Hildegard_von_Bingen_Deutsch
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Der Disibodenberg<br />
„Glanz“ dieser päpstlichen Anerkennung mag damals auch ein wenig<br />
auf den Disibodenberger Mönchskonvent gefallen sein.<br />
In eben dieser Zeit bahnte sich aber dann auch die Abtrennung des<br />
Frauenkonvents vom Mönchskloster an. 1147 fasste <strong>Hildegard</strong> – auch<br />
ein Beweis ihrer inneren Eigenständigkeit – mit ihren Schwestern den<br />
Entschluss, allen Schwierigkeiten zum Trotz den Disibodenberg zu<br />
verlassen. Dazu mögen sie verschiedene Gründe bewegt haben, der<br />
schwerwiegendste war wohl der nicht mehr ausreichende Lebensraum<br />
für die aus 18 Nonnen bestehende Frauengemeinschaft. In einer<br />
Schau wurde <strong>Hildegard</strong> als Platz für das neu zu erbauende Kloster der<br />
Ort zugewiesen, wo am Zusammenfluss <strong>von</strong> Nahe und Rhein einstmals<br />
der hl. Rupertus als Einsiedler gelebt hatte. Unter den Gönnern,<br />
die den Bau des Klosters Rupertsberg ermöglichten, wird im Rupertsberger<br />
Güterverzeichnis an erster Stelle der Pfalzgraf Hermann <strong>von</strong><br />
Stahleck erwähnt. Zwischen 1147 und 1151 fand die Übersiedlung<br />
des Frauenkonventes statt. Für 1152 ist die Weihe der Kirche und des<br />
Klosters auf dem Rupertsberg urkundlich bezeugt.<br />
Bei <strong>Hildegard</strong>s Weggang vom Disibodenberg dürften sich bereits<br />
erste Anzeichen der Dekadenz im Benediktinerkonvent angedeutet<br />
haben. Sie führten im 13. Jh. zum Niedergang, so dass der Mainzer<br />
Erzbischof das Kloster mitsamt seinem Besitz den Zisterziensern übergab,<br />
die sich etwa 300 Jahre lang halten konnten. 1559 war dann der<br />
endgültige Untergang besiegelt, der sich trotz mancher Versuche der<br />
Wiederbelebung nicht mehr rückgängig machen ließ. Von der Mitte<br />
des 18. Jh. an begann die Zerstörung der Gebäude, die fortan als<br />
Steinbruch benutzt wurden, bis das Gelände 1804 in private Hände<br />
überging.<br />
Die letzte private Besitzerin, Ehrengard Freifrau <strong>von</strong> Racknitz, geb.<br />
Gräfin <strong>von</strong> Hohenthal, überführte am 21. Mai 1989 das ehemalige<br />
Klostergelände in eine Stiftung. Die Disibodenberger SCIVIAS-Stiftung<br />
bemüht sich um weitere Forschungsmaßnahmen und den Erhalt<br />
bzw. die Sicherung der Ruinen als Zeugen einer über 1000-jährigen<br />
christlichen Kulturtradition.<br />
Sr. Teresa Tromberend OSB<br />
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