E_1939_Zeitung_Nr.027
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schwerde machte geltend, der Wagen sei<br />
durch einen mit Führerausweis versehenen<br />
Lenker gesteuert worden und damit sei die<br />
Vorschrift des Art. 59 W befolgt worden.<br />
In Gutheissung dieser Beschwerde hat der<br />
Kassationshof des Bundesgerichts dem Begriff<br />
der Schleppfahrt eine weitere Auslegung<br />
gegeben als die kantonale Instanz. Im vorliegenden<br />
Falle kann nicht von einem Ueb erführen<br />
des Motorlastwagens gesprochen werden,<br />
weil darunter die Fortbewegung mit<br />
eigener Kraft zu verstehen ist; Tagesbewilligung<br />
und Kontrollschild waren daher nicht<br />
nötig. Weder Gesetz noch Verordnung verbieten<br />
das Abschleppen betriebsfähiger Wagen<br />
und es bestünden für ein solches Verbot<br />
auch keine verkehrspolizeilichen Gründe,<br />
denn das Schleppen eines betriebfähigen Wagens,<br />
dessen Bremsen und Lenkung einwandfrei<br />
arbeiten, bietet weit weniger Gefahren<br />
als das Abschleppen eines ausser Betrieb<br />
gesetzten Fahrzeuges. Wenn rt'e VV-Bestimmungen<br />
über das Ueberführen von Wagen<br />
enthält, ist damit eine andere Beförderungsart<br />
nicht untersagt — Di© Busse wurde aufgehoben-<br />
Wp.<br />
Verkehrsregelung beim Eingang<br />
der Landesausstellung an der<br />
Bellerlve Hornbachstrasse.<br />
Keine Fussgängerpasserelle, wohl aber eine<br />
Rampe für die Fahrzeuge.<br />
Das Bauamt I der Stadt Zürich teilt Tina mit:<br />
Der rechtsufrige Teil der Landesausstellung<br />
lehnt sich bergseits an die neuausgebaute,<br />
stark frequentierte Bellerive-<br />
61 r aes e an.<br />
Eine grosse Zahl Ausstellungshemicher wird den<br />
Eingang an der Hornbachstrasse benützen wollen,<br />
zu welchem Zwecke die Straseenbahn dort ein provisorisches<br />
Geleise mit Schleife nächst diesem Eingänge<br />
anlegt.<br />
Die Verkehrspolizei glaubte, die ankommenden<br />
Trampassagiere nicht A niveau mittelst Go- und<br />
S'top-Verkehr und Schutzinsel in Strassenmitte über<br />
die Strasse bringen zu können und verlangte deshalb<br />
edne Passerelle.<br />
Vorerst wurde aber vom Tiefbauamt geprüft,<br />
ob «ich das Profil des unter der Bellerivestrasee<br />
durchführenden Hornbachkanals allenfalls zurPer-<br />
«onenunterführung eignet. Es stellte sich aber heraus,<br />
das« der Querschnitt für diesen Zweck ungenügend<br />
und die Erweiterungskosten zu hoch ausgefallen<br />
wären.<br />
Es blieb nun scheinbar nichts andere« übrig,<br />
als doch eine Passerelle über die Strasee zu bauen.<br />
Diese wäre, mit Rücksicht auf die Ladehöhe der<br />
Lastautos, ca. 5 m über die Strassenfahrbahn zu<br />
liegen gekommen und hätte naturgemäss beidseitig<br />
Treppen bedingt. Die Leitung der Landesausstellung<br />
lehnte die Erstellung dieser Treppen mit der<br />
Begründung ab, das>s ihr auf dem Ausstellungsareal<br />
der Platz hiezu fehle; sie schlug dann vor,<br />
die Trampassagiere ä niveau die Strasse passieren<br />
zu lassen und die Fahrzeuge längs der Belleriveetrasee<br />
über<br />
eine 112 m lange, beidseitig mit 6% ansteigende<br />
Rampi<br />
zu führen. Diesem Vorschlage stimmte der Stadtrat<br />
zu.<br />
Diese Holzrampe hat zwei Fahrbahnen von j»<br />
3 m Breite, die in der Mitte durch einen Balken<br />
getrennt sind. Die lichte Höhe unter der Rampe<br />
für die Fussgänger beträgt ca. 2,6 m. Die Rampe<br />
tot bergseitig über die Bellerivestoasse angelegt<br />
und lässt ausstellungsseitig ein Trottoir und eine<br />
ca. 3,5 m breite Fahrbahn für den Zubringerdienst<br />
der Landeseausstellung frei.<br />
Es trifft nicht zu. wie in Nr. 06 Ihrer <strong>Zeitung</strong><br />
vom 20. November 1938 bemerkt wurde, dass sich<br />
die Behörden geweigert hätten, den Wünschen der<br />
Verkehrsfachleute Rechnung zu tragen, aber es war<br />
Pflicht derselben, bei aller Grosszügigkeit diejenige<br />
Lösung zu suchen, welche bei geringsten Kosten<br />
auch den Wünschen der Landesausstellung entsprach.<br />
sicher fühlen, obwohl er freilich für das Jahrkleidchen,<br />
das er kauft, bis auf weiteres keine<br />
Verwendung hat. € Welch ein verliebter Vater<br />
! > denkt das bedienende Fräulein, das<br />
seine Aufregung falsch deutet.<br />
Charles ist tatsächlich wie vor den Kopf<br />
geschlagen. Er kann sich nicht geirrt haben,<br />
die Damen, die er gesehen hat, waren tatsächlich<br />
Peggy und Lady Constanza. Das<br />
Herz pocht ihm an die Rippen, wie er es in<br />
den gefährlichsten Augenblicken niemals erlebt<br />
hat und es kommt ihm flüchtig und verwunderlich<br />
zum Bewusstsein, dass dieses<br />
Herzklopfen nicht durch Wiedersehensfreude,<br />
sondern durch Verlegenheit verursacht<br />
ist. Er sieht klar, dass er sich nicht zu erkennen<br />
geben darf. Sonst wären Fragen<br />
nach seinem Leben und Hotel unvermeidlich<br />
und die Folge wäre, dass er zweifellos als<br />
Muriels Gatte und als eine Art Heirats-<br />
Sff<br />
**•»«<br />
Mehrere von uns selber beobachtete Vorfälle am<br />
Zürcher Paradeplatz bilden dafür unmissverständliche<br />
Belege. Fuhren da, um nur ein Beispiel zu<br />
zitieren, ein Radfahrer und ein Auto, beide zu<br />
winterlicher Abendstunde und bei entsprechenden<br />
Sichtverhältnissen, von der Theaterstrasse her auf<br />
die Kreuzung mit Rämistrasse und Limmatquai zu.<br />
Der Autofahrer will noch eine geraume Strecke vor<br />
der Kreuzung den vor ihm fahrenden Radler überholen,<br />
wozu ihm das gegenseitige Verhältnis der<br />
Geschwindigkeiten an sich ohne weiteres das Recht<br />
gäbe. Der Radfahrer jedoch hält hartnäckig die<br />
linke Strassenseite und scheint dem Auto absichtlich'<br />
die Ueberholung verlegen zu wollen, worauf<br />
der Wagenführer zunächst ungeduldige Hupenzeichen<br />
gibt und sich schliesslich zwischen den<br />
beiden ein Wortwechsel entspinnt. Ursache des<br />
ganzen Zwischenfalles: der ortskundige Radfahrer,<br />
nach der Quaibrücke strebend, spurt sich pflichtgemäss<br />
schon vor der Kreuzung in die auf der<br />
Fahrbahn aufgetragene Fahrspur der Linksabbieger<br />
ein, während der mit den Verhältniesen nicht vertraute<br />
Autofahrer geradeaus nach dem Limmatquai<br />
fahren will und sich daher rechts vom Radfahrer<br />
der Kreuzung nähern sollte, die Bedeutung der<br />
Zeichen auf der Fahrbahn aber nicht erkennt —<br />
ein gegenseitiges Missverständnis, da» leicht zu<br />
einem Unfall hätte führen können.<br />
In Anbetracht dieser nicht zu bestreitenden<br />
Schwierigkeiten beim Uebergang von der Verkehrs-*<br />
gliederung nach den normalen Regeln des Rechts-<br />
schwindler bfossgestellt würde. Jetzt, wenige<br />
Tage vor der Rückkehr ins Privatleben<br />
und der wiedergewonnenen Handlungsfreiheit.<br />
Unmöglich! Charles wühlt noch eine<br />
Weile in Babysachen, bis er glaubt, freie<br />
Bahn zu haben. Dann springt er hastig in<br />
ein vorüberfahrendes Auto.<br />
Obwohl er etwas vor der Zeit im Caf6 ankommt,<br />
sitzt Dr. Martinez schon da. Zu<br />
Charles Befriedigung hat er einen geschützten<br />
Platz ausgesucht, so dass nicht zu befürchten<br />
ist, dass Peggy und ihre Mutter sie<br />
etwa im Vorbeigehen entdecken könnten.<br />
«Ich muss Sie heute um eine klare Entscheidung<br />
bitten», beginnt der Arzt sofort<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 2a MÄRZ <strong>1939</strong> — N° 27<br />
Neues von der Strasse Genf-<br />
Lausanne.<br />
von allen Genfer Zufahrtsstrassen ist diejenige<br />
in der Richtung Lausanne am besten ausgebaut<br />
Das ist auch kein Wunder; bildet sie doch, wie ihr<br />
volkstümlicher Name «Route de Suisse • andeutet,<br />
die einzige Verbindung der Völkerbundsstadt mit<br />
der übrigen Schweiz. Für die kurze, auf sein Gebiet<br />
entfallende Teilstrecke von rund 10 km hat der Kanton<br />
Genf bisher schon über 2 Millionen Franken<br />
ausgegeben, um zwischen der Stadtgrenze und dem<br />
Eingang des Ortes Bellevue eine an die Verhältnisse<br />
ausländischer Autobahnen erinnernde Ausfallstrasse<br />
von 12 m Minimalbreite zu schaffen, wobei von den<br />
5 km der Gesamtlänge dieser Strecke S km mit<br />
Betonbelag versehen sind.<br />
Da auf waadtländischem Gebiet die Normalbreite<br />
der « Route de Suisse »9m beträgt, hat auch Genf<br />
einstweilen davon abgesehen, die Strasse auf ihrer<br />
ganzen Länge bis zur Kantonsgrenze auf 12 m zu<br />
bringen. Dagegen soll sie nun überall, wo es noch<br />
nicht geschehen ist. bis zur Einfahrt in den Grenzort<br />
Versoix wenigstens auf 9 m verbreitert werden.<br />
Die Zufahrt durch das genannte enggebaute Stadt»<br />
chen selbst ist einstweilen noch ein ungelöstes Problem<br />
und dürfte -wohl nur in Form einer TJmfahrungcstrasse<br />
zu verwirklichen sein.<br />
Im gegenwärtigen Bauprogramm vorgesehen ist<br />
aber unter allen Umständen die Korrektion der Einfahrt<br />
in Versoix von der Genferseite her, die schon<br />
manches Unglück auf ihrem Konto hat Ein zweites<br />
Problem, das nun in Angriff genommen werden soll,<br />
stellt die Erweiterung der < Route de Suisse» bei<br />
der Durchfahrt durch Bellevue dar, die auf Kosten<br />
des Geländes auf der Juraseite erfolgen soll. Die<br />
Mittel zu all diesen Verbesserungen sind im trossen<br />
Arbeitsbeschaffungsprogramm der Genfer Regierung<br />
vorgesehen, das zur Stunde dem dortigen Grossen<br />
Rat vorliegt. h.<br />
Spezialkurse für motorisierte<br />
Landwehr- und Landsturmtruppen<br />
Durch die Einführung der neuen Truppenordnung<br />
ist der Bedarf unserer Armee an<br />
Motorfahrzeugfahrern ganz erheblich gestiegen.<br />
Wenn schon bis anhin bei den motorisierten<br />
Truppen grosser Mangel an tüch-<br />
Ueber das Einspuren von Kreuzungen<br />
(Schluss von Seite 1.)<br />
Ut£S»£ S dh«E»x<br />
fahrens und Linksüberholens zur Vorsortierung<br />
nach Abzweigerichtungen ist es nicht verwunderlich,<br />
dass der Verkehr kaum die Tendenz zu haben<br />
scheint, zur vorsorglichen Einspurunir nach Fahrrichtungen<br />
auch an Kreuzungen überzugehen, wo<br />
die Fahrbahn nicht in entsprechende Fahrstreifen<br />
gegliedert ist. An sämtlichen nicht besonders durch<br />
Trennlinien und Richtungspfeile dazu ausgerüsteten<br />
Kreuzungen halten sich daher auch die Fahrzeugführer<br />
offenbar weiterhin an die gesetzliche RegeL<br />
möglichst rechts zu fahren, und so kann man denn<br />
immer wieder selbst an Kreuzungen, wo die eine<br />
oder andere einmündende Strasse nach dem beschriebenen<br />
System organisiert ist beobachten, wie<br />
an den übrigen Einmündungen das zuerst ankommende<br />
Fahrzeug sich ganz rechts zur Weiterfahrt<br />
anstellt, obschon es vielleicht bereit! den linken<br />
Winker ausgestellt hat, während ein zweites Vehikel,<br />
seinerseits geradeaus oder nach rechts strebend,<br />
links neben ihm anfährt und sich daraus beim Freiwerden<br />
der Strasse aus der gegenseitigen Verlegung<br />
der Fahrwege die üblichen Stockungen ergeben.<br />
Die Nachteile eines solchen — heute «restzlicherweise<br />
gewissermassen normalen — Zustandes sind<br />
freilich dort nicht allzu schwer, wo die Fahrzeuge<br />
doch mehr oder weniger einzeln zur Weiterfahrt<br />
abgefertigt und die Fahrterlaubnis ieweilen nach<br />
ganz kurzen Haltezeiten gegeben werden kann,<br />
während welcher keine groseen Mengen von Fahrzeugen<br />
auflaufen.<br />
Alle diese Beobachtungen nnd Ueberlegungen<br />
dürften dartun, das« die Bedenken gegenüber einer<br />
c Allgemeinverbindlicherklärunit » der Pflicht, sich<br />
vor Kreuzungen — also auch vor nicht besonders<br />
dazu ausgestattetenl — nach der beabsichtigten Abbiegerichtung<br />
in den entsprechenden Fahrstreifen<br />
einzuspuren, nicht ganz unbegründet eind. Diese<br />
Bedenken stützen 6ich weiterhin auch auf die Erwägung,<br />
dass auf einer nicht durch Farblinien in<br />
einzelne Fahrstreifen eingeteilten Strasse die Einhaltung<br />
wohlunterschiedener Richtungsspuren ohnehin<br />
nur ganz ungefähr möglich wäre, woraus<br />
sich neue Unsicherheiten ergeben müssten. Denn<br />
die Lage eines Fahrzeuges zum Fahrbahnrand, d. h.<br />
seine mehr seitliche oder zentrale Lage mit bezug<br />
auf die Strassenaxe hängt ja von einer ganzen<br />
Anzahl verschiedenartigster Faktoren ab. wie den<br />
unmittelbar vorhergegangenen Ueberholungen, der<br />
Heranfahrt vielleicht vom linken Strassenrand, wo<br />
das Fahrzeug stationiert hatte, und was dergleichen<br />
Einflüsse mehr sind. Und eelbst unmittelbar vor<br />
der Kreuzung machen die augenblicklichen Verkehrsverhältnisse<br />
oft eine seitliche Abweichung<br />
eines Fahrzeuges von seiner Fahrlinie mitunter<br />
nötig.<br />
Es scheint nach alledem nicht gut möglich,<br />
eine bestimmt gehaltene Vorschrift aufzustellen,<br />
nach der sich die Fahrzeuge schon<br />
vor der Kreuzung nach derjenigen Seite ihrer<br />
Fahrbahnhälfte oder der Einbahnstrasse zu<br />
besehen haben, die ihrer Abzweigerichtung<br />
entspricht.<br />
Vor allem könnte keine Rede davon sein, dass<br />
der entgegenkommende Verkehrsteilnehmer allein<br />
aus der Lage der Fahrzeuge auf ihre Absichten<br />
hinsichtlich des Abbiegens schliessen dürfte. Aber<br />
gerade die Gefahr liegt nahe, dass die Fahrzeugführer<br />
ihre Einspurung in einen solchen Richtungsstreifen<br />
als vollwertigen Ersatz für die Richtungsangabe<br />
mit dem Winker betrachten könnten. Bereits<br />
glauban wir in Zürich wahrgenommen zu<br />
haben, dass sich bei Kreuzungen mit aufgemalten<br />
Abbiegespuren ein Teil der Auto- und Radfahrer<br />
durch die Einfädelung in eine bestimmte Richtungsspur<br />
von der Zeichengebung entbunden fühlt. Solchen<br />
Anfängen gilt es mit Nachdruck zu wehren.<br />
Vollends aber wäre das Einreissen einer solchen<br />
Uebung an andern Kreuzungen verhängnisvoll.<br />
Denn der Winker dient der Verständigung nicht<br />
nur des eventuell den Verkehr regelnden Polizisten,<br />
sondern auch der übrigen Strassenbenützer, denen<br />
man nicht zumuten kann, sich nach Richtungspfeilen<br />
und dergleichenKennzeichen auf der Fahrbahn<br />
derjenigen Fahrzeuge umzusehen, mit denen<br />
sie sich auseinanderzusetzen haben.<br />
Diese Ausführungen wollen nicht etwa die Bemühungen<br />
verantwortungsbewusster Verkehrsfachleute<br />
diskreditieren oder gar sabotieren, durch<br />
immer weiter verfeinerte Vorschriften die Verkehreabwicklung<br />
flüssiger und vor allem gefahrlos<br />
zu gestalten. Sie möchten bloss durch den Hinweis<br />
auf einige grundsätzliche Bedenken zu einer<br />
Vertiefung der zu diesem Zwecke anzustellenden<br />
Studien beitragen, auf dass nicht Vorschriften das<br />
Ergebnis seien, die zwar auf der einen Seite unleugbare<br />
Fortschritte darstellen, auf der andern<br />
aber vielleicht bloss neue Gefahren heraufbeschwören.<br />
H. W Thommen.<br />
auf englisch: « Ich weiss nicht, ob Sie die<br />
<strong>Zeitung</strong>snachrichten vom Kriegsschauplatz<br />
gelesen haben? »<br />
« Doch ! » ' erwidert Charles absichtlich<br />
phlegmatisch, um die nervöse Erregung des<br />
Partners zu dämpfen.<br />
« Sie widersprechen sich in den verschienen<br />
Blättern >, Dr. Martinez' Finger klopfen'<br />
nervös auf die Platte des Cafehaustischchens,<br />
€ aber ich habe eine Kabeldepesche. Es geht<br />
hart auf hart. Der Kampf schwankt unentschieden,<br />
auf beiden Seiten ist viel Munition<br />
verschossen worden. Sie sehen, ich bin offen.<br />
Wessen Geschütze länger feuern können,<br />
der wird gewinnen. Verstehen Sie, Mister<br />
d'Andrade, dass die Entscheidung ober<br />
die Geschicke meiner Heimat zum Teil in<br />
Ihrer Hand liegt ? »<br />
«Ich bin kein Politiker », erwidert Charles<br />
unbehaglich, «ich wUl gar keinen Einfluss<br />
auf Ihre Heimat haben. Ich will ein Geschäft<br />
so gut wie möglich machen, sonst<br />
nichts.»<br />
« Dann erklären Sie mir bitte, welche Einwendungen<br />
Sie gegen meinen Preis und<br />
meine Bedingungen haben.»<br />
Charles macht ein nachdenkliches Gesicht.<br />
Er ist sich bewusst, dass jeder wirkliche<br />
Händler versuchen würde, aus dieser Situation<br />
und der offenbaren Zwangslage des Partners<br />
noch irgend einen Vorteil herauszuschlagen.<br />
Dabei hat er den Preis schon auf<br />
eine schwindelnde Höhe hinaufgetrieben.<br />
«Ich habe die Empfindung, dass die Zeit<br />
für mich arbeitet», sagt er schliesslich etwas<br />
zögernd. < Je mehr sich die Dinge in Ihrer<br />
Heimat zuspitzen, desto —»<br />
« Desto eher hoffen Sie, einen Phantasiepreis<br />
herauszuschlagen », unterbricht ihn Dr.<br />
Martinez mit dem- Gesichtsausdruck eines<br />
Mörders. < Ich fürchte, Sie sind gar zu habsüchtig,<br />
Mister d'Andrade. Meine Landsleute<br />
sterben nicht, um Sie zum reichen Manne zu<br />
machen. Ich lasse mich von Ihnen nicht auspressen<br />
wie eine Zitrone.»<br />
« Soll das heissen, dass Sie die Verhandlungen<br />
abbrechen ? » Charles Stimme klingt<br />
eiskalt.<br />
Nein. Noch nicht. Sie wissen ja, dass wir<br />
tigen Motorfahrzeugführern herrschte, so<br />
liegt es auf der Hand, dass nach Mitteln und<br />
Wegen gesucht werden tmiss, um der Armee<br />
nicht nur die notwendigen Motorfahrzeuge,<br />
sondern in noch viel höherem Masse die entsprechende<br />
Anzahl von theoretisch und praktisch<br />
ausgebildeten Lenkern solcher Fahrzeuge<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Das im Juni letzten Jahres von den eidg.<br />
Räten beschlossene Bundesgesetz betreffend<br />
teilweise Abänderung der Militärorganisationen<br />
vom Jahr 1907 enthält u. a. folgende Bestimmung<br />
:<br />
«Sämtliche nicht zu den Grenztrtrppen gehörenden,<br />
nicht mehr Wiederholungskurspflichtigen Wehrmänner<br />
der Landwehr und des Landeturms find<br />
nach Anordnung des Bundesrates zu besonderen<br />
Kursen einzuberufen. Die Gesamtdauer dieser<br />
Dienstleistungen soll für den einzelnen Dien»tpflichtigen<br />
24 Tage nicht überschreiten.»<br />
Der Bundesrat hat nun von dieser Ermächtigung<br />
gemäss Schultableau <strong>1939</strong> für 29<br />
Territorialbataillone Gebrauch gemacht. Bezüglich<br />
der Spezialtruppen glaubte man, eine<br />
Wartefrist bis 1940 auf sich nehmen zu können,<br />
um eine vollständige Organisation dieser<br />
Verbände abzuwarten.<br />
Es zeigt sich nun m der Praxis, dass bei<br />
den motorisierten leichten Truppen die Einfückungsbestände<br />
der Wiederholungskurspflichtigen<br />
verhältnismässig schwach sind.<br />
Der Bundesrat beschloss nun in seiner letzten<br />
Sitzung auf Antrag des Eidg. Militärdepartements,<br />
die nicht mehr wiederholungskurspflichtigen<br />
Landwehr- und Landsturmleute<br />
der motorisierten Truppen, d. h. die<br />
Jahrgänge 1891 bis 1903 zu einem 6tägigen<br />
Kurs aufzubieten. Die Einberufung erfolgt<br />
gemäss persönlichem Aufgebot. Diese Massnahme<br />
ist ausschliesslich eine Folge der unhaltbaren<br />
Bestandesverhältnisse der leichten<br />
Truppen.<br />
Nachklänge vom Genfer Salon.<br />
Aus Papa Schlotterbecks Erinnerungen.<br />
Wenn einer während 40 Jahren seines Lebens<br />
Automobile verkauft hat wie Papa Schlotterbeck<br />
(Sie haben ihn in unserem Bildbericht<br />
«Die liebe Kundschaft», erschienen in Nr. 23,<br />
doch erkannt — unten links!), dann ist es begreiflich,<br />
dass es ihm bei der plötzlichen Ueberrumpelung<br />
durch unsern Berichterstatter schwer<br />
fiel, aus der Fülle seiner Erlebnisse gerade das<br />
seltsamste Intermezzo herauszuklauben. Inzwischen<br />
ist das «Gschtürm» des Genfer Salons<br />
verrauscht, Papa Schlotterbeck hat in seinen<br />
«Memoiren» Nachschau halten können und<br />
übersendet uns die Schilderung eines ausgefallenen<br />
Intermezzos aus seiner Verkaufstätigkeit,<br />
das wir unsern Lesern nicht vorenthalten<br />
•wollen.<br />
Red.<br />
Der kürzeste und zugleich originellste Verkauf<br />
aus meiner 40jährigen Praxis.<br />
Es war an einem Julitag 1920, kurz vor<br />
Mittagszeit, als ein junges, sehr hübsches<br />
Paar mein Geschäft betrat. Sofort ging's ans<br />
Aussuchen eines Wagens. Bald war die äussere<br />
Wahl au! ein Torpedo gefallen, und nun<br />
kam die Sonderbare Probe. Der junge Mann<br />
sprang von links, rechts, hinten, überhaupt,<br />
von wo es ihm gerade in den Sinn kam,<br />
immer in einem Satz vom Boden ans Steuer.<br />
Türe wurde keine benützt. Er erklärte mir,<br />
wenn er ein Automobil kaufe, so sei die Eignung<br />
für diese Art »Einsteigen» das Haapterfordernis.<br />
Nun, der Wagen bestand die Probe, wir<br />
wurden einig, und, um an diesem Kaufe nicht<br />
ganz unbeteiligt zu sein, griff nun sie ins<br />
Handtäschchen und bezahlte den Preis bar<br />
auf den Tisch. Lieferungsbedingung: Um<br />
1 Uhr (also ca. 1 Stunde später) musste der<br />
Wagen samt einem Chauffeur fix fertig, versichert,<br />
fahrbereit und ausgerüstet für eine<br />
grosse Reise vor dem Hotel »Drei Könige»<br />
stehen. Wer das Paar war, möchten Sie noch<br />
wissen? Unbekannt wird's Ihnen wohl nicht<br />
sein: Douglas Fairbanks und Mary Pickford.<br />
Ihre Munition leider brauchen, besonders<br />
weil uns der Einkauf durch die Ausfuhrverbote<br />
der verschiedenen Länder sehr erschwert<br />
ist Aber gestatten Sie mir einmal<br />
eine offene Frage, lieber Freund. Existiert<br />
überhaupt die Munition, derentwegen wir<br />
schon so lange verhandeln ? ><br />
Was bedeutet das ? » Charles markiert<br />
äusserste Empörung, c Wollen Sie mich vielleicht<br />
als einen Betrüger hinstellen?»<br />
f Wer sind Sie denn überhaupt ? > fragt<br />
Dr. Martinez plötzlich schneidend. < Ich wiH<br />
Ihnen verraten, dass keine kaufmännische<br />
Auskunftei eine positive Auskunft über Sie<br />
geben konnte. Auch meine Freunde, die in<br />
meinem Auftrage in den kleineren englischen<br />
Häfen diskret nach einem Schiffe forschten,<br />
das Ihren Angaben entsprechen würde, haben<br />
keinen Erfolg gehabt. Wissen Sie, dass<br />
man auf den Gedanken kommen könnte, Sie<br />
wären ein Schwindler, der mit einem hohen<br />
Vorschuss spurlos rn verschwinden hofft? »<br />
(Fortsetzung<br />
folgt.)