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PRAXIS<br />
CHECKLISTE<br />
Hunde-Ausrüstung<br />
für den Reitstall<br />
➛ ein gut sitzendes,<br />
nicht zu schmales Halsband<br />
oder Geschirr<br />
➛ eine drei Meter lange<br />
Trainingsleine, am besten<br />
aus Leder, ohne<br />
Schlaufen oder Ringe<br />
➛ eine Liegedecke<br />
➛ einen eigenen<br />
Trinknapf<br />
➛ bei Bedarf eine<br />
Transportbox<br />
➛ Leckerlis oder Kauknochen<br />
zur Belohnung<br />
Oft sind Pferdemenschen auch Hundemenschen.<br />
Viele Reiter bringen ihren<br />
Hund nur zu gerne mit in den Reitstall.<br />
Schließlich lassen sich so geschickt zwei<br />
Fliegen mit einer Klappe schlagen: Während<br />
der Reiter sich um sein Pferd kümmert, kann der<br />
Hund nach Herzenslust spielen, toben und am Ende<br />
ausgepowert und zufrieden wieder mit nach Hause<br />
fahren. Doch tatsächlich genießen die Hunde im<br />
Reitstall meist Narrenfreiheit. Sie verwandeln die<br />
Stallgasse in eine Spielwiese, plündern die Futterkammer,<br />
machen den Reitplatz zur Buddelkiste oder versehen<br />
ihr Revier mit allerhand Duftmarken.<br />
Dann ist der Ärger programmiert, sagt Hundetrainerin<br />
Nicole Brinkmann, die in ihrer Hundeschule<br />
„Lieblingsviecher“ in Mettmann ein spezielles Reitbegleithundetraining<br />
anbietet. Schließlich bedeutet ein<br />
Hund, der im Stall seine eigenen Wege geht, immer<br />
ein Risiko für Reiter, Pferde und sich selbst. Brinkmann<br />
geht noch weiter: „Ein Hund, der im Reitstall<br />
keine Aufgabe hat, ist nicht glücklich.“ Hunde wollen<br />
arbeiten und das muss sich für sie lohnen, lautet ihr<br />
Grundsatz. Sie plädiert beim Training für ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit. Arbeit<br />
bedeutet für den Hund, Anweisungen zu befolgen, um<br />
dafür belohnt zu werden. Freizeit meint, Hund sein zu<br />
dürfen, umherzutollen und ausgelassen zu spielen.<br />
Sabine Lang, Leiterin des Zentrums für Pferd, Hund<br />
und Mensch, macht die besondere Aufgabe des Tierhalters<br />
für ein harmonisches Miteinander im Reitstall<br />
deutlich: „Es liegt in der Verantwortung<br />
des Hundehalters, dass sich<br />
der Hund im Stall an Regeln hält. Er<br />
muss dafür sorgen, dass sich genetisch<br />
bedingtes Verhalten des Hundes,<br />
wie Jagen oder Hüten, nicht<br />
verselbstständigt.“ Sie rät, beispielsweise<br />
die Futterkammer zum Taburaum<br />
zu machen oder unkontrolliertes<br />
Rennen auf Weide und Stallgasse<br />
nicht zu erlauben. Außerdem<br />
sollten sich alle Hundehalter am<br />
Stall einigen, fremde Hunde nicht<br />
mit Leckerlis zu füttern. „Das kann<br />
Ärger unter den Hunden schüren“,<br />
erklärt sie. Hinzu kommt die Position<br />
des Hunde- und Pferdehalters als<br />
Vermittler zwischen den Tieren. „In<br />
unsicheren Situationen sollen sich<br />
die Vierbeiner an ihm orientieren“,<br />
schildert Lang. Hund und Pferd werden<br />
sich dann weniger zu genetisch<br />
bedingtem oder instinktivem Verhalten<br />
hinreißen lassen, beispielsweise<br />
zum Hüten, Jagen oder zur<br />
Flucht. Das Training für den Hund<br />
beginnt schon zu Hause. Dort können<br />
Übungen, wie an einem Platz zu warten, trainiert<br />
werden. Begegnungen mit anderen Hunden, Joggern<br />
oder Radfahrern dürfen kein Problem darstellen, bevor<br />
der Hund mit auf den Ausritt darf.<br />
Gerade zu Beginn ist es wichtig, dass der Hund vor<br />
dem Stallbesuch ausgelastet ist. „20 Minuten spazieren<br />
gehen reichen aus“, sagt Nicole Brinkmann. So<br />
kann der Hund vorab seine Notdurft und seine Energie<br />
loswerden. Sabine Lang rät, ihn zur Gewöhnung<br />
und zu Beginn des Trainings am Stall zunächst an der<br />
Leine zu führen. „Hund und Pferd dürfen keine<br />
schlechten Erfahrungen miteinander machen“, lautet<br />
ihr Credo. Nicole Brinkmann formuliert die generelle<br />
Schwierigkeit: „Für Hunde ist der Bewegungsreiz des<br />
Pferdes sehr anregend. Das Pferd hingegen muss seine<br />
Meidereaktion im Kontakt mit Hunden überwinden.“<br />
Deshalb startet jeder Erstkontakt der beiden Spezies<br />
mit der sogenannten Sozialisierungsphase, in der sich<br />
Hund und Pferd kennenlernen.<br />
Der erste Kontakt<br />
Für unerfahrene Hunde eignet sich am besten ein<br />
ruhiges Pferd für den Erstkontakt, sagt Nicole Brinkmann.<br />
Umgekehrt ist für ein unerfahrenes Pferd ein<br />
ruhiger Hund, der Pferde kennt, die beste Wahl. „Man<br />
lässt den Hund am Pferd schnuppern, bei sehr ruhigen<br />
Pferden beispielsweise an den Beinen“, sagt<br />
Brinkmann. Lässt man den Hund auch am Kopf des<br />
Pferdes schnuppern, sollte man es<br />
zusätzlich am Halfter festhalten.<br />
„Manche Hunde reagieren empfindlich<br />
auf den Pferdekopf, der sie mit<br />
großen Augen anstarrt und mit den<br />
Nüstern anschnaubt“, schildert Nicole<br />
Brinkmann. Ganz wichtig sei es,<br />
dass der Hund mit seiner Nase auf<br />
Tuchfühlung gehe. „Hunde lernen<br />
effektiv nur über die Nase“, erklärt<br />
sie.<br />
Dabei soll sich der ehrgeizige Hundebesitzer<br />
gerade zu Beginn mit kurzen<br />
Trainingseinheiten zufriedengeben,<br />
rät Nicole Brinkmann: „Nähert<br />
sich der Hund unbefangen aber respektvoll<br />
dem Pferd, ist das schon ein<br />
erster Erfolg.“ Für ein Pferd ist schon<br />
das neugierige Beäugen des Hundes<br />
als Erfolg zu verbuchen. Danach<br />
brauchen beide Zeit, das Gelernte zu<br />
verarbeiten. Hunde können das am<br />
besten an einem sicheren Ort, beispielsweise<br />
im Auto – sofern die Temperaturen<br />
stimmen – auf einer Decke<br />
oder in einer speziellen Transportbox<br />
für Hunde, die an einem ruhigen<br />
><br />
FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT FOTO: PRIVAT<br />
UNSERE<br />
EXPERTEN<br />
Nicole<br />
Brinkmann<br />
ist Pferdefachwirtin<br />
und Hundetrainerin.<br />
In<br />
ihrer Hundeschule<br />
„Lieblingsviecher“ in<br />
Mettmann bietet sie<br />
unter anderem ein Training<br />
für Reitbegleithunde<br />
an. www.lieblingsviecher.de<br />
Sabine<br />
Lang<br />
leitet das<br />
Zentrum für<br />
Pferd, Hund<br />
und Mensch<br />
im Allgäu. Hier gibt sie<br />
Unterricht und Kurse<br />
und bietet auch Trainingsurlaub<br />
an. Für die<br />
Ausbildung zum Reitbegleithund<br />
sowie zum<br />
Horse and Dog Trail ist<br />
sie bundesweit und<br />
grenzübergreifend unterwegs.<br />
www.sabinelang.de<br />
Sandra<br />
Pendl<br />
leitet den<br />
bundesweiten<br />
Arbeitskreis<br />
zur<br />
Reitbegleithund-Ausbildung<br />
der Vereinigung<br />
für Freizeitreiter und<br />
-fahrer in Deutschland<br />
(VFD) und unterstützt<br />
die Kurse als Übungsleiterin.<br />
www.vfdnet.<br />
de/index.php/vielfalt/reitbegleithunde<br />
Hier aktuelle Ausgabe bestellen<br />
REITER REVUE INTERNATIONAL 5/2018 57