BOLD THE MAGAZINE No.34
GESTALTUNG SPECIAL TOPIC: DESIGN | WHY COLOR: JOEL MEYEROWITZ | IM GESPRÄCH: NOOMI RAPACE | KISS-LEGENDE: GENE SIMMONS | GESTALTUNG HEISST VERÄNDERUNG: DESIGNER CHRISTIAN BAUER
GESTALTUNG
SPECIAL TOPIC: DESIGN | WHY COLOR: JOEL MEYEROWITZ | IM GESPRÄCH: NOOMI RAPACE | KISS-LEGENDE: GENE SIMMONS | GESTALTUNG HEISST VERÄNDERUNG: DESIGNER CHRISTIAN BAUER
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TRAVEL | TEXAS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49<br />
geräte sind ausgestellt. Schwarzweiß-Fotos<br />
zeigen die Siedlerfrauen bei harter Arbeit<br />
und als Rodeoreiterinnen, die wilde Pferde<br />
zähmen und Stiere bezwingen. In einer<br />
von Männern dominierten Welt werden<br />
die Cowgirls in den Rang von Heldinnen<br />
erhoben. Nur fehlt jeder Verweis auf Indianerinnen.<br />
Gab es Kontakte zwischen weißen<br />
Frauen und denen der Stämme, jenseits der<br />
erbitterten Feindseligkeiten und Kriege? Ich<br />
fahre mittags zu Fred´s Texas Café, einem<br />
Western-Schuppen, zu zwei Seiten offen, in<br />
dem der Koch riesige Burger grillt und die<br />
Getränkekarte rund 30 Craft-Biere auflistet.<br />
Ein Gitarren-Duo spielt Rhythm and Blues.<br />
Den Gästen, darunter Harley-Davidson-<br />
Fahrer, gefällt der Sound, die Stimmung ist<br />
ausgelassen, und die Musiker geben eine<br />
Zugabe nach der anderen. Vor jeder Bar,<br />
Kneipe und jedem Restaurant, in denen<br />
ich einkehrte, sind mir Schilder mit einem<br />
Querbalken durch Revolver aufgefallen: „Das<br />
Mitführen von Waffen ist hier verboten.“<br />
Am Nachmittag erreiche ich den Fort Worth<br />
Stockyards National Historic District, gerade<br />
rechtzeitig, um noch den täglichen Auftrieb<br />
von Longhorn-Rindern mitzuerleben. Cowboys<br />
auf Pferden treiben das Vieh durch die<br />
Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Stadt,<br />
bejubelt von Hunderten Schaulustigen. Fort<br />
Worth war zur Zeit der Revolverhelden und<br />
großen Rindertrecks ein Zentrum des Viehhandels.<br />
Straßen, Häuser und der Bahnhof<br />
stammen aus dieser Zeit. Eine Zugverbindung<br />
besteht bis heute. Es gibt Saloons<br />
und Restaurants, Wild-West-Museen und<br />
Geschäfte mit Western-Kleidung und Kunsthandwerk.<br />
Im überdachten Cowtown<br />
Coliseum von 1908 zeigen Cowboys vor<br />
mehreren Tausend Zuschauern ihre Rodeo-<br />
Künste auf Pferden und Stieren. Das Unterhaltungsangebot<br />
der Stockyards ist mehr<br />
als Wild-West-Folklore für Touristen, es ist Teil<br />
der texanisch-kulturellen Identität.<br />
Am nächsten Morgen fahre ich kurz vor<br />
Sonnenaufgang los, rund eineinhalb Stunden<br />
durch eine mal weite und flache, mal hügelige<br />
Landschaft aus mit Ölpumpen gesprenkelten<br />
Feldern und Anhöhen, Weiden mit<br />
Pferden und Rindern, Farmen und Kleinstädten<br />
sowie einsamen Tankstellen und<br />
Imbissen an riesigen Straßenkreuzungen.<br />
Die Region – North Texas Hill Country –<br />
erinnert an Fotos einer grandiosen Ausstellung<br />
von Wim Wenders und an sein Road<br />
Movie „Paris, Texas“. Kurz vor dem Städtchen<br />
Graham führt eine Abzweigung zur Wildcatter<br />
Ranch. Die Farm mit Restaurant und<br />
Gästezimmern in eingeschossigen Häusern,<br />
liegt auf einer abgeflachten Anhöhe, von<br />
der man einen Rundumblick auf die endlose<br />
Weite der texanischen Landschaft hat.<br />
Schilder vor den Unterkünften warnen vor<br />
Klapperschlangen. Der große Raum ist mit<br />
rustikalen Möbeln und Kamin ausgestattet.<br />
Vom Schaukelstuhl auf der Veranda schweift<br />
mein Blick auf den Fluss Brazos, der sich in<br />
vielen Kurven träge durch die karge Landschaft<br />
schlängelt. Longhorn-Rinder grasen<br />
auf einer Weide. Jack holt mich ab und bringt<br />
mich mit seinem Jeep zur Pferdekoppel.<br />
Auf dem 1.500 Hektar großen Areal reiten<br />
wir gemeinsam durch einen kleinen Wald<br />
und weite Ebenen. Jack erzählt, er arbeite<br />
hier seit vielen Jahren und er könne sich<br />
keinen besseren Job vorstellen. Was Texas<br />
von andern US-Staaten unterscheide?, frage<br />
ich ihn. „Texas is just the best place to be in<br />
the United States of America“, antwortet er.<br />
„What do you think?“ Abends erzählt mir die<br />
Inhaberin der Ranch, Anne Street Skipper,<br />
wie Graham durch Öl zu Wohlstand gelangt<br />
sei. Schon ihr Urgroßvater sei am Aufbau des<br />
Orts beteiligt gewesen. Wir essen Steaks mit<br />
Salat und trinken dazu vorzüglichen Syrah<br />
und Merlot aus Texas. Texas sei die älteste<br />
Weinanbauregion und der fünfgrößte Weinproduzent<br />
der USA, sagt Anne. Der Weintourismus<br />
entwickle sich aber erst.<br />
Weiter gehts nach Graham: Eine sehr breite<br />
Straße führt durch den kleinen Ort, links und<br />
rechts ein paar Geschäfte, in einem Laden<br />
kaufe ich Blue Jeans. Wir kehren in einem<br />
Imbiss ein, bestellen einen Burger und<br />
frittierte Zwiebelringe. Für eine Siesta ist<br />
keine Zeit. Wir fahren zu einem See, wo<br />
ein alter Kumpel von Anne auf uns wartet.<br />
Wir gleiten mit einem Boot hinaus, angeln<br />
kleine Fische, die der Koch abends für uns<br />
im Restaurant der Wildcatter Ranch frittiert.<br />
Bei Rotwein plaudern wir bis Mitternacht.<br />
Der Abschied am nächsten Morgen fällt mir<br />
schwer.<br />
EINREISE:<br />
Deutsche Staatsbürger erhalten ihr<br />
Visum (ESTA) online.<br />
EMPFEHLUNG HOTELS:<br />
Dallas und Fort Worth: Omni Hotels<br />
www.omnihotels.com<br />
Graham: Wildcatter Ranch<br />
www.wildcatterranch.com