E_1948_Zeitung_Nr.002
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AUTOMOBIL-REVUE MITTWOCH, 14. JANUAR 19« - Nr. 2<br />
DEUTSCHLAND<br />
Die automobiltechnischen Lehranstalten der deutschen Ostzone<br />
Der hohe Stand der deutschen Automobiltechnik<br />
und Kraftverkehrswirtschaft der Vorkriegszeit basierte<br />
a-uf zwei Grundpfeilern: einer arbeite- und<br />
kapitalintensiven Automobilindustrie einerseits und<br />
einem hochentwickelten automobiltechnischen Ausbildungswesen<br />
anderseits. Dabei lag das Schwergewicht<br />
der Ausbildung von Automobilingenieuren<br />
für die Praxis nicht so sehr bei den technischen<br />
Hochschulen, sondern bei den mittleren<br />
technischen Lehranstalten, den Ingenieurschulen<br />
und Techniken. Wie ist es nun heute, 2'A Jahre<br />
nach Kriegsende, um das Schicksal dieser Schulungsstätten<br />
bestellt, soweit sie in der deutschen<br />
Ostzone liegen?<br />
Um mit dem bekannten «Polytechnikum Köthea»,<br />
der früheren «Staatlichen Hochschule für<br />
angewandte Technik», Köthen in Anhalt zu beginnen.<br />
Sie pflegte schon in den Jahren nach dem<br />
ersten Weltkrieg besonders die Fakultäten Automobilbau<br />
und Flugzeugbau und bot durch ihre<br />
nahe Verbindung mit Junkers (Dessau) besondere<br />
Vorteile und Ausbildungsmöglichkeiten. Heute ist<br />
diese Hochschule mit allen ihren Abteilungen erloschen.<br />
Die in der vorhitlerLschen Zeit durch ihren sehr<br />
hohen Anteil ausländischer Studierender — weit<br />
über 50 % — bekannte «Ingenieurschule Mittweida»<br />
(Sachsen), die auf dem Fachgebiete des<br />
Automobilbaues guten Ruf genoss, hat das<br />
gleiche Schicksal ereilt. Auch sie ist zurzeit geschlossen<br />
und eine Genehmigung der Besatzungsmacht<br />
für die Wiederaufnahme des Unterrichts<br />
liegt noch nicht vor.<br />
Die letzten Massnahmen der französischen Regierung<br />
werden u. a. auch zu einer Einschränkung<br />
des Automobilexportes führen, wodurch mehr als<br />
50 % der Produktion der französischen Automobilfabriken<br />
dem Inlandmarkt vorbehalten bleiben sollen.<br />
Aber der tatsächlichen Intensivierung des<br />
Automobilverkehrs steht der Benzinmangel im<br />
Wege. Frankreich ist ein devisenarmes Land; jede<br />
Tonne Petroleum muss mit amerikanischen Dollar<br />
bezahlt •werden, weshalb das Finanzministerium<br />
den Import soweit als möglich einschränkt. Aber<br />
dieses Handicap ist nur vorübergehender Art. In<br />
einem, spätestens in zwei Jahren, werden die<br />
FRANKREICH<br />
An der Ingenieurschule Zwictkau, die dem Automobilbau<br />
bei der engen Verbindung der Stadt mit<br />
den Werken der Auto-Union — Audi, Horch,<br />
DKW — besondere Förderung, angedeihen Hess,<br />
ist der Unterricht eingestellt. Die geistige Schulung<br />
des Automobil-Konstrukteurs liegt dort zurzeit<br />
ebenso darnieder wie die Neuproduktion bei<br />
den Automobilfabriken, die sich heute mit Grossreparaturen<br />
und mit der Anfertigung von Teilen<br />
begnügen müssen.<br />
Die «Technischen Lehranstalten der Stadt Leipzig»<br />
pflegen den Automobilbau im Rahmen des allgemeinen<br />
Maschinenbaues nicht und schliessen<br />
ihre Ausbildung mit der Technikerpriifung ab.<br />
In automobiltechnischer Hinsicht ist die Lage<br />
im Hochschulwesen interessant. Die einzige<br />
technische Hochschule der sowjetischen Besatzungszone,<br />
Dresden, hat erst mit dem Wintersemester<br />
1946/47 ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen<br />
können, wobei jedoch das Fachgebiet<br />
Automcbilbau zur Stunde im Lehrplan noch fehlt.<br />
Es sind aber Verhandlungen für die Errichtung<br />
und Neubesetzung eines Lehrstuhles für Motorfahrzeuge<br />
im Gange.<br />
Besser haben sich die automobiltechnischen<br />
Auebildungsverhältnisse an der Technischen Hochschule<br />
Berlin-Charlottenburg 2 gestaltet, die allerdings<br />
nicht im russischen Sektor liegt. Hier besteht<br />
bereit« wieder ein «Institut für Kraftfahrzeuge» in<br />
Verbindung mit einer technischen Prüfctelle für<br />
den Motorfahrzeugverkehr. Bereits werden wieder<br />
Vorlesungen über Kraftfahrzeuge, Fahrzeugmotoren<br />
und dazu Konstruktions-, Betriebs- und Laborübungen<br />
abgehalten.<br />
Frabera.<br />
Wird Frankreich ein Exportland für Benzin?<br />
Franzosen voraussichtlich genügend Benzin für den<br />
Eigenbedarf besitzen, und von 1950 an kann Frankreich<br />
ein europäisches Exportland für Benzin werden.<br />
Das mag paradox klingen, beruht aber auf<br />
Tatsachen u^id auf dem an dieser Stelle schon er-^<br />
wähnten Monnet-Plan für den wirtschaftlichen<br />
Wiederaufbau Frankreichs.<br />
Die Zukunft der Petrolgewinnung liegt vor allem<br />
im Nahen Osten. Man schätzt die Vorkommen in<br />
diesem Gebiet, das in der Weltpolitik eine überaus<br />
bedeutende Rolle spielt, auf 3400mal den jährlichen<br />
Bedarf des europäischen Kontinents. Und in,<br />
diesem Umstand liegt der Vorteil Frankreichs.<br />
Denn die Franzosen besitzen eine Raiiinerieindustrie,<br />
die, vorzüglich ausgestattet, heute bereits<br />
75 % ihrer Vorkriegsproduktion erreicht hat und<br />
diese im Laufe des Jahres <strong>1948</strong> überschreiten wird.<br />
Nach dem Monnet-Plan sollen die Erdölraffinerien<br />
bis 1950 ihre Vorkriegsproduktion verdoppeln. In<br />
naher Zukunft schon wird Frankreich nicht mehr<br />
darauf angewiesen 6ein, Petrol und Benzin aus den<br />
Vereinigten Staaten einzuführen, vielmehr wird es<br />
die h'ohen Transportkosten ersparen, das Erdöl<br />
direkt aus dem Nahen Osten importieren und in<br />
den Raffinerien verarbeiten lassen können. Würde<br />
das Benzin in Frankreich freigegeben, so müsste<br />
pro Jahr mit einem Verbrauch von 2 400 000 m 3<br />
Benzin gerechnet werden. Heute schon 6ind die<br />
französischen Raffinerien imstande, 2 500 000 m'<br />
pro Jahr zu verarbeiten. Bis 1950 wird, wie man<br />
annimmt, der französische Eigenbedarf auf<br />
Deutschland<br />
Die Adler-Werke<br />
in Frankfurt a. M., deren Maschinen für die Herstellung<br />
von Personenwagen demontiert werden<br />
sollen, hatten beschlossen, die Anlagen für die<br />
Autofabrikation so schnell als m&glich wieder aufzubauen.<br />
Die Aufnahme der Persorienautoproduktion<br />
hängt jetzt davon ab, wie schnell es gelingt,<br />
Ersatzmaschinen zu beschaffen. Einstweilen werden<br />
Velos, Motorvelos, Schreibmaschinen und<br />
Autoersatzteile hergestellt.<br />
Vom Brücken-Wiederaufbau<br />
In Nordrhein-Westfalen sind von den 919 zerstörten<br />
Strassenbrücken bis jetzt 612 wieder hergestellt,<br />
davon 161 definitiv und 451 behelfsmässig.<br />
Rund 130 Brücken befinden sich im Bau und 177<br />
sind nach wie vor völlig unbefahrbar.<br />
England<br />
Jetzt auch die « Hostess » für Mietwagen<br />
Ein englisches Mietwagen-Unternehmen ist dazu<br />
übergegangen, seinen Kunden auf grossen Fahrten<br />
die Dienste einer Hostess zur Verfügung zu<br />
stellen, 6ofern sie es wünschen. Die Hostess arrangiert<br />
die Mahlzeiten, macht die Fahrgäste auf interessante<br />
Punkte längs der Route aufmerksam<br />
und ist ganz allgemein um das Wohlergehen ihrer<br />
« Schützlinge » bemüht.<br />
Ein Strassensicherheitskomitee<br />
Der britische Transportminister Barnes hat eine<br />
« Strassensicherheitskommission » eingesetzt, die<br />
als ständiges konsultatives Organ seines Ministeriums<br />
für das Studium und die Verhütung von Verkehrsunfällen<br />
gedacht ist. Der Schritt hiezu erfolgte<br />
auf Empfehlung des bisherigen Komitees für<br />
3 500 000, die Produktionskapazität der Raffinerien<br />
jedoch auf 4 800 000 m a gestiegen sein. Das bedeutet,<br />
dass 1 300 000 m 3 exportiert werden können,<br />
vorausgesetzt, dass die Verwirklichung des Monnet-<br />
Planes im vorgesehenen Ausmass gelingt.<br />
Für Frankreich spielt bei diesem Problem noch<br />
ein anderer Umstand eine wesentliche Rolle. Für<br />
jede Tonne importierter Kohle müssen 21 Dollar<br />
bezahlt werden. Bei jeder Tonne importierten<br />
Petrols spart der französische Finanzminister jedoch<br />
11 Dollar. Es ist deshalb viel vorteilhafter für<br />
die französische Industrie, Petrol und Mazout zu<br />
verwenden als Kohle. Darin liegt nicht zuletzt<br />
auch der Grund, warum die Leitung der französischen<br />
Eisenbahnen im vergangenen Jahr 310 Lokomotiven<br />
auf Mazoutheizung umgebaut hat und weshalb<br />
dieses Jahr weitere 400 Lokomotiven für den<br />
Umbau vorgesehen sind. H.<br />
Kurzmeldungen aus aller Welt<br />
Strassenverkehrssicherheit, das, nachdem es sich<br />
während drei Jahren intensiv mit dem Proble'in der<br />
Verkehrsunfälle befasste, kürzlich seinen Schlussbericht<br />
darüber abgegeben hat.<br />
U. S. A.<br />
Vor Anfang 1949 kein Autosalon<br />
Nach einer Mitteilung der Automobile Manufacturers<br />
Association wird der Plan der Durchführung<br />
der ersten amerikanischen Nachkriegs-<br />
Automobilausstellung so lange zurückgestellt, als<br />
sich die Lage in der Versorgung mit Stahl und andern<br />
Rohmaterialien nicht bedeutend gebessert<br />
hat. Jedenfalls ist kaum anzunehmen, dass die<br />
Schau vor der Einführung der 1949er Personenund<br />
Lastwagenmodelle stattfindet.<br />
Was im übrigen die in letzter Zeit diskutierte<br />
Frage einer allfälligen Verlegung des Salons von<br />
New York nach Detroit anbetrifft, so dürfte die<br />
Industrie einer solchen keineswegs abhold sein,<br />
unter der Voraussetzung immerhin, dass in Detroit<br />
geeignete Gebäulichkeiten ausfindig gemacht werden<br />
können.<br />
Kanada<br />
Kanada stoppt die Autoeinfuhr<br />
Devisengründe haben die kanadische Regierung<br />
veranlagst, den Import von Automobilen und<br />
Chassis wie von Bestand- und Zubehörteilen « vorübergehend<br />
» zu unterbinden. Wie lange dieser<br />
Zustand andauern wird, bleibt indessen eine offene<br />
Frage. Und wenn der kanadische Finanzminister<br />
erklärte, dass eine Milderung schon für die nahe<br />
Zukunft ins Auge gefasst 6ei, so ist das ein dehnbarer-<br />
Begriff. Vorläufig muss jedenfalls, wie er beifügte,<br />
die kanadische Autoindustrie ihre Bestandteile<br />
(die sie bisher zu einem nicht geringen Teil<br />
aus den US bezog) eben selbst fabrizieren oder<br />
ohne sie auszukommen versuchen.<br />
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