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E_1940_Zeitung_Nr.050

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N°50 — DIENSTAG, 10. DEZEMBER 1946 AUTOMOBIL-REVUE<br />

Frankreichs Bemühungen um<br />

Ersatztreibstoffe<br />

Im folgenden geben wir einen kurzen Abnss<br />

der Ersatztreibstoff-Frage, wie sie sich in Frankreich<br />

darstellt. Die Ausführungen über die französischen<br />

Anstrengungen auf diesem Gebiet sind<br />

deshalb für uns von Interesse, weil sich in mancher<br />

Beziehung Berührungspunkte mit dem auch<br />

bei uns in Lösung begriffenen Ersatztreibstoff-<br />

Problem ergeben.<br />

Red.<br />

Vor dem Ausbruch des gegenwärtigen<br />

Krieges besass Frankreich rund 2 1 / i Mill.<br />

Automobile, davon V2 Mill. schwere Motorfahrzeuge.<br />

Der Treibstoffverbrauch belief<br />

sich im ganzen Jahr 1938 auf 3 Mill. Tonnen.<br />

Nach dem Zusammenbruch waren die gesamten<br />

französischen Vorräte auf ein Niveau gesunken,<br />

das eben noch ausgereicht hätte, um<br />

den Konsum eines einzigen Vorkriegsmonats<br />

decken zu können. In dieser Notlage wurde<br />

zu äusserst scharfen Rationierungsmassnahmen<br />

geschritten und gleichzeitig die Umstellung<br />

von 50 000 Lastfahrzeugen auf Qasgeneratorbetrieb<br />

beschlossen.<br />

Frankreichs Waldbestand umfasst rund 10<br />

Mill. ha und die jährliche Holzproduktion für<br />

gewerbliche Zwecke belief sich bisher auf<br />

18,3 Mill. Ster. Für Hausbrand wurden, einschliesslich<br />

der gesammelten Holzabfälle, ca.<br />

33^-35 Mill. Ster Holz gewonnen. Gegenwärtig<br />

wird ungefähr ein Drittel des geschlagenen<br />

Brennholzes vom Markt nicht aufgenommen,<br />

so dass die Möglichkeit besteht, es<br />

sofort als Rohstoff zur Gewinnung von Ersatztreibstoffen<br />

zu benützen, lassen sich doch<br />

daraus die verschiedensten festen und flüssigen<br />

Brennstoffe erzeugen. Daneben sollen in<br />

gewissem Umfang auch die mineralischen, festen<br />

Brennstoffe in die Ersatztreibstoffwirtschaft<br />

eingespannt werden und überdies besteht<br />

der Plan, jährlich ungefähr drei Milliarden<br />

kWh Strom für den Betrieb von Elektrofahrzeugeh<br />

freizumachen, was nach französischen<br />

Angaben für 170000 Lastwagen und<br />

6000 Trolleybusse genügen würde. Gegenwärtig<br />

laufen in Frankreich erst 1000 Elektrowagen<br />

sowie ca. 7000 Elektrokarren von der<br />

Art, wie sie vornehmlich auf Bahnhöfen gebraucht<br />

werden. Für den Antrieb von Automobilen<br />

mit Verbrennungsmotor sind folgende<br />

Brennstoff arten vorgesehen:<br />

Feste Ersatztreibstoffe.<br />

Generatorholz: Nach den bisherigen französischen<br />

Erfahrungen belief sich der Gasholzverbrauch auf<br />

ungefähr 2,5—3 kg pro Liter ersetzten Benzins.<br />

Auch in anderer Beziehung lauten die Erfahrungen<br />

nicht ganz so günstig wie aus Deutschland und den<br />

Nordländern. Worauf dies zurückzuführen ist, soll<br />

hier nicht untersucht werden. Am System der Holzvergasung<br />

an und für sich kann es jedenfalls nicht<br />

liegen, da es andernorts bei entsprechender Wartung<br />

vollauf befriedigt hat.<br />

Rotholzkohle: Sie entsteht durch Verkühlung des<br />

Holzes bei Temperaturen unterhalb 300° G, wobei<br />

nicht aller Teer ausgetrieben wird. Infolgedessen<br />

eignet sie sich nur für Generatoren, die wie die<br />

Holzgasgeneratoren in der Lage sind, den Teer<br />

ebenfalls zu vergasen. Dafür bietet sie den Vorteil<br />

einer grösseren Widerstandsfähigkeit gegen das<br />

Zerkrümeln und demzufolge geringerer Staubbildung.<br />

Holzkohle: Zur Erzeugung von Generatorholzkohle<br />

in grösseren Mengen sind gleichzeitig mit den<br />

50 000 Generatoranlagen 40 000 eiserne Verkohlungsöfen<br />

in Auftrag gegeben worden und man hofft in<br />

dieser neuen Industrie etwa 60 000 Arbeiter unterbringen<br />

zu können. Die Verkohlung erfolgt hier bei<br />

Temperaturen zwischen 550 und 600° G, wodurch<br />

ein praktisch teorfreies Produkt entsteht.<br />

Brikettierung der Holzkohle: Wegen der geringen<br />

Druckfestigkeit der Holzkohle bildet sie leicht Staub,<br />

der in Vorfiltern aus dem Treibgas ausgeschieden<br />

werden muss. Ausserdem ist sie verhältnismässig<br />

voluminös. Man hat daher in Frankreich mit Erfolg<br />

versucht, Verfahren zur Brikettierung der Holzkohle<br />

zu entwickeln, um einen druckfesten, weniger zu<br />

Staubbildung neigenden und nicht so sperrigen<br />

Treibstoff zu erhalten. Das Verfahren beschrieben<br />

wir bereits bei der Besprechung der Carbusol-Holzkohlegas-Anlagen.<br />

Es besteht kurz gesagt aus folgenden<br />

Arbeitsgängen: 1. Pulverisierung der Kohle;<br />

2. Vermischung mit Holzteer; 3. Brikettierung;<br />

4. Erhitzung der Briketts auf 400—500° C (siehe<br />

Schema).<br />

Brikettierung eines Gemischs von Holzkohle und<br />

Steinkohle. Auch diese Briketts eignen sich gut zum<br />

Betrieb von Gasgeneratoren. Die Herstellung erfolgt<br />

in ähnlicher Weise wie bei Verwendung reiner<br />

Holzkohle als Rohstoff. Allerdings stellen sich die<br />

brikettierten Generator-Brennstoffe gegenwärtig<br />

noch zu teuer, obwohl die bisherigen Anlagen bereits<br />

die Gewinnung einer Reihe von Nebenprodukten<br />

erlaubten. Man hofft jedoch, die Gewinnungskosten<br />

durch eine weitere Entwicklung des Prozesses<br />

noch senken zu können.<br />

An mineralischen Generatorbrennstoffen<br />

stehen in Frankreich vor allem Anthrazit,<br />

Schwelkoks sowie Braunkohle zur Verfügung.<br />

Anthrazit wird bereits mancherorts mit Erfolg<br />

als Treibstoff wenigstens für stationäre Anlagen be-<br />

nützt. TJeber die Eignung des Anthrazit-Generators<br />

für Motorfahrzeuge gehen die Meinungen vorderhand<br />

noch stark auseinander, doch bestehen begründete<br />

Aussichten, dass das Problem schon in<br />

nächster Zukunft eine einwandfreie und befriedigende<br />

Lösung erfahren wird.<br />

Schwelkoks: Er wird durch Tieftemperatur-Verkokung<br />

von Kohle bei ca. 600° C gewonnen, wobei<br />

gleichzeitig im Gegensatz zur normalen Verkokung<br />

Schwelbenzin entsteht. Auch der Schwelkoks eignet<br />

sich ungefähr ebensogut wie Anthrazit als Generator-Treibstoff.<br />

Braunkohle: Sie kann in Form verkohlter Briketts<br />

als Generator-Treibstoff Verwendung finden.<br />

Im Gegensatz zu Deutschland kann jedoch die<br />

Braunkohle in Frankreich nicht im Tagbau gewonnen<br />

werden, weshalb sie verhältnismässig teuer ist.<br />

Torf: Frankreichs Torflager bedecken eine Fläche<br />

von ungefähr 100 000 ha und die Stärke der Torfschicht<br />

beläuft sich mancherorts auf 8—10 m. Da<br />

der frisch gestochene Torf 'einen Wassergehalt von<br />

90% besitzt, muss er vor Gebrauch getrocknet werden.<br />

Hiozu kann man entweder wie beim Holz das<br />

langwierige Verfahren der Lufttrocknung oder aber<br />

ein industrielles Schnell-Verfahren benützen. Aus<br />

Kostengründen hat man jedoch in Frankreich bisher<br />

auf die industrielle Entwässerung des Torfes<br />

verzichtet. Am besten eignet sich der Torf in Form<br />

von Briketts, von Torfkoks oder Briketts aus diesem<br />

Material.<br />

FlUssige Ersatztreibstoffe aus mineralischen<br />

Rohstoffen.<br />

Bituminöser Schiefer: Zur rentablen Ausbeutung<br />

der verschiedenen französischen Vorkommen an bituminösem<br />

Schiefer wären erhebliche Investierungen<br />

notwendig. Ausserdem lohnt sich die Gewinnung<br />

nur dann, wenn der Rohteergehalt des Schiefers<br />

mindestens 90 Lit./Tonne beträgt, was in<br />

Frankreich recht selten ist. 1938 konnten aus den<br />

einzig ausgebeuteten Lagern von Autun bei einem<br />

Abbau von 100 000 Tonnen Schiefer 4000 Tonnen<br />

Benzin gewonnen werden.<br />

Kohle-Hydrierung: In Frankreich wird sowohl<br />

nach den Druckverfahren von Bergiuß, Valette und<br />

Audibert als auch nach dem Wassergasverfahren<br />

von Fischer synthetisches Benzin aus Kohle hergo-<br />

Produktionsanlage für die Erzeugung brikettierter Holzkohle, wie sie in Frankreich in grSsserem Maßstab als Generatorbrennstoff verwendet wird, i =* Holzeinfüll-Oeffnung; 2 = Holzhackmaschine;<br />

3 == zerkleinertes Holz; 4 = Transportband; 5 == Verkohlungs-Vertikalretorte; 6 a=» Wasserdampfableitung; 7 = Ableitung der kondensierbaren Dämpfe und nichtkondensierbaren Gase; 8 = Fördereinrichtung<br />

für Teer; 9 = Holzkohle; 10 = Holzkohlenmühlej 11 = Teer; 12 = Verwandlung des Teers in Pech; 13 = pulverisierte Hohlzkohle; 14 = Teer-Kondensationsanlage; 15 = Pech;<br />

16 = pulverisiertes Pech; 17 = Mischeinrichtung; 18 = Paste; 19 = Brikettpresse; 20 = Fördereinrichtungen; 21 = Rohbriketts; 22 == Brikett-Verkokungsofen, worin überschüssiger Teer ausgetrieben<br />

wird. Heizung durch dabei entstehende Gase; 23 = Holzkohlebriketts.<br />

~ N ä *<br />

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