereckt.<br />

Zum Teufel —, da hatte jemand mit<br />

diesem armen Mann einen schlechten Scherz<br />

getrieben. Scheussliche Situation! Doch aus<br />

unserem Hause — nein — das — das war unmöglich!<br />

« Nichts ist ausgeschlossen, mein Herr, » fiel<br />

Dr. Holzapfel ihm ins Wort. «Wer weiss<br />

heute, wen er vor sich hat? Niemandem —<br />

nie — mandem — sage ich Ihnen, kann man<br />

heutzutage noch trauen, und wenn Sie einen<br />

Menschen vor sich sitzen haben, der Ihnen<br />

den anständigsten Eindruck von der Welt<br />

mächt, so kann es der gerissenste Gauner sein.<br />

Mir wenigstens ist es so ergangen. Lassen Sie<br />

sich erzählen:<br />

< Ich sass gestern abend in Innsbruck im<br />

Wartesaal, wo ich noch ein Glas Wein getrunken<br />

habe, da ich noch eine Stunde Zeit hatte,<br />

bis mein Zug fuhr. Da sitzt ein Herr am<br />

Tisch. Wir kamen ins Gespräch, wie es so<br />

geht, und es stellte sich heraus, dass wir die<br />

gleiche Strecke fuhren. Ich wollte nach Basel<br />

und bis Zürich konnten wir zusammen reisen.<br />

Man unterhielt sich gut mit diesem Manne,<br />

und es war mir recht, ja, sogar sehr angenehm.<br />

Unterwegs erzählte er mir dann, dass er<br />

Vertreter Ihrer Firma sei und schon seit fünfzehn<br />

Jahren für Sie reise.<br />

Der Mann hat einen sehr vertrauenserweckenden<br />

Eindruck gemacht. Als wir in<br />

der Frühe im Zürcher Bahnhof ankamen, ging<br />

ich zum Frühstück, und mein Begleiter verabschiedete<br />

sich.<br />

Kurz vor Abgang des Zuges stand er plötzlich<br />

wieder vor mir. Er habe von. seiner<br />

Firma —'von Ihnen also — einen dringenden<br />

Auftrag, nach Deutschland zu fahren, und da<br />

er wusste, dass er mich wohl hier noch treffen<br />

würde, so könnten wir zusammen weiterfahren<br />

und unsere anregenden Gespräche fortsetzen.<br />

Auch ich war erfreut, denn, wie gesagt, der<br />

Mann hatte mir gefallen! Er machte einen<br />

äusserst gediegenen Eindruck, und ich hätte<br />

ihm jede Gefälligkeit erwiesen, die er von mir<br />

erbeten hätte.<br />

Er schien sich jedoch in einer recht guten<br />

Lage zu befinden. Er hatte bereits, wie er<br />

mir erzählte, auf dieser Reise einen ansehnlichen<br />

Posten Ihrer Erzeugnisse absetzen und<br />

neue Aufträge erlangen können.<br />

Ich habe selten einen Menschen mit solcher<br />

Zufriedenheit von Beruf und Firma sprechen<br />

hören — die meisten nörgeln doch über den<br />

Chef und die schlechten Zeiten —, und das<br />

war ein Grund mehr, diesen Mann namens<br />

Berger sympathisch zu finden.<br />

Sie müssen wissen, ich bin sonst sehr verschlossen<br />

und nicht so leicht geneigt, Vertrauen<br />

zu empfinden. Ich habe meine schlechten<br />

Erfahrungen. Man weiss für gewöhnlich,<br />

wie gesagt, nie, was hinter einem Menschen<br />

steckt, und wenn er einen noch so zuverlässigen<br />

und offenen Eindruck macht.<br />

Es heisst viel, wenn ich Ihnen erkläre, dass<br />

ich mich gefreut hätte, wenn es nicht nur bei<br />

Reisebekannt-<br />

einer üblichen und flüchtigen<br />

schaft geblieben wäre...»<br />

Auch Ihnen kann er gelingen! Bestellen Sie sofort G E F A - L O S E , denn am<br />

ezem er<br />

ist die Ziehung<br />

der helle Verzweiflung widerspiegelte, doch<br />

auch Entschlossenheit, bis zum Aeussersten um<br />

sein Recht zu kämpfen.<br />

« Sie* verzeihen, mein Herr. » Nun war auch<br />

die Stimme des Fabrikanten ernst und sehr<br />

bestimmt geworden. « Was Sie da sagen, ist<br />

eine doppelte Zumutung, die ich nicht gehört<br />

haben will. Ich sagte soeben, dass nur Herren<br />

meiner engsten Familie für uns unterwegs sind.<br />

Es erübrigt sich also, auf das erstere überhaupt<br />

einzugehen. Dass ich, das heisst meine<br />

Firma, für einen Schaden haftet, den Sie erlitten<br />

haben, das erscheint mir denn doch<br />

etwas mehr als grotesk. Wie kämen wir dazu?<br />

Davon kann gar keine Rede sein. Ich habe<br />

volles Mitgefühl für Ihre Lage, gewiss, ich<br />

gebe zu, es ist ganz scheusslich, was Sie da<br />

erzählen, » fuhr der Fabrikant, der sich ange-<br />

Warum sollten nicht auch Sie unter den glücklichen Gewinnern sein ?<br />

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allen Kantonen der Schweiz ohne jeglichen Abzug.<br />

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will ich stets wandern,<br />

nd keiner andern.<br />

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den Generalvertreter:<br />

Die Frage, welchen<br />

Komponisten er höher<br />

schätze, verträgt Toscanini<br />

nicht im geringsten.<br />

Eines Tages ereignete ea<br />

sich in New York, dass<br />

mehrere Damen ihn wieder<br />

mit derselben Frage<br />

bestürmten. Toscanini antwortete<br />

ausweichend. Da<br />

aber die Damen — meist<br />

sehr reich und einflussreich<br />

— ihm keine Ruhe<br />

gaben, erklärte er schliesslich:<br />

« In diesem Jahre,<br />

meine Damen, habe ich<br />

an Wagner etwa 10.000<br />

Dollar verdient. An Beethoven<br />

etwas weniger.. Offenbar<br />

ist Wagner der<br />

gröseere Musiker. »<br />

und diskret erfolgt der<br />

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Der Direktor bemüht sich mit aller Höflichkeit<br />

und Anteilnahme, die Ungeduld über Dr.<br />

Holzapfels langatmige Ausführungen zu verbergen<br />

und ihn mit keinem Wort zu unterbrechen.<br />

Obwohl er nicht recht weiss, wieso er<br />

dazu kommt, diesen Mann sich anzuhören.<br />

Der Direktor bemüht sich, die Ungeduld zu verbergen,<br />

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W. Häusler-Zepf, Ölten<br />

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Dr. Holzapfel fährt fort:<br />

« Und dann geschieht das Unglaubliche! Sie<br />

werden sich meine Enttäuschung vorstellen<br />

können und meine Fassungslosigkeit über die<br />

folgenden Ereignisse, die ich niemals, aber<br />

auch gar nicht in dieser Gesellschaft für möglich<br />

gehalten hätte. Von dem Schaden, der<br />

mir dadurch entstanden und der mich in die<br />

ärgste Verlegenheit gebracht hat, ganz zu<br />

schweigen!<br />

Wie Sie mich hier sehen, stehe ich gänzlich<br />

mittellos und ratlos vor Ihnen. Sie müssen<br />

mir zu meinem Recht, zu meinen Sachen wieder<br />

verhelfen!<br />

Kurz und gut, die überaus peinliche Angelegenheit<br />

mit Ihrem seltsamen Reisenden<br />

spielte sich heute früh folgendermassen ab:<br />

Wir haben in aller Herzlichkeit eben noch<br />

über persönliche Dinge gesprochen. Wir sind<br />

allein in dem Coupe und freuen uns darüber.<br />

Kurz vor Baden habe ich für einige Minuten<br />

das Coupe verlassen und kam erst zurück, als<br />

der Zug schon angefahren war. Doch was sehe<br />

ich da, — der Herr, mein Reisebegleiter seit<br />

gestern abend, ist nicht mehr da —, muss in<br />

Baden ausgestiegen sein, und zwar unter Mitnahme<br />

meines Mantels, in dem sich eine Brieftasche<br />

mit vierhundertfünfzig Franken und all<br />

meinen Papieren befand. Hätte ich nicht in<br />

der Westentasche noch ein wenig Kleingeld<br />

gehabt, ich hätte nicht einmal bis hierher zurückfahren<br />

können. Es hat gerade noch dazu<br />

gereicht. Und nun bin ich hier und frage Sie:<br />

wer ist dieser saubere Herr Berger? Wer ist<br />

der Herr, wo ist der Herr, und vor allem: wo<br />

ist meine Brieftasche und mein Mantel?»<br />

«Ich muss sehr bedauern, mein Herr, Sie<br />

sehen mich völlig ahnungslos! Einen Herrn<br />

dieses Namens kenne ich nicht, und da wir hier<br />

im Hause drei Chefs sind, die zur Familie gehören,<br />

ist immer einer von uns unterwegs, so<br />

dass wir sonst keine Reisenden beschäftigen.<br />

Sie sehen also, dass das Ganze mit uns nichts<br />

zu tun haben kann. »<br />

«Aber mein Herr, Sie werden sich doch<br />

hier nicht herausreden wollen! Der Mann hat<br />

mir ausdrücklich den Namen Ihrer Firma genannt!<br />

Ich irre mich auf gar keinen Fall,, und<br />

er hat mir sogar sehr viel von Ihrem Hause<br />

erzählt, das ein Aussenstehender ganz unmöglich<br />

wissen könnte. Mein Gott, wem bin ich<br />

da in die Hände gefallen? Ist man denn völlig<br />

schutzlos jedem Gauner ausgeliefert? Herr<br />

— es ist ein Reisender Ihres Hauses gewesen!<br />

Ihren Namen hat er genannt! Wie käme er<br />

dazu? Sie sind mir verantwortlich für den erlittenen<br />

Schaden. »<br />

Nun war der Fremde aufgesprungen und<br />

hatte einen sehr heftigen Ton angenommen.<br />

Ein tiefes Rot hatte seinen Nacken überzogen,<br />

und in seine Augen war ein Glanz getreten,

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