Beer - bei Doblinger-Musikverlag
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klang:echo<br />
Vielfalt der Charaktere<br />
Seite 8<br />
Wolfram Wagner Composer in residence <strong>bei</strong>m Wiener Concert-verein<br />
Mit gleich zwei Uraufführungen präsentiert sich Wolfram Wagner<br />
als Composer in Residenz <strong>bei</strong>m Wiener Concert-Verein im<br />
Wiener Musikverein.<br />
Zunächst stand im Januar Wagners Konzert für Flöte, Klavier<br />
und Streicher am Programm, mit den Solisten Robert Wolf (Flöte)<br />
und Agnes Wolf (Klavier), unter der Leitung von Andreas Pixner<br />
(als Einspringer für den erkrankten Krzysztof Penderecki). „Meine<br />
Musikstücke erzählen Geschichten, allerdings keine, die man in<br />
Worte fassen könnte“, verriet der Komponist im Gespräch mit<br />
Ulrike Lampert für die Zeitschrift Musikfreunde. „Das ist dann<br />
die Geschichte von Tönen oder kleinen Motiven in der Welt der<br />
Töne, in der Welt der Klänge. Das Konzert für Flöte, Klavier und<br />
Streicher zum Beispiel beginnt mit einem ganz seltsamen Triller<br />
in der Flöte, den man in dieser Art des Klanges nur auf der Flöte<br />
machen kann. Und daraus entsteht dann eine Geschichte in<br />
Klängen, in Tönen rund um diesen Ausgangsmoment. Diese musikalischen<br />
Geschichten haben durchaus etwas Dramatisches,<br />
Gestisches und Theatralisches.“<br />
Wolfram Wagners dramatische Auffassung von konzertant-absoluter<br />
Musik kann sich freilich durchaus auf recht heterogenes<br />
Material stützen – und wie in einem spannenden Theaterstück<br />
sind dem Hörer da<strong>bei</strong> vielleicht nicht alle Figuren gleichermaßen<br />
sympathisch. Worauf es allerdings ankommt, ist das packende<br />
Mit- oder Gegeneinander dieser klingenden Charaktere. In diesem<br />
Licht lässt sich wohl auch die Rezension von Rebecca Vogels<br />
(ÖMZ 02/11) verstehen, wonach Wagner in diesem Doppelkonzert<br />
LH-Stv. „intime, David Brenner impressionistisch und Friedrich anmutende Cerha Flötenpassagen<br />
Elena Denisova und Alexei<br />
Kornienko, Solistin und<br />
Dirigent der Uraufführung<br />
von Wagners Konzertanter<br />
Fantasie -- und gemeinsam<br />
Leiter des Wörthersee<br />
Classics Festival<br />
neben rhythmisch forcierte Fortissimo-Cluster stellt und triviale,<br />
an Hollywood erinnernde Jazzszenen mit lyrisch transparenter<br />
Streichermelodik verbindet. Ein Werk somit, das sich durch Vielfalt<br />
auszeichnet, jedoch nicht durch Innovation oder Progressivität.“<br />
In den <strong>bei</strong>den Solisten seien jedenfalls „herausragende<br />
Interpreten gefunden“ worden, welche durch „Intensität und<br />
Sensibilität“ hervorgetreten wären.<br />
Im März wurde die Konzertante Fantasie für Violine und<br />
Streichorchester uraufgeführt, mit Alexei Kornienko am Dirigentenpult<br />
und der Widmungsträgerin Elena Denisova als Solistin.<br />
Wagners Werk, das Tonmotive von Johannes Brahms verar<strong>bei</strong>tet,<br />
ist noch einmal in der gleichen Besetzung zu hören: Am 20.<br />
5. 2011 findet die Aufführung der Konzertanten Fantasie <strong>bei</strong>m<br />
Wörthersee Classics Festival 2011 statt, welches heuer sein<br />
zehnjähriges Bestehen feiert!<br />
Den Abschluss bildete eine Neufassung von Wagners Fantasie<br />
für Streichorchester, unter der Leitung von Thomas Rösner. Wolfram<br />
Wagner: „Musik ist <strong>bei</strong>des: geistige Konstruktion und emotionaler<br />
Ausdruck im Klang. Wenn das Leidenschaftliche, das<br />
Emotionale nicht wäre, dann würde der Intellekt die Musik auch<br />
nicht retten. Aber ohne den Intellekt wäre die Gefahr gegeben,<br />
dass die Musik nicht ganz verständlich ist. Wie wenn Sie jemand<br />
in einer fremden Sprache eindringlich anspricht und Sie wissen,<br />
es liegt ihm etwas am Herzen, aber Sie wissen nicht, was. Das ist<br />
der intellektuelle Teil, dass er das, was er eindringlich vorbringt,<br />
auch so formuliert, dass Sie verstehen, was er eigentlich will.<br />
Das gehört zusammen.“