E_1940_Zeitung_Nr.038
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N° 38 — DIENSTAG, 17. SEPTEMBER <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Alter Wagen im neuen Kleid<br />
(Fortsetzung von Seite 3)<br />
Seither hat die Verwendung der Spritzpistole<br />
auf allen Gebieten eine unigeahnte<br />
Ausdehnung genommen, deren Entwicklung<br />
auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Der<br />
Oaragist verwendet sie in vielerlei Formen<br />
beim Wagenwaschen; als Oelpistole; an die<br />
Buchdruckmaschinen angeschlossen, zerstäubt<br />
sie eine Flüssigkeit, welche die aus<br />
der Maschine kommenden Drucke augenblicklich<br />
trocknen lässt; in der Landwirtschaft<br />
dient sie zur Bekämpfung von Schädlingen<br />
und Pflanzenkrankheiten; neuerdings<br />
macht sie der Tapetenfabrikation Konkurrenz,<br />
indem plastische Materialien verschiedener<br />
Farbe direkt auf die Wand gespritzt<br />
werden, womit man hübsche Effekte erzielt;<br />
der Zeichner gebraucht eine Spritzpistole in<br />
der Form eines Füllfederhalters und ebenso<br />
handlich; als letztes Erzeugnis der Spritztechnik<br />
kommt soeben eine Pistole heraus,<br />
mit welcher man die Waben des Kühlers<br />
ausbessert.<br />
Nehmen wir nun an, es handle sich um die<br />
tteulacMerung eines Wagens in Nitrolack, als der<br />
bei Altwagen am häufigsten angetroffenen Lackart.<br />
Bevor mit dem Aufspritzen des Lacks begonnen<br />
•werden kann, ist nach dem Ablaugen der alten<br />
Farbe eine peinlich exakte Vorbereitung der Met&lloberfläche<br />
notwendig, um alle Unebenheiten<br />
auszufüllen und eine absolut glatte, gleichmässig<br />
gewölbte Grundlage für den Farbauftrag zu schaffen.<br />
Soweit gTobe Unebenheiten vorhanden sind,<br />
gleicht man sie mit der Feile oder einer tragbaren<br />
Schleifmaschine aus. Es folgt ein Anstrich mit<br />
Grundierfarbe, die schon nach wenigen Minuten<br />
trocknet. Hierauf wird ein «Spachtel» genannter<br />
Kitt in alle Vertiefungen der Metall- (oder Holz-)<br />
Flächen gestrichen. Unter den verschiedenen<br />
Arten von Spachtel nennen wir den langsam<br />
trocknenden Kopal - Oelepachtel, der aus der<br />
Zeit der Oellacke in verbesserter Form übernommen<br />
wurde und durch Sauerstoffaufnahme ohne<br />
Volumenänderung in 4—6 Stunden erhärtet, sodann<br />
den Nitro-Spachtel, der schon in wenigen Minuten<br />
hart wird, dafür aber beim Trocknen eingeht,<br />
und schliesslich den «Einheitsgrund», der ein<br />
Mittelding 2wlschen beiden genannten Typen darstellt,<br />
sein Volumen also beim Erhärten nicht verändert<br />
und trotzdem je nach Witterungsverhfi.ltnisfen<br />
in kurzer Zeit trocknet.<br />
Damit der Spachtel gut härtet, darf nicht die<br />
ganze Spachtelauflage in einem Male aufgetragen<br />
•werden, sondern es sind mehrere Arbeitsgänge mit<br />
dazwischen eingeschalteten Trockenpausen erforderlieh.<br />
Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, wird<br />
man am bosten am morgen früh sowie am Abend vor<br />
Arbeilsschluss spachteln und den Tag sowie die<br />
Nacht zur Trocknung ausnützen.<br />
Als Werkzeug zum Spachteln dient ein sogenannter<br />
«Spachtel-Gummi», d. h. ein viereckiges<br />
Gummistück von & cm Dicke, Format 4X6 cm,<br />
das man am Rand mit einer Schicht Spachtel versieht<br />
und derart über die zu behandelnde Fläche<br />
zieht, dass darauf unter dem Druck der Hand eine<br />
dünne Schicht haften bleibt, die vorhandene Unebenheiten<br />
ausfüllt. Der gerade Rand, des Gummis<br />
ist dabei möglichst gleichmässig über die Oberfläche<br />
zu führen, und darf nicht in die Vertiefungen<br />
hinabgedrückt werden, weil man sonst den gewünschten,<br />
Zweck nicht erreichen würde. In der<br />
gleichen Weise legt man nun Schicht neben Schicht,<br />
bis die ganze Oberfläche gespachtelt ist.<br />
Nach dem Trocknen wird nach demselben Verfahren<br />
der zweite Spachtel aufgetragen, wobei man<br />
jedoch übers Kreuz 2um ersten Anstrich fährt. Es<br />
folgt abermals eine Trockenperiode, sodann ein<br />
dritter und endlich nach dem neuerlichen Erhärten<br />
ein vierter Spachtel, die wieder abwechselnd<br />
kreuzweise zur vorhergehenden Schicht aufgetragen<br />
werden. Ist der vierte Spachtel gleichfalls hart geworden,<br />
so schliesst sich die schwierigste Arbeit,<br />
nämlich das Schleifen an. Hiezu wird Oel-Papier<br />
einer gröberen (und ansehliessend einer feineren)<br />
Körnung benötigt, das man über einen in der Drogerie<br />
erhältlichen, halbmondförmigen Tampon<br />
spannt. Nachdem noch ein Eimer mit Wasser<br />
nebet Schwamm zur Stelle sind, kann die Schleifarbeit<br />
besinnen.<br />
Zunächst wird dar Tampon mitsamt dem Oel-<br />
•papier ins Wasser getaucht und dann damit die<br />
Oberfläche langsam fortschreitend vollständig glattgescbliffen.<br />
wobei man mit dem Schwamm ständig<br />
reichlich Wasser hinzulaufen lässt, um die abgeschliffene<br />
Spachtelmasse wegzuschwemmen. Stark<br />
gerundete Flächen sind am allersehwersten schön<br />
zu schleifen, sofern die notwendige Routine und<br />
das Fingerspitzenseführl mangeln, weil sich hiezu<br />
der Tampon nicht eignet und rein von Hand geschliffen<br />
werden muss.<br />
Nach Beendigung dieser Arbeit mit dem groben<br />
Papier kommt das feine an die Reihe, und schliesslich<br />
wäscht man den ganzen Wagen gut ab, trocknet<br />
mit einem Tuch und lässt darauf nachtrocknen,<br />
was keinen grossen Zeltaufwand erfordert.<br />
Das Resultat sollte eine vollkommen glatte Fläche<br />
ohne Vertiefungen sein, da eich sonst kein richtiger<br />
Hochglanzspiegel erzeugen lässt. Zur Kontrolle<br />
nässt man die gespachtelte Fläche und zieht den<br />
Spachtelgummi gleichmässig darüber, wobei sie<br />
einzig an Stellen, wo noch Vertiefungen bestehen,<br />
nass bleibt. Befriedigt die Prüfung, so kann mit<br />
der Spritzpistole noch Spritzspachtel aufgetragen<br />
und dieser nötigenfalls abermals geschliffen werden.<br />
Hiebei macht es gar nichts aus, wenn an gewissen<br />
Stellen, wo grössere Erhebungen vorliegen, der<br />
Handspachtel oder gar das nackte Metall zum Vorschein<br />
kommt. Hauptsache ist und bleibt, dass die<br />
Fläche vor dem Spritzen absolut glelchmäasig verläuft<br />
und niergends Wellen aufweist.<br />
Tst der SpTitzspachtel auch trocken und befriedigt<br />
das Resultat, so wird zum eigentlichen<br />
Spritzen mit Lack<br />
geschritten, Hiezu füllt man im Verhältnis 1:1 mit<br />
Verdünner gemischte Spritzfarbe in den Becher der<br />
Spritzpistole und spritzt probeweise zur Regulierung<br />
der Strahlbreite gegen ein Papier. Die Form<br />
des B'arbstrahls lässt sich erstens durch Wechseln<br />
der Spritzdüse (Breitstrahler für grosse, Rundstrahler<br />
für schmalere Flächen) und zweitens durch<br />
die Einstellschraube der Pistole regulieren. Beim<br />
Spritzen führt man die Pistolenmündung in einem<br />
Abstand von 10—15 cm von links nach rechts über<br />
die Fläche. Die Farbe trocknet hiebei fast augenblicklich.<br />
Ist sie schlecht, der Luftdruck oder auch<br />
die Distanz der Mündung von der Fläche zu gross,<br />
60 trocknet sie sogar bereits vor dem Auftreffen,<br />
die Spritzschicht fühlt sich sandig an und die Farbkörner<br />
lassen sich mit dem Finger wegwischen.<br />
Ein zu geringer Abstand oder eine zu stark verdünnte<br />
Farbe führen dagegen zur Bildung von<br />
Farbtränen auf der Oberfläche, im Gegensatz zur<br />
normalen, bereits glänzenden «Orangenhaut»,<br />
die beim richtigen Spritzen entsteht. Beim anschliessenden<br />
zweiten Auftrag von Spritzfarbe<br />
wird die Pistole kreuzweise zum erstenmal geführt.<br />
Die Trocknung dauert jetzt bereits ein wenig<br />
länger. Ist auch diese Schicht handtrocken, So folgt<br />
die dritte, wobei die Pistole wiederum gleich zu<br />
führen ist wie da« erstemal, und dann eventuell<br />
noch eine vierte mit den beim zweiten Arbeitsgang<br />
beobachteten Pistolen-Bewegungen. Ist das Spritzen<br />
beendet, so bleibt das Objekt zum Erhärten der<br />
Farbe mindestens 4 Stunden stehen, worauf man die<br />
«Oranjenhaut» mit einem scharf oder milder<br />
schleifenden Mittel («Rubbing», «Cleener» etc.) entfernt<br />
und darauf mit einer guten Politur poliert.<br />
Zum Schiusa trägt man eine flüssige Feinpolitur<br />
(Tumbler» etc.) auf und reibt mit einem sauberen<br />
Tuch nach.<br />
Alles in allem sicher ein reichlich komplizierter<br />
Prozess, der sich wegen der häufigen<br />
Trockenperioden nicht von heute auf morgen<br />
in allen Phasen vollenden lässt. Eine Abkürzung<br />
der insgesamt aufgewendeten Zeit ist<br />
nur in bescheidenem Masse möglich. Geht<br />
man weiter, so leidet darunter die Qualität<br />
der Lackierung. Es hat daher keinen Zweck,<br />
ein Spritzwerk mit Wünschen nach unmöglich<br />
kurzen Lieferfristen zu bestürmen, sondern<br />
man wird sich mit einer mehrtägigen<br />
«Abwesenheit» des Fahrzeugs abfinden müssen,<br />
damit die Arbeit in allen Einzelheiten<br />
kunstgerecht durchgeführt werden kann.<br />
Nebenbei bemerkt erfordern Spritzen,<br />
Schleifen und Polieren mindestens ebensoviel<br />
Aufmerksamkeit und fachmännische<br />
Kenntnisse als die Verarbeitung von Oellacken<br />
und Emaillackfarben und die von Zeit<br />
zu Zeit von interessierter Seite lancierte<br />
Aufforderung «Spritzen Sie Ihren Wagen<br />
selbst» ist ein «fauler Zauber>, wie dies mancher<br />
Automobilist zu seinem grossen Schaden<br />
erfahren musste.<br />
-b-<br />
Schriftliche Antworten:<br />
Frage 1491. Abfallöl-Feueruns. Wer liefert Oelfeuerungen<br />
zur Verwertung von Abfallöl? W. in S.<br />
Frage 1492. Ersatzbrennstoff. Welche Art von<br />
Ersatzbrennstoff empfehlen Sie für meinen Betrieb?<br />
K. In T.<br />
Frage 1493. Auch mich interessiert... Die in<br />
Ihrem Spfechsaal veröffentlichten Fragen Nr 1442,<br />
1447, 1481 und 1452 interessieren mich ebenfalls<br />
und ich bitte Sie höflich um deren Beantwortung.<br />
A. in L.<br />
Frage 1494. Fachliteratur. Wir interessieren uns<br />
ebenfalls für die Fragen Nr. 1454, 1455 und 1456<br />
über Fachliteratur. F. in L.<br />
Frage 1495. Glasurit-Lack. Können Sie mir die<br />
Adresse des Generalvertreters des Glasurit-Lacks<br />
bekanntgeben? J. in R.<br />
Frage 1496. Zilndstrahlmotor. Können Sie mir<br />
die Adresse des Lieferanten des Zündstrahlmotora<br />
bekanntgeben, der in einer Ihrer letzten Nummern<br />
beschrieben wurde? L. in B.<br />
Frage 1497. Brennstolfsparer. In einer Ihrer<br />
letzten Nummern berichten Sie von einem Brennstoffsparer,<br />
der den Brennstoff bei Talfahrten abstellt.<br />
Können Sie mir mitteilen, wo derselbe zu beziehen<br />
ist? H. in S.<br />
Frage 1498. Umbau eines Personenwagens auf<br />
Holzgas. Ich bitte Sie um Beantwortung folgender<br />
Frage: Nr. 1450. Auch würde es mich interessieren<br />
zu vernehmen, ob sich ein Ford V8 ebenfalls auf<br />
Holzgas umbauen Hesse. W. in F.<br />
Frage 1^99. Holzgasanlage. Ich bitte Sie höflich<br />
um Bekanntgabe von Adressen für den Bezug von,<br />
Bestandteilen oder ganzen Holzgasanlagen für Personenautomobile.<br />
Ebenso von Werkstätten, die dea<br />
Einbau besorgen. Ferner ersuche ich Sie um Bekanntgabe<br />
der Fachliteratur über Holzgasanlaigen<br />
und Ersatztreibstoffe. L. in Z.<br />
Frage 1500. «Magnusoi». Können Sie uns die<br />
Lieferantenadresse des Putzmittels «Magnusol» bekanntgeben?<br />
S. in R.<br />
Frage 1501. Holz- und Holzkohlengas. Ich<br />
möchte Sie bitten, mir Adressen von HoUgeneratorund<br />
Holzkohlengasgeneratorlieferanten und die<br />
Adresse des Herstellers des Garbusol bekanntzugeben.<br />
M. in W.<br />
Frage 1502. Katalytofen. Ich ersuche Sie um<br />
Angabe von Firmen, wo ich einen Katalytofen beziehen<br />
kann. F. in L,<br />
Frage 1503. Azetylen-Anlagen. Wir ersuchen Sie<br />
um Angabe von Firmen, die sich mit der Herstellung<br />
von Azetylen-Anlagen für Automobile befassen.<br />
Wir interessieren uns sowohl für solche, dia<br />
mit Karbid betrieben werden als auch für Azetylen-<br />
Dissous-Anlagen. G. in M.<br />
Frage 1504. Azetylen-Gasanlagen. Aus einer<br />
Ihrer letzten Nummern ersehen wir, dass sich verschiedene<br />
Firmen mit der Herstellung von Azetylen*Gasanlagen<br />
befassen. Da wir eine solche Anlage<br />
einbauen lassen wollen, bitten wir um Angabe<br />
der genauen Adressen. H. in L.<br />
Frage 1505. Holzkohlengasgeneratoren. Können<br />
Sie uns die Adressen der Hersteller von Holzkohlengasgeneratoren<br />
bekanntgeben? C. in B.<br />
Frage 1506. Auch ich möchti wissen... Ersuche<br />
Sie höflich um Bekanntgabe der Fragen<br />
Nr. 1470, 1471, 1472, 1488 aus Ihrem Sprechsaal.<br />
H. in Z.<br />
Frage 1507. Fachbücher. Wir bitten Sie, uns<br />
Lieferanten für Fachbücher über Ersatztreibstoffe<br />
für Personenautomobile zu nennen. S. in L.<br />
Frage 1508. Feinsicherungen, Können Sie uns<br />
die Adressen von Fabrikanten von Feinsicherungen<br />
bekanntgeben? H, in B.<br />
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