E_1940_Zeitung_Nr.038
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AKTUELLES<br />
Dm die Frage der Ersatztreibstoffe<br />
Steht darüber ein Bundesratsbeschluss<br />
bevor?<br />
Wie wir vernehmen, fand Dienstag den 10.<br />
September eine Konferenz der in Betracht<br />
fallenden eidg. Kriegswirtschaftsämter und<br />
der Armeevertreter statt, deren Gegenstand<br />
die Frage bildete, was behördlicherseits unternommen<br />
werden soll, um das durch die<br />
Verknappung der flüssigen Treibstoffe akut<br />
gewordene Problem der Ersatztreibstoffe zu<br />
fördern. Die Aussprache zeitigte eine vollstandige<br />
Uebereinstimmung hinsichtlich der<br />
Anträge, welche dam Bundesrat unterbreitet<br />
werden sollen. Nach unseren Informationen<br />
ist dieser Schritt bereits erfolgt; allem Anschein<br />
nach zielt das Programm auf die Umstellung<br />
einer gewissen Anzahl schwerer<br />
Lastwagen auf Holzgasbetrieb ab, währenddem<br />
für die mittleren und kleinen Lastv/agen<br />
in reduziertem Ausmass Holzkohlengas und<br />
für bestimmte Gruppen von Personenwagenbesitzern<br />
Azetylen im Vordergrund stehen<br />
dürfte. Möglicherwelse umfasst das Projekt<br />
auch noch andere Ersatztreibstoffe<br />
und Streckungsmittel, doch lässt sich zurzeit<br />
etwas Präzises darüber nicht in Erfahrung<br />
bringen. Es heisst somit die Stellungnahme<br />
und den Entscheid des Bundesrates abwarten.<br />
Er erst wird Klarheit über die Wege<br />
schaffen, die man einzuschlagen beabsichtigt,<br />
um der drohenden weiteren Lähmung des<br />
motorisierten Strassenverkehrs und deren<br />
schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft<br />
im Rahmen des heute Möglichen<br />
Einhalt zu gebieten.<br />
Kriegswirtschaft<br />
Keine Aenderung der Rationierung<br />
für Lastwagen<br />
für die Periode vom 16. September bis<br />
15. Oktober.<br />
Das eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement<br />
hat folgende Verfügung getroffen:<br />
Art. 1.<br />
Für die Dauer vom 16. September <strong>1940</strong>, 0 Uhr,<br />
Bis zum 15. Oktober <strong>1940</strong>, 24 Uhr, werden den Verbrauchern<br />
von den kantonalen Automobilkontrollen<br />
ihres Wohnortskantons oder bei einer von dieser<br />
bezeichneten Stelle gegen Vorweisung des Fahrzeugausweises<br />
folgende Rationierungsscheine abgegeben:<br />
a) Motorlastwagen (eine Tonne und mehr Nutzlast):<br />
Lastwagen bis 15,99 PS:<br />
1 Rationierungsschein von 120 Liter Benzin oder<br />
100 Liter Dieselöl;<br />
Lastwagen von 16 PS bis 20,09 PS:<br />
1 Rationierungsschein von 160 Liter Benzin oder<br />
135 Liter Dieselöl;<br />
Lastwagen von 21 PS bis 30,99 PS:<br />
1 Rationierungsschein von 220 Liter Benzin oder<br />
1D0 Liter Dieselöl;<br />
Lastwagen von 31 PS und mehr-<br />
1 Rationierungsschein von 300 Liter Benzin oder<br />
250 Liter Dieselöl.<br />
Für Holzgas- und HolzkohlenlaBtwagen mit Zueatzvergasern<br />
wird pro Fahrzeug 1 Rationierungsschein<br />
von 35 Liter Benzin abgegeben.<br />
b) Industrietraktoren für den Strassenverkehr<br />
1 Rationierungsschein für 120 Liter Benzin oder<br />
100 Liter Dieselöl.<br />
Art. 2,<br />
Diese Verfügung tritt am 16. September <strong>1940</strong>,<br />
0 Uhr, in Kraft.<br />
Die ab 16. August <strong>1940</strong> ausgegebenen provisorischen<br />
Rationierungsscheine für Kraftstoffe für<br />
sämtliche Motorfahrzeuge der in Art. 1 bezeichneten<br />
Art verlieren ihre Gültigkeit am 15. September <strong>1940</strong>,<br />
24 Uhr, und sind beim-Bezug neuer Rationierungsscheine<br />
den kantonalen Automobilstellen zurückzugeben.<br />
Konfevenzecn<br />
Die Konferenz der kantonalen<br />
Polizeidirektoren<br />
die am 13. und 14. September in Gegenwart von<br />
Bundesrat Baumann in St. Gallen tagte, hat im<br />
Hinblick auf die ausserordentlichen momentanen<br />
Verhältnisse eine Kommission eingesetzt, deren<br />
Aufgabe das Studium der Frage der Motorfahrzeugbesteuerung<br />
und der Benz.inrationierung<br />
bildet.<br />
Für eine Benzinsteuer auf eidgenössischem Boden<br />
haben, wie mau weiss, die Kantone zwar aus<br />
mancherlei Gründen nicht viel übrig, aber eine<br />
gewisse Einheitlichkeit des Besteuerungssystems<br />
wäre während der Dauer der Benzinrationierung<br />
immerhin wünschenswert. Bis zu einem bestimmten<br />
Grade ist sie auch, was die Benzinsteuer anbelangt,<br />
zur Tatsache geworden, basiert doch die Regelung<br />
aller Kantone, die sich bisher zu diesem Bestouerungsmodus<br />
bekannt haben, auf den gleichen Ansätzen:<br />
15 Rappen pro Liter Benzin und 25 Rappen<br />
pro Liter Dieselöl. Im übrigen beschäftigt jedoch<br />
das Problem der Benzinsteuer auch den Bund. Und<br />
dass er anscheinend ebenfalls ein Wort in dieser<br />
Angelegenheit mitzureden gedenkt, geht aus dem<br />
Interview hervor, das Bundesrat Celio der «Automobil-Revue»<br />
Anfang August gewährte und wobei<br />
er erklärte, der Bundesrat beabsichtige, den Kantonen<br />
«mehr als blosse Direktiven» hinsichtlich der<br />
Benzinsteuer zu erteilen, wenn er ihnen auch nicht<br />
alle Kompetenzen entziehen wolle.<br />
Nach einem Rückblick auf das erste Kriegejahr,<br />
in dessen Verlauf es dem Autogewerhe noch gelang,|<br />
sich leidlich über Wasser zu halten, umreisst der<br />
Redner die heutige Situation dieses Wirtschaftszweiges,<br />
die dringend nach weiterer Hilfe ruft, und<br />
zwar in erster Linie durch Arbeitsbeschaffung. Die<br />
Zusicherung des Bundespräsidenten, wonach die<br />
Behörden für Arbelt sorgen, koste es was es wolle,<br />
muss auch dem Autogewerbe gegenüber eingelöst<br />
werden.<br />
Welche Wege eröffnen sich dazu?<br />
Eines der wirksamsten Mittel verkörpert die<br />
Fürsorge für Betriebsstoffe. Die Benzinzufuhr ist<br />
heute mehr ein Transportproblem als eine Warenfrage.<br />
Mit Genugtuung darf man feststellen, dass<br />
der Import gemeinsam mit den Behörden nichts<br />
unterlässt und keine Kosten scheut, um das kostbare<br />
Nass ins Land zu bringen. Wir werden denn<br />
auch vom November an voraussichtlich mit einer<br />
Deckung des Bedarfs von vielleicht 50 bis 60%<br />
rechnen dürfen. Den zweiten Punkt im Kapitel<br />
«Betriebsstoffe» bilden die Ersatztreibetoffe. Hier<br />
heisst es, alle vorhandenen und ausgereiften Möglichkeiten<br />
erschöpfen. Die Kriegsfürsorge muss sich<br />
auch dieses Problems annehmen, denn das Autogewerbe<br />
sieht sich heute ausserstande, die Mittel<br />
aufzubringen, um dieser Frage auf den Leib zu<br />
rücken. Notwendig ist deshalb die Schaffung einer<br />
eidgenössischen Zentralstelle für Ersatztreibstoffe.<br />
Nachahmung von Seiten des Bundes wie durch die<br />
Kantone verdient übrigens das Beispiel der Behörden<br />
von Baselstadt, welche Motorfahrzeuge, die<br />
auf neue Betriebsstoffe umgebaut werden, von der<br />
Steuer befreien. Was die Benzinzuteilung an das<br />
Autogewerbe anbelangt, so befinden sich Verhandlungen<br />
im Gang, um ihm die nötigen Mengen zu<br />
sichern<br />
Um die Voraussetzungen zu schaffen, unter denen<br />
sich der Automobilist das Fahren überhaupt<br />
noch leisten kann, muss die Frage der Besteuerung<br />
na ob Massuabe des Treibstoff Verbrauchs geprüft,<br />
Bald steht wieder eine neue Rationierungsperiode,<br />
der Monat Oktober, vor der Tür<br />
und mit dem 30. September ein Termin, der<br />
auch in normalen Friedenszeiten für viele<br />
Automobilisten eine wichtige Rolle bezüglich<br />
der Wageneinstellung während der kommenden<br />
Wintermonate spielte. Da die Litertafeln<br />
für Personen- und Lieferwagen sowie Motorräder<br />
für den Monat S&ptetnber sehr spät<br />
(28. August) veröffentlicht wurden und die<br />
sogar erst am 5. September erschienen^<br />
Instruktionen an Klarheit und Präzision zu<br />
wünschen übrig liessen, wird es nicht unangebracht<br />
sein, wenn einmal die Automobilisten<br />
der zuständigen Stelle, der «Sektion<br />
für Kraft und Wärme», bekanntgeben, was<br />
sie für weitere Erlasse solcher Art erwarten.<br />
1. Termin.<br />
Nicht nur die neuen Oktoberlitertabellen, sondern<br />
auch alle Vorschriften über die Oktober-<br />
Brennstoffrationierung sollten spätestens am<br />
2 5. September in der Presse erscheinen. Dabei<br />
muss auf die Automobilfachpresse, d. h. deren Erscheinungsdaten<br />
derart Rücksicht genommen werden,<br />
daas die volle Publikation, die wohl in der<br />
Tagespresse kaum möglich- ist, wenigstens dort zu<br />
finden ist. Man darf sich im Bundeshaus nicht<br />
wundern, wenn jeweils den neuen Weisungen nicht<br />
vollständig nachgelebt wird, •wenn man bis anhin<br />
der Publizität so geringe Beachtung geschenkt hat.<br />
Nicht nur die kantonalen Kriegswirtschaftsämter<br />
müssen diese Weisungen kennen, sondern vor<br />
allem die «Betroffenen», die Automobilisten und<br />
Motorradfahrer.<br />
Eine möglichst frühzeitige Publikation erscheint<br />
umso eher am Platz, als der Automobilist, wenn er<br />
zur Schilderabgabe gezwungen wird, rechtzeitig<br />
seine Dispositionen für die nötige «Umstellung»<br />
treffen muss. Es war z. B. unverständlich, dass<br />
man am 12. September abends noch überhaupt<br />
nichts über die Benzinzuteilung an die Lastwagen<br />
für die Periode vom 16. September bis 15. Oktober<br />
wusste.<br />
2. Klarer, präziser Text der Vorschriften.<br />
Die Veröffentlichung der Sepfembervorschriften<br />
vom 5. September ist ein Schulbeispiel dafür,<br />
wie man ee nicht machen soll. Da ist von «sollen»,<br />
von «gewissen eigenen Benzinvorräten »,<br />
von «angemessenen Rationen» für Zusätze<br />
etc. die Rede, alles vage Ausdrücke, so dass sich der<br />
Automobilist fragen musste, was nun eigentlich<br />
erlaubt sei und was nicht.<br />
3. Wer darf fahren?<br />
Es ist von behördlicher Seite aus eindeutig zu<br />
erklären, dae auch die C- und D-Fahrer weiter<br />
ihren Wagen benützen dürfen, und zwar nicht nur<br />
im Oktober, sondern auch für spätere Möttate,<br />
selbst, wenn ihnen kein Benzin zugeteilt werden<br />
kann, sofern sie von eigenen Brennstoffvorräten<br />
zehren, die der Rationierung nicht unterliegen. Den<br />
betreffenden Fahrern müssen nun hierüber einmal<br />
definitive beruhigende Zusicherungen erteilt werden.<br />
Noch viele Fahrzeuge dürften damit dem<br />
Verkehr erhalten bleiben und daran hat ja das notleidende<br />
Autogewerbe das grösste Interesse.<br />
4. Das Vorratsoroblem.<br />
Es gibt verschiedene Arten dieser .«gewissem<br />
eigenen Benzinvorräte », wie die « Sektion für Kraft<br />
und Wärme > sagt, nämlich:<br />
a) Vorräte, die vorsorglich in der Zeit vor Kriegsausbruch,<br />
d. h. vor Beginn der Benzinrationierung<br />
(28. August 1939) angelegt worden sind;<br />
b) Vorräte, die seit der Benzinrationierung gegen<br />
Unterzeichnung eines schriftlichen Revers angelegt<br />
wurden, wonach eie nur im Rahmen der<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 17 SEPTEMBER <strong>1940</strong> — N° 38<br />
Die Berner Tagung des Schweizerischen Automobilgewerbes<br />
Fortsetzung-von Seite 1.<br />
müssen weiter die Versicherungsprämien gesenkt<br />
werden. Zwar verdient der 20prozentige Prämiennachlass,<br />
den die Versicherungsgesellschaften zugestanden,<br />
Anerkennung, aber er steht in keinem Verhältnis<br />
mit der heute noch vorhandenen Möglich-<br />
'keit der Benützung der Fahrzeuge. Aus dem Umstand,<br />
dass der Treibstoffpreis nach wie vor eine<br />
Rolle spielt, ergibt sich die Notwendifkeit einer<br />
Senkung des-übersetzten Zolls.<br />
Zusammenfassend formuliert Dr. Kindler nachstehendes<br />
. Programm für Sofortmassnahmen,<br />
die geeignet sind, den Zerfall, des Autogewerbes aufzuhalten:<br />
Auf dem Gebiet vermehrter Arbeitsbeschaffung:<br />
1. Förderung und Erleichterung der Einfuhr von<br />
Treibstoffen aller Art.<br />
2. Prüfung der Frage der Ersätztreibstoffe durch<br />
den Bund und Ausnützung aller gegebenen<br />
Möglichkeiten.<br />
3. Anpassung der Motorfahrzeugsteuern und Versicherungsprämien<br />
an die veränderten Verhältnisse<br />
(Benzinbesfeuerung).<br />
4. Zuteilung der notwendigen Treibstoffmengen an<br />
das Gewerbe.<br />
5. Ueberlassung des durch das Auto geschaffenen<br />
Arbeitsfeldes an den Autogewerbetreibendin.<br />
Dazu gehören Schliessung aller Nichtfachmannsäul»n<br />
und Servicestationen von Importeuren,<br />
Unterbindung des dlnkten Einkaufs beim Fabrikanten,<br />
Unterbindung von Ausflugsfahrten<br />
der Post. Der Handel mit flüssigen Brenn-<br />
. Stoffen und Autobestandteilen ist ebenfalls<br />
völlig dem Garagisten zu tiberlatsin.<br />
6. Förderung der direkten Arbeitszuteilung durch<br />
Armee, ' Sund, Kantone; Gemeinden und<br />
Grossbetriebe von Handel und Industrie.<br />
7. Subventionierung von Totalrevisionen und<br />
Umbauarbeiten für die Umstellung auf Ersatzbrennstoffe.<br />
Zur Erhöhung des Einkommens:<br />
1. Verbot der Eröffnung neuer Garagen (eventl.<br />
Bedürfnisklausel).<br />
2. Einbeziehung der Outsider in die Märktordnung.<br />
Wünsche an die „Sektion für Kraft und Wärme"<br />
monatlichen Rationierungsscheine verbraucht<br />
werden dürfen; '<br />
c) Vorräte, welche sich der Halter im Laufe der<br />
letzten 12 Monate mit eigenen ersparten Benzinbons<br />
geschaffen hat, sei es, dass er im Militärdienst<br />
oder krank oder ohne Wagen in den<br />
Ferien war oder dass während einigen Monaten<br />
(Wintersai.son) geschäftlich nicht gerade viel<br />
« lief» und<br />
^d}^ Vorräte, die ihre Entstehung dem Schwarz-<br />
** ^RandeT verdanken; die aber äusser Betfächt<br />
fallen. '" '"'<br />
" "Wie steht es nun mit diesen « gewissen » Vorräten?<br />
Nehmen wir die 0- und D-Fahrer vorweg.<br />
Mit Ausnahme der sub b) genannten Vorräte muss<br />
es ihnen frei stehen, sie zu verwenden, wie es ihnen<br />
passt. Es wird auch nicht zulässig sein, ihnen vorzuschreiben,<br />
für welchen Zweck sie noch auf diese<br />
Reserven greifen.<br />
Die A- und B-Fahr^r sollten die Reserven a)<br />
und c) verbrauchen dürfen, ohne dass ihnen bei<br />
der Zuteilung der Nörmalfationen irgendwelche<br />
Abzüge gemacht werden. Durch Bundesratsbeschluss<br />
vom 19. Dezember 1938 wurde «tipuliert, dass Benzinvorräte<br />
angelegt werden sollen, damit im Kriegsfalle<br />
die « zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft<br />
und damit für die Landesverteidigung unentbehrlichen»<br />
Brennstoffmengen zur Verfügung stehen. Man<br />
wird den vielen weitsichtigen Automobilisten heute<br />
dafür dankbar sein müssen, dass eie diesem Appell<br />
nachgelebt und sich Vorräte zugelegt haben. Auch<br />
anlääslich der Verarbeitung des amtlichen Fragebogens<br />
betr. Benzinralionierung; vom Oktober 1939,<br />
wo man die Vorräte angeben mufste, wurde von<br />
amtlicher Seite erklärt, dass diese Reserven weder<br />
bei der Kategorieneinteilung noch bei der Benzinzuteiltfng<br />
irgendwie angerechnet werden dürfen. Es<br />
geht nun heute nicht an, plötzlich die umgekehrte<br />
Ansicht zu vertreten und die Leute dafür büssen<br />
zu lassen, dass wenigstens s i e Reserven in Brennstoff<br />
angelegt haben.<br />
Dass für die Verwendung der sub b) genannten<br />
Vorräte Benzinrationierungsscheine vorhanden sein,<br />
d. h. abgegeben werden müssen, versteht eich von<br />
gelbst.<br />
5. Einreisende Auslandsautomobillsten.<br />
Es ist bekanntzugeben, auf welche Brennstoffration<br />
ein zu vorübergehendem Aufenthalt einreisender<br />
ausländischer Automobilist Anspruch hat und<br />
wo er seine Karten beziehen kann (früher maximal<br />
2 Karten der Kategorie D).<br />
6. Gesuche für Versetzung In eine höhere<br />
Kategorie und Zusatzbenzin.<br />
Um einen unnützen Papierkrieg zu vermeiden,<br />
ist es dringend nötig, dass etwas näher umschrieben<br />
wird, welche dieser Gesuche noch Aussicht auf<br />
teilweise oder vollständige Berücksichtigung haben.<br />
Damit vermeidet man, dass unnütz Tausenda<br />
grüner Gesuche eingereicht und behandelt werden<br />
müssen. Es ist auch für den Autohandel wichtig,<br />
daes über das Schicksal neu in Verkehr kommender<br />
Wagen, d. h. deren Kategorieeinteilunsr, genauere<br />
Weisungen erTassen werden. Die Behandlung der Versetzunsrsgesuche<br />
sollte in mindestens 7 Taeen möglich<br />
sein, von deren Einreichung an gerechnet.<br />
Die Festsetzung eines letzten Termins (15. des<br />
Monats) für die Einreichung von Gesuchen für<br />
Zusatzbenzin ist «weifellos- angezeigt, doch darf<br />
man dann verlangen, dass die Gesuche bis zum<br />
20. des betreffenden Monats auch behandelt sind<br />
und Antwort erteilt ist.<br />
Die vorstehenden Vorschläge sollen nicht eine<br />
fruchtlose- 'Kritik bedeu1en,,= sondern mithelfen,<br />
etwas mehr Klarheit zu scharfen und eine speditivere<br />
Erledigung der mit dem heutigen Treibstoffrationierungssvstem<br />
verbundenen Formalitäten zu<br />
ermöglichen. Finden diese aus der Praxis stammenden<br />
Ratschläge inskünfti? Berücksichtigung, so<br />
entzieht man damit der Gerüchtemacherei und<br />
mancher Kritik, die heute berechtigt erscheint, den<br />
Boden.<br />
V<br />
3. Unterstützung der Sanierungsbestrebungen im<br />
Autohandel.<br />
4. Margenerhöhung beim Benzinverkauf,<br />
5. Erweiterung der Gebrauchsmöglichkeit des<br />
Händlerschildes und Herabsetzung der dafür<br />
zu erhebenden Taxe.<br />
H i l f s m a s s n a h m e n r e c h t l i c h e r u n d<br />
f i n a n z i e l l e r N a t u r :<br />
1. Verhinderung des Ansteigens von Zinsen aller<br />
Art (Hypothekarzinsen, Mietzinsen usw.).<br />
2. Individuelle Stundungsmöglichkeit während der<br />
Kriegszelt.<br />
3. Finanzielle Hilfe von Bund, Kantonen und Gemeinden,<br />
soweit dies wegen der Kriegsverhältnisse<br />
individuell nötig erscheint und kein eigenes<br />
Verschulden vorliegt.<br />
Das Autogewerbe, s-chloss der Redner, wartet<br />
nun gespannt auf Taten. Es hofft, das Parlament<br />
werde sich dem Echo der heutigen Tagung nicht<br />
verschliessen und daraus seine Konsequenzen<br />
ziehen.<br />
Die Diskussion.<br />
Als erster Diskussionsredner meldete sich<br />
Nationalrat Müller zum Wort, um die Grüsse<br />
des kantonal-bernischen und des schweizerischen<br />
Gewerbeverbandes zu überbringen. Es hat den<br />
Redner wohltuend berührt, dass die Referenten die<br />
Selbsthilfe in den Vordergrund stellten, doch entbindet<br />
das nicht von der Pflicht, nach Mitteln zu<br />
suchen, um über die schwere Zeit hinwegzukommen.<br />
In dieser Beziehung kann Nationah-at Müller nur<br />
das eine versprechen: dass der schweizerische Gewerbeverband<br />
während der laufenden oder der<br />
nächsten Woche in der Gewerbegruppe des Parlaments<br />
die Postulate des Autogewerbes aufgreifen<br />
und in der Bundesversammlung vorbringen wird.<br />
Die Referenten an der heutigen Versammlung haben<br />
sich, und das berührt sympathisch, nicht in Kritik<br />
erschöpft, sondern sie sind mit positiven Vorschlägen<br />
hervorgetreten.<br />
Herr Oberstleutnant Beyer, Stellvertreter<br />
des Chefs der Sektion für Heeresmotorisierung,<br />
betonte die enge Verbundenheit von Armee»;<br />
und Autogewerbe und erinnert nochmals an all J<br />
das, was von den militärischen Stellen aus bisher<br />
zugunsten dieses Wirtschaftszweiges unternommen<br />
worden ist. Wenn das Autogewerbe heute die vermehrte<br />
Zuweisung von Aufträgen fordert, so ist demgegenüber<br />
festzuhalten, dass die Armee infolge der<br />
Brennstoffrationierung»ihren Fahrzeugbestand auf<br />
ein Minimum beschränkt hat. Darüber hinaus bringt<br />
der «Betriebsstoff-Sparbofehl» einen wesentlichen<br />
Rückgang der Reparaturen mit sich. Die Hoffnungen<br />
auf eine vermehrte Arbeitszuweisung können<br />
deshalb von der Armee nicht erfüllt werden, doch<br />
erklärt sich die Abteilung jederzeit bereit, Anträge<br />
aus dem Kreise des Autogewerbes entgegenzunehmen<br />
und wohlwollend zu prüfen, mit dem Vorbehalt<br />
freilich, dass dabei die Interessen der Landesverteidigung<br />
gewahrt bleiben.<br />
Herr National rat Leuenberger (Zürich),<br />
der Vertreter des VHTL, unterstreicht die<br />
Schicksalsverbundenheit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
im Autogewerbe und die Pflicht, alles<br />
zu tun, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Er bedauert,<br />
dass Nationalrat Grimm, der für das verantwortlich<br />
gemacht wird, was heute über uns hereingebrochen<br />
ist, der Tagung hat fernbleiben müssen,<br />
denn er hätte die Gelegenheit benützen sollen, um<br />
seinen Standpunkt zu vertreten und um darzutun,<br />
wieweit er und andere für die Misere einzustehen<br />
haben. Der Redner verspricht, Herrn Grimm zu<br />
sagen, wie die Dinge stehen und ihn zu bitten, alles<br />
zu tun, um die Verwirklichung der heutigen Postulate<br />
sicherzustellen.<br />
Herr Löffler (von der Firma Schlotterbeck<br />
Basel) macht Sich zum Interpreten der im Autogewerbe<br />
gegen gewisse Behörden bestehenden Erbitterung,<br />
deren Gründe er an einzelnen Beispielen<br />
erläutert. Die Wünsche des Gewerbes zur Mitarbeit<br />
an der Treibstoffvorratshaltung wurden seinerzeit<br />
bagatellisiert und blieben unerhört. Heute indessen<br />
wären wir froh um jene Reserven, die wir in<br />
unseren Kreisen hätten anlegen können. Der Redner<br />
erhebt dann die Frage nach den Verantwortlichen<br />
für die Unterlassungen, deren Opfer das<br />
Autogewerbe heute ist. In der «Petrola» wurde das<br />
Autogewerbe, die grösste Verteilerorganisation im<br />
schweizerischen Benzinhandel, mit seinem Anerbieten<br />
zur Mitarbeit abgespiesen. Und an der Spitze<br />
des Eidg. Kriegstransporfamtes steht ein Jfann,<br />
der als ehemaliger Beamter der S.B.B, nach dieser<br />
Seife hin orientiert ist. Auch die Frage der Ersatzbrennstoffe<br />
hat akute Formen angenommen, weil<br />
der Umfang der Importe nicht mehr von uns abhängt.<br />
lAenderungen organisatorischer Natur bei<br />
den Behörden sind nicht länsrr zu umgehen, wobei<br />
namentlich die Leitung der Sektion für Kraft und<br />
Wärme nicht, wie bis anhin. im Nebenamt, sondern<br />
hauptamtlich ausgeübt werden sollte.<br />
Herr A. Schmidt (Genf) bricht eine Lanzo<br />
für die Schaffung einer Korporation im Autogewerbe,<br />
weil auf die Interventionen der Verbände<br />
hin bisher nicht oder nicht rasch genug gehandelt<br />
wurde.<br />
Herr Dr. A. B fi ch i (Schweiz. Hotelier-Verein<br />
Basel) weist auf die engen wirtschaftlichen Beziehungen<br />
zwischen Automobil und HoMlorie hin und<br />
redet einem Sofortprogramm das Wort, wobei er<br />
die Zusicherung abgibt, dass die Hofellerie die Bemühungen<br />
der automobilistischen Kreise nm eine<br />
Ermässigung des Benzinzolle weiterhin unterstützen<br />
werde.<br />
Herr Jaecfnes (Chaux-de-Fonds) möchte vor<br />
allem Taten sehen und übt Kritik daran, dasR gewisse<br />
Garageinhaber bei ihrer Rückkehr aus dem<br />
Militärdienst umsonst nach Beschäftimmg Umschau<br />
halten, währenddem andere immer mit Arbeit versehen<br />
sind.<br />
Herr Percy WJedmer (Basel) äussert si^h*<br />
zum Kar/itel «'Ersatzbrennstoffe» und spricht die<br />
Erwartung aus. dass die Förderung, welche die<br />
Behörden von Baselstadt dinsem Prnblpm angedpihen<br />
lassen, in der ganzen Schweiz S"hule machen<br />
möge. Angesichts der Erhöhung des Mcthvlalkohnlzolls<br />
lässt sich die Befiwhtnntr nicht ganz unterdrücken,<br />
dass es andern 'Treibstoffen ähnlich ergehen<br />
könnte. Der Bundesrat soll deshalb nuf sein<br />
Recht zur Zollerhöhung auf Ersatztreihsfoffen. hfti<br />
deren Beznsr wir auf das Ausland angewiesen bleiben,<br />
verzichten.<br />
Einstimmig bekenn! sich darauf die Tagunn ru<br />
den von der Verbandsleifunn ausgearbeiteten und<br />
von Dr. Kindler entwickelten Vorschlägen.<br />
Zu hoffen bleibt jetzt nur noch, dass die eindrucksvoll<br />
verlaufene Versammlung den ihr gebührenden<br />
Widerhall im ganien Lande finden und aufbauend<br />
mithelfen •werde an der Lösung der Gegenwartsprobleme.