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RRI-0518

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PRAXIS<br />

CHECKLISTE<br />

Hunde-Ausrüstung<br />

für den Reitstall<br />

➛ ein gut sitzendes,<br />

nicht zu schmales Halsband<br />

oder Geschirr<br />

➛ eine drei Meter lange<br />

Trainingsleine, am besten<br />

aus Leder, ohne<br />

Schlaufen oder Ringe<br />

➛ eine Liegedecke<br />

➛ einen eigenen<br />

Trinknapf<br />

➛ bei Bedarf eine<br />

Transportbox<br />

➛ Leckerlis oder Kauknochen<br />

zur Belohnung<br />

Oft sind Pferdemenschen auch Hundemenschen.<br />

Viele Reiter bringen ihren<br />

Hund nur zu gerne mit in den Reitstall.<br />

Schließlich lassen sich so geschickt zwei<br />

Fliegen mit einer Klappe schlagen: Während<br />

der Reiter sich um sein Pferd kümmert, kann der<br />

Hund nach Herzenslust spielen, toben und am Ende<br />

ausgepowert und zufrieden wieder mit nach Hause<br />

fahren. Doch tatsächlich genießen die Hunde im<br />

Reitstall meist Narrenfreiheit. Sie verwandeln die<br />

Stallgasse in eine Spielwiese, plündern die Futterkammer,<br />

machen den Reitplatz zur Buddelkiste oder versehen<br />

ihr Revier mit allerhand Duftmarken.<br />

Dann ist der Ärger programmiert, sagt Hundetrainerin<br />

Nicole Brinkmann, die in ihrer Hundeschule<br />

„Lieblingsviecher“ in Mettmann ein spezielles Reitbegleithundetraining<br />

anbietet. Schließlich bedeutet ein<br />

Hund, der im Stall seine eigenen Wege geht, immer<br />

ein Risiko für Reiter, Pferde und sich selbst. Brinkmann<br />

geht noch weiter: „Ein Hund, der im Reitstall<br />

keine Aufgabe hat, ist nicht glücklich.“ Hunde wollen<br />

arbeiten und das muss sich für sie lohnen, lautet ihr<br />

Grundsatz. Sie plädiert beim Training für ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit. Arbeit<br />

bedeutet für den Hund, Anweisungen zu befolgen, um<br />

dafür belohnt zu werden. Freizeit meint, Hund sein zu<br />

dürfen, umherzutollen und ausgelassen zu spielen.<br />

Sabine Lang, Leiterin des Zentrums für Pferd, Hund<br />

und Mensch, macht die besondere Aufgabe des Tierhalters<br />

für ein harmonisches Miteinander im Reitstall<br />

deutlich: „Es liegt in der Verantwortung<br />

des Hundehalters, dass sich<br />

der Hund im Stall an Regeln hält. Er<br />

muss dafür sorgen, dass sich genetisch<br />

bedingtes Verhalten des Hundes,<br />

wie Jagen oder Hüten, nicht<br />

verselbstständigt.“ Sie rät, beispielsweise<br />

die Futterkammer zum Taburaum<br />

zu machen oder unkontrolliertes<br />

Rennen auf Weide und Stallgasse<br />

nicht zu erlauben. Außerdem<br />

sollten sich alle Hundehalter am<br />

Stall einigen, fremde Hunde nicht<br />

mit Leckerlis zu füttern. „Das kann<br />

Ärger unter den Hunden schüren“,<br />

erklärt sie. Hinzu kommt die Position<br />

des Hunde- und Pferdehalters als<br />

Vermittler zwischen den Tieren. „In<br />

unsicheren Situationen sollen sich<br />

die Vierbeiner an ihm orientieren“,<br />

schildert Lang. Hund und Pferd werden<br />

sich dann weniger zu genetisch<br />

bedingtem oder instinktivem Verhalten<br />

hinreißen lassen, beispielsweise<br />

zum Hüten, Jagen oder zur<br />

Flucht. Das Training für den Hund<br />

beginnt schon zu Hause. Dort können<br />

Übungen, wie an einem Platz zu warten, trainiert<br />

werden. Begegnungen mit anderen Hunden, Joggern<br />

oder Radfahrern dürfen kein Problem darstellen, bevor<br />

der Hund mit auf den Ausritt darf.<br />

Gerade zu Beginn ist es wichtig, dass der Hund vor<br />

dem Stallbesuch ausgelastet ist. „20 Minuten spazieren<br />

gehen reichen aus“, sagt Nicole Brinkmann. So<br />

kann der Hund vorab seine Notdurft und seine Energie<br />

loswerden. Sabine Lang rät, ihn zur Gewöhnung<br />

und zu Beginn des Trainings am Stall zunächst an der<br />

Leine zu führen. „Hund und Pferd dürfen keine<br />

schlechten Erfahrungen miteinander machen“, lautet<br />

ihr Credo. Nicole Brinkmann formuliert die generelle<br />

Schwierigkeit: „Für Hunde ist der Bewegungsreiz des<br />

Pferdes sehr anregend. Das Pferd hingegen muss seine<br />

Meidereaktion im Kontakt mit Hunden überwinden.“<br />

Deshalb startet jeder Erstkontakt der beiden Spezies<br />

mit der sogenannten Sozialisierungsphase, in der sich<br />

Hund und Pferd kennenlernen.<br />

Der erste Kontakt<br />

Für unerfahrene Hunde eignet sich am besten ein<br />

ruhiges Pferd für den Erstkontakt, sagt Nicole Brinkmann.<br />

Umgekehrt ist für ein unerfahrenes Pferd ein<br />

ruhiger Hund, der Pferde kennt, die beste Wahl. „Man<br />

lässt den Hund am Pferd schnuppern, bei sehr ruhigen<br />

Pferden beispielsweise an den Beinen“, sagt<br />

Brinkmann. Lässt man den Hund auch am Kopf des<br />

Pferdes schnuppern, sollte man es<br />

zusätzlich am Halfter festhalten.<br />

„Manche Hunde reagieren empfindlich<br />

auf den Pferdekopf, der sie mit<br />

großen Augen anstarrt und mit den<br />

Nüstern anschnaubt“, schildert Nicole<br />

Brinkmann. Ganz wichtig sei es,<br />

dass der Hund mit seiner Nase auf<br />

Tuchfühlung gehe. „Hunde lernen<br />

effektiv nur über die Nase“, erklärt<br />

sie.<br />

Dabei soll sich der ehrgeizige Hundebesitzer<br />

gerade zu Beginn mit kurzen<br />

Trainingseinheiten zufriedengeben,<br />

rät Nicole Brinkmann: „Nähert<br />

sich der Hund unbefangen aber respektvoll<br />

dem Pferd, ist das schon ein<br />

erster Erfolg.“ Für ein Pferd ist schon<br />

das neugierige Beäugen des Hundes<br />

als Erfolg zu verbuchen. Danach<br />

brauchen beide Zeit, das Gelernte zu<br />

verarbeiten. Hunde können das am<br />

besten an einem sicheren Ort, beispielsweise<br />

im Auto – sofern die Temperaturen<br />

stimmen – auf einer Decke<br />

oder in einer speziellen Transportbox<br />

für Hunde, die an einem ruhigen<br />

><br />

FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT<br />

UNSERE<br />

EXPERTEN<br />

Nicole<br />

Brinkmann<br />

ist Pferdefachwirtin<br />

und Hundetrainerin.<br />

In<br />

ihrer Hundeschule<br />

„Lieblingsviecher“ in<br />

Mettmann bietet sie<br />

unter anderem ein Training<br />

für Reitbegleithunde<br />

an. www.lieblingsviecher.de<br />

Sabine<br />

Lang<br />

leitet das<br />

Zentrum für<br />

Pferd, Hund<br />

und Mensch<br />

im Allgäu. Hier gibt sie<br />

Unterricht und Kurse<br />

und bietet auch Trainingsurlaub<br />

an. Für die<br />

Ausbildung zum Reitbegleithund<br />

sowie zum<br />

Horse and Dog Trail ist<br />

sie bundesweit und<br />

grenzübergreifend unterwegs.<br />

www.sabinelang.de<br />

Sandra<br />

Pendl<br />

leitet den<br />

bundesweiten<br />

Arbeitskreis<br />

zur<br />

Reitbegleithund-Ausbildung<br />

der Vereinigung<br />

für Freizeitreiter und<br />

-fahrer in Deutschland<br />

(VFD) und unterstützt<br />

die Kurse als Übungsleiterin.<br />

www.vfdnet.<br />

de/index.php/vielfalt/reitbegleithunde<br />

Hier aktuelle Ausgabe bestellen<br />

REITER REVUE INTERNATIONAL 5/2018 57

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