WIRTSCHAFT+MARKT 3/2018
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18 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Sachsens „Cool Climate“-<br />
Weine auf Siegeszug<br />
Im sächsischen Elbtal erstreckt sich auf einer Länge von 55 Kilometern<br />
eine der schönsten Weinkulturlandschaften Deutschlands.<br />
Seit mehr als 850 Jahren bauen die Winzer in atemberaubenden<br />
Steillagen und jahrhundertealten Terrassenweinbergen ihre Trauben<br />
an und keltern sie anschließend zu erlesenen Weinen. Inmitten<br />
dieser malerischen Region befindet sich, mit dem in Radebeul<br />
gelegenen Schloss Wackerbarth, das erste Erlebnisweingut Europas.<br />
Das Sächsische Staatsweingut pflegt nicht nur seit 1836 eine<br />
edle Sekttradition, hier entstehen heute auch weltweit anerkannte<br />
Spitzenweine. Von Karsten Hintzmann<br />
Bereits einer der frühen sächsischen<br />
Gourmets, Kurfürst August der Starke,<br />
ließ sich mit feinsten Weinen aus<br />
der Region rund um Dresden und Meißen<br />
verwöhnen und erhob die besten Weinberge,<br />
wie den „Goldenen Wagen“ in Radebeul,<br />
sogar zur königlichen Weinbergslage.<br />
Seit nunmehr fast 30 Jahren sind die heimischen<br />
Winzer dabei, ihre Genuss-Tradition<br />
zu qualitativ neuen Gipfeln zu führen. Die<br />
Weinbaufläche konnte in dieser Zeit schrittweise<br />
erweitert werden, dennoch zählt<br />
der Freistaat unverändert zu den kleinsten<br />
deutschen Weinbauregionen. Geprägt werden<br />
die Weine aus dem sächsischen Elbtal,<br />
welches am 51. Breitengrad liegt, durch das<br />
hier vorherrschende Kontinentalklima: Während<br />
der gesamten Vegetations- und Reifeperiode<br />
wechseln sich warme Tage (im<br />
Jahr 2015 kam das Elbtal auf rund 1.885<br />
Sonnenstunden und gehörte damit zu den<br />
sonnigsten Regionen Deutschlands) mit<br />
kühlen Nächten ab. Die Temperaturamplitude<br />
fällt jedoch deutlich höher aus als in<br />
anderen Weinregionen. Dadurch behalten<br />
die Trauben bis in die späte Reife ihre ausgeprägten<br />
Aromen und ihre natürliche Frische.<br />
Und diese Eleganz und<br />
Finesse kann man bei<br />
den „Cool Climate“-<br />
Weinen der sächsischen<br />
Winzer auch<br />
schmecken.<br />
Sachsen ist ein<br />
typisches Weißwein-Land<br />
– auf<br />
etwa 80 Prozent<br />
der Rebfläche reifen<br />
insgesamt mehr als 30<br />
verschiedene weiße Rebsorten, darunter<br />
Müller-Thurgau, Riesling, Traminer, Weißund<br />
Grauburgunder oder Scheurebe. Auch<br />
eine Rarität ist hier zu Hause, der vor 125<br />
Jahren im französischen Elsass entstandene<br />
„Goldriesling“. Gezüchtet im Jahr 1893,<br />
kamen 1913 die ersten 115 Rebstöcke ins<br />
Elbtal. Heute wird die Tradition dieser Rebsorte<br />
nur noch auf den sächsischen Weinbergen<br />
bewahrt und gepflegt.<br />
Kenner loben Schloss Wackerbarth<br />
In den letzten Jahren sorgte besonders das<br />
Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth<br />
für Furore, weil auf den insgesamt<br />
104 Hektar Rebflächen elegante Weine<br />
reifen, die bei nationalen und internationalen<br />
Wettbewerben und Verkostungen<br />
diverse Preise und Auszeichnungen abräumen<br />
konnten. Auch die Fachpresse ist voll<br />
des Lobes ob der Leistungen des 120-köpfigen<br />
Teams. Der renommierte Weinführer<br />
Gault Millau etwa schreibt: „Wackerbarth<br />
– das ist Geschichte,<br />
Gegenwart und Zukunft zugleich.<br />
Gelegen vor einem<br />
der schönsten Terrassenweinberge<br />
der Region,<br />
geben Barockschloss und<br />
Park einen Eindruck vom<br />
sächsischen Glamour ver-<br />
Kellermeister Jürgen Aumüller.<br />
Fotos: Schloss Wackerbarth<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2018</strong>