14.12.2012 Aufrufe

Beer - bei Doblinger-Musikverlag

Beer - bei Doblinger-Musikverlag

Beer - bei Doblinger-Musikverlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

klang:jubiläum<br />

Phantasie aus der Praxis<br />

Seite 10<br />

paul Walter Fürst zum 85. geburtstag<br />

Von Walter Weidringer<br />

Er habe sich immer bemüht, „Musik zu schreiben, die die Instrumente<br />

nicht beschädigt“: In diesem kompositorischen Credo<br />

vereinen sich das Fachwissen des genuinen Praktikers und die<br />

Achtung vor den Kollegen und ihren Befürchtungen mit jenem<br />

Körnchen Humor, der für alles im Leben wichtig ist und auch in<br />

der Musik eine erhebliche Rolle spielt. Und das nicht nur, weil<br />

Paul Walter Fürst lange Jahre als Bratscher der Tonkünstler sowie<br />

der Münchener und schließlich Wiener Philharmoniker in<br />

einem vielfältigen und reichhaltigen Berufsleben so manchen<br />

einschlägigen Witz nicht nur gehört, sondern auch mit Genuss<br />

weitererzählt und da<strong>bei</strong> en passant auch Scherz-Munition gegen<br />

andere Instrumentengruppen gesammelt hat. Da<strong>bei</strong> war er in<br />

seiner jovialen Art immer um vernünftigen Ausgleich zwischen<br />

etwaigen Extremen bemüht – ein Wesenszug, der ihm in seinen<br />

zahlreichen Managementtätigkeiten sehr zugute gekommen ist:<br />

Schließlich war Fürst insgesamt 17 Jahre lang Geschäftsführer<br />

der Wiener Philharmoniker, ar<strong>bei</strong>tete an der Spitze der OESTIG,<br />

der Österreichischen Interpretengesellschaft, um die Rechte der<br />

ausübenden Künstler an der Verwertung ihrer Live-Darbietungen<br />

zu wahren, setzte sich in der Gewerkschaft Kunst, Medien,<br />

Freie Berufe für die Belange der Kollegen ein und fungiert nach<br />

wie vor (seit 1998) als Präsident der AKM, der Gesellschaft der<br />

Autoren, Komponisten und Musikverleger.<br />

Auf den Musikerleib geschrieben<br />

Doch lässt sich <strong>bei</strong> Paul Walter Fürst dies eigentlich nicht von<br />

seinem Komponisten- und Musikerdasein trennen – das Kommunikative<br />

ist es, der direkte Austausch mit dem Gegenüber, was<br />

auch seine Musik auszeichnet. Stilistisch hat er sich da<strong>bei</strong> niemals<br />

festnageln lassen, sondern lieber seine Interpreten immer<br />

gerne, aber auf vielfach ganz unterschiedene Weise gefordert.<br />

„Es ist wunderbar, für jemand zu schreiben, den man kennt,<br />

denn dann weiß man auf jeden Fall um seine Stärken. Das war<br />

für mich immer sehr anregend“, bekannte der Jubilar unlängst in<br />

der von Gustav Danzinger gestalteten Zeit-Ton-Geburtstagssendung<br />

auf Ö1. Das bewusste Erproben unterschiedlicher Zugänge<br />

und Ideen, die vielfach auf der Persönlichkeit und den speziellen<br />

Fähigkeiten der Initiatoren und Auftraggeber basieren, zeichnet<br />

Fürsts Werke in besonderem Maße aus – mit dem angenehmen<br />

Nebeneffekt, dass auch andere MusikerInnen als jene, die der<br />

Komponist ursprünglich im Sinn hatte, Fürsts Tonsprache ungemein<br />

anregend finden. Der Dirigent Hermann Scherchen, einer<br />

der großen Vorkämpfer der Moderne, hat Fürst einst mit auf den<br />

Weg gegeben: „Stellen Sie den Interpreten Aufgaben, fordern Sie<br />

sie auch mit mehr als einer Notenlesebeschäftigung heraus; es<br />

überträgt sich auf den Zuhörer.“ Der internationale Erfolg etwa<br />

seines Trios Petitionen op. 51 für Klarinette, Viola und Klavier<br />

zeigt, dass er den Rat beherzigt hat: Fürst freut besonders, <strong>bei</strong><br />

Philharmoniker-Tourneen zwischen Amerika und Japan des öfteren<br />

von begeisterten Hobbymusikern auf gerade dieses Werk<br />

angesprochen worden zu sein, zumal das Lob von so genannten<br />

Dilettanten kommt – „denn die müssen mich ja nicht spielen,<br />

tun es aber gern!“<br />

Literatur als anregende „Dusche“<br />

In einem Gespräch mit Walter Dobner hat der Komponist seine<br />

kreativen Wechselspiele einmal so beschrieben: „Ich habe mich<br />

gewandelt, ohne mich wandeln zu müssen, habe auch gewisse<br />

Experimente gemacht, bin dann wieder zurückgegangen.<br />

Schließlich habe ich erkannt, dass es dem Publikum völlig egal<br />

ist, welche geistige Nahrung ich den Noten zuschiebe, denn das<br />

Werk wird nicht besser, wenn ich es lang erklären muss. Ich verlange<br />

von einem Publikum, dass es sich einigermaßen aufnah-<br />

Fantasy From PraCtiCe<br />

For the 85 th Birthday of Paul Walter Fürst<br />

He had always striven to “write music that does not harm the<br />

instruments”: this composer’s creed combines the genuine<br />

practician’s expert knowledge and the respect of colleagues<br />

and their misgivings with the modicum of humor which is so<br />

important for everything in life and has an important role also<br />

in music. And that not only because Paul Walter Fürst has<br />

been a viola player for many years, e.g. in the Munich and<br />

Vienna Philharmonic, and has, in the course of such a varied<br />

and rich professional life, not only heard and savoringly<br />

retold many jokes, but has also amassed a large amount of<br />

joke-ammunition against other groups of instruments. His genial<br />

personality has always aimed to find a sensible balance<br />

between the extremes – a characteristic that has aided him<br />

very much indeed in his many managerial activities: he was,<br />

e.g., the managing director of the Vienna Philharmonic for 17<br />

years. But all this can in truth not be separated from his life

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!