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E_1939_Zeitung_Nr.040

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So springt z. B. ein kleines Mädchen am ersten<br />

Tage nach dem Zügeln mit dem Ball in der Hand<br />

auf die Strasse und wird getötet, oder ein kleiner<br />

Knabe eilt mit einem Stein hinter einer leider bis<br />

an die Strasse heranreichenden Mauer auf die<br />

Fahrbahn. — Eine Warnung an die Eltern, in solchen<br />

Fällen die Kinder in der ersten Zeit streng<br />

zu beaufsichtigen und an die veränderten Verhältnisse<br />

zu gewöhnen.<br />

Der Anblick von Kindern, die offensichtlich auf<br />

oder an der Strasse spielen, verlangt von den<br />

Motorfahrzeugführern äusserste Vorsicht. So gingen<br />

z. B. kürzlich zwei kleine Freundinnen, die Arme<br />

um den Nacken geschlungen und «Tschinggis»<br />

spielend, über die Strasse, wobei sie von einem<br />

Automobil, dessen Bremsen sich nicht in Ordnung<br />

befanden und an dessen Lenkrad ein Angetrunkener<br />

sass, angefahren wurden; das eine fand dabei den<br />

Tod, das andere wurde verletzt.<br />

Dabei streifen wir das Kapitel des Velorennfahrens<br />

oder des Spielene der Jugend auf der<br />

Strasse. Immer wieder tendiert sie ja dahin, es den<br />

Rennfahrern nachzumachen. Dieser Kindertypus,<br />

der, hingegeben dem Spiel und dem Rennimpuls,<br />

alles andere vergisst, schneidet Kurven und die<br />

Fahrbahn anderer Fahrzeuge, saust plötzlich aus<br />

Nebenstrassen hervor, nur um den erträumten<br />

Schnelligkeitserfolg auskosten zu können. Jederman<br />

sind ja Fälle bekannt, wo diese jugendlichen<br />

Renner niedergebeugt und den Blick vor sich auf<br />

die Strasse gerichtet dahersausen und höchste Geschicklichkeit<br />

und Vorsicht des Motorfahrzeugführers<br />

gerade in stark belebten Quartieren erheischen.<br />

Typus 2:<br />

Das Spielen mit der Gefahr<br />

•wo Mut mit Tollkühnheit verwechselt wird. Schon<br />

die älteste Geschichte weiss von solchen Fällen zu<br />

erzählen: Der kleine griechische Tollkopf Alkibiades<br />

warf sich vor ein daherraserides Viergespann, um<br />

seinen -Heldenmut zu.>erproben. Heilte «.sehen wir<br />

harmlosere Heldenstücke, die aber der Gefahr nicht<br />

entbehren, wie Anhängen an Lastwagen, freihändiges<br />

Radfähren etc. Es kann aber direkt zum Spiel<br />

mit dem Automobil'kommen, für das ja die Jugend<br />

von früh an "besondere Vorteile bekundet: Das kleine<br />

Kind streckt die Hand gegen das vorbeifahrende<br />

Automobil aus, um es zu naschen oder zu kosen.<br />

Grösseren dient es als Wurfziel, unbekümmert um die<br />

eventuelle enorme Zerstörungskraft, welche die<br />

Schnelligkeit des "Automobils dem Geschosa erteilt<br />

und weitergibt. Ein Peitschenschlag gegen das Auto<br />

kann den kleinen Täter mit sich reissen, wenn.sich:<br />

die Schnur am Automobil verwickelt. Wie Abbildung<br />

3 Zeigt, kann das Spiel aber so weit gehen,<br />

dass z. B, Kugeln auf die Strasse geworfen werden,<br />

um sie wieder zu haschen, bevor das*Automobil sie<br />

zu überfahren, resp. zu zerstören imstande ist.. In<br />

dem hier dargestellten Fall betrieb ein Knabe den<br />

Sport, Kugeln beim Herannahen von Automobilen<br />

auf die Strasse zu werfen und sie wieder einzuholen.<br />

Als nun der Mann am Volant die Kugel<br />

rollen sah, fuhr er zu, wobei er sich aus dem<br />

Fahrzeug herauslehnte, um die Kugel ja nicht, zu<br />

überfahren. Wie der Knabe, so hatte auch der<br />

Automobilist seine Aufmerksamkeit nur auf sie gerichtet.<br />

Wie sich der Junge niederbückte, um die<br />

Kugel zu fassen, erlitt er die tödliche Verletzung,<br />

weil er sich zu stark nach vorne, d. h. gegen das<br />

Automobil neigte und dabei mit der Stirne am<br />

äussersten Ende der Stoßstange anprallte.<br />

Und schliesslich ein weiterer Fall, der seinem<br />

Wesen nach hieher gehört: Eine Knabengruppe<br />

unterhielt sich in einem Walde damit, auf dem<br />

Velo einen Hohlweg zu überqueren, wobei sie versuchten,<br />

durch die Schwungkraft auf der ändern<br />

Seite wieder hoch zu kommen. Dabei wurde einer<br />

der Buben von einem lautlos herannahenden Automobil<br />

erfasst und tödlich verletzt.<br />

Rückblick auf die<br />

I. Schweizerische Vielseitigkeitskonkurrenz<br />

Ueber die grosse militärische Bedeutung<br />

ausserdienstlicher Uebungen, insbesondere<br />

unserer motorisierten Truppen sind die*<br />

Pressevertreter und damit weiteste Kreise<br />

unserer Bevölkerung anlässlich der Konkurrenz<br />

von berufenster Seite, nämlich durch<br />

unsern Waffenchef, Herrn Oberstdivisionär<br />

Jordi, selbst eingehend orientiert worden.<br />

Es steht mir deshalb nicht an, diesen Worten<br />

etwas hinzuzufügen. Nachdem unsere erste<br />

Vielseitigkeitsprüfung ein so ungeahnt lebhaftes<br />

Interesse nicht nur bei den Teilnehmern,<br />

sondern auch bei den höchsten Stellen<br />

unserer Armee und in der gesamten Presse<br />

gefunden hat, möchte ich heute darlegen,<br />

welche Gedanken und Ueberlegungen zu<br />

dieser neuartigen Konkurrenz rührten,<br />

d. h. also auch bei der Ausarbeitung des Reglementes<br />

richtunggebend waren.<br />

Es lag eigentlich in der Luft, dass endlich ein<br />

erster entscheidender Schritt in der Förderung der<br />

ausserdienstlichen Tätigkeit unserer jungen Waffe,<br />

und zwar der motorisierten .leichten Truppen und<br />

der Motortransporttruppen gemeinsam, unternommen<br />

werden musste. Nichts schien dabei besser<br />

geeignet, diese Tätigkeit anzuregen und zu fördern<br />

als eine Konkurrenz. Nur im friedlichen Wettstreit<br />

wird erreicht, dass jeder Einzelne sein, letztes<br />

Können und seine besten Fähigkeiten zeigt. Somit<br />

können die bei einer solchen Veranstaltung erzielten<br />

Resultate den leitenden militärischen Instanzen<br />

ein eindeutiges und klares Bild des Standes<br />

der ausserdieristlichen Ausbildung vermitteln. Auch<br />

jeder einzelne Teilnehmer wird eine innere Befriedigung<br />

mit nach Hause nehmen, wenn ihm die<br />

Äföglichkeit geboten wird, seine Leistungen mit denjenigen<br />

seiner Kameraden zu messen.<br />

Behalten wir diese Momente im Auge und betrachten<br />

wir zunächst, was man im Ausland unter<br />

einer militärisch wichtigen Sportveranstaltung versteht.<br />

In England und Deutschland hat man seit<br />

langem die grosae<br />

wehrtechnische Bedeutung motorsportlicher<br />

Konkurrenzen<br />

Abb. 3.<br />

erkannt und es verstanden, diese mit mehr oder<br />

weniger intensivem Druck von Seiten der Regierungen<br />

in die vom wehrpolitischen Gesichtspunkt<br />

aus geeignet erscheinenden Bahnen zu lenken. Zu<br />

allernächst war jedoch dieser Gesichtspunkt auf die<br />

Prüfung der durch die zivile Industrie hergestellten<br />

Fahrzeuge, auf deren Tauglichkeit im Gelände und<br />

damit also auf ihre militärische und koloniale<br />

Brauchbarkeit gerichtet. Dank der Propagierung<br />

und Popularisierung dieser Geländefahrten (in<br />

(Fortsetzung iolgU<br />

der motorisierten leichten Truppen und der Motortransporttruppen<br />

England der sogenannten «tnals >) konnte man<br />

ferner indirekt durch die Kundschaft die Konstruktion<br />

massgebend beeinflussen, waren die . Fabriken<br />

doch gezwungen, ihre Serienfahrzeuge immer<br />

mehr den besonderen Beanspruchungen der Geländeprüfungen<br />

anzupassen. Was die ersten Geschwindigkeitsrennen<br />

für die Entwicklung der gesamten<br />

Automobiltechnik bedeuteten, wurden somit<br />

die Geländefahrten für die Entwicklung der Militärfahrzeuge.<br />

So wichtig auch diese Veranstaltungen für die<br />

Weiterentwicklung und die Propagierung armeetauglicher<br />

Motorfahrzeuge sind und so sehr man<br />

sie auch in unserem Lande im Hinblick auf die<br />

Ausbildung der Fahrer im Gelände begrüssen<br />

könnte, so ist doch wohl kaum anzunehmen, dass<br />

sich ähnliche Konkurrenzen bei uns einbürgern<br />

oder gar jene Popularität wie in England erreichen<br />

würden. Es wäre wirklich zu viel erhofft, wollte<br />

man annehmen, der Verkauf solcher in Geländefahrten<br />

erfolgreichen Serienfahrzeuge, also militärisch<br />

besonders geeigneter Privatfahrzeuge, Hesse<br />

sich in unserem Lande nennenswert steigern.<br />

Da die Schweiz keine Personenwagen-Industrie<br />

ibesitzt und im Ernstfäll nicht zu armeeeigenen<br />

Spezialfahrzeugen, sondern fast ausschliesslich sm<br />

den privaten Serienfahrzeugen greift, war es schon<br />

aua diesen Gründen<br />

Ausserdem zeigte es sich, dass bei den erwähnten<br />

Veranstaltungen des Auslandes von einer vielseitigen<br />

militärischen Weiterbildung der Fahrer auf<br />

grosser Basis nicht die Rede sein konnte, werden<br />

doch die Mehrzahl der Fahrzeuge von stets den<br />

gleichen ausgesuchten Fabrik- oder Militärfahrern<br />

gesteuert, deren allerdings nicht zu unterschätzende<br />

Kunst darin besteht, ihr Fahrzeug ohne Bruch über<br />

den Kurs zu bringen. Nur wenige Privatfahrer können<br />

es sich leisten, ihre Maschine bei jeder Konkurrenz<br />

erneut aufs Spiel zu setzen. Trotzdem wäre es.<br />

aber zu wünschen, dass wir wenigstens einmal Fachleute<br />

über die Grenzen schicken würden, um weitere<br />

Anregungen auf diesem vielseitigen Gebiet zu sammeln<br />

und festzustellen, was sich auf unser Land<br />

anwenden liesse. Im Gegensatz zu anderen Staaten<br />

sind wir weitgehend auf die ausserdienstliche Betätigung<br />

und Schulung eines jeden Bürgers angewiesen.<br />

Wollte man also militärisch wertvolle R8-<br />

sultate erzielen, so mussten vollkommen andere<br />

Wege, die nicht zu einer Erprobung der Fahrzeuge,<br />

sondern unter weitgehender Eliminierung aller<br />

maschinellen Faktoren zu einer Prüfung des Mannes<br />

auf seine militärischen Fähigkeiten führten,<br />

beschriften werden. Kurz gesagt,<br />

AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 16. MAI <strong>1939</strong> — N° 40<br />

man musste die militärische Eignung der<br />

Mannschaft und nicht jene des Fahrzeuges<br />

erfassen.<br />

Die Anforderungen an die Maschine waren also<br />

so zu bemessen, dass deren Motorstärke und Bauart<br />

möglichst wenig Einfluss auf die Endklassierung<br />

der Besatzung ausüben konnte. Schon aus<br />

dem Reglement musste hervorgehen, dass es vollkommen<br />

zwecklos sei, irgendwelche Abänderungen<br />

am Fahrzeug, wie es im Ausland zur grossen Kunst<br />

erfahrener Routiniers gehört, vorzunehmen. Nein,<br />

genau mit den gleichen Wagen und Motorrädern,<br />

auf die wir im Ernstfall angewiesen sind, sollten<br />

die Konkurrenten am Start erscheinen. Dass die<br />

Anforderungen bei-einer militärischen Konkurrenz,<br />

worin einzig und allein die persönlichen Fähigkeiten<br />

zum Siege fuhren durften, natürlich weit über das<br />

Mass der üblichen zivilen Konkurrenzen hinausgehen<br />

würden, war selbstverständlich. Dies bitte<br />

ich,, zu bedenken, wenn dieser oder jener, der unsere<br />

militärische Vielseitigkeitsprüfung noch mit dem<br />

Maßstab ziviler Veranstaltungen misst, der Meinung<br />

war, die Anforderungen an die Mannschaft seien<br />

zu hoch oder die Strafpunktverteilung zu reichlich<br />

gewesen.<br />

">Es stellten sich nun folgende Fragen: Was sind<br />

die 'militärisch wichtigsten Fähigkeiten unserer<br />

Truppe?c_ Was kann von diesen Fähigkeiten überhaupt<br />

innerhalb einer Konkurrenz erfasst werden,<br />

wenn man berücksichtigt, dass unter dem Begriff<br />

einer Konkurrenz eine für alle Teilnehmer gleiche,<br />

gerechte, in Punkten zu erfassende Bewertung von<br />

Leistungen zu verstehen ist?<br />

Wenn Sie das Reglement zur Hand nehmen oder<br />

die Presseberichte studieren, werden Sie erkennen,<br />

dass, nicht nur fahrerische Fähigkeiten geprüft<br />

wurden, sondern dass eine Vielzahl militärisch<br />

wichtiger Disziplinen in die Konkurrenz einbezogen<br />

wurden. *-<br />

Nur noch erwähnt sei; dass "mich die gleichen<br />

Ueberlegungen leiteten, -als ich die Ausarbeitung<br />

des Reglementes für die 1. Vielseitigkeitsprüfung<br />

der Motorfahrer-Kompagnie 11 in Angriff nahm.<br />

Diese von der breiten Oeffentlichkeit wenig Geächtete<br />

Veranstaltung wurde somit zum Wegbereiter auf<br />

dem Gebiet unserer militärischen Zuverlässigkeits-<br />

fahrten. Hier konnten die ersten Erfahrungen gesammelt<br />

und auf die Veranstaltung des 30. April<br />

;<br />

und deren Anlage angewendet werden.<br />

Lassen Sie mich nun den Film der einzelnen<br />

Konkurrenzen abrollen. Gleich die<br />

Startprüfung<br />

verlangte höchster Konzentration. Sie zielte vor<br />

allem auf die Gewandtheit des Fahrers und die<br />

richtige Handhabung der Maschine auch in der<br />

Aufregung ab. Was nützen uns die hohen Geschwindigkeit<br />

motorisierter Verbände, wenn schon gleich<br />

nach dem Befehl zum Abmarsch wertvolle Sekunden<br />

oder gar Minuten an den Gegner verschenkt werden?<br />

Die Resultate schwankten zwischen 11 und 42 Sekunden,<br />

wobei hervorgehoben werden muss, dass<br />

im. gan ze n 10 Konkurrenten die strafpunktfreie<br />

Zeit von 10 Sekunden nur<br />

um 1 Sekunde überschritten. Uebrigens<br />

zum Thema Strafpunkte: gibt es nicht eine grössere<br />

Befriedigung, wirklich für die eine Sekunde 20<br />

Strafpunkte zugeteilt zu erhalten, als «auch einer»,<br />

von den vielen zu sein, die sträfpunktfrei ausgegangen<br />

wären, hätte man die Sollzeit z. B. auf 15<br />

Sekunden angesetzt? ..<br />

Der Beginn 'dieser ersten Prüfung war auch:<br />

das ^Startzeichen. für die<br />

,.,,.. t Regelmässigkeitsfahrt.<br />

Unter dem Eindruck des unerbittlich wandernden<br />

Sekundenzeigers und dem Drängen des Fahrers<br />

musste sich der Hilfsfahrer zunächst einmal in dem<br />

über Waldwege schaukelnden Wägen an Hand des<br />

Marschbefehles orientieren. Kaum hatte er festgestellt,<br />

dass er den gelben und nicht den rotweissen<br />

Pfeilen zu folgen hatte, da gabelten sich<br />

auch schön die Routen. Der Fahrer hatte wohl<br />

zunächst noch einen Moment gestutzt, denn das<br />

Heck des Vordermannes hatte .sich doch soeben auf<br />

dem links abzweigenden Weg in die Büsche geschlagen.<br />

Alle Mannschaften scheinen es hier aber<br />

doch nicht gemerkt zu haben, dass sie wirklich<br />

schief lagen, wenn sie .sich auf den Vordermann<br />

oder dessen Spuren verliessen und gewahren das<br />

vielleicht erst heute, wenn sie den Uebersichtsplan<br />

des Parcours uad die Strafpunkttabeile studieren.<br />

Nur wer seiner Sache vollkommen sicher war und<br />

sich ausschliesslich auf sich selbst verliess, konnte<br />

die vier Klippen, hinter denen je 600 Strafpunkte<br />

lauerten, sicher umfahren. An vier verschiedenen<br />

Stellen nämlich wurden die geraden Startnummern<br />

über eine andere Strecke geführt wie die ungeraden.<br />

Wer sich an die Fersen des Vordermannes heftete,<br />

heimste nicht nur 600 Strafpunkte wegen Auslassens<br />

einer Durchfahrts-Kontrolle ein, sondern<br />

auch seine Zeit-Weg-Rechnung erhielt infolge der<br />

ungleichen Streckenlänge einen ganz dicken Strich,<br />

und zwar einen Strich vdurch die Rechnung, der<br />

sich ,gan?i; bedeutend schlimmer auswirkte als einige<br />

Sekunden;'Verspätuhg an • einer Zeitkontrolle. Bitte,<br />

vergleichen^Sie. diese Anforderungen mit denjenigen<br />

des Dienstes I Haben wir etwa Zeit, unseren<br />

Marschbefehl "acht,Tage vorher zu studieren und<br />

die Durchfahrtszeiten für jede Ortschaft zu berechnen?<br />

-Haben wir etwa Zeit, an jeder Ecke<br />

von vorneherein klar, dass die bekannten<br />

Vorbilder des Auslandes bei unseren Ruhe die Karte lesen oder den Marschbefehl stu-<br />

anzuhalten, damit der Hilfsfahrer mal wieder in<br />

ganz anders gearteten Verhältnissen dieren kann? Oder können wir uns etwa, wenn<br />

"wir uns verfahren haben, damit entschuldigen, dass<br />

nicht ohne weiteres nachgeahmt werden der Vordermann ja auch die gleiche Strecke gefahren<br />

konnten. < , sei?<br />

Hier die Resultate:<br />

2 7 Mannschaften konnten die Haienbrücke<br />

nicht von der Brüo&e -bei Ne u-<br />

brück unterscheiden. 33 'verfuhren<br />

sich be.i Rüttj. Bei Frienisberg scheiterten<br />

5 3 und 47 konnten anscheinend<br />

im Wort «Ortschwaben» das « w » nicht<br />

vom unterscheiden. Kommentar:<br />

Kartenlesen tut not.<br />

Der Parcours barg übrigens insofern noch<br />

andere Ueberrasqhungen in sich, als nämlich die<br />

Kontrollposten möglichst so aufgestellt worden<br />

waren, dass man deren Existenz erst im letzten<br />

Moment gewahrte. Ausserdem befand sich das Ziel<br />

nicht beim letzten, sondern beim vorletzten möglichen<br />

Kontrollposten. Auf diese Weise konnte vermieden<br />

werden,'dass."sich Fahrer mit Zeitvorsprung<br />

im Schrittemp'o: und mit rauchender Kupplung an<br />

die Kontrollposten schlichen.<br />

Von Nörglern an der Führung des Parcours<br />

nehmen wir Vorschläge .gerne entgegen, doch wollen<br />

sie berücksichtigen, dass bei der Tribüne gestartet,<br />

im Sand geschossen werden, dase das Ziel wieder<br />

in die Nähe der Tribüne zu liegen kommen musste,<br />

dass keine Barrieren den Fahrer behindern und<br />

möglichst wenig, verkehrsreiche Hauptetrassen gekreuzt<br />

oder grössere Ortschaften" passierf werden<br />

durften und dass sich schliesslich ein auf der Karte<br />

1:100000 deutlich, markierter Punkt im Gelände<br />

auf einer 16 km langen Schleife umfahren lassen<br />

musste.<br />

Währenddem der Hilfsfahrer alle Hände voll<br />

zu tun hat, um die Orientierung nicht zu verlieren<br />

und die Uhren zu beobachten, soll der Mann am<br />

Steuer nicht zu einer blossen Fahrmaschine werden.<br />

Wie oft können wir doch im Dienst die Beobachtung<br />

machen, dass der Fahrer wie gebannt auf<br />

die Strasse starrt, während dort drüben am Waldrand<br />

eine feindliche Lmg-^Gruppe soeben in" Stellung<br />

geht, um die Strasse unter Feuer zu nehmen. Im<br />

Ernstfall würde die ganze Mannschaft samt ihrem<br />

teuren Wagen ins Verderben rasen. Glückt es dem<br />

Fahrer'schliesslich doch noch, zu wenden und die<br />

Meldung vom Feind zurückzubringen, so kann er<br />

nur selten mit Bestimmtheit auf der Karte zeigen,<br />

wo er den Gegner gesichtet hat Wie sah übrigens<br />

das Bauernhaus oder die Baumgruppe aus, hinter<br />

der soeben der Panzerwagen verschwand? Keine<br />

Ahnung! Deshalb waren eben die Photographien<br />

aufgenommen, und die drei Scheibengruppen in<br />

der näheren Umgebung der Strasse aufgestellt.<br />

Resultate: 15 Mannschaften stellten<br />

sämtliche Photographien fest und<br />

zeichneten den Ort der Aufnahme<br />

richtig in die Karte ein. 19 Mannschaften<br />

erhielten hier das Maximum<br />

an Strafpunkten. Nur 10 Mannschaften<br />

fanden alle Scheibengruppen,<br />

während 32 keine einzige entdeckten.<br />

Zugegeben, die Orientierung im Frienisberger<br />

Wald und das<br />

Aulfinden des Punktes<br />

823 war keine leichte Aufgabe, zugegeben auch,<br />

dass die Bodenverhältnisse infolge des Regens den<br />

Teilnehmern zu schaffen machten, aber wenn<br />

manche die Richtung einigermassen eingehalten<br />

hätten, so wäre es doch nicht so schwierig gewesen,<br />

den höchsten Punkt der ganzen Umgebung zu<br />

finden. Sieht man Meikirch vor sich liegen, hat<br />

man glücklich den Ausweg aus dem Wald gefunden,<br />

dann wird der Fahrer in Wahlendorf noch ein<br />

Zeitchen warten müssen, bis er "weiterfahren kann.<br />

Diese Uebung stellte nicht nur gewisse Anforderungen<br />

an das Orientierungsvermögen, sondern<br />

besonders auch an die körperliche Leistungsfähigkeit<br />

des Hilfsfahrers.<br />

Dass natürlich die<br />

Orientierungsprüfung<br />

gerade dann über einen kommen muss, wenn def<br />

Hilfsfahrer, der doch sonst die Orientierung besorgte<br />

und hier sicherlich wertvolle « Fingerzeige »<br />

hätte geben können, unglücklicherweise abwesend<br />

ist, das nennt man ausgesprochenes Pech. Hat sich<br />

wohl einmal ein Fahrer unterwegs daran erinnert,<br />

dass ihn noch eine solche Prüfung erwartete, und<br />

hat sieh da wohl mal einer gefragt, wo eigentlich<br />

die vier Himmelsrichtungen liegen? Nur 14<br />

Fahrern gelang es, innerhalb der<br />

Winkeltoleranz von 10° die Richtung<br />

auf'den 'Schiessplatz Sand zu ermitteln.<br />

11 zeigten in die entgegengesetzte Richtung<br />

und 38 hatten Abweichungen zwischen' 46<br />

und 135° zu verzeichnen. Der Hilfsfahrer besorgt<br />

eben für gewöhnlich die Orientierungl<br />

Das Schiessen,<br />

Sorgenkind, besonders der noch mit dem Revolver<br />

ausgerüsteten älteren Semester, wurde ebenfalls<br />

den Anforderungen des Felddienstes so gut wie<br />

möglich angepasst. Gerne habe ich die Anregung<br />

gehört, dass die Zeit für das Schiessen kürzer bemessen<br />

werden sollte. Wenn wir sie in so reichlichem<br />

Umfang gewährten, dann geschah es im Hinblick<br />

darauf, dass Fahrer und Hilfsfahrer oft mit verschiedenen<br />

Waffen antraten und weil wir auch<br />

den geringsten Unfall verhüten wollten. Bestimmt<br />

lässt sich die Zeit für das Schiessen mit der immer<br />

weiter fortschreitenden Ausrüstung mit dem Karabiner<br />

und der damit veiibundenen gründlicheren<br />

Schiessausbildung von Jahr zu Jahr verkürzen.<br />

Vorerst müssen wir jedoch die vielsagende- Feststellung<br />

machen, dass 92 Mann keinen einzigen<br />

Treffer in ihrer Scheibe landen<br />

konnten, und dass es nur 44 fertigbrachten,<br />

alle 3 Schüsse ins Ziel<br />

zu bringen. Wie wären diese Resultate erst<br />

ausgefallen, wenn man das Schiessen noch mehr<br />

gegen den Schluss der Konkurrenz verlegt hätte?<br />

Was nützen uns gute Standschützen, die nach anstrengender<br />

Fahrt jeden Schuss ins Leere zittern?<br />

Bleibt noch das<br />

Aufsuchen von Mangeln<br />

oder die sogenannte Pannenübung, deren Bedeutung<br />

Herr Oberstdivisionär Jordi ganz besonders<br />

unterstrichen hat. Bei der Auswertung der Resultate<br />

zeigte sich denn auch gerade das umgekehrte<br />

Bild wie beim Schiessen. 95 Mann gelang<br />

es nämlich, sämtliche Mängel festzustellen.<br />

Manch einer, besonders- aber diejenigen, die sich<br />

schon an zivilen Veranstaltungen beteiligt haben,<br />

werden diese erste Vielseitigkeitsprüfung für schwer<br />

gehalten haben. Keinem einzigen- Konkurrenten<br />

standen Erfahrungen von vorhergehenden ähnlichen<br />

Anlässen zur Verfügung und ein Blick auf die<br />

Resultatstabelle zeigt, dass auch alte Routiniers<br />

anscheinend nicht die passende Gelegenheit fanden,<br />

ihr Können ausschlaggebend anzuwenden. Niemand<br />

wusste auch, wo und wie er mit seinem persönlichen<br />

Training einzusetzen hatte. Das wird sich<br />

bei der zweiten Vielseitigkeitsprüfung schon erheblich<br />

ändern, die Leistungen werden steigen and<br />

die ganze Konkurrenz als leichter empfunden werden.<br />

Das eine bleibt allerdings Voraussetzung, dass,<br />

sofern diese Art der ausserdienstlichen Tätigkeit die<br />

Billigung der leitenden Stellen findet, die Konkurrenz<br />

möglichst gleich und getragen von denselben<br />

Gesichtspunkten periodisch zur Durchführung<br />

gelangt. Dies lies«e Bich meines Erachtens<br />

am besten dadurch erreichen, dass die Abteilung<br />

für leichte Truppen die Genehmigung aller ähnlichen<br />

militärischen Veranstaltungen von der Befolgung<br />

noch aufzustellender Richtlinien abhängig<br />

machen würde. Erst :wenn jeder Angehörige<br />

Unserer Waffe genau preist, dass ihn im nächsten<br />

oder übernächsten' Jahr eine gleiche Konkurrenz<br />

erwartet, gewinnt es für ihn Reiz zu trainieren<br />

und seine schwachen Seiten auszumerzen. Dann<br />

wäre eines der Ziele erreicht, die wir im Sinne<br />

unserer Landesverteidigung anstreben.<br />

(Vollständige Resultate siehe S. 4 und 6.)<br />

Lt. G. von Selve.

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